sp Jahrgang Uebraika Staats— Bmzetger unde J set-old er 1912 mit-ei rThei t) ummer 20 « Rot-jamle Modus-wie ich serv-M lau-im Cum ou inten, Mut-m Mast »New IMM- m frohe feste Womi- mfi nimm-L Und-no mer-on Mame LBIW auch mcmdtmäkwI W Wut-W MIWWO mkm Is- MMU wo ferle cost M Ilelo Its loose Modena Qui-M uns fwijgl mit mcuterw Hemmnis ihm-Ich Jede-I liest M umw ZIn on um« Iagcs s- L J Yas Bild im gipiegel Eine Shlvester:ttomödie von A d e l he i d W e b e r. . ei dem berühmtesten Schauspieler dieser Epoche versammeln sich auch in dieser Syloesternacht seine Freunde mit ihren Damen. Der große Saal stellte die Grotte der Frau Venus dar, von den herrlichsten Tan nen umgeben. Von ihren zahllosen Wachöterzen ging ein seierliches golde M Leuchten aus, und Blinken in die nen hohlen und Winkel der Grotte hinein, die in Rosengarten verwandelt waren. Die schöne Hausfrau, als rau Bennö in tosen, rotenroten iern iiber Goldstoss, rote Rosen irn ar, stand unter ihren Rittern undgrauen und sagte mit Augen, die von chelmerei bliytem Dir spielen heut eine Kumedi, in der ihr Alle mitwirken müßt, und ptvar so, daß die beiden Dauptpersm Un des Stiiets nicht ahnen, daß ihr Rollen spielt. Ich habe sie deshalb — pli- Sstunde später herbestellt, damit ich mich mit euch erst besprach. Die hauptpersonen unseres Lustspiel Iisind aber« —- ste sprach die Namen « nz leise —- ,,Anna Kathrein und rotrustez.« « · »Wer find fie denn?« fragte Fel dan, der eigene aus Paris kam um eine der berühmten Sylvesternächfte feines Freundes mitzufeierm »Ja so, Sie lennen unsere neuen rennde noch nicht; Prolruftes, un er Kunfimäcem der Auftraggcber so vieler Künstler, die ihm feine Ideen malen müssen. Neulich sollte ihm ei ner ein Bild über Fausts Worte ma len: »Auf freiem Grund mit freiem Rolle stehen« — bitt Jhna, malen’s mal an freien Grund und an freies Bellt Weil er aber mitleidslos feine Olinge reckt, bis sie in feine Jdeen pa , oder ihnen den Kopf abhaelt, wenn sie zu groß dafür sind. Wen vie ihn Prolruftes Yenannt Jm dile srlisen Leben hebt er Furt ha M-.— ——.-- -.-» k-.— —«.- .....,.,.- , »Aha! dacht ich mir schon. Man spricht von ihm.« kJa, seine Maler malen ihm seinen Ruhm. Dabei bezahlt er Schand preise, wenn er weiß, sein Schüßling muß sie nehmen. Der Anna Katbrein hat er 30 Mart sür eine Landschast bieten lassen, 11,-Hz Meter breit. Das soll heut gerächt werden« »Und tver ist Anna KathreinZZ Auch ein nom de guerre natürlich.« »Ein herziges Schneck ist soe. Und malt sozusagen mit- beiden Händen vor Maleifer. Hat auch schon ausge stellt. Eben das Bild mit dem Mohn seld, siir das ihr Prolrustes den Schundpreis bat bieten lassen. Ha, heut soll er ihr 3000 dasiir zahlen und obendrein ausgelacht werden« »Wie denn? Wie denn?« riefen die andern und drängten sich enger um die schöne Frau. »Ganz einfach. Wir machen ihn besinnungslos verliebt in’s Annerl.« »Prachtvoll! Aber wie?« Erstens mache ich sie beut so schön, wie sie noch nie gewesen ist. Dann müßt ihr Männer die Kleine heut zu eurer Königin machen, was natürlich den Erfolg haben wird, daß der eitle Protruftes sich mit allen Gedanken daraus stürzen wird, die kleine Köni gin fiir sich zu erobern. Das Uebrige findet sich von seton." »Anna Kathrein weiß -—?« Reine Silbe. Bin neugierig, wie der Eitelkeit-wusch aus das kühle Persönchen wirken wird?" »Und wenn sie nun schließlich aus Pvroktustes Werben hineinsällt?« »Da, das Ende mit Schrecken wär schiimmstensallg eine Hochzeit. Und die brillanken Aufträge, die ihre Malas leuie dann kriegen würdet!« »Nun bitt’ ich um eine Viertelstunde Urlaub, um die Kleine herzurichten.« Die schöne Frau war kaum ver schwundem—als Kurt Haman erschien. Feldau begann ein Gespräch mit ihm, als immer der Maler laut sragtet »Wo mag heut blos Anna Kathrein bleiben?« »Ja, wo ist Anna Kathreini Es ist gar kein Fest ohne sie!« riesen andere. »Wer ist Anna Kathrein?« sengt-e Feldau mit geheuchelter Wißbegier. «Sie kennen unser Annerl nicht?« »Das reizende Persönchen!" »Unser kleines Genie!« »Die süße hexe!« »Da ist ja der Seppt Sein-, weißt Du nicht« wo Anna Kathrein steckt?« »Jch?« Der junge Mann, der eben eingetreten war, wars seinen hübschen, schwarzen Krauikops zurück. »Bitte euch, sroppelt mich nicht al leweil mit der Anna Kathrein.« »Ah . . . da ist fie!« »Donnetwetter! »Das ist ja un glaublich schön!« Sie blieben alle wie angewurzelt ste hen und siarrten aus die junge Gestalt, die mit Frau Venus im Türrahmen stand. Sie war aber in der Tat entzückend, die kleine Bacchantin. Jm grünen, griechisch gegurteten Gewand, im brau nen Kraushaar rotes Weinlaub, von denen hellgtiine und goldgelbe Trauben zu beiden Seiten in das unregel mäßige, süße Gesichtchen fielen und im Kerzenglanz mit köstlichem Schimmer leuchteten: ja. sie war reizend. »Wer ist die Damei" fragte haman seinen Nachbar. Der aber antwortete garnicht, son dern schaute verziiekt aus die liebliche Bacchantim Dasselbe taten die An dern. Anna Kathrein war iiber all der Anstarrerei ganz rot geworden, aber die ungläubige Freude an dem Eindruck, den sie machte, stand ihr sehr lieblich. Die Hausfrau, oer bange muroe, ihre Spieszgesellen möchten ihre Rolle Fortun, bat zu Tisch. »Sie führen nna Kathrein,« sagte sie zu Haman »den haman bittet Dich um die Ehre, Dich zu Tisch führen zu dürfen, liebes Annerl«, stellte sie vor Die kleine Bacchantin tisz ihre großen Augen noch größer aus, als sie den verhaßten Namen hörte; sie sah Frau Stella an und bewegte die Lippen zu einem stummen: «Kennt er michs« K Ffrau Stella schüttelte lächelnd den VP « . Da kam ein ganz gefährliches Leuch ten in die braunen Augen. Anna Kathrein schien heut von ei nem Teufel besessen. Der Seit, die Huldigungen in allen Blicken und Worten, die sie umschwirrten, stiegen ihr in’s Köpschen Sie ioiettierte mit ausgesuchter Bosheit, spottete ihn in stille Wut hinein und wars ihm dann wieder eine verhüllte Schmeichelei als Köder hin, tun ihn auszulachen, wenn er be gierig danach schnappte. Zuleht hatte sie seine arme, kleine Seele an ihrer Eitelkeit ganz ausgespießi und wehr los gemacht. Als er nun in dieser Siedehitze war, beugte sich einer der Verschwörer über den Tisch herüber zu Anna Kathrein und sagte »Annerl, was giebst mir, wenn ich Dir Dein Bild vertaus?« »Js’ö wahr?« ries Anna Kathrein entzückt; denn sie fiel auf seine treu herzige Miene herein. »Was willst haben, Hannech Was will er zahlen? Wer ist’s?« »Ich zahle das Doppelte«, sagte Haman Anna Kathrein sah ihn an, boshast und tolett. »Ach Sie ——«, sagte sie und zuckte die hübschen Schultern, »Sie kennen ja das Bild gar nicht« »Ich nehm’s unbesehen nnd zahle das Doppelte von jedem Preis, der Ihn-en geboten wird'« »Geboten werden 1500 —- und ich will ein Busserl,« sagte Hans Heinxs »Ich gebe 3000,« ries Haman. Jn Anna Kathreinö Augen lachten die goldenen Teufelchen. Sie streckte dem Verliebten ihre Hand hin. »Ihr Wort2« Er schlug ein. »Der Kaus ist per fett. —- Und was beiomm nun ich?« Sie sah ihn an, wie erstaunt. »Sie? Nun eben das Bild,« erwi derte sie naiv. Er biß sich die Lippen. Aus dem Nebenzimmer tamen Wal zerlliinge. Die Hausfrau hob die Tafel aus, jeder Herr trat mit seiner Tischdame zum Tanz an. Kurt Ha man aber tanzte viel besser, als seine Partnerin erwartet hatte. Da, als das Paar hochatmend still stand, sagte Frau Stella hinter ihm zu einer Dame: »Ja, es ist ein alter Glaube: wenn ein Mädchen Punkt 12 ganz allein vor einen Spiegel tritt, so sieht sie ihren tünstigen Gatten.« s. Da zuckte Annerls Hand in der Ha man-g. die sie heftig drückt-. Sie hin-. ten beide noch Frau Stella sagen: ,,Jn 10 Minuten ist Mitternacht.« Fünf Minuten später stand Anna Kathrein in Frau Stellcks Antleide zimmer. Sie hatte ihr Uehrchen in der Hand und zählte die Minuten bis Zwölf. Der Zeiger schlich langsam von einer Minute zur andern. Endlich stand er aus Mitternacht. Anna Ka threin trat vor, noch glühend von Tanz, Wein. Citelieits- und Sinnen rausch. Aber als sie- die niedergeschla genen Augen nun zum Spiegel aus heben wollte, kroch ihr ein plötzliches kaltes Grauen durch die Adern, als beschwöre sie freventlich ihr Schicksal. »So tindischt« sagte sie laut, hob die Augen mit einem Ruck und sah in den Spiegel — Und sah darin Kurt Hamam Anna Kathrein stieß einen Schrei aus. »Psui Spinne!« sagte sie, drehte sich entschlossen um, ging an Kurt Ha man, der noch immer, jetzt sehr ver dutzt, lächelte. vorbei in den Korri dor, ihren Mantel zu holen. Da stieß sie aus den Malersepp. Sie sah ihn an, schlug die Augen nieder und wurde rot. Dann hob sie sie wieder, sah Sepp noch einmal an, von oben bis unten, trat dann aus ihn zu und sagte mit schelmischem Lächeln und lieben, abbittenden Augen »Ja, wag stehst denn hier, Sepp2 Jch dachte, Du würdest im Spiegel hinter mir stehen« ———q-f sylvester. Auf dunklen Schwingen sentt sich wie der, So ahnungsvoll und tröstlich mild, Des Jahres letzter Abend nieder Zum winterlichen Schneegesild'. Der Abendglocken fromm Geläute Tönt hehren Klanges durch die Nacht Und predigt, wenn ich’s recht mir deute: Der herr hat alles wohlgemachtl (Gerol.) .--——— Reutahrswunsch Im neuen Jahr dte alten Freuden Jrn neuen Jahr etn neues Glück! Und nrög’ verschonen Dich mtt Leiden Jrn neuen Jahre Dein Geschick! Jm neuen Jahr die alten Neben, Erprobter Freundschaft alte Treu’; Den alten Gott tm neuen Jahre, Und setnen Segen täglich neu! Selbstbewußt. »Den Leutnant, wir schwärmen so stir die Kunst, »daß wir uns entschlos sen chabem entweder nur einen Dich ter oder einen Künstler zu hetraten.« »Aber tote grausam, meine Damen, Block-r rntch quast zwingen, umzusats n. « F. r i s e n. Von M. von Efchen (M. von Esch ftruth). angsam, wie abwesend in ihren Gedanken, gewohnheitsmäßig mechanisch nur schreitet eine junge, elegant gekleidete Frau die tep pichbelegten Treppen eines stattlichen Hauses in der Berliner Tauentziem straße hinauf. Ebenso mechanisch macht sie halt in dem zweiten Stock und driickt hier aus den Telegraphem knops. Ein niedlich-es Mädchen init weißer Schürze und weißem Häubchen öffnet die Tür. Ohne Gruß, ohne Wort, wie etwas entfliehend, eilt die junge Frau an dem Mädchenvoriiber in ihr Zimmer und sinkt hier aus die große Chaifelongue. ,,Gnädige Frau sind nicht wohl?« Das Mädchen ist seiner Herrin ge folgt — ,,Nein —- doch — —« »Soll ich Herrn Professor antelepho, nieren?«, klingt es teilnahmsvoll Die junge Frau erschrickt: »Nein, nein. — Es ist meine gewöhnliche Mi gräne. —- Nur Ruhe, Ruhe, Marie! Niemand soll zu mir gelassen werden. Auch nicht —« Sie schüttelt sich, wie von einem Schauder ergriffen. »Dann will ich die Sachen mitneh men.« Marie löst der jungen Frau behutsam den Mantel von den Schul tern, den Hut vom Kops »Ich mache alles zurecht, gnädige Frau werden sich legen —« »Wie gut Sie sind! Danke.« Und ein freundliches Lächeln huscht nun doch sür einen Augenblick über die ver störten Züge der jungen Frau. »Nun aber Ruhe, Ruh-e um jeden Pret5!« Das Mädchen verläßt das Zimmer. Frau Magdalene Förster gräbt den Kopf in die Kissen der Chaiselongue. Der Abend sinkt. Es wird dunkler ringsum, nur an der Wand drüben beginnen ein paar helle Flecken zu spielen, vermutlich der Widerschein der Laternen draußen. Jn dem schmerz umdunkelten Bewußtsein der jungen Frau regen sich die Gedanken aufs neue. Sie hatte ihren Gatten kennen ge lernt bei einem Diner bei Freunden in Wannsee draußen. Man hatte später, wie meist hier der Fall, eine Fahrt aus dem Wasser gemacht. Es war ein herrlicher Tag geworden. Mit einem wundersam seltsamen Gefühl wohl tuender Erregung kam Magdalene nach Haus. Nach wenig Tagen schon hatte Kurt Förster den Eltern seinen Besuch ge macht. Man hatte den jungen Doktor der Philosophie eingeladen. Sie hat ten sich bei den Freunden draußen ge sehen, nach wenig Wochen mit einn der verlobt und, abermals nach wenig Wochen, schon geheiratet. Die Eltern selbst waren entzückt von dem jungen, bildhübschen Mann und nehmen, daß er einstweilen, wie Papa Werner es nannte, »in Tinte mache«, gern mit in den Kaus. Tinte, meinte Papa Werner, sei etwas, aus dem Gold werden könne, wenn einer nur das richtige Elixier dazu tun kann. Weil er selbst aber durch Bauunter nehmunsgen zu Gold gekommen, hielt er dasiir, es wagen zu dürfen, dem jungen Mann die Tochter anzum trauen, wenn er auch nur das Elixier besitzen sollte, sie glücklich zu machen Dem aber schien so. Magdalene, die stets ein etwas blasses, zartes Ge schöpfchen gewesen, blühte zusehends »auf. So waren denn Magdalene und Kukt ohne jeden Kampf, jedes Hinder nis, ganz normal und korrekt zum Glück gekommen. Vielleicht zu korrekt, sagt eben die junge Frau bitter. Es klingt seltsam schaes in die Stille. Da mals aber hatten sie es sich so gern ge fallen lassen! Und es war auch immer herrlicher geworden, da sie oerheiratet waren. Man wohnte in einer prächtigen Einge. Die Einrichtung war reich und ilinstlerisch schön. Papa hatte seine Magda einstweilen mit einer jähr lichen Zulage von 15,000 Mark, Man-ca das Kind mit einer vorzüg lichen Köchin und gut geschulter Jung fer ausgerüstet So ließ es sich leben, unberührt von allem Kleinlram des Lebens. Magdalene teilte die Jnteressen ih res Gatten. Sie besuchte mit ihm die Theater, Konzerte, auch die politischen Versammlungen und hielt ost aus bis zur srlihen Morgenstunde. Jhre Sym pathie, ihre feinsinnigen, ost witzigen Bemerkungen wirkten wohltuend an regend aus seine Tätigkeit ein. Er nannte sie seine ,,Muse". Außerdem hatten sie viel Verkehr. Er wollte sei nen Weg machen, sie fand Vergnügen daran. Magdalene konnte sich die elegantesten Totletten leisten und war ein gar lieblich-reizendes Geschöpf. Freudig grüßte sie sein Blick in der bunten Menge; er war stolz daraus, daß er die eleganteste und hübscheste Frau sein eigen nannte. Magdalene wieder war selig, daß der Herrlichste von allen auch hier zu seinem Rechte kam! Waren sie aber zu Haus, dann war wieder alles wunderschön; sie lieb ten sich, wie sich nur zwei junge Men schen lieben könne So verging eine chöne Zeit. Dann kam das Kind. Es sollte nun noch herrlicher werden! — Die tleine Annie — so ward es ge nannt — hatte jedoch ihre junge, schöne Mama etwas müde gemacht. Sie mußte sich eine Weile schonen. Kurt Förster fand seine ganze Freude darin, sein Frauchen zu pflegen, nur ein sorgsamer Ehemann nnd begliickter Vater zu sein Die Sache aber längte sich, die Sai son setzte ein, und die Arbeit ries. Kurt, der inzwischen Redakteur an ei nein neuen Blatt geworden war, mußte seine abendlichen Ausgänge wieder aufnehmen« Ob er sie auch so viel einschränkte wie möglich und seine junge Frau durch verdoppelte Aus mertsamkeit zu entschädigen suchte: sie blieb allein. Nun, sie hatte ihr Kind — sie war auch in der Tat zu matt und müde, um nicht die vollkommene Ruhe doch als Wohltat zu empfinden: dann — sie blieb ja auch das einzige Mittel, daß es wieder anders werden konnte. So wurden die Wochen zu Monden, Munde zu Jahren. s Da mit einmal bemerkte die junge t— Frau, der-en Kräfte wohl allmählich wiedergekommen waren, sehr schmerz lich, daß sie ihren Gatten kaum noch anders als bei Tische sah. Dem war wirklich so. Die Zeitung, die immer mehr in die Höhe ging, sor derte auch von dem Redakteur immer mehr, eine Masse Zeit. Dazu hatte er noch ein wissenschaftliches Werk zu schreiben begonnen, dem er jeden aus gangfteien Abend und recht oft seine Nächte opferte. Es ward Magdalene gewiß und ge wisser: ihr Gatte hatte sich ihrer ent wöhnt, er bedurfte ihrer nicht länger —- er liebte sie gar nicht mehr. Viel leicht — vielleicht —- interessierte er sich gar siir eine andere. Einem Re datteur, noch dazu, wenn es ein schö ner, sliebenswiirdiger Mann ist, kom men die Damen, namentlich die in teressanten der Kunst und großen Welt, entgegen —- und der Verkehr bricht nie ab. Und nun mit einmal hörte sie auch etwas munleln von einem hübschen, jungen Mädchen, das Schreibmaschine schrieb aus der Redak tion, das Schriftstellerin werden woll te, das er in das Feuilleton seiner Zeitung lancierte. Magdalene wurde unruhig. reizbar, verstimmt. Sie wäre jetzt gern mit dein Gatten ausgegangen wie einst — er aber schien ihre Wünsche nicht zu bemerken, nicht zu respektieren. Sie wurde immer unruhiger, sing an zu spionieren, zuletzt ging sie auf die Re dattion, den Gatten zu besuchen, wie sie auch das einst getan, nur aus ande rem Grunde· Als sie den Empfangssalon hier be trat, war niemand darin — wohl aber hörte sie Stimmen in dem Arbeitszim mer nebenan. Dessen Tür stand aus, und der Spiegel an der Wand drüben zwischen den Fenstern gab sein Bild zurück. r Da auf einem Sessel saß ihr Gatte, den Rücken dem Spiegel zugewandt. Vor ihm stand eine junge Dame, ei ivas verwegen kostiimiert, aber bild hiibsch, mit blitzenden Augen, einer Unmasse rotblonden Haares hervor-l quellend Unter einem radgroßen Hut. Sie schien im Fortgehen begriffen: »Und heut’ abend hol-en Sie mich ab. Punkt zehn, Doktor!« Damit bot sie ihm die Hand. ,,Habe aber gar keine Zeit, Hella,« gab er zurück. »Sie müssen!« klang es dagegen. »Ich muß mir mal so einen Sylvester ball ansehen. Außerdem will ich auch mal tanzen und iustig sein. Das kann ich doch nur mit Jhnen.« »Ist denn das wirklich wahr, Hella?« fragte er, sichtlich wohltuend von dem schmeichelnden Ton ihrer Stimme und Worte berührt. »Das wissen Sie doch am besten." Sie legte dte Hand auf seine Schulter. »Alfo Punkt zehnt« »Und wenn ich komme —«« »Dann sollen Sie diesmal belohnt werden, mit einem Kuß!" - »hm, hm,« machte er, halb no wehrend, halb schon gewonnen. Magdalene aber floh davon wie ein geheßtes Wild. —- — « Langsam und schwer bebt sich die junge Frau jetzt aus den Kissen der Chaiselongue und geht in ihr Schlaf zimmer hinüber. »Warte hat alles wohl zurecht gemacht hier. Durch eine rote Ampel gedämpft, webt mildes Licht in dem schönen, ho hen Raum. Die spißenbeseßten Kissen locken zu süßer Ruhe. Auf dem Tisch chen neben dem Bett steht die Schachtel mit Schlafpulver, zu denen Magda lene noch zuweilen greift, und ein Glas Wasser. Schlafen, schlafen, nicht mehr den ken. Die junge Frau schüttet ein Pulver in das Glas. Ach, wenn· sie doch nie wieder zu erwachen, nie wie der zu denken brauchte, daß er sie nicht mehr liebt — verraten, vergessen hat« Und wie von ein-er finstern, un heimlichen Macht bezwungen, schüttet Masgdalene jetzt ein Pulver nach dem andern in das Glas, faßt dieses fest und führt es an die Lippen. Doch eine Stimme nebenan tönt hörbar durch die offenen Portieren, eine feine, kleine Stimme, ein Stimm chen nur: »Lieber Gott, mach mich fromm, Daß ich in den Himmel komm ——« Ein Schauder fliegt Magdalene an — sie hält ein —- stseht wie gebannt. Klein-Anme, nachdem sie ihr Ge betchen gesprochen, vertritt nun, so scheint es, ihre Sache persönlich vor dem lieben Gott. »Und Mama auch,« fährt sie fort. »Und dann, lieber Gott, mach euch, daß Mama wieder —- mit mir spielt.« Magdaslene springt auf, wirft das Glas zu Boden, eilt an das Bett des Kindes und umschlingt es mit beiden Armen. Klein-Annie, die schon die Lider ge schlossen hatte, öffnet sie wieder, blickt etwas schlaftrunken, erstaunt, dann selig drein: ,,Mama, Mama!« Und auch sie schlingt jubelnd die Aermchen um der Mutter Hals. ,,Annise, mein Kind, mein süßes Kind! Noch weißt du nicht, wie schlecht deine Mutter zu dir war. Ader sie wird es nie wieder sein« Magda lene fchluchzt, und doch selig klingt es aus: »Nun will ich leben, leben für dich.« Klein-Annie läßt es sich gern gesal len, daß sie immer aufs neue geherzt und geküßt wird, streckt auch immer wieder die Aermchen nach der Mutter aus. »Und nun, Annie,« sagt diese setze »bitte den lieben Gott, daß er auch den Papa beschütze aus allen seinen Wegen.« Gehorsam faltet das Kind die Hände: ,,Lieber Gott,« beginnt es, und blickt mit den großen, dunklen Augen gläubig empor. Dann hält es ein« »Da steht Papa!« tust es fröhlich. Und im Rahmen der geöffneten Tür steht Kurt For-ster. Einen Kin derreim, den er siir seine Arbeit pas send gesunden, wollte er in dem Buch suchen, das er dem Töchterchen zur letzten Weihnacht geschenkt Nun tniet auch er neben dem Bettchen seines Kindes-. ,,Magda, verzeih’,« bittet er, und streckt ihr die Hand entgegen. Er weiß, daß sie bei ihm war. Ihr Mufs war in seinem Redattionszimi mer geblieben. Er kennt sein ganzes Sündenregister, das, ob es auch nicht so schlimm ist, als Magdalene denkt ihn nun doch empfindlich drückt. Es liegt so viel Trauer und Treue in seiner Haltung, solch warmes ,Empsinden in seinem Ton, Magdas lene legt ihre Hand in die seine. Etl« »Ach Mkzuuouxwx »Ja, hast du mich denn noch ein wenig lieb?« »Du hast mir gefehli,« sagt er ernst, »das war alles!« Die junge Frau versteht: »Du aber weißt noch nicht, was ich getan — tun wollte.« ,,Laß, laßt« wehrt er schnell. Er schlingt den Arm um sie, sie legt den Kopf an seine Schultern, keins sagt ein Wort. Doch wissen sie beide, daß die Liebe von einst nicht gestorben, vielmehr, schön wie sie war, jetzt rei ner und tiefer geworden ist und nicht nur im Neuen Jahr, sondern das ganze Leben ausdauern wird. — » Passende Erklärt-up »Du, was ist denn das: eine Sim ture?« Das ist ein Amt, wo einer nichts. » izu tun hat« all nichts iu tunl«