Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 15, 1913, Image 1

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    - H
Isbststo Hbtmrivul sm« Ists
Nebraska
Jahrgang II. Grund Island, Nebraska- Freitag« den lebAugusi ungv Nummer l.
Brief engs Qentschlnnd.
Dohensteinsiicnsiihah 27. Juli «1ti.
- An den »An-einer und Deren-T
Grund Island, Neb.
Giücklich und gesund in meiner Vei
maib Vohensieiii-Eenstihal angekom
men, gestatte ich mir, auch Ihnen von
hier aus Grüße zu senden.
Als alter Abonneni und Leser JU
res geschügten Blutes-, welches mir
meine liebe Frau nach hier sendet, ver
folqe ich alle Neuigkeiten mit größtem
Interesse Drüben bei Ihnen ist große
Dis-e, während biet bei uns anhalten
det Regen mii abwechselndem Sonnen
- ist« und M besticht
js —---v
Ich leide an allgemeinem Wohlbe
sinden. Von meinen Eltern, Brüdern
und Schwestern sowie Verwandten
wurde ich mit großer Freude empfan
gen. Auch istrs mir vergönnt gen-e
sen, seit meinem Hiersein viele Fest
lichteiten mitseiern zu tonnen; so s. B.
das deutsche Turnsest in Leipzig, das
wohl das größte je im deutschen Vater
lande abgehaltene war. Noch nie llat
Leipzig so viele Menschen gesehen, wie
zu diesem Feste » es waren gegen
90,000 Turner anwesend, darunter
300 Ameritaner. welche sammttich in
Kutschen fuhren. Mit vielen derselben
habe ich auch gesprochen. Heute sind
wieder zwei große Schüpenseste in mei
ner Vaterstadt und Anfang September
wird unser sachsischer Konig Friedrich
August Hohenstein - Crnstthol einen
Besuch abstatten. Ich bin dieses Jahr
zu einer Zeit in meine Heimath ge
langt, in welcher ich sehr Vieles zu
sehen bekam. Leider entflieht die liebe
Zeit zu schnell und gar bald werde ich
sen den W wieder stir immer
Abschied nehmen müssen, nm wieder zu
meiner lieben Familie in die zweite
Deimath zurückzukehren
deute haben wir einen schonen und
prachtvollen Sonntag, aber wir toan
ten mehr Wurme gebrauchen. zan
drüben noch so große Dipe herrscht
(Jeterle, tth Grad im Schatten. D.
Lied-) herrscht, so senden Sie sosort
eine Schissdladung voll ab, aber die
Stürme und Dagetwetter lassen Sie
sreundlichst drüben. its-s singe wollt,
aber es seht nich. Red.)
Die ganze Vorigen-, Hafer- und
KartosselsErnte steht prachtvoll, doch
eo mangelt die Wärme zum Reisen, so
das; die Ernte zurtlagehalten wird.
Es grüßt sie aus der Heintath Ihr
Carl D. Scheer,
Former aus lshavman
. Der kleine ltsertiegrast, nicht ja
sehr in Bezug aui Kurz-erlange als
hinsichtlich seiner geistigen Bedeutung,
ist ein ziemlich unleidlicher Geselle, un
"«" Mediich deshalb, weil rinnt mit ihml
lther die erhabensten Gitter der Mensch-s
hin isfrtge seiner von geistiger Beil
schranttheit gezeugven Unduldsantteih
- nicht irre-n rann. Man spricht mit
dein Blinden ebenso wenig don der
Farbe, ais man den Tauben von den!
Schonheiten einer Beethoven schenl
Symphonie zu überzeugen bersuchtl
Daß dieser Menschenschlag immer wie- j
der sich breit macht, liegt an der gra- l
sten Uuentschiedenheit, der Feigheit
Einzelnen die sich nicht dazu verstehen
weinen, tolchen Jgnoranten dirett die
Wahrheit in’5 Gesicht zu schleudern
und sie aus jenen Standpuntt zu stel
len, aus den sle infolge ihrer chimbo
rassohasten geistigeg Beschranttheit ge
hören. Dummheit, mit Bescheiden
heii gepaart, läßt sich ertragen; der
Jgnorant jedoch, der durch Unver
lchamthett zu ersehen versucht, was ihm
an positivem Wissen abgeht, muß aus
das ungemaschene Maul geschlagen
» werden, dir er begreifen lernt, daß die
« selIst eher lein Quernath-It bereits
Is, W hat und auchIMNter be
sass-Is- Oied .
« —«UMrather-Uie sc ge
Wt« heißt es. Ganz entzwei
fchetttt er aber nlcht zu sein.
: Feuer-glattem
s ..-.-..
Am Samstag nnd Sonntag Morgen
wurden die hiesigen Loschmannschaften
viermal alarmirt, der bauntalartn
galt aber einem skeuetz das im Ge
bäude der Wilttns Sboe iso. Wie
Ausbruch laut. Es war gegen : Uhr
am Sonntag Morgen, als man das
Feuer entdeckte nnd es bereits größere
Dimensionen angenommen hatte. Das
selbe entstand tm Untergeschoß des Ge
bäudes und die Feuerwebr hatte in
folge der abgetheilten Raumlichkeiten
sowie des Rauches Schwierigkeiten, an
den Feuerberd zu gelangen uno die
Flammen zu bekannt-sen Dieselben
hatten bereits das Ballenwert ange
griffen und züngelten m dte Laden
raunilichteit empor, in welcher sie be
deutenden Schaden anrichteten und
taä sämmtliche Schuh-paaren vernich
teten oder unbrauchbar machten. Der
Laden mußte temporar geschlossen
werden, da eine uollstandige Ren-evi
rung zur Nothwendigtett wurde, una
setner, um oie Abschayung des Verlu
lltsteS vornehmen zu können, der sich
auf sit-Moll bezjifert. worauf jedoch
nur eine Versicherung non slwmn
ruht. Dass obere Stockwerk wurde
nicht in Mitleidenschast gezogen, oder
zuwenigsteno nnr ganz leicht, und der
nebenan sich befindliche Wolbach’sche
Laden wurde durch angebrachte Schutz
oorrtchtnngen vor Schaden bewahrt.
i —- Zeit Jahr und Tag wurden aus
dem Donald’schen Laden verschiedene
Waaren vermißt, Mr dasi mail dem
Thater aus die Spur kommen konnte.
Vor Kurzem wurde nun die Polizei
benachrichtigt, dass Jemand nach Ge
schäftsschlusi den Laden betreten habe.
Man drang in das Gebunde, vermochte
»aber nichts zu entdecken, bis ein ge
lheinmiszvolles Stiappeln auf dem obe
ren Theil eines Kistenhausensö Ver
dacht erregte. Schließlich entdeckte das
Argusauge der ht. Herinandat in der
Tiefe der den Hausen tronenden Kiste
ein zusammengelauertee Exemplar des
l»Homa sapiens«. veranlaßten das
Jselbe zum Dinabsteigem und siehe da,
lell entpupp«e sich als ein früherer An
’gestetlter der Firma mit Namen Her
itiann(«5.ool, der gegenwartrg in den
Ill. P. Werkstätten arbeitet. Die Po
»lizei legte Beschlag aus seine Person
und brachte ihn hinter die schutzenden
schiuedischen itzardinen der (sountn-Ba
Istille, woselbst er nun biszur Verhand
Hiung philosophische Betrachtungen iivek
den Unterschied von Mein und Dein
sowie uber Ursachen und Wirkungen
anzustellen Gelegenheit hat.
Am nächsten Tage wurde der Arre
stant vor Richter Mullin geführt, und
nachdem ihm derselbe eine gehörige
Stett-baute gehalten, in Gegenwart
seiner weinenden Gattin, wurde er
unter der Anklage des Kleindiehstahls
szu 25 Tagen counthaesangnisi und
den Gerichtstosieu verurtheilt. Der
Richter erklärte, daß, wenn der Dieb
stahl einen Dollar mehr betragen
hatte, ihm das Staatszuchthaus ge
tointthiitte. Moge dies eine War
nung sttr alle Diejenigen sein, welche
aus schieser Ebene sich bewegen und da
durch in die Lage kommen, ihr eigenes
Schicksal und dasjenige ihrer Angehö
rigen zu besiegeln und ihren guten
Ruf in die Wagschale zu wersen.
—- Cin Evangelist, der kürzlich in
unserer Nachbarstadt Lin-ein als Ein
leitung zu einer »Nasz oder trocken«
Wahl eine ErweetungdsCampagne ah
htelt, meinte, der OstersTornado, der
einen Theil Omahas verwttstete, sei
eine Deiinsuchung Gottes gewesen. Er
vergaß aber in erklären, daß der Tor
nadoll Klechenunsznur eine Wirth
s—.s-Uebessie Mut-sum soc-s Schrot-«
M Ist Ue Gesusdhejt jsi die Wissen
schqu emp« -, ichs-Im " eines uns-m
Wechselt-Wien Dann müssen wir
aber fest ais-nehmend gesund werden.
Aus dem Leserkreife.
Es liegt nicht in der Natur des
Schreibers dieser Zeiten« bezüglich sei
ner bescheidenen Wirksamkeit an einem
bescheidenen Wochenblatt in die Re
tlantetrombete zu stoßen; da eines je
den Menschen Handlungen und Werte
fitr sich selbst sprechen, wie eines Jeden
Schicksal durch seine Handlungen und
die sie treibenden. in seiner innersten
Natur begründeten Motive in seiner
eigenen Brust liegt; aber dennoch wa
gen wir eg, selbst auf die Gefahr hin,
dasi man uns Eitelkeitsniotibe unter
schieben kannte, obgleich dies uns fern
liegt, da wir nur unsere Pssichtzu thun
bestrebt sind, nachfolgendes Schreiben
zn publizirem mit dein Beineggrnnde,
um Denjenigen, welche das Blatt ta
deln oder gar ihr Anathema gegen
dasselbe aussprechen, ti: zeigen, daß
das Blatt auch im entgegengesetzten
Sinne beurtheilt wird.
Hier die ermahnte Zuschriit, deren
freundliche Gesinnung dem Blatt ge
genuber uns Freude bereitete nnd nies
tuegen mir den Zinsender bei-seinen itetg
in danibarer tsrinnernng behalten
werden. lsz sind die-J Lichtbtiete im
Leben eines szectnngsnienscheir welche
wu- farbenreiche Blumen den Dornen
bfad der stunrtialistit lieiranzeigr
Grand Its-land. Neb» H. Ang. ’l:-3.
Anzeiger und Herold!
Werther Herr Eschrtstleiterl
Anbei erlaube ich mir, Ihnen 8275
zu iibersenden alS schuldenden Abonne
wenns-Beitrag fitr 1912—-l«;)13 und
Wiss-Hist
Im Uebrigen erlaube ich mir, Tib
nen mein Compliment" auszuan
fiir die vorzügliche Leitung Jhres wer
then BlatteeL »Original-Artilel«,
gut stilisirt, mit treffenden Gedanken,
brauchen wir, das giebt der Zeitung
frische Farbe, und hauptsächlich Ihre
lebenssurtihenden Gedichte sind wahres
»Manna« in der Wüste. Nur anei
ter so, der Lohn kann nichtausbleibetn
Zie meiner unbegrenzten Hochach
tung oersichernd. zeichne mich als Ihr
ergebener c-. R. N ie m a n n.
Die » Tagliche Linaba Tribitne«
schreibt:
»Der «’)lnze«cger« In Grund Jsland
hat nach manchen Wandlung-In wieder
Besiyer gewechselt, indem er tn die
Bande des jungen Windolph und des
Dichters Werner Hager tuns schon vor
Jahren beigelegtez Prädikat, das aber
der Begründung entbehrt. Red) über
ging. Herr Hager hat die Rednttion
bereits seit mehreren Monaten geführt
und wirklich Alles geleistet, wag man
billiger Weile in einer Kletnftadt er
warten kann. Wir wünschen den Det
ren hager und Windelle den besten
Erfolg."
Sängerieses in Linealn erwies sich,
wie wir vernehmen, ein hiesiger Theil
nehnier an den Festlichkeiten als tapfe
rer Lebens-retten Jnfolge der glit
henden Pfeile der lichtsdendenden Him
melskdnigin begab sich eine Sänger
partie nach dein dortigen ,,(«5,apitol
Beach«, um ein tühlendes Bad zu neh
men. Plötzlich erschollen Hülfernse
und wan bemerkte zwei Damen, Mit
glieder des hiesigen Liedertranstas
menchok resp. eines Omahaer Damen-(
chors, in Ertrikikungggesahr. da sie sichs
zu weithinansv gewagt hatten. Da
eilte ein hiesiger Festbesucher under
weilt herbei nnd brachte die beiden
zhdlden wieder auf ,,terra firina«.
ESie kamen mit dem Schrecken davon,
jder Herd aber wünscht tn seiner Be
scheidenheit nicht die Veröffentlichung
seines Namens-.
, -—Gesketn Abend veranstaltete der
’,,Ltederkranz« ein Konzert in dessen
Garten mit nachfolgende-n Ball. Da
Mr aber schon am Nachmittag zur
Presse gingen, ist es uns diese Woche
nicht möglich, darüber zu reseriretn
—- Anlaßltch des jüngst verflossenen
l «
Zennst du das Land . .
Kennst du das Land, wo der Polarbar
lebt,
Und über Schnee und Eis das Schnee
huhn schwebt,
Wo man nicht schwtsh dte Sonne nie
mals sticht,
Hernieder zeitwetd strahlt das Nord
Polltcht?
Kennst du eH wahls
Dahin, dahin
Macht ich mtt dir bei dieser Hitze
zteh n!
Kennst du das Dunst Mit Fellen ist's
bedeckt
Darnnter faul der Egtima sich streckt
Bei W unter Null; dort-schmilzt man
nicht,
Hu. hu, der Sturm « den Schnee blast
ins Gesicht
Kennst du es wohl?
Dahin, dahin
Wuchs ich bet dieser Hu.;dgtaahitze
z(eh’n!
Kennst du den Berg nnd ferne Met
scherweM
Kein Zannenstich da droben dich de
fallt.
Da ist eS kahl bei Tag und auch bet
Nacht.
Und m das Eis-that dte Lawine kracht·
Kennst du ihn wohl
Dahtn. dahin
Macht« wandern ich, wo Gletscher
sirnen glühn
Werner Hager
. —- ijmeknur flüchtig-— keine Zeit
zum Radenken ohne Betracht rast
Alles in der größten lsile dahinl Keine
Ruhe, leine Rast Alles lebt nur in der
Hast!—— Von dem ruhigen, naturge
maßen »Werdenlafsen« früherer Tage
weiß unsere Zeit des Dampfetz und der
lslettrizitiit nichts mehr. Mit vier
zehn Jahren lesen die Kinder Notnane;
balodarauf fangen sie an, selbst solche
zu spielen, und dann geht die tolle
Jagd, der atheinlofe Wetilauf weiter.
Alles strebt nach fernen Zielen und
flattert, dieselben nie erreichend, unbe
standig hin und her. So wenig wie
Knabe und Madchen das stille, fried
liche Glück der Kindheit genofsen ha
ben, just so wenig genießen Jüngling
und Jungfrau die herrliche Jugendzeit
und der reife Mann zersvlittert erst
zrecht seine Kraft in hundert verschiede
Euen Aufgaben. Wir haben ieine Zeit
mehr, um geliebte Todte zu trat-ern
nne ehedem. Zimmer vorwartg geht
das tolle Zagen, wie in der Feld
fchlachi, über die Opfer hinweg, für
die man kaum noch einen kurzen Blick
des Bedauerns hat. Es mag eine alt
modische Ansicht fein, aber Schreiber
diefer Zeilen dünkt, als fei unfer gan
zes jestges Leben zu reich, zu abwech
selnd, zu mannigfaltig geworden- «
sen-seien gewinnt die Menschheit va
durch, doch der Einzelne verliert und.
betrügt sich unt das wahre Glück den j
stille-n Frieden seiner Seele! ;
Während des Gewitter-Z am Sam- I
stag Abend schlug der Blitz in einen
elektrischen Leitunggdraht unserer Dru
ctetei und infolgedessen brannte der
»FuseBlock« sitr den Motorhetrieb
aus nnd schmolz. Das Personal des
»Anzeiger« wurde momentan knie
«schwach und dankte decn gütige-i Ge
schick, daß der Wetterstrahl nicht einige
Yards weiter nordlich niedersuhr, sonst
hatte vielleicht der Zeitungsschreiber
unliebsame Bekanntschaft mit dem ge
fährlichen Feuerwerk des Himmels zu
machen Gelegenheit gehabt.
-.— Jn der Umgegend von Ravenna
herrschte anfangs der Woche ein schwe
rer Wind-s und dagelsturny der an
vielen Stehn das Corn förmlich in
Stücke schhgs Bei einem Fakmek
deckte der Wind das hübserhaus ab
und soll der dage1300 htthner erschla
gen haben.
Hopuliivphilogophisks
—
W.H
Zweite
Sehr derehrungswürdige Frau!
Jn meinem letzten Briefe versuchte
ich eine Hypothefe der Physiologie des
Traumes im Allgemeinen zu geben und
ich glaube dadurch gezeigt zu haben
dasz die Träume mehr als bloßes Ge
dankenspieL mehr als bloße Phanta
siebildersind: denn offenbar sind sie
von diesen verschieden, spezifisch ver
schieden. Phantasiebilder sind schwach,
matt, unvollständig, einseitig und so
flüchtig, daß man das Bild eines Ab-—
wesenden kaum einige Seiuuden gegen
wärtig zu erhalten vermag, und sogar
das lebhafteste Spiel der Phantasie
halt keinen Vergleich aus mit jener
handgreiflichen Wirklichkeit, die der
Traum uns verführt. Unsere Dar
ftellunggfahigkeit im Traum übertrifft
die unserer lskinbildunggiraft himmel
cveii; jeder anschauliche Gegenstand hat
im Traum eine Wahrheit, Vollendung,
wie die Wirklichkeit selbst, von der die
Phantasie weit entfernt bleibt. Es ift
ganz falsch, dies daraus erklären zu
wollen« daß die Bilder der Phantasie
durch den gleichzeitigen Eindruck der
Irealen Außenwelt geftdrt und geschivacht
wurden: denn auch in der tiefsten
Stille der sinstersten Nacht vermag die
Phantasie nichts hervorzubringen, was
jener objektiven Anschaulichkeit und
Leibhastigieit des Traumes irgend
nahe lame. Zudem sind Phantasie
bildet stets durch die Gedankenassocia
tion oder durch Motive herbeigeführt
und vom Bewußtsein ihrer WillkürlichsJ
keit begleitet. Der Traum hinge
gen steht da als ein völlig Frenideg,
sich, wie die Außenwelt, ohne unser
Fsznthun ja wider unseren Willen Auf
sdraugendee Da ist Alles Objektivi
itat und Wirklichkeit, Alles deutlich und
ibestimink da wirft jeder Körner sei
;nen Schatten, jeder fallt genau mit der
sseinem spezifischen Gewicht entsprechen- z
Eden Schwere und jede-Z Hinderniß mußJ
erst beseitigt werden, gerade wie in ders
Wirklichkeit Das durchaus L- bjektive
desselben zeigt sich ferner darin, daß
seine Vorgange zumeist gegen unsere
Erwartung, oft gegen unseren Wunsch
ausfallen; daf: die agireuden Personenl
sich mit einvarender tttiicksichtslosigkeit
gegen uns betragen; uverhauvt in der
rein objektiven dramatischen Richtig
keit der isharaktere und Handlungen,
welche die artige Bemerkung veran
laßte, daß Jeder, während er traun-t,
ein Shakesveore sei. Denn dieselbe
Allivissenheit in uns, welche bewerkstel
ligt, daß iin Traum jeder natürliche
Körper genau seinen wesentlichen Ei
genschatten gemäß wirkt, bewerkstelligt
auch, daß jeder Mensch in vollster Ge
maßbeit seines Charakters handelt und
redet. Infolgedessen ist die Täuschung
durch den Traum der Wirklichkeit so
ähnlich daß man beim Erwachen Ege
ivissermaßen mit sich erst zu iacnvfen
hat, um sich davon zu überzeugen, daß
wir nur geträumt haben.
Dies Alle-J beweist, dass der Traum
eine ganz etgenthiimliche Funktion un
seres Gehirns ist nnd durchaus ver
schieden von der blossen (kEithildttngS
kraft, die während deg Traumes au
ßerdem noch digponibel ist, so daß sie
also nicht selbst das Medium oder Or
gan des Traumes ist. Andererseits
wieder hat der Traum eine nicht zu
leugnende Aehnlichkeit mit dem Wahn
sinn. Denn wag das träumende Be
wußtsein vorn wachen hauptsächlich un
terscheidet, ist der Mangel an Gedacht
niß resp. an zusammenhängenden be
sonderer Rückerinnerung. Wir träu
men uns in wunderliche, ja um«-dg
ltche Lage-e und Verhältnisse, ohne das
wir nach den Beziehungen derselben
znm Abwesenden und den Ursachen ih
res Eintritt-z fragen würden; wir voll
(Fortsehnng auf t
he Erieke an eine Dame-.
ager.
r Brief.
ziehen ungereimte Handlutmen, weil
wir des ihnen Entgegenstehenden nicht
eingedenk sind. Längst Verstoxbene
figuriren noch immer als Leben-Je in
unseren Träumen, weil wir im Traum
uns nicht darauf besinnen, daß sie todt
sind. Oft sehen wir nns wieder in
den Verhältnissen die in unsrer frühen
Jugend bestanden, von den damaligen
Personen umgeben, Alles beim Alten;
weil alle seidem eingetretenen Verän
derungen und Umgestaltungen verges
sen sind. Es scheint also wirklich, daß
im Traume, bei der Thäiigkeit aller
Geistegiräfte, das Gedächtniß allein
nicht recht digponibel sei. Hieran
eben beruht seine Aehnlichkeit mit dem
Wahnsinn, welcher im Wesentlichen
aus eine gewisse Zerriittung des Erin
nerunggvermogens zurückzuführen ist,
und von diesem Gesichtspunkt aus läßt
sich der Team als ein kurzer Wahnsinn,
der Wahnsinn als ein langer Traum
bezeichnen. Daslssharalteristische des
Traumes ist die ihm wesentliche Be
dingung des Schlafes, d. h. der auf
gehobenen normalen Thatigleit des
Gehirnes und der Sinne; erst wann
diese Thätigkeit feiert, kann der Traum
seintretenz gerade so, wie die Bilder
Tder jetzigen Wandelbtlder-Theuter ekf
Yerscheineu können, nachdem man die
Beleuchtung des Raumes aufgehoben
hat. Demnach wird der Eintritt, mit
zhin auch der Stoff des Traumes, nicht
sdurch äußere Eindrücke ans die Sinne
herbeigeführt: einzelne«;sfalle, wo bei
leichtem Schlummer äußere Töne oder
auch Gerüche noch in’s Sensorium ge
drungen sind und Einfluß auf den
Traum erlangt haben. sind Ausnah
nahmen, die hier nicht in Betracht
kommen. Nun sei aber erwähnt, daß
Träume auch nicht durch die Gedanken
afsociation herbeigeführt werden; denn
sie entstehen entweder mitten im tiefen
Schlafe, dieser eigentlichen Ruhe des
Gehirns, welche wir als eine vollkom
mene, mithin als ganz bewußtlos an
zunehmen alle llrsache haben, wonach
hier sogar die Moglichkeit der Gedan
kenassociation wegfälltx oder aber si
entstehen beim llebergang aus dem
wachen Bewußtsein in den Schlaf,
also heim Einschlafen; sogar bleiben
sie hierbei nie ganz aus und geben
eben dadurch litelegenheit, die volle
lieberzeugung zu gewinnen, daß sie
durch keine littedankenassociation mit«
den wachen Vorstellungen verknüpft
sind, sondern den Faden dieser unbe
rührt lassen und ihren Stoff und An
laß ganz woanders, wir wissen nicht
woher, zu nehmen- Diese ersten
Trannibilder des Entschlafenden näm
lich sind, was sich leicht beobachten
laßt, stets ohne irgend einen Zusam
menhang mit den Gedanken, unter de
nen er eingeschlafen ist, ja, sie sind
diesen so alissallend heterogen, daß es
aussieht, als hatten sie absichtlich un
ter allen Dingen aus der Welt gerade
das ausgewählt, woran wir acn we
nigsten gedacht haben. Sie haben·
überdies dag Unterscheidende, daß sie
keine zusammenhangende Begebenheit
darstellen nnd wir auch meistenthetlö
nicht selbst als handelnd darin austre
ten, wie in den anderen Träumen«
Sie sind ein rein objektive-i Schauspiel,
bestehend aus vereinzelten Bildern, die -
beim Entschlafen plötzlich aussteigen.
Da wir oft sogleich darüber wieder er
wachen, können wir uns vollkommen
überzeugen, daß sie mit den Gedanken,
welche uns Ebeim Einschluer beschaf
tigtem nie-teilt die Mindeste Iebtest-ji«
reit, die Ostsee-Mike Inst-we new
roh-se Deka qiip wem uäss
biet an beiden Seiten- denetnnern und
dem äußern Ende, abgeschnitten zu
sein. Dies tst aber nicht möglich und
er vierten Seite. )