It Vieles gestillt Ionrc i von s. Willst-. (9.jo»rjs3ygns. ) stiminaltorninissär Pent empfing den Regierungsrat geradezu mit ei nem hochgesiihL «Ra, was sa n Sie nun, Herr Regierungsrat? n haben wir ihn.« »Ja, gotilob,« stimmte Max Ol lenschliiger bei. «Möchte er nur nicht so hartnäckig leugnen." »Wir kriegen ihn schon würde. Er bat sich da ein kleines Märchen zu sammen gedichtet, und mit seinem ehrlichen Gesicht versucht er möglichst Eindruck zu machen, allein das lennt stam« »Ja, das kennt man«, meinte auch der Regierungsrat mit Genugtuung »Der Mensch i; ja so gut wie über führt. selbst seine Braut glaubt sest an seine Schuld.« Halten Sie das Mädchen noch für absolut einwandsrei?« «Totsicher. Doris tann nicht der leiseste Verdacht treffen. Zwar klagt sie sich an, sich an dem Tode ihrer Ferrin mit schuldig zu fühlen, da e dein Attentäter sozusagen Tor und Tiir geöffnet, doch das sind Ge spinnsie eines iiberreizten Dirns. Sie wollte den Menschen heiraten, und meine Schwester wird sicherlich nichts gegen die Besuche einzuwenden ge habt haben. Und ob er dazu den Seiteneingang oder die hintere Tür benutzte, war ja im Grunde gleichgül tig gewesen« « »Das wohl. Jch habe auch Ab stand genommen, das Mädchen zu verhaften. Nun liegt mir allerdings viel daran, etwas Näherez über den Inhalt des Kastens zu erfahren. Die Stelle , wo der Diener denselben versenkt hatte, ist noch an dem gestri gen Abend abgesucht und ist der Ka sten natürlich gefunden worden. Er ist aber leer, und es handelt sich vor erst darum, waren es wirklich nur Briefe, die sich darin befanden? Dann hatte der Mörder allerdings ein schlechtes Geschäft gemacht, da er nach eigener Aussage Wertsachen da rin vermutete.« . s Der Kriminaltommissar hatte das4 Korpusdelitti vor den Regierungsrat’ hingesetzt. l FAWifsen Sie mir etwas darüberj U IMHT zEHDIIOstAH j « Der Regierungsrat betrachtete den« Kasten. Nein, darüber konnte er. keine Auskunft gehen, er hatte dens Kaste- niernals zuvor zu Gesicht heJ drinnen. ! Jedenfalls wird Doris darüber’ berichten lönnen,'· meinte er. »Wenn aber nicht, dann möglicherweise Fräu lein Schwert-siegen eine Jugend freundin meiner Schwester, mit der sie sehr vertraut war.« I Der Beamte dankte für diesen Wink und notierte sich die Adresse der Dame. Max Ollenschläger hielt es für seine Pflicht, Jutta von der Mög lichkeit einer Vorl.idung zu benach richtigen. Außerdem drängte es ihn zu einer Aussprache denn fein Herz war übervoll. Und an wen hätte er sich wohl wenden sollen. wenn nicht an die teuerste Freundin. Bei ihr fand er Verständnis, wie sie ja auch die einzige war, die so aus vol: lem Herzen mit ihm um den Verlust der Schwester trauerte. Georgs Geist war der Welt ent rückt, und Leonie, ja selbst Liselotte hatten der Tante und Schwägerin fern gestanden. Sie hatten nur die strenge Außenseite gekannt, niemals lich die Mühe gegeben, ihr warmvuls fierendeg Herz zu suchen. Liselotte war darin nicht zu ta deln, sie war von der Mutter beein flußt worden, und Leonie hatte in der Schwiigerin nur eine Feindin ge wittert. , Eine Feindin war Milli ihrer Schwägerin nicht gewesen, aber es tonnte nach der Verschiedenheit der charaktere auch niemals von einer Freundschaft die Rede tem. So fanden sich der Regierungsrat und Jutta Schwerdtfeqer gewisser maßen zum zweiten Male in dem großen berzzerreißenden Erlebnis, das sie beide traf, aufs innigste ver bunt-en Was Jutta an Milli von Hunn verlor, konnte außer ihr nur noch einer ermessen —- Max Ollenschläger. Es war heute zu einer ziemlich späten Abendstunde, als der Regie rungsrat das haus Juttas betrat. Juttn wußte sofort, was der Grund seines Kommens war, hatte doch auch sie soeben von der Ergrei fung des Mörders gelesen. »Ich habe Sie erwartet, Max«, begrüßte sie den Antommenden herz lich. »Das konnte Sie nicht schla Ien lassen, ohne sich Erleichterung verschafft zu habm.« « »Wenn Sie mich erwarteten, Juts ta, breiqu ich mich wegen meines späten Komme-I ja nicht erst zu WI« sagte der Nestern D eut. . muß gestehen, mir tel ein S vom hergen, als ich die M- . Dadurch, daß ei den un m Wehen der Keimk - W, des Lage-banden - ssuWißmuus ro M esse-endet worden- ein — M M W natür lickzskrzlxcki e..:3. .stet An der Schuld des »;;ahaitierten zweifelt niemand, sog r Doris iit gegen den Verlob ten.·« »Sie waren schen ans dein Poli : zeiankt?« »Ich tonnne direkt daher Auch Jhnen liebe Jutia, kann eine Vor ladung nicht erspart bleiben. Sie müssen über einen Kasten aussagen sofern Jhnen etwas Näheres darü ber bekannt ist Der Diener Scheu rer behauptet, es sei nur eine Pri vattorrespondenz darin gewesen. Jch selher habe den Kasten niemals bei meiner Schwester gesehen. »Wenn es der Blechtasten mit der Malerei ist« so tann ich die Aus sage des Berhasteten nur bestätigen Jch selbst habe Milli den Kasten in früheren Jahren gestistet, die Male rei ist von mir. Milli pflegte dort die Briese ihres verstorbenen Gatten aus der Brautzeii auszubewahren, gleichfalls Zeilen von Freunden, die ihr lieb und wert waren. »So ist der Inhalt tatsächlich eine große Enttäuschung siir den Dieb gewesen« wandte der Regierungrat ein« »Gewiß. da er keinerlei Interesse an den fremden Briefen haben konn te, und hauptsächlich, weil er ihrn den gehofften Nasen nicht gewährte. Es tut rnir nur leid, daß die behüteten Liebeszeichen einer vergangenen schö nen Zeit von prosanen Blicken ent weiht und von rohen Händen, viel leicht gar unter Oodngelachter, dem Verderben preisgegeben wurden.« Der Regierungsrat mußte über das Zartgefiihl der kleinen Dame lä cheln. Das war ja alles so neben sächlich, da die Augen, die iider ihren Schoß liebevoll gemacht. sich für im mer geschlossen hatten. Der Nach laß einer Verstorbenen pslegt in der Regel in alle Winde derstreut zu werden« und es ist nicht ,zu erwarten, daß Fremde bei deren Erwerb- eine »desondere Pietiit beobachten. « I Mit Bezug auf den analt des IKastens datte also Scheurerk die sWadrdeit gesprochen. Das konnte jedoch durchaus nicht ins Gewicht fallen. Gegen seine Schuld fiel je-» der Einwand fort, da das Motiv zur Tat vollständig begründet war. Wohl eine halbe Stunde bliebj Max Ollenschläger, dann empfahl er sich mit der Bemerkung, daß ibm" seit dem Unglückstage am sechsten Oltober zum ersten Male wieder et-, was leichter ums Herz sei. ; Kurz nach seinem Fortgang tam« Hans Schwerdtieger nach Hause. Er war mit guten Freunden zusammen? gewesen und war start angeheitert. z Jutta sah es nicht gern, wenn er in diesem Zustande vor ihren Augen erschien; im Grunde war er ein nüch terner Mensch, dem Alloholteufel nicht verfallen. Er trank mäßig, konnte auch nicht viel vertragen. Im merhin larn es einmal vor, daß er das ibm delömmliche Maß überschritt. Er pflegte es dann so einzurichten, dasz er beim Nachdauselommen sich sofort in sein Zimmer zurückzog, urn den vor wurisoollen Blicken seiner Schwester zu entgehen. » Heute fing idn Jutta ab, als er Egerade die Korridortiir adschliefzen wollte. Hansens Zunge war schwer, als er die Schwester kegriifztr. Diese war im aufgeregt, um dem Zustand des Bruders besonderes Gewicht beizule s gen. ,,Guten Abend. Hansi«. sagte sie lebhaft· »Du, den Mörder Millis haben sie sich doch richtig endlich er wischt.« »Ich weiß,« entgegnete Hans, »ich habe es gelesen. Es war vorauszuse hen, daß sie irgend einen erwiichsen mag er nun der Schuldige sein oder nicht-« Er ging sofort in sein Zimmer, Jutta folgte ihm Sie machte Licht und setzte sich auf die Chaiselongue. »Jrgend einen, sagtest Du, hausi« knüpfte sie an des Bruders Neuherung an, »das klingt ja, als glaubtest Du nicht an des Dienen Schuld.« Hans Schwerdtfeger lachte delustigt auf· 2 »Aber Schwester erinnere Dich, daß ich den Kerl gar nicht kenne. Hat er etwa gefianden?" : »Er wird sich hüten und gleich Far- ; be betennen«, eiferie Jutta. »Er ist« so gut wie überführt.« Zwischen der Verhaftung und dein z Urteil liegt ein weiter Spielraum. Es Tbleibt abzuwarten« s »Aber der Kasten-, Hans, der Ka sten!« »Verzeih, Jutta, ich bin müde! Du kannst auch wirklich nicht ein so gro ßes Interesse an dieser Angelegenheit von mir erwarten, wie es bei dem Regierungsrat der Fall ist. Sprich Dich mit ihm aus. Mir ist es völ lig egal, ob hing oder Kunz der Mör der ist« sang sagte das glitt-eilend wie ie mand, der das Thema fiir erledigt hält. Und da es sanft nicht seine Art war, sich seiner Schwester ge eniiber unfreundlich zu benehmem blckte sie ihren Bruder genauer an und sah, dasl et betrunken war. « Sie erhob sich. l »Er-te Nacht, Art-, schlafe aus.' » » »Du meinst, bin dettunteu«,; wen « lltg bin ich et sit-Istl J « W viele m trackte Mordaeichixkxåc irr-n eirern Ja ganz das Leben verkciden s Wird sie niemals der Vergessenheit anheimfal lenk« Jutta erwiderte nichts. Mit einem Betruntenen iann man nicht rechten. Ader bedauerlich war ed doch, daß dient öster vorkam, daß Hans mehr trank, als ihm dienlich war. Sie hätse ihn in Ruhe lassen sollen, denn er pflegte den Mund gewaltig vollzuneh: men, sobald er nicht vollständig Herr seiner Sinne war. . Und Jutta, der nach der Uninte dung mit Max Ollenschläger. gleits diesem, leicht im Gemüt gewesen, legte ; sich sorgenvoll schlafen. ; Vierzehntes Kapitel. E Aus Rodenhorst herrschte eine dumpfe Schwiile seit vierundzwanzig Stunden. Denn ein Tag war ge Irade vergangen, seit —- nach der Ba Eronin Meinung —- idre Gesellschaf sterin solch großes Aufhebens von »dem winzigen kleinen Gegenstande ge macht. , »Und dieses Pech«, jammerte Gisela ’im stillen. »Was der vertraclte To »ten!ops auch just dem Mädchen vor die Nase rollen.« , » Es war nicht daran zu zwei feln, daß sich Liseloite nicht beruhigen würde. .Selbst wenn ich noch so nachgie dig wäre«, stellte sie bei sich seit, .und ihr schmeichelte, denn sie ist eine Pedaniin und wird es für ihre Pflicht halten, eine Anzeige zu erstat ien.« Tinchen mußte wie ein Jagdhund auspassen was das Fräulein unter nahm: ob sre Briefe abschitite, und an wen? Wenn Tinchen auch den wahren Grund dieses Besebls nicht wußte. so glaubte sie ihn doch zu lennen, da sie ja schon seit einiger Zeit die Gesell schafterin wie ein Spion beobachten mußte. Eifersucht war's! Die leidige Ei fersucht. Die Baronin konnte auch wohl ei fersiichtig sein auf eine solche Rina lin. Nur daß die junge Dame so unendlich vornehm, so stolz, so unnah bar war. Sie, Tinchen, war doch auch just keine unebene Persönlichkeit, sie wäre jederzeit bereit gewesen. dem Herrn ein wenig Ersatz zu bieten —- aber der! Blind und taub ging er dabei. sah weder den schmachtenden Blick der Jungfer, noch deren lächelnden Mund. Ach der! Jm übrigen war Tinchen voll bei der Sache. So ein bißchen Jn trigieren, das war ihr Element. Lei der gab es hier durchaus nichts zu erspähen. Da wurden leine Briese abge schickt, noch ereignete sich sonst et was, was der Mühe der Spionage ge lobnt hätte. Daß tein Brief iri den an dem Gutshause angebrachten Kasten, den der Postbote jedesmal zu leeren hatte, wenn er des Morgens aus seiner Run de Rodenhorst passierte, von Liselotte geworfen wurde, daß das junge Mäd chen sich überhaupt nicht mit Schrei ben in diesen Tagen befaszte, lag ein fach an ihrer Ratlosigkeit. Sie rang heftig mit dem Pflichtgefühl und ei nem allerbartnenden Mitleid mit dem Gutsherrn. Ihre Pflicht war es, Ontel Max von dem Erlebnis in Kenntnis zu setzen. Er würde das weitere veran lassen. Worin bestand aber dieses Weitere? Onkel Max mußte der Krirninab polizei eine Anzeige machen.- Ja. das mußte er. Und es war ja auch notwendig, Lifelotte sah es ein« Konnte nicht gerade dieser Briesbe schwerer auf die Spur des Mörders führen? E Freilich hatte man bereits jemand als den mutmaßlichen Mörder ver pqu » Wenn der nun aber, tro aller andizienbeweise, doch un chuldig « wäre? ’ Ja, das gequälte Mädchen etlanntei ! seine Pflicht wohl. l « Weshalb zögern sie da? l Mußte nicht ihr tiefinnetstes Emp- - finden der Pflicht gegenüber schwei-! .gen? . Dann sah sie wieder den trostlosenz Blick in des Baron-s Augen, den sies einmal ausgesungen; der war so vol-I ler Weh, so voller herzeleid gewesen,s daß sie tatsächlich vor dem Gedankens zurückschreckte, seine Qual noch zu ver« g größern, ihm gewissermaßen den To desstosz zu geben. Dieser Schlag. mußte ihn furchtbar tressen. handeltei es sich doch urn die Ehre seines han«-; seg· Sein Name, der den besten» des Landes an die Seite gestellt zu werden verdiente, würde in den Schmuh gezerrt werden« und sie sollte das veranlassen? War sie dazu her gelomrneni i Die Stimme der Pflicht aber wollte ! fsiech nicht zum Schweigen bringen las s ti l »Was geht Dich der Mann ank« rief ei drohend in Liselottens Jn nern. »Tu’ Deine Pflichtt« Liselotte wollte das ja auch. Ach, aber wie schwer ist manchmal die Pflicht. Es war ein hattet Lamps site das M Mdchmz sie litt unsagi bar Dieser innere derzenitamps brachte ihr den Mann une dessentwillen sie litt, immer näher. » Die Herrin des Hauies zeigte sich nur bei den Madizeiten erschien ieiinahrnsloö· ja bedrückt, und zog Isich immer wieder bald aus ihr Zim mer zurück. Baron von Lüderih, der dieses Verhalten seiner Frau siir eine eitle Laune hielt. war im höchsten Grade :heunruhigt. Was bezweckte seine Frau damits z Wollte sie Liselotte Ollenschliiger Edadurch sortireibens Diese mußte sich I,ia wenn der trostlose Zustand länger anhielt, völli überflüssig vorkommen; das konnte so aus die Dauer ndht Zweitergehen » Liselotte litt es nicht länger in den Zsie deengenden Mauern. Zwar war Tdas Wetter umgeschlagen, ein mächti kger Sturm sauste durch die kahlen sBäume und beraubte mit Hohnlachen Tdas letzte welke Laub seines Haltes. ZJn tollem Tanze wirbelten die gelben EBliitter in der Lust herum ein Toten tanz Dabei hing der Himmel voller ;bleigrauer Wolken. ? Liselotte blickte wehmütig in den Etobenden Sturm hinaus Wie allein wie verlassen lam sie sich heute vor. :Sie wußte es ja, binnen turzem Isiand sie wieder heimatlos in der «Welt. Und dennoch war sie nicht so arm und einsam wie jener Mann, der in seinem reichen, vornehmen Besitz ,verhlieb. « Jhr würden sich zwei hände warm »und herzlich entgegenstreeken. Bei Onkel Max sand sie Schutz. Er würde sie halten. . Nur, daß sie sich nicht halten las sen, daß sie sich aus sich selbst verlas sen wollte. Wer streckte aber dem Armen da droben in dem großen weiten ele ganten Herrenhauie die Hände trö stend entgegen? Er mußte sich allein durch das Wirrial des Lebens fin den. Und ihr kam der Gedanke, ob es ihn wohl sreuen würde, wenn sie sich ihm anvertraute in ihrer Not, wenn sie ihm in innigem Mitgeiiihl die Hände hinstreckte und sagte: »Ich will Dir nicht weh tun, Du armer Dul der! Sage Du mir, was ich tun soll. Wenn Du willst, dasz ich schweige. so soll mir nichts mein Geheimnis ent reißen!« s Huil psiss der Wind in langen Klaaelauten durch den Part, daß sich die Aeste jammernd bogen. sich wieder. emporriihtetem um von neuem geouat zu werden. Kamvs und Aufruhr in der Natur« Kampf und Aufruhr in Liseloties Jnnerem Wäre Baron Lüderitz jetzt des Weges gekommen, Lisetotte würde »sich ihm rückhaltlos anvertraut haben. spSie war so weich, so schmach, so an lehnungsbediirstig. Allein er tam nicht Sie erblickte plötzlich einen halb » wiichsigen Burschen, der sich scheu nach allen Seiten umsah und aus sie zu » schritt. »Frölen«. sagte er in seinem der ben Platt, »Frölen, ich sollt Ihnen dieses geben. Und Sie möchten doch so gut sein und es der gnädi .gen Frau sofort zustecten Aber es ;sollte es niemand sehen, sagte die . Mutter.« ; Bei diesen Worten drückte er dem sinngen Mädchen einen zertnullten «Bries in die hand. den er hastig aus ; seiner Tasche gezogen. Und dann ver » schwand er. » Den Bengel kannte Liselotte wohl· xEr war aus dem Derse, ein Kind Ides Tagelöhners Heidorn Die Ba Ironin hatte sich beim Spazierengehen durch das Dors besonders angelegent sich und leutselig mit der Frau un ’ terhalten. z Die Heidorn sah äußerst propper F aus in ihrem Aeußeren, auch ihr flei Z ner haussiand blinte und blantte, die FKinder waren ordentlich gekleidet ge - wesen, dennoch war Liselotte diese Frau höchst widerwiirtig erschienen. Es war ein gemeines Gesicht mit fri Qen Zügen und lauernd umherirreni Augen. Dasz die Baronin gerade sur die fes Weib eine so große Sympathie gezeigt, war Liselotie aufgefallen. Heute kam ihr dieses weniger be fremdlich vor. Sie erinnerte sich des Wortes: «Vögel von denselben Federn fliegen gern zusammen." Es war ja offenbar, daß intime Verbindungen zwischen Guisherrin und Taglöhner weib bestanden Ein Briesl Liselotie hielt denselben in gespreiz ten Fingern· Er war in den Hosen staschen des Jungen so unappeiitlich lgetvorbem Fett- und Schmutzflecke auf dem zertniillten Kur-ert. Sie breitete vorsichtig ibr Taschentuch dar liber. Dann schritt sie heimwärts Sie begab sich direkt nach dem Boudoir der Baronin. hier klopfte sie an. »Wer ist daf« »Ich Frau Baronin. Liselotte Ol lenschläger.« »Was wollen Sie? Merten Sie denn nicht« daß ich Jbre Gesellschaft nicht wünschet« scholl es ungnädig und doch, wie es Liseloite schien, in start bedrücktem Ton raus. »Das merke ich se r wohl, Frau saxonin. Dennoch bitte ich Sie, öff nen Sie wenigstens bie Tiir so Tritt baß ich Ihnen etwas überreichen Es —·-—«-·O-- --. .- - Eit- Siridl fiel di nksi otWend zur :l:«srde. Eilig wurde der Zchiiisset um xsedredr die Beirxnin fremd auf der : Zchzreite · Es war noch in der Mor-1enftnr!d:, zgenau um diefelbe Zeit als Ciea sgeftern ihrer Gefeltfchafterin den Lie kesbrief des Baron von Bodftedt zeig - te. Liseloite erfchrut beim Anblick zihrer Herrin. g War das die rote Gola, mit dem ibeftrictenden Lachen und der üppiqen roten Haarmähne, mit den totetien tiachenden Augen? Ach Gott, das toar Eja ein WracL ein vollständig abge. a teltes WracU ! Dieser Vergleich, den Lisetotte Ieinftmals von einem Herrn gehört Imelcher fich draftifch auszudrücken liebte, fiel ihr bei dem Anblick der Ba ironin ein. I Und dieses, allen Reizes beraubte FWeib hatte der Baron einft liebegtii lliend an sein heiß fiihiendes Herz ge nommen, hatte es zur Herrin feines umfangreichen, wunderberrlichen Be fiyes gemacht. Wie schrecklich mußte die Erniichterung nach dem Erwachen gewesen fein! Angewidert wandte sich Lifelotte ad, nachdem sie den Brief mit spitzen Fingern der Baronin übergeben. Jhre Gedanken fireiften nach dem Elternhaufe zurück zu ihrer Mutter. Wie entzückend fah diese in ihrem Negligd aus, und doch griff auch sie zu Puderquäftchen und ein klein wenig Range. Ach, ihre Mutter, ihre ileine an mutige, obersliichliche. wunderschöne Mutter. — Bei Tisch erschien die Baronin.« Sie sah wirklich leidend, ja fast alt unter der dick ausgetragenen Schminle Fuls dasz es selbst dern Baron aus« l te ; »Fiiblst Du Dich nicht wohl, Go-; la?« sragte er mit einem scharfen Blick aus seine Frau hinüber. »Nein ich fähle mich nicht so rechts aus der Höhec serilcirte Gisela, und; zwang ein Lächeln aui ihre Lippen-z »Es ist nichts von Bedeutung. Mir steckt ein Schnupsen in den Glied-ans Aus dem Lande erialtet man sichs so leicht bei diesem stürmischen Herbst wettet. Jch will mich gleich nieder-; legen, Tinchen soll rnir einen Wieder-z tee kochen Morgen werde ichs wohl mit tränenden Augen nnd dict verschwollener Nase bei Tisch erschei nen." I Giseta sagte das schexzknn HEXE nipvte nur« von den Speisen tranij daaeaen mehrere Glas Wein . Das Mal-l verliei sast schweiaend i Nach Tisch zog sich ein jeder aus fein Zimmer zurück. Der Baron hatte mii dem Jn sveitor eine Konserenz, machte einenl Nitt über die Felder nnd war auch da er eine Einladung zu einem Her- J renabend aus einem Nachts-kaute er halten, den Rest dec- Tages Eber tin-Z sichtbar. . So war Liselotte abermals sich sei-J ber überlassen. · Zie ern-sind dieses VII-Hiersein dtijci::·’s. Das Weiter lxar auch’ wenig danach anretan aufmuniernd aus ein deorimiertes Gemüt zu wir-I ten. , Dies-Je "-"ustand im Hause war Hat i unhaltbar Ehre Tage aus RodenbxrstH waren aessiblt Die Varonin wünschte ihre Gesellschaft nicht mehr da war sie natürlich überflüssig. J Das afies trat jedoch vorläufig ir: jden Hintergrund vor der Frage, wie ;s":e sich selber jetzt zu verhalten habe. FSie tonnte ihre Entdeckung unmöglich sverschweigen und mußte sich endlich lzur Tat ausrassen, denn eine weitere IVerzögerung konnte die Aufklärung inur erschweren. i Nach abermaligem, hestigen lKampfe war Liselotte zu einem Ent sschlusz gelangt. s Sollte der Baron den Streich aus ’ihrer hand empfangen, so sollte er wenigstens vorbereitet sein« Sie wollte sich ihm morgen anvertrauen und mit ihm gemeinsam über die zu unternehmenven Schritte beraten. Der Baron würde nicht dulden, dasz man aus Rücksicht aus seine Frau ein Verbrechen vertusche, weaen dessen am Ende ein Unschuldiger litt. Liideritz war doch durch und durch Edelmann Trotzdem sie sich nun zu einem te stimmten iel durchgerunaen sand sie dennoch teme Ruhe. Ec- lag wie die Ahnung kommenden Undeils über ihr Y Gab es wirklich böse Voraimungeni haftete nicht vielmehr diesem Zustand ietwas Krankhastes an? Jedensalls swar sie start nervös geworden, fie, die zniemals Nerven gekannt. « Schon war die Dämmerung der Ivollstöndigen Duntelheit gewichen, als das junge Mädchen nochmals ins Freie eilte. Sie hielt es in dem gro en unheimlich stillen hause nicht aus« Der Sturm hatte nicht nachgelas sen; im Gegenteil, mit ortanartiger Stärke umtoste er das haus und drückte Liselotte, als sie aus der Tür trat, mit Gewalt zurück. Dennoch strebte sie vorwärts. Sie mußte regelrecht kämpfen. Das toar weni ent Betätigung, nicht ein schla ei Dahinlebem Zum Musizieren, sum Lesen hätte sie heute durchaus ncht die nötige Sammlung gehabt. Dieser Kampf mit der Natur war ihr gerade recht; er lenkte ihre Gedanken ab. Sie hatte den breiten Fahrweg, der Tauf vie Landstraße führt-, matva zurückgelegt , Es war sehr finster um sie her; am Himmel sagte ein dunkles Gewiiit dick und regenschwanger Liselotte blieb an einer geschiigten i Stelle tief ausatrnend stehen und sIchaute in die undurchdringliche Fin siernis hinaus. Keine Laterne er- s hellte den Weg, der sich zwischen khohen Knicks hindurchfchliingelte, kein Sternlein gliperte am Firmameni. i 1 EDabei heulte der Wind unablässig E l sein klagendes Lied von Vergehen und( Verderben E NTroftlos so ein Herbstroetter auf zdeni Lande« murmelte das junges « Mädchen sröstelnd. Sie wollte sich gerade umwenden, H als ihre Augen von zwei Lichtpunltens angezogen wurden, welche in einiger i! Entfernung ihr entgegenleuchteteru— Das konnte nur ein Fuhrwerl sein. Hatte es bei diesem Sturm einen Schaden erlitten? Es stand ja tat sächlich still. Jetzt fette es sich in Bewegung und ( sauste in unheimlicher Geschwindig teit an dem jungen Mädchen vorüber. Doch nicht schnell genug, daß Liselotte ? nicht noch eine zur Faust gehallte Hand sich aus dem Fenster strecken ge sehen, die wie zu ihr hinüber zu dro hen schien. Natürlich konnte dieses Drohen ihr nicht gelten; man konnte sie hier ja nicht sehen. Trotzdem das gänzlich ausgeschlossen war, überlief doch ein Schauder den Leib des jungen Mäd chens. Vielleicht war es eine Unglückliche, eine Bertiickte7 wer konnte das wis sen? Und Liselotte, die niemals Furcht gekannt, jagte wie gehegt dem Herrenhause zu. Als sie die angenehme Helle und woblige Wärme der hohen Raume umfing, mußte sie doch iiber ihr Abenteuer lächeln. Sicher hatte sie sich geirrt, als sie eine drohende Hand in die finstere fturrngepeitschte Nacht gegen sich gerichtet sehen wollte. Harmlose Reisende hatte ihren Kurs am Nodenhorster Dorfe vorüberge nommen. Vielleicht um sich den Weg abzuiiirzen Sonst wäre die Eli-ausser mit einem Automobil un fehlbar vorzuziehen gewesen, die in einiger Entfernung in fast schnurge rader Linie dadinlies. Durch dieses Ereignis. das bei Licht besehen. laum ein Abenteuer ge nannt zu werden verdiente, fühlte sich Liselotte dennoch angeregt, der dumpfe Druck war von ihr gewichen. sie schlief die Nacht vorzüglich, trotzdem der Sturm an ihren Laden tlapperte, als wolle er sie aus den Fugen reißen. Den Kafo morgens pflegte der Baron allein einzunehmen, da er ein Früdairfsreber war und sich zeitig unter seinen Leuten zeigte. Liselotte sah also mit einem nicht zu meisterns den Herillopsen dein zweiten Früh stiia entgegen. So lehr sie sonst auch die Gegen wart der Varonin bei den Mahlzei tcn berseägeiebnt hatte, so sehr bangte ihr heute vor deren Erscheinen. Allein die Baronin erschien nicht. und auch der Gutsherr ließ ihr durch den Die ner sagen, er lei heute verhindert. zum . streiten Frühstück zu tonimen. da er mit einem seiner Gutsnachbarn ge schäftlich zu verhandeln habe. So setzte sich Liselotte an den Frühstückgtisch mit dem auiilenden Gefühl eines gänzlichen Verlassen feins. War die Entschuldigung des Ba rons nur ein Vorwandi War es ihm peinlich, mit ihr allein zu Tisch zu sitzen? Wollte er sie zu einein Rücktritt veranlassen, weil er selber nicht den Mut fand, sie gehen zu hei ßen2 Wie wurde dieser Morgen dem jun gen Mädchen endlos lang. Trotzdem eine herrliche Sonne vom Himmel lachte. hatte Liselotte leine Lust, hin aus zu gehen. Sie blieb auf ihrem .3imrner, horchte angestrengt hinaus Hin die lautlose Stille um sie her — inichts rührte sich. Nicht einmal das ischrille Glockenzeichen aus der Baro snin Zimmer unterbrach die unheim liche Ruhe, die iiber dem hause lagerte. So tam die Tischzeit heran. Mit »bangern herzen erwog Liseiotte die »Frage bei sich: »Wird die Baronin ; bei Tisch erscheinen oder ist sie ernst . lich erkrankt? Wie würde der Baron Isich ihr gegenüber verhalten?« Eine ’Aussprache mußte alles klären. i Gottlod, wenigstens Baron von ILiideritz war zur Stelle. Man sah i es, er war erst soeben von einem Aus I lu e zurückgetehrt Ein hauch von richer Lust strömte von ihm aus; seine Augen waren lebhaft, die Wan gen leicht geritten Er trat angeregt aus sie zu und reichte ihr die hand. »Guten Tag, Fräulein Ollenschläi gen,« begrüßte er sie. »Weich e«n töstlicher Tag heute. Waren Sie schon draußen?« »Nein, herr Baron, heute noch nicht« erwiderte Liselotte. »Ich wollte das hau- nicht verlassen, da ich nicht wußte, ob die Baronin meine Gegenwart wttnschte.« »Ja, meine Jrau,« sagte der Guts herr, wie sich plötzlich aus etwas Un angenehnres besinne-ro »Ist sie noch nicht ansi« «Jch habe sie heute morgen noch nicht«gesehen, auch nichts von the ge WUO GortsehungsolgtousSeite 3’