Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 18, 1912, Zweiter Theil, Image 9
Nebraska Staats- Anzetger und J set-old 7 III-tax Der tote Its-. Erzählung von Fr. O. sühne. Denryf Brown schritt mit sehe nachdenklicher Miene die Portugal Street in London hinaus, seiner Wohnun zu. Dort angelommen,. ließ er sich in seinen Lehnstuhl sal len, stiitte den Kopf in die Hand und blickte unverwandt vor sich nie der. So saß er eine ganze Viertelstun de lang da. Endlich sng er an, vor sich hin zu nicken, und seine Gedan len begannen sich zu ordnen. »Die lehten Erlundigungen', murmelte er bedächtig, .lonnten lein günstigeres Ergebnis hoben. Bei der nötigen Umstcht wird sich alles programm tniiszig abspielen. Wie man sich in seinem Alter doch noch entwickeltt Die ganzen langen Jahre Wintelads volat und Raterteiler für einen Schillin , jetzt aus einmal im Be grisse« selbst als Unternehmer aus utreten. Und in was fiir einer gelegenheit! Es liegt ganz bei mir, ob ich mich mit fünitausend Psund begniigen, oder ob ich zehn tausend oder zwanzigtausend ein imsen will. Am besten wird es ein, ich wähle die goldene Mittel strasze —- zehntauiend Pfund. Die reichen mit dem bereits Zusammen gesparten nolltommen hin, um mei nen so lange heimlich und sehnsiichi tig geniihrten Wunsch. mich von mei ner bisherigen Umgebung unbemerkt in ein gewisses kleines Haus in Bentnor aus der nsel Wight zu rückzuziehen und achtz, gar nichts mehr zu tun, zur Ausführung brin gen zu können. Wen werde ch mir aber zur hilse wählen? Ich denke, meine tresslichen Freunde Jim und Bob werden sich wohl sam besten dazu eignen. Er versank wieder in tieses Sin nen. Dann stand er plöglich auf, lies die Treppe hinab zu der im Er schoß befindlichen Bierwirti schat und erbat sich dont Wirt den Schiiissel zur Telephonzellr. — Um gleichen Abend empfing hean Vrawn wet sesuchen »Da seid Ihr ja! Nehmt Plast« sagte er, aus zwei Stuhle deutend »Was wünschen Sie von unb, Mi ster Brown?« sragte Bad Pertins, sen dünenhaster rathaariger Jeliins r. »Wer wird denn gleich so mit der Tür ins hanc sallen,« brummte der Hausherr. »Sie wissen, ich liebe keine Unr schweise.« — »Was ich, Freund Bad —- weiß ich. Zuvsrderst muß ich aber etwas von Freund Jinr in Erfahrung bringen. — Wie wäre es«, wandte er ch an diesen, »wenn Sie egen ent prechende Vergütung in, Zagen wir zwei Monaten, einmal ein biß chen sterben wallten2« schnitt eine Grimasse. »Wie met ten Sie. Mister Browni Jch soll sterbens« »Gewiß —- derscheidejr. den Geist ausbauchetn Begretten Sie dass« »O ganz gut«, lachte Zim. »Kann aber otsengesianden, dern Gedanken weni Geschmack abgewinnen.« « n Sie den Geist ausgehaucht den werden. Freund Jtnr«, subr rawn ern hast fort. »werden Sie dann wab cheinlich seziert, nach al len Regeln der Kunst anatomisch gäschnitten werden. Daraus wer Jdre Ueberbleibsel in einen schö nen Sarg gebettet und, wie das so der Laus der Dinge ist, richtig und begraben werden.« wischte sich mit dein Hand r en iider die Stirn. »Mister Brann, Sie treiben heute den Spaß ein bißchen weit. »Sie-Maus nicht, nretn Lieber. Sie wissen, in Geschäftssachen —- und es handelt sich hier um eine sehr große Geschäfts acht —- ist mir alles voller crn . te mögen das daran erkennen, h ich deren ftir hre Dienste volle zwe hundert P und Sterling bieter « sod, der sieh vor Lan-en meet was zeu wollte-Tief dazwischen: »Bei oder nach dem Tode zahldakW »Noch dem Tode natiirltch,« ant wortete Bkown trocken. »Ob« ge nauer gesagt, acht Tage nach dem « Begkäduiffe. Und Ihnen, Freund - Hof-. dtete ich, wenn Sie bei der ganzen tief traurigen Geschichte hel fen wellen. ebenfalls zweihundert fund. »kaßaetig —- gtofzaeti !« freute sich Bod. »Wenn Jtms ld aber etft nach dessen Begeäbntsse fällig werden foll, was hat er dann da vonf« - »Oh, er wird schon verstehen, fsich damit das Leben fchsu zu machea." »Ja feinem Grabe unten. see fchnitten und zeer t!« »Stifer wtt dte e fletne Reden « facht vorläufig unersetett«« sagte Browm »Ich sehe ja, Freund Jirn ist mit meinem Vor-schlage durchaus eindersinnden.« Jirn, der sich wieder mit dem bandriicken iiber die Stirn wischte, wehrte mit der anderen Band ab f «Doch — doch« versicherte Brote-m »Sie wollen es mir bloß nicht zuge sieben, bester Freund« l Bob meinte zwischen sortgesehiem ;Lachen: »Wenn es sich silr mich nur darum handelt bei dem Begräbnisse unseres guten Jirn zu helfen, Mister Zion-n. so bin ich von vornherein und unbeseben gern dazu bereit, mir sdie ebotenen zweihundert Pfund zu enen.« :Bist ein braver Kamerad!« groll Irte Jirn. Still, du Seitiond. spirant!« er swtderte Bod, der sich die Lachtriinen aus den Äugen wischte »Sonsi lause ich aus der Stelle Fort, bole die Aerzte herbei, die dich chon jeyt lunsig erecht anatomisch zerkegen, und ieinertg Sarg, in dem du dann ohne .Also —- dieser Teil unserer An gelegenheit hätte von eurer Seite vol ile Zustimmung gesunden,« ließ sich FBrown wieder vernehmen. »Jetzt ’leime ein weiterer Teil an die Reihe. Osten Sie genau zu lieber Bob.'· »Ich bin anz Ob ri« »Hm — Fin, 'schickte Brotvn geist doil voraus. »Es ist einige Wochen ,ber, da sab ich bei Gelegenheit eines jSpazierganges in einer Seitensiraße von zwei Männern eine Kiste obne Ibesondere Kennzeichen aus einem Hause tragen un aus ganz gen-Ihn liches Straßensubrweri derladen. fMiinney Frauen und Kinder batten ksich angesammelt und gassten die Kiste i,,an als ob sie ein Wundertier sei. kDesbalb stagte ich, was denn die EKiste enthalte-? Eine Frau antwor trie: hAch da ist ein Toter drin, den »seine Angehörigen der Anaiomie des sunioersity College in Gower Street siiberlassen haben. Sie fahren dabei Enichi schlecht, denn sie ersparen nicht fnur die Begräbnisiosiem sondern er Ibalten obendrein noch bar Geld ber ant Jch Vvkchtt auf — »Das ist aber doch etwas anz MitiigiichesP unterbrach ihn Bo · I »Ganz recht. Dieser alltägltche Vorgang hat mich aber aus einen sGedanten gebracht, den ich nicht wie ;der loetperden konnte Jch habe mich jdeshalb bei jeder geeigneten Gelegen heit unaussälliger Eriundungen iiber seine Ausführbarkeit besleißigt, solche nach einer gewissen Richtung hin auch schon tm Stillen eingeleitet. Und Idabei ist fix und sertig ein prächtiger kPlnn zustande delomrnen.« s «Da bin ich aber doch neugierig, was : heraustommti« »Unterbrechen Sie mich nicht im Emer, lieber Boh! —- Jn London taust ;neirnlich nicht nur die Anatomie des University College in Gower Street Ebeständig Verstorbene zu Studien zwecken aus sondern auch die der Medical Schooi aus dern Albert Em ’bantment und die des Rings College Ham Strand, weiter machen darin ab jund zu die Medical Exainination Dall an der Temple Station und noch ein oder zwei andere Stellen IErtoerbungem und fernerhin decken hier in der Hauptstadt auch die sämt Elichen Anatornien der Universitsten dertstrobinz, vor allem Oxford, ihren hauptsächlichsten Vedars Es bestehen siir die Vermittelung der Läuse eigene hehördlich geneh migte Ugeniurem daneben aber auch Ieinige nicht genehmigte. Ledtere Elönnen sich dadurch behaupten, daß sie in Erfahrung zu bringen wissen, was der und jener Anatomie zurzeit besonders wünschenswert ist danach ihre Angebote einrichten und so im jmer wieder Austriige erhalten. -Manchmal ist den Anatomien näm Ilich an Leichen von einem ganz be istimmten Alter gelegen, manchmal an Esoichen, die on einer ganz bestimm iten Krankheit gestorben sind, oder san solchen, die plöhlich toie am Eherzschlag verschieden sin·d.» Han idelt es sich um an einer bestimmten silrantdeit oder an bestimmter Ur llas-he Verstorbene, so laufen dte Be steller wenig Gefahr —- bet tn einem bestimmten Alter Verstorbenen-liber hanpt tetne —- etroai anderes, als sie Wünschen, von den geschäftsttichtigen jAgentuken etngeltefert u bekommen, idenn dte Angaben auf den Toten jschelnem dle ja von den amtlichen »Letchendeschauern ausgeferttgt wer Iden, und auf Grund derer dte Kauf abschliisse erfolgen, bteten ihnen et lnen guten Rückhalt »Ich habe mtr erzählen lassen, daß nie Welche-ten welche thre Sache fo ldteso hölllsch genau nehmen« das Inoch in womöglich erhöhtetern Maße tun, wenn sie etwas davon hören, daß der betreffende Verstorbene nach etner Anatomte verbracht werden foll. Ganz erklärlich, denn sie wol len Ich m them Kollegen dort ntcht mit falschen Feststellungen auf den Scheinen, von denen ste wissen, daß sie vorgelegt und mit eingeliesert werden mit-»i, blamieren.« ; »Das ist mir« alles nichts Neuei,« hrummte Vol-. J Brown aber fuhr unbeirrt fort: J»Was mich betrifft, liegt mir daran, einen Verstorbenen zu erhalten, der etwa das Alter unseres Jim hat. Auf ein paar Jahre ab oder zu und au Aehnlichkeit tommt’s nicht an, au lehtere zumal nicht, nur aus die Todesursache und zwei Nebenum stände: herzfchlag muß von dem amtlichen Leichenbeschauer sicher est gestellt sein, da wir nach einem a ragraphen gewisser Statuten mit ei ner Seition der Leiche rechnen mits sen, der Entschlafene muß davon friedlich in seinem Bette überrascht worden sein, und er muß tunlichst aus einer Umgebung stammen, wo, wenn er einmal fortgeschafft ist, kein Hahn mehr nach ihm lräht. Jch »meine, es sollte einem geschickten, ;umstchtigen Manne nicht schwer fal ilen, sich einen Verstorbenen, wie ich Jihn brauche, noch var der Leichen ischau zu sichern —- vorher deswegen, damit er dem Leichendeschauer etwas lvon der Bestimmung der Leiche hil ’ren läßt, und dieser somit seine sSachse außerordentlich genau nimmt. sDem in Rede stehenden geschickten, umsichtigen Manne kann mit der ins Auge gefaßten Beschaffung verschie dene Wochen, wenn es sein muß, so gar Monate Zeit gelassen werden« Bol- fing an zu begreifen. »Referi geschickten, umsichtigen Mann soll wohl ich abgebeni« »Ich halte Sie in der Tat fiir Een«richtigen Mann dazu, mein Lie er. «Ztvar ein wenig gruselig. Misier Brown. Aber um den Preis machen wtr’s. Diese ganze geheimnisvolle Geschichte nimmt mich überhaupt, Je länger ich sie bedenke, immer me r siir sich ein." « lin, mein Lieber. Doch weiter. Die esörderung von Anntomieleii then findet, wie bekannt, allgemein in gewöhnlichen Kisten. die nur mit Blech ausgeschlagen sind, statt. So gar die Eisenbahn, die doch sonst siir Leichen Metallsarg, in Holzsarg ein geschlossen, Begleiter, behördlichen Leichenpasz, Vorausbezahlung einer hohen Sondersracht und dergleichen sordert, befördert Anatomieleichen in solchen Kisten aus einsachen Fracht bries zu billigem Satz und ohne auf Vorausbezahlun zu bestehen. Jch habe gehört, da das auch aus dem ganzen Kontinent so gehandhabt wird. Eigentümlich, doch wir wollen uns darüber nicht weiter nusregen. Je densalls sollte es unter Beriicksichti gnn dieser Umstände meinem ge schi ten, umsichtigen Manne, also Ihnen, Freund Bod, unterstützt von einem zweiten geschickten. umsichtigen Manne, den Freund Jim spielen wird, nicht schwer sollen, den an geblich für eine auswärtige Anatomie bestimmten Verstorbenen nicht aus einen Bahnhof, sondern stillschwei gend anderswohin zu verbringen Und zwar möglichst bald nach der Leichenschau. Damit wäre alles ge wonnen." »Mister Brown, die Geschichte wirkt llappen, sage ich,« beteuerte Beb. »Und Freund Jim hilft seinen eige nen gestorbenen Leib mit besördern!« sagte Vrown »Und besucht später nach herzenslust sein eigenes Grab.« Bob sing an wieder unbändig zu lachen. »Unvergleichitch samoser Ge hanle.« - »Was wir vorhaben«, suhr Brown sori, Läßt sich, wie schon angedeutet, aber nicht von heute aus morgen durchführen. Wir brauchen vielleicht zwei, unter Umständen drei Monate dazu, auch einen anderen Schaut-lag ais meine liebe Portugalstreet hier. Kost und Uuntertunst, wie ihr es in eurem Leben noch nicht gehabt habt, swerdet ihr während der ganzen Zwi schenzeit in der Wohnstätte, nach wel cher ich verziehe, umsonst erhalten« »Bravo!« ries Bod. »Es lommt ja immer bessert« «Ausgezeichnet«, belrästigt der jetzt auch schmunzelnde Jim. Groß-London nimmt deshalb einen so gewaltigen Flächeaner ein, weil jeder Engländer am liebsten in einem Hause sitt sich allein wohnt. Jn der inneren Stadt kann von diesem Be streben, von einzelnen Stadtgegenden abgesehen, natürlich nicht viel bemerkt werden, um so mehr tritt es aber in dem weiten Kkanze der Vororte in Erscheinung Viele derselben beste een ausnahmslos aus Einsamiliens äusem Dabei liimntert si? ein Engl« der, insbesondere der ondo net, n t um seine Nachbarn, und es ist durchaus nichts Seltenes, daß Fa milien, die ahrele , Haus an haus wohnen, si nicht - mal dem Ra tnen nach kennen. - — So besteht auch der idyllische Vor ort Richrnond hauptsächlich aus Ein familienbäusern. Zumal an der Themse entlang reibt sich eines an das andere. ; Eines von diesen das etwas ab-« gelegen und längere Zeit nicht be-« wohnt gewesen war, wurde jetzt wie der bezogen. Mieter war ein ge wisser Henry Browm Er kenn nicht allein. Mitbewobner seines häusij chens waren ein gewisser Jim Harry Baker und ein Diener namens Bob Seddenbanm Ei e Woche nach dem Einzuge sprncäl ein Herr bei Mister Brown vor. Er war Plnninspeltor einer großen amerikanischen Lebensversiche rungsgesellschast, die in London eine Zweigniederlassung unterhält. »Mein Herr-", begann der Versiche rungsmann seinen Spruch, »wir ha ben zu unserer großen Freude Ihre Karte erhalten, mit der Sie den ge legentlichen Besuch eines unserer Be amten wünschen.« , Brown zog seinen Kops ein. »Ja richtig,« meinte er. »Nur schade, saß Sie sich umsonst herbemiiht ha en.« »Umsonst, Mister Browanst uns eine Konkurrenz zuvorgekommen?« »Nein. Das nicht gerade.« »Nicht? Das ist rnir angenehm zu hören! Gestatten Sie mir, bricht-ruht ter Mister Browry die Frage: Sie beabsichtigen, Jbr Leben zu ver sicher-ni« « »Eigentlich wollte ichs. Aber ich Habe ed mir wieder anders überlegt. »F i »Hochverebrier Mistet Brown, das Thal-en Sie nicht getan. Geben Sie einen einzigen Augenblick ernstlich mit sich zu Rate, und Sie werden mir beipslichtenf I »Mir sind so viele Bedenken auf-! gestiegen, daß —« »Aber ich bitte Sie, hochberehrter Mister Brote-m wie können Jhnen ins einem Falle, in dein es sich darum Zank-eit, die Zukunft Jhrer ganzen. amilie siir eine Zeit, ba man nichts mehr siir sie schassen und sorgen kann, in jeder Weise gesichert zu wissen, Be denken aufsteigen?« " « »Ich habe ja gar keine Familie.« Der Versicherungsbeamte war eine Seiunde verblüfft. »Aber Sie hat ten boch die Absicht, eine Versicherung einzugehen!« wars er dann ein. »Doch dann sicher zugunsten eines Verwand ten? Habe ich nicht recht?« «Verwandt ist mir der, welchen ich im Sinne hatte, eigentlich nicht. Wenn er auch zurzeit Mitbewohner meines Hauses ist. hm——tn· Ja-—a. Jch halte ihn wie meinen Sohn. — Warum soll ich es verschweigen? Vor kurzem hat er mich bei Gelegenheit eines Bootgunsailes vor dem Ertrins ten bewahrt. Aus Dankbarkeit —« «Beschlossen Sie, zu seinen Guns sten eine Versicherung einzugehen.s Welch edle Absicht! Mister BrownH Fie. werben sie zur Tat werden las-1 en.« , »Ich habe noch Bedenken-" I »Aber wieso denn?« fragte er-« staunt der Beamte. »Nun, der Betreffende könnte sei nem Alter nach in der That mein Sohn sein. Er ist also sehr viel Hin-z ger, als ich. Gewiß. Aber wer biirgt mir dafür, daß ihm nicht eines Ta-; ges ein unerwarteies Ungliick zu-. stößt, wie mir beinahe ein solches zugestoßen wäret Und die teure Ver-i sicher ngöpriirnie wäre dann bereits so un so oft bezahlti Jch aber hätteI die Summen fiir nichts und wieder; nichts aufgewendet? Oh, ich bin seit, dein Bootsunsalle sehr ängstlich ge-; worden« : »Die Summen wären nicht verlo ren, hochberehrter Mistet Brown«,« fiel der Versicherungsmann mit ver-« stäriter Stimme ein. »Einen frühe-, ren Todesfall des Betreffenden als Ihren eigenen lassen wir bei der Abis fassung unserer Police — einer Geiz genseitigleitspolice —- einsach nicht außer acht. Jch schlage vor« wir set-i gen folgendes fest: Stirbt jener vor« Ihnen, hat die Bersicherungssumme, ungeschmälert an Sie zu fallen. Nur wenn Sie selbst vor jenem sterben,I hat er Anspruch daraus. Da Sie, wie Sie bemerkten, der wesentlichI Aeltere sind, wird sich die jährlichez Prämiensumme dieser Gegenseitig tritt-Versicherung nur ganz wenig gegenüber der von Jhnen vorher ins Auge gefaßten einseitigen Versicherung erhöhen. Was sagen Sie hierzu, hochberehrtet Mister Browni« »Diese Lösung will mir schon besser gefallen. Ja—a. Aber ich will von einem Abschluß doch lieber noch ab sehen, denn —- hm —- hm.« , »Was haben Sie denn noch einzu wenden?« »Der Gedanke ist mir eben erst ge-l kommen. Zu einem Arzt laufen in meinem Alter, und sich von oben bis unten und von vorn und hinten un tersuchen lassen —« Der Bersichernngsmann sprang 4 vom Stuhl aus. »Aber bester, hoch-« verehrter Mister Brotvn, wissen Sie denn nicht« daß wir amerikanischen Lebensversicherungggesellschasten im Gegensaße zu den europäischen aus ärztliche Zeugnisse verzichten? Wir verlangen allein Vorlage von Ge burts- und Wohnungsmeldescheinen der in Versicherung zu nehmenden Personen.« Broton Tviegte sinnend den Kopf. »Sie verstehen in der Tat Jhr Ge schäft. Was könnte ich da noch ein wenden?« »Nichts sollen und können Sie mehr einwenden, bester, hochberehrter Mister Brown. Bitte, schreiben Sie unter dieses Formular hier Ihren werten Namen. Ueber die Höhe der Versicherungssnmme werden wir dann schnell einig werden« Broton zögerte immer noch. Aber der Versicherungsmann ließ nicht eher locker, als bis er die ersehnte Unter schrift erobert hatte. Nun legte er sich wegen der Höhe der Versicherung ins Zeug. Er schlug achtiuusend Pfund vor. Brown wollte nur vier tausend. Schließlich lam man mit sünstausend Pfund unter einen Hut. Der junge Mann, für den der edle Mister Brown die hohe Versicherung eingegangen war, sein Lebensretter und derzeitiger Mitbewohner, Jim Harrh Vater, ließ sich tagsüber in dem das Haus umgebenden Garten immer nur für kurze Zeit und halb vermummt erblicken. Vielleicht hatte er sich bei dem gefährlichen Heraus fischen seines Gönner-s aus dem Was ser eine Eriältung zugezogen, die er nicht beachtet, und die sich deshalb mit der Zeit verschlimmert hatte, vielleicht gar zu einem schleichenden Leiden ansgeartet wart- Es mußte in ver Tat so etwas sein. Diese Annahme stimmte aber wie der damit nicht überein, daß er manchmal nach Eintritt der Dunkel heit in Begleitung des Dieners in einem Boote die Themse nach London hinabsuhr und regelmäßig erst knapp vor Tagesanbruch, sichtlich recht gut ausgelegt, aus demselben Wege wieder eintraf. Niemand aber siel ditser Wider spruch in seinem Verhalten besonders auf, da die Nachbarn die neuen Be wohner ebenso wenig beachteten, wie sie siir sich in Anspruch nahmen, von ihnen beachtet zu werden. Naher drei Monate gingen so ing Land, und an den Abenden wurde es schon zeitig dunkel. Bod, der Diener Brotvns, hatte jetzt immer sehr viel in London zu besorgen. Fast jeden Tag fuhr er um die Mittagstunde mit der Bahn dahin und wurde merk würdigerweise stets am Abend von Jim Harry Baker an einer unbeleuch teten Anlegestelle bei Vauxhall Bridge mit dem Boot, das der bedauern-Z werte krante Mann eigenhändig nnd ganz allein nach Einbeuch der Däm merung bis hierher gerudert hatte, er wartet. Drei, vier Stunden lang wartete der arme Herr ost, ohne je Eines Tages war es wieder so. Ein besonderer Umstand war heute nur, daß eine ziemlich große Kiste mit im Boote verstaut wurde, und man sich start in die Riemen legen mußte, um so schnell als möglich Rich mond zu erreichen. Dort wurde die Kiste in aller Stille ins Haus ge schafft Nach Verlauf einer Stunde bestie gen Jim Harry Baker und Bod, der Diener, wieder das Boot. Es ver schwand bald in der Dunkelheit, die über dem Wasser lagerte. Nach einer weiteren kleinen Stunde tauchte es neuerdings auf, es befand sich aber nur noch der Diener in ihm· Er sprang ans Land, eilte ins Haus, hatte ein iurzeö Zwiegespräch mit seinem Herrn, worauf er das Haus nach der Straßenseite zu wieder ver ließ. Nach etwa einer halben Stunde kehrte er mit einem Richmonder Arzt zurück. Brown trat diesem in heller Ber zweiflung entgegen. Kommen Sie endlich, Herr Doktor?« fragte er. »Er liegt schon in Erstarrung, mein armer Freund. Eilen Sie, Herr Doktor, bieten Sie alles auf, ihn vor dem Tode zu bewahren! Reiten Sie ihn! Jch will Sie siirstlich da fiir belohnen!« Der Arzt konnte aber nur den be reits eingetretenen Tod dessen, den er retten sollte, feststellen. Er wiegte bedenklich den Kopf. Offenbar han delte es sich um einen Herzschlag. Al ler Wahrscheinlichkeit nach war es wenigstens so. Aber die Katastrophe mußte schon vor fünf, sechs, vielleicht sogar schon vor sieben Stunden ein getreten sein. Er drückte sein Be fremden darüber aus. Brown war ganz fassungglos und schluchzte zum Erbarmen. Der Diener war gefaßter und er klärte: «Mifter Baker fühlte sich matt « fund abgeschlagen und begab sich schon fzwischen vier und fünf Uhr zu Bett. sEr befahl mir, ihn nicht zu stören; ser wolle ilingeln, wenn er mich be ;nöiige. Nach neun Uhr lauschte ich san der Tür, da er noch kein Abend jbrot verlangt hatte, und es dazu doch freichlich Zeit war. Es regte sich Jnichts im Zimmer. Jch benachrich Iiigte meinen Herrn, wir öffneten die sWre und fanden den Armen erstarrt im Bette —« »Ich kann mich noch gar nicht da smit abfinden,« jammerte Brown, »daß Jmein armer Freund so schnell von binnen gegangen sein soll. Jst es sdenn wirklich wahr, Herr Doktor?« « »Leider.« . »Und um einen Herzschlag handelt :es sich, sagten Sie?« i »Noch den Anzeichen zu urteilen, iwird es so sein.« Am anderen Tage nahm der amt liche Leichenbeschauer ebenfalls herz schlag als Todesurfache an. Den noch stellte die Lebens-versicherungs gesellschaft, welche Brown tron seiner Seelenfchmerzen sogleich von dem To des-falle zu unterrichten nicht vergessen hatte, das Ansuchen, ihr die Leiche zwecks einer Seltion zu überlassen. Da sie nach ihren Statuten, plötzliche Todesfälle betreffend, dazu berechtigt war, konnte Brown sich nicht weigern. Die Settion erfolgte auch. Die angenommene Todezurfache, also Herzschlag fand ihre -volle Bestäti gung. hne weitere Beanftandung wies darauf die Lebensversicherungs gesellschaft Brown die vereinbarten fünstausend Pfund Sterling an. Begraben wurde der arme Jim Baker auf dem Friedhofe von Rich mond. Brown ließ, bevor er nach Ventnor aus Wight überedelte, noch das Grab schön einsassen und einen prächtigen Stein mit der Jnschrist errichten: »Hier ruht mein bester Freund, mein unvergeßlicher Jim Bater.« - Aufsallend war jedoch die Tat sache, daß späterhin öfters Jim Baker in der Dämmerung sein eigenes Grab aufsuchte und traumverloren vor sich hin nickend murmelte: »Ich werde sicher noch hundert Jahre alt. Denn die Totgefagten leben ja bekanntlich jam längsten.'« ff Ein Retnfath Vor einem Brüsseler Gerichtshof stand ein Diebstahlsprozeß zur Ver handlung; nach Schluß der Beweis aufnahtne sagte der Verteidiger des Angeklagtem »Der Angeklagte hat die Wohnung überhaupt nicht betre ten; er hat nur den Arm durch ein offenstehendes Fenster gesteckt und ein paar wertlofe kleine Gegenstände, die ihm gerade erreichbar waren, mitge hen lassen. Es ist nicht gerecht, daß die ganze Person meines Klienten verurteilt werden soll, da ja nur sein Arm schuldig ist.« Der Gerichtshof fügte sich dieser Beweisführung und sprach, indem er auf den Scherz ein ging, ein Urteil, in welchem es hieß, daß »der Arm zueinem Jahr Ge fängnis verurteilt werde; dem übri gen Körper stehe es frei, den Arm zu begleiten.« Die Richter glaubten ihre Sache sehr gut gemacht zu haben und lächelten vergnügt über ihren Witz. Wie verblüfft waren sie aber, als der Besitzer des verurteilten Armes mit einer Verbeugung und einem noch maliziöseren Lächeln an den Richter tisch herantrat und ruhig . . . seinen Arm, einen künstlichen Arm, hinlegte! Er hatte nur einen festgewachsenen Arm, und seine Strafe besteht nur darin, daß er Geld fiir einen neuen künstlichen Arm ausgeben muß A-— Iressmde sum-ort. Eine originelle Geschichte wird von einem amerikanischen Professor er zählt, der einen öffentlichen Vortrag ijber Reichtum hielt und nnf den imn giniiren Wert des Geldes nnfvielte· Unterfeinen Hörern befand sich ein Mann namens Sheldon, der Vater von sieben Töchtern war. »Wer ifi wohl der Zufriedenere, der Glücklichere: der Mann, der Mil lionen besitzt, oder der Mann, der sie ben Töchter hat? Herr Sheldon, was ift Ihre Ansicht über diesen Punkt?« Herr Sheldon antwortete nach kur zem Besinnem »Der Vater der sieben Töchter ift sicherlich der Zufriedenere. Der Mil lionär- mng noch fo viel haben, er will immer mehr; der Vater von sieben Töchtern hnt kein Verlangen nach mehr.« —- V a r i a n t e. Dame (i1n Ball faal): ,,Qph, Sie haben mich auf den Fuß getreten!« err: »Bei-arm Gnädige — aber insp einem Gedränge muß man fchon ein Hühnerauge sudrücken!« is