Nebraska Staats-Anzcigcr nnd Herold. Die Wüteri- tmt (sonrmesea.s . .. , - . l Eine Erzalilung aus den verbutagenz deckt Jahre-Z 1R70. Von Ernst von Hammer Das ganze elsäfsifche Dorf hatte? Schmuck angelegt, und um seinemg herrn »Maire«, dem Gemeindevorite her Spinner, recht feierlich Gliicl wünschen zu können, errichteten dieF Gratulanten vor feinem Haufe eine· Ehrenpforte aus Tannennxaisen und fchmiielten fie mit Herdstlaulss. Vunltl zwölf Uhr mittags zog die gesamte« männliche Bevölkerung Lideldingensk heran, während die Frauen Spalier dildeten und in stummem Staunen die Kinder an der Hand oder auf dem Urm, ihre Ehemiinner und Söhne lu. « wanderten, wie sie. mit Sträußchen inr Knopfloch geziert, die Ehrengabe fiir den »Maire« eslortierten Das war ein gewaltiger Reichsadler. aus Zement geformt und mit schwarzer Farbe bekleidet. Dieses Snmbol der Regierungsgemalt sollte seinen Horft finden auf einer Sandsteinpnramide im Gärtchen des Amtshauses. Der; Vorfteher Spinnen nach Landessittef »Musik« betitelt. erwartete feine Un tertanen bereits im feierlichen schwar zen Rock, der der Bedeutung des Au genblicks entsprach, denn Spinner fei erte seine silberne Hochzeit Die feierliche Ansprache, die dein Dorflehrer zugefallen war, nahm Spinner würdevoll entgegen und lud die Gratulanten, zu denen ich, ein auf Vogesenwanderung befindlicher Leut nant, auch gehörte, in das Sitznnsiss zimmer ein sum Feittagstrunt Die Wände waren mit Kaiser- und Statt: ; halterporträtg geziert. rllm »«i·««esi.s aber fiel ein Landschastsdild in dieg Augen« das offenbar Wert besaß und ,.Le Monlin de Courmelless« bistitelt war. Am Fuße waldiger Hiigel tsrairs - aus dunklem Tannenforit ein silder heller Bach hervor und eilte iiber mou siges Gestein der allen Mühle zu, d ten schng dringendes Dach ein mäch tiges Holzrad befchattete. Wie Eil dertropfen sprühten die Wasser ixbrr die glitzernlen Ettiauielu dcg Rades-» und es war mir, algi miifie das kal: mäßige Filum-ern des Uliadlkrerteg dass Zimmer erfüllen. Im lauschiaen Obst . Zotten als-Ir, zicscsclitn kiie"--Tir·1«ik«-i’ und Psirsicblaub stund die Figur ei nrs Weibes in der maleriicben Tra k.t der französischen Vlisne Landschas:. Ein junges, seine-:- Gesicht, die Wem « gen rosig angehaucht krönte einen l as « siich schönen Hals dessen Grazie und schlanke Kraft überraschten. Die Fi gur lebnte an einem Nebenaeliinder und das herbstlich gefärbte Laub wölbte sich iiber einem Kopfe von rein · voaler Form. Schwarze- sprechend« Augen blickten mit sinnigem Ausdruck in die Weite. Fesselte schon der Blicks und das seine Prosil, so wurde ich noch inehr in Anspruch genommeui durch den wunderbaren Silberglanzi des leicht ergrauten Haares-, deitens Kolorit einen seltsamen Kontrast zu« der Jugend der Erscheinung schni. i Das Bild packte, und die erste Pause’ in denFestansprachen u. Dantegerwide tungen wollte ich benußem Vater Spinner nach dein Ursprung und dem » Schöpfer des Werkes auszusorschen sie mein Blick an der Gattin des J« i Mars haften blieb. Wie? Sah ich sicht? War das nicht dasselbe an säh-nd- sinnende Frauenauge, wie esi »aus fes-m Bilde dort die Französin Ist-Hei Uaren nicht auch Gesichtssorm I und Haartracht die gleiche? Wär ni t das silberne Grau der etwa süns « un vierzigiiihrigen Frau Spinner hel ler und bleicher erschienen, ich hättei wetten mögen, dasz ihr Ebenbild dorts aus dem Rubinen heraussah i Noch mehr Grund also nach der herlunst des Bildes zu forschen. Jch benutzte den Abschied der Gratulanteu, ! um meinen Glüawunich persönlich der " Dame auszusprechen Bei dem Danks wölbten sich ihre Lippen wie diejeni gen der Schönheit aus der Aigneix Landschasi zu Courmelles. , ,,Meinen Dank, mein Herrs« erwi- ; derte sie in schmeichelndem Alt, undq dann kam ein »He-rat tumm-aus« vonl so unverfälschtenr Ton, daß mir deäl Rätsel-Z Lösung gesunden schien. »Frau Spinnen Sie sind jene schö gk junge Französin im Garten der MühletP s »Ich bin es, mein Herr, ,,et le’ Moucin de Courmelles« ist mein-» CL« i Fest kam Vater Spinner heran ( s Die freudige Ueberraschung, die wohH Fuss meinen Zügen sprechen mochte, Mnlaßte ihn, mit zuzuttinlem »Ja, here Leut-rauh das dort ist meine Frau, ehe ich sie croberte nach dem Fall von Soifions. Sie war eine ..beautö aimable«, eine liebens würdige Schönheit, diese meine nee sönliche Siegesbeute aus Frankreijks Fluren Ein gutes Log-. iir Its-— « »e: als anno 70 mobi qemacht wurde Als Rheinpreuße gehörte ich der Land weht an, hatte zwei Kriege mit-Je macht und war, wie es wob! verständ lich ist, etwas feidzugsmiide Und drei bittte ich beileibe a rn des . durch »La helle France« , das-— 7-I»ne herrliche Frankreich. nsitsrserss—::;:, denn daß es« einen Einein in Paris geben würde, das ftagsd frei uns alten, ieuer erprobten preußischen Landwebrleutsrs dri- vsrherein fest. Wie irr-b sp daher, ais ich Order bekam. als Schreiber eines Artillerie—Brigudeito bes mich zu meiden. Meine Fahrt ging in einem Atem bis Strafrburg Gleichzeitig mit meinem General von der Fußartllerie lam ich dort au, ge rade als die ,,tvund-rrschöne Stadt« kapitrtlierte. Wir hauen teine Zeit, den Jubel der Belagerungstruppen mitzumachem denn sogleich hieß eg »Weiter nach Paris!« Da die Züge mit Transporten überladen waren und oft lange Zeit auf freiem Felde bal 2en mußten, zog mein Genera-s » vor, rnlt seinem Adsutanten. vier Trainsoldaten und mir, seinem Bri gadeschreiber, iiber Land zu reite Unser Gediich der Altentaiten und die Fourage wurden auf einen der irn Lande gebräuchlichen zweirädigrnstap ten verladen. So gina es ino schone Herbstroetter hinein. Auf der Etappe Elteuilln erreichte uns der Beseht, zunächst in die Beta gerung von Soissong einzugreifen und am ti. Oktober erreichten wir da Dorf lsoirrtiielles, wo wir unser Standauartier aufschlugen. Der Ort war eng belegt, und mein General gestattete mir, das Bureau in der Miilsle die zehn Minuten entfernt lag, einzurichten Tag war ein idyl-: lischer Ort. Sehen Sie dort hin, Herr Leutnant, das tstemälde gibt Ihnen einen guten Eindruck von dem Liebreiz der Landschaft. Als-re Bour don, der Müller trat mir freundlich entgegen. tiin Mann von holsern Wuchs und miirdigem Aus-selten war» er, und obgleich PatrioL doch taltvoll genug, seine Einquartierung des Lan des Niederlage nicht entgelten zu· lassen. Schon am eriten Abend saß ich an seinem Tische. Wir sprachen iiber die Belagerung von Paris«« »Von-Z- ne l·aurez jaioeig. e’est im « tussible!« »Ihr werdet es niemals-: belommen, das ist uninöglich!« tiefer rnit Energie und seine nervige Faust häinrnerte den Tisch. tell-e gleich dar- « aus bot er mir höflich ein Glas »Mir chenwasser« an und lachte herzlichs mit mir, als ich ihm den Irrtum er- : llärte, den seine iranzöstsche Zunge ihn gespielt hatte, die das Wort ,,Kir- - i schemvasser« nicht aussprechen lonntez i Uebrigens tam mir mein bißchenme ; zösisch gar sehr zu statten. Pesre Bourdon bediente mich selbit.; Kein tveibliches Wesen schien in der Mühle anwesend zu sein. Jch glaubtei zwar öfter, den Schatten eines Frau engewandes in der Nähe der Küche zu erspähen, doch versicherte der Mül ler, seine einzige Tochter vor den Prussiens nach La Fcksre geschickt zu Its-ben. Jn der zweiten Nacht weckte mich durnpfei Stimmengeriiufch Da ich zu ebener Erde fchlief, sprang ich vom « Lager, kleidete mich an und ergriff meine Pistole. Das Mühlrad klapperte und der Bach rauschte, aber doch tonnte ich aus dem Stimmengetvirr entnehmen, daß es sich um Wichtiaeg handelte: Verrat und lieberfall der z Einquartiernng von Conrnielles war« geschehen lind lau-n hatte ich dies-I ierfahren, als in der Ferne vom Dorfe E her ein leblmfteg Patrouilleniener her "iibertlana. liiliast packte ich meins Alten-machte mich inarschsähia nnd .trat, um nach den Pferden zu sehen .und den Truinsoldaten zu werten, auf · idie Diele der Mühle hinaus-. Alles-F zwar finster. Nur in der Küche ein, fschtvacher Schein vom HerdfeuerJ lDurch ein Fensterchen in der Tiir ers « tannte ich die hohe Gestalt des Mül- Z lers. Unbetoassnet stand er vor einein J gefchmeidigen Blufenmann, dessen ha- l ftige Gesten und hervorsprudelndei Worte höchste Erregung verrieten. Er war bis an die Zähne bewaffnet und stritt mit Pdre Bourdon i »Sie werden sofort gehen, Mosis-i fieurl« befahl der Müller. »Ich bietef meine Band nicht zu Jhrem Planj Mein Dach fchiist den Prussien, nndl ich werde ihn verteidigen gegen Schrei » Weit« » »Dri«s rss Verrat!« zischte der Klei ne. »Man wirr Sie kennzeichncm Monsieur Brurdnn «)lntoisn«t:, ffk."r werde ich mit mir nehmen. Sie denkt wie ich, mein Herr.« Der Blutemnonn trat znriick und der Feuerscin der Herdflnnmen fiel ans das blasse Gesicht eines Mädchens, hac- mit gernngcnen Händen aus ei nem Schenkel saß Vllso war doch eine Frau im Hause! Jetzt erhob sie sich und machte eine abwehrende Geste gegen den Frank tireur. »Monskeur Jisrome rast, mein Vcr ter. Mag er in die Wälder zielen nnd das Vaterland Verteidigen Hier in unserer Mühle soll tein Blut flie ßen.« »Du wirst mit mir fliehen, An toinette! Sosort2 Jch will es!· Oder. . ." Bei diesen Worten zerrte der Fremde das Mädchen zur Tür, die zum Hofe führte. Gerade in diesen Moment stolperte mein Franz, der Trainsoldat, über die Schwelle »Nous sommes tral)i!« schrie der Franzose. »Wir sind verraten!'« nnd mit Blitzesschnelle slon sein Stilett aus dem Giirtel und dem braven Franz in die Brust. Dann stürzte der Mör der iiber den tanmelnden Mann ins Freie hinaus-. Gleichzeitig mit dem Schrei des Ge troffenen nnd dem der Mademoiselle stürmte ich in die Küche, um den liiiiirder zu packen. Als-er Vergsblich war mein Bemühen, mich in der fin Tieren Nacht zurechtzufinden tells ich aus dem Garten zuriicklam, hatten Vater und Tochter Bourdon, denn Antoinette war des Müllers Eimige -—-- hier streichelte der alte Spinner feiner Silberbraut iiber das schöne Haar —--— den Verwundeten Trainiol daten bereits gebettet. Jch bat den Alten, sofort in das Dorf zu gehen und iirztliche Hilfe zu holen, und fal) mich nun Antoinette allein gegenüber-! Einzelheiten bemerkte ich damals nochj nicht an ihr. Die Aufregung insow des Greignisseg und meine Kamera den nnd Vorgesetztenpflicht nalui1e11. mich völlig in Anspruch Aber dass saftl ich sogleich: Eie war eine seltsam fes- « ielnde Erscheinung llnd das junge Geficht wurde nniraiuut von einein Rrant silbergraneu Haares-, das zu leuchten schien in der unheimlich-en Dämmerung der ziranlenstnbe s All-:- ich mich uru den noch immer; Vetunfztlog beiniibt hatt-: und nur-. an· feinem Lager faß, die gespannte Pi-« ftole auf den linieeiu schien Antoinette zu fühlen, das-, sie mir Auslliirungi schuldig sei. Sie brach in Weinen nur« rafft sich aber sogleich wieder ans und« klagte leise: «L:h, ceite anerke, c’est un malheur Pour noug, pour vons.’ ponr tousi O, dieser Krieg iit ein« sein Unglück fiir ung, siir euch, für .salle!« Und dann lain die Beichte, die Lsie voll Würde und Trauer mir ab ) stattete. j Der Blusencuann war ihr Verlob ter gewesen. Ein Maler, gebürtig! laus Marseille. Als glühender Patriot hätte er zu den Waffen gegriffen und wollte auch sie und den Vater hinein ziehen in den Krieg aller gegen alle. Und als vor einigen Wochen die er sten Deutschen zur Umtlammerung lvon Paris durch die Landschaft zogen f— da —- da war das Schreckliche passiert: Jörorne hatte einen Deut scken ermordet. Draußen wurde es laut Ein« «hallo, Sergeant Spiner!« ries michs an die Tür Eine starke Jnsanterie- s Patrouille unter Führung eines Offi- z zierö verlangte Eintritt in die Mühle HDurchsuchung und Verhastung des ZMüllers und seiner Familie. Denn Jim Dorfe hatte man ihn als Führer Eber Franktirenrbande bezeichnet, die vor einer Stunde die Wache überm-n pelt und verwundet hatte. »Das ist unmöglich!« rief ich. »Den zMiiller sah ich gerade zu dieser Zeit lhier in seiner Mühle.« ; »Einerlei!« ries der Lentnant. »Hu ? mit dem Kerl und den roten Hahn auf sein Dach, wenn wir hier Genossen« seiner Bande finden« , Die Durchsuchung des Hauses be !gann. Jch selbst hals dabei. Als ich ins Zimmer zurückkam, war Antei nette verschwunden nnd ein Arzt ein getroffen, den Pisre Bourdon herbei geführt hatte. Das war wahrlich ein Zeichen der Unschuld des Müllers Aber der Lentnant bestand aus seiner Verhaftung und Vater Bourdon wur de von zwei Mann, die ihn gefesselt hatten, in die Mitte genommen. Die anderen trugen den verwundeteananz illåiieldlgzarett «««Fe«s5ttvaricvganz allein in der un heimlichen Mühle. Noch einmal durch sorschte ich mit der Laterne alle Räu me, die Stallungen nnd den Garten Antoinette blieb verschwunden War sie schuldig; hatte ihr Gewis sen sie zur Flucht getrieben? Oder trieb sie die Liebe zu dem Blasen mann hinaus in die finstere Nacht nnd in ein ungewisse-? Schicksal? Ich muß gestehen, daß mir dieser letzte Ge danke schon damals recht das Gemüt bedrückte Ttlntoinette war eine W Meinung. die man nicht vergaß, wenn man sie einmal gesehen hatte. So saß ich denn, immer kampfbereit, im Lehnstuhl des Pssre Vourdon am Ka min und lauschte, grübelte und -—— seufzte. Da weckte mich gegen Morgen, als mich wider Willen der Schlaf über tascht hatte, ein leiser Tritt. Antri nette stand vor mir und fiel, als ich aufsprang, mir weinend zu Füßen. Sie wußte, was ihrem Vater begeg net war, und flehte um meine Hilfe und mein Entlastungszettgnig. Und dann erzählte sie in fliegender Haft weiter von dem Erlebnis-, das einige Wochen zurücklag »Ich habe mich loggesagt von Ziker me. Jch bin seine Braut nicht mehr. Er ist ein schrecklicher Mann. Das Blut, das er vergaffen hat, würde über mein Haupt und das des Vaters kommen. Reiten Sie meinen Vater —- oh, retten sie ihn, mein Herr! Bei Gott —- er und ich —- toir haben nichts zu tun mit jenen Blusenmiin nern. Als damals in jener Schrei tensnacht mein Haar erbleichte ——— als ich J·1rome auf seinem Opfer sah — es war ein deutscher Offizierl —- da habe ich geschworen: Nie soll Gemein schaft uns verbinden! Rie! «Oh mon Dien, au’est-ce aue je doig fairr3« Was foll ich beginnen?« Ich suchte das tveinende junge Weib, das vor mir aus den Hinten lag, zu trösten, wollte fie ----; icn gestehe es — - mit liebendrni Blick emporheben und zum Zessel fuhren. Aber mit Vlugen voll ernster Trauer und erha bener Frauenwiirde entwand sie firs mir. Und ich niuszte tnit Ectjan der« deutschen Frauen gedenken, ? . inf der Fahrt zur Grenze mei. ...is,ialten er regt hatten dur... ihre eitle stotetterie mit französischen Gefangenen, antos und Zaun-In Da hatte ich deutsche Frauen gesehen, die tändelnd den Feinden der Nation entqegengirrten so daß jedes gesunde Manneggesiihl den Unmut wachsen fiihtte gegenüber solchem Sichvergessen Und nnn dieses junge einsame Weil-il Welch hohes Taitgefiihl! Leise buschte Antoinette ninanH, nnd liald sah ich sie im Morgennebel dein Dorfe zueilen, nnr ein leichtes Kopf tuch über den siltsergrauen Scheitel a: 4 legt. Sobald der Tag anbrarl«,, begab ich mich zu meinem General und melden-; die Vorgänge der Nacht, denn ich« konnte meinen Attentasten der Verm chung des neu eingetroffenen Train soldaien überlassen Aber ec- stand schlimm um P·-re Bontdon Der Matte, selbst in der Mordnacht ans der Straße ergriffen, bezeichnete den verhafteten Müller als das Haupt der Bandenorganifation des Departements und vor allem als künftigen Schwie gervater des Malers Jesrome Pirois Allein meine wichtige Aussage über den Aufenthalt Bourdons in feiner Mühle anstatt im Dorfe während des lieberfalles bewog das Kriegsgerichtl die standrechtliche Erlchiefzung des al ten Müllers noch binaussnfcttirbem die Haft aber blieb bestehen, denn im merhin fiel ihm Zur Last, mit dem Franttirenr Järome Pirois verhandelt zu haben. Viel kam auf das Zeugnis-; Antoinettens an. Aber die Mitllerins von Conrtnellecx wie man sie nanntez blieb verschwinden seit jener flehent-z lichen letzten Bitte ar- mich. Ich hätte! viel daranm gegeben, ihren Aufenthalt selbst erforschen zu tönnen Aber der Fortgang der Belagerung von Epis sons nahm meine ganze Zeit, oft auch während der Nacht, in Anspruch Jch hatte meinen General in die Batterien zu begleiten und hielt mich stunden lang in seinem Gefolge in den Ver bindungsgräben auf, die dem feindli chen Feuer ausgesetzt waren. Eine schlimme Kampfepilode am 12. Otto ber verschaffte mir eine Armtvunde, aber auch mein Kreuz hier auf meiner Brust. Da hatte ich eine Depesche aus dem Beobachtungsftand nach rück wärts zu befördern, gerade, als ein wütendes Feuer aus der Festung uns iiåerfieL Der General rief mich zu eltck Aber ich bat. den Befehl aus führen zu durfem denn Das- Leie qramm war von äußerster Wichtigkeit « So kroch ich denn aus allen Vieren den schmalen Verbindungsgang ent lang, als ein brummendes Herausna fen eines schweren Geschosses hörbar wurde. Gerade hatte ich noch Zeiti ans die Brüstung zu klettern und dem Stabe ein Warnungszeichen zu geben, als eine riesige Bombe schwer sten Kalibers. sie war aus einem P-? Zentimeter Mörser geschossen, mit ei » nein wahren Geheul in den nahen; Batteriehof schlug. Der Boden er zitterte und eine furchtbare tsrplosiom erfolgte. Streite Fenerftreifen aus schwarzen Rauchtoolten, .««s-olzsplitter, Erdllumpen und Sprengstücte benah nken mir den Atem. Ein Klatsch ge gen meinen linlen Arm! Ein Regen niederfallender Erde verschüttete mich fast. Als ich zu mir lam, sickerte Blut aus meinem Uniformärmel. Aber ich riß alle Kraft zusammen und es ge lang mir, meinen Weg fortzusetzen, bis ich die Depesche aus dem Gefahrbereich herausgebracht hatte. Dann bin ich obnmächtig zusammengesunlen, und man brachte mich in mein Quartier oon Courmelles, wo ich, schön ver bunden, ganz fröhlich erwachte und mir von meinem Trainsoldaten er zählen ließ, wie ich hierhertommen war. Am 16. Oktober fiel Soisfons in unsere Hände und der Stab brach so fort auf nach Paris. Jch aber mußte bleiben, too ich war, und hatte Aus si t, noch zwei Wochen meinen Arm schonen zu müssen. Für den Soldaten war das schlimm, aber für den — Verliebten nicht Denn daß ich es nur gleich gestehe: Es verging keine Stunde des Tages, wo ich nicht nach Riickiehr der Mülle rin mich sehnte. Jetzt wandelte ich wie ein Ruheloser durch Haus und Mäble, durch Garten und Hof und suchte nach Spuren des geliebten Mäd chens. Nur eins-Unmut hatte ich bis— her nicht zu betreten gewagt: Vlntoii netteng Kammer Sie lag abseits iiber dem großen Miihlenrad, das-«- ietzt troi en und traurig sich mit Moosxrün ;.rdertte. ,,:D’«ielleicht findet-? ds- Hier Spuren ihre-J Aufenthalte-s und solche, die zu ihre-J Vaters Entlastung die nen können?« sagte ich mir und wagte es. die Tür gewaltsam zu öffnen Eine dumpfe Luft drang mir entge gen, und überall zeigten sich Spuren eiligen Ausbruch5. Doch nichts fesselte mich so sehr wie ein Gemälde, das, Von der Herbstsonne beschienen, dem Fenster gegenüber hing. Sie sehen es dort an der Wand, Herr Leutnant. Wir haben es aus allen Fährlichleiten heraus gerettet, u. ec« ist das ioftbarftp Stück meiner privaten Kriegserinne rungen. Sie haben erkannt, wag und wen es darstellt, und ich kann ietzt hinwsiigen das-, Jener Jcsrome Piroiszs es malte. Fast noch feucht waren die Farben, als ich eits entdeckte, denn her vor dem blutigen Ereignis in der Mühe von Courinellezs war ei- vollen det worden. Von nun an saß ich stundenlang in Antoinetteng Stiibchen vor dem Ge nsiilde und immer mehr, je näher ich den Tag meiner Genesung und mit ihm meiner Abreise herankommen fühlte, wuchs meine Sehnsucht nach dem Modell. »Du mußt sie finden, toste es, was es wolle!« schwor ich, und noch an demselben Abend ging ich, den Arm in der Binde und die Pistole in der gesunden Faust, aus Patrouille. Jch durchstreifte die Felder und den Busch in der Nähe der Mühle, dann zog es mich ins Dorf und zum litav pengesängnis bin, wo Ver-e Bnnrdon fchmachtete. Jch ulntreiste das sinstere Gebäude der Kommandantur nnd stand lange vor einer Wölbung in der uurschliesienden holten Mauer, durch die der Mühlbach von Courmelles hin durcnglitt. Der Bach verband mich tnit Pisre Vourdon, von dessen Un schuld ich iilserzeugt war und den ich verehrte, weil er Vlntoinettencs Vater sich nannte. Langsain nnd sinnend ging ich am Bache entlang, stroman wärts der Mühle zu, als mir auffiel, wie seicht das Wasser heute Nacht war. » Jcn Mühlenquartier angelangt, ent-: deckte ich des Rätsels Lösung. Die Schützen waren niedergelassen und derl Bach strömte breit in den Umslutgra ben hinein, der im weiten Bogen das Dorf umging. «Wozu das-? Und wer hat Jn teresse an solchem Tun?« fragte ich mich. Da siel mir plötzlich die mit dem Bachwasser ausgefüllte Wölbung in der Gefängnismauer ein und blie attig stand mir vor Augen,Per-J«Bour don will entfliehen! Und wer anders konnte diesen Plan ersonnen haben. als Antoninette, sein Töchterchen2 So glaubte ich und kämpfte einen schweren Kampf — dann wußte ich, was ich zu tun hatte. Mit Aufbietung aller Kraft meines gesunden Armes schloß ich den Zugang zum Abslntgraben und brausend rollten die Fluten des Mühlbaclzes in ihrem nlten Bette zu Tal. Dann stürzte ich selbst aus Asm Wege zum Etappengesännniß von Courmelles davon. Jch war früher als die Wogen des Baches an der kritischen Nelle. Noch war die Wölbung in der Li» ser nicht mit dem steigenden Wasse; gefüllt und gestattete noch recht gut t is Hin ein- und Hinauf-schlupfen ein«-» Men fchen. Jch verbarg mich am Ufer hinter Weidengestrüpp und hielt den Atem an, in bangfreudiger Erwar tung, Antoinette bald zu begegnen. Nicht lange blieb ich allein, aber kein Weib, sondern Männer-, gebückt und vorsichtig heranschleichend. Jch et kannte im Monblicht ihre Blusen und ihre Waffen im Gürtel. Vor der Mauerwölbung angekommen, berieten sie. Dann stieg der kleinere von ih nen in das noch seichte Wasser des Baches hinein und versuchte in ge bückter Haltung in den Hof des Etap pengefängnisses zu gelangen. Als er drinnen war, tönte ein leiser Pfiff und der zweite machte sich bereit, ihm zu folgen. Jch zweifelte nicht, der erste der Männer war Jörome Pi roiH. Den zweiten kannte ich nicht. Auch ihre Absicht schien mir wenig stens im Umriß klar: sie wollten Pdre Bourdon zum Entweichen verhelfen. Warum aber? Ich glaubte an des Müllers Unschuld. Aber er mochte viel, alles wissen, wag manchem die Flintenkugel in die Rippen gejagt hätte, würde das Kriegsgericht es er fahren. So sollte er weniger zu feiner Sicherheit, als- zur Sicherheit anderer befreit werden, und dieBefreier waren die gesuchten Schuldigen So schoß esJ mir durch den Kopf und ich folgte dem Gedanken sogleich. ,,«Epaziert nur in eure Falle l:iuein«, niurmelte ich· »Dafiir, dass ifr nicht wieder herauskommt, Werde ich sann sorgen«. Jetzt kroch auch de- Hist-Eis ifser Män ner durch die Liliaiierpölb ·n·i, aber er schnauste schon gewaltig, dass Mühl wasser war im Steigen und ging ihm bereits bis an die Kehle. Als ich beide aus dem Hof der Etappenlorm uiandaniur vermutete, stellte ich mich, die Pistole im Gürtel, dicht vor die Maueröffnnug an das gurgelnd-e Was ser und entloctte meiner Signalpfeife einen langen, schrillen Ton. Anfangs blieb alles still, als ich aber immer wieder das Signal ertönen ließ, hörte ich hinter der Mauer einen schweren Schritt. ,,«ltof:eu!« rief ich dröhnend. Feind iii in! Hof! Schnell alarniieren und feste zuPaclen!« staqu hatte ich gerufen und Ant wort erhalten, ali- es im Wasser zu dliitschern begann, und kurz daran wurde das ftruppige Haupt eines Lljianneiz sichtbar, triefeud vom Mühl wasser. Eine Faust hatte ich nur, aber die war artilleristifch gebildet, nnd so griff ich denn zu, als wenn es gelte, keine Fünfzehnzentimeter Fianone zu J heben. l »Ah, mon ami! Halt mein Freund! sHier ist lein Durchgang!« s Der Kerl wand sich und fuchelte Lmit den Fäusten in denen etwas Blan teg funkelte. Aber ich behielt die Ruhe und blieb bei Humor: »Warte, ich will dir ein bißchen das Köpfchen iiihlen!« Und schnell tauchte ich den erpelnden einiae Selunden unter Wasser und saf-, dann am lljiiilslbact), ali- liiitte ich einen fetten Karpfen an der XIlnaeL Wie aber, wenn der andere Binsen mauu erschian Diese kritisch-.- Situa tion wurde uiir erspart, denn ein kurze-J »Halt! wer das« llana 31 mir iiber die Mauer herüber, dem ein scharfer Schuf-, folgte, und gleich dars anf Wutaeheult »’.I.««:s,s.1mt— mass sien-.«-!« Verfluchte Preuss-Juk« »Dich haben Ivir«', lachte die Stim me des Wachhabenden, »und nun den andern Kerl!« »Den habe ich, ziamerad!" antwor tete ich und tauchte schnell noch einmal den um sich greifenden Franz-nann, dessen Füße übrigens im steigenden Wasser den Boden verloren, ein biß chen unter, da kam schon die Wache im Laufschritt heran und nahm ihn in Empfang. Richtig! Wie ich vermutet hatte, so war es; Ich hatte den Monsieur Jes rome Pirois gefangen, und der an dere war der Maire von«.-Courmelles. Ironie-nnin auf der levsten Seite.