Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 13, 1912, Zweiter Theil, Image 11

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    Bienennest-seh
Von Fee-ihn Greise.
Sie sie en an Straßen neun von Staub,
St stehen in dicht stetem Sommeetnuth
Sie wandern aus e nsnmen Festenv nden,
Ste wandern entlnneb an der eere
estqden.
je lansen vorbei enn donnernden Ing
te steigen und sinken wie nächtlicher
. Spuk
Sie wollen das ganze Wand überbreiten
Mit than sehn-fremdem zitternden Sat
? ten
O
Und keiner-, an dem es vorüber-sagt
othis sausendee Lied, ist keiner, der-tm t:
das bebt aus den Saiten, bis leise kste
dröhnen,
Jst·s Jubel, ist«s Angst oder Sterben
nnd Stöhnen?
Nur Kinder umfassen neugierig-bang
Die glatten Pfähle ctmd hören den
sang
Und hören ein Rauschen nnd hören ein
Nonnen
Und stehen und Inschen nnd stehen nnd
staunen;
Und totssen nicht, was hier vorübekqlitt.
Und stn en nnd samtnen versonnen nnt
Zum vchittsnlsqescnme der eisernen
Saiten,
Uns denen der Tod nnd das Leben
reiten.
Die Probe.
Eine amerikanische Novelle von J.
status
Stizzk von Eise strasst
Von der Straße. die nach Jron
City führte, stieg eine leichte Staub
wolle aus. Weit hinten am Horizont
austauchend, war sie näher und näher
herangekrochen und immer umfangrei
cher geworden.
»Sie reitet ein, Boys, ich lasse mir
ein Loch in die Rippen schießen,
wenn’s nicht wahr sein sollte,« meinte
Kid Horden einer aus der Schaar der
Gäste, die sich vor Jakob Morgans
»Saloon« versammelt hatten und der
nähernden Staubwolle mit wachsen
der Ausmerlsamitejp entgegenblielten·
»Wenn sie es nicht ist, dann ists
sicher die alte Waschstau aus Sylba
nia,« wars Tony Jaqueö ein, ein klei
ner, schmächtiger Kerl, dem man auf
den ersten Blick seine Abstammung
von der ionunischen Rasse ansah.
,.’nen Hut mit einer großen, weißen
Feder lann ich genau erkennen.'«
Nach dieser Bemerkung trat
Schweigen ein. Alles wartete ge
spannt aus den Augenblick, in dem sich
der Gegenstand ihrer Neugier aus der
grauen Wolle abheben würde.
Jron City lag weit im Westen und
hatte drei Monate aus das Eintressen
einer neuen Schullehrerin gewartet.
Das waren drei Monate der Freude
und wildesten Ausgelassenheit siir die
Jugend der Stadt gewesen. Die srlii
here Schuimadome hatte eines Tages
— ganz plötzlich —- ihre sieben Sa
chen in ihren Rosser verpaclt und
Jron City den Rücken gelehrt. Es
soll zugegeben sein, daß es keine leichte
Arbeit war, die Rangen von Jron
City in Zucht und Ordnung zu hal
ten. Aber die Schnupstabakdose Wer
alten englischen Miß, die die Zucht
ruthe im Schulhause der Stadt ge
schwungen, und die goldenen Ränder,
die ihre altertlimlichen treisrunden
Brillengläser umrahmten, konnten
eher alles andere erreichen, als die
Autorität ihrer Besitzerin mehren.
Und so war Miß Euphrofme Mac
harwest im Zorn von Jron City ge
schieden, nachdem sie vorher ihrernhers
zen Lust gemacht hatte über das gott
vergessene Jron Citys über seine Be
wohner, sein Klima und seine Ju
gend. Kid harper, der allen Dingen,
die die Erziehung r Jugend W
sen, das größte nieresse entgegen
brachte, hatte sosort nach dem Osten
geschrieben und nach mehreren Wochen
die Nachricht erhalten, daß eine junge
Lehrerin nach dem Westen ausgebro
chen sei. Und verziert-Tagen war
seid Parper eine weitere Nachricht von
vier ganzen Zeilen zugegangen, daß
die Schule am nächsten Montag er
össnet werden könnte, wenn Jron City
daran gelegen wäre. Die Zeilen
waren untersichnet mit Käte Bren
ninghaiis. as war der Name der
neuen Lehrerin von Jron City, und
das Eintressen ihrer Person war die
Ursache dasiir, daß sich ein Teil der
angesehensten Bürger von Jron City
vor Jakob Morgang »Saloon«' zu
sammengesunden hatte.
Inzwischen war die Staubwolle bis
dicht an die ersten Gebäude der Stadt
herangeriiett, und jryt löste sich aus
dem Dunst ein kleines, aber schweres
Gefährt, suhr an Morgans ,,Saloon«
vorbei und hielt vor dem hause der
Witwe Sm th. Aus dem Wagen
heraus sprang mit einem Sah eine
kleine Gestalt aus die Straße, ein tleii
net Koffer wurde abgeladen, »er
schwand mit der Gestalt im hause,
und dann fuhr der Wagen weiter.
»Das ist sie gewesen« sagte Tony
Jaques mit großer Gewißheit
«Wenn meine Augen nicht trügen,
scheint sie sich aus dem höflichen Blick
eines Gentleman nicht oel zu ma
chen!«
»Na, ich habe sie doch zuerst ge
lehenf bemerkte Kid arise-, während
hn ein unsreundli r Blick aus
Jaques Augen traf.
Dann erhob sich die ganze Gesell
schaft, und einer nach dem anderen
verschwand. als wenn er die wichti -
sten Dinge zu erledigen hatte. E
aber die Dämmerung an ebro n
war, hatte jeder einzelne es e nzur ch- -
ten mußt. das er zufällig an dem;
hau e der Witwe Smtth vorbeireiten,
niußte. Keinem jedoch war es gelun
en, die neue Schulmistresz von Ange
cht zu Angesicht zu sehen
»Dies sollte erst der nächste Tag
bringen. «
Kid hart-er war ein junger Bur
sche von vierundzwanzig Jahren. Es
war seine Gewohnheit, in der Frische
des Morgens einen kleinen Ritt zu
unternehmen. Als er am nächsten
Morgen durch die Ebene vor der
Stadt ritt, traf er auf Misz Bren
ninghaus. Sie schritt sorglos dahin,
pflückte ab und zu eine Blume am
Wege und sog die frische Luft in vol
len Zügen ein
Kid ritt on ihre Seite und ver
beugte sich, was die neue Schulmisireß
mit einem Lächeln quittierte.
»Mein Name ist Kid Harper,«
stellte er sich vor. »Ich habe wegen
einer neuen Lehrerin nach dem Osten
geschrieben und nehme an, daß Sie
die Mistreß find, die mir angezeigt
wurde. Jch heiße Sie im Namen von
Jron City willkommen und spreche die
Gefühle aller Einwohner aus, wenn
ich Jhnen hier Gliicl wünsche. Wenn
Sie Anliegen haben oder in irgend
einer Weise sich belästigt fühlen. so
vertrauen Sie sich mir an, und die
Sache wird auf dem schnellsten Wege
geregelt werden. Von Jhrer Woh
nung aus werten Sie am Ende der
Straße ein rotes Gebäude sehen —
das ist die Schule. Jhrer Weisung
gemäß wird die Jugend von Jron
City sich am Montag in der Schule
einfinden. Wenn dort was Wichtiges
fehlen sollte, bitte —- ich bin der
Schatzmeifter von Jron City.«
Die Schulmistreß lachte.
»Können Sie mir ein Pferd befor
aen?«
--
Kid Harper blickte die Fragestellerin
erstaunt an.
»Ob ichs kann? Sie sollen vor
morgen abend einen Ponh haben.
Wenn ich gewußt hätte, daß die
Schuldamen aus dem Osten auch rei
ten« hätte ich Jhnen ietzt schon einen
zur Verfügung stellen können.
»O ja, ich reite. Ohne Pferd
würde ich mir hilflos vorkommen.
Besorgen Sie mir bitte, einen guten,
geduldigen Pomp. Weiter werde ich
Sie nicht belästigen. Jch bin eine gute
Reiterin."
«Doppelte Freude sür mich«« suhr
Kid sort, während sein Blick ihren
kleinen Fuß streifte. »Hier ist «ne’
schlechte Gegend zum Lausen. Jch
reite selbst sehr viel« und wenn Sie zu
irgendeiner Zeit Begleitung wünschen,
erinnern Sie sich« bitte, meiner. Es
gibt hier viele Stellen« die einen Aus
ritt lohnen.'«
Miß Brenninghaus nahm sein An
erbieten an und lachte.
Kid Harver stieg aus dem Sattel«
wars die Zügel über den Arm und
schlenderte mit der Schulmistreß nach
der Stadt Zurück. Unterwegs ver
sehlte er nicht« ihr verschiedene Erklä
rungen zu geben« die nach seiner An
ficht für einen Fremdling von Nußen
sein konnten. Das war ihm eine an
genehme Ausgabe. Die neue Schul
mistreß besaß ein paar lebhafte,
Augen« volles blondes haar und sah
Kid bei seinen Erläuterungen mit
einem so gewinnenden Lächeln an,
daß dem Schaßmeister von Jron City
zu wiederholten Malen ein wohliger
Schauer den Rücken hinunterließ
Halbwegs nach der Stadt zu trasen
sie aus Tonh Jaque5. Kid stellte ihn
Miß Brenninghaus vor, ohne seinen
Worten besonderen Nachdruck zu
geben. Tko Jaques blieb in seinem
Sattel sihen und starrte die neue
Schulmistreß lange schweigend an, bis
deren Wangen ein leichtes Rot färbte.
Und genau so unbeweglich saß er noch
aus seinem Pferd, als die neue
Mistreß und Kid ihm lange den
Rücken gelehrt galten. Dann gab er
keinem Pferde ie Sporen und ritt
avon.
«Iony Jaqueg ist zuweilen ein th
chen seitsam,« bemertte Kid
Mite Brenninghaus starrte nach
dentlich Vor sich hin.
»So recht gewogen scheint er anen
auch nicht zu sein,« bemerkte sie nach
turzem Schweigen.
Pünitlich um 9 Uhr wurde am
Montag morgen die Schule in Jron
City eröffnet. Die neue Schulmistresz
war mit der Einrichtung der einzigen
Klasse zufrieden. Sie widmete sich
ihrer Auf abe mit einem Eifer, der
die Bewun erung der Erwachsenen er
regte, und nach wenigen Tagen sprach
man nur noch mit großer Ehrfurcht
von der Institution der Schule.
Kid Harper fand sich oftmals vor
dem roten Gebäude ein, wenn sich des
Mittags die Pforten der Schule
schlossen, Mistrefz Brenninghaus'
Pony am Zügel hinter sich herfiih
rend. Gewöhnlich ritten sie dann
nebeneinander durch die staubigen
Straßen von Jron City in das tiefe
S weigen der Einöde hinein.
n Jalob Morgans »Saloon« bil
dete das nteresse des jungen Kid fiir
die neue ulmistreß das Gespräch
des Tages, und nicht wenige gab es,
»die i n um dieser Freundschaft willen
denei eten.
? «Scheint sich ja zu einem ernsten
all heranzubilden,« bemerkte David
lert eines Tages. »Ob« hat einer
lyou Efuch se solch Treiben von th ge
eben " ,
»Nicht den geringsten Schimmer,«
entgegnete ein zweiter Gast. »Aber
ein nettes Geschöpf soll unsere neue
Mistre do? sein. »All, ter lte t
Dein chick alt« So bade ich m r
Isosort gesagt, als ich dieses prachtvolle
»Muster von Weiblichleit das erste
IMal gesehen. Und davon steht nir
zgends was geschrieben, daß Kid hier
ohne jeden Widerstand ernten soll.««
Der Halm-M widerhallte von
»Lachen. Tony Jaaues aber lachte nur
zleise und nachdenklich und sprach tein
Wort. Er dachte zurück an den gr
strigen Abend, als er Mistreß Bren
ninghaus draußen im silbernen Licht
Ides Mondes begegnet war. Sie hatte
einen kurzen Spazierritt unternom
men und sich dabei verirrt. Dann
waren sie zusammen nach der Stadt
zurückgeritten. Mistreß Brenning
haus hatte ihm einiges aus ihrem
Leben erzählt, und er hatte ihren
Worten voller Teilnahme gelauscht.
Er war überzeugt davon, daß sie ihn
nur deshalb ins Vertrauen gezogen
haben konnte, weil sie sich von Kid
zurückziehen wollte. Und als sie zum
Abschied seiner Einladung zu einem
Ritt am nächsten Tage gefolgt war,
hatte sich in Jaques ein leises Gefühl
des Triumphes eingestellt
Die männlichen, unverheirateten
Einwohner von Jron City bezeigten
seit dieser Zeit großes Interesse siir
die edle Kunst des Regens Wer vor
dem nur zu geschäftlichen Zwecken
seine Mähre bestiegen hatte, warf sich
jetzt in seinen besten Sonntagsstaat
und streifte die Umgebung der Stadt
ab in der Hoffnung, einmal dem
neuen Schulsräulein in den Weg ZU
reiten.
Käte Brenninghauz stand sich mit
allen gleich gut. Ihre Schönheit und
ihre weiblichen Reize fanden Anerken
nung auf der ganzen Linie. Was ihre
Bewunderer zum besonderen Interesse
anregte, war der-Umstand, daß ge
völlig frei schien von jener Aengftli
teit, die man ohne Vorbehalt mit
jedem weiblichen Wesen in Verbin
dung brachte. Eine Maus ließ sie
völlig kalt, und von giftigen Reini
lien sprach sie mit den erfahrensten
Männern in eingehender Weise. Da
zu saß sie im Sattel wie ein Cowboy
und trug beständig einen tleinen'mit
Perlmutter ausgelegten Revolver bei
sich, aus dem die Augen der Männer
stets mit stummen Fragen ruhten.
Was sie damit bezweckte, schien allen
ein Rätsel.
Eines Morgens tonnte David Clert
seine Neugierde nicht länger zurückhal
ten.
»Ich möchte nicht neugierig erschei
nen,« redete er die Schulmistreß, der
er gerade begegnete, an. »Aber wissen
würde ich doch gern, wozu Sie den
kleinen Revolver stets bei sich tragen?
Angenommen, es passiert Ihnen
etwas, was würden Sie denn mit dem
kleinen Ding anfangen?«
Käte Brenninghaus lachte.
,,Na, wenn es notwendig wäre zu
schießen, dann würd ich eben schie
ßen!«
»So, so,« entgegnete David Cleri,
aus der Fassung gebracht ob dieser
unerwarteten Antwort. »Ich dachte,
Sie tönnten teiner Fliege ein Leid
zufügen!'«
Und derselben Ansicht war die
ganze Einwohnerschaft von Iron
City.
»Ich glaube iiberhaupt nicht, daß
sie zum Schuß lomrnt,« äußerte Clert
zu den Gästen in Morgans »Salvon."
»Unten im Osten werden die Mädels
anders erzogen als hierzulande. Ge
wöhnlich fallen sie schon in Ohnmacht,
ehe eine Sache zum Ereignen Zeit hat«
und dann muß man Wasser nehmen
und sie damit bespritzen.«
»Unsere Schulmistreß scheint mir
aber nicht von dem Schlag zu sein,«
warf ein bronzefarbener Viehhijter,
der lange George, ein. »Ich habe
so’n ’Gefiihl, als wenn sie ihr Spiel
zeug, wie ihr es nennt, ohne weiteres
ur hand nehmen wird, wenn sie sich
in Gefahr befindet. Und ich habe
nicht große Lust, derjenige u sein, der
in diesem Augenblick vor ihr steht."
Tonh Iaque5, der bis jeßt der
Unterredung schweigend zugehört
hatte, mischte sich ins Gespräch.
»Wenn sich hier irgend jemand da
-fiir interessiert, ob Miß Brenninghaus
Itapfer ist oder nicht« dann wäre es
Idoch das einfachste, er bringt die
IFrage zur Entscheidung.«
; »Wie meint Ihr dast« fragte Da
;vid Cleri»
-
»Ma, laßt etwas passieren," ant
wortete Tony Jaques. »Gebt ihr
eine Gelegenheit zum Schuß, damit
ihr seht, wie sie sich verhält.«
»Zum Beispiel?«
»Na —- —— ——« Tony Jaques
schien nachzudenken, »macht einen
»hot(1 up«, einen echten »ti0lc1 up«
im wilden Westen.« Wenn sie die
Absicht hat, ihre Pistole zu benutzen,
wird sie es in einem solchen Fall ge
wiß nicht unterlassen.«
»Das klingt äußerst interessant,’
bemerkte der lange Geotge, »besonderi
da sich gleichägtig siir einen Bewunde
rer unserer ißtreß eine Gelegenheit
bietet, seine Haut punktieren zu las
en.« «
s »Was meint Jksr tmqu ’
Die Frage war aus dem Munde «
Tony Jaqueg gekommen und an Kid
Farper gerichtet, der mit retgniigtem
iicheln der Unterhaltung zugehört
atte.
h »Ehe Probe ists aus jeden Fall,«
entgegnete der Gesragte. »Wie wollt
Jhr die Sache aber anstellen?«
»Wir versammeln uns ax einem
Punkte —- —«
»Am elsenpsad,« unterbrach ihn
David E erk. Da Jbr den Plan eines
T,,t-ota up« http-echt gestattet mik,1
Euch eine kleine kieine Jnsormations
zu geben. Jch bin heute zufällig-zu
der Zeit an der Schule vorbeigekorn
men, alö die Mistreß ihre Jungens:
»entließ. Auf die Frage, ob sie heutes
seinen Spazierritt unternehme, gab sie»
’mir zur Antwort, daß sie zu Frau
iBarnes hinüberreiten wolle um nach
lderen kranketn Kind zu sehen. Meine
IBegleitung lehnte sie ab, weil sie schon
mit Anbruch der Dunkelheit zurückkeh
! ten wollte.
I Daraus könnten wir unseren Plan
aufbauen. Wenn sie zu, Varnes hin
siibergeritten ist, dann fmuß sie über
Iden Felsenssad zuriitkkehren. Wir
können uns hinter dem Buschwerl
verbergen, das gleich rechts hinter der
ersten Biegung liegt, und von dort
aus unseren Uebers-all vornehmen.
Das wird eine prachtvolle Schießerei
werden. Natürlich darf keiner auf
unsere Mißtresz schießen, denn erstens
können wir sie als Lehrerin nicht ent
behren, und dann wird ja auch keiner
von uns diese Absicht haben.«
»Es bleibt also nur übrig, einen
aus unserer Mitte zu bestimmen, der
die Rolle des Helden übernimmt," be
siegeltes der lange George den Vor
schlag Clerls. ,,Einer muß die
Mistreß aufhalten, und die andr
ren bilden mit unserem Schreien
den sogenannten beweglichen Hinter
grund·«
»Ich schlage Kid vorl« erklang eine
Stimme aus der Menge.
»Ueber diese Frage kann doch kein
Zweifel herrschen,« warf David Clerk
ein. »Wer sollte sdie Rolle überneh
men, wenn nicht Kid Harpert Er hat
doch ein oder vielleicht schon beide Au
gen auf unsere Mißtreß geworfen, ist
von Natur nicht unintelligent, und in
einer so delikaten Sache wie die vor
liegende tann nur ihm die Ehre des
Helden zufallen.«
Kid Harper war aufgefprungen
und sal) den Sprecher wütend an.
Aus den Worten des Letzteren war
ein verhaltener Unterton herausge
klungen, der Kid verletzt hatte.
»Ich tue es nicht!« rief et aus.
,,Meint Ihr, Jhr habt- mit Eurer ver
ächtliche-i und seigen Tat, einer hilf
losen Mißtresz gegenüber, ein Helden
stiick vor?'«
»Na, Kid Jhr fürchtet Euch doch
nicht etwa, Eure Haut vor die Pisto
lenmiindung zu bringen?« entgegnete
ihm Clert höhnisch.
»Daß Eure Worte eine Lüge sind,
wißt Jhr doch selbst am besten!«
»Na, Kid, hört doch mal in Ruhe
zu,« mischte sich jetit Jakob Morgan,
der »Saloonkeeper« in die Unterhal
tung. »Wir wollen unserer Mistreß
doch durchaus nichts Böses zufügen.
Wir sind doch alle nur neugierig dar
auf, was unsere Mistreß im Augen
blick der Gefahr mit ihrem Revolver
anfängt. Der eine glaubt, sie wird
schreien, und der andere sit-eint, sie
wird in Ohnmacht fallen. Der lange
George meint gar, daß sie es auf ei
nen Kampf ankommen lassen wird.
Das ist doch ein ganz harmloser
Scherz. Der Mantel ist nun atf
Eure Schultern gefallen. Wenn Jhr
ihn nicht behalten wollt, dann nimmt
ihn ein anderer. Euch ist ohne Wider
rede der Bortritt eingeräumt worden,
also . . .
Kid Harper blickte sich um Jm
gleichen Augenblick durchsuhr ihn ein
Gedanke, der seine Absicht sosort
änderte. Jeder andere würde die
Mistreß gewiß mehr erschrecken als «r
selbst. Als erster, der in Aktion trat,
konnte er den Augenblick des Ueberra
schenö vielleicht abschiviichen.
,,Allrigbt!« stimmte er zu. »Ich
behalte den Mantel.«
»Wenn die Sache noch llappen soll,
müssen wir uns sofort auf den Weg
machen,« meinte Cleri. ,,Bis Son
nenuntergang ist nicht viel Zeitl«
Den Weg hinunter der von Jron
City nach dem Felsens-fand führte, ritt
eine Gruppe von sieben Reitern; voran
Kid, an esiner Seite Tony Jaques.
Die Stadt einen guten Pferdetrab im
Rücken, beschleunigte sie ihreEile Nach
kurzer Zeit zweigte sich der Felsen
psad ab, der bald daraus eine Krüm
mung aussährtr. Dahinter kam das
Buschwert zum Vorschein, das David
Clert als Versteck vorgeschlagen hatte.
Eine bessere Deckung konnte es nicht
geben, das Gebüsch war mit den
Augen undurchdringbar. Wenige
Schritte vorwarts zwängte sich der
Pfad durch gigantische Felsen, die den !
Wåg nur eine kurze Strecke erkennen(
lie en.
»Also nun los, Kid — ein Tuch
um den Kopf,'« belehrte Jakob Mor
gan diesen, »in-mil- up« —- und das
Geschäft ift erledigt. Wir werden
gleichzeitig unsere Flinten abfeuern,
damit es den Anschein erweckt, als
wenn Jhe eine ganze Schaar Raubi
ten leintet Euch habt.«
K d Harpet lächelte und blickte den
Pfad hinunter. Von der Mistreß
war noch nichts zu sehen.
»Wenn die Sache schief auslaufen
sollte,« tröstete ihn der lange George,
elzc er sich in das Buschwert zurückzog,
,, ann werden wir Euch ein Begräb
nis schenken, über das Jhr Euch nicht
beklagen sollt.« »
Die Dämmerung senlte sich herab.
Kid saß auf seinem Pferd, ein Ta
fchentuch um den oberen Teil seines
Kopfes gewunden,« die übrigen »Bau
diten« hatten sichs im Bufchwerl be
haglich gemacht und tauchten gemiiti
lich ihre Zigaretten.
Jeht klang Hufgellapper die
Straße heraus Käte Brenninghauö
kam auf ihrem Pfad zwischen den
Felsen hervorger tten.- Vor dem
Buschwerk angelangt, trat Kid ihr in
den Weg.
»Wind-s um« rief er ihr entgegen,
feiner Stimme einen so liebenswürdi
gen Klang gebend, wie es ihm die
Situation erlaubte
Kätes Pferd ging mit den Vorder
beinen hoch in die Luft. Jbr Atem
rang sich schneller aus der Brust und
ihre Hände fuhren gegen den Him
mel, wie ihr befohlen worden war.
Jhre Rechte hatte aber noch rechtzeitig
den kleinen Revolver erlvischen kön
nen. Ein kurzer, scharfer Knall er
tönte, und aus der Mündung des Re
volvers schoß eine kurze Feuergarbe
hervor.
Die Schar im Buschwerl briillte
vor Freude darüber, daß die Schul
mistreß solche Tapferkeit be:oiesen,
und ließ mehrere Jubelsalven gen
Himmel steigen. Käte Brenninghaus
aber entwich vom Schauplatz und ent
kam im Schutze der Dunkelheit. Jegt
stürzte die Schar mit lautem Geläch
»ter ans dem Versteck hervor. Kid
Harper aber lag am Boden —- die
Lungen von einer Kugel durchbohrt.
Als der lange George ihm seinen
Arm unter den Kon legte und Kids
Lippen ein leiser Seufzer entfuhr, da
malte sich Entsetzen auf allen Gesich
tern.
» »Er ist getrosfenl'· rief George aus«
iingstlich und überrascht in Kids Ant
slitz blickend. ,,Kid ist erschossen!«
’ »Auf, schnell in die Stadt mit ihm.
Diesen Ausgang habe ich nicht erwar
»tet. Hoffentlich ist Dr. Richardson
szu Hause.«
s Sie hoben Kid auf Morgans Pferd
und eilten mit ihm, so schnell die
Füße der Pferde vermochten, nach der
Stadt zurück.
»Nun haben wir Auskunft erhalten«
ob unsere Mistreß tapfer ist oder
nicht,« kam es gepreßt aus Morgans
Munde. »Hofsentlich ist Kid nicht
der Leidtragende!«
Jn einem Zimmer über Jakob
Morgans »Saloon« lag Kid. Doktor
Richardson stand vor dem Bett und
schüttelte den Kopf. ,,,Eine Möglich
teit ist vorhanden, aber nur diese
eine.«
Drei Wochen stand Kid Harper vor
der Tür ins Jenseits. Dann besserte
sich sein Zustand. Doktor Richardson
aber ließ noch niemand zu ihm. Jn
der vierten Woche fing der Kranke rn,
solide Nahrung zu sich zu nehmen.
Und nach dem erster Bcessteal kam der
erste Besuchen Es war die Schul
mistrefz. Tränen standen in ihren
Augen, als sie über die Schwellee
schritt.
»Ich bin «ief unglücklich, Mister
Harper,« lam es aus ihrem Munde.
»Mir gebt es besser,« fiel Kid ihr
in die Rede. »Was macht die
Schule?« Er versuchte sich auf einein
Ellbogen aufzurichten. »Unsere Spa
zierritte habe ich sehr bermißt."
»Ich habe alles über den ,,lmls1
up« ersahren,«' entgegnete sie ihm.
»Wie konnten Sie aber nur eine solche
Torheit begehen?«
»Mir war lein anderer Ausweg ge
bieben. Wenn ich es nicht getan hätte,
wäre ein anderer an meine Stelle ge
treten, ich konnte ja nicht wissen
na, ich wollte Ihnen die Sache so
leicht wie möglich machen. Das ist
lmir ia nun nicht recht geglücltl Hof
Ifentlich stehe ich in Jhren Augen nicht
als schlechter Mensch da.«
Die Schulmistreß sah ihm lange
und ernst ins Gesicht und blickte sich
sdan scheu im Zimmer um, als wenn
ssie in ihrem Jnnern mit einem schwe
sren Entschluß kämpfte.
»Wissen Sie, wo Tonh Jaaues
Jwars« fragte sie Kid nach langem
lSchweigen
»Am Abend des ltolcl up?«
Sie nickte.
»Mit den anderen im Gebüsch!«
Wieder herrschte Schweigen
»Haben Sie . .. jemals gehört, .. «
kam es dann zögernd über ihre Lip
pen, ,,ist Jhnen jemals der Gedanke
etommen, daß Jaques, daß
» ony Jaques ...?« Ihre Stimme
versagie rsor Erregung.
»Wollen Sie sagen, daß Tony Ja
ques eine Art Rivale ...«
Käte Brenningbaus beugte den
Kopf. .
Kid richtete sich plötzlich im Bett
auf und starrte die Schulmistreß an,
als ob er ihren Worten noch nicht das
richtige Verständnis entgegenbringen
konnte.
»Glauben Sie glauben Sie,
daß er auf mich geschossen hat?«
Sie beugte sich schweigend über das
Bett zog ihren kleinen Revolver aus
dem Futteral und öffnete ihn vor
Kids Augen. Sechs blinde Patronen
fielen auf das weiße Bett.
»Hier sehen Sie!« Kid nahm die
leeren hülsen verwundert in die
Hand »Jn meinem ganzen Leben
habe ich noch keine richtige Kugel ver
schossenl'«
Dann beugte sie sich tiefer liber das
Bett, und turz ehe der Aret in das
Zimmer trat hatte sie ihm neen inni
gen Kuß auf die Stirn gedrückt. s
Tony Jaquaes war am Tage nach
dem »hol(1 up« aus Jron City ver
stundery und bis heute hat noch
n Dritter den Grund fiir seinen(
plöslichen Abschied erfahren. z
f
Mummelre me- List-.
Schon im Jahre 1846 galt Wien
als die größte musikalische Zentrale
Europas, und darum zog auch der
junge Rubinstein dorthin, wo damals
Liszt wohnte. Rubinstein hoffte viel
ron dessen Hilfe und Proteltiom aber
gleich beim ersten Empfange wurden
seine Erwartungen völlig zerstört.
Die Ausnahme, die er bei dem be
rühmten Komponisten sand, war
trocken und kühl· »Wer Talent hat«,
sagte dieser zu ihm, ,,muß aus seine
eigene Kraft zählen und darf sich nicht
auf die Hilfe anderer stützen wollen«
Diese Worte hielten Rubinstein lange
Zeit fern von Liszt. Eines Mor
gens, es mochten wohl zwei Monaie
verflossen sein, erinnerte sich der letz
tere seines fungenBesuchers und über
’raschte ihn in seiner Dachstube. Er
kam in großer Begleitung »Das
war sein Hos«;—- sagte Rukinstein »ob
nr den er sich nie zeigte: ein Prinz
ein Gras, ein Arzt, ein Künstler, al
les glühende Bewunderer, bereit, sei
ne leisesten Wünsche zu ersiillenl«
» Als sie in die Mansarde einiraiem
schien alles erschüttert: der Meister
i
)
mehr als die andern· Die elende La
ge des jungen Musikers überraschte
lil,-n. Wahrscheinlich hatte er ihn in
leinem erträglichen wirtschaftlichen
sftustande geglaubt. da er die Familie
Rubinitein in Moskau in mehr als
csuskömmlichen Verhältnissen kennen
gelernt hatte. Und nun traf er auf
die bitterste Armut. Jetzt zeigteper
eine rührende, herzliche Teilnahme,
nnd das erste, was er tat, war, ihn
noch am selben Tag zum Essen rin
znladm Das kam geleaen, denn der
junge R. war noch nüchtern und hat
te Hungert ——
»Von diesem Tage an«, erzählte er,
,.schloß ich mich aufs innigste an
Liszt, und bis zu seinem Tode ver
banden uns die freundlichsten Bezie
lsungen.« — Rubinstein brachte übri
gens nach Wien ein Dutzend ,,Empseh
lungsbriese« vom russischen Gesandten
in B. und dessen Gemahlin mit. Er
gab mehrere ab, erhielt aber nie eine
Antwort oder eine Einladung. Das
machte ihn stutzig. Er beschloß, eines
dieser Schreiben zu öffnen, und las
folgendes: »Liebe Gräfinl Unsere
Stellung als Gesandter und Gesand
tin legt uns leider die unangenehme
Pflicht auf, allerart Landsleute zu
protegieren und zu empfehlen, die uns
fortwährend mit dringenden Bitten
belästigen. Und darum empfehlen
wir Jhnen auch einen gewissen Ru
binstein, der Jhnen dies Schreiben
Eil-erbringen wird!« Der so ,,Empfoh
lene« war natürlich sehr erbaut und
wars den ganzen Rest der Brief ins
Feuer. Er lebte in Wien in einer
kleinen Dachkammer vom Ertrage sei
ner Musikstunden, die man ihm mit
wenigen Kreuzern bezahlte, und konn
te sich oft tagelang kein warmes Mit
tagessen leisten. ·
Der Haus«-lüften
Sieh, ich weiß, mein liebes Männchen«
Daß Du mir von Herzen gut;
Doch, wenn Du zum Klub gegangen
Schwindet ost mein froher Mut.
Ach, Du bleibst ja stets so lange,·
Und hier ist's so einsam dann;
Laß ihn hier, des Hauses Schlüssel
Laß ihn hier, mein Herzensmann.
Solche Bitten, solche Klagen,
Folgten mir seit Jahr und Tag«
Und um endlich Ruh zu haben,
Gab ich nolens volens nach.
Und am Abend zog ich heiter
Zum gesell’gen Klub hinaus;
Kehrte dann, da ohne Schlüssel
«— —Erst am andern Tag nach Haus«
—--, ,-4 A —
—- Anders genommen.
Dienstvermittlerin: Hier die Josepha
Kämmerer lann ich Jhnen als Stu
benmädchen warm empfehlen: sie ist
ein selten anständiges Mädchen. —
Frau: Dann tut mir’s leid: ich tann
nur ein immer anständiges Mädchen
brauchen!
—- Falsch verstanden. Dich-i
ter: Herr Redakteur, ich möchte iiber
das an Sie eingesandte Wert Jhr
Urteil hören. —- Redatteur: D. es
ist nicht viel wert! — Dichter: Das
macht gar nichts, sagen Sie es mir
doch.
—-- Ein Kenner. Kaufen Jst
»dies auch bestimmt echter CeyloniTeet
i— Neuer Vertauser: Herrn Cehions
IName steht ja aus jedem PaleU
I —- Er kennt das. Vereins
preisident: Morgen tritt unser Mit
glied Herr Maher aus unserm « ung
gesellen - Verein. Bitte die , rrn
vorzuschlagem was wir ihm als Ab
schiedsgeschent verehren sollen. —
Weinhändler: Jch schlage einen
Korb Wein vor!
Präsident: Nun, so sauer wollen
wir ihm den Abschied doch nicht ma
en.
ch-— Ensant terrible. Der
kleine Fredi (zum Verehrer seiner
Schwester dessen Heiratsantrag heute
mit Bestimmtheit erwartet wird:
»Hast Du die Bombe mitgebracht«
Verehrer: »Welche Bombe?«
Der kleine Fredi: »Nun, S we
ster Ella hat doch heute srith ge ast,
wenn Du abends kommst, wird die
Bombe vlahen.«