III-— DIIUG IMOIO VonLeo eller. Ein Paar dunkle ädchenangen Sa ich in der engen Gasse Po er Sehnsucht nach dem schmalen Streifen lichten Himmels schauen. So voll tiessier Sehnsucht blickten Diese Augen nach dem Himmel, Daß sie mich nicht kommen sahen, Da ich mit den finstern Hänserm Mit der trübe-m engen Gasse, Mit der Welt sür sie versunken —- — Aene dunkeln Mädchenaugen b« ich nie und nie vergessen nd sie leuchten iiber an ern. Dir mich freundlich angesehen... Der Vofrhfenj Tine unheimliche Geschichte. Von W. War-umg .Eine sehr ungewöhnliche Samm lung von Photographien«, sprach der Besucher und schloß die Mappe mit einem besteienden Seuszer. »Ich muß gestehen, lieber Druck, daß diese Bilder als Studien menschlicher Er regungen, wie sich solche durch den Gesichtskrusdruct widerspiegeln, wohl einzig in der Welt dastehen . . . . Aber sie gehen aus die Nerven.. Es ist mir wirklich rätselhast, wie Du die Konrage oder die Nerven gehabt haben kannst, diese Sachen auszu nehmen . . . ." »Ja, ia,« sagte der Prosessor, aber die Ausnahmen sind absolut lebend wahr. — Er hatte ein stilles Lä cheln aus seinen diinnen Lippen und rieb »ich die trockenen Hände mit einem mahlenden Geräusch. .Einige dieser Photos haben mir ein unheimliches Geld gelostet«, suhr er nach einer Pause sort, »aber im Interesse der Wahrheit bereue ich die Ausgaben absolut nicht. Die Pas sion siir die Sache hat mich sesi ge kackt — hat mich behext, wenn Du o willst . . . Was ich Dir heut abend gezeigt habe, ist durchaus nichtz alles, was ich in dieser Beziehung ausgenommen habe . . . . Jch würde Dir zum Beispiel gern noch die Pho tographie von einem Manne zeigen, der von einer kolossalen höhe abge stiirzt war. Das Bild ist durchaus nicht abstoßend . . . . Jch will al lerdings gern zugeben, daß mich die Ausnahmen von nervenspannenden Begebenheiten besonders interessieren, vor allen Dingen in Anbetracht der Schwierigkeiten, mitunter des Risilos, , womit ich diese Art Ausnahmen er-! ziele. Es mag sogar passieren, dahl mich ein Negativ eines Tages meinl Leben kosten wird. Also Du willst nichts «weiter sehen i« — »Nein, danke wirklich aber es ins mehr als genug slir heute abends Dante, Drach Es ist Seit, daß ich Adieu sage. .Du wirst uns also im Sommer desucheni' »Ich werde mit Vergnügen koni men — sowie ich noch ein Phönornen meiner Sammlung einverleibt habe . . . aber es ist schwer zu sagen, wann das sein wird. Es ist etwas sehr Ungewöhnliches . . . Du weiß, die Welt ist voll von Schrecklichem und Greuelhastem, und doch ist es mir bisher noch nicht gelungen, ein wirklich mit dem größten Entsehen ersillltes Gesicht auszunehmen, ein Gesicht, das das reinste, sozusagen. reingeziichtete Entsetzen widerspiegelt . .Hast Du schon einmal so einen Ausdruck natürlich wiedergegeben auf einem Bilde gesehen? Sicheklich nicht. Nimm zum Beispiel den Fall an, daß ein Mann eine Wette ein geht, die Nacht in dem Zimmer eines Dausei zuzubringen, das als verru sen, als mit übernatürlichen Wesen bevölkert gilt. Stelle Dir den Men schen vor, wenn er plößlich das Ding sieht oder zu sehen vermeint, das er Ziiirlunmögiich gehalten. Zum Bei pe . . . Wilson goß sich einen Kognat ein, trank aus und stand aus. »Du bist noch immer der alte, Druck,« sagte er. »Gib Deine per sversen Pläne aus und besuche uns lieber so schnell als möglich in un Leren gesunden Verhältnissen aus dem ande.« »Ich will zu Dir kommen, sowie ich das Entsehen photographiert ha be, lieber Wilson. Mir ist da so eben ein Plan daslir eingesallen. Dann will ich Dich besuchen. Wenn ich nicht bald lornrne, nun ja, dann hat ebe irgend etwas nicht gellappt . . Fee ich muß es kriegen . . . ich will! . . . . Prosessot Drack geleitete seinen Gast nach der hauötiir, sagte ihm Lebewohl und ging zurück in seine Studierstube. Er hielt an vor dem Kamin und starrte vor sich hin «Dieser neue Gedanke . . . diese Idee . . . wahr-hastig das war wie eine Jnspirationl« Er ließ sich in seinen Sessel nie ,,Jch hob-se . . . May-hastig ich half-! . . . Das Entsehen lann mir nicht entwischeni . .« . L Der Zeiger an dem TaxisAuto wies auf Z Schilling 4 Pence, als Pto fessot Druck durch das Sprecher-he mach außen rief »Das Haus linM . . . halt!...« »Gott set Dant,« knurrte der Chaussemz denn die Nacht war pech -schwatz, und ei war btttertalt. »Das hanc ist zu,« sagte et zu dem Pro fessor, alt dieser die Tür öffnete und »in-sites -Sieht aut, all ob fett Jahren lein Mensch mehr sdrin geweii sen wiirr. . . Recht kalt heut, Euer Gnaden . . . Sie werden wohl zu rechtsinden.« »Danle,« sagte der Professor kurz, «es ist das rechte Wetter-, um den Mund zu halten« lieber Freund.« Er wandte sich wieder nach dem Inneren der Autodroschtr. »Na los, Herr Kapitäm wir sind da,« ries er ausmunternd hinein. «Wo?" klang es schwer aus dem Wagen. »Jrgendwo außerhalb des Ra diusi s . .« Drack lachte, und mit leiserer Stimme fuhr er sort: »Sie können sich’s noch immer überlegen, Kapitiin Jnglis, sagen Sie ruhig Be scheid, und wir iiinnen ebensogut wie der nach der Stadt zurücksahren.« Ein grunzendes Lachen tönte aus der Droschlr. »Olles Haus, ich will mich heut nacht mit dem Geist unterhalten, oder vielleicht kann ich auch etwas schla sen . . . Könnt’s hrauchen.« »So, ruhig, Mensch«, sliisierte der Professor, indem er den aus dem Fahrzeug schwankenden großen Men chen heim Arm faßte. Kapitiin Jnglis schaute mit stie renden Augen urn sich. »Nanu, wo sind wir denni« sragie er. »An unserem Bestimmungsort.« »Ist das das einzige haus hier herum?« »Es ist eine pechschwarze Nacht; bei Tage würden Sie schon noch mehr Häuser in der Nähe sehen.« Drack zog einen Schlüssel aus der Tasche und zeigte nach einem schwe ren, eisernen Tor. «Bersuchen Sie das Ding mal aus zulriegem Kapitiin,« sagte er und reichte ihm den Schlüssel. »Ich will inzwischen dem Chausseut Bescheid sagen.« Der Kapitän stieselte mit steifen Schritten nach dom Tor, dag in un gefähr sechs bis acht Schritten Ent sernung aus dem Dunkel schwach sichtbar ward. — Dtclck wandle sich wieder otl den Chausseur und drückte ihm ein Gold stück in die Hand. »Sie warten alio zehn Minuten, nicht länger. Sollten wir bis da hin nicht zurück sein, so werden wir im Hause übernachten. Sollten wir eher sehen, daß wir-« dableiben können, so werde ich die haustiir laut zu schlagen; dann können Sie daraus hin sosort losiahrem verstanden'i« — Er sah den Mann sest an. —- »Ich habe meinem Diener telegraphiert, uns zu erwarten, ed tönnte höchstens möglich sein, daß er das Telegrarnm nicht rechtzeitig erhalten hat« »Seht wohl, Euer Gnaden.« »Na also gute Nacht, salls wir Sie nicht mehr brauchen.« »Er-te Nacht, meine Herren,« sagte der Chausseur, »ich weiß Bescheid . . .« Aber in Wirtiichteit war ihm die Sache doch nicht recht geheuer. Er hatte schon einmal mit Einbrechern zu tun gehabt, und Mißtrauen schien in solchen Fällen immer angebracht. » Prosessor Drack stand nun neben dem Kapitiim «..Da habe ich Ihnen nun wahr haftig den salschen Schlüssel gege ben,« sagte er zutraulich, »wollen Sie mir erlauben·i« Der Kapitiin stand müßig und schluckte mitunter apathisch aus. »Dieser vermaledeite letzte Whiss in«, tnurrte er, «na, nun ist das Ding ja eisen, Herr . . . Sie ent schuldigen schon, aber Jhren Namen hab' ich schon wieder vergessen.« «",.Nur zu,« sagte Drack, «hiingen Sie ein, der Gang ist rabenschwaer »Scheinen den Weg ja zu kennen, alter Knabe,« brummte nglis. »Ich bin verschiedentli am Tage hier gewesen. Wollen Sie wirklich nicht umlehren·i« ,,Btodtmn! . . . Junizig Pfund haben Sie gesagt? . . . Was? . . .« »Ganz« richtig, fünfundzwanzig »dem abend, wenn ich Sie allein lasse, fund fünfundzwanzig morgen früh, iwenn ich wiederkomme. Sie follen morgen früh fogar fünfzig Pfund «haben, wenn Sie mir auf Eid ver sichern tönnen. daß . . . daß . . . Ihnen nichts passiert ift.« »Wil! verd . . . die fünfzig Pfund verdienen. Teufel noch mac, das würde mir ausgerechnet aus der Sauce helfen. War übrigens eine verflixt merkwürdige Geschichte, nn fer Treffen heute abend, was? . . . Jn der ollen Fufellneipei Wo mein lehter Goldfuchs gerade draufging?».« Diefe Erinnerung fchien den Kapi tiin aufzuwecken aus feinen Döfereiem »Sie wollen aifo das haus taufen, dorauggefeht, daß nicht fo’n Ding wie’n Geist drin umgeht, wie ein paar Furchtbaer dehaupten7« »Sehr richtig. Und wie ich Jhnen fchon gefagt habe, möchte ich meinen eigenen Nerven die Probe nicht zu trauen. Meine Wahl ift nach lan gem Suchen auf Sie gefallen, wettet Kapitiim da Sie mir nach allem ein Mann zu fein scheinen, der nicht weiß. was Nerven find.« »Teufel und Nerven,« lachte der Kapitiin behaglich .Und- dir nicht an halluzinationen ieidet.'· , Reine Ahnung, was das ifti . . . Das daus werden Sie ja wo l tau fen. wagt . . . Jst der W teller in Ordnungs t »Ich glaube kaum. . . Passen Siei auf, hier sind Stufenf Sie hatten das Haus erreicht, etnj altmodifches viereckiges Gebäude mit verschlossenen Fensterliidem dessen kahle Mauern sich in dem unheimli chen Dunkel verloren. « Drack bugsierte feinen Begleiter die breiten Stufen hinauf und steckte ei nen Schlüssel ins Loch, worauf die Tür leicht nachgab. »Kommen Sie herein! . . .« Er lehnte die Tür wieder an, ohne sie ganz zu schließen Jm nächsten Augenblick war die Halle taghell erleuchtet. »Zeufel wir sind ja ganz zivilisiert hier,« rief Jnglis, «elektrifcheg Licht und vollständig möbliert!« »Die Beleuchtung ist gut, das ist richtig, und die Ausstattung ist auch vollftandig vorhanden. Der vorige Besifer hat das haus Hals über Kop verlassen . . Hier herein, bitte!« Drock hatte den Flur durchschrit ten und eine Tür links geöffnet. Er griff um eine Ecke, drehte das Licht an und·winlte dem anderen, ihm zu folgen. Jnglis blieb einen Augenblick un-« ter der Titr ftehen. «Verdammt verriickteb haus,« murmelte er, indem er sich um und um schaute. Dann lachte er und folgte dem Professor. »Sie müssen schon entschuldigen, daß ich Ihnen kein Feuer machen luf fen konnte,« bemerkte Drack und lehnte sich an den Kaminsims, der ganz aus weißem Marmor war. »Aber Sie werden dort auf dem Sofa Decken finden. Jch kann Jhnen auch keine bessere Beleuchtung bieten, als die eine Lampe dort« — erdeutete nach·einer Art Leselampe, die auf einem kleinen Tisch neben einem Lehnstuhl befestigt war. Ein schwe rer, metallener Schirm bedeckte fie. ..! —- »Aber Sie werden eine Menge illustrierter Blätter finden, auch ein vaar«·«Bitcher»-— falls Sie nicht gleich einschlafen ronnen. Drack ging nach dem Tischchen hin über. Er öffnete ein Paietchen, und eine Rolle Goldstücke flimmerte im Lampenlicht. « »Vielleicht würden Sie doch noch lieber wieder mit zurück nach der Stadt kommen. .Das Taxi wartet draußen noch. »Und fünfzig Pfund morgen früh«, sagte Jngliö und sah gierig nach dem hausen Gold. äFiinfzig morgen friih ganz ge wi »An right-' brummte der Kapi tän. . »Haben Sie denn nicht etwas Thinibares in dem Geisterkasteni'« »Tai mir unendlich leid, ader da ran habe ich nicht ge)acht.« Der Kapitän blickte enttiiuscht drein. »Uebrigens, was ich Sie noch fra gen wollte,« demerite der Professor, «wie alt sind Sie eigentlichi« «Zweiunddreißig.« ,,Derz in Ordnungi« »Wie meinen Siei . . . Natürlich alles tip topi . . . Wollen mir wohl angst machen, alter Junge, was-? Diese Geistersalle könnte allerdings manchem Angst in die Knochen ja-; gerä. . . —- Was ist hinter dem Ding a « . : Er zeigte nach einem Vorhang oder vielmehr nach einem Paar eng zusammengezogenen Vorhänge, das den Raum nach der einen Seite hin von Wand zu Wand abschlosz. »Dieö Zimmer ist unverhältnismä ßig lang, und die Vorhänge teilen es sozusagen in zwei Räume,« war die Antwort. »So, so, na, und was ist dahin teri« ) »Das ist gerade die Sache,« sagte ;Drack, »die auch der frühere Besitzer szu erfahren wünschte. Vielleicht hat ser? schließlich doch erfahren, aber lei sder war er eben nicht mehr in der .Lage, sich darüber zu äußern . . .« » »Wie meinen Sie·i« « «Jch muß jet wirllich nach der Stadt zurück, err Kapitänz es ist beinahe zwölf Uhr . . .Gute, Nacht!...« » Jnglis reichte dem anderen etwas unentschlofsen die Hand. »Ich hätte wirklich sehr gern et was zu trinken gehabt,« sagte er an scheinend verstimmt.- —- »Weshalb ist. denn in diesem Zimmer alles schwarz und weiß?« » Drack war jetzt schon unter der Tür. »Ich habe Ihnen tu schon gest-gis daß der frühere Besitzer nicht mehr in» der Lage war, sich zu äußern.« " »Der Teufel hole den ganzen Brei-i ten! . · . Pardon, alter Knabe! . . . Gute Nachtt . . .« Der Kapitän ließs die Goldstücke durch feine Finger gleiten . . . »Aber bringen Sie eine Bottel Whisly mit morgen früh!« »Mit Vergnügen,« sagte der Pro xegor und schloß die Tür leise hinter r Jnglts horchte und ließ dabei let nen Moment die Augen von dem Gold. —- Aus dem Flur lanr lein Laut, aber er erinnerte sich dunkel, daß dte Halle mit dicken Teppichen belegt war. — Dann schlug die Haustür laut zu, und laurn ein paar Augenblicke spä ter hörte er schwach das Geräusch eines sich entfernenden Automobiles. »Der olle . . . Dingsda . . . Ra men hab’ ich natürlich vergessen, hat sich derflixt beeilt . . . nach der Stra sze zu lotnmen,« dröselte er und steckte dabei die Goldstücke in die Tasche. Dann nahm er sich eine Decke vom Sofa, wickelte sich die Beine um ständlich ein und setzte sich in den Lehnstuhl. Er stopfte sich seine Pfeife, steckte sie an und nahm ein illustrier tes Blatt in die hand. »Verdammt verrücktes Hatt-'s sagte er noch einmal, »der frühere Besitzer muß einen Vogel gehabt haben . . .« Und es war wirklich eine merk würdige Umgebung; die kahlen Wän de, der Kaminsims und die Decke waren gespenstisch weiß, und alles Andere, Teppich, Vorhänge, die paar Stück Möbel und selbst die Decken . . .« pechschwarz. . Jnglis versuchte zu schlafen. Aber er hatte entweder sitr seine Verhält-. nisse einen zu wenig getrunlen oder einen zu viel —- er vermutete das» letztere --— jedensalls arbeitete sein» Gehirn selbst bei geschlossenen Augen s unruhig weiter. J Es dauerte nicht lange, und die iTotenstillevI begann ihn zu beengen. I s ; Er hatte sich fest vorgenommen, nicht nach der Uhr zu sehen, aber nach sein paar Stunden — wie er meinte I— zog er seine Uhr doch aus der iTaschr. Er blickte verdutzt auf das ;8ifferblatt, hielt die Uhr ans Ohr Hund starrte wieder darauf ) Zehn Minuten vor eins. ! »Donnerwetter, das geht langsam«, Imurmelte er und versuchte ein La chen, das ihm auf den Lippen er starb. ) Hatte sich der große, schwarze Vor ,hang bewegt? . . . Unsinn. Er suchte nach seinen Streichhöl-s zern und versuchte seine Pfeife wieder1 anzuziinden, obgleich er einen fürch terlichen Durst verspürte. Die Streichholzfchachtel glitt ihm aus den Fingern . . « Der Vorhang hatte sich ganz be stimmt bewegt. .ganz leise . . . gegen ihn . . . »Ein Windzug«, versuchte er sich einzureden »Ist ja ganz natürlich, daß fon Haus zugig ist. Er biickte sich langsam, um die verstreuten Streichhölzer wieder auf zulesen, aber er verwandte iein Auge! von dem Vorhang. l Mit ein paar zusammengegriffenen Hölzern in der Hand richtet er sichl wieder auf und versuchte, den Schirm von der Lampe abzunehmen, um mehr Licht in dem halbdunklen Raum zu verbreiten . . . Der Schirm war fest verfchraubt. — Dann dachte er da-i ran, die Tür zu öffnen und so Licht von der hellerleuchteten Halle herein zulassen; dann konnte er sich den Vorhang genauer betrachten und zu ssehem was dahinter steckte . . . . Die Tür ging nicht auf. » , »Dann hatte ich allerdings nichti gedacht,« sagte er, »hätt’s aber »wohl nicht anders erwarten lönnen.« . Nach einigem Zögern schritt er über den dicken, schwarzen Teppich nach dem einzigen Fenster, aber es1 war fest verschlossen, mit stritten in-( neren Laden. Er rüttelte daran, sah aber, daß eine eiserne Schiene daran geschlossen war. »Eielhast . . . ja . . murmelte er, ging nach sein n Lehnstuhl zu riick und sah wieder nach der Uhr Vier Minuten vor ein Uhr . . . Als! er sie wieder in die Tasche steckte, kam; es ihm vor, als ob der große Vor-! hang eine Ausbuchtung zeigte. l Er saß steif aufrecht und schielteI nach dem Kamin hinüber-. Keines Schaufel, kein Feuereisen . . . .i nichts . . . . ! Dmm machte ex plötzlich die See-I mertung, daß sich in dem Raume absolut nichts befand, womit er sichs hätte verteidigen können . . . nicht einmal ein leichter Stuhl . . . Angst hatte er ja nicht, aber . . . Jeht bauschte sich der Vorhang ganz deutlich . . . . »Wer ist dat« schrie er heiser. Jrn nächsten Augenblick lachte er höhnisch auf. « »Der Teufel hole den Zug . . . Höllisch kalt hier.« Er faßte sich an die Stirn . . . sie. war ganz naß. s Er hatte aber wirklich nicht die geringste Angst . . . Wovor denn? . .. Er nahm eine der heruntergeglitte nen Decken aus —- und ließ sie wie der fallen. Jrgend etwas in seiner linken Hand genierte ihn . . . Er sah genauer zu . . . ein paar Streich hölzer klebten darin . . . . »Alles ist verdreht . . . .« Da war wieder eine Bewegung im Vorhang! . . . . Er stand auf, wars« die Schultern zurlick und ging ein paar Schritte vorwärts. Vielleicht wollte ihn der Alte irgendwie zum Narren halten . . . Aber das war ja ausgeschlossen. Der Professor würde wohl schwerlich siinfundzwanztg Pfund sitt nichts ausgegeben haben . . . . Halbwegö zwischen Kamin und Vorhang hielt Jnglis an. Was hatte ihm der Professor eigentlich gesagt itber den früheren Besißeri Sollte dertotsein...oder....i Angst hatte er ja absolut nicht, aber . . . . r Da stand er nun, ganz leise schwankend und nach dem Vorhang starrend. Er versuchte zu denken, soviel ihm das bei seinem umnebel te.r Gehirn möglich war. — Also er war in einem Hause, in dem es umging . . . das war ja die Ge schichte . . . aber er glaubte ja nicht» an Gespenster . . . Wenn nun aber’ doch . . . · I Was war das sür ein Geräusch hinter dem Vorhang? Jnglis strengte sein Gehör mit aller Schärfe an . . . . Eislalt lies’s ihm über den Körper. Da waren die Töne wieder . . . Wasl war das? . . . Eine Art verhaltenes Stöhnen, von tiefern, heftigem Atmen begleitet. Kam das von einem menschlichen Wesen? . . . Was war es? Jngliö sprang nach der Tür und drehte und riittelte wie wahnsinnig an der Klinle . . . Aber es half alles nichts . . . Verzweifelt und halb von Sinnen starrte er um sich. Er war ein kräftiger Mensch . . . Wenn er das Sosa aufhob und damit die Tür einschlugi . . . . Da waren wieder diese entsetzlichen Töne! . . . . Er wußte bestimmt, daß da nichts hinyter dem Vorhang sein lonntet ( Ein Hund vielleicht? . . . . Mit entsetzlicher Deutlichkeit drang das Gestöhn aus dem Vorhang. Das konnte kein Hund sein . . . etwas widerlich Bestialisches, wie aus dem Rachen eines hungrigen Löwen, einer fauchenden Höllengeburi . . . . Er mußte hinauslommen aus die ser Falle . . . Er vergaß alles, die fünfzig Pfund am nächsten Morgen, alles . . . nur weg von hier . . . Arn Sofa hielt er ganz plötzlich an . . . Etwas bewete sich hinter dem Vorhang entlang . . Er mußte sich einen Augenblick still verhalten. Ge raden Blicks starrte er nach dem schwarzen Faltengehänge . . . . Da zog er plötzlich unwillkürlich die Luft durch die Nase . . . Was für ein höllischer Geruch! . . . Wie in einer Totenlammerl . . . Gott im Himmel, das war verwesendes, totes Fleisch! Ehe er Zeit hatte, sich zurückzu wenden, bauschte sich der Vorhang mächtig gegen ihn aus, und im sel ben Augenblick verlöschte die Lampe. Und aus dem entsetzlichen Dunkel strich ihm ein heißer, fauler Atem über das Gesicht . . . . Ein gellender Schrei entrang sich seiner Kehle. Blitzschnell zuckte ein blindmachew der Schein auf . . . Kapitän Jnglis fiel schwer auf den Bodens-. . . It II »Na ja, ist ja alles in Ordnung, alter Furchthase, man keine Angs, « tönte die Stimme des Projessors Drack. Ein Einschalter inaclie, und wei ßes Licht durchbrach die Magnesium wolken, die sich im Zimmer zur Decke ballten. »Ist ja gut,« wiederholte der Pro fessor mit freudiger Stimme und stellte seinen photographischen Appa rat mit einer Menge merkwürdig aussehender pneumatischer Apparate beiseite. — Jch werde Sie ein bissel in die höhe richten . . . Tut mir so leid, daß Sie stolperten . . . .« »Nanu, ohnmiichtig? . · . Werden wir gleich haben . . . Jmmer aus so etwas vorbereitet. « Er kniete nieder, mit einer Riech flasche in der Hand. »Bin ja hier zu Hause, wissen Sie«, fuhr er fort, freudig erregt, halb närrisch durch das überaus gün stige Gelingen seines Experimentes. —- ,,War ja alles nachgemacht, alles, bis aus das Negativ . . . Na, Kapi tän, man zu, noch den Kragen auf gemacht, und dann . . . .« Professor Dracl hielt plötzlich an .sein Gesicht war aschgrau . . . . Einen Augenblick später stand er steif auf und starrte aus Jnglis zu seinen Füßen . . . . ,,Jammerschade,« murmelte er schließlich, »ewig schade . . . nachdem alles so schön geilappt . . . .« Zu sur gemeint. Der Schauspieler John Drew ist nicht nur aus der Biihne, sondern auch im Leben der Ewigjunge und Ewig galante. Eine Dame seines ausge dehnten Bekanntenkreises erwähnte im Verlause der Unterhaltung daß sie am nächsten Tage ihren Geburtstag seiere; sie stand bereits in dem Alter, in dem die Damen anfangen, langsamer ist zählen, und war so nach und nach bei den Vierundzwanzig angelangt, ob schon sie in Wirklichkeit ein volles Jahrzehnt mehr aus den wol)lgepsleg ten, schönen Schultern trug. Aufmerksam, wie er schon ist, be schloß Herr Drew, ihr Blumen zu schicken, und bestellte bei seinem Flori sten vierundzwanzig aus-gesuchte schöne Rosen. Der Florist kam gerade in zden Laden, als Herr Drew denselben ver ließ, und fragte die Verkäuserin, was der Künstler bestellt habe. »Herr Drew wünschte vierundzwan zig La France-Rosen.« -,,Wieviel haben Sie dafür berech neti« »Fiins Dollars.« »Das ist uviel — Herr Drew hat Vorzugspreife bei mir. . schicken Sie jedenfalls sechsunddreißig Rosen nach der angegebenen Adresse.« Und Herr Drew konnte sich nicht erklären, weshalb ihn die Dame das nächste Mal so aussallenb kühl be grüßte. W , Reperbeer in spa. Der Komponist Meherbeer hat von der Stadt Spa, wo er wiederholt weilte, um von seinem Leiden Heilung zu suchen, ein Denkmal erhalten. Dort zeigte er sich als ein absonder licher Kranken Eines Tages verspä tete er sich auf seinem Spaziergang in ganz ungewöhnlichem Maße und kam erst abends nach Hause. Kraftlos ließ er sich in einen Sessel fallen. Sein Diener Karl war erschreckt, ihn in ci nem Zustand solcher Schwäche zu sehen und lief sofort zum Dr. Lezaack, der den Komponisten in Spa stets be handelte. Der Arzt fand seinen Patienten fast ohne Puls und sein Gesicht ganz verfallen. Er überlegte und ließ das Hausmädchen rufen. ,,Marianne, seit fange- hat Jhr Herr nicht mehr geges en « »Wahrhaftig, ich weiß es nicht; er ist immer in seiner Musik befangen, und wenn ihn das packt, sehen Sie, dann darf man ihm nicht nahe kom men. Er schließt sich ein und ver bittet sich jede Störung. Heute mor gen ist er, ohne zu frühstiicken, davon gelaufen.« ,,Schnell eine Tasse Schokolade und nach einer Stunde ein großes Kot-lett und ein Glas alten Bordeaux!« Meyerbeer ließ alles mit sich machen wie ein Kind, aß und trank, was man ihm brachte. Nachher ging er schla fen. Am nächsten Morgen sand ihn der Arzt schon früh auf und vergnüg ter als je. »Wie, schon aus den Bei nen, nach der schweren Krankheit von gestern?« —- ,,Aber was hatte ich denn, Doktor?« — ,,Nette Frage! Sie hatten einen ganzen Tag nicht ans Essen gedacht!·' — Jm Jahre 1864 hatte die Stadt Spa eine der großen Promenaden nach Meyerbeer benannt und wollte dies Ereignis in seiner Gegenwart feierlich begehen. Er hatte zugesagt, aber wenige Tage vor den Festlichkei ten kam in die bereits geschmückte und beslaggte Stadt die Nachricht: Meyerbeer ist tot! Er hatte stets große Angst, er könnte lebendig be graben werden. Um diese Gefahr ab zuwenden, hatte er selbst in seinem Testament bestimmt, daß man seine Leiche vier Tage und rier Nächte ohne Unterbrechung bewachen und ihm an Händen und Füßen Glocken befestigen sollte. tas Baues-Schnupftuch. Daß ein so unentbehrliches Wäsche stiick wie das Schnupftuch jemals eine Seltenheit gewesen, möchte man be zweiseln, aber wenn wir z. B. die Besitzlisten des 15. Jahrhunderts durchgehen, finden wir wohl Kopf tiicher, Bettiicher, Handtiicher und sonstige Tücher aber nach Schnupf tiichern suchen wir umsonst. Wenn im folgenden Jahrhundert solche Tücher endlich häufiger wurden, so waren es doch anfangs mehr Luxus- als Ge brauchstücher. Jn Frankfurter Pa triziersarnilien schenkte die Braut dem Bräutigam ein reich gestieltes Taschen tnchz das fand man damals genug. Ob sich die Leute damals weniger er tiiltet haben und wie sie mit einem kräftigen Schnupsen fertig geworden sind, das entzieht sich unserer Kennt nis. Tatsache ist nur, daß die Schnupftücher nicht gern u. oft gewa schen wurden, vielleicht auch nicht wer den konnten wegen ihrer prächtigen Sticlerei, so daß ein sindiger Kopf mit einem Rezept zur Herstellung ei nes Taschentuches hervortreten konn te, das »sast niemals unsauber wird« und das er das «Venus Schnupstuch« nannte. Jn der 1683 zi« Hamburg erschienenen ,.Schatztam mer Rarer und Neuer Kuriositäten« ist dies Rezept aus uns gekommen ,,Nehmet Kreiden von Frianzon oder Spanische Kreide ein halb vier tel, lasset dieselbe in einem Glaszofert oder sonsten Calcinieren, hernach ver mischet sie mit guten Brandtetoein oder Spiritu Vini, und lasset es sich vierundzwanzig Stunden lang wol mit ein ander vereinigen, hernach feuchtet eure Tücher damit an, und lasset sie im Schatten trocknen, ohne Staub, Sonnen oder Feuer; es ist gut, daß man sie mit dieser Materie zu drehen mahlen befruchte, hernach behaltet sie trocken; diese Art ist die allersiirtresslichste unter allen, so ich gesehen, und das Schnupf - Tuch wird fast niemals unsauber.« Ob das derart Präparierte Tuch auch einem Dauerschnupsen gegenüber seine Sauberteit bewahrt hat, vergaß der Berichterstatter leider mitzutei len. ——,-, — —- Schlau. A.: »Ich sehe, Sie haben ein Glasauge.« B.: »Ja, aber es ist der reine Schwindel damit, ich tann gar nichts damit sehen.« -—— Unverbesserlich. »Die jungen Eheleute drüben leben ausfal lend zurückgezogenz sie scheinen sehr sparsam zu sein-« Alter Junggeselle: »Die werden für alle Fälle die Ehescheidungölosten zurücklegen wollen.« —-BilligerWunsch. Dienst mädchen (aus -der unteren Etage): »Eine schöne Empfehlung von der nädigen Frau; das Kind ist sehr rant, und Sie möchten sich doch heute «'n bißchen leiser sanken.«