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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 10, 1913)
Iris-II Msstte von Franz Wichmanm Hpsie bitt-schen?« Ists-If setnius fah nicht gerade W berührt auf. Der Besuch M ist in einer eiltgen und wichti sn Arbeit Eise groß-, schlanke Dame in Metze-e Kleidung stand vor ihm. Sie hatte den Trauetschleiee zurückge Htsgem und ihr aschblondes teiches paar nahm sich fast wie eine Puder feriicke aus det Zeit der Vorfahren sus. setnius betrachtete mit dem Jn eeeesie des Unatomen die acfchrneidigen Formen des prächtig gebauten Kör pers, die schmalen Hände mit den et was abgenußten Handschuhen und die weiche, glatte Haut des Halses. Höch W 28 Jahre konnte die schöne Freude zähten »Du-f ich nach Jhten Wünschen frage-M · Die Dame sah ihn fest aus den dunklen Augen an, die leicht verschlei ert, dennoch von einem innerlichen Feuer durchhellt schienen. »Ist-unten Sie ed sich nicht denken, here Pro fessok, als Sie den Namen hörten?« Ihr Ton hatte etwas Scharfs faß Metallisches; ein leichtes Vibrie eeu wie von verhaltener Etwgung sae- darin. · setntus schien in Verlegenheit zu fett-ten. »Wie war er doch gleicht " :Ja so —- ich glaubte Sie könn ten das nicht vergessen. Stahlberger, s- vertoittvete Doktor Stahlberger.« Der troti seines berühmten Namens noch juaendlich zu nennende Gelehrte schob die Papiere beiseite und sann Bei-: »Dosten Stahlberger —-- ist das Die junge Witwe trat ihm einen Schritt näher und ein heißer Atemzug tras sein Gesicht. »Miissen Sie sich wirklich erst aus den Namen eines Mannes besinnen, dessen Leben Sie auf dem Gewissen haben!« Jiih fuhr der Professor aui: »Mei ne Dame, —- ich muß doch bitten, —- toenn ich nicht an Ihrem gesunden Verstande zweifeln soll «—«« »Ich sollte es an dem Jhren«, fiel sie ihm kalt ins Wort. »denn unmög lich können Sie den Namen, der so ost in der Zeitung genannt wurde veraessen haben." »Ja, ja —- ich erinnere · ietzt. Hat er nicht ein wissen astliches Bett herausgegeben: »Die wandern de Biere und ihre Behandlung?" «Ende vorigen Jahres — fa.« »Und ein Vierteljahr später er seht-Je sich der Autor. —- Ganz rich .Das heißt, Sie töteten ihn.« Ich?« Bernius trat unwillkürlich einen Schritt zurück. Durch Jhre oernichtende Kritik im Medizinischen her-old, jawohll Max hat jahrelang gedardt, um nur seine Studien beenden zu können. Seine Arbeiten erregten Aufsehen, aber das seniigte noch nicht zu seiner Zulassung an der Universität, die sein Lebens siel war. Ei hat nicht jeder, Herr Professor, hohe Verbindungen und werd-solle Protettiom die ein umfas sendes Wissen erst in das rechte Licht stellen. Mein Mann hatte seine ganze hofsnung auf das Wert gesetzt an dem er zwei Jahre gearbeitet. Er rechnete mit Sicherheit darauf, sich nunmehr habilitieren zu können. Aber auch jetzt ließ man ihn nicht als Pri oatdozenten zu Und daran war die Hesprechung seines Buches schuld die Sie. Herr Professor, in der grdßten und angesehendsten Fachzeitschrift ver itssentlichten.« »Mit bestem Gewissen, gnädige Frau, —- aus Grund fester, unumsiiiß licher Ueberzeogung.« »Und weil Sie meinen Mann nicht als Kollegen in der Fakultät wünsch ten! Warum ist denn das Wert in allen anderen Blättern mit ungeteil tene Lohe besprochen worden?« Bernius tat, als habe er ihren drei sten Ton, die verletzende Bemerkung nicht gehört; er zuckte nur leicht die Achfelir »Die Ansichten sind eben verschie den. Jch habe nur gesagt, was ich fegen mußte.« »Und haben den Mann gernordet, den ich über alles liebte! Durch Sie zur Verzweiflung getrieben, blieb ihm nichts übrig als der Pistolenfchuß, nett dem er feinem Leben ein Ende mochte« Jn den Augen der Witwe funkelte der Daß, doch der Professor hielt auch fest ihrem Blicke ruhig stand. »Ich kann Ihnen darauf nur antworten, das es mir um die Folgen, die die Ineiligtett des Verstorbenen ver schuldete, leid ist, aufrichtig leid, Frau Doktor, —- rnrd Denn ich diese irgend wie gut machen tsnnte —- — —« »Sie glauben doch nicht« — .Daß Sie zu mir gekommen sind einer Unterstüsung wegen, auf die Sie als die Frau eines unglückliche-a Kollegen ja auch vollen-f Anspruch ba den. Wenn sich etwa- für Sie tun ,Ist. fo- foc es an mir gewiß nicht —,« Si- likß You nicht ausredem - ske, mean- ich hin nur ski- srknich sei-km den Zähnen hervor, — »nur Sie zu töten!« Blißschnell hatte sie einen zierlichen Revolvier her-ausgerissen und die Mündung auf seine Stirn gerichtet »Das werden Sie nicht! Ihre ITat wäre so ungerecht, wie es der iikereilte Tod ihres Mannes, meines Kollegen, gewesen ist·« Mit eisernem Griffe hatte er ihr Geleni gepackt, so daß die Hand sich öffnete und die Waffe llirrend zu Boden fiel. »Und nun können Sie gehen, Frau Doktor. Sie ’,aben das Jhre getan. Fee Tote kann mit JhneiHufrieden em. « Die junge Witwe schien auch fee lisch entwasfnet. Wie gebrochen stand sie da und nur mühsam kamen die Worte über ihre Lippen. »Sie nennen ihn selbst Kollegen? Und Max sscgte doch daß Sie ihn nicht anerken Inen wollten, daß —- nur -— der Neid-— ! Bernius lächelte schmerzlich doch verzeihend I »Ihr Mann war verbittert Aber iset Schaffende bleibt dem Kritisierem den gegenüber immer der Größerr. Der eine baut ans der andere reißt ;em und zerstört. Nur darauf kommt Ieg an. daß jeder das Seine mit ehr lieber Ueberzeuguna tut.« T Niemals noch hatte heriha solche HWorte vernommen und mit sichtba irem Staunen hörte sie ihm zu. Plöt lich biickte sie sich, um wie beschämt jden Revolver aufzuheben ; Doch der Professor kam ihr zuvor. »Bitte —- Sie könnten mir einen großen Gefallen tun, — wenn Sie diese Waffe mir überlassen wollten« Sie sehen dort an der Wand meine Sammlung, zum Teil von Reisen in fernen Ländern mitgebracht. Jch bin Liebhaber davon An jedes Stitck knüpft sich eine kleine Erinnerung. Und dieer Stück würde mich beson ders interessieren.« Jn herthas Augen flammte es auf. »Sie wollen mich verhöhnen!« Bernius verbeugte sich. »Pardon. Wenn vielleicht fiir Sie selbst irgend eine Erinnerung »Aus diesem Laufe kam die Todes lugel, die meinen Gatten —· »Und mit dieser e wollten Sie ihn an mir rächen! denke, wir bcben gleichen Anspruch darauf. Aber schließlich hat doch der Lebende das größere Recht.« Sie erzitterte leise unter dem Blicke, den er auf sie warf. und such te mit den Augen den Boden. »Wenn Sie es so meinen —« »Selbstverstiindlich werde ich die Eesiilligkeit vergüten. Ich biete Ih nen 50 Mark fiir die Waffe, die auf g; Stelle zu Jhrer Verfügung ste Die Dame sah ihn mißtraurisch an. »Ah —- ich verstehe, — Sie möchten wieder gut machen — mir auf diese »Weise eine Unterstüzung zukommen ilasseni Aber ich muß danken, kich schlage mich, allein und linderlo3. ischon durch. Und von Ihnen darf ich nichts annehmenk Bernius biß sich leicht auf die Lib pe. »Derartige Gedanken lagen mir wirklich sernd Auch habeich Jhnen s on bemerkt, daß der, welcher nur heine Pflicht tut, nichts gutzumachen at« Die stolzen Worte verfehlten ihre Wirkung nicht. Der Ausdruck des Staunens in herthas Gesicht wischte sich mit Bewunderung. Zaghaft schob sie ihm selbst den Revolver hin. »Dann nehmen Sie ihn als Geschent von mir zur Erinnerung an eine Torheit, die zu begehen Sie mich noch rechtzeitig verhindert haben.« Der Professor lächelte, als habe et gar nichts anderes erwartet, und hangte dankend die Waffe an einen nrch freien Plah an der Wand. hät te ich es nur auch bei Ihrem Gatten vermocht. Uebrigen-, wollen Sie sich nicht endlich sehen-— Galant ihre Hand ergreifend, führ te er sie zum Sofa. Die schlanken ianer bebten in den seinen, aber noch einmal kam das zögernde Miß trauent über fie, 4 »Ich weis nicht, —- Sie oeyanoeln mich wie —— eine Kranke —« »Wie eine Genesende, die der zärt lichsten Sorgfalt bedarf, gnädige Frau.« Mit einem Seufzer ließ sie sich auf die weichen Polster nieder. »Ich glau Ihe, ich hin wirklich wahnsinnig gewe en —« .Daö unglückliche Beispiel Jhres bedauernswerten Mannes —« »Sie lauhen, daß er —- —« Zweifellos an hochgradiger Ret veniiberreizung gelitten hat.« «Jeßt —- nnrtlich —« sie stockte und -errötete. »Was wollten Sie sageni« »O — eigentlich sollte ich ei nicht. Ader seit ich in Ihnen einen ganzen, einen gesunden Mann kennen btne —»— fest kommt es mirs wirklich so vor, als sei Max immer krank gewe sen. Ueberall sah er sich verfolgt von Neid und has-« seiner Kollegen, seine Mißerfolge foer nur ihre Schuld, er ängstigte sich vor Welt und Le ben —- nnd seine Furcht steckte auch mich an.« »Das Bewußtsein, ein gediegener Gelehrter zu fein, —- und das ist er, tros mancher Irrtümeh ohne Zweifel gewesen, hätxe ihn in der Tat iiber M Widrige hinweghedeu, ihn trot Hig W ethilten sM « IDas sagen Sies« »Aus voller Ueberzeugung. Oder glauben Sie. ich wäre einem unbedeu tenden Geiste gegenüber mit so schar set Wehr zu Felde gezogen?« »Sie sind ehrlich selten ehrlich!« enthhr es der schönen Witwe unwill türlieh .Erschreckt Sie dass« fragte er, näher riietend und leise ihre Hand ergreifend. «Ja.—- weil ich Sie so ganz ver tcnnt habe« —- gah sie stockendz z.u »Es ist mir als sahe ich bei Ih nen wie in einem Spiegel alles das. was meinem Manne abging.« »Und übersehen darüber, was auch mir fehlt. Niemand ist vollkommen Man täuscht sich nicht« lächelte et. «Oft braucht es Jahre, um einander kennen zu lernen, ost reichen auch die nicht aus.«' »Aber wohin kämen wir dann?« »si- nichtj, wenn wir nicht den guten Willen hätten, einander zu trauen. Frau Doktor wollen Sie ihn haben und mir glauben, daß ich es nur mit der Sache, nicht mit der Person zu tun hatte?« »Ich will« —- sagte sie nach kurzem Zögern und Land aus. Mit freudig ausleuchtenden Augen küßte er ihre weiße hand. ohne daß sie es wehrte. aund dann, —s mochten Sie mir nicht Gelegenheit geben, den Toten aus Jhren Erinnerungen besser ten nen zu lernen, als ich es aus seinem Werken vermochte. Nicht nur der Ge lehrte, auch der Mensch interessiert mich, —- und vielleicht wäre ich der Berufenste. Max Stahlbergers Vio gravhie zu schreiben.« Die Tür, an die er sie- geleitet, schon in der hand. blieb sie stehen. »Ja, —- das müssen Sie sein, — denn Sie sind der Ehrlichste. Jch werde Jhnen alles Material bringen, das mir zur Verfügung sieht, — so weit Sie es brauchen lbnnen.« .Tun Sie das — und tornrnen Sie recht oft —« bat er in innigem To ne, —- «recht oft, um rnir von dem Verewigten zu erzählen Wann wer den wir uns wiedersean l »Morgen — oder wann Sie wol en —« »Sobald ich Jhnen meinen Gegen besuch machen darf -—' »Lange werden die Verhältnisse mir es nicht mehr gestatten, in der ver waisien Wohnung zu bleiben« — such te Hertha auszuweichen, indem sie ihm verlegen die hervorgesuchte Visi tentarte reichte. »Die Adresse steht darauf.« Mit dankbarern Lächeln geleitete Vernius seinen Besuch an die oberste Stufe der teppichbelegten Treppe. »Mde das Glitt-, das Jugend und Schönheit liebt, Sie bald eine neue finden lassen. Ali das Kleid der schönen Witwe im hausflur vertauscht war. ging er in sein Arbeitszinnner zuriich um ihr vom Fenster noch lange, lange nachzu sehen. Selbstsnfrieden rieb er sich die hände. »Bei Gott, eine sträfliche Torheit, voreilig die Flinte ins Korn zu werfen, solch ein Weib allein und schuglos zurüetzulassen.« se- per-. Der Schauspieler Robert hilltard, der mit Vorliebe helden spielt, mußte sich einer leichten Operation unterzie hen. «Gut — sagte hilliard —·ich habe nur eine Bitte: tun Sie mir nicht weh!' Der Schauspieler fragte, ob es nicht ratsam sei, Aether anzuwenden, aber der Arzt wehrte lächelnd ab und ging an die Arbeit. hilliard lriimrnte und wand sich unter dein Messer und jam merte. Endlich war die Operation In Ende. »Sie sind Schauspieler, herr Hil liardi« «Jawohl.« »Und Sie spielen heldenrolleni« »Ja; weshalb fragen Sies« »Ich möchte Ihnen nur sagen: Sie Füssen ein vorzüglicher Schauspiel-er e n.« sitt Uns-are- Artikel. »Ein fliegender höndler« hatte auf einer umgeftiirzten Seifentifte an der Straßenecke Posto gefaßt und ein Kreis Neugieriger bildete sich um ihn. Mit lauter Stimme verkündete er: »Mir fiir herren! Die großartig fte Erfindung der Neuzeit!« Der Kreis erweiterte sich mit nn heimlicher Geschwindigkeit »Die-e, meine herren, hier fehen Sie die Senfation unseres Zeitalters: die magnetifche Schlüssellochplatte fiir hanitiirem Diefe Platte ifi fo ftart magnetifelx daß fie auf eine Entfer nung von zwei Fuß mit unwidersteh licher Unziehungstraft wirkt! Sie haben weiter nichts zu tun als den haugfchliissel in die Hand zu nehmen und ihn in »das Dunkel der Nacht hinauszuhaltem Die magnetifche Türplatte wird dann fofort auf den Schlüssel wirken und ihn mit unfehl barer Sicherheit in das Schlüsselloch dirigieren.« Drei Männer erlitten erhebliche serleiungen in dem Gedränge, das bei dem Ansturm auf den Vorrat des Indien entfiand. sie noli-negat Eine Erntegefchichte von Röte Lubolvökii Der Rittergutzbesiger Kurt von Efchingen hörte dem alten Jnfpettor Jörl5, der an diefem beißen Sonn tagrnorgen extra von dern kleinen Pachtvortoert herübergelonnnen war urn den Befehl feiner jungen Herrin auszuführen rnit bochmiitigetn Ge ficht zu. Nur einmal unterbrach er , . »Ich niqu Sie bitten, mir dies legte noch einmal zu wiederholen Herr Jörts. Zwar ist Fräulein Will ner eine Frau, und ich trug darurn lange Bedenken. sie in den Pachtvers trag, den ich mit ibrern Vater gemacht habe, nach dessen Tode eintreten zu lassen. Aber nun sie einmal feine Nachfolgerin geworden ist. muß sie auch alle Pflichten erfüllen. Alfo was will fie?« Der alte Mann fah zu Boden. Er botte diefen Gang nur ungern aus geführt. Auch fein rechtfchaffenes Eint-finden lehnte sich gegen die For derungen auf, die er zu überbringen dritte. Aber er stand in Lobn und Brot bei der Willner und mußte sich fügen. Zögernd begann er von neuem: «Fräulein Willner läßt durch mich bitten. daß die Kleinigkeitem die au fzer der Pacht abzugeben sind, fortfal len sollen. « »Ach so, die zehn Fuhren Weizen vom Außenschlag, die drei guten Stärtenlälber pro Jahr und, nach dem der Roggen eingebracht ist, die Erntelronr. Können Sie mir auch vielleicht sagen, warum Sie das, was schon mein Urgroßvater seinem Pächter bestimmte. was ich als Tra dition hochhalte und fordere, plöhlich so — verächtlich findet? « »Nein. herr Baron, das lann ich nicht.« ·Aher ich bin dazu imstande. Spräche die Not aus ihr —- weiß Gott, ich erließe ihr das auf der Stelle. Wären Schwierigkeiten damit verknüpft, die sie in ihrem Fortkom men hinderten — ich wäre der letzte. der hart am Alten llebte. Aber so —- entstehen ihr ja leine Schäden da durch. Der Zins ist gering bemessen. Sie hat ihr gutes, ia glänzendeg Aus lcmmen. Sie treibt dzu nur der Wunsch T-"was sie eine Demütigung Ivor mir nennt --, dies schranlenlose Anerkennen des herrn in meiner Per sönlichteit weit von sich zu schleudern. Die Frohn zu lösen. Darum bietet sie mir schnödes Geld durch Sie. Sa gen Sie ihr nun: Jch bin nach reif lichem Ueberlegen zu eineni festen Ent schluß gelangt, der durch nichts zu erschüttern sei. Sie muß mir hal ten, was sie mir versprochen hat. Unverbriichlich. Den Weizen, die Käl ber, die Krone, von ihrem Vormäd chen aus meinen hof gebracht — mit dem alten Ver-, der in mir den herrn anerkennt. Jn allem war sie mir entgegen. Schickte ich hinüber und ließ bitten, dafz Jhr die Gräben ein wenig früher räumen mäget, weil meine besten Wiesen unter Wasser ständen, so liesz sie mir zurücksagem die Zeit wäre noch nicht gekommen. Jm Pachtlontratt wäre erst der näch ste Monat dazu bestimmt. Dies ist nur ein Punkt von allem. Viel an deres könnte ich Jhnen vorerzählen. Aber es ist genug. Jch werde ihr niemals den Willen tun.« Die Stimme des alten Jörls beb te, als er seht antwortete: »Den Baron, sie ist eine von de nen, die nichts in der Welt gesunden haben als Arbeit und Einsamkeit Sie hat leine Mutter gehabt und teine Jugend. Immer den lranlen Vater gepflegt, immer geschuftet· Wenn andere Mädel am Sommer abend amZaun bei ihren Liebsten standen, saß sie über den Büchern und rechnete, ob sie auch zum nächsten Ersten richtig den Zins abliefern tonnte.« Jn das sonnenverbrannte, edelge schniiiene Gesicht stieg ein tiefes Rot. »Weil ich daran dachte, habe ich doch nur so lange Geduld mit ihr gehabt, Jörls. Glauben Sie mir, bis- aufs Blut hat sie mich gelränlt. Kaum ein gutes sanftes Wort hörte ich von ihr. Die fixe Jdee, daß ich ihr gegenuber immer nur den herrn spielen wollte, ließ sie niemals los. Gut, läßt sie sich von dieser irrigen Meinung nicht belehren, to soll sie mich wahrhaftig als den herrn ten nen lernen. Sagen Sie ihr also: Wenn ich nicht zur rechten Zeit — das heißt, sobald der Roggen unter Dach und Fach ist, die Erntelorne be kame, nähme ich das Gericht in An spruch- » Das Bericht, —- -—-· — Margarete Willner lchauderte, wenn sie daran dachte, und war doch fett entschlossen, ihren Willen gegen den seinen durch zusehen. Der alte Jörts hatte ihr wortgetreu Bericht erstattet. Und ob gleich sie das alles voran-geahnt hatte, war sie nun doch empört. Sie hatte ei in dem kleinen Wohnhaus nicht länger ausgehalten. Die Stu dendeelen schienen auf sie herab zu wollen und sie auch zu quälen und in demütigen, wie jener — der ihr Herr wart Jatvohl, der Ritterguts besiser von Elchingen hatte einst ih rem kranken Vater aus Barmherzig leit die Pachtung gegeben. Das wuß t- sie aus Blicken und Gebärden. Weil der alternde, sieche Mann vor —-1 vielen Jahren als Administrator kurze Zeit dem alten Denn-von Eschtngen gute Dienste geleistet, wollte der Sohn sich erkenntlich zeigen. Gab ihm die Pachtung iibte Großmut, hatte Ge duld, wenn die ersten Jahre der Ter min nicht so pünktlich innegehalten wurde. Später freilich, als sie. Mar ggrete Will-im bestimmend eingriss. hatte er nicht mehr nötig gehabt. gut und gönnerhast zu sein. Da war alles pünitlich und ordnungsgemiiß zugegangen. Mehr wie einmal hatte er das lobend vor ihr erwähnt. Aber er sollte sie nicht loben! Sie stand nicht unter ihm. Sie war nicht seine Dienerin, sondern blieb ein sestet. starker Mensch wie er, der sich vor nichts in der Welt beugte. Als sie fest durch die reisen, gol denen Aebren des Roggens ging mußte sie den Schritt hemmen, weil ihr dk Atem ausging. Jhr war, als habe sie. die sich doch siir die Wahr bastigteit matt und müde kämpfte, sceben eine Lüge gesagt. Sie war un stei. Sie ging umsomehr von ihm ob- desto schärfer sie sich gegen ihn auslehntr. Nur, um sich nicht von der großen Scham verbrennen zu lassen. wrllte sie sich von ihm lösen. Mußte es tun! Durste sich nicht als seine Leibeigene hinstellen, die ihm die Aehren schnitt und band und herüber schickte, als wollte sie sagen: »Michsi Gott verdanke ich dir, du hoher herr. das bißchen Brot!« Mochte sol gen, was wollte — die Krone bekam er diesmal nichts heiß und schattenlos fieberten die Sommertage über den goldenen Fel dern. Das Korn stand start. und der Arbeitskräfte waren nur wenige. Dünn und sein sang der Klang der schneidenden Sensen durch die brüten te Stille. Aber endlich kam doch alles Zu Ende. Margarete Willner war iesmal so seltsam ruhig, daß es so gar den jungen Dirnen auffiel. Sie wisbetten es sich und lachten dabei: »War- hett sei ditmolt Aha —- de Kron’ liegt ehr im Koopt« Jawohl. die Krone war es! Es siand ja bei ihr fest, daß sie ungebun den blieb. Aber ihr graute doch vor dem, was darauf folgen mußte. Zwar war sie imstande, ruhig und lühl der Vorbinderin auf ihre Frage. ob sie heute nun die Krone binden sollten. zu antworten: »Diesmal unterhleibt e:.« Aber ihr Herz klopfte dabei so ungetüm und voller Angst, daß sie sich den Braunen einspannen ließ, um zu ihres Vaters altem Freund, dem Justizrat Badte, zu fahren,’um sich alle Folgen ihrer Auflehnung nennen zu lassen. Vorher ging sie noch zu ihren Lieblingen in den Fohlenstatl Da standen sie und spielten mit den Ohren, sobald sie nur über die Schwelle trat. Junge, herrliche-, edle Tiere, denen die Liebe ihrer Frei stunden gehörte. Wie hatte doch einst Herr von Eschingen, scheinbar hohner füllt, zu ihr gesprochen: «Jch wollte, ich wäre eines Ihrer Lieblingssohlen. Da schmeckte ich wenigstens, daß Jhre Worte nicht nur schlagen können-« Ja, sie hatte ihr Herz an die jun gen Tiere gehängt. Sie waren ihre Freunde und Bertrauten. An ihren schlanien hälfen konnte sie sich unge hindert ausweinen. heute riß sie sich schneller von ihnen los, als sonst. Sie mußte sich eilen, um noch vor dern Gewitter in die tleine Stadt zu kom men. Die Wollen hingen bereits wie aus schwarzen Netzen herab. Einen Augenblick guckte in ihr der Gedanke aus« daß sie diese Fahrt bis zum nächsten Tage oerschöbe. Aber sie oerwars ihn sofort. Eile war gebo ten. Wenn herr von Eschinaens Drohungen über sie lamen, wollte sie wenigstens gewappnet sein Der alte Freund konnte ihr wenig Trüstliches verheißen. Sie mußte er füllen, was sie übernommen hatte. Oder sonst die Folgen tragen. herr Von Etchingen war nämlich auch be reits bei ihm gewesen. Er hatte er fahren und gesehen, daß der Bor toertgroggen zusammengebunden und eingebracht war und daß die Krone fällig sei. Er hatte darum dem auch ihm gut bekannten Justizrat mitge teilt, daß er sich niemals, durch nichs, der Forderung seiner Pächterin sti gen rde. Margarete Willnee rüstete sich, mit de und still, zur heimsahrt Der Ju stizrat beschwor sie, jetzt nicht zu sah ren. Er deutete aus das Gewölk und sprach von der Gefahr der Gewitter im Freien. Ei stand aber nicht ein mal sest, ob sie ihn überhaupt hörte. Sie suhr trohdems fis-life zucktem Donnerschläge roll ten tiber ihrem haupt. Der Braune suhr zusammen, raste im Galopp- der leichte Wagen schleuderte in den trot lenen, ausgesahrenen Geleisen. Zu treilen war die Lust wie schwarz ge stirbt. Als Margarete Will-irr am Forst hause war, must-e sie eintehren. Der Gaul tonnte nicht weiter. Balle zwei Stunden weilte sie hier, so lange, bis der alte Postbote mit seiner Mao pe eintehrte und atemlos erzählte: »Hei der Willnerschen ha« einge schlagen. Jn den Fohlenstall Die vom Eschinser sind zum Löschen ge kommen. Der herr Baron mit. Und denken Sie bloß, Förster, er ist in den brennenden Fohlenstall rein. Ich weiß es ja nicht, aber sie sagen, das er drin umgekommen is.« Ein Schrei ertönte. Er lam von Margarete Willner's Lippen Sie hatte alles andere vekgkssksis Nur ihn sah sie, bleich, entstellt« »ein Opfer der Flammen Für sie tn’s Verderben gerannt! Jhr zu Liebe! Als sie aus das Vorwerl lam, stießen sich die Leute erschrocken an. »Gott — dat Irölen — as en Geist —« Zum größten Teil stimmte die Er Ziihlnng des alten Postboten Der Folslenitall war wirklich niederge kskanni. und Herr von Eschingen war irr-s Bitten und Ahmahnunaen hin eingestilrzt, um die Halfter der jun gen. edlen Tiere zu liisen. Aber tot war er nicht. Nur seine haare waren versengt, und der rechte Arm trug eine große Brandwunde davon. Jedt weilte er daheim, und sie hatten nach dem Arzt siir ihn geschickt. Die Leute wurden nicht müde. sich til-er ihr Fräulein - zu - wundern. Was hatte sie denn nur? Der Scha den war doch durch die Versicherung gedeckt. die sechs besten Tiere gerettet und ein Menschenleben auch nicht zu dellagen Warum lniete sie denn ietzt vor dem rußigem leicht dampfen den Gebsll und sah mit starren Au aen in den Schutt und die Vernichs jung! « Erst spät Abends ging sie in’s Haus- Die ganze Nacht schien aus ihrem Fensterlrin ein Licht zu der Brandwache hinüber. Am nächsten Morgen war sie scheinbar wieder die Alte, gab ruhig ihre Anordnungen und ging, den Lodenmantel um die Schultern, zu der Scheune hinüber, die den neuen Roggen barg. Die Mägde siarrten ihr verwundert nach. Uns wollte sie denn da? Sie stie ßen sit tichernd an, als sie wieder bernuttam Jhre Arme waren voll ooldener Aehren. Die längsten und schwersten trug sie. Jhr Gesicht hatte einen Rosenschimmer. Die goldene Last war so schwer Mit sesten Schritten ging sie in das Haus« legte die Aehren nieder und begann eine Krone zu binden. Schönen als jemals zuvor, wurde sie. unt als sie endlich sertig war, zog sie den Mantel von neuem um die Schultern. hob die Krone aus ihre Arme und schritt den Weg, der zu dem Eschingenichen Besitz binsiihrtr. Nur einmal zitterten ihre Kniee, als sie die hohe Freitreppe hinausschritt. Aber ihr Gesicht war ganz ruhig, und in ihren Augen lag ein seuchter Glanz. Sie sragte auch ruhigen Tonee den Diener nach dem herrn. Der össnete schweigend die Tür und liess sie ein treten. Er war alt und wußte mehr, als er veriet —-. Jm Lehnstuhl saß der Rittergutsbh siher von Eschingen, weil ihm der Arzt siir die nächsten Tage Ruhe und Schonung auserlegt hatte. Alk er die Eintretende gewahrte, wollte er aufspringen, aber sie stellte sich io nahe vor seinem Stuhl aus, daß er es nicht vermochte. Jhre Augen erhob sie nicht zu ihm, aber in ihrer leisen Stimme lag ein Ton. der sein Herz mit Jubel erfüllte. Sie selbst sprach den alten Vers zu ihm-· ..Miigen diese gold’nen Aehren Tit viel Freud' und Gliitt beschereni Halten sollst Du Herrenrast Unter dieser goldnen Last-« Nun sprang er doch aus, nahm ihr die Krone ab, sah sie einen Augen blick an und riß die ichlanle Ge stalt dann mit einem leisen Jauchzen an sein herz. . Sie wechselten tein Wort miteinan der und siihlten es doch: Auch die schwere goldene Last ihrer Liebe war endlich zu der Krone geworden, die ihrem Erntedantsest entgegenstrahltek vornehmen-dein Wie oft begegnet man in Wald und Flur jenen warnenden Taseln, mit denen geträniie Grundbesitzer das Publikum davon abzuhalten suchen, krumme und daher lange Wege durch selbstgetretene gerade und daher lurze abzuschneiden. Mit allen Mitteln der Tialeltit, vom tategoriiehrn Impera tiv bis zum sanftsäuselnden Zuspruch, vom zarten Appell an die Natur-liebe des Publikums bis zum apodiltischen Verbot im Verordnungsstiele wird versucht, das Publikum die eigens dazu angelegten Wege zu leiten. Nicht immer mit Erfolg. Ohne heimge sährdende Stacheldrahtzäune gelingts in den seltensten Fällen« Ein Bäuerlein in einem Seitentale des Jnnö hat sich sehr einsach zu het sen gewußt. An einer Stelle, wo jeder Wanderer bisher nach einiger« mathematischen Ueberlegurtgen zu dem Ergebnis lam, daß eine hypothenuse immer titrzer ist als zwei Katheten, stellte dieser iiindliche Menschenlenner eine Tafel aus, die statt des groben Verbots eine immerhin noch gan sreundliche Einladung aussprache »Nur Nindviecher dürfen ins Gras geben« — Er soll seinen Zweck erreicht ha beut L-— Zureichender Grun s. Lehrer: «Warum bist Du gestr.n nicht in der Schule gewesenisp Schüler: «Jch war trant.« Lehrer: »Was sitt eine Krankheit hattest Du dennk [ Schüler: »Meine Jacke war zerris es.«