denner selt. Von T. v. Solln-it. Pa- rnir das Leben Scksveres schon . Ach mhm Sieh —- eine Seligkeit hats ’tnir gege ben. Es hat ein liebes Kindlein rnir ge brachti . , Nun iii io über-reich und voll mein Leben. sein Leid, lein Kummer iit mir nun u schwer-. Weil mir zwei leu nendblaue Augen« lachen Und keine Stunde ist zu lang nnd leer-— Mein Bübchen kann iie Iur Minute machent Wir leben still in uns rer eignen Welt. Mein Kind und ich, ino nheimlich süßer Auf unsres stillen Gartenns reicheg Feld Lcheint immer leuchtend lielle Früh lingssonnr. Tag Lebe-, das weit idlmußen lärinendz t Darf nicht hinein in unsres GarteniI T"r Beil Selinleit darin und Frieden weilt Und alle Wege licht durch Sonne führen tin heißes Beten klingtt durch unsres Un jedem Lug fleht li:ibll die Mutter: e: Daß nur der Frieden timmer Wache ä Und unler Glück uns nur erhalten bliebe. . For Beter-am Von Kurt Meyer-Leiden Ganz am Ausgang des Weilers, dort, wo der Hohlweg sich in den Wald fchlängelt, der braun und kraus die sanften Höhen bebartet, steht eine verlassene Lehmhütte an seinen alten Malbaum gelehnt, wie ein anz alter Mann sich auf feinen Knotenstock ftiibt —- windschief, mit tleinen ver bleiten Fensterchen, deren Quadrate zerstoben und hier und da mit Lum pen, bergilbtem Papier und derglei chen verstopft und verllebt sind. Das geflochtene Geripp der Wände schaut an einigen Stellen durch die zer splifsene Lehmlrufte; das beknooste Dach sitzt auf der Hütte auf einem Ohr und fchlappt halb über die Fen sier wie eine griinsamtene Kapuze. — Das war vor nicht febr langer Zeit noch das heim des Veteranen Lenz Jm Weiter hieß es bei gelegentli cher Frage nach der jämmerlichen Paradie, deren einfaches Elend un willkürlich ang Herz griff — nach den Bewohnern. dem Greise vor al lem. dessen weißer Kopf von Zeit zu Zeit an einer Oeffnung erfchien, wie lauschend, aus dessen runzelverrilltem Gesicht zwei junggebliebene Blauam gen in fanatifchem Feuer beinahe den Fremden anbliyten und ihm dann doch nachtrauerten -—- wie —- wie Enoch Ardens Augen —- im Weiter bieß es: »Ihr wißt doch ——— der Stinrich Lenz — unser Heinrich — jn, der bei Sedan eine ganze Vatierie nahm, fast allein, mit ein paar Mann nur —- den rechten Arm haben sie ihm ganz kaput geschossen — er ist doch dransgeaangen —- bei dem könnt ihr aber auch das Eisekne Kreuz se hen und die noch geladene Pistole von dem Franzosenhauptmann, den er ge sanaen nahm —- ja, unser Veteran wohnt da, das war einer!" Sie sag ten: der Veteran Lenz, und nicht der Korbslechter Lenz. Mit dem All tag geben sich die Leute nicht ab; es kommt ganz von selbst, daß man seine Helden aus ein Postament stellt und nicht etwa mitten aus die Landstraße, unter das Fußvolt der hungerleider. Uebrigens: der Lenz gehörte ja keineswegs zu den hungerleiderm wenn er auch kein Vieh halten tonnte und nur ganz selten mal ins Wirts haus tam, arn Kaisersgeburtstag oder am Z. September —- zur Feier; der Stunde, da er weit, weit da drüil den in Feindesland die Batterie nahm, l mit zerschossenem Arm, vor so vielen’ Jahren Nein, eigentlich war das noch gar solange nicht her. Denn wenn der Lenz, dessen Haare freilich mittler weile geblichen waren, vom 2. Sep tember 70 anfing —- seine Augen glühten so unheimlich, und in seiner Stimme bebte es ties und dumpf wie im Schwange der Sturmglocte — dann wurde alles toiede so lebendig, die Hörer wurden in begeisteeungs lohendem Schauer mit fortgerissen — dann war es, als stürrne man dicht hinter dem Lenz die Batteriez alles sprang mit ihm auf, das Glas in der Hand, den Vollstrom des Blutes jäh linas im Herzen, und man fchrie harra, als gelte es, Feindesmut nie derzubrüllen Und hernach schlich man lleinlaut nach Hause, neidete man dem Veteranen die große Zeit, der man nicht hatte angehören dür fen, die große Tat, die man nicht Watte mittun dürfen. Aber eine Zu versicht trug man mit sich: was der Lenz vollbracht —- lelber würde man eö vollbringen, ganz bestimmt, wenn der Kaiser rief, herrgott noch mal, ja! Was hatte da ein zerschossenet Arm, ein Leber in einer Lehmhiitte, das Korbflechterhandwerl zu bedeu ten —-— die Zeit, die Tat, das Kreuz —- tvöre man doch der Lenz! Freilich, freilich, es gab Tage, wo nicht Kaisersgeburtötag oder Sedan war, wo dle Augen nüchterner zufa hen: da hatte die hänsltchlett am Malbaum etwas Dürftiges an sich, da lam manch einem die Ueberlegung und auch wohl das Erbarmen, wenn er des Weges ging und den Veteran und sein Weib bei der Arbeit sah. Ganz allein hätte es der Lenz ja na tiirlich nicht schassen können mit ei nem Arm. Und eine andere, als die mittellose, von Dienst zu Dienst ge stoßene Waise hätte sich seiner am Ende nicht angenommen. Denn eine gute Partie hatte man den Lenz nun doch nicht mehr nennen liinnen — ohne Vermögen —- mit dem taputen Arm — trog des Kreuzes; das eigene Kind hätte man ihm nicht geben mö gen, nein. Je nun, alles im Leben hatte eben seine zwei Seiten. Aber stolz war man darum nicht weniger auf den Lenz, und unbeteiligt, wie man war, war es im Grunde auch eine rechte Freude, anzusehen, wie solch ganzer Kerl sich durchs Leben schlug. Denn das tat der Lenz in einer Art, die über jedes Lob erhaben war. Er war sparsam, hatte teinr Schul den stehen, borgte nicht, bettelte nie. Und seinen Jungen erzog er zu einem stramnien, pslichttreuen Burschen. Jn den schulsreien Stunden mußte der den Eltern wacker mithelfen und, schulentlassen, tam er gleich zum Großbauer in Dienst. Da war den Lenzen nun übers schlimmste hin weggeholfen, dachte mancher. Wer sollte auch wissen, daß der Vater ie iden selbstverdienten Groschen des YSohnes aus die hohe Kante legte, jdamit der Bub sich seiner Armut Ieinstmals nicht zu schämen brauche Hund in des Königs Rock schmucker austreten könne, als es der Vater ge säonui. Niemand im Weiler ahnte I as. · « Eines Tages aber verwirklichten sich die Pläne und hossnungen des sLenz und kamen so ans Licht. Und zda geschah etwas Seltsames: der Ve )teran, der held enttiiuschte — ent tiiuschte zum ersten Male. War es, daß die Leute sich geirrt hatten (und Menschen, die sich geirrt haben, wer den leicht irre und ärgerlich und Un gerecht) —- war es, daß der ökonomi sche Verstand eines Zeitgeschlechtes, sdas keine anderen als ökonomische Be diirsnisse und Jdeale kannte, sich in Iihnen auslehnte ——: sie konnten es nicht fassen, nicht zurückhalten mit jdem Vorwurf, daß der Lenz, der ge swiß ja ein ausgezeichneter und lebens tiichiiger Mann von jeher gewesen, der aber doch sein seinem ,,Kriegsma tör« gestrichen gewesen von der Liste »der Zukunftsmiinner und ein Kum merdasein gesristet — daß ausgerech net der hingegangen war und seinen Einzigen hatte Soldat werden lassen, wo doch alle Voraussetzungen einer aussichtsreichen Reklamation siir ihn so günstig wie möglich gelegen. Bald ward er ihnen zum Angek nis: der Mann war ja verrückt, ein Streber, einer, der in seinem über schwenglichen Pairiotiömus ihnen mit einem Präzedenziall ins gute Recht »psuschte, der nicht genug hatte an sei nem Kreuz, der noch mehr wollte, sich anschustern, lieb Kind machen irgend wo da oben, wo man so was natürlich Jgern sah und gierig ausgriss. I Dann ließen sie ihn ganz fallen. Geholsen hatte ihm— jaunie jemand, nun aber begannen sie, ihn zu verach ten. Seit jener Zeit hies; es im Weilen »Der? Ach, dai ist der Korb siechter Lenz«, und sie wiesen mit dem Finger nach der Stirn, um anzudeu ten: dem ist nicht ganz richtig im Lberitiibchen. Und als der Alte am Sedantag ins Wirtshaus trat, stan den sie lnttrrend auf, maßen ihn von; der Seite und ließen ihn stehen. Ta hatte der Veteran erkannt, daß» nichts unbeständiger schenneiqung, nichts hohler als Men schenruhm, nichts gleichgültiger als Vergessenwerden Er war nicht mehr unter die Leute gegangen, aber am 2. September des folgenden Jahres har te er sein Weib bei der band genom men, war zur Höhe gestiegen, hatte Reisia qeiammelt, einen mächtigen Scheiterhaufen voll, hatte ihn ent zündet. Und als die helle Flamme zum nächtigen Himmel geleckt, hatte er die nervige Linie gereclt und ein dreimalig Hurral geschmettert liber das Tal und die armen Menschen hinweg-. die da unten blutleeren her zens lauerten, seines Höhern fähig, und ihr alles setzten an den Meißen den gepräqten Kaiser und kein Ge iiihl mehr hatten fiir den Kaiser von Fleisch und Blut, der das Teuerste verlörperte, Wider-fand isi als Men- ’ was sie besaßen — das. i Der Sohn war dazu gelonimen« mit Urlaub, gerade noch recht. Siolzl sah der aus im prallen Ertrarocl seiner Arlillerieuniform, männlich, würdig. Den rüttelte der Vater an der Schulter: »Jung, daß du mir nicht mirsi, wie die da. Wenn du anders denkst, als wir Alten, freier —- dann aut, sag’ö offen heraus. Die Zeilen ändern sich, das weiß ich. Aber lein Lauer sollst du mir sein, sondern ein ganzer Mann. Bin's auch gewesen« Und er schlug sich an die linle Brustseite, wo aus dem verspecklen, sadenscheinigen Schwarz des Bralenrocles das Eisetne Kreuz zitterte. Die unten hatten das Feuer gese hen und die blinkende Unisorm des jungen Soldaten. »Der Korbslechler hat den Größenwahn«, meinten sie unddann entschieden sie voller Un mut: Es geht nin mehr so, die Al len dilrsen sich nicht so autdrängem müssen schweigen, wir Jungen haben Idas Recht! Mir müssen ihnen ei gen, daß sie ausgespielt haben. Eifer ne Kreuze — schön und gut, heut im Frieden gilt was anderes.'« Und sie vergaßen, daß es die Kreuze gewesen. die ihnen das geschossen, was ihnen ketwas galt — Kreuze, an· denen Ischwen eisenschwer getragen wurde Aber es bedurfte nicht ihres Zu tuns. Es kam wer, der den beschei Idenen Helden von Sedan stiller many te, als er je gewesen, ganz still: — das Schicksal, die Not. Den nächsten Sednntng sollte der Sohn nicht mehr mitseiern. Bei einer Uebung in schwierigem Gelände war eins der Stangenpserde gestürzt, hatte seinen Reiter mit sich gerissen, beide waren zermalmt worden. I »Geschah dem Alten recht,« sagten die Härtesten im Weiter; »was brauchte der arme Schlucker den Jun gen auch Soldat spielen zu lassen« —- andere: »bätte reklamieren sollen, dann wär der Bursch steigekommen und er hätte statt der Leiche ’nen Er nährer« —- dritte. Lenz aber saß mit seinem notvers dorrten, arbeitvertriimmten Weibe vor seiner Hütte und schaute ins Weite »’s ist eigen, ’s paßt alles zusammen Zeit und Mensch,« meinte er nur und schüttelte ein iibers andere Mal den weißen Kopf. »Ich geb’ in den Krieg, hör wohl tausend Kugeln pfeisen, renn mitten ins feindliche Feuer und krieg nichts ab als das bißchen kapu ten Arm. Und der Jung macht sei nen Dienst mitten im Frieden und gebt zuschanden. ’s ist nichts mehr, alles ist lau. Wär der Jung vorm Feind gesallen, so mitten drin — ja, das wär noch was! —- aber so — —- ’s ist nichts mehr.« Und das Wasser lief ihm aus den Augen übers Gesicht. Noch schlimmer kam s Das Weib erlag dem Gram, wurde bettläaerig, schwand zusehends bin. Nun wars auch mit dem Handwerk nichts mehr, mit einem Arm waren keine Körbe Izu flechten, beim besten Willen nicht. Das Brot wurde knapp und knapper, Idie kleinen» Ersparnisse neigten ihrem fEnde zu. Da ging, mitleidaetrieben, der Ortsvorsteher zum Lenz. »Macht seine Eingabe Lenz, ich befiirworte fie, Ieinen Mann, wie Euch, läßt der Staat nicht im Stich.« Der Alte schiittelte das Haupt: .Betteln? —- nein, Herr Ortsvor stand, das tut der Lenz nicht« Aber der Großbauer. der sich noch der guten Dienste des jungen Lenz erinnerte. gab die Hoffnung nicht auf. »Wenn nun Eure Sache im Reichstag durchlommti Wißt Jhr frische von man beschließen win, site alle bedürstigen Veteranen zu sor Igen'i« s Des Alten Augen bekamen einen iseltenen Glanz: »Das wollen sie?! jMein deutsches Voll will das?! — ,Ja, Herr Ortsvorstand, wenn es so stommt dann ist es was anderes; »wenn mein deutsches Voll das frei willig beschließt, dann darf ich es annehmen.« » , Am Sedantaae besuchte der Orts Ivorsteber den Lenz abermals. Dies Hisrau lag im Sterben. Er selbst; sagte nur« und es war das Beben inl seiner Stimme, das friiher bei seinen tsrzählunaeri mitgetlungen, aber «·n« seinem Blick war das Feuer erlo-( schen! »Ich weiß schon, es ist nichts Mein deutsches Voll will nicht. GsI ist aut, Herr Ortsvorstand.« s »Nein, Lenz, ich hab hier was tiirs Euch« —- der Großbauer zählte stian Goldstücke aus den Tisch — »das. haben deutsche Frauen fiir Euch ge-I sammelt.« Der Alte tat einen Schritt zurück, als sei man ihm zu nahe getreten: »Ein Mann nimmt nichts von Frauen. Mein deutsches Volt will nicht — es ift gut, here Ortsvor stand, ich danke.'« Der andere mußte das Geld wieder einstecken und zog unverrichteter Din ge ab. Der Lenz hatte wirklich den fGröszenniahm dem war nicht zu hel en. Am anderen Tag aber, als man den Ortsvorsteher zur Lehrnhiitte rief, und er sah, begann er zu begreifen, und es erschütterte ihn tief. Vor der offenen Titr qualmte ein Häuflein Reisig; das war dem Lenz sein Se danfeuer gewesen. Drinnen aber lag vor der zerlumpten Matratzr. auf der« die Leiche der Frau ruhte, der tote Beteran Lenz· Er hatte sich mit der Pistole desA Franzosenhauvtmannes erschossen Oin stets-er Zorne-. In der Nacht fängt das Kind an heftig zu schreien. Da es nicht auf hört, steht der biedete bangt-nich der vor kurzem aus der Knetpe heimge kommen, wieder aus dem Bettte aus« nimmt den Kinderwagen und fährt: damit im Zimmer herum. Um dass Kind zu beruhigen, singt er mit et was schwerfälliger Stimme:· ,hulla. Hulla ha —- Hulla hulia hat« Das! seht so eine halbe Stunde eintönth ori. s Endlich ruft seine Ehehtiifte aus ihrem Bett: »Aber Männeten, bös doch nu auf und leg’ Dich ins Bett!« »Cch muß doch den Balg eischläs fern«, tust der Ehegatte zurück. »Btummochfe! Das Kind liegt doch bei mich im Bette!« sie Hrruzstter. Von Jven situsr. Ueber das Dorfmoor kam, heiser trächzend ein ganzes Geschwader lohlschwarzer Rrähen geflogen. Es war Tun Spätnachmittag, und sie lwollten in der Schonung, die sich auf dem im schrägen Sonnenlicht flim mernden fandigen Hang erhob, zu Neste ziehen. Viel Scheu hatten die Vögel nicht, denn hier war sozusa gen noch Wildnis. Der Hang war mit rotbliihender Heide und mit würzig duftendem Thymian überwu chert, und die Schonung, die wohl den ersten Vorstoß der Zivilisation darstellte, bestand aus gespenstig mißwachsenen, ruppigen Kiefern.So weit man sich auch umblicken mochte, nur ein Häuschen war rundum zu erblicken. Es stand wie ein verlore ner Posten dicht am Rande des Mooreg, vorsichtig und ängstlich ge duckt, geborgen unter einer Pappel gruppe« deren blanke Blätter trotz der Windstille fortwährend leicht säusel ten, und der einige Apfels und Birn bäume als Hilssdeckung zur Seite ge treten waren. Die weißgekallten Fachwerlwände blinlten lichtrosig überhaucht in der sich neigenden Son ne, und die kleinen Fenster, die freundlich unter dem tief herabgesp genen und griin bemoosten Stroh dach bervorblinzelten. glichen vorsich tia lugenden Aeuglein. Aber in dag Moor —- das die weit entfernt wob nenden Bauern nicht mit Unrecht »die Walachei'« getauft hatten — schienen sie nicht gern zu blicken. Des halb war nah vor ihnen von den Be wohnern ein dichtes Gitter von Stock-— Irosen angepflanzt worden, die fast lbis zur Firsibiibe reichten und zahl «reich mit hübschen, weiß, gelb und irot schimmernden Blüten besetzt wa iren. Die anderen Seiten des Han !ses umgab ein Görtlein mit Blumen. «Gerniile, Beerenstriiuchern und jungen Obstbiiumen. ! Die Krähen überflogen das Anwe fen, äugend und zöaernd Vielleicht war hier noch ein delikater Abfallb O-· fen vorn Kehrichthaufen mitzuneh men? Aber nein. Seit man im EFriihinhr den vom Zehrfsieber hin wquernfften Besitzer des Hauses in jdern lanaen fchwanen Kasten nach Zdern Friedhof des fernen und reichen FKirchdorfes gefahren hatte, waren die sBiffen immer rarer aeworden. Und mit mißacbtendem Geschrei iiber den Geiz der hinterbliebenen eFrau stieqcn isie wieder höher in den blanken Hun mel empor und verschwanden in den ;Wipfeln der Kiefern, die sie mit in Hren Nestern punktiert hatten. I i III s Die grün gestrichene, in der Mitte tgeteilte ,,Vlangen« - Tür der Katz stand auf. Der Oberteil war ganz Jan die Wand zurückgeschlagem der »untere Teil war durch einen vorge sschobenen Ziegel auf den Trittsteinen festgehalten. Vor ihr auf dem brei-? ten Gartensteige zwischen den Sta chelbeerbiischen spielte im Sande ein. etwa vierjähriges sahlhaariges Biib ! lein mit ein paar Halzllötzchen Dies Pforte, die den Ausgang zum Moor’ hinab verschloß, war sorgfältig einen-! klinkt, und das war wohl nötig, denn’ das Kind schien ganz allein zu seins Nur in der Oeffnung der Dachlulhs in dem Giebelvorbau über der Tür, war noch ein lebendes Wesen zu he merlen; dort hockte, von der Sonne beschienen. in nachdenklicher Stellungi ein mächtigen gelb und grau gestreif ter Kater mit glänzendem Fell, der behaglich spann und iiber die Zufrie denheit als Grundlage des Weltw seins zu philosophieren schien. Zuwid len hörte man auch das ewig besorg te Gackern einiger Hennem die sich an der Brettereinfassung des Schwengel brunnens unter den Pappeln ein Sandbett zurechtgemacht hatten und ein lombiniertes Sand- und Son nenbad nahmen. Aber über diese bor niert - pessimistischen Stimmen hörte der Kater mit vornehmer Gelassen heit hinweg. Vom Moor her näherte sich -— die Vesperzeit war herangekommen — eine Frau. Trotz ihrer Jugend ging sie, von Arbeit und Sorgen gedrückt. vorniibergebeugi. Torsstaub lag auf ihrem Konsiuch und aus ihren Lin-l nenärmeln. Sie hatte augenscheinlich draußen im Moor Torsstiicke zum Trocknen in Ninghausen gesetzt, denn in ihrer blauleinenen Schürze sah man auch zwei dunkle Kniefleckr. Noch einmal, ehe sie die Pforte aufklinkte. blickte sie ins Moor zurück, das braun und slach und unendlich, mit vielen großen nnd noch mehr lleinen Toki hausen bedeckt, in der Spätsonne lag. Nur vereinzelte Wiesenstiicke leuchteten griin aus dem Torsbraun heraus: hier und da blinkten vor den Tots stichiviinden kleinere und größere Wassertiimpel mit verstecktem Glanze aus, aus denen Binsen und fleischige Rohrkolben herwrwuckfen Die Frau legte die Hand über die Augen. Moch te im übrigen Moor geschehen, wa da wollte, das ging sie nichts an, es gehörte den gro en Bauern; sie schaute nur nach i rem Stückchen und aus die Wiese daneben, aus der ihre einzige Kuh weidete. Und diese Kuh, »Brunella« geheißen. war ein tempe ramentvolleö und äußerst neugieriges Wesen; sie brachte es unbedenklich sertig, iiber den Wiese und Moor stiick trennendin Hbftgraben zu sprin gen und die mühsam gesetzten Tars ringe zum Zeitvertreib mit ihren Hist nern auseinandetzubringen. Doch nein. noch graste Brunella ganz fried fertig und schien keinerlei Schelmen stücke im Kopf zu haben. I Nun hob die Frau das sie ver jgniigt anträhende Bübchen auf den IArm und liebkoste es mit wortlarger LJnnigkeiL bis der Junge ungeduldig wieder zu seinem Spielzeug strebte. Sie ließ ihn und holte aus der Kit che einen Napf mit Milch, setzte sich aus das Bänkchen unter den schwer Ifällig nickenden Sonnenblumen und brockte eifrig einige Zwieback und Kringel hinein. Der Kater droben machte ebenso gierig wie vorsichtig einen langen Hals; aber er wusztc )wohl, daß dieser Napf nicht für ihn xbestimmt sei, und tauerte sich wieder thin. Er schnurrte nicht mehr, und »in das würdige Gesicht war ein miß vergniigter und ungehaltener Zug gekommen, der anzudeuten schien, daß seine Philosophie einen argen Knarr belommen habe. Die Speise war fertig, und die Mutter lockte den Jungen mit gemachsamer und zuver sichtlicher Zärtlichkeit herbei. Er hör te das Wort »Melk«, warf vergnügt seine Holzllötzchen beiseite und tain eilends herbei· »Brunella,« sagte er verständnis innig. »Ja, ja, Brunella; Brunella itt, ät Du ock!« mahnte si. Der Kleine s lürfte behaglich ungeschickt aus dem vorgehaltene-u Löffel, aber die Kringelstücke schienen ihm noch zu hart zu sein, und er suchte sie zu umgehen, ja er schob sie zuletzt mit den Fingerchen zurück. Die Mutter war jedoch mit diesem Manöver nicht einverstanden, und unnachsichtig schalt sie: ,«,Du Leckertänl Ni de Melk allern, uck Brot äten!« »Uck Brot äten... Leckertiin....« suchte der kleine Asmus belustigend diese Mahnworte zu wiederholen, als ob er sie sich einprägen müsse. Etwas angehalten nahm die Mut ter das Bittschchen, das selbst das Essen noch nicht ernst nahm, auf den Schoß; aber auch jetzt fand sie noch nicht das erwartete Entgegen kommen. Asmus guckte vielmehr aus merlsam ins Moor und sagte dann: «Brunella —- buh, buh!« »Ja, ja, itt man to,« erwiderte die Mutter abgespannt; als aber der Junge mit dem »Buh. buh!« fon fuhr und sie seinem Blick folgte, be merkte sie zu ihrem Entsetzen, daß die revolutionäre Brunella in Oder Tat über den Gruben gesprungen war »und die Torfringe, das Werk eines mühevollen LlrbeitsOges, dem Erdbo den gleich zu machen strebte. Rasch setzte sie den kleinen Aswud in den Sand, gab ihm den Nan zwischen die Beinchen, den Löffel in die Rechte, und sagte zu ihm: »Jtt sülben, Du Leckertän —- awet dat Brot uck!« Dann lief sie wie ein Tütvog.-l ins Moor hinab. .- .4. svs Ebenso selbstzusrieden wie tappt-i lösselte der Junge weiter. Dem beschaulichen Kater droben schien jetzt wohl der Augenblick gün stig, den Knncks in seiner Philosophie zu reparieren und zum mindesten mit Asmus Halbpart zu machen; er hob sich aus die Pfoten und schien die Höhe des Sprungs zu bemessen, die ihn von dem Milchnaps trennte. Aber eine andere Kreatur kam ihm zuvor. Aus dem Heidelraut am Rande des Gärtchens hob sich ein Kreuzotterlopf mit tückisch Und gierig funkelnden Aeuglein und lüstern spielender Ga belzunge, und bald wandte sich der kupsrig schillernde Wurm geräuschlos näher. Der schwer enttäuschte Karer droben machte einen krummen Buckel, sein Pelz sträubte sich, seine gelben Augen sprühten knisternde Neid-, Wut- und Angstfunlen und er wuch te was hast du, was kannst du. Aber die Otter sochi das nicht weiter an; geschmeidig schlängelte sie sich näher und näher, ringelte sich am Rand des Napses empor und begann dann die Milch zu schlecken Dem Jungen war so eine Frech heit noch nicht vorgekommen. Der Ka ter —- das tvär’ mag anders gewefem der war Spiellamerad und Hausge nosse. Er starrte das fremde und widertvärtige Tier zuerst maßlog ver dsszt an; den Löffel hatte er zuriick gezogen und hielt ibn wie eine prä fentierte Waffe in der Rechten Dmn wich feine Betroffenheit einem leb haftem mit Erheiterung gepaarten Interesse. Als er aber merkte. daß auch der Wurm die Seminelftücke lie gen ließ, hufchte es wie ein Schatten über fein freundliches Gesicht: er schlug mit dem Löffel an den Rand des Napfes und rief befehlendt »Du Leckertän — Brot uck, Brot uel!« Der durftigen Kreuzotter war die Erfchiitterrmg des Milchbehiilters au genscheinlich unangenehm; nervös glitt sie von dem Topf herab und hob dann zifchend den falschen, wutsprü henden Kopf... Da klang die Pforte; der Ruf ,.’n Adder! ’n Adder!« wurde hörbar; die Mutter war zurückgekommen nnd hatte mit einem Blick die Gefahr übersehen, in der ihr Junge schweb te -— totenbloß riß sie ihn empor und starrte der verfcheuchten Viper, die eilig im Heidenlrcmt verschwand, wie gebannt nach. De: Junge aber sagte mit der ruhigsten Entriistung des Ge rechten: ,,De Leckertönt Fi, fi! Blut de Mell eet he, b!ot de Melk!« »Ja, ja,« stammelte die Mutter mit stockendem Herzschlag »ja, ja—.« und ihn stürmisch an sich pressend, verschwand sie mit demBiibchen in der Haustür. sc· se . Der Kater droben, der ein höchst selbstgerechtes Gesicht schnitt, war mit dieser Entwickelung der Dinge im Grunde ganz einverstanden. Es kam nur darauf an, ob man zu warten vermochte — mit dieser Erkenntnis schob er seine Philosyphie wieder ins Gleichgewicht Noch einmal blickte : abschätzend herab; dann wagte , er den Sprung und machtesich über den ansehnlichen Rest der Mahlzeit her; wie durch ein Wunder war nur we nig verschüttet worden. Niemand störte ihn bei seinem Schmaus-. Aber um der Vollständigkeit willen sei hinzugefügt: er machte reinen Tisch und verschmähte auch die Samuel stiicke nicht. Brahms Streiche. Von dem berühmten Hamburger Komponisten erzählt man sich folgende hübsche Aneldoten: Brahms war als echter Norddeut scher sehr zurückhaltend Dennoch hatte er den Schelm im Nacken, wie folgende Streiche beweisen: Einmal ruhte Brahms in seinem Garten un ter einem Baume aus-, als sich ihm ein Fremder näherte- und ihm in wohlgesetzter Rede seine Bewunde rung fiir die Erzeugnisse der Brahms schen Muse zum Ausdruck brachte. Der berufsmäßige Jnterviewer war gar zu erkenntlich, und Brahms konn te der Versuchung nicht widerstehen, ihm einen Streich zu spielen. Er un terbrach den Redeslusz mit den Wor ten: ,,Lieber Herr, hier muß ein Irrtum vorliegen. Wahrscheinlich su chen Sie meinen Bruder, dem Kom Ponistem Der ist leider gerade ausge gangen. Wenn Sie sich aber beeilen und den Pfad entlang durch den Wald auf den Hiigel laufen, können Sie ihn vielleicht noch einholen.« Komplimente von Leuten, die ihm leine zu machen hatten, wußte Brams auf merlwiirdiger Weise abzulehnen. Einmal saß Brahms zum Beispiel in heiterer Gesellschaft an der Tafel ei nes Wirtshauses. Er bestellte den besten Wein, den der Wirt hätte. »Hier ist ein Wein,« sagte der Wirt, »der alle anderen ebenso übertrifft wie Brahmssche Musik alle andere·« — »Na, dann nehmen Sie ihn nur wieder zuriicl«, sagte Brahms trot ken, »und bringen Sie uns eine Fla sche Bach.« Eine Geschichte von Brahms ist zu bezeichnend fiir seine Geistesari. als daß sie hier weggelassen werden dürf te, obwohl sie die Bezeichnung Streich ganz und gar nicht verdient. Brahms war bei seinen Eltern zu Be such gewesen und sagte beim Abschied zu seinem Vater: »Tu, Vater, wenn es Dir einmal schlecht gehen sollte, der beste Trost ist immer die Musik. Lies nur fleißig in meinem alten ,«Zaul«, da wirst Du finden, was Du brauchen lannst.« Brahms hatte nämlich heimlich zwischen die Seiten von Handels »Saul« ein Bündel Banlnoten verteilt! ——— qf teiqinelle alte Theater-seiten Französische Theaterzettel aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts be weisen, wie schon damals findige Di rektoren die Neugierde und Schaulust des Publikums anzulocken suchten. Einige verlieren auch in der Ueberset zung nicht völlig ihren Reiz, wie z. B. »Der lebendige Tote oder die geprellten Erben« , »Das salomonische HUrteil oder das von Justiz wegen in Stücke geschnittene Kind«, »Robert der Teufel oder der zwischen Tu gend und Laster taumelnde Jüng ling.« Allem aber setzte im Jahre 1824 ein Theaterdireltor in St Ome die Krone aus« indem er vor seiner Abreise eine Extra-Gala-Vorstellung antiindigt, in der er dem hochverehr ten Publikum vorsiihren wird: »Die Einbildungen der Frau Pornelle oder die an dem Busen einer anständigen Familie gewärmte Schlange, Lustspiel in siinf Akten und sehr schönen Ver sen von weiland Poquelin Moli(«sre«, und zweitens-: »Die galantenf Aben teuer eines Leutnants der leichten Jn santerie, lomische Oper in drei At ten von Eugen Scribe und dem fran zösischen Komponisten Boildieu« Unter diesen Titeln sind dann auch ,,Tartiisse« und »Die weiße Dame« über die Bühne gegangen. tte Vater-pfe. Eine deutsche Mutter erzählt: Meine kleine Dreijährige ist in dem beneidenswerten Stadium, wo sie nach allem fragt, ganz gleich, ob man es beantworten kann, oder nicht. Neulich mittags zeigte sie aus die Zah len am Rücken ihrer neuen Bade puppe und fragte wieder einmal: »Was ist das, Mutti?« »Das ist der Preis des Püppchens.« »Was -ist das?« »Es heißt wie teuer sie war.« »Wie teuer war sie denn?« »Dreiszig Cents.« Das Kind schwieg. Abends im Bett strampelte es sich bloß, legte sich aus sen Bauch und ries: ,,Mutti!« »Was denn, mein Liebling?" »Guck doch mal, wie teuer ich wart«