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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 22, 1912)
Nebraska Staats— Anzetger und II set-old — JNIICCHS Thi)Rmum-r15 - Oft-Q. Von dedwig TosaeL Fürchte dich nicht var den herbstlichen Tagen Uiel Tiefes nnd Reiches sie dir sagenzl eue dich noch an späten Blüten —» uche jede Stunde zu hüten, ; Suche zu schassen und rastlos zu site-» en Schau ——von den Zweigen die Blätter schweben . . i Sage dir täglich danlbereit: Tendetbst ist des Lebens Erntezeitl Was du gesammelt in langen Ja ren, Suche die Früchte nun dir zu wa ren Teile ans mit hilfreichershand —- — Ieh, so manchen. die Sonne entschwand, cdne daß er vom derbst im Leben Sieh selber genommen Händ andern ge g n. as eng-h Erzählung von Max Karl Böttcher. »den Leutnanti Herr Leutnant!« Leutnant Verder, der etwa 200 Schritt dem tleinen Trupp voranritt, hielt seinen Bleszsuchs an und wandte Ich- die Rechte aus die Gruppe sei nes Pfades gestilsh um und sagte halblaut: «Kerls, nun schreit blaß nicht so! Oder wollt ihr. daß uns die schwarzen halunlen partout iiber den halt tommenil Was gibt-« Unter dessen waren die anderen, ein Ge seeitee und vier Reiter, herangekom men, und der Geseeite sagte: »Den Leutnant, der Bleßsucht lahmt etwas cui linken hinten-ein« .Jnsam! Das hat noch gefehlt. Abgesessenk Alle sechs sprangen vom Pferde, und nachdem Leutnant Hek der den Fuß seines Gaulet untersucht hatte, wandte er sich zum Gesteiten. «Siitgel. wie viel gibts noch Wasser pro Schnauze, ich meine pro Kopfs« .Dreiviertel Liter, limpr »Hm, davon können wir Ia nicht gerade ein Zechgelage halten, aber es soll jeder trinken. 20 Minuten Rast.« Die Reiter lockerten das Riemen zeug ihrer Pferde, gaben jedem eine handvoll harten, troetenen Grases und swei Feldzwiebäcke, und dann verteilte der Gesteite Sörgel an je den der Kameraden einen Becher Was ser, sorgsam, sorgsam, dass ja nicht ein Tropfen dieses kostbaren Nasses in den heissen, trortenen Sand rollte. Leutnant herber entnahm seiner Sat teltasche ein kleines Thermomrter und steckte es in das Wasser seines Be chers. .29 Grad! Prost, Jungens, eine angenehme Kühlung, was?« Er trank aber nicht, sondern zog sein Ta schentuch hervor und schüttete etwas von dem Wasser draus und-drückte das Tuch aus die hintersessel seines Pferd-. «Jst’s schlimms« fragte Reiter Möller. »Ich dente nicht. Ein Fliegenstich oder Dornenrisz!« Und im Begriff, den Rest seines Wassers aus das eTuch zu schütten, siel ihm Gesteiter Stir gel in den Arm, bei deutschen Solda ten eine aus dem heimatlichen Raser riehofe unmögliche Sache, aber der Krieg läßt manche Schrante zwischen Borgeseßten und Untergebenen senten Und Sörgel sagte: »Nicht doch, Herr Leutnant. Herr Leutnant müs sen auch einen Schluck trinken. Es ist erst zwei Uhr, und ich befürchte, das wir heute nicht zur Station korn enen werden« Leutnant herber überlegte einen Augenblic, dann sagte et: »Sie ba ben recht, Sbrgel!« und er nahm einen kleinen Schluck aus dem Be cher, sehte ihn wieder an, trani aber nicht. »Es genügt, der Gaul braucht auch Kühlung siir sein Bein-« Und mit dem letzten Schluck im Becher seuchtete er wiederum das Tuch an und kiihlte die wunde Stelle an des IIieres Fuß. Nach genau 20 Minuten sprangen sie wieder zu Pferde und nun ging es weiter-, langsam und schonend. Das Therntometer, das der Leutnant am Sattel hängen hatte, zeigte 49 Grad. Von den miiden Oasen der Rasse wir belte Sand und Staub aus und setzte sich in Mund und Nase. Der him mel zeigte sein ewiges Blau, das nach dem Horizonte in rötliches Gelb überging, und ganz, ganz in der Ferne og sich« wie ein diinner Ne belstreie ein Gebirge bin. Ab und zu hielt der Leutnant, priiste mit dem Kompaß die Richtung und suchte dann; tnit seinem Zeiss - Feldstecher die weite Erbene ab. ; »Sörgel, wie weit schähen Sie noch» bis zum Gebirge?« ’ Der Gesteite, ein heller Junge und tiichtign Soldat, maß mit den Au gen die Entfernung vergeblich und priiste und sagte dann: »50 Kilo meterchen können noch daraus werden, herr Leutnant.« ·Verdammt, da möchten wir etwas anreiten, ich hatte es höchstens aus 40 geschödt.« Nun trabten sie an. Sie waren vor drei Tagen sriif vom hauytauartier abgeritten und ollten eme Signalstatiom die weit in das II Witbois beseste Gebiet vorge schaben war, d. h. nur der Gefreite und die vier Reiter. Leutnant Der der war nur Führer des Postens und follte nur den Stationswachthabem den neue Jnftrultionen dringen. Der Weg vom Hauptquartier zur Station betrug eigentlich nur einen Tage marfch, aber da waren sie unvermutet auf große Sireiffcharen der schwarzen Feinde gestoßen und hatten nun nach Norden in weitem Halbkreife aushie gen müssen. Aus dem einen Tages marfch waren nun drei geworden, die Pferde waren zu Tode erfchiipft und boten ihre leßte Kraft auf. Die Futtervorräte waren zu Ende, und fehon feit Mittag teilten die wackeren Jungen ihre eigenen Vorratiportios nen, die ein lediges Pferd in zwei Rucksiicken trug, mit ihren Tieren. An der Station würden sie nichti Mangel leiden. Es gab dort eines Quelle und Gras in Fülle, denn der Beobachtungspoften lag auf einern Felstegel mitten im Walde, in dem auch wohl ab und zu ein Wildbret zu erbeuten war. Leutnant Verder, eine tiefer-lange hagere Gestalt, trug die Epauletten noch nicht lange. Seine vaterländifche Begeisierung und eine Zweikampf - Affäre in der Heimat waren die Gründe feines Uebertritts in die Schußtruppe. Nach zweisiiindigem. guten Trab traren die Berge fo nahe gerückt, daß man fchon den Wald erkennen konn te« und gegen S Uhr Abends ritten sie durch das ersie Gebiifch, dem ein ziemlich dichter Hochwald folgte. Schon lange hatte Leutnant Ver-der seine Reiter heimlich beobachtet. Er war selbst erschöpft bis zum Tode Drei Tage im Sattel, ungelvaschen und von kleinsten Portionen Feld zwiebact und Wasser ernährt, dazu die siete Sorge, vom Feinde aufgestochen und vernichtet zu werden, das war selbst fiir die zähe Natur eine Riesen anforderung. Aber mit letzter Ener gie bemühte er sich, stramm im Sat tel zu sitzen, ein fröhliches forgenlo seg Gesicht zu zeigen und durch ein Scherztvort, das nicht immer saluan ;big war-, seine Leidens- und Kriegs ,lomeraden bei Zuversicht und guter Laune zu erhalten. « Da war der Reiter Wöntg, ein schwächltches und blasses Kerlchen seinez Zeichens Drogist, der sich nur noch mit letter Kraft im Sattel hielt· Leutnant Herder reichte ihm seine Feldslasche, in der sich schwach mit Rum ver-fester Tee befand. Reiter Wönig zögerte, seinem Leut nant den letzten Trunk zu titrzen aber der Leutnant sagte: »Er-essen Sie nur zu. Wönig, wir triegen bald Nachfitllung.« —- Und so hatte der brave Offizier site jeden seiner Leute etwas. Der Gesreite betam eine Zi narette und die anderen ein Stück Scholvlade, die der Leutnant in einer Blechschachtel bei sich führte. ,,Kindet, wir machen Schluß, was? —- heute finden und erreichen wir un fere Stativn sv nicht mehr, —- also atsgesefsen!« — Sie waren etwa 100 Meter im Walde. ·-- Die Pferde wurden angepflvckt, ihnen das Rie menzeug gelockert und der Zaum abge nommen. Zwei der Reiter schvben sich in- dasOickicht bot, um zu sichern und vie anderen arei paaren oie ueuas söae aus und bereiteten das Abend mahl: kaltes Konserven - Fleisch und ein Becher Wasser. Der Leutnant orientierte sich unterdessen nach Kom-i paß und untergehender Sonne unds an der hand der Karte im GeländH —- Nach reichlich dreißig Minutens kehrten die beiden Patrouillen, Möllers und Schwenie, zurück, meldeten, daß! sich nichts Verdächtiges gezeigt, aber’ daß see auch kein Wasser gefunden hätten. — »So, »s-- na, das ist nicht so schlimm. Die Pferde haben feuchtes Gras, wir haben jeder einen Becher Wasser, ich spendiere außerdem fiir jeden ein paar Tropfen Nurn in daö Wasser. »s- Feuer wird natürlich nicht angezündet, darnit wir die schwarzen Baluniem falls welche in der Nähe sind, nicht anloeten und auch durch den Schein unsere Leute aus der Statius nicht etwa irre führen. — Die ersten beiden Stunden übernehme ich allein die Wache, Jhr schlaft unterdessen. Von neun bis elf Uhr haben Sör el und Miiller. von elf bis ein Ikhr Schwente und Münch und von ein bit drei Uhr Wönig und ich die Wa che. — Also nun losgespannti Jede Minute ist tostbar. Geschossen wird nur iin aller - allergrößten Notfalle. Gute Nacht.« Die Reiter wickelten sich in ihre Decken und waren bald eingeschlafen Leutnant herder and auf, priifte die Pflociung der P erde noch einmal, lehnte sich an einen Baumstarnm, steckte sich seinen Dienstrevolver zwi schen den dritten und vierten Knon seines zeldrockes und tauchte dann eine staarette na der anderen mit mattein Zuse, um I Feuer nicht hell cusgliihen zu lassen. —- Die Dämme rung hing schon in den Zweigen, am himmel schoben sich jetzt ditstere Wot ien aus und verdeckten jeden Stern, ein schwacher Wind schüttelte die Baumkronen. —- sonst eisige, tote Ruh-. — Da sangen die Gedanken an zu wandern, sott aus der Wild nis, denselben Weg zurück, den des Tagezder Körper genommen: in das Hauptquartier, dann an die Kiiste, dann fahren sie ans dem großen Schisse, das ihn hergebracht, der Hei nsat zu. Die zwei Wochen aus dem eiterlichen Gute, die er vor seiner Austeise nach Afrita dort zugebracht, nsar die schönste Zeit seines Lebens. »- Eltern, Schwester, die Freunde, die Nachbarn, alle, —- alle hatten ihn mit Liebe überschüttet, in dem Be wußtsein, daß es vielleicht die legte HLiebr sei, die sie dem gro en dum men Jungen erweisen due ten — IWas mögen sie jetzt machen, —- ietzt, Iam 1. März zu Abendi —- Anch dort Dämmerung, das große Zimmer im Parterre ist vielleicht noch schwach ge heizt. —- Ob sie an ihn denken, wie er an sieii Sicher, — ganz sicher. — Vielleicht haben sie gar heute seine lette Post bekommen. Vor siins Wo chen hatte er sie abgeschickt. — Vor süns Wochen. here Gott. eine so kurze Zeit, ein Nichts im ewigen Zei tenraume, und was hatte er in diesen paar Wochen erlebt: neun Kund schastsritte —- zwei Gesechte —- dabei einen Streisschusz am rechten Oder arm, der aber schon nach drei Tagen wieder oetnaebt war. — Juns schwarze halunlen hatte er eigenhändig ins Jenseits befördert. Elelhasi war das gewesen, wie er den Säbel ans der Brust zog und der Kerl ihm im Umsinlen anschauie, bloß Weiß im Auge, —- sa schief, so voll stechenden Hasses, als fluche er ihm mit den Augen. —- Ob ein Mensch mit den Augen fluchen kannst —- Und mehr noch hatte er» erlebt, Schlimmeres. Seinem Freunde Nicke Letzow hatte er die Augen zugedriiclt, demselben Letzow, mit dem er Or zwanzig Jahren auf seiner Muikjr Schooß gesessen, denn Nicke war mit ihm ausgezogen worden, —- demselb Lehonh mit dem er zusammen der Gouvernante ausgerissen war, wenn sie französiscbe Lektion halten wallte, demselben Letzt-w, der in der scheusz lichen Nacht vor dem Zweikampse in der heimat bei ihm geblieben war, —- ihm Mut zugesprochen, ihn aus gerichiet hatte, —- demselben Letzt-w der ihm beim legten Biwal vor dem nörderischen Kampfe mit den Schwar zen gestanden, daß er seine, herders Schwester über alles liebe und sich ihr nach der Rückkehr in die heimat erklären wolle. — Der war nuntot,lag drüben, jenseits dieser Berge, im Sande ver scharrt. -—— Und noch einen hatte er begraben, auch einen lieben Freund von der Penne her. Den hatte er igesunden aus einem Kundschaitsriite im Walde, tot und verstümmelt, ge schändet von den menschlichen Bestjen, gegen die sie Krieg führten. — »Ver stuchte halunlen!!« — s i s Er stampste mit dem snhr mit dem Kopfe uße ans und n die Höhe, s— da zuckte etwas im Gebüsch zu rück und schlich rückwärts. —— Mit weitem Auge starrte Leutnank Herder in das Geschlinge, um die lehten Reste des verglimmenden Tages auszurass sen. —- Da glühten ihm zwei Lichter entgegen, schräg geschlitzt und gierig sunkelnd und das Etwas ward kleiner und kleiner und schnür te rückwärts und verschwand im Dickicht. —- Noch ein lei ses sernes Rascheln, dann Stille. Leutnant Herder fühlte, wie er zitterte. —Herr Gott, er war Sol dat und nicht Tropenjiiger und ein Leopard, ein richtig gehender, los grlassener, wilder Leopard mit gie rigen Augen und lundernden Leszen kann einem schon zittern machen. — Er zog tüchtig an seiner Zigarette und hielt diese dann schnell über das Zifferblatt seiner Uhr. —- Drei Mi nuten nach neun Uhr, also Posten wechseL —- » Drei Uhr Morgens. — Die Rei ter machten ihre Gänle marschbereit, tranken einen Schluck Wasser und aßen etliche Zwiebiicke und ein Stück Schokolade, das der Leutnant einem jeden gab, und nun rllckten sie ab. je der seinen Gaul am Zügel nachsühH und. denn jetzt ging es durch ziem-» lich dichtes Unterholz. —- « Nach dreistiindigem Marsche, der anstrengend und beschwerlich war, sei-s hcn sie endlich den bewaldeten Fels-I kegel, aus dem die Kameraden hausteni vor sich. —- Er ragte wie eine Burg’ ans dem Wäldermeer und gewährte! sedensalls Aussicht bis weit in die’ Ebene. —- Ein Unterossizier, zwei Ge-T sreite und acht Mann hielten die Sta-; tion des-It und sollten alle zehn Tages abgelöst werden, aber nur immer ein Gesteiter und vier Mann. -— Das kleine Plateau war bei geschickter Ver teidigung tatsächlich uneinnehmbar. —- Nach drei Seiten fiel der Felsen« etwa 20 Meter senkrecht ab, nur an der vierten Seite war ein Ausstieg ntihlich —- Dazu kam der seltene GlücksfalL daß auf dem Plateam eine Quelle herrlichsten Wassers aus-spru delte. Dadurch wurde der Felskegel eine Signal- und Beochachtungsstation ersten Ranges. »So, Oerrschasien jetzt lassen wir unsere Gänle hier. Wönig, Sie über nehmen die Wache. Jch denke, daß in etwa dreißig Minuten Sie und die Pferde von den Kameraden der Sta tion abgeholt werden« Und nun drangen sie weiter vor im Dickicht. Jetzt waren sie am Ausgan ge zurn Felsen angekommen und Leut nant Her-der ries: »Halloh! Ablö flink-» »halloh!« klang es von oben zu rück. Nun fkiirrnten die vier Reiter zu Fuß, ihr Leutnant an der Spitze, un ter freudigem Lachen und Rufen, den Bergkegel hinan. Da antwortete ih nen von oben ein wahnsinniges, wil des Geheul und am Eingange zur Station erschienen eine Horde Kerle in Schußtruppen - Umsormen und mit scheußlichen, schwarzen Fraßen Einen Augenblick ftutzten die wacke ren Reiter vor starrem Schreck, aber dann rief Leutnant Herden »Kehrt. Marsch, zu den Pferden! Die Sta tion ist niedergemacht.« Und sie stürmten zurück zum Pfer dehalteplaß, aber auch dort empfing sie hämisches Wildengeheul und eine Salve allerdings schlecht gezielter .Schüsse. Wir sind verloren, Kameraden, der ganze Berg ist umzingelt, aber teuer wollen wir unser Leben vertausen. Zurück zum Berg und Sturm ge laufen,« schrie Leutnant Herden und wieder ging es den Berg hinan. »Hm legen! Möglichst Deckung! — SO nun ruhig seuern!« Und Schuß um Schuß zischte hin aus zur Statt-in —— Da, was war du« —-— Was taten die Bestien? Langsam schob jeder der Wild-en ei nen toten Menschen vor sich her, ei nen bis aus das Hemd ausgeraubten deutschen Kameraden, und geschickt deckten sie sich hinter dem Leichnam, in der Annahme, daß die Deutschen nicht aus die Toten schießen wür den. »Herr Leutnant, das sind unsere Kameraden. « «Scheuszlich! — Aber los, Jun gen-, —- hier ist leine« salsche Pie tiit am Platze. —- Schießt durch die Toten! Unsere Kugeln genügen dann immer noch siir die Hunde!« Und nun begann ein gräßliches Feuer aus die Leichen und ein nicht schlecht gezielteö. —- Ein baumlan ger, schlottriger Wiiboi machte einen Lustsprung und lollerte dann den Berg herab und ein zweiter folgte ihm. Da sprangen die Schwarzen zurück und Leutnant Herder stürzte vorwärts und schrie in wahnsinniger Kakus-fesqu »Hurrah!« und die Kameraden folgten. Da brach Sörgel zusammen und einen Augenblick später umklammerte Msller einen Stamm und rutschte an ihm hinunter und sank röchelnd ins Gras und bei jedem Sturz stimmten die droben ein Triumphgeheul an. Leutnant Herder schob sich jetzt, hier und da Deckung suchend, mit Rieseneile den Berg hinan. Wie eine große Spinne sah er aus, der lange. dürre Mensch, als er da hinauftrauch te, den Revolver in der Linien, den Säbel in der Rechten. Und droben fielen ein Dußend Kerle über ihn her. Den ersten schoß einer seiner Reiter vor den Kopf und dem zwei ten hieb er selbst, wie weiland Pe trus, das rechte Ohr ab, mit so furchtbarem Säbelhiebe, daß der Stahl noch in Schulter und Brust; fuhr und der Schwarze tatsächlich ge-; sspalten wurde. Nun trennten sich dies übrigen zehn und sechs rangen mit fden beiden Reitern, die sie natürlich ;bald niedergemacht hatten. Unterdes ssen mähte Herder buchstäblich mit sei ner Waffe wie mit einer Sense, bis das gute Eisen an einem steinernen Dickfchiidel eines Wilden zersprang. DenRest stieß derLeutnant einem fre brüllenden Gegner durch die Kehle und warf dann den Stumpf einem anderen »vor den Kopf, daß diesem Sehen und hören verging. Nun war er waser los, nur der abgeschlossene Revolver blieb ihm noch. Eine Art Kampfeswahnsinm Ver nichtungswut war über ihn gekom men. Er tobte, aus acht oder zehn Fleischwunden blutend, unter den Wilden umher und ließ mit furcht barer Wucht seinen Dienstrevolver Lauf die trausen Schwarzschädel nie dersausen, stieß einem auch die bloße Faust unter das Kinn und trat andere mit den schweren Reiterstieseln vor »den Bauch und einem dritten end lich gab er eine wahnsinnige Ohrfeige-, treil er ihm den Revolver aus der Hand geschlagen hatte, und nun stürz te er sich aus den Gegner, würgte ihn am Halse und brach ihm fast den Wirbel. Da traf ihn ein Keulenschlag und sällte. die deutsche Eiche· Dumpf schlug er nieder und war tot. Die Schwarzen aber standen da in stummen Staunen. Wie ein Löwe hatte er geliimpst. Geduckt, wie ge schlagene Hunde schlichen sie umher. Die deutschen Helden aber wurden, gleiä ihren Kameraden, beraubt und ver arti bis aus Möller. Der hattes sich, schwer verwundet, ins Gebüschs verkrochen und war so den wilden» Gesellen entgangen, sonst hätten sie; ihn noch lebendig mit ins Grab ge worfen. Dann rückten die Wilden ab, ihre Toten mitschleppend. Zwei Tage später lani eine deut sche Erkundigungstruppe und sand den halbtoten Reiter Miiller. Sie brachten ihn nach Swalopmund, wo er, allerdings erst nach Monaten, ge nag. Der erzählte mir kürzlich, bei ei nem Besuch in der Mart, den ruhm reichen Todeskampf der deutschen Ka meraden. Irr erfle Gram-laut Von Frih Slotvronnel Frau Martha Winter war eine lu stige, lebenssrohe Witwe von achtund dreißig Jahren. Jhr verewigter Mann hatte ihr ein sehr anständiges Ver mögen und eine einzige Tochter hin terlassen, die eben mit siebzehn Jah ren eingesegnet war. Da Fränze ein sehr hübsches, frisches Mädel war. hatte sie trotz ihrer Jugend nicht nur Verehrer, sondern auch ernsthafte Be werber. Unter den letzteren war auch der Bankier Grundmann. Wenige Tage nach der Einsegnung, bei der er Gast gewesen war, erschien er in feierlich schwarzer Gewandung bei Frau Winter. Die junge Witwe war etwas über rascht, als der Gast ihr erklärte, er interessiere sich ernsthaft für Fräulein Franze. »Sie meinen das Kind, die Franze?« »Aber Fränze ist wirklich noch zu jung. Jch habe leider sehr jung ge hciratet und immer meine unverheira teten Freundinnen beneidet, die von einem Fest zum anderen flogen, wäh rend ich an der Seite eines viel äl teren Gatten zu Hause sitzen mußte.« »Aber, gnädige Fran, das brauchen Sie bei mir nicht zu befiirchten. Jch bin sehr lebenslustig und werde meine Frau nicht einsperren im Gegen teil sie soll an meiner Seite das Leben in vollen Zügen genießen.« »Bis sich so ein kleines schreiendes Hindernis einstellt ...« »Und gnädige Frau zur Großmut ter macht ...'· Frau Winter lächelte. »Ja aller dings Jch bin jung und lebenslu stig ich fiihle mich sogar noch jünger, als ich bin. Da soll ich mich schon· als Großmutter fühlen?« Jn Grundmanns lustige Augen trat ein nachdenklicher Ausdruck Frau Winter schien es, als ob er ihre Er scheinung unter einem ganz neuem Ge dankengang mustere ,,Gnädige Frau, darf ich ofsen zu Jhnen sprechen?« »Ich bitte darum.« »Dann kurz und rund gesagt: Sie müssen heiraten.« »Schon möglich, aber ...« »Ich weiß, was Sie sagen wollen und ich habe schon einen Freier, mei nen Kompagnon Säuberlich. Er ist ein sehr stattlicher Mann, ein wohl tonservierter Vierziger .· .Er schei det jetzt aus der Firma, weil er ge nug erworben hat, um sehr behaglich zu leben.« Halb im Scherz, halb im Ernst gab die Witwe ihrem Gast die Erlaubnis, die Bekanntschaft mit seinem Kom pagnon zu vermitteln. Fräuze war alt genug, um zu mer ken, was ich da anspann. Aber der Gedanke chreckte sie nicht, denn der Zukünftige Stiefpapa gefiel ihr, und noch mehr seine Pläne. Er wollte weite Reisen machen, eine Waldherr-» schast mit schönem Schloß mieten. « Das Verhalten Fränzes erleichterte Frau Winter den Entschluß. Grund mann nahm zur rechten Zeit seinen Vorteil wahr und ließ sich von Säu berlich die Hand seiner zukünftigen Stieftochter als Belohnung seiner ver mittelnden Tätigkeit feierlich zusagen. Nun nahm die Sache ihren Fortgang. Verlobung und hochzeit folgten sich rasch und das junge Paar trat so f fort eine längere Reise nach Italien an. Und der neue Vater sehte es durch, daß Fräuze mitfuhren durfte. Von Grundmann kam in jeder Woche mindestens ein langer Brief« der an den Papa gerichtet, aber für Fränze bestimmt war. Säuberlich hielt es fiir seine Pflicht, Grundmanns Sache bei feinem Stieftöchterchen zu führen, fand aber kein Verständnis dafür. Und als der Papa schließlich srhr deutlich auf den Busch klopfte, gestand sie ihm, daß sie ihr Herz be reits verschenlt hätte an einen jun gen flotten Baumeister. Säuberlich zog sofort Erlundigung ein, die ganz vorzüglich lauteten. Ge gen den Bewerber war also nichts einzuwenden. Und weshalb sollte Fräuze nicht ihrer Herzensnetgung folgen dürfen? Auch die Mutter, die endlich ins Vertrauen gezogen wurde, war derselben Ansicht. Fräuze war überglücklich, die Mutter freute sich an dem Glück ihrer Tochter, nur Herr kSäuberlich war in schweren Gedan en. Er dehnte die Reise aus so daß Fränze schließlich ungeduldig wurde und zur Heimlehr drängte. Auf ihre Bitte wurde Grundmann nicht ron der Ankunft der Familie Säuberlich benachrichtigt, aber sie hatte ihren Schatz auf den Bahnhof bestellt. Ge ngn Abend kam der Herr Baumeister sschon zu Besuch und als er spät sAbends das Haus verließ, war er Fräuzes Bräutigam. Herr Säubers lich schlief sehr schlecht in dieser Nacht. Er hatte Grundrnann durch eine Karte zum nächsten Vormittag eingeladen. Grundmann kam sehr zeitig, na tiirlich im Frack, ein Riesenbulett in der Hand. »Ich habe doch Deine Einwilligung, lieber Freund, nicht wahr also bitte ...« »Ja allerdings, aber ich weiß nicht »Na, was könntest Du denn siir Bedenken haben? Ach so . .. na dar iiber kann ich Dich beruhigen Die Emmy ist sehr vernünftig sie hat ja von Anfang an gewußt, daß die Chose nicht ewig dauern kann, daß ich einmal heiraten werde . . .« Söuberlich hatte sich bei diesen Worten zu seiner ganzen Höhe aus gerichtet. »Und das sagst Du mir in dem selben Augenblick, wo Du um die Hand meiner Tochter anhältst? Da kann ich vor meiner Frau nicht ver antworten .. . « »Plagt Dich der Teufel, Sanher lichL Woinöglich auch noch vor Fräu ze nicht? Nun sei mal vernünftig!« »Nein! Und um ganz ehrlich zu sein, muß ich Dir noch mitteilen, daß Dir ein anderer zuvorgekommen ist. den Frönze leidenschaftlich liebt ...« « a, lieber Säuberlich. weshalb hast Du mir das nicht gleich gesagt? Das ändert ja die Sache . .. ich werde mir doch nicht von Fräuze einen Korb holen Unangenehm, sehr unange nehm. Jch habe in diesem Auszug Bekannte getrossen Halt ich hat« Du hast es mir geschrie ken Frönze ist doch verlobt »F Ja? Dann bin ich eben als alter Freund Eures Hauses der erste Gra tulant .. .« f— Das Lteveieltxteb ; Ein eigenartiges Liebeselixier, des sen Rezept den Frauen Europas zur Verfügung gestellt wird, verrät ein aus Marotlo zurückgelehrter franzö sischer Offizier. »Das Mittel,« so erklärt der Oberst, «soll unfehlbar sein, aber ob es auch in Europa feine Zauber-kraft bewährt, kann ich natür lich nicht voraussagen.« Die Minot kanerin, die ihres Mannes Liebe wie dererobern möchte,.bedient sich folgen der Methode: Zunächst zieht sie in gerader Linie einen Streifen reinen Honigs von der Mitte ihrer Stirn bis zum Kinn und fängt den lang sam hinnbtropsenden Honig in einem großen Löffel auf. Dann muß sie die Spitze ihrer Zunge mit einem Feigen blatt reiben, bis sie blutet, und sieben Salzlörner in diesem Blute auflösen. Diese Mischung kommt in den Löffel mit dem Honig, zusammen mit weite ren sieben Salzlörnern, die die Dame einen Tag und eine Nacht lang zwi schen den Augenbrauen getragen hat, und zwar in einer kleinen Wunde, die in die Haut eingeritzt wird. Das Elixier wird dann noch durch so viel Erde ergänzt, als man etwa auf drei Fünfzigpfennigstücke häufen lann; die Erde aber muß von der Stelle stam men, die vorher von dem nackten Zeh der Frau berährt worden ist. Wenn dann der etwas leichtfertige Herr Ge mahl diese Mischung genossen hat — wie man ihn da u heimlich bewegt, ist Sache weibli er Erfindungsgabe —, dann ist er fortan unfehlbar treu und verzehrt sich in Liebe . - . . .