= E in Esel-n a r d e r Roman von Egbert Carl-sen ," W (19. Fortsetzung) le »Aber Ihrem Namen nachzu urtei n —-I »Müßte ich eine Russin sein«, vol lendete das junge Miid n sliisternd. «Aber Wanda Sumiros ist nur ein nom de guerre. Jhrer Diskretion will ich meinen wahren Namen anver trauen, welchen ich aus Rücksicht aus s meine Familie nicht mit in den Cirtus Nehmen durfte. Jch hin eine Englän derin und heiße Alma Robinson.« Die Worte waren so leise gespro chen, daß selbst Hugo sie kaum verste hen konnte, geschweige denn ein Ande rer. Fernerstehenden »Ich danke Ih nen siir Jhr Vertrauen und werde mich desselben würdig heweisen«, er wiederte der Ossizier in demselben Isliisiertorr. »Was ich Ihnen vorhin aus Russtsch sagte, war die Bitte, Ih nen eine Warnung zukommen lassen In dürfen. Dars ich dieselbe ausspre chen?" »Warum nicht?«» «Zus"cillig sah ich heute Abend einen Mann aus Jhrem hause treten. wel chen ich Grund habe. siir einen gewis senlosen Abenteurer zu halten. Jch wiederhole ,zusiillig’, denn es liegt mir fern, Ihre Schritte zu überwachen, aber ich dankte dem Zusall, welcher mich gerade in diesem Momente an Ihrer Wohnung voriidersührte. Dü ten Sie sich vor diesem Menschen, ich bitte Sie aus das Jnnigste darum, und mißachten Sie meine Warnung nicht, welche —- davon seien Sie Iderzeugt —- nur dem Wunsche ent ffspringt Ihnen zu nützenF Die Röte war aus dem Gesichte des jungen Mädchens verschwunden und hatte ei er fahlen Blösse Platz ge macht. her ihre Fassung verließ sie nicht. »Sie meinen Erich d. Mar ten5?« fragte sie mit erzwungener Ruhe. — .Er ist es«, nickte Hugo. .Jhte Warnung ist überflüssig, lie ber Freund«, fuhr Alma in demselben gelassenen Tone fort, »aber trotzdem liegt es mir fern, sie Jhnen zu verar gen. Denn Sie sind nicht der Erste, welcher mich vor Herrn v. Mariens gewarnt hat, vor Jhnen haben schon Andere mir geraten, mich vor demsel ben zu hüten. Aber ebensowenig wie ich Ihnen gefolgt bin, kann ich Jhnen folgen. Schon vor längerer Zeit lern te ich herrn v. Mariens in Wiesba den kennen, er ist ein alter, vertrauter rennd von mir. wie auch ich seine rtraute bin. Jch weiß, daß er viele nnd einflußreiche Feinde besitzt, und von diesen gehen jene verleumderischen Gerüchte aus, welche man auch Jhnen in’s Ohr gefliisiert hat, Gerüchte, wel che man um so leichter verbreiten konn te, da allerdings Mariens eine Zeit lang gezwungen war, Manches zu tun, was ein schlechtes Licht auf ihn werfen konnte. Sie sehen, ich bin sehr gut unterrichtet, gut genug, um mir ein selbständiges Urteil über diesen Mann u bilden. So sehr ich Ihnen daher iiir die freundschaftliche Teilnahme danke, so bitte ich Sie dennoch, in Zu kunft nur in wohlwollender Weise von rrn v. Mariens zu sprechen, denn ie begehen eine Un erechtigkeit, wenn Sie Schlechtes von i m sagen.« »O, wüßten Sie, was ich von ihm weiß, so würden Sie anders reden.'· »Ich weiß Alles«, wehrte Alma ab, »aber ich kenne Fuch die Beweggründe seiner handlungen, und wer die kennt, dem erscheint sein Benehmen in ganz anderem Lichte« I »Daraus ergibt sich eine außeror dentliche Jntimität«, sliisterte Hugo, aber seine blitzenden Augen verrieten trotz des leisen Tones die gewaltige Erregung seines Jnneren. »So ist er also in der Tat der Glückliche, welchem Jht Herz gehört?« Der hinzutritt des Direktots Fürst verhinderte Alma, aus diese Frage mit etwas Anderem zu antworten, als wie Init einer leichten Neigung des haup te3. Und ein siegesgewisses Lächeln spielte dabei um die Lippen ihres schil nen Mundes. —- — — — » — Tausensd Pläne treuzten sich an die sen-i Abend und in dieser Nacht in Zuge-Es Kopf. Aber ein Gedanke trat aus dem Wirrsal dieses Grübelns im mer schärfer und bestimmter hervor: tver Martens’ Charakter richtig erken nen wollte, mußte auf seine Vergan nheit zurückgehen. Und daran schloß ch ein Zweites: die Wahrheit über diese Vergangenheit ließ sich offenbar nur in Wiesbaden erfahren. War er derselbe MartenQ welcher nach den Er hlungen des Präsidenten v. Hain d dort eine so zweiselhaste Rolle ge spielt MS Oder war es richtig, wag Teich Lieutenant v. Pleißenbach wilder-. behauptet und was dieser n Kameraden mitgeteilt hatte, daß nämlich jener Martenö ein Vetter von ihm etvesen sei und daß Erich selbst sich egen wegen dieses Vetters nur we .Itc Sake in Wiesbaden aufgehalten ha ? A maJ Bemerkung daß sie ihn tu Wiesbadem leimen gelernt habe, chikg doch gegen eine so kurze Anwe " W zu sprechen. lieber diesen tt mußte man Gewißheit its-bett W Iixß weiter »vor-gehen, unl: » Jst-le is Mich-sites ausgetauchten Vetters und Eil-schone priitewdenten notwendig sei, davon konnte er seinen Bruder Boguslaw leicht til-erzeugen, ohne demselben et-« was von feiner Neigung zu Alma Ro dinson zu verraten. Boguslaw war aber auch der Einzige, welcher erfuhr, wohin ugo sich wenden wollte. Selbst einem Regimentstommansdeut näher hielt es der junge Offizier Mgeratem das eigentliche Ziel seiner Reise zu derschweigen. Vielmehr gab er als Grund seines Urlaudsgesuches an, daß ihn eine wichtige Familien ionferenz nach Woan rufe, und er reiste dann auch wirklich in dieser Richtung mit Boguslaw von Ostdurg ad. Erst auf der zweiten Station wechselte er den Zug und nahm ein Billet über Berlin und Kassel nach Wiesbadem 19. Das Caroussel. Eine fieberhafte Aufregung hatte sich der Ostburger Gesellschaft bemäch tigt, seitdem die Jdee eines festlichen Caroussels in der Reitbahn des Kil rassierregeiments aufgetaucht war und von Tag zu Tag ihrer Realisierung näher rückte. Nicht nur die Mitglieder der verschiedenen Konntees fiir die Ausfchrniickung des Feftraumes, fiir die Einiibung der Quadrillen, fiir die Bestimmung der Koftiime und für den Erlaß der Einladungen zeigten sich außerordentlich geschäftig, sondern auch Alle, welche in ir end einer Weise zur Mitwirkung beru en waren« ent wickelten eine angespannte Tätigleit. Aber auch in weiteren Kreisen verbrei tete sich Spannung und Aufregung. «Werden wir eine Einladung zu die sem Zauberfest erhalten?"——-—Das war die Frage, welche in so mancher Fami lie von Morgens früh bis Abends spät oentiliert wurde und welche eine ge radezu immenö zu nennende Quanti tiit don Artigteiten und liebenswürdi en Aufmerksamkeiten gegen diejenigen Personen erzeugte, welchen man einen Einfluß auf die Beantwortung dieser Tsjrage zurrautr. Manche oer unteren wußten sich gar nicht zu erklären, wes halb ihnen plötzlich mit so ausfallen der Liebenswürdigleit von Leuten be gegnet wurde, welche sonstckaum zu wissen schienen, daß sie in der Welt waren, bis endlich ein Gespräch über das bevorstehende großartige Caroussel ihnen Aufklärung darüber verschaffte. Dann wagte sich die Versicherung her vor, wie außerordentlich erfreut man sein würde, wenn man auch einen Blick auf dies feenhafte Schauspiel werfen dürfte und daran pflegte sich die schüchterne Bitte zu knüpfen, ein gütiger Fürsprech sein zu wollen Nicht nur die Mitglieder des Komitees selbst, welches mit den Einladungen betraut war« wurden in dieser Weise umworben, nein, auch auf ibre Eltern und Geschwister, Söhne und Töchter, Onlels, Tauten, Neffen und Vettern ergoß sich ein reicher Regen von artiger Zuvorkommenheit und verschämten oder auch wohl unverschämten An suchen und Bitten. Endlich ward diese Frage entschie den. Wer in den glücklichen Besin ei ner jener rosenroten Karten gelangt war, auf denen »Die vereinigten Of fizierlorps der Xten Kavalleriebrigade« —- außer den von uns häufiger er wähnten Kürassieren stand ein Dra gonerregiment in Ostburg -— »sich die Ehre gaben, Herrn N. N. mit Familie zu dem am 24. Januar stattfindenden Reiterfest nebst nachfolgendem Souper und Ball im Kasino des Kürassierw giments ergebenst einzuladen« —- wer « sin- Tal-b- lostbare Karte erhalten dat te, der lächelte selbstbewußt und zu frieden; wer aber vergeblich daraus gehofft, der machte eine Faust in ver Tasche und meinte achse zuckend, das ganze Unternehmen sei als verfehlt zu betrachten, denn Ostburg besihe gar nicht die Kräfte, ein solches Schauspiel mit dem erforderlichen Glanz und Ge schmack herzustellen. Uebrigens blie ben diese rosenroten Karten keines wegs nur in Ostburg haften, sie lebt ten auch in den benachbarten Garniso nen ein, flogen hinaus in die herren häuser der Rittergiiter, und in beiden forderten sie, jubelnd begrüßt, nicht nur zum Zuschauen auf, sondern auch zur Mitwirkung . Da ward es leben dig auf den Edelsitzem musternd durchging man, was noch vorhanden» war an alten Gewändern, Waffen und Gerät von der Urväter Zeiten wobei manch’ wertvolles Stück zum» Vorschein lam, das dem Komitee zur Verfügung gestellt wurde, und auch die Schaktrnben der alten Geschlechter öffneten sich und manch’ alter Fami liensazenäurk wanderte hervor, um an dem lichen Abende wieder einmal zu glänzen. — Die Koftünk und Toiletienfrage drängte sich jetzt breit in den Vorder-« grund. Die Mitwirknden zwar wur den dadurch am wenigsten berührt. Das zu dem Zwecke gebildete Komitee hatte die Losiiime der einzelnen Qua drillen genau bestimmt und war so dann mit dein ersten Garderobier des Haftheateti der Residenz in Unter handlunggetretem welcher sich bereit erklärte, weh Empfang der erforder lichen DE simtliche Koftiinee bis Hi klei- Zpeksil stylgerecht nnd fix - Js und fertig zum gewünschten Termine zu liefern. Jn ähnlicher Weise wur den Schabracken und Zaumzeug der Pferde nach der Residenz in Bestel lung gegeben. Aber die zahlreichen Damen des Publikums! Bei einein Fest, welchem halb Ostburg beiwohnte, zu dem der größte Teil des Landadelz sich einfinden würde und außerdem zahlreiche Gäste aus den benachbarten Garnisonen. ja vielleicht aus der Resi denz — und zu dem sogar, wie das Geriicht ging, ein königlicher Prinz sein Erscheinen zugesagt haben sollte -— wollte natürlich doch jede der zu schauenden Damen so viel wie nur ir gend möglich brillieren. Der lebhaf teste Wetteiser entspann sich daher und oerpslanzte sich aus den engeren Krei sen der Familien in die Konfeltions und Modewarengeschiiste, in die Wert stätten der Schneider und Schuster, in die Punhandlungen und in die Bijou terieliiden. Auch in dem kleinen Kreise, welcher Dame Georgine als Oberhaupt der ehrte, herrschte emsiger Fleiß. Wäh rend sich aber die Tätigkeit liberall an ders frei und ossen rührte und beweg te, geschah hier Alles oerhiillt von dem Schleier tiesen Geheimnisseö. Es wa ren im Ganzen nur süns Personen,« welche herr v. Martenö außer Geor gine in dies Geheimnis eingeweiht hatte, nämlich Garolin, herr und grau Professor Ansius und von dem ehteren oorgeschlagen und mit ihnen verwandt ein erst vor Kurzem nach Ostburg detsestei junges Ehepaar, Gerichtsassessor Schrabisch und Frau. Das Ehepaar Hänsius war, wie Mar iens oorausgeseßn mit Begeisterung aus die Jdee der lebenden Bilder ein gegangen. Es würde sonst wohl kaum eine Einladung als Zuschauer zu dem vielbesprochenen Fest erhalten haben, nun durfte es sogar mitwirkend daran teilnehmen. Das war eine Aussicht, welche den Professor nebst Gattin zu jedem Okser bereit machte, selbst zu dem, iiber die ihnen zugedachte Aus zeichnung bis zum Augenblick der Augsiibrung strenges StillschTVeigen zu beo achten. Denn daraus leate Mar tens das größte Gewicht: als Ueber raschung würden die lebenden Bilder aus das Publituni einen doppelten Essett machen, gab er als Grund da siir an. Und damit vor Allem in den Kreisen der Ossiziere die Sache nicht vorher bekannt und besprochen würde. hatte er eben nur solche Personen zu Mitwirkenden gewählt, welche diesen Kreisen nicht angebornen Bei hänsius waren auch alle Be ratungen, dort wurden die Kostiime angefertigt, dort wurden die Proben gehalten. Dadurch wurde es siir Geor gine leicht, auch ihrem Manne gegen iiber das Geheimnis zu bewahren. Pleiszenbach war außerdem siir seine Person durch das Caroussel sehr in Anspruch genommen. Da er als dor tresslicher Reiter bekannt war, wurde ihm die Ehe zu Teil, eine der Qua drillen einzuiiben und zu kommandie ren, eine Aus obe, welcher er sich mit dem größten Ziser widmete. Er hatte daher ebensowenig eine Ahnung von den Plänen seiner Frau als wie sonst Jemand außer den Eingeweihten Zu diesen gehörte übrigens noch eine sehr hochstehende Persönlichteit, nämlich niemand Geringeres als der Gouver —neur der Festung Ostburg. Derselbe war ein Berwandter von Georginens Mutter und hatte, wie schon sriiher be richtet, »Madarne N’est-ce-das", wie er Frau d. Pleißenbach nannte, sehr in Protettion genommen. Daher zog Georgine aus Martenz’ Rat den Gou Ieneur so weit in’s»GeheingZ, daß skc lgllk Cllvclkluurc, Is( Ums-( sur »Hu Schluß des Reitfeftes eine Ueberrasch ung und wage deshalb an Excellenz die Bitte zu richten, dieselben möchten beim Komitee fiir die Einrichtung des Zeitraumes befürworten, ohne jedoch Georginens Namen zu erwähnen, daß auf die herstelluny einer kleinen Bühne Bedacht genommen werde. Der Gouverneur versprach der Bitte Ge währung und selbstverständlich beeilte sich das Komitee, dem gebeimnisvollen Wunsche, welchen die Excellenz äußer te, nachzukommen. Nachdem Martens diese Sache ge ordnet wußte und sich mit hänsius über die Auswahl der Bilder geeinigt hatte, welche man stellen wollte, schenk te er den übrigen Vorbereitungen we nig Beachtung mehr. Wenn sein Plan gelingen sollte, so durfte Nie mand erfahren, dasz von ihm ur sprünglich die Jdee dieser lebenden Bilder ausgegangen, oder dasz er in hervorragender Weise an dem Mange menk beteiligt gewesen sei. Nicht ein jmal hänsius und Frau wußten da soon5 waren doch sowohl sie wie Gard lin nur durch Georgine zur Mitwir ikung aufgefordert und konnten daher ynicht daran zweifeln, daß dem Kopfe der jungen Frau dieser Plan entfpru - gen sei. Mariens war dabei nur al eines Mannes von Geschmack und tie fem Verständnis der Kunst erwähnt I worden, dessen guter Rat nicht zu ver lachten wäre. Und dir-Mariens dem arme Professor Häufiui seinen guten at durchaus nicht aussetzt-rate son dern, toie fchon bemerkt, nur bei der Auswahl der Bilder seinen Einfluß geltend machte und später nur noch einmal bei der Generalprobe erschien, wo er Alles für vortrefflich und tadel los erlliirte, fühlte sich der Professor durchaus nicht genirt due Erichs Ratschläge und war weit ent rnt da von, zu glauben, daß Mariens der eigentliche Urheber der lebenden Bil der sei. —- « So lani endlich der 29. Januar her an und ging allen Beteiligten unter den lehten Vorbereitungen pfeilfchnell dahin. Pleißenbach war so in An spruch genommen, daß er von der Ka serne die Botschaft schickte, seine Frau möchte ihn nicht zum Essen erwarten, es sei ihm nicht möglich, vor der Bor stellung noch einmal nach Hause zu lominen. Georgine war darüber nicht even erstaunt, hatte ihr Gotte sie doch schon vorher verständigt, daß er wie seine Kameraden in der Kaserne sein Kostiim anlegen würde, wo eine groß artige Garderobe eingerichtet war. Aber sehr erwünscht lain Frau v. Pleiszenbach die Nachricht, denn nun hatte sie für ihre eigenen Vorbereitun gen vollständig freie Hand. Gleich mit ihrer Zofe zu Frau hänsius, ließ ich dort coiffieren und warf sich in die Bilder verlangte. Dann fuhr sie mit dem Ehepaar hänsius zusammen zur Kaferne. wo Garolin an dein fiir die Darsteller bestimmten Eingang sie er wartete und, von Mariens vorher gut instruiert, ilbser steile hintertrepven und durch lange Korridoee von rück wärts auf die lleine Bühne führte, welche der Schauvlah ihres Triumphes werden sollte. Einstweilen jedoch hat te sie mit ihrer Gesellschaft von hier aus die beste Gelegenheit, sich durch die Löcher des Vorhanges hindurch die von ihr so verachteten »lavalleriitischen Uebungen und Kunstreiterprodultiw nen« anzusehen. — - oilette. welche das erste der geplanten T nach ihrem einsamen Diner fuhr sie» Wagen aus Wagen war indessen in den Hos der Kaserne gerollt, aus wel chem Kürasstere in blitzendem Strahl helm und Harnisch, Windlichter in der Rechten, in weitern Urntreis hielten und den vorsahrenden Equipagen den Weg wiesen. Der Eingang zur Reit bahn war geschmacldoll mit hohen Tannenbäumen detoriert, zwischen de nen inleuchtendern Bogen buntfarbige Lampions herabhingen. Eine in ähn licher Weise derzierte Vorhalle, zu de ren beiden Seiten sich die Garderoben sür die Zuschauer befanden, nahm so dann die Gäste aus und im Hinter grunde derselben sührte eine breite geschwungene Freitreppe, an deren Fuß Doppelposten von Kürassieren und Draaonern in Parade-Unisorm Wache hielten, hinaus zu dem eigentli chen Festraurn. Denn zu einem sol chen war in der Tat das löngliche Viereck der Reitbahn umgeschassewl Nachdem die Zuschauer die Portierej passiert hatten welche den Eingangj schloß und an welcher einige herren; des Einladungstomitee’s die Don-I neues machten, sahen sie sich sofort aus ! der höhe der reichverzierten LoggienU die rings um die treifsiirrnige Arenas liefenX und in sechs amphitheatraslischi hinter einander aufsteigenden Sihrei-J hen selbst einem so außerordentlich hlreichen Publikum genügendem aum boten. Dreimal waren die Reihen der Plöhe unterbrochen. einmal an der einen Lan-gleite durch die Mu sittridüne, aus welcher die vereinigten Trompeterrorps der bei-den Idavallerie regimenter sich postiert hatten, sodann gegenüber an der anderen Langseite durch einen reichderzierten Borbau, dessen tunstvoll segliederie Farade bis ur Decke des Saa - treichte und geilen Loaaien dieMr die instin A guirtesten Persönllseiten enthielten. hier hatten der tommandierendeGenes ral des Armeetorpc, der Gouverneur der Festung« der Oberpriisident der Provinz und andere Notabilitiiten mit ihren Damen Plan genommen und hier hätte auch der löntgliche Prinz siten sollen --- wenn er nämlich ge kommen wäre. Die hossnung aus sei nen Besuch hatte sich aber nicht erfüllt. gute dritten Male endlich wurde die ihr der Loggien unterbrochen gnd zwar an der dem Eingange bis-Obiz liegenden Querwand durch jene ge heimnisvolle Bühne, deren roter Vor: bang jedoch jetzt noch«durch eine Grup pe bochragender tropischer Pflanzen verdeckt war. Die Säulen, welche die Loggien trugen und die Brüstungen derselben waren in Weiß und Gold gehalten, die Drnperien und Sitari ben aber zeigten ein lrlistiges Rot. Die sonst so tashlen Wände der Reitbahm insoweit sie nicht schon durch die Log gten mastiert wurden, belebten impo sante Wappenschilder, reich mit Fah nen dr-appiert, der unschöne Plasond war durch buntgestreiste und zeltartig ausgespannte breite Tücher verdeckt, elektrisches Licht, in dessen Glanz die brillanten Damentoiletten, hier Seide und Atlas und bliiende Juwelen, dort dustlger Tarlatan und Blumen und Federn, zur besten Geltung ge langten. So bot jettTchom noch vor bem Vesinu der eigentlichen Vorstel lun dieser sonst so nttchterne nnd iche Raum der Ueitbabn ein W es Schauspiel Und nun intonieren die Trompeter auf der·Musittribiine die Fanfaren des Tannhaufer-Marsches, und als das gesamte Orchester einfiel, öffneten sich. der porsprtngenden Ehrenloggia gegen- ! uber die Tore der Arena und herein riit der Herold mit seiner Begleitung Ermstattlicher Zug! Voran auf einem feurigen Rappen der her-old selbst, in enganschließendem, braun und blau geftreiftem Unterkleid, über der Brust den reichgestiekten heroldsroek mit dem Wappen der Provi , auf dem Haupte das mit Federn ges miickte Barett. In der Rechten hielt er auf den Schenkel gestützt feinen goldenen Stab, auf dessen Spitze der kaiserliche Adler thronte. Es war Herr v. Walfing, dessen hohe Figur vortrefflich zu die ser Rolle paßte. Jhm folgte das ft »banner mit vier Trabanten« zu suß ; und diesen auf Schimmeln drei Wap Jpentönige in ähnlichen Kostiim wie Walsing. hieran schloß sich das Mu sikkorpö des Zuges in der Tracht der Reformationszeit, hoch zu Roß zwei Heerpauker und acht Trompeter. Den -Ochluß bildete ein Fähnlein Lands knechte zu Fuß. wilde, Jrotzige Gestal ten in zweifarbigen geschlitzten Pindu bofen, in kurzen Wämmfern mit wei ten geschlitzten Aetmeln, meistens baarhiiuptia und hut oder Barett auf dem Rücken hängend, das breite Schwert an der Seite und die lange Pike in der Faust. So bewegte sich der Zug einmal ringsum in der Arena, dann hielt der Her-old mit den Wappenkönigen der Ehrenloge gegen über, während die Trompeter sich un ter derselben diskasvis der Musittri biine aufftellten und in die von dort berabrauschenden Klänge kräftig mit ihren Fanfaren einiielen. Die Lands tnechte aber verteilten sich rings in der Runde. sFortseyung folgt.) : vie Hchachttaufe in Z chine. EZ s s - s - s s HYIMIMIMIW » - Morgens um 8 Uhr sährt uns der deutsche Eisenbahnzug an den schmut ten häusern Tsingtaus vorbei dem Jnlande zu. Frisch und kühl weht der Seewind über das Wasser und kräuselt die Wellen, die Dsehunten schauleln var Anter. und der Rauch derKriegsschiffe, die im Hasen liegen-, zerstiebt rasch nach allen Seiten. Jn Stauhwolten gehüllt, sieht man ein paarKompanien deutscher Soldaten Paradeschritt üben, langsam dcainnt die Sonne die morgendlichen Nebel- und Wollenschleier zu zerrei ßen, und mit ihrem Steigen am Hirn mel fahren wiz plötzlich direkt in den Sommer inei Jn Tsingtau war es noch lithl Morgen, man litt den Mantel gern, aber je weiter wir ins Inneretommem desto geringer wird die Zahl der nötigen Kleidungöstiicke, und als es Mitta szeit wird, da ist aus dem rauhen orsriihling jöhlings ein heißer Sommer geworden und läßt uns seine Schwüle spüren. Wir sind eine ganz bunte Reisegesellschast, die in einem Sonderwagen hier heraussährt. Es gilt. einen neuen Schacht zu tausen und einzuweihen, und dazu entsendet das Gouvernement des Schuhgebietes seinen Vertreter« das Kreuzergeschwm der hat einen Kapitänleutnant dele giert und sechzehn Mann von der Schissitapelle Gneisenau. Es geht durch fruchtbare Felder und Wiesen, die nur selten Baumsehrnucl aufweisen können, wenn um ein paar Gräber ein lleiner Hain gepslanzt worden ist; Städte und Dörser, rnit alten Mauern umwallt, ziehen vorüber-» dann kom lllkll lllllls llllcvcl lscllc Olccllcll Voll " seinem, weißen Staub überdecki, den leyten Spuren der vorjährigen Fluß iiberschwemmung, als wieder einmal meilenroeit alles unter Wasser stand und Damtnbriiche auch die Eisenbahn betriebsunsiihig machten. Endlich holt uns des Nachmittags um 5 Uhr eine tleine Lolomotive in Tsetschuan aus »das Privatgleise der Bergbau-Gesell !schait, und turz daraus hält der Zug Hoor dem Eisengeriisi des neuenSchach Hex-« der in riesengroßen, grünen Gir slanden-Buchitaben den Namen Mar stitschacht trägt. Bunie Wimpel stat teru im Winde, zu alleroberst hoch vom Firsi die iiinsstreisige Chinesenslagge. Zuerst wollte man nämlich nur die deutsche Flagge hissen, da gab es aber einen lleinen Kompetenz-Konflikt mit den chinesischen Arbeitern, die meinten, die chinesische Flagge sei doch auch ganz schön »und gut. Als dann aber zwei chinesische Flaggen und drei deutsche vorhanden waren, da einigte man sich friedlich dahin, die eine chinesilche et tras höher zu hissen als die übrigen, und der Frieden war wieder herge stellt. Prächtig liegen die Hungschan-Gtu ben der DeutschenBergbausGesellschast im her en Schantungs.. Kaum daß man d beiden mächtigen rauchenden Schlote bemerkt vor dem hübschen Grün der Alaziem in das eingebettet die Väuser der deutschen Beamten sich dein Blick verbergen. Nin umher i et Verge, deren tahle si n in? klaren Lust in greifbare Nähe e- i riickt erscheinen. ine ganz ·tl ne’ Deutsche Kolonie braver deutscherBerg leute gibt es hier, einige 20 Beamte tnit Frauen und Kindern, die als Leh rer und Aufseher von etwa 8000 chine ssischen Arbeitern hier-fern der bei-nat ein einsames und abgeschlossenes Le ben führen. Die lleinen Gärten um ihr Haus und Ausfliige in die Berge, ein bescheidenes schmuckes tleinessilubs hOUs mit einem Grammaphon, das ist alles, was sie in vielen Monaten an Freuden haben. Was Wunder. daß die Schachttaufe fiir sie ein Ereignis, eine große Abwechslung in der Eintri nigteit ihres Arbeitslebens bedeutet. Wie fliegen da die altenSoldatenbeine, als es hinter den Klängen der stram men Matrosentapelle vom Zuge zum Klrbhause geht. Ganz verwundert schauen die rußigen Gesichter der chine sischen Arbeiter ihre sonst so ernsten deutschen Bergleute an. Es sind an der: Menschen heute, neugeboren, wie der jung geworden in der Freude. Der erste Begrüßungsschoppen schönen ge lüklten deutschen Bieres mundet uns, ein schönes liihles Bad erfrischt die Glieder, und bald treten wir zur ei gentlichen Feier im Klubhause zufam men. Man macht nicht so sehr viel Aufl-se bens von der Feier. Ein,siaiserhoch eröffnet sie, eine lurze Begrüszung der fremden Gäste und eine musterhaft tnappe Weiherede des technischen Lei-f tere der Grube. Dann ist der offizielle Teil erledigt, und dasBantett beginnt. Heiter erklingen die Weisen unserer Matrosentapelle. und staunend ver nehmen wir, daß unter den 16 Mann eigentlich nur einer BerufsmusileL alle anderen Dilettanten sind, die zumeist erst auf dem Schiffe sich mit der Musik betreundet haben. Bald gibt es Wal ze:, und man tanzt und tanzt, unt früh, ganz früh am Morgen, da tan zen sogar der chinesische Kommissar und der Herr Taotai oder Oberpräsi dent, der zur Feier von der chinesi schen Reaierung entsandt worden ist, mass-II m« Des Morgens, alr- ich um acht Uhr ausstehe, gehen gerade die letzten zu Bett. Aber um zehn Uhr sind sie schon alle wieder da von den Mänan des Früh- Konzertes geneckt. Der hohe Taotai hat seinen Smotina mit einem blauen Straßenanzua vertauscht. aber die Laetstieselchen sind noch ebenso eng geblieben, und man tann nicht sagen, daß ihm die europäische Kleidung ge rade besonders gut stände. Wir ma chen einen Rundgang durch die An lage der Minen und hören aus sach verständigern Munde, wie man an fangs diese Kohlensläze aar nicht ent decken lonnte, wie man aber beharrlich weiter arbeitete und jetzt die Förde rung oon 400,000 aus bald eine Mil lion Tonnen im Jahre steigern will. Wir besehen uns die-Färderanlagen und Maschinenhallen, die Wäscherei und die hübschen Berwaltungogedäus de. Nach dem Essen ordnet sich der Iestzug. Man marschiert durch die Felder und Fluren hinab zum Flusse, wo unter schützenden Bäumen am rauschenden Flusse ein Festplatz um zäunt worden ist« Jn sieben, acht dichten Reihen umqeben ihn die Chi nesen und staunen, wie an den rohge zimrnerten Tischen und Bänken sich jeyt ein rechtes deutsches Festplah-Le ben entwickelt, wie man Kassee und Bier trinkt und Kuchen und Brote verzehrt. Abend wird es. die Sonne sentt sich zur Ruhe. Unermiidlich ist unsere brave Musik, und lange, lange, als derKapitiinleutnant längst »die-ist lich« den Betrieb aestoppt hat« blasen und spielen sie als Prioatleute weiter, die Tanzbeine sliegen, die Gläser trei sen. Bis dann plöhlich die Bergleute zusammentreten und ernst und feier lich der eilte Bergmannssana erklingt dai ist des Schicksals Laus, Glück aus, Glück aus! Als wir am andern Morgen absab ren, da kommen die Ersten schon mit schwarzen Gesichtern auz der Grube zurück. andere erscheinen im Arbeits anzuge, um einzusabren, sie sehen ganz verändert aus, aber die sreundlichen offenen Gesichter sind die gleichen ge blieben, und die Freude über den Be such und über das Fest leuchtet noch aus ihren Auan. Langsam setzt sich der Zug in Bewegung, unsere Matte sen setzen ein: »Mus; i denn. muss i denn zum Städtele hinauf-C die Pfei sen tönen, die Schornsteine rauchen, die Bremse schreit wieder, die Förder wagen saulen. Das Fest ist vorüber, idie Arbeit der deutschen Bergleute irr China bat wieder begonnen Die Pariserinnen tragen jetzt ibr Geld im hat. Das Geld im hut . . . . mancher Mann tann davon ein Klage lied singen. - e- « Iris-and staat, was schneller vergeht als die Ferienx sehe leicht zu beant worten- das Geld, das man stir- dir Zeit zurückgelegt hat« «- - i Tro der großen Fortschritte, die die Lu schisssabrt gemacht bat, ist der Zugang in den Lustschliissern die wir vauen, nicht leichter Hervor-dem