Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 06, 1912, Zweiter Theil, Image 12
Dis II. Log Les Segen bin-II Stufe iidsekfwnacm tot M ges und weis and blau ist. im Giang der Sturm-m , He we mit, die Sommer-II MS Dass-« das die Wochen , Trsckenheit noch mehr beeugi. tksg durch Kraut und Gras ge . - stockt-m St- sieg M Walde hingelenkt - , tm des Stock-. die im weit-H , an den Odem- mabnt, verklingt : Wen frommen Einfamkeitem . die der Frieden Kränze schlingt Achst sie Institution Erzählung von Ernst Gen-am »Ein kleines Mädchen?« Der Pri satp (Polizeileutnant) blickte erstaunt M seinen Schreibereien auf. »Was MS sie? Wie alt ist sie?'« »So ungefähr dreizehn oder vier W. Euer Gnaden. Und was sie Mnfclw will sie Euer Gnaden selbst Mitteilen«, meldete der Beamte be scheiden. «Aus unserm Polizeirevier?« Auf die Befahung des Untergebenen. der Straße und Haus sowie die Quar Iiernummer angab, erhob er sich und Iegte die Zigarette auf den Tisch. reinfiihrenl —- -—- — Und schafft Betruntenen in den Schuppen neben der Feuerwache. Jch lann das Selreifch nicht länger mitanhifren.« Aus dem Vorzirnmer erhob sich noch einmal wilder Lärm. Man hörte Schlüsselgellappen fluchende Männer Rirnrnem dann empörtes Gebrüll in Martikulierten Lauten, und das bald Darauf in jammervolles Gewinfel set-schlug Auf seinen Befehl hatte Inan die bolzvergitterten Käfiae geöff set und schleppte nun mit roher Ge walt die einaelieferten Trunkenbolde Iber den Hof in den kalten, dunklen Raum. wo sie keinen störten und ihren Rausch auf dem hinaestreuten Stroh weist verschliefen. —- Der Nriftam an solche Szenen gewöhnt, nahm nicht heiter davon Ilstiz sondern blickte ge sspannt nach der Tür. Der Schuh Inann öffnete sie und geleitete ein Ichlanles, halberwachlenes Mädchen hinein, das fernher und sogar mit Ueschmack gekleidet war. Aus dem TIW Antlitz leuchteten zwei tief uinschattete braune Augen mit wilder Sulsthlossenheit Um den feinen schmalen Mund laaen Falten, die von einer uniugendlichen Verbitterung Ieugtew Zwei lange blonde Zöpfe hin gen auf dem Rücken und kamen zum Vorschein, als sie plötzlich den Kon mit jäher Bewegung in den Nacken Vati- —- »Du heißt?« »Aera Patolowna Smirnotv«, ant wortete sie mit llingender Stimme. «Wie alt bist Duf« »Hier-Zehn Jahre am 10. September Der Priftani war ein äußerst gut Wiget Mann, der feine Weichheit Ist nur mühsam unter Rauheit ver . Er hatte selbst eine Tochter in Alter. die er vergöttertr. So feste er sich nieder, ohne das Kind aus den Augen zu lassen, dessen rei sende Erscheinung sein Mitleid er halte. »Was willst Du von mir, Iets Patrilonmaise fragte er lächelnd. Sie wandte H nach ihrem Be · leitet um und meinte zögernd: »Dars Ihnen daz nicht lieber allein sa «Uhtreten, Petrokvitschl« — Die ser verschwand »So, mein Kind nufiz sind wir allein Also was giebt es Veto senkte eine Selunde den Ross. Ein schwerer innerer Kampf. Dann fah sie den sonst so gefürchte ten Mann fest an: »Ich wischte — — anzeigen, daß — —- mein Va cet —- — in Moskau mit falschem Muse unter falschem Namen lebt!« sls dies heraus war, wurde sie to smbleich und griff nach der Fischlein Ie, weil ihre Kniee bebten. «Gott schätze uns«, entfuhr es dem doch an Außetordeniliches aewöhnjen Polizeibeamten bei dieser Dem-asia Iliom Die Zigatette fiel ihm aus dem Munde. Auch er erblaßte Wie ver rie gen mied er den Blick des Mädchens und schaute auf den Zettel, den Pe lrowiifch vor ibrn niedergelegt hatte. »Dein Vater heißt also nicht Pawel Smirnomitsch Smirnow?« »Nein! —- Er beißt Pawel Jefi mowiisch Djedroff'«, antwortete sie lind »Und wo stammt er her?« »Aus Samara, aber wir lebten frü her hier in der Außenstadt.« Sie nannte Straße und Haus. Der Prisiam erhob sich und befaljl seinen Untergebenen, ihm einen At . send-and den er näher bezeichnete, zu bringen. Dann trat er in das Zim mer zurück und schob dem zitternden Kinde einen Stuhl hin: »Setz Dich!« rief er unwirfch, und während er un ruhig auf und ab schritt, setzte er sein Uerhör fort. »Dein Vater arbeitet in der Bank-P »Ja, er ist Bucht-alter im Kredit Theman seit zwei Jahren, vorher var er Schreiber in der Stuttan Ichen Fabrik vvEin Mann, der so lange in solcher Mit-us ist, scheint roch ein ordentli Eise-seh zn sein Wozu braucht er - Minifckkn Namen?« erteog der Gesteine hatte ihn im Auge be W MMMSCICMMMH lau gezogen. als Vater die Stellung bei Stattan erhielt Aber dann kan- die Resolution und cnein Ba nk hat auf des Tvetlaja mttgellimpfi und dort Offiziere ioigeschossen Und da haben sie ihn vier Jahre nach Si ;birien geschickt und ihm das Webs Ttechi in Moskau nnd Peieefdntg se amnsnen —- — —« i Es klopft-. Ein itan Ibeachee einen riesigen Band ange kschleppt. Dei Peinen- btstiekte auge kduldig. Endlich fand et, was et such ;te, und las ein-e lange Eintragung iverschiedene Male an meelsasi durch. sSeafsend niclie et nnii dem Kopfe fund blickte die Besuches-in durchdrin gend an. Sie saß mit gefalteien Händen und bescheiden vor ihm: aber ein heftiger Widerwillen gegen sie et faßie ihn. Jst-nun einmal her, Beka«. sagte et zornig. Sie stand gebot-sum auf und ital vor ihn hin. »Es stimmt alles, was Du erzählt hast« fuhr er fort. »Dein Vater hat seine Strafe verblißi und ist nach Ka san ordnungsgemäß abgemeldei. Wat -um brauchi er einen falschen Namens Warum will et —- zum Teufel — ssdurchaus in Moskau leben und fest sich solcher Gefahr aus? Russland isi »dekl- groß genug. und Buchhaltet .brauchi man überall!« i Sie öffnete die festgeschloffenen Lip kvent »Das hat ihm meine Mutter Etaufendmal gefagt, hat ihn ange fleht, mit uns in die Provinz zu ge ben. Sie will wieder die Hände blu tig arbeiten wie damals, wo er doch Hin Sibirien war und Mütterchen uns Evier allein ernährt hat.«·Eine heiße Zärtlichkeit klang aus den Worten, ihr schönes Gefiel-toben wurde weich und lieb. wenn sie das Wort »Mutter« sprach. »Und will Dein Vater nichts — Bielleicht hat er hier ein gutes Ge halt, und tann Euch, feine Kinder, besser erziehen, Verotfcbta?« fragte er, fiir den abwefenden Vater unwillkür lich Partei ergreifend. Wieder flogen die Zöpfe. fie schüt telte den Kopf. Sie verfinsterte sich förmlich: »Der? Oh. bah, nein! An uns denkt der überhaupt nicht mehr. feit er zurück ift. Solch gutes Gehalt hat er! Wir könnten fein leben: aber alles geht ja fort. Und Mutter und ich nähen uns noch die Schwindfucbt an. um nur durchzutonimen und Grifeha und Safeha in die Schule zu schicken. Wir hatten es -ia-oiel leichter, als er fort wart« · Mit tiefern Mitleid betrachtete der Priftaw feht das verhärmte Kind und» verglich es mit feiner rotbäetigen, lu-" siiaen Tania daheim, die so foralodi heranwachs. »Sage mir, VerotschtaTj meinte er milde, »der Vater bat sichs wohl in der Verfchickung den Trunk angewiibnt oder das Spiel?« Davon hören wir oft!« Er nahm ihre kleine talte Hand, die in feiner warmen nee vös zuckte. «Wenn er noch frielen oder trinken wiirde!« brach es aus ihr hervor. »Friiher, als ich noch tlein war, daz »war er oft betrunken; aber immerz »lieb und gut und so vergnügt. Da! Lbat er Mütter-then getiißt und uns« »vier, immer der Reihe nach. Und Oli )iufcha war noch ein Söuglingx aber Idie bat er überhaupt nicht vorn Arm Glossen wenn er aus der Fabrik» E m·« »Was hat denn Deinen Vater fo verändert, mein Kindk »Seit der Doktor ins hauz kam« kden fie dann auf dem Kremlerfchossen Ihaben, ift der Vater ein anderer ge kworden. Da ift er zu den Turm-i Eften übergegangen und nun muß er Einn, was ihm befohlen wird.« Beras tStitnme wurde fchrill. als fie fort sfuhrt »Vierzehntauiend Rubel hat er Isich an der Lena mit Goldgraben er tspart; aber alles mußte er dem »Ge Iheimbund geben« der ihm die Stellung und den Paß hier beforgt hat.« Jn dem Priftaw erwachte das amt liche Gewissen. «Mifchen sich die Ter roriften denn jetzt auch noch in Euer Leben ein, Verotfchta?« fragte er mit blinzelnden Augen. Sie riß sich jäh los und legte trotz dem die Hand auf seinen Arm: »Aber gewiß, daher kommt ja unser Elend, und darum bin ich hier« Sie sollen meiner Mutter und mir helfen. Un ser alter Dtvornil sagt, Sie wären der beste Prisiaw aus Moskau, Sie näh men kein Geld und hätten ein golde neö Herz « Geschmeichelt und leicht gerührt zog er die Kleine an sich: .Du bist eine kleine Närrin, Berotschlat Was lann ich denn trink »Köu·nen Sie meinen Vater nicht auskneifen, fest, wo Sie doch seinen richtigen Namen wissens« fragte sie !gespannt. I »Gewiß, das können wie-: sagte ek leise, »aber Deine Mutter und Jhr Ifeid noch seine Familie, seid in feinem Passe eingetragen- Jhe mästet doch imit ihm fortziehenk ) Sie erschrak Daran hatte sie att sgenscheinlich nth gedacht. »Nein, das geht nicht!« rtef ste. Grischa Und Safcha haben doch Fretschule, und Edie Gröfin hat versprochen, sie studie ren zu lassen, wem- tvir weiter dafür sorgen, daß sie sauber gekleidet gehen und ordentliche Bücher und beut Und anderser bleibt akatee bei usw« »Aber vielleicht ttt er in einer an dee«n Stadt ntht so tu den hindert see Sekten-Mk Ein schwerer Seufzen .sch, lie ber Den Peistanx das ist fest gw» sättig! Er hast uns ja doch. sagt ja. wenn ee überhaupt zu Hause s tichh M nur« daß wie Ketten an einen Sitzen sind. die schlimmer männ. cis die. welche et aus dem Statisan naq Sibitken schleppen mußte Er säiii Mäitetchen eine Kleinbiitgeriw die idns nicht verstehen kann und seine Ideale nicht kennt! Und immer nett-ringt let die Abende bei Jelena Ossipotos na— —-·« « »Wer ifi denn das. Berotschiaik Diese zuckte die Achseln und ent gegnete bitter: »Zulsniitztin isi sie und war auch in Sibieiem aber nur zwei sJaber. Sie hat mit Vater in einem PDotse gelebt und gehört auch zu ihn Tereoeisien —- —" »Dann gibt et ihr wohl sein Gelds· Efokschte des Pkisismx ’ Bei-a schüttelte verneinend den Kopf und meinte harmlos: »Ach nein. sie hungert ja auch und gibt alles-, was isie verdient, kin. Sie schicken ja alle die letzten Kapeien nach Finnland. — Abet können Sie Jelena Ossivotvna nicht ausweiseih Herr Pristawi Miit terchen meint auch, die hätte unserm Vater noch den letzten Verstand ge nommen. Sie predigt ihm imme. daß es nichts schadet. wenn wie alle au Grunde gehen. Die nächsten Ge schlechter würden dasiit itei und gliieki lich sein! Bitte. schicken Sie doch gesetzes Ossipatvna aus Moskau spri, i e « --- — sie st. »—LL-— Ost gctclsle Wissen ouutc nquer send auf das Kind. Er tannte diese its-erzeugten Freiheitsheldem diese Märtyrer ihrer hochfliegenden Ideale und das ilnaliick, das sie wider ihren Willen iiber ihre Familien bringen« zur Genüge Seine band glitt mit leidia tosend iiber die Wange sdes Vactsischchen2. Sein Menschtum war größer als sein Poliaeigewissm »Ve rotschta«. saate er leise und herzlich, »weiß; Dein Mütterchen. daß Du hier bist? Snae die Wahrheit!« »Um Gottes willens« schrie sie auf. »Mutter würde ins Wasser gehen, wenn sie es ahnte. Und Vater wiirde mich totschlagen —« »Das dachte ich mir«. meinte er lächelnd· »Du hast etwas Gutes tun wollen, Verotschla. aus Liebe zu Deiner.Mutter haft Du aber etwas sebr Böses getan. Ja. ja, mein Kind, glaube ed mir. Weil ich el nber gut mit Dir meine. will ichi nichts gehört haben von allem, was Du mir erzählt hat, -—— nichts!—— Geh nur heim und hilf weiter fleißig Dei ner Mutter fiir Deine Geschwisier for gen.« ",.So wollen Sie uns gar nicht hel fen?«- fragte enttäufcht und verzwei felt. »So soll das ganze Elend wei tergehen —- — Er erhob sich und fiihrte sie bis zur Tür. »Ich werde mir sorglich überle gen, was ich für Euch tun kann, ohne mir selbst zu schaden. Vielleicht stillt mir etwas ein. habe inzwischen Se duld und Gotwerteauem Berotschla!« Damit entließ er sie. Müde und hoffnungslos schlich sie heim. Der Geistliche aus der nahen Kirche und der als gut betannte Poli zeibeamte hatte sie fortgefchiat, Wer sollte jetzt noch helfeni M Der Diebstahl eines seen-eurem Der verstorbene hervorragende Mathematiter henri Poineari war der Gelehrte, wie er in im Buche sieht, einfach in seiner Kleidung, turzsichtig und zerstreut. Seine Zer ftreutheit war sprichwörtlich, und er war der Erste, der darüber herzlich zu lachen vermochte. Eines Tages ging er von der Atadernie nach Hau ssex mit gefenltem Kopfe, nachdenk ilich vor sich hinsinnend, schritt er saus. ais er piiihlich gewahr wurde, daß er einen — Jlafchenlorb in der Hand hielt. Herr Poinearö war ein szu wissenschaftlicher Geist, um an zunehmen, daß dieser Gegenstand; durch ein Wunder in seine hand! gekommen sei; es fiel ihm daheri sofort ein, daß er ihn wahrscheinlichl unbewußt aus der Auslage eines Geschäfts genommen hatte, und er ging also den Weg zuriich Richtig lxcmv ek ban- den Laden· den ihm ie anderen vorhandenen Sie-schen liirbe als den richtigen bezeichneten, und der berühmte Mathematiker ftellte so distret als möglich den .ge siohlenen« Gegenstand an seinen-plus zurück und ergriff dann die acht, ais ob er jegt erst gestohlen tie. --———— H triftig-r Inn-A Peter Roiegger erzählt in seinem »heimgarten« folgendes Gefchichtchem Jn«St. Raps-recht an der Sallach war ein bäuerlicher Winlelarzi we gen Kurpfnscherei u acht Tagen Ar rest verutteilt wor . Der Verurs teilte machte sich nichts daraus, nur sagte er ganz artig: »Den Richter, a Gebitt hätt ih holt. stunk nia nit mei Strafzeit a bissl derschobn wern, af a Monat oder wass« Antwortete der Richter: »F möcht Ihnen doch taten, die Stra e gleich einzutreten Dann sind Sie fertig.« —- »halt frei nit derweil (nichi gelt) han ils hiazk —- ,,Waj haben ie denn so Nöti ges zu tun, jeht im Winterk — «Wissnj, herr M ter, der Doktor, mqu Spitalar i, trank nnd ih Ihr-n ihn in Be dlungf Z zeitlisz Hase-M von Juli-i knaps. I ! I unter ves- stee ewig ichs nen and reizvollen Irilhlingteeroas chene den die deutschen Lande Jn den «ldern spsßte und grünte es, die Zinses see-g Er Lied, der Pkwi PMB die nein-nun nnd Pet tneln dichten, frischen. kräftigen Etdgeruch atmet-n die rsten, nnd selbst in den Karten tetnmaeeern Berlini« towte nean den jungen Lenz gewndrem Aus den Straßen ver tausten die Blumenstreuen schlanke Weidenzlveige mit den silbergrauen Kätzchew L Der junge Mann, der frohen her zeng im Tarameter nach dern An halter Bahnhos sahe-, murmelte im mer wieder in ausgelassener Freude: .dem Lenz, dem Lenz entgegen!« Er hatte eine schwere Wiederkom-» pagne hinter sich, war sehr fleißigs gewesen und hatte Porträts in gro ßer Anzahl gemalt. Man schäßte Etsch Meidling als ein gutes Talent, und da er viel Konnexionen besaß, so konnte es nicht wundee nehmen, daß ihm die Aufträge zuslogen. Nun aber hatte er genug, er sehnte sich nach Wald und Wanderung. dem hats galt sein Ziel. Dort wollte Meidling die bösen Nerven. die zu rehellieren anfingen. wieder in Räson bringen- . . . Ngr Fvenige Dlllllch Bahllsclkskh llllo Icle Will erreicht. Das ersehnte, bizarre Bode tal umfing ihn mit seinen Reizen. Fünf Tage bereits durchstreifte Erich Meidling das schöne Gebirge. Er hatte sich vollkommen tholt und fühlte sich frisch, wie nur je. Nun war er in Jlfenburg angelangt, und er liögerte nicht, dem alten Vater Brocken, den er schon so oft begrüßt, seinen Besuch abzusiatten. Eine etwas befchwerliche Wande rung; denn er hatte es vorgezogen. den abtiirzenden Weg durch das steile »Schneeloch« zu nehmen. Die Sonne brannte,.heisz. der Weg war lang, aber Meidling blieb guten Mu tes. Den Ruckfack auf dem Buckel wanderte er fröhlich fürbafz und summte ein Liedchen, hin und wieder den reichlichen Schweißerguß mit dem Taschentuch entfernend. Nur eine Stunde mochte es noch bis zum Gipfel sein, da bemerkte er bei einer Biegung des Weges zwei Damen. Die eine lagerte mit allen Reichen der Erschöpfung auf dem Boden, während die andere. eine schlanke Blondine, mit blitendem blauen Augen, gespannt umher-schau te. Als sie ibn erblickte, flog sie auf ihn zu und sprach mit einer zarten Stimme, die ihm wie Sphärenmusik llangt »Mein herr, ich bitte Sie um Ihre Hilfe. Meine Freundin hat ihre Kräfte überschiiht, sie ist völlig ermattet, wir waren so unvorsichtig, keine Getränke mitzunehmen, würden Sie uns mit einem Schluck Rotwein oder Kognal aushelfen?« Erich Meidling bejahte. »O, es wird mir ein Vergnügen sein; meine Feldflasche ist noch mit einem guten Tropfen gefüllt, bitte!« « Er entnahm seinem Etui ein Glas, füllte ei der schönen Blonden. Die Freundin trank den Wein in hastigen Zügen. Er wirkte bele beid und nach zehn Minuten war die marode Dame wieder hergestellt. Man danke dem Retter in der Not rnit freundlichen Worten, fand Gefallen an dem offenen, liebens würdigen, jungen Mann, und so war es natiirlich, daß ihm gestattet wur de, sich den Damen anzuschließen Erich Meidling stellte sich vor und bemerkte mit Vergnügen, dass den Damen sein N e wohlbekannt war Eine leichte lteit, gemengt mit einem ihm selbst nicht ertlärlichen Wohlgefühl erfkllte seine junge See le. Aber ach, das Vergnügen schmolz wie Schnee in der Sonne, als die Reifegefiihrtinnen auch ihm das Ge heimnis ihrer Persönlichkeiten ent hiillten. Die marode Brünette nann te sich Frau Alma Jäger aus Berlin und ftellte die blonde Freundin als Frau Maria hört-rann vor. »Frau hörmann', plagte er her aus, die Titulatur »Frau« scharf be tonend. » Irau Marie lächelte. Zuber nn tiirlich Oder sehe ich Jhnen nicht hausfrauenrnäßig genug ausf« Der Maler blickte sehr unglücklich drein. «Jiun wohl«, fuhr sie mit behender Zunge fort, den rechten handschuh abstreisend, »überzeugen Sie sich selbst, herr Meidling. Sie streckte die rechte hand hoch, und in der Tat, irn Frühlingsschein blihte der bekannte Ring, der das Symbol der Ehe bedeutet. Jn Weid lings Seele riß etwas. Aus einmal schien die Sonne nicht mehr so hell, güßte die Landschast nicht mehr so riickend, wirkte der Brocken, ja der ganz- harz nebst Umgebung nicht mehr so reizvoli. Der Maler gab sich einen Ruck. Teufel« was war denn in ihn gefahren, daß er, der bisher iiber die Liebe auf den ersten sites gespbttelt, sich so iin ndnrns drehen in die erste beste hüb che Lar »ve, die noch dazu einer verheirateten ; kau angethte, verguelt hattet , n auch das zarte Oval ihres Ge ssichtes, ihre graziiise Figur, ihr rei che-, natiirlich gewelltet ar sein Wtsdneftiqes Maler- uqe reiz ie, nnd der leuchtend Blick ihrer sagen ihn ganz ause- -nis(h fes selte, so war es doch nun-. noch kein Grund file sein herz, zu repvliiesrem siir ein dess- dat wahrlich bit jedi immer in gleichmäßig ruhigem Takt geschlagen! Schweigend schritt et ne ben den Damen, grübelnd, zersahrem Aber das nahm er sich vor: iun sich nicht in irgend einen Mhltfurvt In verkennen. wollte er sieh am anderen jTage von den Damen trennen. Bes ser war besser, und welcher Mann sann fiir sich Satantierem wenn zwei schoöne Augen von ihm Besih et griffen! Doch was sind Pläne, was sind Eniwürsel Um das setz ist es ein eigen Ding, es meisteri den Kaps. Und sa geschah es, daß er ban den beiden Frauen am anderen Tage Nicht Abschied nahm und aus dein lonseauenten Frauenveröehier ein ionsequentet girrender Liebhaber wurde. Immer« heißer entflammie Erich Meidlinq für die schöne Frau Ma ria« umso mehr, als -r bemerkte, daß sie seine Huldigungen keineswegs un gern entgegennahm Manch - ein freundlicher Blick, den sie ihm spen deie, ließ sein herz schneller schlagen, wenn er die schöne Frau auch insge heim, um sich gewaltsam abzukiihlem eine Kokeiie nannte. CEI war ihm oft getodkztt unhe greiilich, wie eine ebrehaste Dame — und das war Maria unbedingt —, eine Dame, die durch das Standes amt bereits gebunden ist, ihrs solche« Avaneen machen konnte. Doch diese Grübeleien überlamen ihn nur« wenn er allein war. Sowie Frau Maria auf der Bildsläche erschien, zerfloß terte seine Mißstimmung. Eine Woche bereits war das Mee blatt beisammen — noch einige Taae, und es hieß Abschied nehmen, Ab schied siir immer. Denn Meidling hatte sich vorgenommen, nach der ab soldierten Reise nicht mehr mit den Damen zusammen zu lvmmen, am seine Liebesaualen nicht immer von neuern zu verschärsen· Das wäre der genugsam bekannte Schrecken ohne» Ende gewesen. Nun, da es an die Trennung ging, war ihm höchst miserabel u Mute. Es gab Augenblicke, da er tte auf heulen mögen. wie ein geprüaeltet Schuljungr. Da hatte er mal lo ein Juwel kennen gelernt, und hatte er sein herz verloren —- und nun mußte dieses köstliche Wesen ihm unnahbar sein fiir immer. Die Damen merkten reinen verän derten Gemütszusiand, blieben aber gleichgültig und nahmen keine Notiz davon. Sie waren nett und lustig wie immer, ja, Maria zeigte sich so gar noch liebenswürdiger und entge enkpmmender, wie vordem. Wahr cheinlich, so murrte er, um ihm die bittere Abs iedspille ein wenig zu versüßen. us purem Mitleid also Nun, er dankte siir das Mitleid. — Die jungen Damen wollten mit dem Bodetal und dem Besuch von Suderode ihre harzreise beschließen. Troßdem Meidling mit dieser Perle des harzes seine Wanderung begon nen, ließ er es sich nicht nehmen, die munteren Damen auch dorthin zu begleiten Man war in Trefeburg angelangt und mietete dort einen Wagen, der die kleine Gesellschaft iiber den herentanzplatz nach Thale bringen sollte. Zwei flotte, beinahe zu feu rige Renner waren vor das Gefährt gespannt, in schnellem Trade jagten sie dahin. —- Der Kutscher, der et was angetrunien war, animierte sie schnalzend zu einem flinkeren Gange. Fast schien es zuletzt, als hätte er die Gewalt über die Pferde verloren, die Damen machten besorgte Gesich ter, Meidling erhob sich, um den Kutscher zu warnen —- da, lurz vor der Einfahrt in Thale, ein Ruck, ein Aufschrei —- das Malheur war ge schehen. Glücklicherkveise war das Unglück nicht so groß· Ihr Gefährt hatte einen leichten Milchwagen über ranni, die Kannen waren entzwei gegangen und die schöne, weiße Milch ergoß sich über die Landstraße. Die Kutscher fluchten in unver ständlichern Deutsch und schienen nicht übel Lust zu haben, einen Faust iarnvf miteinander einzugehen. Da erschien zum Glück der Polizeidiener. Er ließ sich den Fall von den bei den Kuischern vortragen und wandte sich dann kopfschüttelnd an den Ma ler und die beiden Damen. »Sie entschuldigen, meine herr schaften keiner von den beiden Ker len will die Schuld tragen, da muß ich Sie schon um Ihre Zeugenaussw gen bitten. Wollen Sie sich auf das Gemeindebureau bemühen Denn hier wird wohl außer einem Stras rnandat noch ein Entschädigung-pro zeß entstehen! Natürlich mußte man dem Wun sche des Polizeigewaltigen entspre chen und Inan wanderte ini Bureau, wo ein langes Protokoll ausgenom rnen wurde. Meidlin und die beiden Damen unterschrie Nun möchie ich Sie noch um Ihre Lesitirnationene ebeten hobenl« inein te der gewissen fte Beamte, »Orts nu HWMeibliW präsentierte seinen Mill rau zücke zeigte ihren Frau chein, nur Mir-wurde Essai-rot unt- soh sich verlegen um. s »Ich bade leine Legitimation dei Mit-« sagte sie mit leiser Stimme. « i »Ist die gnädige Frau diirge ich» Tiel Meidling ein, »ich tenne die Dame.« i Der Beamte zapfte sich TM M «Rase. «Js, aber irgend eine Begloudii gung muß ich sehen.« wiederholte Her hartnäckig. Plösiich tam ihm eine ekle-Hunde Idee. «Bielleicht Idol-en Sie einen Briesumschlag, der an Ihre Adresse gerichtet ist, Ma «damet« Maria destiitigtr. »O gewih.« Sie entnahm ihrem Täschchen das gewünschte ändert der Polizist wars einen Blick daraus und runzelte die Stirn. mhören Sie mal,« sprach er erho benen Tonez, »Sie behaupten, Sie lseien eine Frau, doch hier steht ia jFriiuleinl Was sind das für Sa cheni« Jetzt wurde Maria blaß. aber schnell kam ier die Freundin zu ;.s2ilie. »Gewiß ist sie noch ander-hei fratet —- ied bin’s nicht mehr. beruhi Taei Sie sich ——« versicherte sie schnell iden argwödnischen Beamten. »Meine sFreundin leate sich siir die Reise den Trauring ihrer Mutter und den to »sienlosen Titel »Frau« zu, um Be »liistianngen —« « Weiter ilam sie nicht. denn Erich Meidlinq. zweiunddreißig Jahre alt, keines Zeichens Poeteiitrnaler und-un ter normalen Umständen ein leidlich verniinstiner Mensch, tat einen Lust sprung, trat vor die verlegene Maria« machte eine tiese Verbeuguna. und seaate mit srohlockender Stimme: Fräulein — wirklich Fräulein?« Fräulein Maria nicktr. ..-O, das Glück!« —- riei er— »ein Glück iit dass Gesegnet unser berech ier Kutscher. gesegnet die veraosiene Milch und dreimal gesegnet endlich Sie Perle von einem Polizisten!« Damit driielte er dem Beamten träf tia die Hand und lud ihn zu einem Glase Rotsvon aniiisklich der Verlo bunasieier im hotei ein« .Nati.irlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind, Fräulein Maria!« Und Fräulein Maria sagte nicht nein. Das höreten Meist-« Druckfehler sind, wie man weiß. der Schrecken der Redakteure und Schriftsteller Aber auch Korrelior und Seher zieht es lalt den Rücken entlang, wenn vor ihrem geistigen Auge der Sehlasienlobold aussieigi. Denn die Geschichte geht nicht im mer glimpslieh ab. Aber so schlimm wie bei einem englischen Bibelverles ger isi wohl noch niemals ein Streich des boshafien Druclsehlerieuseld ge ahndei worden. Es sind,gut zwei hundert Jahre her. da konnte man in einer neuerschienenen Bibelauss aabe im sünsien Buch Mose Kap. 5 Vers 21 lesen: »Du sollst begehren deines Nächsten Haus, Acker, Knecht, Magd, Ochsen, Esel noch alles, was sein ist!« Dem unglücklichen Tnpens areiser war eine »Leiehe« unterge lausen —- er hatte das kleine, aber sin den Sinn um so wichliaere Wört chen «nichi« vergessen Diese Aus sarderung zum Diebstahl ging der Behörde denn doch iiber den Spaß. Druckfehlerberiehtigungen oder »Er raia«-Vetzeichnisse kannte man noch nicht. So wurde denn über den Verleger die für damalige Verhält nisse ungeheure Buße von 6000 Mart verhängt Ferner wurde die Ver nichiuna der- ganzen Auslage ver iiigi. Nur ein Exemplar konnte der allgemeinen Zerstöruna entgehen. Cz besindei sich im British Museum — ein literarischei Denkmal menschlichen Fehlens. tte Seh-erstern Eines Tages tommt Mutter Suhr ins Pfarrhaus »Ach, Fru Paltern, mit min oll Kirl Ioill dat gar nich mehr gahn. bei hetts zu dull im Krüz und in de Bein. Jck hewto ihm seggt, dat tümmt von all bin Supen. Atower hei meint, dat stimmt von de Mill. »Na, Mutter Suhr, ich habe hier eine Flasche Franzbranntwein, die nehmen Sie einmal mit uno reiben Sie ihn da mit dreimal täglich tüchtig ein. Dann wird's wohl schon besser wer den.« »Na, iet bedant mi ok veeli malö!« —- und Mutter Suhr geht ab. Arn nächsten Tage tehrt Frau Pastor selber bei dem Kranken ein« »Das Einreiben hat noch nicht helsen wollen« So muß sie denn aus gute Besserung vertrösten· Aber wie wun »dert sie sich- all Vater Suhr am Tage daraus wohlgemut am Pfarr lhani vorüber zur Arbeit geht. »Aber TSuhr, hat denn nun das Einreiben Iso schnell gehotsenk« »Mi, das Ein treiben nicht«, sagt Vadder Suhr, Lan-wer tck hetmo dacht, dat duert sdoch gar zu lang, bet dat oll Tiigs :von buten an de Weihdag ran stilmmh da hetvtv tck de Sat anners malt. Ich hetoto de Buddel uttruns zlen. Un nu bedant ick rni es verl !mals. Zru Pastern.« Und damit ging er hin. IfO —Natitrlt . here tm Ad ;volaten): «Eine Jeseheideneæunsrckge ironi- dpch wein nicht«-« Iddpkstt Links-lich MCU Aber die IntvortP