So heschiistigte sich das Personal von Rodenhorst ohne Unterlan mit der durchgebrannten Herrin, und ob gleich die Wege von einem Nachbarn zum andern ziemlich lang war-n, so drang die Kunde von der Flucht der - Baronin von Lüderitz doch mit Win deseile in die Umgegend. Herr vrn Siemens kam ganz atem los ins kleine idyllische Schweizer höuschen zu den Geschwistern Boh stedt angesetzt. .Erharmt euch, wißt ihr schon?!« Gott im Himmel, das war ja schrecklich. Und Liselotte Ollenschläs ger, hesand die sich denn jetzt ganz allein mit dem Baron? Sie hatte sich vor einiger Zeit schriftlich hei ihnen entschuldigt. Sie könne nicht kommen, weil man den Umgang mit der Baronin meide. Es wäre ihr peinlich, in Kreisen zugelassen zu werden, die ihrer her-tin verschlossen wären. Damals war Frau von Bohstedt im höchsten Grade empört gewesen; heute war sie geneigt, dem jungen, irregesiihrten Mädchen auch diese Ex travaganz, des Bruders wegen, zu verzeihen. »Ich werde mich morgen mal nach der kleinen Ollenschläger umsehen, Guido,« sagte sie wie tröstend zu diesem. »Ich dringe sie mit, verlaß Dich daraus. Sie weiß sonst so ge nau, was sich schickt, hier wird ihr Begrisssvermögen sie hossentlich nicht im Stiche regens Die also Betrtttelte erwog verweis len start den Tag ihrer Abreise. Es war selbstverständlich dasz sie nicht liinger bleiben konnte. Doch hatte sie durchaus leinen Grund, gleich der Baronin, Rodenhorst in fliegen der Eile zu verlassen. Sie befand sich unter dem Dache eines Edelman nes von vornehmer Gesinnung. Wo zu also fliehen? Sie beschloß, an Onkel Max zu schreiben, ihm alles llarzulegen und um seinen Rat zu bitten. Sie war gewiß, er würde keinen Augenblick säumen, sie zu holen. Sie wollte jedoch mit der Ab sendung ihres Briefes noch einen Tag warten, da Baron von Lüderitz sei ner Frau gerne einen Vorsprung las sen wollte. Er zweifelte ja natür lich fest nicht mehr an der Schuld Giselas. Bei einem abermaligen Ber hör der Jungfer, welches der Baron am Nachmittag mit dieser vornahm, stellte sich voraus, daß die Baronin tatsächlich am sechsten Oktober ver reist gewesen« Da der Gutsherr derzeit gerade siir einige Tage zu einer landwirt schaftlichen Sitzung in Flensburg weilte, hatte er natürlich teine Kennt nis von der Abwesenheit seiner Frau gehabt Binzenz von Litderitz billigte das Vorgehen Liselottens, am folgenden Tage ihrem Ontel, dem Regierungs rat, den Fall vorzutragen; er selber beschloß, ihrem Schreiben ein paar Worte beizufügen Es konnte ihm nur angenehm sein, sich mit einem an der Sache Beteiligten, und zwar mit einem ersahrenen Manne zu ver binden, um die erforderlichen Schrit te gemeinsam zu unternehmen. Der Brief an den Regierungsrat wurde länger, als Liselotte beabsich tigt. Gab es doch so manchen Punkt, der der Erörterung bedurfte. Bei Tisch tms sie mit dem Baron zusammen, dem sie erklärte, daß ihr Brief fertig sei und nur seiner Ein lage bedürfe. Diese lag zur Verfügung, so konnte der Brief geschlossen werden. Der Gutsherr wollte ihn am Nachmittag selbst besorgen, da er in die Stadt zu reiten gedachte. Noch aber war er nicht fort, als die helrnhausener Eauipage vorrollte. Der Gutsherr hatte Herrn von Siemens darin vermutet, toar also erstaunt, als eine Dame dem Ge sährt entstieg. Lilelotte, die sich allein im Salon befand, wechselte die Farbe. »Frau von Bohstedt«, murmelte sie, unangenebm berührt. Diese hatte dem Diener ihre Karte übergeben Jbr Besuch galt Fräu lein Lllenlchlägee Liselotte trat der Bekannten sreundlich gemessen entgegen. Sie hatte nichts gegen die Dame, doch empfand sie deren Kommen gerade zu dieser Zeit als eine Ausdtinglich keit. »Ja, ja,« sagte Frau von Boh stedt, Liselotte freundlich aus die Wangen klopsend, »wenn Madam med nicht zum Berge kommt, kommt der Berg zu ihm. Jbr Schreiben bat mich befremdet. liebes Kind. Weshalb kamen Sie nicht zu mir? Daß diese Frau, die Sie Jhre her rin zu nennen beliebten, keinen Zu tritt zu der Gesellschaft hatte, stimmt wohl nicht ganz. Man ist ihr, so viel ich hörte, des Baronl wegen freundlich, wenn auch reseroiert ent egengekommen. Daß sie sich nicht gebaupten konnte, ist eine Sache sür sich. Und die Aissre mit meinem Bruder, —- na, meine Liebe, so nach träglich sind wir nicht. Ich balte es siir meine Pflicht, die Hände ein wenig schlißend liber Ihr hanpt zu breiten; Sie waren hier schlecht un iergebracht.« «Gniibige Frau, ich danke anen siir Jbr Jnteresse,« sagte Liselotte, nnd ohne das sie es beabsichtigte, klang ei kiibl und ablehnend. , »Na und nun, kleine Unschuld, fällt ja auch die Rücksicht auf vie Baronin weg,« fuhr Frau Von Boh stedt fort. »Dieser Sman Mein liebes Kind, hier können Sie nicht bleiben, was würde Jbre Frau Mut ter sagen. Oh, oh, es wäre zu schrecklich wenn Sie erführe, daß ihre Tochter die Untergebene einer ehemaligen obskuren Sängerin gewe sen ist. Ich nehme Sie mit, liebe Liselottr. Siebeln Sie wenigstens für die ersten Tage dieses schotierens den Ereignissed zu uns über; bei uns läßt sich Jhre Zukunft leichter chauen.«' «Gniidige Frau, ich sagte Jhnen schon, wie sehr ich Ihnen für Jhr Interesse dankbar bin. Das Recht. iiber mich zu versitgen, behalte ich mir aber unter allen Umständen selber vor. Natürlich kann ich hier nicht bleiben, da man meiner Dienste nicht mehr bedarf. Onkel Max wird in den nächsten Tagen herkommen und mich holen.« Das sagte Likselotte ruhig, aber dennoch merkte Frau von Bohstedt, daß sie erregt war. Natürlich war Guido der Grund ihrer Weigerung. Das Mädel war einfach nicht klein zu kriegen. Könnte eine so bevor zugte Stellung in der Welt einneh men und butnmelte nun wieder vo gelfrei umher, jeder Unbill des Le bens preisgegeben. Das Gespräch berührte nur ober fliichlich die Flucht der Baronin. Frau von Bohstedt nahm in begreif licher Neugier ein reges Interesse an dem Falle während Liselotte zurück haltend antwortete. » Die Baronin sah ein, daß ihr Be Isuch erfolglos blieb, und da sie auch onst keineswegs aus ihre Rechnung kommen würde, was ihren übergro szen Wissensdurst betraf, so empfahl sie sich bald, ohne jedoch den Unmut zu zeigen, den sie durch die ableh nenre Haltung der verarmten hoch tniitigen Kaufmannstochter empfand-. Am folgenden Tage befand sich Liselottenö Brief in Max Lllenscbla gers Händen. Der Regierungsrat konnte sich nicht erinnern, je in sei nem Leben so lonsteruiert gewesen zu sein« als beim Lesen dieses seltsamen Briefes. Er wäre unfehlbar sofort zum Kriminaltommissar geeilt, ihn von der Wendung der Dinge in Kenntnis zu setzen, wenn nicht der Gutsherr von Rodenhbrst um seinen sofortigen Besuch gebeten. Auch Li selotte legte ihrem Onkel besonders ans Herz, leine Schritte zu unter nehmen, bevor er nicht mit ihr und dem Baron Rücksprache genommen, und sich selber überzeugt habe, daf; betreffs des Briefbeschwerero teinerlei Zweifel obwalten konnte. Das leuchtete dem Regierungsrat ein. Natürlich bevor in der Mord sache abermals Staub aufgewirbelt wurde, mußte man sich über die Jdentität der Vriefbeschwerers voll ständig klar sein. Sechzehntes Kapitel. Es mochten eben fiinf Tage seit dem ersten Besuche Philipp Scheu rers bei dem Kunstmaler Hugo Litfrentz vergangen sein, als- der er stere mit Betrübnis inne- ward, daf die zwanzig Mart bis auf ein weni ges zusammengeschmolzen waren. Er hatte nicht geschlemmt, Gott bewahre, dazu war er zu vernünftig, über haupt auch nicht in der richtigen Stimmung gewesen. Sein Manne saf, da eingekerlert hinter den schiert lichen vergitterten Fenstern, ach, Phi lipp Scheurer konnte sich sehr wohl in die Qual seines Sohnes hinein dersetzem gerade weil ihn bereits ein gleiches Schicksal getroffen hatte. Rein, geschlemmt hatte er nicht· Es war dennoch kein Wunder, daß das elende Goldstück nicht länger ge reicht. Da war die rückständige Mo natsmiete zu bezahlen gewesen. Wa ren es auch nur lumpige zehn Mari, die diese Miete aus-machte, sie ver schlang doch schon die Hälfte des kost baren Gewinnes Und Philipp Scheurer sah bei aller Vernunft und der Sorge um seinen Sohn nicht ein warum er auf den Oungerpfoten saugen und bei diesen greulichen Stürmen da draußen auf der Bör senbriicke den ganzen Tag stehen und seine Ansichtslarten zum Verkauf anbieten sollte. Er mußte sich ent schieden ein wenig schonen, er war ein alter Mann. der nicht mehr diel Widerstandsfiihigkeit der Jugend beis saß. Er hätte sich auch nicht mit einer! so kleinen Summe abspeisen lassenH sollen. Wie lange reichten dennj zwanzig Mark? Ader die besten Ge-? danken kommen immer erst hinterher.! Jetzt war Philipp Scheut-c kinl wenig klüger geworden. Zu seiner-i Entschuldigung mag dienen, daß er sich, wenn auch in mancherlei Situa tionen im Leben, so doch noch nicht in der Rolle eines Erpresserö erprobt hatte. Und da der erste Versuchl einen günstigen Ersolg erzielt, sos mußte er zu einer zweiten Attacke; auf den Geldbeutel des Malert vor sgehen Und zwar mußte hung JLasrentz es möglich zu machen su-( lessen, ihm mit einer anständigen »Am-me unter die Arme zu·greisen. Mit ein paar hunderten ließ sich sen-as anfangen. Mit einigen Bar mitteln könnte man ein profitableres Geschiistchen machen, als mit leeren Geschen. Das würd. Tit Maler be-» greifen, und es lag natürlich in sei nem eigenen Interesse, den Mahner nicht so ost an der Tür zu haben. Zwanzig Mart für die Wahrung eines so eingreisenden Geheimnisses es war geradezu lächerlich. Hugo Lastentz hatte auch wahrscheinlich nach seinem Fortgang den genügsa men Alten ausgelacht. Wenn sich aber heute so drei- bis vierhundert Mark herausschlagen lie ßen, dann würde er lachen, er, Phi lipp Scheurer. Also en avantl Da stand er denn nun heute wie der einmal vor der Tilr der Frau Lambert, die Glocke mit weit berech laiåzterem Gefühl ziehend als das erste al. Und wieder, wie vor süns Tagen, öffnete die alte würdige Wirtin. »Ich möchte Herrn Lastentz spre chen,« erklärte er ohne viel Um schweise. »Dars ich eintreten?« »Herr Lastentz ist nicht mehr da,« sagte daraus Frau Lambert, wäh rend aus ihren Augen die reine Scha densreude über das enttäuschte Ge sicht des schädigen Alten leuchtete. »Nicht mehr dal« wiederholte sce mit innerer Genugtuung. . »Wie ist das zu verstehen? Jst er aus ezogen?« fragte Scheurer. Äq, mein Herr! Er ist Knall und Fall vor zwei Tagen abgereist. »Abgereist? Wohin?« »Meis; ich nicht! Geht mich auch nichts an! Da er mir die Miete sür diesen und den kommenden Monat bezahlte, konnte er gehen, wohin er Wollte.« Philipp Scheut-r mußte also mit einer langen Nase wieder abziehen. Jrn Hinuntersteigen der Treppe dachte er darüber nach, oh das ganze wohl eine Finte sei. Tie Frau hatte ga? zu vergnüglich aus-gesehen. Frei lich, Schaden war ihr nicht aus dem Wegzuge ihres Mietgherrn erwachsen, Haber immerhin ist es doch tein plä sierlieher Vorfall, wenn man aufs Vermieten angewiesen ist. Als er unten aus der Straße stand und seinen Blick iiber die Front des Hauses schweifen ließ. sah er jedoch, daß die Aussage der Frau wkumr heit beruhte; denn an dem Fenster ihrer Wohnung war bereits die Fur te: Hier ist ein Zimmer zu vermieten! ausgehängt Donner und Toria8 So wir er hintere- Licht geführt worden. So hatte ihm die Liliitwisserschast eines großen Gebeimnisses nur zwanzig Mark eingebracht »Pbilipp, «t2bilipp!« saqte er sich, »so ist Dir’s nun tatsächlich immer im Leben gegangen. Du wolltest das Fett von der Euppe abschdofen, allein der Löffel entsiel Deinen Hän den. Pechvogel!« « Er war in sehr ungerniitlicher Stimmung, als er mit leeren Ta schen seiner Behausung wieder zu schritt. Knall und Fall abgereist. Schon seit zwei Tagen. Der Kerl hatte sich in Sicherheit gebracht; nichts desto weniger beschloß Philipp Scheurer. dass jetzt wertlos gewordene Schrift stiick der Polizei in die Hände zu spielen. Anonym selbstverständlich Mit einigen erläuternden Worten in ver stellter Handschrift Sofort nach seiner Rückkehr setzte er sich hin und schriebt »Einem hochwohllbblichen Peli zeiamt die Mitteilung, daß bei solgender Brief durch Zufall erst heute in meine Hände gelangte Ich stelle denselben zu Jhrer Ver sügung. Einer, der nicht in den Fall Hunn vermittelt werden rnijchte.« So, das genügte. Nun mochte die Polizei ihre Fühl siiden gesälligst nach einer anderen Richtung augstreclen Dann hatte die plögliche Abreise des Malers doch wenigstens das Gute, daß sein Män: ne dadurch entlastet wurde. —----——-—-----. Kritninaltomrnissar Penl las ge rade mit hochgezogenen Augenbrauen den Bries mit der vielversprechenden Einlage, als ihm zwei Herren ge meldet wurden. Er gab Befehl, sie hereinzusiihren, trotzdem ihm die Un terbrechung leineswegö angenehm wur. Als er jedoch einen Blick aus die Eintretenden geworsen, verschwand die Unmutssalte aus seiner Stirn so sort; er hatte den Regierungsrat er tannt Dieser stellte seinen Begleiter vor. »Den Baron von Liideritz aus Lindenhorst in holstein.'« »Nun-M dachte Pent. Er be trachtete, während er sich verbeugte, den herrn schars, der sich in Beglei tung des Regierungsrates im Art-! minaltornrnissartat einstellte und je-; densalls mit dein Falle Dann in Verbindung zu bringen war. —’ Diejenigen, welche oenj »Am-san ä- dewlv« per Te-l lephon nahm-uer wünsche-h oder Drucatbeum zu thun habet-, mögen dies unter ver Telephonnummer »535« be sorgen. t i »Was verschafft mir die Ehre?" fragte der Kriminittcmmissnt »Bit te, nctxignen die -««J»-«::-c-ngefälligftPlntz. Jch vermute. Ihr Kommen betrifft den Homer Mordfnll.« »Das tut e5,« erwiderte der Re gierungsrat »Und ich muß geste hen, es ist mit ungeheuer peinlich, daß diese traurige Azsietegenheit noch immer nicht auftritt-Tit ist. Gott mag wissen, was uns noch fär» Ueberraschungen bcvzrftehen Tscr Fill wird immer verwickelter.« »Da haben Sie recht,« bestätigte der Kommissar. »Ich meinte, ich hätte mit der Verhaftung des Die ners Scheurer einen so guten Griff getan, und nun erhalte ich soeben ein Schreiben, das mich wieder wein-« tend macht. Aber davon später. Erstt zu Ihrer Angelegenheit, meine Her-J ren.« »Es ist ein sehr betrübende-: Vor-» full,« nahm jetzt der Baron dasf Wori, »der mich zu Ihnen führt und möchte ich Sie dringend bitten, we-» nigstens vorläufig, meine Mitteilung; distret zu behandeln — soweit das! «angaagig ist« « »Sprechen Sie ungeniert, Herr Baron. Die Polizei ist dislret.« »Es betrifft meine Frau, Herr Kommissar —« » Der Kommissar horchte auf. Sein Erstaunen war fo groß, daß es deut lich auf feinem Gesicht ausgeprägt Iroat obgleich der gewandte Krani nalift sich sehr in der Gewalt zu ha ben pflegte. ( »Jhre Frau Gemahlin, Herr Ba ron?« »Wie ich sagte. Und zwar befand sich in ihrem Besitz ein Briefbefchwe rer von seltsamer Ausführung, der ider ermordeten Frau von Hunn ge hört hit nach Aussage des Regie Irunazrats und dessen Nichte die sich ,feit turzem als Gesellschafterin in meinem Haufe befindet. s »Aber Herr Baron,« unterbrach der Kriminaliommissar den Spre cher. »da wäre doch vorerst Jbre IFrnu Gemahlin darüber zu verneh men auf welche Weise sie in den Beitz des Briefbeschwerers gebar-l « men. i ,Das ift leider durch die plötzliche Flucht meiner Frau unmöglich ge hworden i i .,Wis? Die Baronin hat Sie ver-i lassenkl Darf ich fragen, ob der; Grund dieser Flucht in ehelichen Zwiitiateiten zu suchen ift?" i i ,,.sieinesweas, Herr Kommissar Jch swerde Ihnen den Heraana berichten« » Ter Kriminaltommissar aufchte mit unaeteiliem Interesse W.ihrlich,f der Horner Fall lag kompliziert« Diese wild durcheinander laufenden Fäden zu entwirren, lohnte fich. Al lein, würde es möglich sein? »Das ist ja eine sehr merkwür dige Geschichte, Herr Baron, die Sie mir da soeben erzählt haben,« sagte er« nachdem Baron von Liideritz ge endet. ,,2el;r merlmiikfria, in der Tat. Bedauerlich ift es ja aller dings, daß die Varonin einen Vor H sspruna von mehreren zagen hat, ich »tierde dennoch sofort alle Hebel in Bemeguna letzen der Fliichtiaen liab lixft zu werden Zu diesem Zwecke itsiichie iih uin eine genaue Personal Erschreihuna bitten« Die wurde gegeben, der KriminaLH tcsiiimisiar machte sich seine Notizenti »Noch heute wird die Staatsamt triilischast Don der Wende-net der; Tinge in Kenntniss gesetzt werden,«s s.-—1,te er. »Sie tdnnen uns mergein iin Laufe des Taan erwarten: ichä werde genötigt sein, in Ihrem Hauses Iserhöre dominehnien.« s »Das- h.ihe ich vor-.nisgesehen,«s eisigegnete Vintenz von Liioeritz rusj dri. »Da-J Recht mus; seinen Gang ziehen. Man mufi da sein eigenes Rinpfinden hintenan setzen« »Wir werden so schonend wie mög lich verfahren, Herr Baron,« sagte der Beamte höflich. »Dort) vertenne ich nicht das Peinliche das einem gerichtlichen Verhör Jhnen gegen iiber nnhafiet.« »Ich muß es ertragen,« sagte der Baron resignieri. ,,Befindet sich das Fräulein noch in Jhrem Hause, Herr Baron?« »Ja. Noch ist sie anwesend, sie gedenkt jedoch nach meiner Rückkehr mein Haus zu verlassen.« »Sie darf nicht fort, Herr Baron, bevor die Staatsanwaltschaft ihr Verhör beendet. Wir bedürfen ihrer lzlussagen.« »Sie wird natürlich zur Verfü gung stehen,« erklärte Lüoeritz. Der Regierungsrat legte den Briefbefchwerer vor dem Beamten hin. »Wir haben das Cur-pas etc-liess gleich mitgebracht«, sagte er. »Das ist gut«, rief der Kriminals kommissiir Pent aus, und griff nach dem sonderbaren Exemplar. »Ein ei genes Ding. Jch sah nie so etwas. Kein Wunder, daß dieser Briefbe schwerer dem Fräulein sofort in die Augen fiel. Um so mehr als er im Nachlaß der Ermordeten bereits ver mißt wurde. A propos,« unter brach sich Pens, »da fällt mir ein, ha ben Sie zufällig den Brief hier, der Jhre Frau so eilig zu ihrer Abreise zwang?« »Allerdingö, ich wollte ihn Jhnen sur Verfügung stellen. Leider kenne eh weder den Namen des Schreibers, noch den Ort, aus welchem der Brief k-I.i«n-.t« da das- Kstvert v r’vren apum net. nnd die Tslrx-eile1«fr-1.n. sur-N deren Lande der Vrieizreiiiel ging, gleich falle darüber keine Auskunft zu get-en vertnag.« ,,Veilleicht könnten wir das sosort feststellen. Hier, dieser Brief ist mir soeben übersandt worden. Da nach Aussage der Jungfer die Baronin eine Reise an: sechsten Oktober un ternommen hat, musz angenommen wer den« daß sie sich hier am Orte be funden. Aus welchen Gründen, tut vorläufig nichts zur Sache. Daß sie aber im Hause der Ermordeten gewe sen« scheint gleichfalls Tatsache zu sein, da sie im Besitz des der Dame gehörenden Briesbeschrverers war. Nun ist am sechsten Oktober, also an dem Todestage der Frau von Hunn, bei dieser ein Herr Namens Hugo Lastentz zum Besuch gewesen, wie aus der Einlage, welche dem annonymen Schreiben beilag, zu ersehen ist. Da seine vollständige Adresse in seinem Schreiben an Frau von Hunn ange geben, ist es uns möglich, dieser Sache näher zu treten. Gleichen sich die Handschristen der beiden Briefe. ich meine den an Frau von Hunn und denjenigen an Jhre Frau Gemählin gerichteten, so liegt es aus der Hand. daß wir es hier mit ein und derselben Person zu tun haben, und somit nicht nur der so lange in mysteriöses Dun kel gehüllte und von uns so sehr ge suchte Besuch in der Horner Villa sei ne Aufklärung gefunden, sondern uns noch weitere interessante Enthüllungen bevorstehen.« Ein Ah entrang sich den Lippen des Negierungsrats, während der Baron diister vor sich hinstarrte. »Es wäre demnach anzunehmen, daß auch Herr Lasteny nicht mehr hier am Orte anzutreffen ist-J ve merkte der Kriminaliommissar. Er hielt die beiden Schriftstücke nebeneinder· Die Aehnlichkeit der Handschriften war so täuschend, daß ein Jrrtum gänzlich ausgeschlossen blieb und man nicht erst einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen brauchte. »Wir haben den Schuldigen!" rief der Kriminalkommissar impulsiv aus· ,,Sehen Sie, meine Herren, überzeu gen Sie sich selber.« Die Herren nahmen das ihnen überreichte Schreiben in die Hand. Es lautete: »Seht geehrte Freun din! Jch werde von Ihrer gütigen Er laubnis am sechsten Oktober um sechs Uhr Gebrauch machen, und nur, wenn Tag und Stunde Jhnen nicht passen sollte, bitte um gefl. Mitteilung. Jhr tief ergebener Hugo Lafrentz.« Dann folgte die Adresse. »Die Handschrift ift dieselbe«, er klärten die Herren, nachdem sie die beiden Schreiben verglichen, wie aus einem Munde. »Ist der Mann auf und davon, so schwindet der letzte Zweifel, dasz Herr Hugo Lastentz nicht nur der Verfüh rer Ihrer Frau Gemahlin ist« son dern auch mit der Mordtat in en gerem Zusammenhange fteht«, konsta tierte der Beamte-. ,,Wollen wir hof sen, Herr Baron, daß Jhre Frau keine Schuld trifft, und daß wenig stens dieser Kelch an Jhnen vorüber gehen wirr.« ,,Wa"5 auch immer kommen mag«, entgegnete Baron von Liideritz, ,,bier kann keine Rücksicht gelten. Sie haben Jhre Pflicht zu tun, Herr Kommis sar.« Der Vaan erhob sich. »Ich glaube, wir sind hier sertisg«, sagte er. Vorläufig ja, Herr Baron«, be stätigte der Beamte-. »Ich werde so fort die erforderlichen Schritte vor nehmen. Vlns Wiedersehcn in Moden horst.« Nachdem die Herren das Lichts-bu reau verlassen, entfaltete Pent eine rege Geschäftigkeit. Ein Geheimpoli zist wurde nach der Wohnung des Maler-S geschickt; man mußte, bevor der Draht in Bewegung gesetzt wurde, natürlich wissen, ob man nur gegen die Baronin Lüderitz vorzugehen hat te, oder ob der Schreiber des Briefes an Frau von Hunn mit in Betracht kam. Mit dem Landrichter Bebensee be schlon Pent persönlich Rücksprache zu nehmen. Ungeduldig harrte der Minimal kommissar der Rückkehr des Boten. Er blickte in nervöser Ungeduld auf die Uhr; es war wirklich merkwürdig, wie lange eine Minute dauern konnte. Nur widerwillig schien der Zeiger vor: wärts zu rücken. Eigentlich hätte er den Geheimpo lizisten noch gar nicht zurückerwarten können, aber da war er schon wie der. » Wie vorauszusehen, —- hugo Las-s rentz war weg. f »Was ist das für ein Mensch,J Timmi Jch meine, was betreith eri« fragte Penk feinen Untergebe-? nen. i »Er ist Kunstmaler. Seine Wir-i tin geriet in große Aufregung, als? sie erfuhr, ich sei von der Polizei( Sie versprach, mir die volle Wahrheits zu sagen, doch war das, was sie wuß te, gleich Null. Der herr hatte seit un sähr neun Monaten bei ihr ge-. wogent und war, als er zu ihr kam,; gerade aus Amerika zugewandeet.« f »Ein Auslönder'i« ; »Nein, ein Deutscher, dersi eiiT uige Zeit im Auslande ausgehal en.«I »So! Mußte die Frau nichts iisek den Bekanntentreis ihres Her-rni« »Durchaus nichts! Es waren wes Kollegen zu dem Maler gewme lustige, heitere Gesellschaft Auch hi und wieder ein Kunsthändler oder ir gend ein Käufer seiner Bilder; jedoch nicht allzu oft. Jm Grunde hatte sich Herr Lastentz wohl einschränken müssen.« »Also das war alles, was Sie et fahren konnten2« »Doch nicht alles! Vor ungefähr acht Tagen, — die Wirtin wußte nicht mehr genau den Tag, war ein älterer, würdig ausschauender Mann mit großem, grauem Vollbart, im übrigen in schädiger Kleidung, gekom men und hatte den Maler zu sprechen gewünscht.« »Aha! Ra, und wag war mit die fem?« . »Der hatte wohl eine halbe Stunde mit dem Maler hinter verschlossenen iTüren verhandelt. Nach diesem Be »such war Herr Lafrentz wie ausge iwechselt gewesen.« »Wieso?" »Aufgeregt, unstiit, ganz geistesabi »wesend.« »Das ist ja interessantk »Ja, und dann ist er nach einigen Tagen abgereist.« «Wohin?« »Davon wußte die Wirtin nichts.· »Timnr, Sie sagen ein älterer Mann mit einem grauen Vollbart, in schädiger Kleidung?« Der Geheimpolizist lächelte ver schmitzh »Wissen Sie, wer das ist, herr . Kommissar-P ! »Kan- brassc Ahnung.« ; »Philipp Scheurer!« s »Was? Sie meinen den Vater des Jnhaftierten?« " »Eben den! Jch werde mich da nicht irren. Die Beschreibung, die mir die Frau gab, paßt auf den alten Scheurer wie ein Steckbrief.« »Nun, natürlich wird er es sein, Timm«, bestätigte nach kurzem Nach denken der Kriminalbeamte. »Natür lich! Wer sonst denn hätte im Be sitz des Briefes sein können. Jch fange an, klarer zu sehen. Der Brief ist in dem Kasten gewesen, und der Alte hat, trotzdem Vater und Sohn leugnen, dennoch von allem gewußt und ist, wenn auch die Haussuchung resultatlos verlies, doch im Besitze die ses Briefes gewesen, den er zu seinem Vorteil auszunutzen gedachte.« »So wird es sein. Und da er gestern das Goldnest leer fand, sandte er den Brief, der ihm keinen Vor teil mehr bringen konnte, der Polizei, um wenigstens seinem Sohne zu nüt zen.« »Er war gestern wieder bei dem Maler?« »Ja, und soll äußerst verblüfft ge wesen sein, als er von der Abreise des Malers gehört.« »Kann ich mir denken. Na, Philipp Scheurer, Du wirst Dein blaues Wun der erleben, wenn Du erfährst, daß wir den Absender der anonymen Zu schrift kennen. Vorläufig jedoch wol len wir diese Sache aus sich beruhen lassen, Timm, da wir keine Gewiß heit haben, ob der Mann Ermessen versuche angestellt hat. Der ist uns sicher! Man muß die Flüchtigen kriegen-· » So flogen Telegramme nach allen Richtungen, an alle größeren Städte und Hafenvlätze. Penk begab sich nach dem Gerichtggebäude, um mit dem Landrichter zu verhandeln — — Der Regierungsrat und Baron von Liideritz hatten sich schnell aneinan der angeschlossen Jhre Lebensan schauungen stimmten harmonisch über ein. Max Ollenschläger, ein durch weg gefestigte-r Charakter, brachte dem jüngeren Manne große Sympathie entgegen. Noch an demselben Tage, an wel chem die Herren ihren Besuch im Kri minalkornmissariate gemacht, fuhren sie gemeinsam wieder nach Roderi horst hinaus. Dem Gutsherrn war es ein lieber Gedanke, den älterer» ersah renen Mann in den schweren Stun den des morgigen Tages an seiner Seite zu haben. Liselotte war hocherfreut, als der Abend nicht nur den Baron, sondern auch den lieben guten Onkel Max wie der brachte. Jhr war das Herz zum Zerspringen voll. »Ach, wie gut, Lnkel Max, daß Du mitgekomrnen bist«, so brachte sie ihre Freude zum Ausdruck. »Vor erst erzähle mir von Deinen Erlebnis sen, hernach berichte ich von den mei nen. Jch habe etwas sehr Frohes mit zuteilen! Aber nach Dir, denn die Nachricht, die Du heimbringst, ist von weit größerer Wichtigkeit als die mei ne, die schließlich nur meine eigene Person betrifft.« Der Regierungsrat erzählte kurz. Vinzenz von Lüderitz war erblaßt. Was konnte das junge Mädchen in diesen wenigen Stunden für ein steu diges Ereignis treffen, welches nur ihre Person anging? Sein erster Gedanke, überhaupt der einzige, den er zu fassen vermochte, war: »Sie hat sich verlobt!« Und deutlich kam ihm der gestrige Besuch Frau von Bohstedts in Erinnerung, und besonders, daß Liselotte ihm ge geniiber kein Wort darüber hatte ver lauten lassen. Entsetzung solgt) De. C. A. Meter-, Heide Gebäude