Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 16, 1912, Zweiter Theil, Image 11

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    Frau Honnenscheinw
Rooelle von Anne o. den Elen.
Pastvr Janssen und seine Fraui
waren es, die-der strahlend glücklichens
jungen Frau mit den sonnigen brau-(
nen Augen diesen Liebe-Inaan an-(
hängten Seitdem nannte man sie ins
der deutschen Kolonie nicht anders. .
Wenn Frau Gerda am Arme ihres
stattlichen Mannes an den Menschen
vorüberging, so slog ihnen manch be
wunderndee Blick nach, der deutlich
sagte: welch’ schönes Paar! Das
siihlte Frau Gerda wohl und es freute
sie. Sie richtete sich dann noch ein
wenig höher ans und sah ihren Mann
glücklich an. Und harre Brügge
mann erwiderte den Blick mit zärtlich
stolzem Lächeln —- wo gab es eine
zweite Frau, wie seine Gerdat
»Ich will nur einen Mann, der
groß undstark und schön ist, und des
sen Stimme wie Donner grollt, wenn
er ziirntl« hatte Gerda ost halb scher
zend, und doch mit Nachdrucl, der
Mutter gesagt. Und die Försierin
lachte dazu, aber sie dachte dabei, daß
ein Anderer auch neben ihrem schönen,
hochgewachsenen Kinde eine ilägliche
Figur machen würde.
Und dann kam Varro Brügge
mann, blas; und matt vom langen
Schmerzenslager, den Arm noch in der
Binde. Aber bald bekamen seine
staunenden Augen. die der Cousine
überall solgten, Glanz und Feuer.,.
Sein müder Gang wurde elastisch und
die hohe Gestalt strasste sich. wenn er
neben Gerda durch den Wald schritt.
Und es währte nicht lange, da stand
ein Siegerliicheln aus seinem blossen
Gesicht.
Und Gerda’g Augen strahlten uno
fragten: »Seht ihn doch an, ist er
nicht ein echter Mann, groß, start und
schön, wie ich ihn wollte? Verraten
seine Augen nicht ein treue5, ehrliches
ems- .
»Da-n Fleck weg« hätte Harro
Brüggemanu das Mädchen gern gej
heiratet, aber es galt, zuerst eine
sichere Existenz gründen. —- —
Und eines Tages kam der Abschied
oom Elternhause.
Eind, Rind, wenn es nicht Nuß
kand wäre!«
»Wä» es Dir lieber, wir zögen
über’g Meer nach Asrika oder Ame
rika?«
«Nein, nein! Nur das« nichts« —
Und die zwei starken, jungen, sto
hen Menschen zogen hinaus, die her
Ien voll Sonnenschein und Zulunst5
hossnungen. So reich an Glück war
Frau Gerdcke herz, daß der lichte
Schein ihrer Augen jedem verriet,
welch einen Schatz an Liebe sie gab
und empfing. —
,,Mutter, Du solltest ihn zwischen
den hunderten von Arbeitern sehen
und dazDonnern seiner Stimme hö
ren, wenn die Kerls saul oder wider
senlich sind. « Nun respektieren sie den
Deutschen set-ein« schrieb Gerda in
freudigem Stolze heim. o
Und dann kain eine Zeit des höch
sten Jubels! Nie hat wohl eine Frau
ihre schwere Stunde mit solch gliick
seliger Ungeduld erwartet, nie ist mit
stolzer-er Freude alle Beschwerde der
künftigen Mutter getragen worden!
Und es schien der jungen Frau sast
zu groß, das Glück, ihren Sohn in
den Armen zu halten, ein kleines We:
sen, Blut von ihrem Blut, das sie zu
einem starken, guten Menschen erzie
hen wollte. —- — —
Die Jahre gingen dahin im srohen
Schaffen und Ringen. Die neue Hei
mat, in der ihr Glück so sest veran
kert, war den Beiden lieb geworden.
Jrn Kinderzimmer tummelten sich drei
Blondtöpse in jauchzender Lust und
mitten unter ihnen eine junge Mut
ter, deren strahlende Augen der Kin
der Sonne war.
Da kam eine Nacht voll Schrecken.
Ein Flammenmeer siirdteden him
mel purpurrot, die Sturmglocke
gelite. Varro Brüggemann riß sich
aus den Armen seines jungen Weibes
und stürmte hinaus in die ei.sge Win
ternacht, um Hab und Gut seines
Brodherrn retten zu helfen.
Erst am Morgen iam Harro Briigs
gemann heim, von Rauch geschwiirzt,
Des-are und Bart versengt und die
durchniiszten Kleider steis gefroren.
Und der Nacht voll banger Sorge
folgten lange dunkle Wochen, da ein
espenstiger Schatten an han« Bett
send und gierig die Knochenarme
nach dem irastvollen ungen Leben
ausstreettt Aber auch die Liede hielt
Wache. Und endlich hatte Frau
Nachbar Sonnenschein dem Sensen
Inann seine Beute entrissen. Nun
strahlte von ihrem Antlitz wieder das
Glück, —- aber es hatte einen leisen
hauch von Wehmut.
»Wir haben dem Schicksal einen
Zoll zahlen müssen —- harro’ö Zorn
kann nicht mehr ,,tvie Donner grol
len«. Der Arzt sagt: Stimmbänder
lähmung eine Folge jener eisigen
Schreckensnachi. Aber ich liebe auch
sein Flüstern, Mutter! Nur siirchte
ich, daß er nach der schweren Lungen
entziindung das rauhe Klima nicht
mehr vertchen wird,« schrieb Gerda
heim. —- — — —
Als der nächste Winter lam, rüste
ten Brüggemanns —- nach energische-n
Mahnen des Arztes —- zur Reise
nach Deutschland.
·- es e
Die Försterin genoß in seliger
Greude die Gegenwart ihrer Tochter
und Enkel, aber den Mutteraugen
entging ei nicht, daß Gerdas Herz eine
bange Sorge verbergen»ivollte.
» »Wie kannst Du Dich um ein wenig
Heiserleit so ängstigen. Kind! Sieh
ihn doch an, wie start und gesund sein
Körper ist«
Und doch! Wie manche Stunde der
Nacht lag sie schlaslos und horchte aus
; die schweren Atemzüge des· Mannes.
. Aber sie schwieg darüber und harre
jllagte niemals. Mit rastlosem Eifer
jarbeitete er siir seine Kinder, sein
soierblättriges Glücksblatt, wie er es
sgern nannte.
) Aber plötzlich schien es Frau Gerda, »
als ob sich die hohe Gestalt ihres Man- ;
nes nur unter ihren Augen so strafste.
Als ob sie zusammensant, wenn er»
Isich unbeobachtet glaubte. Und zu
weilen tlang in stiller Nacht ein schwe
res Röcheln an ihr Ohr. Wie einev
Klammer umtrallte die Angst ihr
rz.
Als aber die ersten gelben Blätter
sommermiide von den Zweigen tau
melten, wurde harros Gang immer
schwerer und der Körper neigte sich
vorniiber. Droben, hinter den Gar
dinen stand Gerda mit gerungenen
bönden und behenden Lippen.
«Jch will die Wahrheit wissen, Herr
Doktor — giebt es noch eine Rettung
für meinen Mann? Kann ein Ausent
halt im Süden sein Leiden heilen,
oder doch bessern?« Die Augen des
alten Arztes sahen prüfend die Fra
gende an, ob sie start genug sei, die
Wahrheit zu hören. Dann schüttelte
er ernst den Kaps. »Liebe, junge
Frau, es giebt allerhand Mittel, um
die Leiden Jhres Mannes zu verlän
gern — heilung oder auch Besserung
ist das aber nicht. Und wie ich ihn
kenne, wird er sich nicht nach dem Sü
den schicken lassen. Keine Stunde
früher wird er sich von seiner Familie
trennen wollen, als es unbedingt not
wendig ist.« —
Und so war es auch. Mit zäher
Energie schleppte sich Darro Brügge
mann alltäglich in sein Comptoir.
Da sasz er über den Büchern uiid rech
nete —- rechnete —. Wenn er dann
heimwantte und die Treppe erklom
men hatte, sand er droben seine Frau
in einein lichten Gewande, ein Lächeln
aus den Lippen.
»Wie ist es nur möglich, dasz sie
nichts mertt",. dachte Brüggemann
dann wohl. Wie ein Paradies er
schien ihm jetzt sein Heim mit dieser
schönen, sonnigen Frau. Niemals
ahnte er, wie sehr sie litt, wie sie die
Stunden zählte, die er sern von ihr
verbrachte! Und dann ersann sie aller
hand Vorwürse, weshalb sie ihn wäh
rend der Geschiistszeit aussuchen muß
te. Er liesz es sich schweigend gesal
len. Dann gingen sie zusammen heim.
Aber Gerda las nichts mehr von Be
wunderung in den Augen der Mens
söhen. Manche mochten wohl denten,
wie es möglich sei, daß die Frau so
vergnügt plauderte, während ein tot
tranter Mann an ihrer Seite wantte.
—- »Frau Nachbar Sonnenschein« —
wie leicht war es doch, diesen Namen
zu verdienen, wenn man so recht im
Glück saß! Aber mit totwundem Her
zen einem Sterbenden die letzte turze
Spanne Zeit, die ihm noch bescheiden,
Sonnenschein zu geben, das tonnte
iiur eine starte Seele. Tas war der
Dank siir das Glück, das er ihr gege
ben. —
Erst als Varro Bruggemann »so-«
allein Erdenleid erlöst ivar, brach
Frau Gerda zufammen.
Aber die Forderungen des Lebens
gönnten ihr teine Zeit, in stiller Zu
rückgezogenheit ihren tiefen Schmerz
zu verbergen. Nun saß Frau Gerda
von friih bis spät in ihres Gatten
Stuhl, das haupt mit der braunen
Flechtentrone über die Geschäftsbücher
gebeugt. Und die Arbeiter spotteten
wohl —- was verstand ein Frauen
zimmer von solchem Geschäft! Frau
Gerda fühlte den Widerstand ihrer
Untergebenen, aber sie ließ fich nicht
beirren. ;Sie hob die Augen zu des
Todten Porträt, das ihn in Jugend
traft zeigte. Dann erschütterte wohl
ein Schluchzen den Körper der Frau.
Aber schnell raffte Frau Gerda sich
aus — daheim sahen fiinf Augenpaare
sehnsüchtig nach der Mutter aus! —
Wenn sie dann droben vor der Kor
ridortiire stand, so strich sie iiber ihre
Stirn, als wollte sie alle die trüben
Gedanien fortwifchen, um ihan Kin
dern ein heiteres Gesicht zu zeigen.
Denn die Jugend braucht Sonnen
schein, um fröhlich zu gedeihen. »Frau
Nachbar Sonnenschein« —- das wollte
sie nicht blos .fiir Fremde gewesen
fein! Mit einein Scherztvort trat
Frau Gerda iiber die Schwelle, ju
belnd umringt von der kleinen Schar,
die die»spGroßmutter lauen noch hätte
bändigen lönnen Und aus den Augen
--H-.«» .»- »--f»« , M»
der Kinder strahlte ihr nun der Froh
sinn zurück, den sie oft verschwende
rtsch ausgestreut hatte in die jungen
Herzen.
Gununiernte in Jammer
Kautschuk wird, wie bekannt, aus
dem Milchsaft einer großen Anzahl
von tropischen Gewächsen gewonnen.
Man erhält die Milch durch An
zapsen oder Abschlagen der in
Betracht kommenden Bäume, Schling
pflanzen usw. und dringt sie auf ver
schiedene Weise zum Gerinnen. Die
sich bildende feste Masse ist Rohgumnri.
Es läßt sich denken, daß dies-, zum-ist
im Urwald stattfindende Kautschukge
winnung gewöhnlich überaus primitiv
und romantisch ist. Ein fesselndes Bild
von ihr gibt der Herausgebers der be
kannten amerikanischen Fachzeitung
Jndia Nubber World. Er schildert
den von ihm an Ort und Stelle ein
gehend studierten Verlauf der Gummi
ernte in Panama in folgender Weise:
Die feuchte Witterung hat nachge
lassen; der Mond leuchtet tlar am Fir
mament; der Wind ging nach Nord-·
osten herum —- und die Kautschub
samrnler im fernen Gebirge lesen-1 irr
den Sternen: die Zeit zum Zapfen ist
da. Der Unternehmer hat bereits wo
chenlang von seinem Standquartier
aus ängstlich den Himmel beobachtet.
Das Wetter ist ihm diesmal hold, uer
der bei Sternenschimmer und frischer
Luft grauende Morgen nimmt ihm die
»Sorge vom Herzen. Schon früh ist er
damit beschäftigt, den Proviant und
die CamvsAusriistung fertig zu legen.
Die Saison im 15 Meilen entfernten
Camv Pearson soll eröffnet werden,
und das nötige Material, von der
Schachtel Zündhölzer bis zur schweren
Gummipresse, müssen die Leute auf
dem Rücken hinaufschleppen.
Der erste Ruf oer nagenden requi
fchulsammler schallt aus den Bergen
heraus, und bald lommen sie in
Trupps von Zehn und Zwanzig an —
Männer, Weiber und Hunde, samt ei
nem Rudel magerer Hunde. Die Män
ner schärfen schnell ihreMachete(Busch
’ixiesser) und schnüren ihr Gepack, wiibs
- rend die Frauen ein Mahl bereiten, die
Kinder und Hunde Speltalel machen
und miteinander kaufen. Der Führer
Ibat inzwischen zwölf der kräftigsten
. ltbeiter ausgewählt, die vorausmar
fchieren, einen Pfad bahnen und das
zukünftige Lager in Besih nehmen.
;T-ann werfen nach und nach auch die
anderen die Last auf den Rücken und
machen sich auf den Weg. Ganz zuletzt
folgen die Weiber; sie tragen die Del
len und die persönlichen Habseligleiten
der Männer.
Ueber -steile Berge und Schluchten
geht es, wo das Steigen stellenweise
sehr schwer fällt; dann durch hohen
Urwald mit erfrischendem Schatten
und prächtigen Palmgruppen — nur
schwach die Kronen durchdringendeå
Sonnenlicht bezeichneiden Pfad. Fün
le Affen schauen mit Erstaunen auf die
Eindringlinge herab, schneiden die
drolligften Greimassen und proteftieren
laut; liirmende Papageien spielen in
den Wipfeln und tun das Ihre. um
das romantische Tropengemälde zu
vervollständigen An der Furt eines
Flusses stockt der Zug; einige waten »
unerschrocken hindurch, während an-;
dere den Frauen behilflich sind. Der s
eine oder andere strauchelt und fällt s
ins Wasser, was jedesmal lebhaftes
lGelächter und Geschrei hervorruft.
Aber tein ernstlicherUnfall ereignet sich
und bald tann der Marsch weitergehen
Wenn das Lager endlich erreicht, ist
; der Nachmittag fast vorüber. Die Leu
lte beeilen fich, die Dächer der Rauche-H
zu fliclen und fee wobnlich zu machen-;
Der Busch wtkv gelichtet unr- casi u
xstcllen sind bald auf Pfählen den Hüt
ten entlang aufgeschlagen Die Köche
sind tätig; die Töpfe mit Reis damp
fen, der schwarze Kaffee brodelt und
entsendet Gerüche, die nur ein hungri
ger Buschmann zu würdigen weiß. Bei
dem Ruf »a comer'« (zum Essen) fin
. den sich genug willige Hände, die Töp
»fe mit heißem Reis und Kaffee vom
Feuer zu heben und auf den Boden zu
T stellen, wo sich die Eingeborenen hurtig
isiedertauern und das Mahl mittelst
roh geschnitzter Löffel einnehmen.
Die Sonne sintt allmählich, und die
Nacht naht schnell. Kröten und dem
Licht abholde Jnsetten melden sich; die
Neste desFeuers schwelen und tniftern;
’Eulengeschrei tönt schaurig durch dass
»Waldesdufter —— das Lager selbst liegt
in friedlicher Ruhe.
Lange vor Tagesanbruch treibt der
Master die Köche aus den Federn, ver
teilt die Nationen und ermuntert die
Schläfrigen. Es dunkelt noch, wenn
;dao Morgenmahl verzehrt ist, denn bei
i
1
l
l
i
» Sonnenaufgang soll der Zapfer an der :
iArbeit fein. Jose, der Häuptling teilt
»die Caucherorin Trupps von etwa
Fünfzehn und bestimmt einen Anfiihs »
frer für dte einzelne Abteilung. Den
’einzelnen Gruppen sind möglichst ge
Inau begrenzte Distritte angewiesen,
s und mit brennenden Pfeier ziehen dir
iTrupps fort, allmählich tm Busch vers «
)schwindend; noch lange erweckt ihr
Halloh ein immer leiser tönende-z (7sl:o.
Der Camphüuptling läßt inzwischen
Brennholz sammeln. Die Frauen spü
len die Pfannen, Kübel und Fässer; je
des Ding wird sauber und für die
Gummiberettung fertiggemacht. Die
Jungen pflücken im Walde Batatilla
Ranten, die sfie dann in Stücke brechen, ·
in Wasserbehälter rintauchen und aus-i
quetschen, um ein Gerinnungsmittel i
für die Kautschulmilch zu erhalten . s
Von 2 Uhr mittags an tommen die I
Caucheros wieder zurück, und um 4Ul3r
ist die lehte Kanne mit gesammeltem
Milchsaft gewogen und in die Fässer
entleert. Klares Wasser wird hinzu
gefügt und vie Miich durch Tücher ge
gossen, um Schmutz und Rinde zu ent
fernen. Darauf verteilt man sie in die
Pfannen, versetzt sie mit dem Pflan
zensaft und riihrt tüchtig um« Hiermit
ist das Tagewerk beendet. Die Sonne
verschwindet hinter den Gipfrln der
Urwaldriesen, lange dunkle Schatten
auf die Lichtungen werfend. Die Män
ner und Kinder eilen zum erquickenden
Bade, und bald geht es wieder zur Ru
he. Die Sterne funkeln durch die dü
steren Baumkronenund der Schein des
Mondes spiegelt Reflexe auf den stillen
Wald. Der Unternehmer liegt rau
chend in seiner Hängenratte und berech
net im Geiste den möglichenGewinn -—·
er träumt von hunderten von Tonnen
Rohgummi und hohenBertaufspreisen.
Am nächsten Tag beginnt die Arbeit
von neuem. Der Gummi ist vollkom
men geronnen oder »loaguliert«, wie
der technische Ausdruck heißt; jede
Pfanne enthält eine weiche, weiße, in
schwarzer Flüssigkeit schwimmende
Masse, die sorgsam abgehoben und
durch die Presse gefiihrt wird, wobei
sie die Form eines großen flachen Ku
chens annimmt. « Man brennt dann
das Zeichen der Firma ein, trocknet ei
nige Tage und hat bald ein marttfer
tiges Produtt vor-sich.
So wurde das Leben ziemlich einw
nig verlaufen. wenn nicht die eine oder
andere Episode Abwechslung in das
selbe brächte: Ein Trupp Cobcheros
kommt ins Lager gerannt und ruft
nach einer Flinte. Sie haben frische
Wildspuren angetroffen, und die Aus
ficht auf Fleisch ist Grund genug, die
Arbeit zu unterbrechen. Schnell ver
schwinden die Jäger mit der Büchse;
nach einer Stunde fällt in derNähe ein
Schuß — und dann noch einer. Jn
dem Dickicht des Berglandes ist das
Schießen nicht leicht ,und wenn die Jä:
ger beladen mit einem feisten Bock
heimtehren, herrscht eitel Freude. Das
Wildbret wird an den nächsten Baum
erhängt. abgezogen und in Streifen
geschnitten. Einen Teil salzt man ein,
aber das beste Fleisch wird gewöhnlich
geräuchert, indem man es auf primi
tive Gestelle über mit frischem Holz ge
nähtte Feuer legt. Ein Stück geräu
chcrtes Wildbret — auf offenem Feuer
geröstet oder in der Pfanne geschmort
— schmeckt unter den obwaltendenUm
ständen vorzüglich·
Die Tage vergehen, einer wie der
andere. Die Kautschulhausen wachsen
an —- und die Lebensmittel werden
immer weniger-. Die Caucheros haben
die Wälder im Umkreise von Meilen
ausgebeutet —-—— die Kampagne ist zn
Ende. Der Aufbruch geht schnell von
statten. Jeder Mann trägt eine schwere
Last Rohgummi und einige Ausrüi
stungsgegenstände auf demRücken. Der
Master wirst IHängematte und Decken
auf den Rücken, nimmt Abschied von
seinem Arbeitsfeld und folgt den Sei
nen heimwärts. Camp Pearson liegt
wieder- still und einsam da.
sechs Millionen Soldaten.
Sechs Miklionen Soldaten
Zu der nunmehr beschlossenen Wehr
reiorm in Oesterreich - Ungarn, die
durch die Zustimmung aller Häuser in
den zwei Reichshälften zum Gesetz ge
worden ist, schreibt die Wiener Neue
Freie Presse:
»3wei Millionen Soldaten wird
die österreichischsungarisckx Monarchie
künftig ins Feld stellen können. Die
Kriegsarmee des Deutschen Reiches
wird aus vier Millionen geschätzt,
und jeder Feind, der sich an einem
der beiden Verbiindeten vergreifen
wollte, müßte damit rechnen, daß ein
Block von sechs Millionen vortrefflich
ausgerüsteter Soldaten zur Vertei
digung bereit wäre und in steter
Schlagfertigteit den Kampf aufneh
men würde. Ein Block von sechs Mil
lionen Soldaten zwingt auch den
übermütigsten und vom Haß ver
blendeten Gegner zum Nachdenken
über die Gefahren «des Friedenser
ches. Deshalb ist das Wehrgesetz, das
dem Volke die zweijährige Dienstzeit
bietet, zugleich eine Befestigung der
Bündnispolitit, ein«Schutz der Arbeit
und des Wohlstandes und eine Not
wendigteit, der sich kein Staat ent
ziehen tann. Sechs Millionen Sol
daten! Das ist eine Warnungstafel,
ausgestellt an den Grenzen der ver
bündeten Reiche; das ist ein Druck
aus die Leichtsertigen, die im We
sten und im Norden vielleicht Lust ha
ben sollten, sich in Abenteuer zu ver
lieren. Das Wehrgesetz ist ein ento
päisches Ereignis, das irn Zusammen
hange mit den jüngsten militärischen
Beschlüssen im Deutschen Reiche durch
die bundesmäßige Vereinigung von
geschichtlich in solchem Ausmaße nie
mals aufgebotenen Kräften ein hoher
Damm gegen Ruhe-störet sein wird.«
Diese von Freude und Stolz erfüll
ten Worte haben auch in Deutschland
Widerhall gefunden, wo schon lange
in der Oeffentlichleit die Erkenntnis
durchdrungen ist, daß die stete und
starke Bereitschast die sicherste Gewähr
für den Frieden bildet.
Wir meinen. das Glück lächle uns,
während es uns —- auslacht.
t
I Yuntoristisrlw Innpr
Ein Menschenhaare-.
»Sieh« mal, Nachbar, jetzt bin ich
zu all’ meinem Unglück noch abge
brannt.«
»Das war wohl die letzte Rettung,
Nachbar?"
i Unverbesserlich.
»Weißt Du das Neueste von Lüf
telmeier? Heiratsvermittler ist er ge
worden!«
! »Das wundert mich nicht —- der
lKerl hatte schon als Junge immer nur
sSchlechtigleiten im Kopft«
! Der gntberzige Karl.
Der kleine Fritz liegt schwerltank in
seinem Bettchen, und weinend neben
ihm sitzt seine Mutter. Da kommt
der vierjährige Karl hinzu, schlingt
seine Armchen um den Hals der Mut
ter und sagt tröstend: »Meine nicht,
Muttit Wenn er stirbt, lassen wir ihn
ausstopsen!« —- Zum Glück wurde
Fritz bald darauf wieder gesund.
BackiischsGespriich »
»Du Eila, ich lese da von Periklesl
War das nicht der olle Grieche, der
die Perriicken erfunden hat?«
Ein Gemütsmenich·
Herr lsich vorstellend): ,,Verzeihen
Sie ich heiße Sauerbier.«
Anderer Herr: »Gewiß, ich verzeihe
Jhneni«
Selbstgesprii ts.
.,,T-onnerwetter dös Geld wenn i
hätt’, was i mir schon an Kapital
steuer erspart hab’, weil i toa Vermö
gen hab’, da wär i reich.«
Aus dem Tanebnchen einer ,,hölreren«
zisch
Der Appetit ist der Maßstab der
Treue. l
Anziiglich.
Geck (zu einer Dame): »Einmal —
das muß ich sagen —- war ich bis Zum
Blödsinn verliebt.« ,
,,Haben Sie das jetzt schon ganz
überwunden?«
Immer derselbe.
Professor fim Bade sich tummelnd):
»Wie unvorsichtig von meiner Enta
lia, mir keinen Regenschirm mitzuge
ben —- jetzt bin ich wieder bis aus die
Haut naß geworden.«
Eine reäcbe Partie.
» . . . Und wissen Sie, was meine
Tochter mittriegt?«
»Jawohl —- doch ich heirate sie nur
aus Liebe!'«
»Js e’ Kunst, zu heiraten nur aus
Liebe, wenn Sie wissen, was sie mit
triegt t«
Weines Mißverständnis.
Vater: ». . .. Meine Tochter wollen
Sie? Können Sie denn auch eine
Frau ernähren?«
Tochter: »Aber Papa, Du dentst
doch immer zuerst an’s Essen!«
Die mißlungene Belagerung.
Eine unglaubliche Geschichte von Fritz
v. Briesen.
Der Ritter sitzt beim leckern Mahle,
Da bläst der Thürmer Warnsignalet
Der Ritter denkt sich: Ei der Dausi
Und holt zunächst sein Fernrohr
- ’raus,
Ein andrer würde jetzt erblassen:
Dort hinten kommt der Feind in
Massen!
Der Ritter geht ans Telephon
Und spricht mit Kurd, dem Schwie
gersohn.
Jest naht in dichtgedrängten Mengen
Der Feind, die Feste zu bedrängen.
Der Ritter denlt: Schickt man im Aut
Nach Hilfe? Nein, dag pusft zu laut!
Schon wimmelt drauß die Ueber
macht,
Der Bolzen schwirrt, der Sturmbocl
kracht
Der Ritter meint: Ich hoff’ und
« harre !
Aus Kukdt und nimmt sich sne Ci
garre.
Sturmleiirrn legt der Feind jetzt an,
Die Burgmannschaft fällt Mann für
Mann.
Der Ritter seufzt: Jetzt geht’s aufs
letzte,
Weil die Kanonen ich versetzte! . . .
Da, schautlommt Kurd per Flugma
schw
Schmeißt Dynamtt —- die Feinde
flieh’n!
Der Ritter jauch3t: Ich schenl’ den-,
Braven
Dafür den neusten Phonographmz .
’Ja, ja, so lommt’s, wenn ungewöhnt .
Vka Schlafen man dem Lesen frönt:
Zuerst der alten Rittersage
sUnd dann der Technik uns’rer Tagrt .
!
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»Auch nicht ein vcxünftjqcr Witz drin,
Icn man »umarbcitcn könnte-«
»Dct Jcschäfte jeht von Tuch zu Tach
schlechter-; nu fangen ma noch noch de
Philharmonifchcn de Kunden wcd11«
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»Es-.- å-9.37«" Ass
. «,:Fronspc)ulser. iclJ häm- mux cm paar
kmme Lin-r qclmbt.... Alter du- Ojthncc
schlafen wohl jetzt Muth-«
»Na, haben Sie nnlängft die skandalöfe
Geschichte der Familie Meyer crzäl)lt?"
«L·ider nicht gauzp der Trc ist ausge
mn en, Und so hab ich sie nur bis zur
Tut ten zurückgegangencn Verlobung cr
kählen kdnncn.«
Ehcmaliger » Tcsxnlkcllnrtt »Dös is n
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Bicrschaum schimpfen; mir lmt ck nanz
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