Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Oct. 25, 1912)
säumte-nnd son unsWol an ilipk esånimtung fläigei ing Jekn stilles Der brenznen Schnljexirn rseiten-lich Ge Liichi zögernd aus nnd ninlcd allmählich dun e Und zabli erbleichend den " qebokgien Schimmer Iinn iiiknien still des Ihevtxds Schatten on — - Ins meinen Mänteln tdie-alle Mißgestal en. Doch schon vermögensfie sie nicht zu Ja ien Und frischen iie schenan über meine Wände. Es wächst die Nacht nnd winlieri dichl - nnd dichter Und ltiechi bis In dås Auges nächste Da strahlt dein Bild auf chede ich deut lich c c Und meine Träume werden licht und lichtetl M per Yes-lebte Cine Sänger efssichikvom Rhein Von Feindin-z (Clevelnnd.) Der uWirt vom lalien Loch« in G. iiihtle eine feine Küche. Er wußte es ganz genau und deshalb wunderte es ihn nicht daß der Gefangner-ein «Waldestauichen.« den ee ersi vori-» es Jahr die Ehre haiie auf feiner heiniadki uniee feinem Dache zu speisen, nu[ heute wieder-fein Geh-es sur achtzig Personen vesteut hatte. es war ein saures Stiiet Arbeit jedes mal und selbstzusrieden streichelte er mit beiden händen seinem Bauch, in dem er die sangen Reihen weißgedecks ter Tische tiberblicktr. Diezmal hatte et in der Veranda decken lassen, denn er wußte, daß den Sängern der Aus enthalt hier unten angenehmer war als im Saale. Die hübsch gepflegten · Ranken ließen hie und da einen Durchbliei aus sonnige Hügeltetten drüben gewähren und unten ganz dicht an seiner Mauer murmelte Altvateri seh-ki- im nie-. l sum Sei-vieren hatte er sich ein; paar schmucke Dirnen angenommen, denn den herren Sängern war zu Speis und Trank auch ein seuriger Kuß angenehm. Noch einmal überle» er prüsend die Tischreihen, dann band; er sich rasch die weiße Schürze ab» und ging mit süßem Munde die Sän-» ger zu begrüßen, die eben liirmend in seinem Hofe einzogem » Eine sengende Julisonne hatte den» Männern tiichttg die Kehle ausges brannt und als ein paar Glases «Gold« erst durch die Gurgeln geran nen war, entspannen sich fröhliche Gesange. Der Wirt glänzte vor Schweiß und Zusriedenheit. Wenn er den Mädels die vollen Weinslaschen gab, spornte er sie zum Iröhlichsein an. »Daß du mir ieine Geschichten» heute machst und greinst tn der lusti gen Gesellschaft,« sagte er zu einer hübschen duntel getleideten Dirne. Dann iniss er ihr wohlwollend mit seinen seiten Fingern in die Wangen nnd reichte der nächsten die Flaschen.’ Lina hatte die Verren In oem riet-. ten Eckraume zu bedienen; hier saßen der Dirigent, der Vorstand und einige andere Herren, die in der größeren halle nicht Plaß gesunden hatten: meistens aber geseßte herren. Jhr war das angenehm, denn sie hatte nicht so sehr unter den Späßen der sungen Welt zu leiden. Vor zwei drei Jahren noch war das anders, da trachte sie das junge tolle Treiben mit und gab dem einen oder andern auch mal ’nen feurigen Kuß mit auf den Weg. .Pfi,Lina, noch e Aßmannshäuser!« Die Fistelsiimrne des Schristfiihrers scheuchte sie aus ihren Gedanken auf. »Du, Karl, des wär so was for dich —- des iiinnt’ e ganz tüchtig Meßgersfraache gewwe —- du guckft ihr so verliebt nachli« späßelte der Tischnachbar des also Angeredeten und der Meßgerineister und Jungge selle Karl Kranß ließ seinen Blick tiber den Bauch aus den Boden glei-? ten, dann strich er sein bartloses Dop pellinn. Das machte er immer, wenn man anfing, ihn ju foppen. ; Karl Kranß war eine Seele von einein Menschen. Wenn auch seine» äußere Hillle rauh und hiißlich war,! so schlug doch unter seinem blauen Meßgerlittel ein Königsherz. Zul hause liebte und ehrte man ihn all-; seitig und daß er noch leine Frau in« seinem aushalt schalten hatte, mochte einfach her lommen, weil er etwas; unbeholfen tin Verkehr mit Frauen; war und sich auch nicht sonderlich! viel aus Weibern machte. Er hattei auch nie an’s heiraten gedacht. Seines Mutter führte den lleinen ltspaushalti und er das Geschäft, dabei war eri göttlich zufrieden. Seiner großen Gutmütigleit hatte. er es auch zu danlen, daß er häufig? in: Verein oder arn Kartentisch bei den «Schneppepern« gefoppt wurde, was er meistens schweigend iiber sich ergehen ließ oder bei Gelegenheit in seiner trockenen Art erwiderte. Auch diesmal entgegnete er nichts auf die sgiße Rede seines Sangesbruis ders, son ern forderte die Corona auf,; ein gemeinschaftliches« Lied zu singen,; was allgemeine Zustimmung fand. ( Nachdem Lina die leeren Gläser-. efuat hatt-. hab der Ecktiich —- m-; sittlich Kaeks Leiblied —- iu summenj US j Jöde Les-elf sinkst an Bam, wo sit auseasten kann. Und an Aftetl find’tt a, wiss tht Rest baut daran. Langsam, wie Bacheswellen pflanzte sich der Sang weiter: « Nur der Mensch hat la Rast, nur der Mensch bat la Ruh, sangen die an den nächsten Zischen schon neit und beim Schluß der Sttvphe: »Wenn kaum fand’t et W Glück ltåmmt fchvnI Unglück dazu, sangen a e. Zuerst schmunzelte Karl; dann tön te et mit seiner Kopfftimkne dazwi schen und schielte nach Linn hinüber. Die lauschte dem Singen mit schmerz lichem Munde und als sie feinem teil nahtnsvollen Gesichte begegnete, wand te sie sich ab und träumte in die Ferne. " Bald stand auch Karl an ihrer Seite; et konnte keinen Schmerz fe gen ohne zu trösten. »No Linche, wo fehlt'z dann, sin Sie in Not?« flötete er, wobei et Geld tn seiner holentafche tlappetn ließ. Sie schüttelte den Kopf und weinte. , «We5halb slenne Sie dann?« ver suchte et wettet in sie zu dringen Mtt teiinenersticktet Stimme brach te sie endlich Heraus: »Mein atmet Meinem-—- ek sang auch so gerne das Lied — und geht liegt er drüben [o jung —- ha en Sie nicht tn der Zeitung gelesen von dem Unglüclisp Dabei stürzte sie schluchzend hinaus Karl sah ihr unschliissig nach, trak ie sich am halse und nahm schweigend seinen Platz wieder ein. »No, was gibt’s«i« srugen ein paar neugierige Stimmen. Er zuckte nur mit den Achseln. Jndem kam auch schon das lleine unscheinbare Wirthshaussrauchen an getänzelL Noch aus der Schwelle, hub sie schon ihre Litanei an. «Entschuldigen Sie vielmals« mei ne Herren, ich bin in der dicksten Ar beit —- aber das tölptgte Ding, die Lina! Es ist ja eine traurige Ge schichte, sehr, sehr traurig, meine Her ren. und die Lina ist so ein gutes, braves Mädchen gewesen. Sie war viele Jahre bei mir im haushalt und hat sich manchen Groschen gespart, und dann noch die vielen Trinkgelder, wenn sie mal bei großer Gesellschaft servieren hals. Kurzum sie lernte vergangenes Jahr einen jungen tüch tigen Menschen kennen, er war Steu ermann aus einem großen RheindanrH vier, die jungen Leutchen lernten sichs lieben und heirateten vor sechs Wo-« chen. Der Ansang war rosiges Glück« bald lam das Unglück dazu. Kaum; drei Wochen verheiratet, explodierte der Kessel des Damvsers und alle» Mannschasten, vorn Kapitön bis zum« Schifssjungen tamen um. S’ist jam mer-, jammerschade-, sast lauter jun ge Leute. Sie haben es wohl ge lesen, alle Blätter standen ja voll davon. EinGliick war’s, das; sich keins Passagiere aus dem Dampser besan-J den. Nun nahmen wir Lina wieder; in unsere Küche, sie ist ja doch eins Mach Weibsbild Der Tod lhtess Mannes hat sie ganz verändert. Frü-; her hatte sie so ein vaar Backen und. lachte und sang den ganzen Tag, und! nun schleicht sie mitde herum und! weint stets, das arme Ding. Gelts Sie nehmen es nicht krumm, meine Herren, sie wird sich bald ausgeweint haben, die Jugend hat ja leichtsliissiges Tränen. —--— Jst momentan etwas ges-I sallig, meine Herrens« s Als die Alte hinausgeschliirst war» erschien auch gleich Lina wieder .Sie; schämte sich ihrer Tränen und lä chelte milde mit rotgeweinten Augen. Die Gaste, außer Karl, hatten schon den tleinen tragischen Zwischen sall vergessen und stießen lachend mit vollen Gläsern an. Karl folgte ihr mit seinen Augen aus Schritt und Tritt. Die anderen waren schon etwas ties in Weinstim mung, machten Zeche und traten eine seu te Fahrt durch den Ort an. n enem halb versteckten Ecktisch blieb er unbemertt sißen. während die Mädchen die Taseln abräumten. Spä ter ries er Lan zu sich . Sie setzte sich ihm gegeniiber und machte ein sen timentales Gesicht. «Weshalb sind Sie denn nicht mit Jhrer G ellschast weitergezogeni" zer riß sie en mtnutelanges Schweigen. Er wußte immer noch nichts zu sagen und wischte sich liber’s Gesicht Dabei sah er zwischen den Ranten hindurch aus den Strom. »Die Aussicht lst hlibsch hier, mächti« sing sie ungeduldig ein neues Thema an, der Alte ließ heute hier außen decken, silr so gute Giiste wie die Herrent« »Stat) Sie vortges Jahr auch schon hier in Stellung gewesen7« Endlich hatte er einen Ansang; er brachte auch die Worte gar nicht schwersällig her aus. »Ja, ich habe Sie heute gleich wieder erkannt, Sie waren damals auch schon so dick.« » Sie sah ihm mit vorsichtigem Lö cheln in’s Gesicht und als sie dort einem leichten Grtnsen begegnete, wagte sie es. ihm in’s Gedächtnis zu rückzurusem daß ste ihm damali, als er sie tilssen wollte, einen Klaps aus die schwammigen Backen gegeben hatte. Er lächelte, sich erinnernd.« »Da sin Sie awer vtel lustiger Und sdrolliger gewese wie heut.« »Wenn einem so das Unglück mit fpielt.« »Sie hatten Ihren Mann recht gernil« frug er teilnehmend. »Ja, taum findt’ man’g Glück, lummt schon's Unglück dazu,« seufzte sie tief, «es waren ein paar fonnige Tage. Sie machte ein trostloses Gesicht und neigte den Kon in die Hände. Auf dem Flusse schwammen die Abendlichter und die hiigel im We sten hatten rotgoldene Ränder. Der Tag verabschiedete sich sacht. «Vielleicht scheint aach wieder e Mal die Sonn’!« Karl hatte die Brust voll Poesie; am Liebsten hätte er ihr die beiden feuchten Augen ge tiißt. - »Wer iiimmert sich denn um eine arme Witwei Ach, wenn man blitz lich so einsam ist! Sie glauben nicht, wie namenlos unglücklich ich bin. Jch habe ja auch niemanden mehr auf der Welt, wie ein paar Verwandte drüben in Amerila, das ist mein ganzer Anhang. So allein sein ist schrecklich." Jhre Stimme war weicher geworden und schmeichelte sich in Karls Seele hinein.« Der stand auf und setzte sich an ihre Seite. Jhr flachsblondeö Köpfchen vergrub sich in die Spalierreben. «Linache, wer wird dann gleich so verzagt sein,« wohnte er innig, »ich bin Jhne sa gut.« »Wie soll ich das glauben?« s·,eliiinnte Sie mir aach e bissi gut ei « »Ach, wie wohl es tut, wenn man eine mitsiihlende Seele findet. wenn man gar teinen Anhang hat.« Als sie mit diesen Worten ihr haupt schwer an Karls Schulter lehnte, war es um ihn geschehen. Nun war er ganz im Banne der Liebe. Er versprach im Rausche des Augenblicks Lina Himmel und Erde. Als er den ersten langen Kuß von ih ren Lippen trank, blinlten die Sterne durch die Rebengehiinge und blikten in den Wellen. Das waren tau end lleine zitternde Liebesslämmchen. Und als sie den Rest aus ihren Gläsern »aus ein fröhliches Wiedersehn« tran len, schwebte Karl in dem siebenten himmel. 2 Die Verlobungsanzeige von Karl Kranh mit der Lina aus G. hatte im Gesangverein «Waldesrauschen« leine erstaunten Gesichter gefertigt, denn die wußten schon lange, daß etwas bei Karl, «net so ganz in Ordnung« war, denn er fuhr jeden Sonntag mit sei nem tntimsten Freunde hinunter an den Rhein. Der Verlobte schwelgte in Glückse ligleit. Wenn er auch von der Masti schen Runde seines Leibesu nges etwas eingebüßt hatte (das Lieben strengt ja bekanntlich immer etwas c.n), so waren doch seinem Gesicht alle Wonnen eines glücklich bis über die Ohren Verliebien abzulesen. Jn seinen winzigen Schweinsäugelchen sah man es blitzen wie heimliche Freu denseuer der Seele. Morgen soute der ganze Karten tisch der »Schneppeper« an dem fro hen Feste teilnehmen. Es gab auch schon jungen Wein. Karl und sein Jntimus suhren schon heute, am Sonnabend, obgleich er seiner Braut geschrieben hatte-, daß er zum Sonn tag mit seinen Freunden käme, »r? soll ein glücklicher Tag werden,« schrieb er noch im letzten Sah. So ungeduldig wie heute, als wirt licher Bräutigam, war Karl lanae nicht« Die Eisenbahnsahri wollte ihm heute endlos erscheinen, als siihre er an’s Ende der Welt. Bald sah er aus die Uhr, oder sragte den Freund-, so osi der Zug hielt, an welcher Sta ion sie wären. Dann und wann iüszte er auch heimlich seinen neuen Lterlobungsring oder er roch an sei nem mächtigen Bouquet. Dabei hin gen an seinen Lippen tausend Lie der. Er bewegte aber nur den Mund, daran sah man, daß er singen wollte. Wenn er hier nicht in einem Eisenbahncoupö, auch noch 2. Klasse, gesessen iitte, wären seinen Lippen zahllose ieder entströmt, hinaus in den bunten Herbsttag Endlich waren sie da. Vom Bahn hos bis zum »lalien Loch« war nicht weit. Karl mit seinem großen Bon auet stolperte durch die buckligen Gas sen ooran. Der Jntimut, der seiner Korpulenz weit nachstand, mußte stets ein paar Schritt zurückbleiben so schnell ging’s heute. Aus einem Gie belsenster lachten ein paar Dirnen den Beiden nach. An der ausgewaschenen Sandstein treppe, die von der Seite nach der Veranda führte, machten sie Halt. Karl wischte sich den Schweiß von der Nase und verpusiete sich. Dann bat er den Freund, einen Moment unten zu warten. Er wollte sie einmal eine Zeit lang unbemerkt beobachten, nach her Knall und Fall hineingeschneit kommen. Vorsichtig sti er die Trep pe hinan. Er sreute ch schon aus ihr sröhlich · erstauntes Gesicht. Als er die erste Dälste erklommen hatte, hielt er inne und lauschte. Jn dem Eckraum saßen Giixeez es war ein herrlicher Derbsttag ute. Es waren junge lustige Gesellen, vielleicht Stu denten oder sonst welche. Als seht ein Mädchen ein paar volle Flaschen bra te, sangen sie — das war ja Li nn. te da bediente, seine Brautt Die Alte sagte doch. daß sie nur im haus halt tätig sei, höchstens einmal bei sgroßer Gesellschaft servieren hats. kLangsam stieg er weiter; er mußte ’vc-rsichiig sein, obgleich es dämmer ste denn die Ranken waren an man chen Stellen schon ganz kahl. Jetzt war er dem Tisch ganz nahe und sah. wie iich Lina einen Stuhl heranrücktr. Er zitterte schon vor Eifersucht. Wie sie eben mit ihrem Nachbar anstieß, bemerkte Karl, daß sie ihren Verlo bunggring nicht am Finger trug. Das Blut schoß ihm in kochenden Wellen nach dem Kopfe, seine Hand preszte sich krampshast an die Planken, daß sie trachten und Lina einen ieisen Schrei ausstieß und aufstund. »Herrie, herrje! so ängstlich! ’S wird ein Kater sein, der mit seiner Tonna ein Rendez-vous hat, «lachte ihr Nachbar. »Komm’, setz« dich,'« dabei zog er sie aus seinen Schoß und kiißte sie. »Na, und wir sollen zu kurz kom men?« brüllten ein paar andere Ge sollen. »Ihr kommt später an die Reihe beim Nachhausegehen, heute bin ich Hahn im Korb. Nicht Lina, so alte Bekannte und Freunde wie wir, die sich nach Jahren mal wieder sehen!« Lina schmiegte sich an ihn und tat verschämt. Karl betastete unwillkürlich seinen Kuqu denn er wußte momentan nicht« ob er träume, oder ob es Wahr heit sei, was er sah und hörte. Er hatte doch keinen jungen Wein getrun ken. Kaum lonnte er sich noch auf recht halten« so sehr war ihm dieser Anblick auf die Nerven geschlagen. »Und als der Freund, der ihm nach geschlichen war und die ganze Fragt :lomiidie mit angesehen hatte, ihn am zSchoße seines Gehrockes faßte und zum Gehen winkte, mußte Karl sich einige Selunden auf die Steinstufen niederlassen, indem er seine jagenden Schläfen besiihlte. Dann schritt er langsam die stu fcnreiche Treppe hinab, leise und vor sichtiger noch, wie er gekommen. Tann schritten Beide auf verlassenem Pfade hinunter nach dem Flußufer-. Keiner sagte etwas. Der Freund wollte nicht und Karl lonnte nicht. Ueber seinen Leib flog es in wilden Schauern, feine Brust wogte wie die Wellen’ des mächtigen Stromes, in dem eben die goldene Herbstsonne zu Verlöschen schien. Die Gesichts nerven zuckten wie in Folterqualen. Dann brach das Geschwür des erstem unerwartet gelommenen Leides und Karl Krantz weinte wie ein Knabe, küßte den Freund und wiederholte schluchzend: »S’ schadt’ nix. Willem." Bis der betrogene Bräutigam sich ausgeweint hatte, konnte Wilhelm kaum noch aufrecht stehen, so schwer hatte Karl an seinem Halse gehangen Der reckte sich mit einem tiefen lSeuszer und beide gingen ein paar ISchritte weiter. Aus dem ,,lalten ILoch« hörte man den abgetönten ISang eines Kneipliedes herüber. I »Ich yao oem Weio schon langn snet getraut, Karl,« sagte endlich der. IFreund und Karl sah finster aus die. zErdr. Dann streifte er sich den Ver-T llvbungsring vom Finger und schleu derte ihn weit in den Rhein, wo er Jmit einem kaum hörbaren Glucls ver- ; schwand, gar nicht als ob er acht Ta ler gekostet hätte. Dem Ring folgte das Bouquet, mit dem die Wellen spielten, bis es verschwunden war. " Das alles geschah im tiefsten Schweigen. Es war ein ganz feier-? licher Akt; dazu die schöne Herbst-! .abendstimmung: Gesang aus der» Ferne und das Murmeln der vomz Abend vergoldeten Wellen; ein Kahnl zog vorüber-, in dem ein Fischer aus· ;einer Harmoniia ein weiches Liedi ispich . Drüben im Dorfe blißien schon die »ersten Lichter aus und Rauch stieg; von den Dächern. Die Lust war soi Tilar, daß hundegebell herübertöntr. s s Den Betrogenen überlam es ganz; eigentümlich. Eine wunderbare Stimmung ergriss ihn; schmerzvoll und doch voll Trost. Den Arm um? des Freundes Nacken schlingend, hubi Her sein Leiblied »S’ Herzlad« zu sin Jgen an. Erst zaghast von Schmerz Lbewegt, dann immer deutlicher und sicherer. Aus einer verborgenen Schlucht hallte einmal ganz deutlich ldas Echo herüber: »Dann kaum »sind’t er wo’s Glück, lummi schon’g Unglück dazu." »Was mache mer dann mit den ·Schnevveper,« Karl, wann die morje komme««« unterbrach der Freund eine entstandene Pause. »Die lass nur komme, Willeml Nachher könne mer zusamme »Entw bung« seiern,« entgegnete der arme Karl mit blutig erlämpstem Lächeln und zersleischtem herzern «. n —Borniert. A.: »Sehen Sie ich hier ja vor! Es gibt hier viele aschendiebe!« V.: »Ach Unsinn, wer wird denn meine Taschen stehlenl« —Meisterwerle. »Das sind die gortriits meiner Eltern.« » roßartigt Welches ist denn der Vaterli« —- Kindlich »Sie-) doch, Fluttchem wie lieb das Scha zu mir stl — —- Warum darf man denn zu niemand so sageni« Yes Gut. Erzählung vor A. A. van Haastem Herrn und Frau van Dreumels Gastfreundlichleit war weit und breit bekannt. Die Eheleute van Dreus mel waren tinderlos und hatten ihr Schäfchen im Trockenen; daher diese Gastsreundschaftlichteii. Jhr geräu miges, elegant und gemiitlich einge richtetes Haus mit stilvoller Fassade lag, von reisenden Parianlagen um geben, an der Peripherie von Utrecht. Es eignete sich vorzüglich zur Ausnah me von Liebhabern der Gastlichkeit und die Neffen, Nichten, Freunde und Bekannten —- man hat deren ja in der Regel desto mehr, je reichli cher man mit irdischen Gütern geseg net ist —- wußten die Gastfreundschaft der Eheleute van Dreumel und die damit in engem Zusammenhang ste hende ausgezeichnete Küche nebst gut ausgerüstetem Weinleller auch gebüh rend zu würdigen. So war es denn zum Beispiel gar lein Wunder, daß sich manchmal ein Gast anmeldete. ehe der vorige sich überhaupt verabschiedet hatte. Neffe Edmond, Junggeselle und Volontiir bei einer Amsterdamer Esseltenbant (er konnte seinen Urlaub meist beliebig ausdehnen), hatte eine ganz besonders breite Auffassung von der·Gastsreundschast der Zhejmlichen Eheleute van Dreumel. Nach seiner bisherigen Gepflogenheit zu urteilen, hatte es fast den Anschein, als leide er an der fixen Idee, Jahr siir Jahr seine Federn speziell seine Hauptfe rien, auf »Villa van Dreumel« — so hieß faktisch das gastfreie Haus — zu verbringen, und es war bisher auf keinerlei Art und Weise möglich ge wesen, ihm klarzumachen, daß er doch wenigstens einmal in dieser Gepflo genheit zugunsten eines andern nahen Verwandten eine Ausnahme eintreten lassen müsse. Aber nichtsdestoweni ger —- die gutmütigen Eheleute van Dreumel nahmen ihn Jahr für Jahr äußerlich wenigstens) mit unverän derter Liebenswiirdigkeit unter die Fittiche ihrer Gastsreundlichkeit. Eines Tages, als Herr van Bren mel wieder eine Besuchsanzeige von Edmond in Händen hielt, sagte er mit banger Ahnung zu seiner besseren Hälfte: »Diesmal scheint er seinen Urlaub ganz außergewöhnlich aus dehnen zu wollen« Und Neffe Edmond kam eines an deren Tages richtig an. Es muß gesagt werden: er erwies sich auch jetzt als sehr angenehmer Gesellschaf-l ter. Mit dem lebhaftesten Interesses stimmte er den neuesten politischen Ansichten seines Oheims bei, mit eben so verbliiffender Aufmerksamkeit wie Gemütsruhe lauschte er seinen altbe währten Episoden und Wissen und keine Miene in des Neffen Antlitz ließ erraten. zum wievielten Male ihm der Oheim dieselben Evisoden und Witze in derselben Reihenfolge jetzt erzählte. Des ferneren bewun derte Edmond mit gewohntem ehrli chen Staunen die prächtigen Rasse hiihner, ebenso jede Blume im Gar ten, vor allem aber die schier unüber trefflichen Leistungen der Tante auf dein Gebiete der edelsten aller KünH ste: der Kochlunsi. s Aber ganz allmählich ließ dass beiderseitige Interesse doch niertlichf nach, und als der erste Urlaubmonad um war, ohne daß der angenehme Ge- ; sellschafter (abgesehen davon, daß er’ nur einmal und zwar in der zweiten Urlaubswoche, ein ganz allgemein be kanntes Abschied-Glied mit Pianobe-i gleiiung vorgetragen) je ernstlich voms Scheiben gesprochen hätte, staute dies Freundlichkeit der Ehcleute van Dreu- ; mel noch merklicher ab; ja, diese bei- I den gastfreundlichen Seelen machten sogar ab und zu leise Anspielungen auf Edmonds ,,langen Urlaub«.» Aber sonderbar, so zartfühlend Ed mond auch sonst für die leisesten Schwingungen der Auszenwelt war:i diese Anspielunaen schienen sein Ge-f müt völlig in Ruhe zu lassen. Da nun das Gemüt der Gastgeber nicht hart genug war, einen im übri gen anständigen Gast einfach vor die Tür zu setzen (und Edmond war, wie bereits gesagt, die personifiziersise Liebenswürdigleit), so mußte schließ lich doch irgendetwag, irgendeine Ur sache ersonnen werden. Eines Abendge —- Ermond hatte vor genau fünf Wochen seinen Einzug gehalten —- befanden sich Herr und Frau van Dreumel auf ihrem Schlaf zimmer, beide im Begriff, zu Bett zu gehen. Frau van Dreuniel steckte sich vor dem Spiegel Papillotten ins Haar; mitten in dieser künstlerischen Tätig keit drehte sie sich plötzlich um. s »Ich hab’ö!« sagte sie. s »Was denn?« fragte Herr van’ Dreumel, der in diesem Augenblick! aus einem Bein balanzierte und von dem andern den Strumpf zog. s »Eure Jdeel —- Morgen, am besten ! während des Dinerö, haben wir beide ! über irgend etwas —- Meinungsver schiedenheitt Dann ergreift natürlichf Edmond fiir einen von uns beidenj Partei, muß also einem von uns bei- ; den — Unrecht geben. Wer nun von T uns beiden nach denonds Meinungf unrecht hat —- Du oder ich —- sagt’ ihm rundtveg ins Gesicht, daß wir — respektive Du oder ich — uns so ’was einfach nicht bieten lassen —- und da es mir, respektive Dir —- ganz» re t wäre, wenn er meinetwegen, re- t spektive Deinetwegen schon morgen —"—7 mit seinen sieben Sachen —- und so weiter.« - »Die Jdee ift großartig!«' jubelte Onkel van Dreumel und blies die Kerze aus, und während er schnell in das sauber duftende Daunenbett fchlüpfte, fügte er noch bedächtig hin zu: »Allerdings eine Jdee, wie man sie auch nur von einer Frau erwarten tann.« Höchst zufrieden schlief an diesem Abend das gastfreundliche Ehepaar ein. Aber auch Edmond schlief durch aus wie sonst den Schlaf des gerech ten Gastes; denn er ahnte ja nichts von dem bösen Plan, der schon mor gen gegen ihn zur Ausführung ge langen sollte. Am folgenden Tage, beim Diner, war die Stimmung so vergnügt wie sonst. Getreu seiner Gepflogenheit ließ Neffe Edmond sich alles vortreff lich munden und vergaß auch nicht, die üblichen panegyrifchen Bemerkun gen zugunsten der unübertrefflichen Kochtünftlerin· »Das ist ein Wein chen — so laß ich’s mir gesallenl« sagte er auch diesmal wie sonst, wenn das Diner beendet war; dabei hob er das Glas prüfend und freudestrah lend in die Höhe und leerte es zu zwei Dritteilen. »Ja, für Qualität wird bei uns garantiert,« erwiderte Herr van Dun mel, herzlicher sogar noch als sonst, in dee angenehmen Hoffnung, den Leuten Neffen nun bald los zu wer-. en. Onkel und Neffe zündeten sich je eine hochfeine Zigarrr. siir deren Qua litiit natürlich der Onkel ebenfalls garantierte, an. Plöylich zog der Onlel mit der Le benswahrheit eines Hoffchaufpielers die Augenbraunen zusammen und ließ seine Blicke mißmutig im Zimmer umherschweifen. — ,,Wieder tein Aschbecher da?« nörgelte er. und mit wachsender Berdrießlichleit: »Wie kommt das?« »Das kommt daher, weil Marie ihn in der Küche hat", rechtfertigte sich mit etwas auffälliger Energie die Tante. »Jn der Küche? —- Jn der Küche? — Was tut man denn mit einem Afchbecher in der Küche?« . »Was man damit in der Küche tut? — Nun, man putzt ihn da mit dem anderen Geschirr! — Du kannst die Asche ja solange aus einen Teller oder . . .'« »Das tu’ ich nicht! Das schickt sich überhaupt nicht!« — Onlels Stim me wurde beißend. — »Du weißt doch ein sür allemal, das; ich gerade aus solche Kleinigkeiten Wert lege!« »Wenn-s weiter nichts ist ais dass wars die Tante mit giftigem Hohn dazwischen, »ich könnte Dir ganz an dere Dinge vorwersen!« Sie gefiel sich selbst ganz ausgezeichnet in ihrer Rolle. »Davon reden wir jetzt nicht! Du mußt Nebensachen aus dem Spiel lassen! Es ist und bleibt eine unerhör te Nachlässigteit —- deinerseitsl Wür dest Du Marie nachhaltig auf so was aufmerksam machen, dann kämen solche Bummeleien in diesem Hause überhaupt nicht vorl« —- Onkel regte sich großartig aus und machte dabei wilde Spaziergänge durchs Zimmer. Tante stieß mit einem wütenden Seufzer ihren Teller beiseite; ein Un eingeweihter konnte unmöglich aus den Gedanken lommen, daß dies alles nur Komödie war. Und dennoch —- mußte es dem Nes fen nicht etwas sonderbar erscheinen, daß diese zwei Leutchen, die sonst ein Herz und eine Seele waren, so ganz plötzlich wegen eines simplen Aschbechers in grimmigen Zank ge rieten? Mußte Edmond sich nicht min destens sagen: hier stehe ich vor einem psychologischen Rätsel des Ehelebens? —- Wer kann sagen, welche Gedanken in Edmonds Hirn manövriertens Immerhin: äußerlich fiel nichts — aber auch rein gar nichts -—— an ihm auf, nur, daß er etwas kleinere Züge aus seinem Glase nahm und es et was bedächtiger ats sonst wieder hin stellte. Um so heftiger aber zog er an seiner Henry Clay - Zigarre. Ne benbei übte er sich mit gewohntem Jn teresse im Ningelblasen. Aber sa gen tat er nichts. Tante sah ihn verstohlen von der Seite an; sie wurde tatsächlich nei disch ob ihres Neffen Kaltbliitigieii. Ossenbar konnte man dieser Festung nur« mit allerschwerstem Geschiitz im ponieren. Endlich riß ihr die Geduld. — ,.Was sagstDu überhaupt dazu«? suhr sie ihren Neffen barsch an. »Ist es nicht eine unerhörte Kleinträmerei von Onkel, wegen eines Aschbechers uns den ganzen Nachmittag zu verderben?« Es wurde mäuschenstill. Nun mußte es kommen. Mit äußerster Ungeduld harrten Tante und Onkel des Augenblicks, wo der arme Nesfe die eine oder die andere Partei er greifen — wo der ahnungslose Schif fer entweder in die Szylla oder in die Charybdis geraten würde. Edmond aber unternahm vorher einen grandiosen Zigarrenzug und blies den dicken Rauch in zwei ent zückenden Rauchsäulen durch die Nase, darauf äußerte sich der liebenswür di e Gast und angenehme Plauderer mit geradezu empdrender Gemütlich teit dahin: »Was mich betrifft, liebe Tante, so möchte ich fttr die drei bis fünf Wochen, die ich noch bei Euch u weilen gedenke, doch lieber grund sählich — neutral ble ben.«