Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 02, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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    Ha Lnggeding
Ewnng ans dein Bauern - Leben
M sugnfte Grvner.
.Sei äad Maria« sei flad (ftill).
J heb iskt nnd grad guten-. Warß
In Es therzli mit neit, aber was»
D« ner darf z lvß’n geber hast,
Mast das — kann i nimmer abi
leeckrel few F enle erreicht was
' scheue ang strebt hast, ja, i
Bär-Erim ja, i wge ichs-!
- .Waj red’t da der Vater daher?
Iet einfalkn tiii F mir. Euch aus 'n
Haus z« vertreibdk
Und damit schob die junge Visiten
lhalerin mit sachte-: Gewalt ihren
Schwiegervater in das Haue hinein,
wo ein Keiner Puls auf dem Boden
herumlrabdelth Beim Anblick des
dicken Kerlcheni erheiterte sich das fal
tenreiche Geßche des Voitenihalets
Mit zitternden Händen strich er
über den Blondlopf des Enlels. Das
Kind wie lieb er es hatte! War es
sdoch sein einziger Enlel und so herzig,
so sauber, fo rosig und hell; schier für
ein Englein konnte man ihn halten,
für ein Engl-ein, das auf seinem
Fluge zur Erde nichts als die Flügel
eingebüßt hatte. So meinte der i«n
mer gar weichher ige Mann der fei
nen eben solchen Sohn var nicht allzu
langer Zeit verloren hatte.
Veit war nicht sehr lange verheira
tei gewesen, glücklich verheiratet, das
mußte selbst sein Vater zugeben, der
die ewig fröhliche,«refvlaie Schwieger
tochter niemals recht leiden konnte
Wie das so üblich, hatte der Bei
.tentdaler den jungen Leuten sein hüb
. ches Wer übergeben und lebte bei
bnen iin Ausgeding, Weib und Kind
sparen des jungen Bostentbalers Er:
ben und der Miste-innige schmacht-er
Lige Greis fah sich nun mit Schreiten
n den händen seiner Schwiegertochs
Frau Lore war nun allerdinas nicht
ähermiißig sentimentaL doch wollte
sie nicht gern einem Anderen weh tun
mit ihrer kurzen, derben Rede, mit
ihrem zuweilen rücksichtglosen Hans
deln.
Der Greis aber, der bezog jedes
Wort auf sich und war erfinderiich in
Selbstqualen aller Art. Sein Miß:
mut wuchs mit feinem Mißtrsuen
und mit leiner Furcht vor dem. was
kommen konnte. Er sieht sich schon
auf der Landstraße dahinwandern.
Die Beine zittern ihm, der Rücken
krümmt sich unter dem Sacke-, in wel
chem er den Rest seiner habe trägt,
die Band stiitzt sich bebend auf den
Stab, der seine einzige Stühe ist aui
der Bank-ersäuft zur Rat, in das
unbekannte Elend.
Wie heiß die Sonne brennt, wie
endlos der Weg ist --— der alte Mann
iihlt grenzenlafei Mitleid mit sich
ecbet —- deshalb langt er nach sei
nem Entel und drückt ihn an das
Its-de. alte herz. Dabei weint er
bitt nnd Berti weint mit, nachdem er
Den Großvater verwundert ange
Mnt Kinder glauben ja immer,
es Grund und Zweck habe, wenn
ein Großer ein-cisf tut.
Frau Lake tritt mit einer appetit
erregenden gefüllten Schüssel ein.
Tapr verheißt der alte Voitenthaler
einen Gram, Rheinanten und alter
inwzm das besänftigt feine Seele
dennoch bleibt ein Schleier von Dit
sterteit darüber gebreitet, denn er
denkt der künftigen Entbehrnnsen,
nnd neue Bitterkeit steigt gegen Lore
in ihm auf« denn sie ist ei ja, die ihn
hinan-stößt
«Wis der Vater a Stiickl Brot?«
Seine Feindin und Bedriingerin fragt
es act-z ruhig. Es giebt ihm einen
Stich. Z- feagt sie " auch die Bett
ler, deren keiner un« chentt aus ih
rem bunte gebt — them baute iu;
er bat ja teinee mehr! -
Sodom der Alte, und der gute
Dissen, den ex eben im Munde hat.
schwillt ihm dabei an.
Er wirft ihr einen Blick des Hasses
gu. Verdrossen legt sie die Gabel nie
der und nimmt Bertl auf den Schoß.
Der Bube langt nach des Großvaters
Gabel. »Laff’ ’3 fein,« sagt Lore
und zieht des Kind-es Hand zurück»
Der Greis fühlt es heiß in feine Au- j
gen steigen. i
· »Na· na, luff’n nur herfchau’n und«
hergreifm wirft ihn ja fo bald ganz
allan hab’n. J six ja ein, toir Ziooo
hab«n tun Pius neb’n einano’. Am
Ziel-Fa gelf i nwrg’n in d’ Fremo’!«
Lin fchautxihren vor selbsten-nach
ter Aufregung zitternden Schwieger
vater mit einem seltsamen Blick an.
Sie i die-ich, und nun zittern auch
ihre ippeii. aber sie ge ietet ihnen
Schweigen, bis der Sturm, der in ih
ret Stiele wühlt-sich gelegt hat. Dann
erhebt sie sich feft drückt sie ihr Kind
an dte tiefotmade Brust.
.Ja, Oster, gkhter txfitås floöd wie
hakt -fagt ; i · t is,
Pan-VI gnet Uer Deus von uns
enqu vorn hof. Morg’n aber, morg’n
dürft Ihr no net fortgelfrh das ver
spkskhxg ins-. hab’ grob« morg’n
eins wichti ’s M«
sit triefen Worten seht die junge
soztenkztblierin äuäoeåicjasbzo «
n get c tote
UW Polcmi very-spread
se er ihrer de denke-, drefe hat
te ri- Mst I It- »
« Messen in
e
"W..siu v
»wes-ishr
?
sie wieder zisrilcktotnknh sindet sie den
Alten der dein Hause sisen Er hält
seinen Entel aus W nnd sieht
elend und verfallen aus Verwundert
blickt er aus, da Spre, ebenfalls bleich
»Und erregt, ans ihn Inseln
Mitten das wird Euch Rand ged’n.
Urn net sorgt’s net, i sind’ überall a
Arbeit nnd gelt’s- Lende Eckern Enkel
ever-NO alkweil gerecht sei-P
Das sagt die Boitentlsalerin and
reicht dern Greise eine Schristz dann
geht sie rasch in das Haus. Verwirrt
össnet der alte Mann den gesalteten
Bogen, langsam liest er, wes der-mit
großer, deutlicher smtsschrist se
schrieben ist. Es iß eine Schenkangs
urtundr. Seine Schwiegertochter tritt
ihm darin ihren Erdqnteil ab. Lange
starrt der Vottentdaler aus dai Dota
ment, nnr nndeutlich sieht er es end
lich, weil seine Augen voll Tränen
sind. Wohl eine halbe Stunde ver
aedt ihm irn tiesen Sinnen, dann er
hebt er sich und geht mit zitternden
Beinen in das Haus· Lore steht, als
sei nichts Sonderliches dorgefallen
am Herd und kocht Plötzlich rauscht
es hinter ihr. Die Fetzen der Ur
kunde stiegen dann in’s Feuer.
aLore!-'· tust der alte Mann und
breitet die Arme auf-. Das junge
Weib wendet sich Um. Zum ersten
Male sieht sie des Vottenthnlers An
gen voll Liebe ans sich gerichtet
terl! Vateru« schreit sie uns- liegt
auch schon in den Armen, die sie zit
ternd umsnssem
Jremdeg Hut i
i
—- l
Eine Berliner Stadtbahngeschichtes
von ElseKrafft. ·
Es lag im Reh eines Wagenabteilsi
zweiter Klasse. Es war anscheinend
ein Kästchen aus holz oder ein Kar
ton, den man sein säuberlich mit wei
ßem Seidenpapier umwickelt und mit
einer rosenrvten Schnur umwunden
hatte.
Die Dame, der das Patet gehörte,
tvar alt, distinguirt. trug einen schwe
ren, schwingen Seidenmantel und
eine Tvque von Samt auf dern wei
ßen Haar. Außer ihr war nur noch
eine junge Frau im Coupe, die ihr
gegenüber saß und keinen modernen
Seidenrnnniel trug.
Die Blicke dieser jungen Frau la
ufen von dem einsamen Patet nicht
los. Sie durchdrangen das weiße
Seidenwpier und suchten den Jnhalt
des an allen vier Ecken sich scharf
markierenden Kästchens zu durchdrin-;
gen. Es sah auö, als ob ei aus dein
Laden eines Juweliers lam. so sein
und klein; als ob ein Halsschniuck.
silberne Löffel oder ein Patentgeschent
darin war, ein schwever Trinlbecher.
Serviettenringe oder eine Sparbiichse
mit klingendem Inhalt. Ei konnten
auch echte Perlen sein —- die alte
Dame, der das Palet gehörte, würde»
sicher nichts Unechtes in Berlin ge
tauft haben
Die iingere sah aufmerksam in
das Ge tcht der Aelteeetu Sie konnte
es tun, denn ibrsGegetiiber hielt die
Augen geschlossen während der Fahrt,
und der weiße Kopf lebnte Iniide ge
gen die Polstetwann
Draußen glitten die leiten häuser
von Berlin an dern Zug vorüber. Der
Fräblingstag war lang, und erst, als
ein Vorvrt nach dein anderen taus,
merkte man, daß die Sonne bereits
herabgesunken tvar und die Abend
schatten gegen die Evupesenster dräng
ten.
Die alte Dame fchliei. Ein paar
mal glitt die gefurchte Hand, die un
detleidet war, über die Augen. Bril
lanten blitzten auf und Smaragde.
»Solche Ringe haben,« dachte die
junge Frau, »so elegani aussehn wie
du, das erst wär’ ein Glücks Wenn
ieyt die alte, müde Dame auf der
nächsten Station aussteigen müßte,
würde sie sicherlich das Patet verges
fen, das iider ihrem Haupte fo tief im
Netze lag. Es war nur natürlich,
daß fie es vergaß, nach dem Schläf
chen während der adrt.« . . .
Es konnte auch lufenfeide in dem
Kästchen fein oder Spihem echte soft
bare Steinen, ähnlich denen, toie sie
am halsausfchnitt des eleganten
Mantels saßen. Solche Spisen hatte
sich die junge Frau fchon lange ge
wünscht, aber es reichte ja nie fiir den
Luxus aus, und fie war’—fchon froh,
daß Iris ihr das Abonnement bis
Berlin zweiter Klasse genommen
sham.
; Wenn die alte Dame das Patet
vergaß und eine Station früher aug
ftiea, würde fie ganz allein mit dem
Kästchen fein, volle sechs Minuten
lang. Eiswiire da direkt Thorheit
gewesen, fo einen Fund abzan
den eine fo reiche nnd vornehme me
achtlos liegen ließ. Wer fo viel Bril
lanten hatte, der derschmerkte fo ein
Patetchen leicht, das war lar. . . .
Wer gal- denn heute iei den teueven
Zeiten überhaupt noch Hunde-re Sa
chen ab? Sie hatte niemals etwas zu
ritabetommen, was sie verloren hatte-l
Einmal ein Poeternonnaie mit samt
Matt achtimdfechzis Pfennig und ei-«
nein sehr wertvolle-, kleinen- Kalender
darin, das andere Mal ihren gemei
desen Peinde rnit einein gute-,
spielten Wtuch nnd einer arise-z
M- Witz von den Regen
sae nicht zu rede-. trat
Missem Inn das lich so sorgsam des
mä- Seipenpcpiek legte. toak lang
und« Ists-sah mindestens sechs silberne
läßt-i fel oder Ists Teelöffet Mßten
darin fein. ie alte Dame los-te
so was ßchet net chinet n. tu '
wiitdse sise an ilyeen its-et et telep -
nieren, et solle dasselbe Muster noch
einmal anfertigen . . .
Die junge Frau saß mit heißen
Wangen auf ihrem Sii und wagte
sich Ost nicht zu rühren. Denn des
geheimnisvolle Palet wir-MS lieien
lieb, dann hatte ei das Schicksal so
bestimmt, nnd sie durfte es ruhig ftte
sich behalten, sagte sie sich. , »
Jest fuhr der Zug langsamen lot-s
ein wenig ins Geblendet-n nnd die
Lolctnotive pfiff.
Die betingte Hand der alten Dante
bewegte sich heftigen der weihe Kopr
hob sich, und die dlinzelnteen Inse
össneten sich ganz. Ein kurzer Orte-I
tientngsblick durch das Fenster, eint
lchnelled Uebetsiteiien der Handlchuhei
kund ein leitet, ermunterndet Ruck.
; Der Zug hielt, die alte Dante stieg
Lvotsichtig auf den Bahnsteig hinunter,
Hund das Patet tout witllich vergessen.
T Wie lange es heute dauerte, bis der
sStationsbeamte das Signal zur
.Weiteeiahtt gab! Sie hätte immer
Lnoch zukücktommen lötmen, die alte
Dante. . . .
Nein, sie tarn nicht.
«Abfahren!« rief rnan draußen.
Die junge Frau saß eine halbe Mi
nute, ehe sie sich zu rühren wagte und
sich von ihrem Platz erhob, urn das
vergessene Patet aus dein Reh zu neh
men. Wie ein siir sie bestimmtes Ge
schenk roar das ja, ein ganz unber
holfter GlücksialL . . .
Es dauerte sehr lange, bis das viele
Seidenoapiee und der dreifache Kno
ten gelöst waren.
Richtig, es war ein Kästchen. Nicht
aus Leder oder Lederirnitation. tvie
die Juweliere es ost hatten, sondern
aus rotem Glanztartom der noch ex
tra mit einein birnmelblauen Seiden
band umwunden war. Und nun, M
Deckel hab sich schwerer. als rnan ge
dacht, tarn noch eine Lage weißes
.Seidenpapier und dann . . . beinahe
hätte das hübsche Kästchen aus dein
Fußboden gelenen . . . dann tarnen
zwei wundervolle, anscheinend haus
backene Stück Kuchen zurn Vorschein,
dick, butteeaelb und rosinendurchwirtt.
ungefähr so. wie Tochterhände oder
liebevolle Enkel sie der guten Gros
rnama mit aus den Heimweg geben. . .
Zuerst saß die aliiclichk Finderin
eine ganze Weile steis und starr vor
dein herrlich bustenden Kuchen. Bonn
tani ein tieser Seufzer aus dern billi
schen Mund. ein sehr hohen-volles
Achselzucken folgte. und niit spisen
Fingern schloß die junge Frau das
Kästchen wieder. wickelte es ein und
umschnürte es, ohne auch nur ins Ge
ringsien sich an dein sreinben Gut ver
triter zu beben
- .Schade . . . man hätte die alte.
nette Dame an ihr Patet erinnern
müssen'. dachte die junge Frau
schneerzhost stark. . · .
Gleichzeitig hielt der Zug.
Mit einem toiirdevollen Angemess
schlas verliess sie das Sonde, reichte
dein Stationsbeoenten den Fund und
schritt stolz und hochethobenen haup
ted, gleich einer Sie erin. davon.
Es war doch ein Istliches Gesiihl,
ehrlich zu sein und srenrbe Gitter nicht
zn behalten. .-.—z — —
Juni-es von see satteein Sie-Os.
Jn London ist kürzlich, wie der Ost
asiatische Lloyv berichtet, ein Buch ver
ersten Hosbame der verstorbenen chine
sischen Kaiserin-Witwe Ist-Ost er
schienen. Die Versasserin, Prinzessin
Der-Sing, giebt darin eine Schilde
rung jener merkwürdigen Frau, vie so
lange über ein Volk von vierhundert
Millionen Menschen regierte, und vie
so ost in blinder Einseitigkeit als ein
wahres Scheusal von Grausamkeit
unv herrschsucht hingestellt, allerdings
aber auch von ihren vielen Gegnern
und Kritikern als ein merkwürdiger
und ungewöhnlicher Charakter aner
kannt worden ist. Tseshsi war eine»
eigenartige Mischung von Gutmütig
»teit und ungeduldiger Grausamkeit,
von an borener Schlauheit und
Klugheit nv zugleich von e·ner Un
wissenheit. vie aus ihre Abge lassen
heit in olge ihrer hohen Stellung zu
rückzus hren war. Ihr ganzes Leben
galt nur dem einen Ziel, China zu
einer mächtigen Yation zu erheben,
unb sie litt stets unter dem Gefühl,
nicht zu wissen, aus welchem Wege die
ses Ziel zu erreichen sei. Ost klagte
sie darüber, dass die ganze Last ver
Regierung aus ihren Schultern liege,
und daß sie doch nichts erreichen kön
ne, da vie Männer ihrer Umgebung
alle ihre Bestrebungen zunichte mach
ten. So h sie urn Beispiel ossen
zu, baß ka etliche ehle siir die An
grisse der Boer ans die Euravser in
Peting vorhanden waren; aber sie be
stritt siets, diese Befehle selbst gegeben
zu haben.
« sie hatte teine ausgesprochene Uh
.neigung gegen einve, aber sie fürch
tteie sie und i e Religion, und sie
wollte, das- china bleiben solle, was
es war. Dabei versiiate die Kaiserin
iiber eine singen-Wisse Menschen
kenntnis unb iibet ein seht sicheres
tika Zu eine-I satte-fest is Lal
serschloß war ein-at auch eine eng
iische M siedet-; Ue in einen
sahen Mut-Oel erschien unb mit
den blinde-n in den Mantels-sichert uns-:
leerte-unbestr, »als sei ei futchtdaU
toll-L Daz- ttng die Engländetinj
eine wes-ne Milde »Seht-e Mniesizit
fragte mich. ed ich die Dani- gesehen
bede. deten Kleider aus Retisäcken
gemacht seien, und ob ei nicht etwas
ungewöhnlich sti, in einem solchen
Aufzug dei Los zu erscheine-n Und
die Kaiserin Este hinzu. daß die
fremde Dase, wer lmntet sie ans fei.
sich sicherlich nicht in anständiger Se
klellschclt zu bewegen will-X .Jch
sfüdle spfvtt.« tilgte Ase-Dis hinzu-. «ob
fdiele Leute gewillt sin . die site als
iHerrscherin zuloknme Achtung zu
;eetoeisen, oder ob sie das nicht file us
Jtig halten. Diese Fremden glauben,
»die Chinesen seien dumm und unwis
send, und infolgedessen deutsche man
sich bei ihnen nicht so sorgsam zu be
troger wie in entopäilchet Geer
fcha t.« -
Eine besondere Sorgfalt widmete
die Kaiserin-Witwe siets ihrem An
zug. »Sie hatte Dukende von Fla
schen mit Parfiirn nnd auch borsti
mierte Seife. Wenn sie ihr Gesicht
"sertig gewaschen hatte. was stets mit
großer Sorgfalt geschah, trocknete sie
sich mit einem weichen Tuch ab und
spritzte sich eine Art von Glycerin ins
Gesicht, das aus honig und den
Stanbfäden gewisser Blumen bereitet
war. Dann bedeckte sie ihr Gesicht mit
einem start duftenden. rosafarbenen
Puder. Die Garderobe der Kaiserin
war sehr umfangreich nnd fast jedes
einzelne Stück- eine Kostbarkeit In
der Frisur trug sie Blumen und Ju
welen. wie überhaupt Perlen nnd
Edelsteine ibre besondere Vorliebe bil
deten. Ueber dem Gewand trug sie
eine Art Tabe, das aus gegen drei
tausendfsnsbnndert Perlen gearbeitet
war; ja sie pflegte sogar goldene Hin
aernägelschoner« zu tragen, die unge
fäbr drei Zoll lang waren. Aber wie
weiblich die Kaiserin in Dingen des
Schnur-es und But-eng aueb empfand,
sie liebte es sehr. als Mann angespru
rben nnd behandelt zu werden. Sie
war ihrem Wesen nach auch viel
männlicher und tatlrsftiger als ibr
Sohn, der Kaiser, der immer oan den
besten Absichten beseelt war und doch
nie die Kraft hatte, etwas zu ver
wirklichen · j
Der verriet-e sen-set f
Auslövden to schreibe ein Bun
ner Blatt, lächeln gern über den
Aussan der bei allen seierlichen
Gelegenheiten schon am helltchtkn
Tage den Iraek anzieht, dek in Lon
VZU Its-I ftchs Uhr Abends streng der
pont ist. «Jn unseren höheren Gesell
schaftjtretsen beginnt diese gute alte
deutsche Sitte auch zu schwinden, und
IMI bkstzcht ihr gerade keine Tränen
nachzuweinen, denn der schwarze
Terach mit seinem leuchtenden weißen
ifen Hemd. ist nun einmal eine
Tracht für den Abend. die nicht im
Sonnen-. sondern im elektrischen
Licht zur Geltung kommt. Jmmer
häufiger werden zum Beispiel die
alle, wo auch Deutsche nicht im
ratl, sondern im Gehrock mit ge
reister hose in der Kirche und auf
dem Standeiamt zum Trauatt er
«scheinen, und schon ziemlich oft liest
man heute auf der Einladungstarte,
die zur Teilnahme an einer während
der Tagesftunden stattsindenden Er
sssnungsfeier oder andern Festlichteit
aussordert, den Vermerk: »Anzug:
Gehtock«. Um so zäher hält man aber
in manchen Kreisen unserer Bürger
schaft an der alten Tradition fest,
und besonders sind es die staatlichen
und iommunalen Behörden« die im
Frack noch immer das alleinfeligma
chende Kleidungsstiiek bei solennen
Anlassen erblicken. Das mußten zu
ihrem Leidwesen dieser Tas; auch ei
nige biedere Bürger der acht-arge
meinden Derne und Manne erfahren
Zu der seierlichen Einweihung des
von beiden Gemeinden errichteten
neuen Flugolahei hatten die Stadt
honoratcoten nämlich eine leibhaftig-e
Prinzessim die Erbprinzessin von
Meiningem bekanntlich eine Schwester
unseres Kaisers, eingeladen. und die
hohe Dame war auch wirklich zu dem
Egeste erschienen. Voll freudiger Er
swartung begaben sich die Bürger von
Derne und Wonne zum Festplasp
Aber gross war die Enttiiuschung.
Alle, die im Gehn-C statt im Fraet
gekommen waren, wurden von den
um die Etitette besorgten Art-angen
een der Festlichket zuriietgewiesen.
Nur Vefraekte durften die Pforten
des Paradieses passiernz Und da
einige Mitglieder der mitwirkenden
Sängerschaar ebenfalls nur im Geh
roel erschienen waren, lieh man sp
gar während ihrer Gesangidortrb e
den Vorhang der Bill-ne herab, dam t
the Anblick die crbdrinzessin nicht
verleitet Die braves Bürger, die ge
wiß nicht aus Inglomanie, sondern
wohl aus dem einfachen Grunde, weil
sie keinen Frac besahen. sich in den
smienrock getoo n hatten und des
halb siir unwiird g befunden wurden,
m das Antlii einer rinzessin zu
Wen, sind gewiß zu uern. Aber
sie sind au stracks M II Hö
ahnen, haben sie is ihrer Einfalt I
Muts torrett gekleidet, und-wenn die
Erdwan von Muse- art die-i
- Tage non tief-s enn- Ortes-:
gpkk dieer se der allzu eifri »Im;
pi- Wna ver «dmeltnciett be-.
swsenamngenre sen-sen sein«
, «YM gis
P
I Yag Reich der Frauen.
Dom-.
Von Anteile Zodia.
Strömt am Sonntag Rachmitiagen
Ase Welt zum Tot hinan-,
Jiki ein wundersam Behagen
Einst-spinnen sich im Haut
Schleieeweiche Siice breitet
Sich am den durch-sonsten Tag«
Und dee Friede-Bengel gleitet
Leise grüßend durchs Gemach.
Rulf den Sinnen. Puls den höndesh
Fiie die Seele freie Bahn —
Selbii die Bilder an den Wänden
Sehen ieiiumekisch uns an.
Silbeehelles Kinderlahen
Aus dem Nebenzimmet dringt,
Wie bei frischem Lenz-Ekwachen,
Leechentui die Luft durchliiagi.
Rade mit ein schwaches Rauschen
Wendefi Du das Blatt im Bachs
heilig Freven, heimlich Laufchen,
Sonntagigliiel genug, genug!
sindttche Irren- und Freiheit
Freude und Freiheit fiir die Kin
derweltsbor allem auch im Hause!
Wer das niemals gehabt hat, dem
fehlt etwas sehr Schönes und Wichti-;
ges fiir das ganze Lben: es ist wies
ein an sich vielleicht sehr nühliches Jn- J
strunient, an dem aber eine Saite?
dauernd oerstimmt ist. Goethe er
zählt von einer im Allgemeinen recht
sonnigen Kindheit, die aber doch un
ter einer übrigens wohlgemeinten, pe:
dantischen Lehrftrenge des Vaters zu
seufzen hatte. Man sollte bei allem
Erziehungsernfte nicht verkennen. daß
auch das freie, fpielende Lernen feinen
Vorteil hat. Der berühmte Phiio:
soph Herbert Speneer berichtet in fei
ner Selbstbiographie. wie er als klei
ner Junge aufs Raturfarschen kam,
und wie namentlich seine Jnseitenbex
obachtung fast schon einen wissen
schaftlichen Anfirich bekam. Vom
freien, freudigen kindlichen Spiel ist
schon viel geredet worden. Jean Paul
nannte es »die erfte Poesie des Men
schen«: und wenn man sieht, wie fol-»
ches Spiel von der kleinen Gesellschaft
oft mit allem Ernste als Abbild und
Nachahmung des Lebens und Trei
bens der Großen-« geiibt wird, dann
fühlt man erst recht feinen Erzie
hungswert. Freude und Freiheit im
wohlweisen Erziehungssinne. das ge
hört zum Wesen und Wollen des echt
Kindlichen überhaupt Ein richtiges
Kind freut tich auch iiber kleine Sa
chen, und eine frei gefialtende Phan
tasie zaubert das Fehlende rasch her
bei, und gerade dieses Jllusionsfpiel
erscheint den Kindern als etwas über
aus Vergnllgliches. Man giebt seinen
Kindern nichts Gutes, wenn man sie
vorzeitig an der Freude und der Frei
heit der Erwachsenen teilnehmen läßt«
Rosegger riit einmal, man möchte doch
den Kindern ihre frohe, harmlose
Kindlichleit so lange als-Mir möglich
zu erhalten suchen, denn «Kindlichieit
ist der fruchtbarsie Boden fiir das
Schöne, Weltdertrauen ift der frucht
bare Boden fiir das Gute«. Ja, auch
freudiges« freies Vertrauen und has-»
sen eignet dem kindlichen Kinde. Werf
ihm das zerstört, der begeht eine grau-»
same Sünde wider den Geist der Er-»
ziehung Es ift schön, daf; eine tat-’
lriiftige humanitiitsbewegung auch all
den vielen Kindern kindliche Freude
und Freiheit zu schaffen sucht, bei de
nen Armut und Krankheit das junge
Leben zu berdiifiern drohen, oder wo
die eigenen Eltern ihre Pflichten
firiiflich dernachlsffigew Auch Wai
senhiluser und setserungsanfialten ar
beiien mit Freude und Freiheit« und
die Erfolge find oft überrafchend guts
und gros.
Zen- Ierhtmess der sont-see
speise-h
Nicht ungeteilt ift die Freude über
die schöne Sonne bei denjenigen, de
ren Deut Neigung zeigt zur Bildung
von Sommerfproffen. Waren diese
unwilliommenen Erscheinungen zur
Freude der Betreffenden im Laufe des
Winters fo gut wie verschwunden, fo
treten sie unter der ftarlen Reizwiv
iung der Frühfadrsfonne utn fo auf
fälliger wieder hervor. Darum ift ei
listig, auf Frühjahrifpoziergiingen die
zur Sommerfproffendildung neigende
heut, welche infolge der winterlichen
Sonnenlichtentwshnung doppelt ern
pfindlich geworden ist, in zweckent
sprechender Weile eu Wie-n- Die
Wiriungen der Lichtstrahlen auf die
baut find fu durch bestimmte Mittel
odzufchwöchem Das beliebtefie tft
« wohl der Schleier. Es tfi oder seines
J VIII SICMMCi MU- ZCtde ein zu
fdlefem Zweite getrssener Schleie- he
llst. sielneede mus man einen folieu
wählen, dessen Herde die fosenannteu
ultrovioletten Strahlen, welche hi
huut zur sildung von Sommer-spros
feu anreipem nicht hindurch läßt« hyp·
adsehwiicht Rote, braune, auch gelße
Schleier sind darum alj Uerhlitnngts
mittel gegen Somnrersprossen zu he
nusein Ganz zweclloj ist ei dagegen.
weiße, blaue oder violette zu tragen.
Leider lassen sich aber viele mehr von
Mode- Znnd Geschmackseäcksichten lei
ten, als von den Ratschlägen der
hautsrztr. »F
Ein anderes Verhiitungsrnittel ge
gen Sommersprossen erkannte man in
denr schwefelsanretn Ehinin, dem be
kannten Heilmittel gegen die Malaria.
Dieser interessante Stoff hat die Ei
gtufchsft. die schädlichen chemischen
Strahlen der Sonne, die durch ihn
hindurch-zehen zuriielzuhaltem Rein
man also die baut mit einer Chininis
lösnng ein, so lann man sie dem Reiz
des Sonnenlichtei ruhiger aussesen
als sonst. Thininhaltige Salden, wie
)z. B. das «Lichtmitin« haben sich er
sfreulicherweise bewährt Vor der
Benutzung von Präsaraten wird man
aber in der Regel Flut tun, sich ärzts
lichen Rat einzuholen —- namentlich
sdann, wenn man nicht die Verbinan
liandern die Entfernung von Sommer
Jsprossen anstrebt.
? Die Mittel, die ei hierfür in fast
»der-wütender Fülle gibt, greifen hän
»fig die Haut zu sehr an. Um leine
unangenehmen Ueberraschungen zu er
leben. mache man sich also lieber die
Erfahrungen eines Fachmannes »Ju
nutzr.
Ins untere-I dass-neusten
Lln iiihlen Stimmen-senden leistet
ein gehöleltek Schultetshawl gute
Dienste. Unsere Vorlage empfiehlt
sich durch leichte Ausführung. Ek
iordeklich dazu sind etwa 5751 Pfund
Straußenwolle. Der mit Franle un
gefähr 2 quds lange, 18 Zoll breite
Schal ist mit Straußenwolle in Weiß
und Helllila wie folgt zu häkeln:
Mai arbeitet mit Weiß beginnend auf
90 ziemlich lasen Lat. l. Tom- Die
nächsten 5 Lm. iibg., 1 f. M. in die
folg-um Les-» 21mal abw. 3 Lat. und
1 i M. in die viektniichfte Lin. —- 2.
Ton-: Die Lieb mitSLnr. gew. diese
übs., Jf.- M. in die2 Lm. besass-Eh
-·-"-·-ICIIIII-·o
Ida-l is hütet-um«
sien O» dann abw. s Lin. nnd l f.
M. in die zweiinächfie Lm. nach der
folgenden f. M. — Nun im Muster
ver 2. Tour stets abw. 2 Touken mit
bringet-und 2 Tomen mit weißer
Wolle. Unser Original zählte 36 for
bige Streifen. Für die Franle sind
den Qneteiinoekn stets S. ungefähr 14
Zoll lange Enden von weißer Wolle
ansalchlingen und noch 1 Zoll tiefer
in verer ttefsende Knoten zu schlin
gen.
Ist U- III-.
Um griine Erbfe n als
P it ree zu geben« wozu man dickere
Erbfen vorteilhaft verwenden tann,
tacht man fie mit wenig Wasser und
wenig Salz weich, rührt sie durch ein
Sieb, bringt die Masse wieder zum»
euer, verrübrt fie mit etwas Brut-ej
s lz, Zucker und sehr wenig feinem
»Mein zu beliebt festem Piiree, oder
fman l« ßt das bl. fort und giebt es
mit swei Eidottern, die man in 2 bis
Z Eßlösfel dicker Sohne verritbrt bat,
ab. Zu Erbspiiree serviert man
Brattartoffeln oder man umlegt es
beim Anrichten mit in Butter gold
gelb geriisteten Semmelschnitten.
GrüneErbsen mitSabnr.
2 Unzen Butter tnetet man mit einem
Löffel Mefl durch, läßt sie in der
Kasserolle chmelzen und giebt 2 Ps
ausge itlfte Erbsen, etwas Salz und
Pete lte hinein, läßt alles unter öf
terem Nachsehen und Schwenteln der
Kasserolle langsam tochenv Dann
rlibrt man, sobald die Erb en weich
find, 2 Cle fel tochende sit Sahn-e
und etwas Zuaer dazu und fchlittelt
gut damit durch.
Sebr wean bekannt in der deut
schen Miche i die Zufammensiellu
von Wen mtt neuen Kartoffeln u
die von crbsen mit Speck, we leg
tere Zuberettunx in der sransit schen
Mist sitt den Irgrrlichen Familien
nta set- ten-« ist.