Ein Edelmarder Roman von Egbert Carl-sen (21. FortfesungJ Mariens hatte noch immer seinen Arm gefaßt, aber er hielt ihn jetzt nicht mehr zurück, sondern folgte ihm die Treppe hinunter. «Und was willst Dujeht eigentlich tun?« fragte er den Offtzier, a s fie draußen waren. »Den Burschen zur Rede stellen.« »Vor Zeugen und in Gegenwart Deiner Frau?« " «Allerdings.« »Tu« das nicht, ich bitte Dich drin gend daruan »Ich kann nicht länger an mich hal ten. Jch erfticke an meiner Wut, wenn fie sich nicht Luft machen foll.« »Ich verstehe Deine Aufregung Idolltommen,« fuhr Mariens fort, im mer mit Pleißenbach gleichen Schritt haltend. »Garolin's Betragen ift zum Rindeften taitlos, das Deiner Frau — sagen wir einmal —- unverständ lich. Aber troßdem ist es schwer für Dich, fie deshalb zur Rechenschaft zu gehen. Daß fie zusammen lebende ilber aufgeführt haben, ist an und für sich kein Vergehen, es wird es erft dureb das, was vorangegangen ist —« MUnd durch die Art und Weise. wie sie sich dabei benommen haben,« schal tete «4tleißenbach ein Mariens zuckte die Achseln. »Mei netwegen auch das. Wenn Du ihnen aber Vorwürfe machst, werden fie sich erstaunt stellen und Dir erwiedern. daß fie es unbegreiflich fänden, wie Du an einer so unschuldigen Sache Anstoß nehmen könntest. Vielleicht wird Garolin noch einige lahkne Ent fchuldigungen hinzufügen, etwa, daß er. fich nicht an der Vorstellung betei ligt haben würde, wenn er gewußt "tte, daß es Dir unangenehm gewe- j en ——« I »Eine solche Entschuldigung ware eine neue Beleidigung,« unterbrach Pleißenbach . H »Und trohdem mußtest Du sie als. Genugtuung annehmen« ; »Oyo,« brauste Pleißenbach aus,; »ich werde schon eine andere Genug-J tuuna zu erzwinaen wissen und sollteJ ich den Wrschen mit der Reitpeitsches iraktieren.« s »Das kannst Tu allerdings,« ver-s feste Mariens mit großer Ruhe. »Du ? kannst Garolin körperlich insultierens und ihn dadurch zwingen, aus dies Mensur zu treten. Aber Du darsst« nicht dabei übersehen, wie sehr Du Dich in’Z Unrecht setzest, ihm sowohl als Deiner Frau und ihrer FamilieI gegenüber, ja in den Augen der gan ien Gesellschaft —« »Bitte. verschone mich mit Deinen Borstellungen,« unterbrach ihn Blei-s henbach heftig, »und laß mich geben« ich muß Genugtuung haben.« s »Ich will sie Dir verschasseerbev ; laß mir die Sache.«« l »Ich brauche keinen Vermittler.« « »höre mich nur noch einen Augen- I blick an, bester Freund,« drängte Mar iens. »Ich verspreche, daß Tir mor gen am Tage Garolin mit der Waffe in der Band gegenüberstehen oder, daß Du im Besih seiner schriftlichen Zu sicherung sein sollst, er werde Ostburg verlassen und binnen Jahresfrist nicht wieder betreten.« »Wenn ich mich darauf verlassen könnte!« rief Pleißenbach stehen blei bend. »Aber eine solche Zusicherung wird er nicht geben« »Dann hast Du morgen die beste Gelegenheit, ibmgzur Strafe eine Ku gel zwischen die Rippen zu schick n.« »Und wenn er· sich nicht s lIen will?« »Ja dem Falle kannst Du immer noch tun, was Du vorhin tun woll test. Aber ich bin auch überzeugt da von, daß das nicht nötig sein wird. Garolin bildet sich viel aus seinen pol itischen Adel eiu und Feigheit gehört, soweit ich ibn habe kennen lernen, nicht zu seinen Fehlen-« »Und diesen ganzen Abend soll ich an mich halten und mit ansehen, wie kekf Lasse mit meiner Frau schön n « ,,Das Lettere wird nicht geschehen —- tvenn Du es gestattest. werde ich heute Abend an ihrer Seite bleiben nnd dafür zu sorgen wissen, daß Ga rolin sich ferne hält.« Pletßenbach schüttelte unwillig den Kopf und stampfte heftig mit decn Fuß aus den Boden, aber Martens fuhr fort, ohne sich irrernachen zu lassen: »Du mußt auch Rücksicht auf Deine Stellung in der Gesellschaft nehmen. Jüdrst Du heute einen öffentlichen Standal herbei, an diesem Abende, welcher so viel Mühe und Vorberei tungen in Anspruch genommen hat, so hast Du sofort alle Diejenigen gegen Dich, welchen durch Dein Auftreten ihr Vergnügen verdorben wird. Fer ner werden die Verwandten Georgi neni; voran der Gouvernem, sofort auf ihre Seite treten und unbedingt den Vorwurf gegen Dich erheben, Du Echte-liest sie unnötig bloßgestellt, Deine Kameraden werden sich der Sache be uichttgeih ein Ehrenrat wird zusam Mreien used lang und breit die Un Msett verhandeln, dienstliche Un WUeitet werden nicht aus bteibsen, turz und gut, Du gehst einer CARpr Reihe von Mitläusigsteiten entgegen. Folgst Du dagegen meinem Rat und hältst heute Abend an Dich so betommst Du morgen am Tage die etlatantesie Genugtuung und binnen vierundzwanzig Stunden ist Alles ab gemacht« Das klang Alles so vernünftig, so· überzeugend daß Pleißenbach sich die sem Zuspruch nicht verschließen konnte. Er hatte nur noch einen Ein wand. »Ich kann nicht für mich ste hen, wenn ich Georgine gegenüber trete,« ries er. »Wenn ich sie-sehe und Garolin neben ihr, so wird mich trotz aller guten Vorsiiye die Leidenschaft sortreißen.·· .Deshalb mußt Du Beiden aus weichen, das ist heute Abend in dieser Jgroßen Gesellschast nicht schwer. Die JNacht Iogierst Du bei mir, ich werde schon einen Born-and finden, Deiner Frau das plausibel zu machen. Nicht eher tehrsi Du dann morgen in Dein haus zurück, als bis die Sache mit Garolin bereinigi ist« Der Offizier sah unschlusng vor sich nieder; mit einem lauernden Blick betrachteten Erichs grellfuelnlede Au gen sein Opfer. »Den ganzen Abend tann ich Georgine nicht aus dem Wege gehen,« murmelte Pleißenbach. »Seit» heute Morgen haben wir uns nicht ge sehen; weiche ich ihr auch aus so wird sie es fein die mich aussucht und dann tornrnt es doch zu einer Seenef »Ok) sie Dich so eifrig suchen wird, dasz sie Dich findet, wenn Tu Dich nicht finden lassen willst, ist immer hin die Frage.« meinte Mariens ach felzuckend. »Uebrigens gibt es dage gen ein sehr einfaches Mittel. So bald wir in die Gesellschaft zurücktely ren gehen wir zusammen auf Deine Frau zu Du sagst ihr ,guten Abend’ und fügst einige Worte über ihre le "benden Bilder bei die sie ebensowohl als Lob wie als Tadel auffafsen tann Jch führe darauf die Unterhaltung weiter, während Du du einer anderen Gruppe trittst. Kommst Du dann iin Laufe des Abends nicht wieder mit Deiner Frau zusammen, so wird ihr das durchaus nicht auffallen.« »Du haft Recht, ich brauche mir keine Sorgen darüber zu machen, daß ihr mein Fernbleiben ausfallen wird,« knirschte Pleißenbach. »O, dieser Garolinl Aber er soll mir büßen!« «Morgen, morgen,« drängte Erich. »Deine handle nach meinem Rat« »Nun gut, ich will es versuchen," entschloß sich der Lieutenant. »Frage Du aber Sorge dafür, daß der ver fluchte Musitant sich nicht zu viel in ihrer Nähe sehen läßt. Denn sonst —- bei Gott — stehe ich für nichts·« — Als Erich mit Pleiszenbach die Raume des Kasinos betrat, in wel chem sich indessen die Gesellschaft zum Souper versammelt hatte, fanden sie dieselben schon dicht gefüllt. Die Be grüßung der beiden Gatten ging vor über, wie Mariens sie geplant, und der Leßtere verwickelte Georgine so fort in eine so lebhafte Unterhaltung, baß dieselbe das schnelle Verschwin den ihres Gatten kaum bemerkte. Bald darauf ging man zu Tische, Georgine wurde von Professor Hänsius geführt, während Garolin mit der hübschen jungen Frau Schrabisch ging. Vor l l l her fand Crich jedoch noch Gelegen-j heit, ihm zuzuraunen, daß in der Ge- I sellschaft moauante Beine-langen über s sein und Frau v. Pleißenbach’s Zu-« sammenwirleu bei den lebenden Bil dern gemacht worden seien, und daß er deshalb dieser Dame aus Rücksicht auf sie selbst irn Laufe des Festes möglichst wenig Beachtung schenken möge. So frapviert der Musiker durch diesen Rat war, so beschloß er doch, ihm zu folgen. Weiteren Fra gen setzte Mariens ein tuezes: »Min gen so viel Aufklärung als Sie wol Plen heute fehlt es dazu an Zeit und l Gelegenheit « entgegen. » So blieb es denn Pleiszenbach fast ganz erspart, den Gegenstand seiner Eifersucht in Georginens Nähe zu se lben und es gelang ihm, einstweilen jseine Selbstbeherrschung zu bewahren. iBeim Soupet saß et mit Mariens und einigen anderen betten an einem Reinen Tisch ohne Damen. hier wurde stark potuliett und zumal Pleißenbach goß in seiner Aufregung den Champagner hinunter, als wäre es Brunnenwasser. Erich entging das nicht und er siihlte die Notwendigkeit, zur Ueberwachung seines Opsets sich noch nach einem Bundesgenossen unt-· zusehen, da er selbst seine Zeit Geor gine widmen mußte. Schnell war seine Wahl getroffen. «Als man sich vom Souper erhob, zog er den Adjutanten v. Walsing bei Seite, von dem et mußte, daß der selbe zu blasieet me, sich am Tanze su beteiligen. »Du-s ich um einige Worte im Vertrauen bitten?« stagte et ihn. »Mit dein sei-hie- Bergs-zeic 2 - »Was ich Ihnen mitteilen anz, vertraue ich Ihrer Ehre an.« Der Æjutant verbeugte sich zustim mend. »Das-en Sie nicht bemerkt, wie ans geregt Pleißenbach ist?« »Allerdingi« der Champagner scheint ihm etwas schnell zu Kopfe gestiegen zu sein« »Das ist es nicht. Er glaubt heute Abend eine sehr peinliche Entdeckung gemacht zu haben, daher diese fieber hasie Alteration. Wenn er nicht über wacht wird. riskieren wit, daß es noch zu einem großartigen Standal tommt.« » »Das muß aus alle Fälle vermieden werden!« » »So ist auch meine Ansicht. Daher xbitte ich Sie, achten Sie genau aus I Jhren Kameraden und suchen Sie ihn vor Allem von seiner Frau und hertn v. Garotin fern zu halten, sonst gibt es ein Unglück. Sie werden mich ver stehen« «Bolllommen.' lächelte Walsing iro nifch. «Verlasien Sie sich auf mich, ich werde Pleißenbach nicht ans de Augen verlieren.« . - Jtn anstoßenden Saale hatte in dessen schon der Tanz begonnen. Dame Georgine flog am Arme des Grafen Zeit dahin, in der nächsten Pause engagierte Mariens sie und blickt-on da an ihr den ganzen Abend nicht fern. Auch wenn sie mit Ande ren tanzte. wußte er in ihrer Nähe zu bleiben, sich auch wohl in die Kander sation zu mischen, und zwar, da es stets eine wiyige oder geistreiche Be merkung war, die er hineinwarf, im mer mit Glück. So kam der Kotillon heran, bei welchem Erich Frau o. Pleiszenbach’s Tänzer war. Wie schnell verstrich ihr die Zeit bei seiner Unterhaltung, spru delnd von Laune und Geist, welche fie so fesselte, daß sie ei jedesmal be dauerte, wenn die Touren des Tanzes diese Konversatian unterbrachen, nnd nur wenig Acht darauf gab, fiir wie viel Neues und Ueberraschendes die Bortiinzer gesorgt hatten. Auch als fest eine reichgefchmiickte Gondel in den Saal rollte. beladen mit prächti gen Bouauetö fiir die Damen und an den Masien und Wimpeln besieckt mit Orden und Schleifen fiir die herren. mußte Mariens sie erst daraus auf merksam machen. - Sie warf einen flüchtigen Blick hin iiber. »Ja der Tat, ganz hübsch,« meinte sie nachlässig Martenö ließ seine Augen im Saale umherwandern. Er bemerkte, daß Pleißenbach in der Türe des Neben zimrners stand, scharf seine Frau be obachtend. aber er sah auch Walsing neben ihm, welcher seinen Arm wie absichtslos in den des Lieutenants ge -schoben hatte. Einen Moment spielte ein diabolischer höhnischer Zug um Erich’i Lippen, der Augenblick schien ihm günstig, seinen letzten Trumpf auszuspiesten und er wandte sich mit den Worten zu Georgine: «Gnädige Frau, fehen Sie dort ein mal herrn v. Gatolin, unter all’ den heiteren Gesichtern im Kreise das ein zig traurige.« - Georgine folgte mit ihren Blicken der Richtung, die Mariens mit einer leichten Kopfbewegung angab. -..Sie baden Recht,'« lächelte sie, »unser Tasso siebt sehr pitoyable aus. Glaubt er den tragischen helden noch fort fpielen zu miisfen2« »Ich weiß es nicht« aber es ift mir ausgesallen, daß er den ganzen Abend Eber verstimmt war. Man sollte ibn ausheitern.« »Und womit?« »Er-en jegt legt es das echiaial m Jhre Hand, gnädigste Frau. Sie sind an der Reihe einen Orden alg Gunst bezeigung auszuteilem machen Sie den armen Garolin damii glücklich« »Ich wollte den Orden eigentlich meinem Mann bringen, abekMax wird so schon genug bekommen, und wenn Sie glauben, daß ich Garolin mit der kleinen Aufmerksamkeit eine Freude machen lann —« »Ohne Zweisel.« ,,.Nun so will ich eö versuchen.« Die ledien Worte waren schon wäh rend des Tanzens gewechselt worden. Jeßt machte das Paar an der bewuß sten Gondel Halt. Georgine erwählte eine niiichtige Schleife, an welcher zoben eine goldene Lyra prangie, und ging damit auf Garolin zu. Jn fast Eentgegengesetzter Richtung bewegte sich Watte-G ein Bouquet in der Sand itragend alt wolle er ej einer Dame überbringen, aber keinen Blick ver wandle er von Pleißenbach’ö Gesicht. ; Er sah, wie gespannt dessen Augen die Gestalt seiner Frau verfolgten, wie er seit zusammenzuste, wie er sorteilen wollte, wie ihn aber Walsing mit ie stern Griff weil-hielt Jtn nächsten ktlloment Hand Trich neben dern Visi A »Behertsche Dich, ich flehe Dich an, nur noch wenige Minuten« dann ist das Fest zu End-e« — mit den Wor ten führte er halb gewaltsam Meißen bach mit Walsing’s Hilfe in’s Neben ziminer. · »O, wents es noch eines Beweises bedursi hätte; so wäre er mir jetzt ge liefert,« knirschte der unglückliche Ehe mann. «Was Sie auch zu wissen glauben,« redete ihm Walsing zu, »so dürfen Sie leinen öffentlichen Standal pro vozieren und unser schönes Fest mit einem grellen Mißton schließen. Mor gen ist noch Zeit genug, Kamerad. zu allen Maßregeln, welche Jhnen etwa notwendig erscheinen isnnen.« »O morgen, immer morgen! Müß ten Sie, wie es in mir gähri, so wür den Sie diesen Aufschub nicht von mir verlangen.« , »Ich muß ihn von Ihnen als Offi zier und als Edelmann verlangen,« sagte Waising streng, «Jhr Stand legt Jhnen Pflichten aus« weiche Sie niemals umgehen dürfen." Mit einem halb unterdrückten Fluche fügte sich Pleiszenbach. »Min nen wie bald ferti« fragte er Mar tens. »Hier halte ich es nicht mehr aus.« « »Der Kotillon wird gleich zu Cnoe - sein. Sobald ich mich von Deiner Frau verabschiedet habe, bin ich bereit und hole Dich hier ab.'« Erich tauschte noch einen bezeichnen den Blick mit Walfing, dann eilte er in den Tanzsaal zurück, wo er Geor gine schon wieder auf ihrem Platze sand. »Wo haben Sie sich denn so lange aufgehalten?« rief ihm die Ah nungslose lächelnd entgegen. »Bei Jhrem herrn Gemahl, gnä digste Frau.« .Wo steckt denn Max eigentlich? Seitdem er mir ,guten Abend’ gesagt, hat er sich die ganze Zeit nicht wieder um mich bekümmert und tanzen sehen habe ich ihn auch nicht« »Nein, getanzt hat er allerdings nicht,« begann Erich mit assettierter Verlegenheit, «er ist nicht ganz wohl.« »Und davon sagt mir Max lein Wort. Am Ende ist er schon zu hause.« .Doch nicht, das war leider nicht mehr möglich« »Nicht mehr möglich! Sie spannen mich aus die Folter. Was ist ihm denn zugestoßen?« »Nichts von Bedeutung Die An strengung des Reitenz, die ganze Auf regung —- auch hat er wohl etwas schnell getrunken, vielleicht auch etwas viel —« «Zu viel, shocting!« »Es ist schon so,'« lächelte Martenö, mit den Achseln zuckend, »wir haben ihn eben im Quartier eines in der Kaserne wohnenden Kameraden zu Bett gebracht, vor morgen feiih wird er taurn seine Wohnung auffuchen können.« Georgine war dem Weinen nahe. »Das ist aber wirtsch riiasichtslos. Diese Blamage vor der ganzen Gesell t!« .Eine solche brauchen Sie nicht zu befürchten. wenn Sie nur selbst Jhre Unbefangenheit bewahren, gnädige Frau, und ohne weiter nach Jhrem Manne zu fragen ruhig allein nach hause fahren, als hätten Sie es so mit Max verabredet. Dann wird es Niemaan ausfallen, dazu ist die Gesellschaft viel zu groß-« Die Tanzmusit schwieg, der Kotils lon war zu Ende und damit auch der Ball. »Es bleibt mir wohl nichts Anderes übrig,« murmelte Georgine verdrießltch. «Wiiszte ich nur, ob mein Wagen zur Stelle ist.« .Danach werde ich sehen. Sollten Sie indessen nach Max gefragt wer den, so erwtedern Sie, er habe wegen Unwohlseinö schon früher bat Fest verlassen müssen.« « Georgine nickte, während Mariens« forteiltr. Bald war er wieder zur Stelle. »Es isi Alles bereit,« flü sterte er ihr zu. »Gestatten Sie, daß ich Sie in die Garderobe führe, wo Jhr Diener Sie mit den Sachen er wartet. Der Wagen hält vor dern großen Portal und Jhr Diener weiß ihn zu finden.« · Mit einem Seufzer nahrn Frau v. Pleißenhach den ihr gebotenen Arm. Wenige Minuten später saß sie in ih re«rn Coupe und rollte allein ihrer Wohnung zu. Bald daran verließ auch ihr Gatie an Mariens Arm die Kasernr. Der Weg bis zur Aposteltirche war nicht weit und wurde schweigend von Bet den zurückgelegt. Erich öffnete die schwere haustiire und ließ Meisen dach eintreten. Als er die Tiire wie der schloß, lag ein wilder Triumph auf feinem Gesicht. Jede Verständi gung zwischen den beiden Ehegatien war ieht abgeschnitten, ebenso jede Vermittelung eines Dritten. Sein Opfer-war in feiner Gewalt! — 21. Der Edelmarder als V e r mit t l e r. Thaddäus v. Garolin war im höch sten Grade überrascht, als er am näch sten Morgen schon zu früher Stunde —- der junge Musiker hatte eben sein Lager verlassen — Herrn v. Mariens bei sich eintreten sah. Der diistere Ernst, welcher aus Erichs Antlih thronte, ließ Garolin aus den ersten Blick vermuten, daß derselbe nichts Gutes bringe. Und in der Tat hatte Martens kaum Plan genommen, als er auch schon begann: »Ich komme mit keinem angenehmen Austrag zu Ihnen, lie ber Freund. Sie werden sich erin nern, was ich Jhnen gestern Abend wegen Frau o. Pleiszenbach sagte.« »Gewiß. Jbre Bemerkung hat mich gestern vollständig konsternierkt und bin ich aufs Aeußerste gespannt, heute die versprochene Aufklärung von Ih nen zu erhalten-« »Ich sehe selbst nicht klar in der Sache«« erwiederte Martens achsel guckend. »Das Ganze beruht aus ei nen jener albernen On-dit, welche so geeignet sind, den guten Ruf eines Menschen zu untergraben und deren Ursprung ost schwerer zu entdecken ists als die Quellen des Nil. Unglück-J licherweise iit aber auch herrn v.; Pleißenbach dieses On-dit zu tOhrenY gekommen und hat ihn —- toie »Sie; sich denken können —- in nicht geringe Aufregung versetzt-« « »Wie grundlos dies Geruchi in,": ries Garolin, »kann Niemand besser» beurteilen als herr v. Pleißenbach, der täglicher Zeuge meines Verkehrs mit. seiner Frau war.n l Martens räusperte sich und zog die( Stirn in bedenkliche Falten. Dann» erwiederte er: »Mein lieber Garolin, ich fürchte, Sie täuschen sich da. Jch kenne unseren Freund Pleißenbach länger als Sie und weiß, daß er au ßerordentlich argwöhnisch ist. Auch gehört er zu jenen grübelnden und verschlossenen Naturen, die Alles in sich durcharbeiten, ohne sich auszuspre chen und dadurch sich zu erleichtern. Wird aber in einern solchen Charakter die Eifersucht geweckt, dann ist zehn gegen eins zu wetten, daß er das Un schuldigste und harmloseste mißt-eu ket. Und so scheint es rnir auch mit Pleißenbach zu stehen« (Fortsesung solgt.) Izu der Rache nachsesuvkllh Der französifche Historiler und Bio graph des Marfchall Caurobert, Ger main Babft, zeichnet in der Deutschen Nevue auf Grund umfassender Quel leustudien Bilder von der Nacht des 16. zum 17. August 1870, als das französifche Heer nach dem blutigen Kampf von Vionville in Ungewißheit iiber den Ausgang der Schlacht unru hig hin- und herwogte und schließlich durch den Befehl Bazaines zum Abha chen des Gefechts und zum Rückzug auf Meh gezwungen wurde. Der Seelenzustand der Truvpen war verschieden. Mach dem Getüm mel einer großen Schlacht,« so schrieb noch am Abend des 16. August einer der Kämpfendem »macht dieStille, die sich über das noch eben fo lärmende Schlachtfeld breitet, die ruhige, heitere Erhabenheit dei- geftirnten Himmel-, der einen ergreifenden Gegenfatz zu der Bewegtheit der vorangegangenen Augenblicke bildet. einen tiefen Ein druck und zwingt einen zum Nacht-en ten . . .« Wiihrend die einen glaubten, Sie ger geblieben zu fein,zweifelten die an deren am Erfolg, ja glaubten ihn ver loren. Bazaine meldete dem Gouver neur von Metz, er habe eben »eine glückliche Schlacht« geliefert. Mar fchall Leboeuf empfing feine Offiziere mit den Worten: »Wir find Sieger." Dagegen war der General Deligny wütend, weilBazaine über den größten Teil feiner Division verfügt hatte, ohne ihn davon zu benachrichtigen. Als zwei Voltigeure auf der Suche nach ihren Tournistern vorüberlamen und ihre Befriedigung über den glück lichen Ausgang ausfprachem rief er ihnen zu: »Sei Jhr seid zufrieden? Nun, ich finde. daß es nicht schlimmer hätte gehen tönnen.« Jn den Divisio nen des dritten Fort-L die nicht ins Feuer gekommen waren, fptach man wohl vom Sieg, aber toch waren Ge neräle und Stabsoffiztere deprimiert. »Wie hatten den druck,« schrieb ei ner von ihnen am elben Abend, »daß wir nichts getan hatten, daß wir et was hätten tun können und rechneten darauf, dafz wir bei Tagesanbruch et ne Verfolgung beginnen tönnten Ge gen elf Uhr wurde ein gefangener Un teroffizier der weißen Küraffiere zu den Stabsofftzieren des Generali La fout de Mitter- nefiihrt hauptmann Thffeire fragte ihn aus« DerMann sagte, daß in dem Augenblick, wo er in Gefangenschaft geraten fei, nur das dritte deutsche Armeetorps nebft meh reren leleriedivtfionen gen Kampf beteiligt gewesen set.. So bestimmt er. ' i auch sprach, wollte ihm doch niemand Glauben schenken; alle waren fest überzeugt, gegen eine. wenn nicht gar zwei deutsche Armeen getiimpft zu ha ben. Unter den Gefangenen, die ge gen 1 Uhr morgens dem 2. Grena dierregiment zugeführt wurden,· be fand sich ein sehr junger franzosisch sprechender Einjiibrig - Freiwilliger, der aus alle Iris-n ohne Prahlerei tm Tone natürlicher Ueberzeugung ant wortete: »Wir werden vorzüglich ge füka. ich bin sicher, daß wir in vier zehn Tagen vor Paris stehen werden« Völlig niedergebrochen von dem Miß erfolge war General Bourbacli, wohl der glänzendste Befehlshaber der gan zen Armee, der die französischen Trup pen immer siegreich gesehen, sest an iihre Unüberwindlichleit geglaubt hatte und einer der leidenschaftlichsten Ver sechter des Krieges gewesen war. Lr drang gegen 1 Uhr morgens zum Marschalj Canrobert, der sich im Zen trum der Armee, bei Rezonvillz in einer Hütte niedergelegt hatte, unge ftiirn ein und sagte: »Herr Marfchall, wir sind sutsch!« Die beste französi fche Armee hat di· preußischen Reser oiften nicht schlagen können« Dabei sing er an zu weinen. , Jn dieses Chaos der Meinungen brach nun wie ein Donnerschlag der Befehl Bazaines herein. sich nach Meß zurückzuziehen Beim 3· Korps wurde die Nachricht gegen treinhalb Uh: be kannt. General Ehanaarnier ließ den Befehl zweimal vorlesen und machte vor allen stizieren offen feinem Acr ger Luft; General Oelignn geriet da durch in die schrecklichsten Zornesauss brüche: General de Montaudon nahm an, daß ein Vorsehen vorliege und mußte sich erst durch eine Antrage bei General Jarra tr( i.rige Gewißheit verschaffen. »Die Verbliisfung zu schildern.' so schrieb einer der Osti ziere des 2· Karos, »die sich aller be mächtigte, als sie einen derartigen Be- · fehl vernahmen, ist unmöglich« »Wir waren alle wie niedergefchmettert von dieser Nachricht.« Man vermutete, daß Bazaine schlechte Nachrichten er halten habe, die er verheimlichte, aber davon war nichts der Fall. Der Grund, daß man sich neu verprovians tieren müsse, erschien allen sinnlos. Der Rückzug des 4. Kcrbb war übri gens schon vorher durch General de Ladmirault auf eigene Initiative hin angeordnet worden. Das Mißvergniis gen und die Wut der Ossiziere und Soldaten wurde gesteigert, als man aus den Angaben der Gefangenen er fuhr, daß die deutschen Truppen lange nicht so zahlreich waren, wie man an nahm. Die ganze Nacht sahen die französi schen Schildwachen auf dem Schlacht felde Lichter tommen und gehen; es war, als ob Hunderte von Leuchtkä sern über den Boden hin- und her huschten. Die Preußen suchten beim Schein dieser Lichter ihre Verwunde ten, und die ganze Nacht iiber hörte man in den vordersten Reihen der Franzosen rufen und schreien: »Meine Mutter . .. Meine Mutter» ·« Aehn liche furchtbare Wes-rufe zerrissen das Dunkel der Nacht aus der großen Wiese nördlich vor Gravelotte, wo das französische Feldlaaer aufgeschlagen war. Mehr als 5000 Verwundete la gen aus dem zerstampften Rasen oder aus der nackten Erde. Alle diese Un glücklichen wurden vom Durst gewar tert und schrien nach Wasser-. Jm Jn nern der aroszen Zelle operierten die Aerzte beim Schein flatternden Lichts und ohne Chloroform; die entsetzlich sten Klagelaute. Fläche und Läste rungen tönten daraus hervor-. »Die ganze Bodensliiche ist mit Verwunde ten gepflastert,« erzählte ein Leutnant von den Gardeiägern, der eine Kugel im Rücken stecken hatte, »mehrere Tau sende schreiender Unglüalicher liegen da beisammen. Neben mis« ist ein Ar tillerieosfizier niederaeleat worden, der phantasiert und mit dem Tode ringt Er stirbt in der Nacht. Ein junger Soldat vom 70. Neaiment, der am Arm verwundet ist« lieat auf der an deren Seite. Er stützt mir den Ritt len, denn ich bin nicht imstande zu at ment; ich habe eine furchtbare Vettern niuna, er steht bei mir und pflegt mich, lich suche ihm den Arm hochzuhalten, und wir verbringen die Nacht damit, uns ge enseitta zu helfen; er teilt sei ne De e mit mir, denn es ist talt . . ." - - . --· Fkäu -Jch feier- momm meinen VII-M n Geburt-mass V »Das sieht man Ihnen aber nicht MI- n stät-Mast Da lskfchmtkchkmt »So, meinen Eies De «M, ich finde, Sie sehen viel m mi«