, Jahrgang Nebraska Staats- Anzetger und I set-old. rTle l) Kummer 43 III-aussu. Von Hans Hoffmann »Ein Lindenbaum und ein Garten haus, sen wucherndem Epheu umschlungen, Mnidlumen dabei zum Frühlings strauß: Ich liebte das Pulädchen jahrein, jahr Doch niemals, owahthafiig noch bab’ ichs befangen Und heuk nun auf einmal wie eegi sich ein Klingen Wie möcht ich es preisen, wie möcht ich es singen! Die Sonne ff-f lziemlich im Mittag e t, Und ein Hauch des Gliickes vom Himmel weht -— — Da sitt mir leidet znt Seite Ein untnbvolles Geleite: Das nimmt mir die innere Samm lung fort, Das störet Gedanken mit und Wort Und der Reime reinliches Klingen Mit allerlei iötichten Dingen: Zwei Hände so weich und zwei Augen so blau, Und zwei Wonnen so rund und zwei Grübchen so schlau, Und ach, die Lippen, die lesen! Oder sinds zwei blühende Rosen? Yet »Hel«ige« an der Rand Eine wahre Geichite von Marie von der Osten-Saiten Wir saßen sriihlich vereint urn eine sowie, die Unterhaltung slog lustig in und her, von Lachsalven unter ochen. Mutter in der Sophaecke strickte eifrig an einem Kinderjsietchem der Onkel breit und behaglich neben ihr. Tante Minchen im Lehnstuhl und tvir Jugend daneben. Wer tonnte auch ern bleiben, wenn der Qntel seine G chtchten austramtr. Kaum war eine beendet, so schrieen wir «Ontel, bitte, noch eine Geschichte!« und er wurde nicht so bald müde, un seren Wunsch zu ersiillen. heute nun sprach rnan von Ber lobung, heirat, Liebe und derglei chen, und Adeie, meine Schwester, rust plötzlich: »Ontel, sag’, warum hast Du nicht geheiratet, warst Du nie verliebt?« Das große, breite Gesicht des On telg versieht sich zu einem psissigen Lächeln: »Ja, das möchtest Du gern wissen, Fräulein Naseweis, ob der Onkel verliebt gewesen; nun, das lannst Du mir glauben, so verliebt, wie es fest gar nicht mehr Mode ist«, und mit tiefem Seufzer siigte er hinzu: »Ich habe mir sogar aus Liebe siir einen blonden Backsisch einen Zahn, einen ganz gesunden Zahn aus ziehen iassen.« Wir: »Ontel, ergähl’, erzähl’, tvie tvar’ö, wie tanr es dazu, o bitte, bitte, sag’ es doch!« »Ruhig, Kinder, ich wur- Tuch sagen, aber bei dem Lärm hört man ja das eigene Wort nicht mehr.« Und nun erzählte er »Ja, das tönnt Jhr mir glauben, das tut teiner von Euch mehr. Ich war in G. aus dem Gnmncrsium, die Ferien verlebte ich bei den Eltern aus dem Gut. Dort erwacht die Sehn sucht nach meiner blonden Schönen so Fis, ich muß sie wiedersehen. ; rsucht verzehrt mich, ich hatte einen Ridalen. Beim Abschied ge hörte mir noch ihre Liebe, doch was konnte inzwischen qesebrhen sein, viel leicht hatte sie mich vergessen. Guter Rat war teuer - wie sollte ich nur nach G. kommen? Es war eine weite Wagensadrt von vielen Stunden bis dahin. Ich sann und sann; endlich war ein seiner Plan fertig. Drei Tage jammerte und klagte ich über entsesliches hnweh, aß taum bei Tisch und illte heimlich in der Speisetammer meinen großen Ghin nasiastenhunger. Um vierten Tage war das herz meines Vaters erweicht, er konnte meine Leiden nicht länger mit an sehen; meiner Mutter hatten sie sast schon Telinen getostet, was sogar mein verhärtetes Gewissen recht be schwerte. Vater verkündet mir. ich würde nach G. zum Zahnath ge schist, «aber«, sagt er, »Junge, mir scheint die Sache nicht nz richtig; Iommit Du mtt dem ahn zurück, giebt es drei Tus- Arrest.« Mein Alter war leider sehr helle. Nun also, ich sahre aber doch, last mir, ohne zu mucken den gesunden Zahn entfernen und ich seh’ meine iebe wieder; sie gelobt mir nochmals Treue und ich tehre befriedigt heim, stolz - iiber ihre Bewunderung meiner hel-· dentat. Den Zahn bewahrte ich noch lange, er sollte in Gold gefaßt siir sie ein Geschenk werden; dann verlor ich ihn, und als ich in Prima war, heiratete Paulin n.« Wir achten und freuten uns, je doch Adele war noch nicht zufrieden. »Ja, aber Onkel, warum hast Du später ni t geheiratet?« »Ach, u Fragenichtg, bist Du noch nicht zusrredeni Also, ich Mk Angst vor den Frauen; erst haben sie Sametpsoten, nachher lrahen sie und ist man tot, so vergessen sie uns gleich; nein, nein, ich blieb lieber allein.« : »Bergessen«, sagte Tante Minchen mit trübem Augenausschlag, »verges-: sen? Das sagst Du, August.« Du! solltest nur zwei Häuser weiter eben» und den Schmerz der armen raul Knod se ’n. »Sie ist noch ganz gebro-( chen. ir lachen hier,’und dort dass einsame Wesen windet sich in seinem Weh." ’ »Minchen, schad’ war es. daß der Knod so plöglich starb; chade, sehr schade. war ein guter ensch, ein ordentlicher Mensch, und daß die Frau weint, glaub’ ich schon. Aber wie lange ist es auch erst? —— Vier Monate. Wart’ nur noch etwas — auch er ist vergessen.« Tante Minchen zischte wie eine lleine Schlange aus: »Aagust, wie Du sprichst; Du kannst es nicht ver antworten! Geh und sieh die Frau, Tag siir Tag sitzt sie vor seinem Bilde, ej steht aus dem Schreibtisch. von Blumen umgeben, sast wie ein heili genbilv ist ei, vor dem sie -betet.« Diese tragische Rede bat den son derbaren Ersolg, dass Onkel August in schallendes Gelächter ausbricht und lacht und immer wieder lacht, bis er zuleit ausrusn «Min n, dergieb, aber ich konnte nicht anders, und nun merkt Euch, was ich sagen werde. uerst kommt der »Selige« aus den chreibtisch, umgeben von Blumen, die so ost wie möglich erneuert wer den. Dies ist das Stadium der tief sten Trauer. Nachher stebt es aus einer Stasselei, bin und wieder liegt ein griiner Zweig, ia auch eine griine Blume daraus. Zweites Stadium. Und dann -s- kommt er an die Wand. Jst es so weit, da rate ich den Freundinnen, ihre Gedanken aus die Hochzeitslleider zu lenken·« »Onlel, Onlel!" schreien Alle durcheinander. Meine Mutter unter bricht silr eine Minute ihre Stickerei und sagt tadelnd: »Aber lieber Au gusti· Da zählt sie schon wieder ibre Masche-L Tante Minchen ist wütend. «,.August, das ist abscheulich, einfach Pabscheulich die arme Frau Knod, solch tiesen Schmerz zu oerhöbnen!« Der Onlel: »Minchen, ich bishne nicht Frau Knod, aber denl’ an mich ums Jahrf - W vergehen einige Monate; wir sißen wieder zusammen; Jeder sagt dem Anderen, was er getan, wo er gewesen. Nun iit die Tante an der Reihe zu erzählen. Ganz wichtig sagt sie: »Ich besuchte Frau Knod; sie war munter-, und ich mußte die wunder hiibiche Staffelei bewundern, die sie siir’å Bild des Mannes getauft hat.« Kaum aber ist dies Wort ibren LipsY pen enisloben, so sieht sie erschreckt; nach dem OnleL und dieser sagt gan s ruhig: ,,Stadium No. 2.« Darauil ein allgemeines Freudengeliichter. —J Frau Knod verreisi in’s Bad; bleibt lange iori. Wie sie heimgetehrh ist, schickt meine Mutter mich zu ihr, einen Blumenstrauß zu überbringen. Das Dienstmädchen war nicht zu Haufe: die Dame Zssent mir die Tür. Sie ist ganz erhißt, sieht sehr srisch und hübsch aus mit großer weißer Schürze, in der Hand hält sie einen hammer. »Ach, entschuldiaen Sie, bitte, meine Toilette; Sie sinden mich bei einer wichtigen Arbeit; ießi bin ich fertig. Jch habe das Bild meines Mannes eben an die Wand gehängt; die Stasselei nimmt so sehr viel Raum ein und das Zimmer ist wirt lich schon beengt genug. Bitte, wie sinden Sie den von mir gewählten Plaß, steht das nicht schön ansi« Ich sinde dies natürlich, besehe mir dann noch die anderen Bilder, den Schneidtisch Dort steht in elegantem Rahmen eine-ganz neue Photographie, ein here in hellem Sommeranzug, wie man ihn im Bade lo häufig sieht. sdaneben eine schlanke Vase rnit köst lichen Rosen. «..Wer ist dieser herri« frage ich voll Interesse. Ueber die Wangen der sungen.Witwe sliegt »leichtes Rot: »Ein· Badebetannb schalt; wir waren viel usarnmen.« Am selben Abend beszucht uns der Onlelx ich erzähle ihm mein Erlebnis. «Siehste«, sagt er, »wer hat rechtf« Einige Wochen fpiiter tonrmt eine zierliche, goldumriinderte Karte: Frau Helene Knab Jn enieur Art-ed Meyer l Verlobte. I Als der Onkel sie gelesen bat, fagt jer weiter nichts als: »Ja, ja, wenn »der »Selige« an die Wand gehängt J wird, liiuten die hochzeitsglocken.« Flieder und Holunder. » Noch vor vier Jahrhunderten böt Ite man in Mitteleurapa vergeb ; lich nach einein Fliederftrauch l fachen müssen, nach dem Strau Lchh der doch heute in jedem HBauerngehöft an treffen ist. Keine feinzige von den z n Arten der Syrin iga, die wir fest kennen, war dort zu finden. Die Syringa perstca mit ih ren kleinen rofaroten und weißen Blü ten wuchs nur in Persien unt-Madam ftan. Die Chinefen erfreuten sich der Syringa Esrnddi und pflanzten sie al 3ierfiräucher. Jn Ungarn aber war die Syringa Jositaen heimisch und die Syringa vulgaris, der gemeineFlieder, der noch heute an der unteren Donau den Hauptbefiandteil des Bufchwaldes bildet, der bis zu 10 Fuß hoch wird, im nördlichen Ballan und im Orient, in Aften und in Afrila zu Haufe, und der auch als erfter von allen Syringens crten den Weg nach Mittelenropa ge funden hat. Jm Jahre 1554 hatte Pe ter Andreas Mattioli, der Leibarzt Kaifer Karls V. und Ferdinands l» zum erftenMale die Syringa vulgaris, den gemeinen Flieder, beschrieben und ihn Lilac getauft; bald bürgerten auch andere Namen, als türlifcher, spani fcher Flieder, Pfeifenftrauch und ho lunder, sich ein, Namen, die zumeift noch bis heute sich erhalten haben. Neun Jahre später brachte Augiet de Bugbecq, der laiserliche Gesandte an der Hohen Pforte, der zu Arnasia den Frieden mit Soliman ll. vermittelt hatte und in grosser Gunst stand bei seinem herrm Kaiser Ferdinand l., die ersten Syrin en von Konstantino pe! nach Wien. Dort pflanzte er sie in dem lleinen Garten ein, der sein Haus umgab. Doch erst im Mai 1589 ge-» langte der Flieder in Wien zur ersten Blüte. Fünszig Jahre später, im Jahre 1640, sand auch der versische Flieder seinen Weg nach Mitteleuropa, und heute werden als Ziersträuche sair alle Syringenarten in deutschen Gar ten gezogen, selbst die stolze Syrinai villosa, die in Tidet zu Hause ist und als Buddhabaum große Verehrung aes niest, da sie »manchmal« aus ihrer Rinde und ihren Blättern Buddhabil der und buddhistische Formeln zeiqu ssolL Bald aber war man nicht mehr zu srieden mit diesen Fliederarten, nnd sdie Gärtner mußten sich an die Arbeit machen, durch Kreuzung neue Sorte-I »und Varietäten zu schassen. Ter "Rouenslieder und viele andere aehoren »Hu diesen Varietäten Doch der gemei »ne Flieder, der bislang in Ungarn nnd aus dem Ballan, vornehmlich in Zer dien und Bulgarien, alsWildling auf-— gekachsen «toa-r,«dantte« demGärtner die Pflege utlo Kultur nltxll nur onoumk daß er sich leicht kreuzen und zu Spiel arten umformen ließ. Er lies-, auch sonst in seinemWachstum sich unschwcr beeinflussen Und das war gut sur Die Gärtner. Denn bald diktierte die Mo de. der auch das Gärtnerhandtvert un terworsen ist, mehr als manches au dere, dass die Syringe, die sich als ne meiner Strauch überall hin verbreitete und leicht verwilderte, nicht mehr var nehm sei als Geschenk im Mai, wenn alleSnringensiräucher blühen und man den größtenStrausi billig taufen tann. Jm Januar und Februar, wenn dr iu Pen Eis und Schnee liegen. dann ist olch blühender Syringenzweia weit wertvoller und schöner, dieweil er teuer ist. Und auch hier vermochten die Gärtner zu helsen. Denn unsauurr gelang es, den Flieder in Gewächs-hau sern im Januar und Februar zur Blit te zu bringen, da er sich leicht »treiben« läßt. Sogar zum Farbenwechsel tann man die Blüten hierbei bringen« Der gemeine Flieder, dessen süßduftendr. schwere Blütentrauben zumeist violett nd, weshalb die Pflanze noch heute in rankreich Lilag genannt wird, ent wickelt im Treibhause weiße Blüten, sofern die Temperatur 30 Grad über steigt. Doch auch schon bei geringerer Wittwe, bei 20 bis 22 Grad, gelingt ei, imTreibhause weißbliihenden Flie der u ziehen, wenn das Gewächshaug zeige eckt bleibt und die Pflanzen im Dunkeln treiben müssen. Doch nicht nur der Blumensreund erfreut sich des prächtigen Strauches und nicht nur der Gärtner weiss ihn zu werten. Das feste, schitn geslarnmte Holz ist dem Drechsler und Tischler willkommen und das köstliche Pariilm wird durch Austochen der Blüten mit Fett ausges zogen und so eine start riechende Po made, die sogenannte Fliederpomade, gewonnen, aus der die Fliederessenz bereitet wird. Unser Geruchsorgan ist nicht sonderlich sein ausgebildet. Von den hunderttausenden verschiedener Geruche, die es .gibt und die von den Jnsetten auch unterschieden werden, unterscheiden wir kaum 500. Daran mag es wohl liegen, daß uns die Flie deressenz genau so riecht wie eineTubes rose und als Ersatz für Tuberosenpar· iiim auch häufig benutzt wird . Allein nicht nur der Geruch der schönen Pflanze gibt zu Täuschungen Anlaß. Schon ihr Name, der deutsche sowohl wie auch der gelehrte lateinische, Hering-r vulzzuris. ist von je eine Quelle der mannigfachsten Verwechs lungen gewesen. Aus dem Worte Seringa, mit dem in Afrila der ge meine Flieder bezeichnet ·wird, formte Linn-H das Wort Syringa. So belam die orientalische Pflanze einen streng tlassischen Namen, der an Syrinx an llingen soll, an die junge arladische Nymphe, die schöne Tochter des Fluß gottes Ladon, die auf der Flucht von Pan von den Göttern in eine Pflanze verwandelt worden war. Der verliebte Halbgott, der nun wohl oder übel von der Verfolgung abstehen mußte, wollte sich gleichwohl nicht umsonst ange strengt haben, und darum schnitt er von der Pflanze, in tie die junge Nymphe verwandelt worden war, ei nige Zweiglein ab und bildete ans ih nen die Panflöte, die von den Griechen zur Erinnerung Syrinx genannt wur de. Das ist eine recht hübsche und un terhaltliche Geschichte: aber als Linn-» in der Erinnerung an die junge, schöne Syrinx das nfrilanische Wort Se ringa in Syringa umwandelte, da be ging er gleichwohl einen groben Fehler. Denn die alten Griechen lannten den —Flieder noch gar nicht, um darum ver "wcmselten sie ole Tochter oes But-on auch nicht in eine Syringe, sondern in ein Schilsrohr. Doch Linn-Z lann sich mit anderen trösten. Denn er blieb ynicht der einzige. den die boshaste zu Anachronigmen verleitete. Hatte sie sich doch im Laufe weniger Jahr hundert so bei uns eingebürgert, daß ihr niemand mehr die siidliche Heimat glauben mochte. Selbst Richard Wag ner war dieser Ansicht, als er die Mei stersinger schus und hier den Flieder pries, der am Hause des Hans Sachs in Nürnberg wuchs, am Johannistage so schön blühte, so ,,mild und start und voller Düste war«. Das aber war ges schtchtlich nicht gut möglich, da laut Textbuch die handlung um die Mitte des 16. Jahrhunderts spielen soll, während doch tatsächlich um diese Zeit kaum die erste Syringe den Weg an den Hos des Kaisers gesunden hatte, also schwerlich schon das Haus des Nürnberger Handwerlers zieren konn te. Auch natur-wissenschaftlich ist die Erwähnung der blühenden Syringe am Johannistage zu beanstanden, die: weil der Flieder im Mai blüht und am Johannistage ZU Juni) längst ver toellt ist« Doch noch andere Verteidiger er stehen dem Herrn C. Linnäug als ttii chard Wagner, der ja schließlich als Dichter nnd Komponist nicht auch noch ein sattelfester Botanitus zu sein brauchte Der geschichtliche Jrrtnm Linnisg wird reichlich weit gemacht da durch, daß er andere gewichtigere Irr tümer aufgeklärt hat. Bis Linn-«- auf den Schauvlasz trat, war die Botnnit ein Feld, auf dein ein jeder nach Bette den sich tummelte und seine wissen schastlichen Sporen »in verdienen Ein jeder beschrieb die Pflanzen, die er fand und noch nicht kannte, gab ihnen Namen unbekümmert darum, ob schon andere vor ihm dieselbe Pflanze be schrieben und vielleicht mit anderen Namen belegt hatten oder nicht. So war es Jahrhunderte hindurch gegan en, und ein Sammelsurium von flanzennamen und -beschreibnngen hatte sich angehäuft, aus dem tein Mensch mehr tlug werden konnte. Oft war die nämliche Pflanze mit den ver- l fehiedensten Namen belegt worden; ost « auch wurde der gleiche Name verschie- ! denen Pflanzen zuteil, die gar nichts miteinander gemein hatten. Dieser Wirrwarr, den erst Linn-«- tritt feinem l künstlichen System und der von ihm eingeführten lateinischen Nomentlatur lichtete, wird uns am besten dadurch . veranschaulicht, wenn wir daran den- i ten, dasz auch heute noch einige Pflan zen ganz verschiedener Art mit dem gleichen Namen belegt werden. Ge meinhin verstehen wir wohl unter dem Worte Flieder die Syringensträuche mit den violetten Blütentrauben, die so sitß und lieblich duften. Aber wenn wir in die Apotheke gehen und dort Fliederdlitten verlangen, dann bekom men wir —- dte kleinen, weißlich - gel ben Blüten des Holunders, der gleich falls im Volksmunde noch heute als Flieder bezeichnet wird, so wie umge tehrt auch der Flieder Holunder heißt. Diese Verwechselungen und Verwir rungen sind ein Erbe der vorlinnöschen Zeit und naturwissenschaftlich in nichts begründet. Nicht einmal die Familie ist beiden Pflanzen gemein sam, da die Syringen zu den Olea tren, die Holunder zu den Caprisolias ceen gehören. Es ist schon mehrfach versucht worden, den oben erwähnten Anachronismus in den Meistersinaern mit dieser Verwechseluna zu »berichti gen« und zu erklären. Aber auch die fer Versuch muß abgelehnt werden« da auch der Holunder gleich der Syringa im Mai und nicht imJuni blüht. Auch dürfte schwerlich jemand den faden, an Krankenstuben erinnernden Geruch der Holunderbliiten als ,,milde und start« bezeichnen. Die Bertaufchung beider Namen ist noch heute eine so tief ein gebürgerte, daß nur der lateinische Name Klarheit schafft, der den violet ten Flieder, die Syrinae, als Mig und den auch Flieder genannten Ho lundet als Samt-neus- bezkjchnei. Die Holunderpslanzen sind leine Kinder des Süden-« die erst spät den Weg nach Mitteleuropa fanden. Sie sind, vom hohen Norden abgesehen. in ganz Europa zu Haufe; auch finden sie sich im Kautasug und im siidlichen Sibis rien. Sie tragen weiße, gelbliche und rötliche Blüten, die in schirmförmigen Blütenstiinden stehen: sie haben ferner ein sehr start entwickeltes Mart und kommen in 20 verschiedenen Arten vor, von denen eine, der Traubenholunder, feiner roten Beeren und gelblich wei ßen Blüten halber häufig alg Zier-« strauch angepflanzt wird, ein anderer, der Zwerghol-under, auch Attich ge nannt, giftig ist. Er wird nur drei Fuß hoch, lommt in Mittel- und Süd euroda vor und wurde im Altertum medizinisch viel verwandt. Von seinen Beeren wurde ein Tee gekocht, der die Galle und den Schleim aus dem Kör per entfernen sollte. Zurnal die alten Griechen waren dem Zwergholunder gewogen. Sie nannten ihn Alte, wo raus im Laufe der Jahrhunderte sich das Wort Attich gebildet haben soll. Die bäusiaste von allen Holunderi arten aber ist der schwarze Holunder lsnminnsus nigril), der auch Holler Holder nnd eben auch Flieder genannt wird. Er wird bis zu 30 Fuß hoch und ist der Lieserant der gelblich wei ßen Blüten, die als schweißtreibender Tee ein bekanntes Hausniittel sind. Jm Gegensatz zu seinem falschen Na mens-better, der nur der Schönheit dient, —— sosern nicht der Tischler aus ein Holz und der Pariiimeur aus eine Blüten Beschlaa legen ---s macht der schwarze Holunder in der verschieden sten Weise sich nützlich. Seine dunkel ioletten, süß-sämtlichen Becken wer den zu einer vortrefflichen Snvpe ac locht oder zu Holunderniug verarbeitet, ’das mancherlei Zwecken dient. Die seinen sehen in dem Mus ein gutes Ab fiihrmittel, die anderen benutzen es, da es sehr llebrig ist, zum Vogelfang; die dritten wissen einen Branntwein aus ihm zu bereiten, und die vierten ge brauchen es, um Portwein damit zu särben. Doch nicht nur Portwein, auch andere Weine weiß der »Mein rcchnuer mir Dust oeS schwarzen po lunders zu verbessern Er beniin die Blüten zum Aromatisteren verschiede ner Weinsotten, und selbst der gewis senhafteste Winzer, der von der Wein technit und schemie nichts wissen will, er nimmt doch den Holunder als Ora tel. »Wenn die Holnnderbliiten gut werden« dann werden auch die Reben bliiten gut-« Das ist ein altes und ,,erprobtes« Sprichwort Mit alledem aber ist die Verwertung des Holunders noch nicht erschöpft. Jn manchen Ge genden werden die Blüten gebacken und gegessen, in anderen zu Umschlägen verwandt. Als Abfiihrmittel dient der Saft der Wurzel, als harntreibendes Mittel die innere Rinde. Dag seine gelblich weiße Holz ist bei Tischlern und Drechslern hoch angesehen. Das weiche Mart gibt die bekannten Hohin derliigelchen für Elektrisierniaschinem auch wird es von Uhrmachern bei ih rer subtilen Arbeit und in der mikro skopischen Technik verwandt. Nicht wunderlich ist es daher, daß eine so allseitig brauchbare Pflanze auch im religiösen Kultus ihren Platz hatte. Stand doch fast in jedem Ge höft der alten Germanen ein Volun derbaum, der heilig gehalten wurde Und das mit gutem Grund. Denn in dem Holunderbaum wohnte der gute Geist des Gehöftes, die Hollermutter, auch Frau Ellhorn genannt, die das Haus vor Feuer, das Vieh vor Seu chen bewahrte und die vielleicht — ob wohl es zuweist bestritten wird —-- mit Irau Helle identisch ist, jener alten Figur der deutschen Göttersage und des Märchens, die zwar auch als See oder Brunnengöttin belannt war, als Hypostase der Freija und die selbst als Hexe im wütenden Heer mit ritt, die aber gleichwohl auch als guter Haus geist gefeiert wurde, als Schutigeist der Spinnerinnen, und deren haus miitterliches Wesen noch heute in der bekannten vollstüinlichen Redensart zum Ausdruck kommt imWinter, wenn die Flocken draußen herumwirbeln: »Frau Holle schüttelt die Betten ausk« —-——. Ursachen und dem-us der Schlat lebst-m Es giebt eine ungeheure Menge Schlafloser. Woher das wohl lam men mag? Nun, das liegt an den täg lich größeren Anforderungen, die an das Gehirn des Kulturmenschen ge stellt werden. Die Schlaflosigteit ist eine Besleiterin des modernen Kul turauffcliivunges, ein Folgezuftand der ,,Neurafthenie«. Alter und Geschlecht werden gleichmäßig von ihr befallen. Aber die Störung des Schlafes bei Neugeborenen und Säuglingen ist ausnahmslos auf Störungen des Stoffwechsels und der Verdauung zu rückzuführen Schon in der frühen Jugend dagegen hat die Schlaflosig teit andere Ursachen. Hier sehen wir bereits im Vordergrunde eine Erre gung des Nervensystean als ursäch liche seelische Eindrücke Beim Er wachsenen vollends ist die letzte Ur sache der Schlaflosialeit fast stets in der Nachwirkung von Sinnesreizen zu suchen, wie animierte Unterhaltung, Theater, Concert u. s. w. Die Klagen mannigfaltigster Art sind ja bekannt. Diese Zustände der Schlaflosigleit un tergraben natürlich allmählig auch das seelische Leben des von ihr Besal lenen; sie bekommen eine förmliche Angst vor der Nacht und dem Zubette gehen. Oft sehen wir aus diesem Zu stand sich bestimmte Formen der Me lancholie entwickeln. Man hat der Regelung des Schla ses deshalb beim gesunden Menschen. mehr aber noch bei dem Nervenleiden den, dem Neurastheniter. die größte Aufmerksamkeit zu widmen. Fiir den gesunden Menschen gilt als Regel, daß es das Beste ist, so lange wie tunlich zu schlafen. Man sollte sich im Allaemeinen nie abhalten lassen, spätestens um 10 Uhr des Abends sich schlafen zu legen. Der Neurastheniker hat seinem Zu stand in weitgehendstem Maße Rech nung zu tragen. Schwer an Neum sthenie Ertrantte, bei denen die Schlaslosiakeit nur ein begleiten-des Moment ist, haben sich unter allen Umständen in ärztliche Behandlung zu geben. Die leichter Erkrantten, bei denen die Schlaslosigteit im Vordergrunde des Krankheits-bile steht, haben die sem Merkmal ihr hauptsächlichstes Augenmert zuzuwenden. Frühzeiti ges Zubertgehen, wenn möglich schon um 8 Uhr Abends, ist zu empfehlen. Es muß sjir die nötige Müdigkeit ge sorgt werden, und zwar muß ent sprechend der geistigen Arbeit körper liche Arbeit geleistet werden. Turnen, Rudern, Radsahren. Tennisspielen, eventuell auch nur Spazierengehen in frischer Lust rufen die nötige Ermat tung hervor. Aus eine regelmäßige Verdauung ist erhohte Ausmertsamkett zu verwenden Die letzte Mahlzeit soll 2 Z Stunden dor dem Schlafen gehen eingenommen werden und soll tunlichst aus leicht verdaulichen Spei sen zusammengesetzt sein. e-- sk- «- »I Wo VIII-m slUkL klllpllcljll cV III-, feuchte Wattevsröpschen in die Ohren zu stecken. Die Fenster des Schlaf lzirnmers, zum mindeste-n die oberen Fenster sollen zum Zwecke einer guten Ventilation, auch im Winter, geöffnet sein. Vor Zuglust bat man sich na türlich zu schützen. Arn besten schläft man aus Matratzen und deckt den Körper mit einer, im Winter mit mehreren Decken zu. Wer leicht Blut andrang nach dem Kopfe hat, lagere den Kopf hoch, wer aber an Blntleere des Gehirns leidet -- und das ist die Mehrzahl der Neurastheniter — la gere ihn ties oder schlase in vollstän dig horizontaler Lage dies ganzen Körpers. Das Zimmer soll dunkel gehalten werden. Leute mit unruhi ger Phantasie sollen ihren Gedanken gang in gewisse-, eintönige Grenzen zwingen. Vor Allem mit dem unbe dingten Glauben und Vertrauen« daß ein aeregeltes, ruhiqu nnd zielbewuß tes Leben mit Sicherheit zur vollstän digen Genesung führen wird. Erkenne dich selbst Prosessor: ,,Müller, wenn Sie mit so plumpen Betrugsveisuchen Erfolg haben wollen, so müssen Sie sich schon einen aussuchem der dümmer ist als ich. Und den werden Sie schwerlich finden.«