Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 23, 1913, Image 2
as auEknii (4. Intsetzunpf -«-eserarmt. bankerott! Das ift nicht k- ertragen.« Und die Frau mit dem leichten Sinn und leichten Herzen wütete ge gen ein unbarmherziges Geschick. Alle Ueberredungstiinsie mästen nichts. Sie kaufte sich das Haar, sie schrie, daß die Diener-schuf erschreckt hinter den Türen horchend stand. Dann verfiel Frau Leonie in »in hhfierisches Weinen. Es blieb Liselotte nichts anderes ihrig, als schleunigst den Sanitiitss rat zu benachrichtigen. Frau Leonie ließ alles mit sich ge schehen; sie ließ sich in ihrem Boudoir aus die Chaiselongue betten und ver langte nur immer wieder nach ihrern Schwager. Der war pünktlich um sechs Uhr irn Hause seines Bruders. Als er härte, die gnädige Frau habe schon aus ihn gewartet, begab er sich fosort zu seiner Schwögerin. Hier erfolgte abermals eine Szene; aber im großen und ganzen hatte Frau Leonie sieh ausgerast, sie fühlte sich matt und angegriffen Sie blieb natürlich zu Haufe; was sollte fie überhaupt auch unter Leu ten, wenn das, was ihrem Leben Wert gegeben, ihr entzogen wurde. Wie ein Proletariertoeih leben, sich kleiden; die Almosen ihres Schmagers hinnehmen, das ging über ihre Kräfte. Lifelotte liißte ihre Mutter zärt lich, als sie sich zu dem Gange rüstetr. »Du wirst vernünftig sein, mein Mutterchen, und Dich ganz ruhig ver halten. Es wird alles noch besser werden, als es vorläufig den An schein hat. Verlaß Dich ganz aus Onkel Mark Als Frau Leonie allein war, ta Inen ihr in der Tat vernünftigere Ge danken. Liselotte mußte eine vorteilhafte Partie machen. Wenn sie den Baron von Yohstedt heiratete, der sich bis-Z her eifrig um sie bemühte, so blieb. man doch in der Sphäre, in die man; hineingehörte. Liselotte kam in glän zende Verhältnisse, Baron Guido von Bohstedt war Multimillionär. « DIE Mdlvfe Reihe Nullen deckte« alle Schäden Find Mängel zu. Freilich, der Baron hatte ihr Va ter sein können, war auch ein wenig mitgenommen vom Leben, sie hatten oftmals über ihr gelacht, ihm Na men beigelegt, die keineswegs schmei-« chelhaft make-f— ach. wie hatte Leo- « ! ! I nie über den-alten Freiergtnann ge lacht-« Umstände verändern aber alles· Liselotie konnte doch nicht gesell-: sehr-frisch hinuntersteigen, und auch sie, Leonie Ollensehläger, gebotene vonj sorgfelde, konnte das nicht« es war ein Unding. Mit Geora war vorläufig nicht zu rechnen Baron von Bobstedt mußte ihrem Leben wieder Glanz verlei den-— Nucb Lifeloite hatte diesen Aus Ioeg immer wieder erwogen. Das Endresultat indes war nur Schauders gewesen Bei Justizrat Polderer wickelte sich alles glatt ab· Jn dem Schriftstück standen deut lieh schwarz auf weiß die Summen» die Georg Ollenschläger erhalten« 5000 Mart waren der treuen Doris Ingedacht, auch die Mobilien der obe ren Fremdenzimcner und die Küchen einrichtung. Mehrere Legate hatte Her-an von Dann für sonstige kleine te ansgesesh denen sie ein beson deres Interesse gewidmet hier galt ei einem alten Manne die Wohltat einer Untersiiihung ferner zukommen ci- tassen, dort einein vorwärtssirv den jüngeren die Mittel zu seinem W zu verschaffen So stießen nach dern Bermtigenb Irr-de M ötwoo Mart fiir den Regierungsrat «Fiinfzigtaufend Mart, lieber Ju stizrat«, raunte Max Ollenschläger dem Rechtsanwalt zu, während Lise lotte sich im Entree für den Rückweg rüstete, »ich verzichte natürlich auf die Erbschaft zugunsten meines Bruders.« »Das macht Jhnen alle Ehre, Herr Regierungsrat, doch halte ich die Sache nicht für so einfach,« wider fprach Palderer. »Wir sprechen noch darüber. Wollen Sie der Familie Jhres Bruders Gutes mit dem Ver icht erweisen, letzen Sie das Kapital fest und gewähren ihnen die Nutz nießung der Zinsen. Nur auf diese Weise sichern Sie der Familie eine Summe, die dieselbe vor äußerster Rot fchiist Was geschehen foll, W lek Bruder wieder hergestellt ist, Sauen wir dann näher erörtern. Vorläufig nichts autt der hand ge sein« Der Instizrat hatte recht, Max D chliiset sah ein. War ei auch Ist elende Summe, die das Ku als Zinsen als-part so warf et M Gewissei ab. Man konnte M rechnen, und der Regierungs rat mut- emsttich parat-er nacht-eu Iet wie feines Verwandten noch fee Ier Ia helfe-s sei. O begann Mart III-Peits- . M is unter Ebreitrn, noschoein sie nebrneinander in dem zierkichrn kleinen Connt Plan rgenonimen hatten Vorläufig mein Kind. seid Jbr sa noch untergebracht.« sagte er. »Jen sen wird den Konturs anmelden. Jbr erkaltet einstweilen ans der Kon tursnxasse Euren Unterhalt. Freilich so nach nnd nach mitJen wir unter den Dienstboten anstimmen. wollen aber auch darin nicht mit Ueberstiiv zung vorgehen. damit der armen Mutter der Umschwung der Verhält nisse nicht allzu fühlbar wird. Es kann auf ein paar Wochen bier nicht ankommen. Der Verzicht auf Ermi page und Automobil mag vorläufig geniigen. Wir wollen in Muße überlegen, wie Jhr Euch in Zukunft teinrichten lönnt." Das alles sagte der Regierungsrat iin gepreßtem Ton. Liselotte schien freier in ihrem Ge müte, seit der Zwang der Mutter ,gegeniiber aufgehört hatte. Sie muß iten sich in ib: Schicksal er ben. EWollte Liselotte den der ßten kFreiersrnann nicht anböten, so blieb ihr nichts anderes übrig, als eine Stelle anzunehmen Von Baron von Bobstedt sagte sie ihrem Onkel nichts, obgleich sie wuß te, daß er in den nächsten Tagen lseine Werbung anbringen wiirdr. Er Zwar in diesen Tagen mehrere Male Fbei ihnen gewesen, hatte seine Hilfe angeboten und seine Absicht durch blicken lassen. Bisher hatte die Mutter die Hilfe mit liebenswürdigem Danke abge lehnt und im übrigen den verliebten Gecken verspottet Wie sie beute darüber dachte, wußte Liselotie nichtU Das junge Mädchen unterbreitete« dem Onkel ibre Absicht, sich urn eine« Stellung zu bemiihen. - »Viel kann ich ja nicht, talentloz, wie ich nun mal bin,« sagte sie. »Im merbin könnte ich als Kindersräuleim sjgurieren, als Hausdame oder als weicmcnatterm Was wir mit Ma ma anfangen, ist mit natürlich noch nicht llar, Onkel Darüber bat sie am Ende ja auch selbst zu bestim men.« »Gewiß, gewiß, mein Kind. Vor läufig nur teine Ueberstiirzung. Es muß alles reiflich überlegt werden« Jn den nächsten Tagen war es ganz still geworden im Hause Ollen schlagen denn auch die ieilnebmenden Freundinnen fanden keine Veranlas sung, sich peinlichen Situationen aus zusetzen Ganz vereinzelt nur larn diese oder jene Dame, vielleicht aus Neugier hingetrieben Sie mußten es sich gefallen lassen, nicht ange nommen zu werden. Frau Leonie lonnte niemandem Rede stehen. Sie war seelisch zu sehr herunter Sie, die graude demu- von einst —- eine Beitlerink Jhr konnte niemand helfen, und Mitleid schien ihr mit einem Male beleidigend. Seit auch Liselotte den ganz plötz lich in der Mutter Gunst gestiegenen Freiersmann abgewiesen, gab es ja überhaupt keine Hoffnung mehr. So dämmerte das lebenösrohe Weib in gänzlicher Apatbie dahin. Sie konnte stundenlang vor sich hinstarten mit trostlosern Ausdruck in dem lieblichen Gesicht. Die Au gen rot und trübe vorn vielen Weinen. Dann wieder tamen Stunden, wo sie wie gebetzt durch die Zimmer rannte; « sie gedachte aus diesen Wanderungen nicht der schönen Stunden, die sie in den Räumen verlebt, in ihr fraß nur der bohrende Schmerz, all diesen Komsort verlassen zu müssen. Und die bange Frage zitterte in ihr: Was dann? Was dann? Liselotte bemühte sich in heißem Mitgesiihl uen die Mutter, die ihre Gegenwart und alle Sorgfalt bin nahm, wie etwai, das sie dulden müsse. Jbre einzige Unterhaltung rnit ihrem Linde bestand in Jam mern und Kla . und aus allern siiblte das « blige Mädchen ins-! mer und immer wieder den Vorwurf nun-sch- mannswezuss nen. « Eine Unterbrechung in die Mono tonie dieser Tage brachte der plötz-" liche Besuch des Majors von Borg selde hervor, der über das Schicksals seiner Schwester aus egoistischen Gründen beunruhigt, herbeigeeilt war, nrn sich iiber den genauen Stand der Dinge zu orientieren. Frau Leonie war durch sein blos liches Erscheinen nicht seht erfreut, eher ein wenig eingeschüchtert. Sie kannte seinen hochsahrendens Sinn, und nu- die Gewißheit eines; gediegenen Wohlstandes hatte ihn ei-s snigerznaßen mit der Mesalliance aus- ; kgesöhnt gehabt, die seine schöne be-; sgehrenswerte Schwester eingegangen. » I Darüber waren nun einundzwanH Izig Jahre verflossen. « s Man hatte sich verhältnismäßig jwenig gesehen; Major von Borgselde shatie sich niemals besonders gut mit seinem Schwager gestanden, obgleich der Luxus, den dieser um sich ver-» breitete, ihm einesteils imponierte,! andernteils wieder, da er nicht das; Gltick hatte, sich ein so tostspieligesj Leben zu leisten, ihn mit Neid er-? Mitte. ! Man hatte dem Major die Er-? trankung Georg Ollenschliigers, sowiei die W Frau von Dann-i M Er hatte ei aber siirs W Mig gehalten, der Don-H Lä- ikzrn se weitläufig Erkennt irr-s die letzte Ehre zu erweisen. Was sie Erkrankung des sichre-kraus anhe langte, so hatten ein paar Werte de? quer-ds- geniigt. Nun tin-!- sr aber selber gekrmmen. denn er wollte wissen was an den Gerüchten war, die ihrnn zu Ohren ge kommen: das Haus llenschliigers in Kot-kurz die Erbschaft von Fra von Dann eine Seifenblase. Als der Major die Wahrheit er fuhr, wetterte und sluchte er. Skandal über Standal Ermor dung, Fallissementt Das also war das Ende vorn Liede Ueber die Verhältnisse gelebt Heruntergewirtschastet von derHöhr. Niedergerissen in den Staub. . »Ich bitte Dich. Karl. habe Er harmen.« slehte die unglückliche Frau. -.,Was helfen alle Deine Worte? Sie machen das Geschehene nicht unge -schehen.« »Man muß sich doch wenigstens augsprechen,« brauste der Major ans. »Was wird nun aus Dir werdens Was-ans Deinem Kinde? Jst kein Freier da, der Dich wenigstens von der Last befreit? Aber was rede ich da? Wenn der Mensch entgleist ist, ziehen sich die Freier zurück.« »Liselotte ist so eigen, ach, so eigen.« stöhnte Leonie. »Was heißt eigen? Mädchen in ihrer Lage können nicht wählerisch sein. Was willst Du denn?« suhr der kleine settleibige Herr seine Nichte an, die bis dahin, ohne Teil an dem Gespräch zwischen Bruder und Schwester zu nehmen, still in sich ge lehrt dagesessen. So deprimiert sie in ihrem Gemüt auch war, so bäumte sich seht doch ihr ganzer Stolz bei dem herrischen Wesen dieses Onkels aus, der nicht gekommen war, um zu helsen oder seiner unglückliche-r Schwester ratend zur Seite zu stehen« sondern nur« um nuhs und zwecklos zu schimpfen. ixg schien inrn gewissermaßen eine Art Wollust zu bereiten, den lange Jahre ausgesveichertn Groll gegen die Verbindung seiner Schwester end lich einmal austoben lassen zu tön nen. Mit dieser unglückseligen Heirat hatte die schöne, tebenspriihende, ta-: priziöse Leonie in der Tat seine Kar riere arg geschädigt Ein früherer Vorgesetzter hatte sich um das ieks liche junge Kind bewarben und ward abschtijgig beschieden. Das konnte der Major seiner Schwester niemals verzeihen, und er empfand geradezu einen unbändigen Haß gegen den Mann, der ahnungslos und ungewollt in sein Schicksal eingegiissen. Liselotte empfand das Klei «che im Charakter des Majork. Fu Augen sprühten in unterdrückter ei denschasi; sie wollte gerade etwas er widern, als der Maer sortsuhr: »Du wirst Deiner Mutter nicht zur Last sallen können, das ist ausge schlossen Ich mache Dir einen Vor schlag. Du tannst mich nach Berlin begleiten. Meine Frau ist leidend, eine Stütze ist ihr vonnöten. Sie will die Liedenstviirdigteit haben, Dich in ihr haus zu nehmen. Jhr werdet hoffentlich die Großmut die ses Anerbietens nicht verkennen; Du wirst Dich bemühen. der Tante hils reich zur Seite zu stehen. hossentlich läßt sich eine passende Partie siir Dich sinden.« Liselotte machte eine iiihle adlelk nende Handhewegung »Berniihe Dich durchaus nicht, Onkel Es ist ja gewiß von Tante höchst lobenöwert, etwas für mich tun zu wollen, indes möchte ich selstiindig über meine Zutunst verfügen.« Der Major lachte sartasiisch. E «Und wie dachtest Du Dir Deine 3utunst7« »Sie will eine Stelle annehmen. Karl,« hauchte Leonie. «Jch glaube, das ist inein Tod. Könnte eine Ba ronin von Bohstedt sein« iiher Mit-; lionen gebieten, und will dienenk Den Major schien dieser Entsch seiner Nichte sötenlich zu amtisierems .Ra. versuch nur Dein beil. DI wirst schon Augen machen. wenn ei· beißt: Ducke Dich! Gehorche!« « Jn diesem kritischen Augenblicke wurde der Regierungsrat gemeldet. Die Begrüßung der herren fiel kühl aus« Immerhin legte sich der» Major in seinen Reden einigen. Zwang auf. I Das Gespräch drehte sich selbstver ständlich um die letzten Ereignisse. Und der Major wagte ganz vorsich tig die Frage: »Was wird aus Leo nie werden?« »Wir werden schon fertig werden, herr Major,« betonte der Regierungs rat. »Mit einigem guten Willen bes ser, alz sich die Sache zuerst ansieht. Fiir Leonie ist gesorgt. Nicht glän zend, aber vorläufig muß man sich bescheiden. Georg soll einein Kran kenhaus übergeben werden. Der Sa nitätirat wird noch heute Rücksprache mit Dir nehmen, liebe Leonie. Es muß etwas fiir ihn geschehen. Bit der, Elektrisieren und dergleichen. Alles Dinge, die in Privatböusern unausfilhtbar sind. Es handelt sich ja nicht darum, Georg in diesem traurt en Zustande wettet Wetieren u lasen, er muß wieder auf die tne gebracht werden. Unsere Lise lotte will ja in die Reihe der schaf fenden rauen treten.« s .c- san-stau- iiei rek wij Regierungs-at unhiifiich in die :.e-c-e. »Ich sage: Glück aut! Herr Major. Zie hat das Zeug zur Selbständig leät. Und ihren Willen. Sie wird ils-en Weg finden-« Der Majas guckte die Art-fein «Mag sie ihr Heil versuchen. — Mein haus, Liielatte. sieht Dir feder zeit offen.« »Es ist sehr gütig, lieber Onlel,« sagte Liselotte kühl, wenn auch haf li . s Niemals würde sie von dem aus; purem Egoismus gebotenen Anerbiesi « ten Gebrauch machen. Sich unter der - Thrannei der hochteabenden Sippe der Borgfeldi beugen —- nimmermehr! Jedes andere Los wäre vorzuziehen Gewisseeniaßen das Gnadenbrat essen und dafiir ausgebeutet werden, der Blitzableiter ichechter Launen sein, Vorwürfe einstecken, geduldet. Leonies Einladung den Abend mit ihnen zu verbringen, lehnte der Maior ab. Er sei nun überzeugt. daß die Zukunft feiner Schwester in den be sten händen läge, da tönne er beru higt wieder beimessen-. Und fiir den heutigen Abend habe er mit einem alten Freunde eine Zusammentunft. Man irennte sich recht kühl. Die polternden und anichuldigen den Worte des Bruders hatten einen Stachel in Leonie zurückgelassen Ach, wie glänzend hätte sie dastehen tönnen, wenn sie ihr Leben in andere Bahnen gelenkt, wie es die Jhren fiirz gut befunden. Es war doch, trotzs ihrer Liebe zu ihrem Manne, trog der glänzenden Jahre, die sie an sei-Z ner Seite verlebt hatte, ein großer; Irrtum gewesen. ; Auch Liselotte hatte einen Mißgriiig begangen; indem sie den Baron von? Bohsiedi aufgeschlagen trieb sie sich itn blinden anerstand dem Elend in die Arme. - T Die arme Liseioite .nußte alle ihre Kräfte aufdieien die unangenehmes Nachwirkung von Onkel Majors ge bäsiigen Reden abzuichwiichen Siebentes Kapitel Der Fall Hunn ruhte nun aus schließlich in den Händen der Polizei Es erschien aber ziele ch aussichtslos, den Täter zu finden, denn alle Re cherchen waren bishe« ohne Erfolg geblieben. Doris hatte, ihren Angaben ge mäß« den Rachmittaa bei der Schwe ster auf dein Eteinweg verbracht. Tie Frau unterhielt dort einen klei nen Bratladen, der Mann arbeitete auf der Blohrn und Boßfchen Werft. Fleißigr. reelle Leute. Ueber den Besuch in der Van in Horn verlautete bisher nichts. Die Nachbarschaft war über allen Zweifel erhaben. So hätte Krirninaliommissar Pent sich wohl allmählich beruhigen tön nen. Das tat er aber keineswegs. Es waren so viele unausgetlärte Fälle in letzter Zeit zu verzeichnen gewesen« eg gab Leute genug, die über dieses Po lizeipech wiheltem und der Kommissar Penl war eine ehrgeizige Natur. Er hatte alles mögliche versucht, hatte tagelang die Ban in horn von einem Geheimpoliziften beobachten lassen, denn die Erfahrung hatte ihn gelehrt, baß immer wieder ein Zurück zum Tatort das A und O aller tri-« minalistischen Erkenntnis und aller Erfolge ist Leider versagte hier diese Taktik-i Es ereignete sich nicht das geringste. , Da ziemlich sicher nachgewiesen; war, baß von einem Raubmorb nicht-; die Rede sein könne« hatte Kriminal- F tomrnifsar Pent die alte Krirninab « frage ernstlich bei sich erwogen: Qui Zenit-satt Wer hat den Vorteil bei r Sache? Vorteile konnten am Ende nur den beiden Brüdern aus been Tode der Frau von Dunn erwachsen. Den Regierungsrat mußte er selbst verständlich ausschaltetn « Bei dem Grohtaufmann lagen die Verhältnisie wesentlich ander-. Der Mann hatte sich in Eeldverlogenheii ten befunden, und fett war der Kon gen ani Beweise muß man haben ) i turs angemeldet. Nun hatte der rührige Beamte, der, seine Fühlhörner nach allen Seitens aussireckte, ja auch erfahren, wie es! mit der vermeintlichen großen Erb-? schast bestellt ewesen. Aber davon! brauchte der roßtausmann ja teinej Ahnung gehabt zu haben. Das war«l anzunehmen, da der Regierungsrat ja auch nichts davon gewußt hatte. hier konnte am Ende die Stelle sein, wo ein Daten einzuschlagen war. Jndes gehörte Kommissar Pent nicht zu den Leuten, die sich aus ihren physiognomischen Schaksblick allzu viel einbilden· Jm Grunde verachtete er derartige Theorien. oie sogenannte Kriminalanthropologie u. . to. Die Lösung scharssinniger robleme gelingt am besten aus dem Papier, in der Praxis lockt man lei nen bund damit hinter dem Osen hervor. Was sii t man mit den geistreichsten Schlii en und Folgerun Ja, Beweise! Lag aber das geringste Bett-achts moment gegen den Großtausmann vors War sein sinanzieller Ruin etwa ein Grund, ihn des Mindes, be Æ an seiner Schwester, zu besich Nein Es bedurfte doch säxlagenksr Jndiziendetiseise, um tolclxen Verde- gsr u begründen Und dennoO ins-Hirn iich die Sache nach dieser Seite ein wenig zuspiten zu wollen. Ei war eine Anzeine aus dem Kri minaltomneiisartat erstattet worden daß der Großtnnsmann Georg Ol lenschläger am S. Oktober« abends um 8 Uhu bei seiner Schwester ar meserr. Er war von mehreren Leuten. die gerade des Weges in einem Ge fährt gekommen, erlannl, ia soigar gegrüßt worden. Da man von einer Vernehmung des Großtausmnnnd Abstand nehmen mußte. war man völlig ani die Ang sage der beiden Männer angewie!en, die aber nach Eriundigungen als ein-. wandsreie Zeugen gelten konnten. Diesem gegenüber stand wiederum die Aussage eines weiteren Zeugen. der einen Mann iiber das Stalet, welches die Grenze zwischen Senator Büttners und Frau von Hunns Van bildete, hatte steigen sehen. Es tonnte dieses ungefähr in der zehnten Stunde gewesen sein. An der linken Seite der Biittnen schen Van brannte abends eine La terne, die den Eingang siir die Dienst boten und Lieferanten hell betrachtete, aber auch einen Teil des hinteren Gartens iiberstrahlte, so daß es im merhin möglich schien. einen Eint-re cher, der das Statet überstieg, von der Straße oder von einem der benach barten Gärten aus zu bemerlen. Diese letzte Inschrift war zwar anonym, aus die im großen und gan zen nicht viel Gewicht gelegt wurde. Jn der Regel wanderte dergleichen unbeachtet in den Papierlorb des Kri minalbeamten· Dieses Mal jedoch legte Penk das Schristftiiet sorgfältig beiseite. Die Sache follte untersucht werden, da die Angelegenheit des Großlausmanns einstweilen brach liegen mußte. War ein Mann über das Statet gestiegen, ohne dasi der bund ange schlagen, so war es zweifellos ein Be tannter von Frau von Hunn ge wesen. Da anzunehmen war, daß der Herr Senat-or solche nächtlichen Er lursionen unterlassen würre. mußte man sein Augenmerl der Diener schast zuwenden. herr Senator Büttner hielt sich Eauipage, folglich waren Kutscher Stalltnechte u. s. w. vorhanden, gleichfalls ein Diener. llm nun niemanden von der Die nerscbast im Nachharhause tot-fider zu machen, beschloß Pent, äußerst vorsichtig zu Werte zu gehen. Je sicherer sich ein Verbrecher fühlt, um so leichter neigt er zu Unoorsichtig leiten. So stand also nicht nur die Villa Der Verstorbenen, sondern auch die jenige des Senatoro unter polizeili cher Kontrolle. Es war daher ganz natüriich, daß, als der Diener Man fred Scheurer an diesem Abend aus gehen durfte, ein Mann ihm unauf fällig in einiger Entfernung folgte. Manfred Scheu-set strebte munter oortvärto, wie ein Mann, der ein rei nes Gewissen besiyt Er pfiff sich ein munteres Stückchen, während er an der Haltestelle aus-die Eleltrische war tete. Zu diesem gesellte sich jemand, der redelustig ausgelegt war. Er lniipfte sofort ein Gespräch mit dem jungen Manne an, welches sich in den allerharmlosesten Bahnen bewegte. Das Wetter, die Fahrgelegenbeiten, endlich der Horner Mord, der in den ersten Tagen nach dem Geschehniss das Tagesgespräch gebildet hatte und namentlich auf dieser Strecke bis zur Erschöpfun erörtert worden war. Jett aller ngs fingen die Wogen der Erregung bereits im, abzuebdem das Jnteresse verlor sich, andere Ereignisse traten in den Vordergrund Immerhin war der Mord noch nicht in Vergessenheit geraten; eg wa ren doch erst gut acht Tage seit jener Katastrophe verstrichen. Manfred Scheurer hatte durchaus leine Veranlassung, sich in Schweigen zu hüllen; er erzählte, daß er in der Nachbarschaft der hunntchen Ban bedienstet sei und welchen großen An teil das tragische Schicksal der hoch geschiihten armen Ermordeten überall fände. An der Ecke des Burstah und Rö dingsmarltes verließ der Diener den Wagen, und nachdem er flüchtig zum Abschied an seine Mühe gegrissen, tümmerte er sich um seine neue Be kanntschaft nicht weiter. Er eilte den Kajen zu und bog in den unwirtli chen, düsteren Gang ein. «hallo, Männe!« ries der alte herr, der um diese Stande noch nicht sein Lager ausgesucht, »ich habe Dich so halbwegs erwartet. Sieh. mein Junge, dort aus dem Petroleumlocher brodelt das Wasser und hier« — er schnalzte mit der Zunge, indem er eine Flasche, halb mit Rum gefüllt, gegen das Licht hielt » »hier ist ein guter Tropsen. Zu Abend gegessen wirst Du wohl halten«-» Nicht gerade zu Abend, Vater, aber doch zu Mittag. Wir essen um halb sieben.« »Ja immer nobel. hier in mei ner stillen Klause vergesse ich natür lich, daß es draußen eine Welt voll Glanz und Pracht gibt. Auch slir mich gab es einmal bessere Zeiten. Rest-, reden wir nicht davon « W month Der Alte seufzte. W M kk zärtlich über die Flasche ntkt dem lockend-en Inhalt. Manfred hatte sich gesehn Mel-W er seinen Mantel an dem Nagel Mi gehängt; den Filzhut legte er vorsich tig aus die Komme-da Philipp Schemen der Bat-»t. MUS ztuei Gläser von zweifelt-after Sau s herkeit auf den Tisch resiellh als aber Eber Grog in denselben dustete. leih Tinan nichts mehr von der Unsauhseri « leit. : Manfred ergriss sein Glas «Prosi, Vater.« « »Prost, mein Söhnchiem aus ein gutes Gelingen Deiner geheimsten Wünsche.« Er leerte sein Glas aus einen Zug. »Gehst Du, wie ich es ehrlich metne." »Mit mir« gewiß, dessen hin ich sicher-« erwiderte Manfred. »Bei Euch da draußen sind ja haarstriiubende Dinge passiert,« hob der Alte an, nachdem er sich seinem Sohne gegenüber mit Behagen nie dergelassen. »Daenals, als Du mir das Dinge —- es steht noch wohlbe balten in der dunklen Lule —- zur Verwahrung brachtest, hatte ich ja teinen blassen Schimmer davon. Und DU· sagtest auch nicht« »Die Geschichte ging mich ja int Grunde nichts an. erstens —- und zweitens hatte ich ein furchtbar unbe hagliches Gefühl. Gib inal den Ka sten heraus, Vater.« Mit einer tünglingsarttgen Beben Digkii sprang der Alte hinter die Bettstatt und holte des Gewünschte Manfred durchschnitt mit dem Tas schenmesser das Band, nahm die Hülle ab und stellte den Blechlasten auf den Tisch. »Mit diesem Kasten hat es seine eigene Bewandtnis«, erklärte er, und seine Hand, die das Glas zum Munde führte, zitterte merklich. ,,Schliesz mal die Außentiir. damit wir ungestört sind. Dann will ich Dir das Geheimnis dieses Kasten-s erzählen.« Geschäftig eilte Scheuter sen. an die Thiir und horchte auf den Flur hinaus, ob sich nicht etwa neugieriae Laufcher dahinter befanden. Dann drehte er den Schlüssel um, und hing vorsichtshalber ein Tuch über den Drücker. »So. nun kannst Du losschiefzen«, crmunterte er seinen Sohn. Dieser befolgte den Rat, sprach aber ins Flüsterton Die Stimme drang so schwach in des Alten Ohr, daß et Mühe hatte. alles zu ver-stehen« denn sein Gehör litt schon unter der Last der Jahre. Als Manfred schwieg, ließ der Va ter nur ein teifes Grunzen verneh men. «Und nun, Manne-P fragte er. »Nun wollen wir den Kasten auf seinen Inhalt prüfen-« Philipp Scheurer brauchte nur die Tischschieblade zu öffnen, da lag zwi schen einem Rest Schwarzbrot, etwas Lebertourft und einem Röllchen Kau tahak harnmer und Brecheisen. »hast Du keinen Schlüsselk fragte der Sohn. «Nein«, entgegnete der Vater. Er hatte keine Lust, dieselbe Proze dur an dem Kasten noch einmal vor-« zunehmen, die er vor acht Tagen an gewandt. Es kostete viele Mühe; das Schloß setzte den Kraftaufwendungen großen Widerstand entgegen; endlich aber ab es einen Knaxs —- tnan konnte en Deckel öffnen. Briete lagen darin. Nichts als Briese — einfache Briefe. Der ganze Kasten war vollgepfropft damit. Vater Scheurer stieß ein meckern deö Lachen aus. . »Daß Dich der —« Manfreds zitternde hände war sen den papiernen Jnhalt in wüstem Durcheinander wieder in den Kasten zurück· »Auch gut.'« Er traut sein Glas hastig ans. »Bring' den Plunder aus die Seite, Vater.« »Gewiß, mein Sohn.'« «Jch will sent gehen, ich brauche Lust. hier ersticke ich.« Mansred zog sich seinen Paletot an, während der Alte den Kasten in sein Versteck zurückbesördertr. US ist vielleicht besser so,« murmette Männe. »Ich heiraie die Darst. Zwar ist sie zehn Jahre älter als ich und so gräßlich vernünftig. Aber man will doch vorwärts in der Welt und nicht ewig Diener bleiben. Do rii hat siinstausend Mart geerbt. hätte ich so viel geerbt, was unter den gegebenen Verhältnissen sehr wyhl hätte sein tännen, dann — nun««a, dann hätte ich Doris nicht genom men. Die tleine Mike bei Biittners, das oerslixte schnippische Kammertätzi chen, hat mi» nun mal angetan.« »Ja, mein Sohn«, sagte der ehr würdige Alte und strich sich seinen schönen grauen Bollbart, «man tann nicht alles haben.«' .Stinnnt, und darum hetrate ich die Desti. Jch bin fürs Vorwärts kommen.« , Wiwwgsokju »