Nebraska Skaak5- Anzetger und J set-old. - Jahrgang Thei« Nummer 1 S du« tu die Zukunft. Rufe nicht vergang’ne Tage, Nicht oerfchwund’ne Zeit sittlich Led' der Gegenwort und llage Nimmek um verschwund’nes Glück. Liegt die Welt doch vor dir offen, Lenle kühn des Schiffes Mel, Du follft kämpfen, dulden, hoffen, Und erteichft dass ferne Ziel. Weh dem Manne, der verzagend Auf verfloßne Stunden schaut, Der die Gegenwart vertlagend, Nicht der eignen Kraft vertraut. Der tnit Wehmut und doll Bangen Rückwärts hält den Blick gewandt. Glänzend liegt, du mußt’5 erlangen, Vor die das gelobte Land. Vorwärts, vorwärts, immer weiter: Such« der Sehnfucht goldnes Vlies, Dann ertömpfft du siegesheiter, Was die Jugend dit verhieß. Rufe nicht vergang’ne Tage, Nicht verfchwund’ne Reit zurück, Leb’ der Gegenwart und kluge Nimmek um verfchwund’nes Glück oLin Ytama auf dem Alme Rodelle von G. A. Mattinezg Zuoitia. Der Wind hatte sich vollständig ge legt, und das Segel hing schlaff am Maste des Bootes herab. Juan Manuel band es nicht fest. Er griff nach den Rudern und durch schnitt mit kräftigen Schlägen das Wasser. Aber er hatte keine Lust, das Boot vorn-auszutreiben Warum auch? Seit einer Stunde beschäftigte ihn nur ein Gedanke. — Vor wenigen Minuten hatte er in seinem verhärteten rzen den furchtbaren Entschluß ge aßt, sich zu rächen. Er« warf die Ruder von sich und We sich nach dem Brig-des Bootes um. Da saß der Jtaliener und zählte, wohl zum zehnten Male« sein Papier geld. Jn feinem Gesichte stand das Lächeln der Befriedigung seiner hab sucht. »Wie kann er lächeln?« dachte Juan Manuel und sah in das schöne Gesicht des glücklichen Menschen. . ilippo!« » as willst Du, Juan Manueli Aber Du ruderst fa nicht? Es isi kaum noxeine halbe Meile bis zum Hafen. ieh, dort auf dem Deiche sann man Gabriela schon erlennen.« Juan Manuel schloß die Augen, um sie nicht zu sehen. Mit seinem Herzen - hatte er schon gefühlt, daß sie da stand, um das Boot zu erwarten »So-, Mensch! Ruder! Jch gebe Dir einen Peso mehr. Jch möchte schnell da sein. Oder bist Du müde?« »Nein. Jch will Dir etwas sage-U »Was?« Juan Manuel hob den Blick und sah dem Jtaliener ·erade ins Gesicht. Filippo überliefes alt. »Ich will Dir eine Geschichte erzäh len, Filippo. Jch bin Kteolr. Ein Sohn der Lüfte, die da vor uns liegt. Jn meinem Tauffchein fteht der Name « meiner Eltern. Niemals habe ich ihn gelefen. Jch will nicht wissen, wer sie waren, weil sie nicht wissen wollten,; was aus mir werden würde, als sie’ mich verließen, um in ihre Heimat zu- J rückzukehren Die Leute sagen, Stier-i nien fei ihr Vaterland. i e nannten mich Juan Manuei.i « noli-' nannte mich Gobriela, er-1 innerfi Du Dich? Auch Du nannteft mich Manolo. Die Eltern Gabrieles nahmen mich auf. Jch war etwa vier Jahre alt. Die Kleine war gerade geboren, und ich wurde ihr hütet. Als fie zehn Jahre alt war, wurde ich ihr Bruder; ais sie fünfzehn alt war, ihr Bräuti gam. Wie fchön war sie! Laß mich eine Minute daran denken, wie schön Ga briela mit fiinf hn Jahren war-I Und Juan anuel verbarg das Gesicht in den blinden, die auf seinen Knien lagen. Aber nur einen Augen blick, dann fchiitielte er diefe Schwäche von sich wie einen schlechten Gedanken. In dem glühenden Blick feiner Augen trocknete eine Träne, und das ge braunte Gesicht des jungen Seemonns hatte wieder die Gefühllosigkeit einer Sphinx-. Erfchrocken fah der taliener ihn an. Er wagte nicht, de Lippen zu» öffnen, au denen das Lächeln desj glücklichen enfchen erstarrt war. ’ Juan Manuel fuhr fort ,, ch liebe sie mit meiner ganzen Seer, und als sie eines Tages da oben auf jenem Deiche allein stand, sagte ich es ihr. Sie fagte, daß» auch sie mich liebe, und wir verlobten nnd. Nie ist ein Mädchen so geliebt worden, wie ich Gabriela liebte. Jm Dorfe oben lachten sie über mich und flüsterten unter sich, Gabriela sei eine Kotette. Wehe ihnen, wenn sie es mir gesagt hättenl Jch hätte ihnen die verfluchte Zunge ans dem Munde ge rissen. Jch muß spanisches Blut in meinen Adern haben. Man sagt, die Spanier spielen mit ihrem Leben, wenn sie von ihrem König sprechen. Gabriela war meine Königin. Als ich zwanzig Jahre alt war, war sie siehzehn. Jch hatte gute Beschäf tigung. Deshalb faßten wir den Entschluß, zu heiraten. Aber da tam die verfluchte Audhebung Das Los traf mich, und war das s limmste: ich mußte zwei zahre zur arine. Anfangs glaubte ich den Verstand u verlieren. Zwei Jahre, ohne sie zu Zehen! Zwei Jahre, ohne ihre Stimme hören, ohne in ihre Augen blicken zu lönnem Zu meinem Unglück behielt ich mei nen Verstand. Da oben auf dein Deiche, wo ich ihr meine Liebe gestan den mite, nahmen wir Abschied von einander. »Manolo«, sagte sie, »ich will auf Dich warten, und wenn Du zweihun dert Jahre fortbleibst!« Ich glaubte ihr, drückte ihr die Hand und ging. Du, der Du niemals gelitten hast, kannst Dir keinen Begriff machen von meinen Leiden in diesen zwei Jahren. hättest Du zwei Jahre nicht die Sonne gesehen, nicht geatniet und keinen Tropfen Wasser getrunken, Du hättest nicht den zehnten Teil von dem gelit ten, was ich litt. Alles, Alles ertrug ich, weil ich sie liebte. Es giebt Dinge. die man nur erträgt, wenn man so liebt, wie ich es tat. Meine Schmerzen waren Kinder ) meiner Liebe, und mein Trost war ein iKind n.einer Hoffnung. Und ich hoff )te, weil ich an Gabriela glaubte. I . If Endlich lehrte ich heim. Das Dorf zwar dasselbe, das Meer, der Himmel, ,der Deich, der Fluß, die Hütten und ; die Felder-, Alles, Alles war fo, wie ich Yes verlassen hatte. Nur sie! Sie war Hundert-» Seit einem Jahre war sie ver ;heiratet. Du warst ihr Mann. Du, mein bester Freund, der einzige, der mir so nahe stand, daß er mich »Manolo« nannte. seitdem nennst Du mich Jucm Mem-elf »Juan Manuel!« ..Schweig! Jch will weiter er ählen. Jch überlegte nicht viel. Ich szprechh weil ich muß. Das Schweigen würde mein Jnneres ausdörren. Vor einem Jahre lehrte ich zurück ·Seit einem Jahre bin ich stumm, heuchelte ich ein lachendes Gesicht und Lebensfreude. Seit einem Jahre hoffte ich. . . » Ja, ich hoffte; aber es war eine an dere hoffnung als die von einst, die mich tröstete; eine ganz andere hoff nung; das darfst Du glausben!« Man sagt, daß die Korsen Blut rache üben; Du als Jtaliener wirft das wissen; und daß sie sich rächen, und wenn auch tausend Jahre darüber vergehen. Man sagt auch, daß die Araber niemals eine Beleidigung ver .aessen· das weiß ich selbst, weil ich spanisches Blut in meinen Adern habe, oder, besser gesagt, arabisches. Wenn ich an mein Herz von früher denke, möchte ich rasen. Es war von Gold, und jeyt ist es von Eisen. Ich- der ich weinte beim Anblick ei nes oerwundeten Hundes, tonnte nicht weinen, als ich ersuhh dasz Gabriela mich verraten habe, weil ich ein armer Kahnschisser war und Filippo ein rei cher Pächter. s Jch fühlte nur, hier innen, daß et was zersprangen war Ein Jahr ist darüber vergangen. Gabriel-a und Du, und Alle, die mi lachen und trinken sahen, glaubten, i habe vergessen. Jch bin Araber; ich bin wie die Korsen. Tausend Jahre könnte ich aus Rache sinnen. Jch habe Glück gehabt. Ein Jahr hat mir ge nügt. Die Gelegenheit ist glänzend!« Juan Manuel stand aus. »Filipvo«, saate er, aus die Miste i nd, »du steht Deine Frau. Jch Er ute A en. Sie wartet aus uns, as hel t, sie wartet aus Dich. Sie hiilt ihr Kind im Arm« und hat unser Boot schon bemerkt. Könntest Du bis dahin schwimmen-i Es ist et was mehr als eine halbe Meile . . .« I s O Das Meer war still und ganz un beweglich. Wie ein Rahmen von Blei umgab die glatte Fläche das wie et starrt daliegende Boot. Die Sonne leuchtete wie eine silberne Scheibe und entstirbte durch ihren Strom von Li t das satte Blau des himmels. D Atmosphäre war durchsichtige wie ein Bergkristall und ließ in r Ferne klar die Linie und alle Einzelheiten des Dricheö erkennen. Von Furcht gepackt, sah der Italie ner Juan Manuel mit einem starren Lächeln an. »Was willst Du tun? Jch kann nicht schwimmen!« Umso schlimmer iir Dicht Jch ru dere nicht weiter. nn Du die Kiifte erreichen willst, mußt Du fchtvimnien«, erwiderte Juan Manuel mit eisiger Stimme, als ob er die Formel des Todes verlese. »Ich kann nicht«, widerholte Fi lippo. »Dann wirst Du mit mir unter gehen« »Juan Manuel!« «Sieh!'· Und der junge Schiffer schraudte am Boden des Bootes schnell eine Schraube los und warf sie ins Meer. Filippo starrte die Oeffnung an und sah, wie das Wasser eindrang und lanfg am stieg. Bot Schreck schrie er au . »Juan Manuel! Laß mich nicht umlomment Nimm all dies Geld! Fünfhundert Pest-BE »Für Geld haft Du Gabriela ge f laust.« « s »Ich gebe Dir tausend Pesos, st aebe Dir mein ganzes Vermögen. Rette mich!« »Wozu? Mein Vermögen war Ga krielin und Du hast es mir gestoh en.« ,,Habe Mitleid, Juan Manuel!« »Hattesi Du mit mir Mitleid?« »Ich wußte nicht, daß ich Dir so weh tat!«« »Du liigst! Du warst mein vertrau tester Freund. Du mußtest, daß ich Gabriel-a iiber Alles liebte, und hast sie mir seia gestohlen. « »Ich stahl sie nicht. Sie wollte mich; und ich war schwach.« »Schwach? Frauen dürfen es sein, Männer nicht. Wenn sie eine Kotette war, weshalb wurdest Du zum Ver riiteri Du, mein Freundl« »Ja-an Mannen Bei Gott, höre aus Dein gutes Herz!« - »Schweig!« - V D- I Dis Boot sank immer mehr-. Juan Manuel stand aus einer Bank und sili seinen Nivalen mit sinsteren Blicken an. Der Jtaliener hatte verstanden. Diese Rache war seit Langem vorbe reitet. Es war unnütz, aus Mitleid zu hossen. Besser war es, nach einem Brett zu sehen, um sich zu retten. Sein irrer Blick siel aus die Ruder. Juan Manuel ahnte seine Gedanken, wickelte schnell die Ankertette um beide Ruder und wars sie ins Meer. Nur die Bönke und der Mast blie ben übrig. Der Jtaliener versuchte sie loszureißem Unmöglich. Berzweiselt kniete er in dein steigen den Wasser des Bootes nieder. »Juan Manuel! Verzeiht Mein Tod kann Dir nichts nünem Wir wer den beide sterben. Verzeih mir um Gabrielcks willen!« Aber Juan Manuel hörte nicht aus ihn. Mit gekreuzten Armen vorn am Zug stehend, den Blick sest aus die serne Kiiste gerichtet, glich er einer Statue aus Granit; blind, taub und « stumm. Ein Wutansall packt-e den Italiener. der glühende W sch, ihn zu erwür gen, und er siü sich aus ihn. Aber der junge Schis hatte damit gerech net. »Das ist umsonst«. sagte er. »Du bist wassean und ich habe ein Mes ser.« Und eine scharfe Klinge sbliizie in den Strahlen der Sonne. Die Zähne Filippckg tnirschten nor Wut, und wie ein erschrockenes wildes Tier, das die Stabe seines Käfiqs durchbrechen will, umklammerte er den Mast, trallte seine Nägel in das Holz, schüttelte ihn wie wahnsinnig und biß wütend hinein. Aber der Mast bewegte sich nicht. ,.Verilucht!« schrie er außer sich. Und immer tieser sank das Boot in das ruhige Meer, das teilnahmlos Zeuge« dieses schrecklichen Dramas was. Besser aus einmal sterben, als lang sam den Tod herankommen lassen. Ganz im Banne seiner eigenen Ge danken, hörte uan Manuel kanni, daß ein Körper ins Wasser fiel. Das Meer hatte sseinen Nivalen verschlun gen. Bald nahm ed auch ihn aus. Schon war der Kahn bis zum Rande voll Wasser. Als es seine Brust bespiilte, streckte er die Arme der Küste entge gen, an der Gabriela stand, und sank mit seinem Fahrzeug in die Tiefe-. »Juki Manuel hatte seine Liebe ge ra . Auch aus der Bühne der Welt ver mag nur der eine Rolle zu spielen, der »eine Rolle durchführen kann. — osl otisroriacfh Von allen farbenprächti en Erin nerungen einer an neuen -indriiclen unsagbar reichen Reise in Spa nien haftet ieine so fest in meinen Gedanken wie das Erlebnis dieser wie ein neues Weltwunder anmuten den Schöpfung Philipps Il» die hoch oben als Königs-barg im wahrsten Sinne des Wortes auf den Felsen des Guadarranragebirges über den Jahr hunderten thront. Jeder Stein dieses Klosters er scheint wie der Ausdruck eines herri schen Willens, der in die Un wirtlichkeit des zertliifteten Hoch gebirges den Zauber der Kunst versetzte und in einem einzigen Deut Fmal alle Rätsel und Schauer einer ewiespaltigen Kultur offenbar werden ließ. Keinen andern Platz gibt es aus dem Boden von Kastalien und weit darüber hinaus, wo sich der Geist des spanischen Königetums so restlos ent hüllt wie hier. Dieses architektonische qunderwerk ist wie der Schlußstrich i tunter der Aera des- zweitenPhilippJ der Hier, in enger tlösterlicher Zelle,den Tod erwartet hat und doch tein Ende finden tonnte intTriiumen seiner gren zenlosen Macht; der in Frühlingsta gen als- tottranter Mann auf denBer gen dort oben die Sonne begierig ein gesogen hat und mt dem milden Blick weit über die grenzenlose Ebene zu fei nen Füßen hingeiret ist, um selbst an den Ufern des Manganares, über dem Madrid das Haupt erhebt, einenPunlr der Ruhe nicht zu finden, wo der Re flerion ein Halt geboten war, Seltsam betlemniend wirtt schon der Gedanke, dem dieses Denlmal sein Entstehen verdantte: »Um nichts als eine Zelle zu haben, wo er seine milden Glieder zu Grabe tragen iönne«, ließ Philipp, fern in der Einöde eines un aaftlichen Gebirges, die Räume dieses Baues emporwachsen, der halb Kloster sen sollte, halb auch Ausdruck höfischer Repräsentation Weltentsaaung begeg net sich hier mit dem letzten Aufslackern eines unbefchreiblichen Prachtgefijhlsx ginquifitorische Armut mit dem uner hörten Reichtum des verschwendeten Materials. Und tief unten, unter dem Hochaltar der geräumigen, von italie nischer Klassizität beseelten, edel und rein. ohne äußern Prunt riesenhaft dimensional emporgesilhrten Kirche, ist die Gruft der Löniqe, dies einzige Pantbeon, wo die Herrscher Spanieus begraben liegen. Kein anderer Ort ift auf der Welt, wo man so die Nähe des Todes empfindet wie hier, nichts, wo einen die Vergänglichkeit auch der höch sten irdischen Macht ähnlich ergreifen kann. Jn diesen von reichen veraoldeten Bronzen eingefaßten Sätzen, die un tereinander in die Wände des achtecli aen Marmortempels eingeordnet sind, schlummern die sterblichen Ueberreste aller spanischen Herrscher und ihrer Gemahlinnen, von Karl V. angefan gen. und die erdrückende Pracht des edeln Materials umfängt in dem um ftifchen Halbduntel die Sinne wie die ferne Ahnung eines grenzenlosen Schlosses-. Nur wenige der sechsund zwanzig Vuuupyuge sinu uou ums-c Goldlettern auf dem breiten Schild an der Votderfeite. Sie stehen zum Emp fang des lebenden und der nachfolgen den Herrscher bereit. Tsirekt über dies-r 30 Fuß hohen Königsgrust befindet sieh der Hochaltar der Klosterlirche. Die ist der eigentliche Mittelpunkt der ganzen Anlage; mächtig und weitge gliedert, von den edeln Formen der Hochrenaissance getragen, mit einer ge-v waltigen Kuppel über der Vierung, de ren vergoldetes Kreuz 280 Fuß iiber dem Boden aufragt, stimmt sie zu einer majestätischen Heiterkeit, die alle Ge danken an ihre tlösterliche Bestimmung im Nu vergessen macht. Jn diesem nach der Form eines prächtigen Kreuyeg er richteten Dom des Escorial leuchtet der Sonnenglanz des Zeitalters Phi lipps ll. vielleicht am augenfälligsten Hier verweben sich roie von ungefähr die Sehnsucht nach dem Göttlichen und die Maieftiit des königlichen Willens-, der dieses Gotteshaus erstehen ließ, in eins. So leicht wird man der zwiefpälti gen Stimmungen nicht Herr. die einen beim Durchwandern des Eseorial auf S ritt und Tritt gefangen nehmen. S on der erste Anblick der großarti gen Schöpfung den man kurz vor dem Einlaufen des Zuges in die am Fuße des Berges öftlich des alten Dorer gelegene Statinn nussängt, spottet jed weder Reminiszenz an Eindrücke, dic man vielleicht sonst einmal irgendwo ähnlich gehabt hat, und je mehr man sich durch die königlichen Gärten hin durch der Höhe nähert und die aus dem Granit von Peralejos ausgeführten, von nur kleinen Fenstern durchbreche nen Mauern mit dem Blicke umfängt. um so geheimnisvoller schein diese J Schöpfung eines Königsioillens vor . r der Phantasie emporzuwachsen. Zur Hälfte Gesängnis, zum andern Teile auch Burg, Palast und Dom in eing, im ganzen aber wie Verllärung eines unsagbar aszetischen und gleich reprä sentativen Zeitolters — das etwa um schreibt die Visien dieser einzigen Klo sterstadt, hinter der mit schneebedeckten Firnen die steilen Höhen des Guadari rarnagebirges als grandiöse Kulisse gelagert sind. Jn der Tat« Die archi tektonische Form des Escorial scheint durch die Natur selbst bestimmt wor den zu sein, und die zertliifteten Fel senhöhen des Gebirges geben der menschlichen Schöpfung erst die richtige Isolie. So wird rnnn die Vorstellung nicht los-, als habe die Landschast selbst in einer eigentwilligen Laune rnit ge waltigerEruption ihrer schlummernden Kräfte ihre Schlünde geöffnet, um die Königsburg ans Licht emporzusiihren, die nun schon seit Jahrhunderten wie der letzte und höchste Ausdruck ihres ersten Bewohners und des durch ihn vertörperten Kultnrabschnitts in der Menschheitsgeschichte allem Verfalle trotzt. H Und dann ist man dort oben ange langt, nach einer Wanderung durch bliiienscdwere Gärten, wo ein versteck tes Lustichloß, die Casita del Principe, die sich irn Zeitalter der Grazien ein nur aus Geniesren bedachter Nachkom me desselben Philipp im Zauber welt entrückter Vermunsrbenheit erbaute, ei nen Augenblick die Sinne abgelenlt —-— und man nähert sich mit Herzllopsen dem hohen Seitentor, das über einer niedrigen Freitreppe im Patio de los Neues« zwischen schweren dorischen Säulen in die Kathedrale einffiihrt. Und Stunden braucht es fortan zum Durchschreiten von Kirche unterirdi schen Gängen, wo die Jnsanten und Prinzeisinnen in weißen Marmorsär gen schlafen, von schmalen Steinsties gen. die in die prächtiaen Gemächer des ersten Stockes emporsiihrem die ganz die Merkmale ihrer hosischen Bestimmung haben und mit Gonaschen Gobelins überreich dekoriert sind — znm Anslosten ferner eines sast mu sealen Reichtums von Werken und Denkmälern aller Kunst. Und wäh rend sich die Phantasie laum mit der einen Seite dieser im Egeoria ver schlossenen Schönheit zurechtarfunden geht die Wanderuna weiter auf enarn Stiegen direkt hinunter Zu den Zim mern Philipp-A die in der Tat nur einer engen Zelle gleichen, lvo das vom Denken müde Haupt des Herrschers zn ewiger Ruhe gebettet ward. An diesem Orte, der das Maß der Gegensätze bis zum äußersten erschöpft, hat die Pietät alles unberührt erhal ten, wie es in der Sterbestunde des großen Königs gewesen ist. Hier im Erdgeichoß, wo der Blick durch But zenscheiben hindurch veraeblich dieWei ten dieser grenzenlose-n, bezioinaenden Natur sucht, ariißen läraliche Bilder von den Wänden, die sieben Todsiin den des Hieronymus Bosch und einige Dürersche Zeichnungen Hier sieht man den robgezimmerten Schreibtisch mit dem hohen Ledersessel davor und dane ben einen andern Stuhl, aus dem ho« ben einen andern Stuhl, auf dem Phi liPp das lranle Bein zu strecken pfleg t, AL-- s-.L-L L--I I«--·«l«2 assAnikOo Ic- ocht lustu unz- --«-1«»- Hs »·.«,»-Y. Kruzifix gezeigt, das die lHände des Königs im Gebet umklammerten, und nebenan in einem engen Gange, der dt- » relt zum Hochaltar derKirche hinführt. . sieht man noch den alten Tragstuhl, int dem derselbe Philipp seine letzte Reisel zum Escorial eingetreten· Jn einer » altovenartigen Vertiefung aber steht unberührt von der Zeit das Bett, in dem der König sich dem Tode vermähl te. Die hintere Wand des Gelasses hat eine fensterartige Oeffnung. durch die der Blick aufs Allerheiligste auf dem Hochaltar der Kirche traf. Ju diesem Anblick ist Philipp gestorben und frsigeworden von einer langen, Krankheit, die ihm daf- Leben längst zur Qual gemacht. Die Wunderwelt des Esrorial hat so bald tein Ende. Was allein die Bibliothet an löstlichitem Besitz alter Dtuclwetle und Handschriften um schließt, grenzt ans Märchenhafte. Jn den Kapitelsälen an der Südseite des mittlern Kreuzganges befindet sich die eigentliche Galerie, die mit den Schät zen der Satristia zusammen ein klei ’nes Museum erkesenster Kunst aug m·acht, die nicht nur auf Spanien be schränkt gewesen ist. In demselben Raume hängen neben den Meisterwer len der Tintoretto, Tizian u. a. auch Bilder zweier Künstler fast nebenein ander, die, ähnlich wie derEscorial alsS Architektur-, Symbole altfpanischer Kultur genannt werden dürfen: Gre cos hl. Mauriiius und Velasquez Darstellung der Uebergabe des blutbe fleckten Rockes von Joseph an seineu Vater Jakob, das Pendant zur Schmiede des Vulkan und wie diese 11630 in Rom gemalt. Man mag an T——I.·-. diesem Orte noch weniger als im Pra do die beiden Künstler miteinander vergleichen, die in ihren Temperamen ten und ihrer Lebensanschauung zu verschieden gewesen find, als daß der eine überhaupt am andern gemessen werden könnte. Aber an dieser Stelle sind sie doch Inbegriff nnd höchster Ausdruck ihrer Zeit, die in dem disco när schaffenden Griechen Domenico Theotocopuli. genannt El Greco, den Borkiimpfer des triumphierenden Machtqefiihles der katholischen Kirche feben durfte, wie in Belasquez denVe jaher des wirklichen Lebens nnd da nach den aristokratifrhen Verkörperer einzinartiaer höfiscber Kultur. Grec ift mittelalterlich aron und start, (od-· wohl feine Malerei der Gesinnung bei-« nahe fpottet) der Wunder voll, die To ledo, als neue Hochburg der christlichen Kirche, in ihrer weltfernen Einsamkeit auf dem Bergleael oberhalb des Talr in einer nnbesrbreihlichen Natur noch heute siir den Wanderer bereit hält; Nelasquez aber versinkt refilos in Dem Glanz einer andersgearteten Umge bung, die mit neuen Lebensmaximen den Zauber fpanischer Kultur und et ner unerhörien Prachtentfaltnng ein zufangen sich müht. Jn beidenKiinfb lern aber lieqt tief und schier uner grijndbar auch ein Stück vnn jenem rnit Worten kaum auszuschdpfenden Geheimnis- verboraen, das in denJah ren zwischen 1563 und 1584 dem un wirtlichen Guadarramaaebirqe mit den Kosten von wohl 20 Millionen Pefetag dieliönigsburg des Escorial abgetrotzt hat. Prof.Dr.Georg Biermann q-s—--— Dte Zustände tu der russtfchen Arme-. Seit qeraumer Zeit arbeitet eine ganze Gruppe der Reichsduma, mit dem Oltobristenfiihrer Gntfchlow an der Spitze-, in der Presse hauptsächlich durch die nationalistische Notvoie Wremfa unterstützt, an der Beseiti anna des .Kriea.-J!uinisters Ssuchomlii nam. In diesem Kampfe werden Tat sschen iilfreanstiinde in der Armee mit-s geteilt, die wir mit allem Vorbehalt — eie Verantwortlan den russitcben Au tcsren iiberlassend — wiedergeben, da Tit-, ob ülsertrieben oder nicht, des Jn ieressesz nicht entbehren Der bekannte Mitarbeiter derNowaje Wrernia, Men sctntow, veröffentlicht einen Brief aus per Armee, verfaßt von einem älteren Offizier, der iiber reiche Krieasersahs runa verfiiat und sich angeblich nur aus Pflichtgefühl veranlaßt sieht, seine Anaaben zu machen Die Rede Entsch lows, worin dieser der Artilleriever Haltung den scktvereii Vorwurf macht, die Krieasbereitschaft der Armee zu vernacltlässiaen habe bei den Puppen leilen der aefährdeten Wesront an der Deutschen Grenze kaum irgendwelchen Eindruck aemacht. denn fiir die dorti nen Offiziere seien dies alles Binsen Ivahrheiten gewesen. Die Probemo bitmacluma im vorigen Jahre in Su hoalti sei überhaupt nicht lontrolliert Twarden die Jntendantnr arbeite wo lmaalicb nach schlechter als früher, bis Ietzt seien z. B. noch nicbt die Hosen fiir 1911 ausaeaebem die Stiefel seien ein ensiaes Elend. Für die Maschi llcslqelvkyke schll lcllle Busruru wr lzanden, eine dicht an der Grenze ste hende Schiitzenbrignde habe deshalb ihre Maschinengewehre aus eigenen Wagen untergebracht. Jn jedem Re aiment seien nur zwei Maschinengei wrhre fiir die Verwendung von Spitz neschossen eingerichtet, die übrigen sechs fiir die alten Patronen Die neue Visierung sei den meisten Ossizieren und Leuten unbekannt, so daß sie im tkrnstfkille garnicht damit umzugehn verstanden Wlihrend die Artillerie eines deutschen Armeelorps über min destens 152 Geschütze verfüge, habe ein russisches Korps nur 108, und zwar 96 Kanonen und 12 Mörser-; Letztere seien bisher nur in der Theorie durch Haubitzen ersetzt. Aus 1000 Majo nette kämen in Deutschland 6.8, in Rußland nur 3,8 Geier-Sitze Bei der Neugestaltung der Armee 1910 seien zwar Abteilungen schwerer Artillerie ausgestellt worden, sie beständen jedoch bisher wie Gogols Tote Seelen —- nur auf dem Papier, und Haubitzen seien nicht geliefert worden. Ebenso sei es mit dem Pioniergerät und den Beleuch tung-Zusagen Die Aussiihrunnem in denen auch hauptsächlich von den schlechten Gratiaten, die häufige Rohr lerpierer herbeiführten, gesprochen wird, Granatenj die vielleicht in ver lsrecherischer Absicht von ausländischen Firhriken schlecht geliefert würden, Ilingen in dem natioualistischen Appell Bestellungen mehr im Ausland zu ma chen und sich lediglich auf die Erzeug nisse der russischen staatlichen und pri vaten Industrie zu stätzen