Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 05, 1912, Zweiter Theil, Image 10

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    Ein Edelmarder
Roman
von Sgbert Carl-sen
(13. FortfejungJ
Er ergriff ihre Rechte nnd wollte
das schöne Mädchen an sich ziehen
cbersansda trat einen-Schritt zurück
nnd entzog ihm ihre and. Nicht ohne
Teilnahme-, sprach sie mit bebe-wer
Stimme, »nein —-— ohne Teilnahme
hbe ich Ihre Worte nicht gehört,
Herr d. Birzotvsti. Was Sie mir
giksk hat mich tief ergriffen, das
St he ich Ihnen offen, aber zurück
weifen muß ich Sie dennoch. Meine
Zretrndfchaft will ich Ihn-en gern ge
währen, aber mehr kann ich Ihnen
nicht geben«
»Warum nicht« Wanda, heißgeliehs
fes Wesen, warum foll ich denn eiend
und unglücklich werden-Z«
»Ich könnte Ihnen manchen Grund
fanrn«, entgegnete Wanda mit nieder
geschlagenen Angen, indem sie sich
leicht auf die Lehne eines Stuhles
Jtiiytg »ich könnte Ihnen von den
Schwierigkeiten sprechen, welche es
Ihnen bereiten muß, eine Kunftreitei
rin in Jhre Familie, in Ihre Gesell:
schaftstreife einzuführen, aber von
dem Allen will ich schweigen Jhrer
Kraft und Jhrer Liebe traue ich es
zu, daß Sie diese Hindernisse über
winden würden s-«-«
»Nun also. Wand-a s—«' Birzowsti
trat ihr einen Schritt näher.' aber
Wand-: og sich hinter den Stuhl zu
riich de en Lehne sie vorhin gefaßt
hatte.
.Jch will Ihnen einen anderen
Grund fagen«, fuhr sie fort, indem
fee ihre Lider aufschlug und ihn mit
triinsenfeuchten Augen ansah, »einen
Grund, den es mir weh tut, auszu
sprechen. denn ich weiß, daß er Sie
schwer-Den wird. Aber es man her
aus, damit es klar zwifchen uns wird,
ich muß Ihnen sagen, daß ich nie
mals Ihnen gehören kann, weil ich
einen Anderen lieke.«
Cis tiefer Sufzer entrang sich
Birzowstis Brusi, indem er mecha
nisch nach einem Halt umherfaßte und
sich auf das Sopha niedersinien ließ.
»Wen ;- wen lieben Sie?« stammelte
er. »Wer ist dieser Glückliche?«
»Den Namen muß ich anen ver
schweigen", erwiederte Wanda leise,
«nicht aus Mißtrauen, sondern weil
er mein Geheimnis bleiben muß. Denn
nicht einmal der, dem mein Herz ge
hört, weiß von meiner Liebe. Aber
schon damals, als ich im elterlichen
nie zur , ungfrau heranreifte, liebte
. M « « lk mir selbe unbewußt.
er al? ich ihn hier wiedersah, ward
ich minüber meine Gefühle klar. Daß
ich ihm jemals angehören werde, wage
ich. taurn zu hoffen, aber es wäre eine
Siinde von mir, wollte ich mit dieser
Liebe im Herzen mich einem Anderen
verloben. Und darum, Herr v. Bir
zowsti ——«
»Ja, ich versiche, ich verstehe!« rief
Birzowsti wild, indem er aufsprang
nnd nach seiner Mütze griff. »Leben
Sie wohl. Fräulein Sumiroff. ich
werde Sie nicht wieder belästigen.«
Er wollte zur Türe hinaus, aber
mit wenigen Schritten war sie neben
ihm, und legte ihre and auf seine
Schulter. »Nicht so lassen Sie uns
scheiden«, bat sie, .gehen Sie nicht im
Zorne von mir. Jch verteune ja tei
nen Augenblick, wie viel Sie mir ge
boten haben, nicht nur an äußerer
Statiung indem Sie die arme Kunst
reiterin zur reichen Edeldame machen
wvlltem nein, auch durch sich selbst,
indem Sie mir Jbr großes gutes
Verz, Jhr ganzes edles Selbst schen
ben wollten. Aber gerade deshalb
durfte ich Jhr Geschenk nicht anneh
men, aneu gegenüber mußte ich ganz
offen sein, feibft auf die Gefahr hin,
daß ich damit Ihren Zorn erregte."
Die robufte Gestalt des iunaen Pa
ten erbebte unter der ieichien Berüh
rung Wandcki Hostig griff er nach
ihrer Rechten und indem er sie leiden
schaftlich drückte, rief er: »Ich Ihnen
zürnen? O Wunde-, Wandu, nie
mals wird mein Her-z aufhören, Sie
In lieben, wenn es auch auf keine Ge
genliebe hoffen darf. Und io lange
ich kann, werde ich auch über Jhr Er
·-gehen·1sachen, bis-; Sie die Sorge da
für Demienigen übertragen haben,
weichen Ihr Herz gewählt hat. O,
warum kann nicht ich dieser Glück
liche feint«
bingerissen von seinem Gefühl zog
er sie, ehe sie es hindern konnte, an
sich und drückte einen Kuß auf ihre
Stirne. Dann lag die Türe zwischen
ihnen und Wanda hörte, wie fein
schwerer Tritt die Treppe hinabpol
tettr. -
.- ,EI ist gefchelxn«. fiiifterte sie, in
veen eine Träne über ihre Wanae
binabrolltr. »arm« Mann, daß ich
Dich f- kriinten mußte! Aber ich
tem- nceinem hergen nicht gebieten,
is kann nur den Einen lieben, nur
ih. stich-Martens!« —- - «
JI dersekben Hast. wie Person-sei
die Treppe sinnt-geflogen war, stürzte
er nee- anz dem Haufe hinaus nnd
JM die sMTiche Straße eutlans.
Its-Ach es daß er an der Ecke der
Weste nnd des Freienarkts
I III-Inst mit einem hem- in
MIL Welch-Z Jede-I
KisWMissn Mc m vö
x 1
fis-m ais-i —« sei-»
gann der Eidiiist ärgerlich. dann
aber sich plöslich unter-brechend, rief
er: .Zum Kntuh Sie sind’3, Bit
zowjkiss haben Sie solche Eile, in
den Cirtus zu kommen-? Ei find
noch zwei Stunden bis zum Beginn
der Vorstellung."
»Ah, herr u. Martens, mitle par
don, daß ich so unsanft mit Ihnen
tarambotiette «-«
»Bitte sehr, ich war auch in Eile»
und mithin ebenso schuldig wie Sie."
IJch muß nämlich diese Nacht nach
Berlin abeeisen, und da ich meinenz
Diener bereits gestern oorausgeschicttf
habe, muß ich selbst einige notwendigei
Kommissionen besorgen. Kommen
Sie, begleiten Sie mich ein Stätt.u
Mariens faßte bei den lehten Wor
ten Birzowski unter dem Arm, der
ihm halb widerwilli -folgte. Ange
nehm war ihm dies usammentreffen
saugenblicklich eben nicht, aber zurück
f weisen mochte er die Bitte um Beglei:
f tung auch nicht. »Werden Sie länger
Iin Berlin bleiben?« fragte er Mar
tenS. »Das wäre fiir uns sehr zu be
« dauern."
»Ich denke schon in wenigen Tagen
wieder zuriick zu sein. Sie wissen,
sdasz is- mich gern in Ihrer Provinz
antaufen möchte. Nun ist mir neulich
die herrschaft Pratzin angeboten wor
»den, ich habe mir das Gut angesehen
; und es gefällt mir nicht schlecht. Aber
ich möchte gerne it dein Eigentümer,
dein Fürsten ubiroill, selbst verhan
deln. welcher den Winter über in Ber
lin lebt. Das ist der Grund meiner
Reise.«
.Wie?« Rubiwill will Pratzin ver
taufen-«w fragte Birzowsti erstaunt.
»Das wundert mich. Das Gut ge
hört zwar nicht zum Majorat, aber
der Fürst hat es stets mit besonderer
Vorliebe geoflegt.«
Mariens ging nicht niiher aus den
Gegenstand ein sondern fragte, da sie
eden jeht an dem Haufe vorüberw
men. in welchem Wanda Sumirofs
wohnte: «Wissen Sie, wer dort oben
haust?« «
Birzowsli’s Antwort war ein tur
zes Kapsnicken, welches von einem leisen
Seufzer begleitet war.
»Wie siehen Sie denn mit der llei
nen Kunftreiterin?« fragte Martens
weiter. ,
) »O nennen Sie sie nicht so«. bat
;Birzowsii, »Sie tun mir weh d -
: Mit-«
I »Nun, sie isi doch einmal eine Dame
; des Cirtus«, lächelte Matten-.
; »Das ist sie und eine der schönsten
Hund elegantesten, welche es je gegeben
ibat«, sagte Birzowsti warm. »Aber
f sie ist dabei ein so reines, liebenswür
diges Wesen, sie besitzt ein so edles
Gemüt, eine so echte und wahre her
zensbildung, daß sie,es tühnlich mit
jeder unserer Damen aufnehmen
tann.«
»Sie sprechen ja gerade, als ob Sie
Fräulein Sumirosf zu einer unserer
Damen machen wollten, etwa zur
IFrau v. Birzpwsli.« i
»Nichts würde mich abhalten. dass
zu tun, wenn Fräulein Sumirvss(
selbst damit einverstanden wäre.«
»Wie? Sie schlägt es aus, ein sol
ches Glück zu machen?« (
»Nundwea.« j
«Unbegreislich. Was sür Ansprüchei
macht denn die kleine Person, wenns
sie Ihnen einen Korb i i«
»Es ist eben jemand nderes vor
handen, den sie mir vorzieht.« I
.Und wer ist das?« l
»Sie will mir den Namen nicht
nennen.«
»Dann ift das auch nur ein Vor-;
wand Und ihre Weigerung nichts als;
Kvketterie.« ;
»O nein, Sie tennen WandaJ
schlecht, wenn Sie sie lolett nennend
»Nichts liegt ihr ferner als KoietterieJ
kSie hätten sie fehen sollen, mit wel-;
icher holden Anmut, mit welch’ jung-»
l fräulicher Schüchternheit sie mir diefeT
»Neigung zu einein Anderen geftand.j
zDer Name, sagte sie, msiiffe ihr Ge-l
lheimnis bleiben, weil Derjenige, wel-»
chem ihr Herz gehöre, felbft teine Ah-»
;nung von ihrer Liebe habe. Aber fiel
fliebe ihn und habe ihn unbewußt
Tfchon als Kind geliebt, als er in ih-.
»ren! eltexliehen hause verkehrt. Zum
Bewusstsein sei ihk evpch visi- Lieb-?
erft gekommen, als sie ihn hier in Oft- !
; burg wiedergesehen.« f
» »Nun, wenn die Sache noch nicht1
lweiter gediehen ist', lachte Mancan
»dann brauchen Sie die Oeffnung
jauch noch nicht aufznsebem Wenn
Fräulein Sumirpff eine it lang »e
wartet hat, ob der Bette fende nichts
merkt und zur Erkenntnis kommt.
daß er sich nichts aus ihr macht,
dann wird sie sich wohl fehnfuchtsvoll
an gewisse andere Leute erinnern, die
ihrbeeinst herz nnd band angeht-treui
n.«
Die Turmuhren vertjindeten diei
sechste Stunde. »Schon fechs,« rief
dir ti. «·da muß ich mich beeilen
in Raierne zu kommen. Adieu,
den v. Martenikalücklickde Reier
«S;setbstverkändlich. ich werde
an wie ein Erst-. Auf Bie
MHM lieber sitzen-IM«
-7"i7U4tte-I fah dein Wien
l
»He-rennst
"schnieichelte Eitelteit. Hatte er Wan
dn’s Geheimnis erraten?
O D I
»Schon wieder ein gereenhefnch di
Fräulein Snmiroff?« achte die Ehe-«
frau des Schneider-L bei welchem
--"Wandn gemietet hatte, als sie lnrz
nach Birzowsti’s Fortgang wiederum
einen Herrn bei depsiunftreiterin on
llodfen fah
Sie hatte wohl Grund. verwundert
zu sein. denn fo lange Fräulein
Sucnirofs bei ihnen wohnte, hatte die
selbe noch niemals Herrenbefnche ein
pfangen. Und deute nun gleich zwei
und fo dicht hintereinander.
Der Herr, welcher jeht an Wandcke
Iiire klopfte, war ein lleiner ältlicher
Mann rnit lebhaften dunklen Augen
und einein weißen Bomoan Te trug
einen schweren Pelztnantel nnd eine
Mütze von gleichem Fell, welche er
ziemlich tief in die Stirne geriielt
hatte.
Die Kunftreiterin öffnete vorsichtig
die Türe eben weit genug. unt erken
nen zu können wer draußen fei, dann
aber machte sie dieselbe plötzlich ganz
aus indem sie sagte: Guten Abend
Herr Doltor, darf-ich bitten, näher zu
treten.«
Doktor Adam —-— denn er war der
ältliche Herr - trat mit seinem lang
farnen bedächtige-i Schritt in das
Zimmer nnd sah sich prüfend um
.Wie behaglich Sie es hier bei sich
haben Alles so sauber und nett«,
meinte er in ivohltoollendein, faftz
biiterlichern Tone zu der jungen
Künstlerin, indem er zufrieden tnit
dein Kopfe nickte. »Und mit so weni
gen Mitteln! Ja fa. das ifi das
angeborene Schqnheitsgeiühl «
Er warf noch einen Blick rings unt l
her dann fragte ers »Erlauben Sie.
daß ich ablege, mein liebes Fröuleink
Gewiß, here Doltor, ich bitte so
gar darum."
Wanda nahm ihm bei den Worten
die Pelzmiitze ad und während sie die
selbe fortlegte. schiilte sich der Doktor
aus seinem Pelz. Dann ließ er sich
behaglich auf einem Stuhl nieder nnd
sagte: »Ich denke, auch Ihnen ist es
das Liebste, wenn wir gleich auf die
Hauptsache eingehen. In Ihrem leh
ten Briefe schrieben Sie mir, Sie
hätten Ihre Kräfte bei dem Eintritt
in unsere Gesellschaft überfchäht Die
häutigen Berichte nahmen Ihnen zui
viel Zeit fort, auch sei es Ihnen dein: !
lich, Befehlen nachzutommen. deren
Zweck Ihnen unbekannt sei und deren
Bedeutung Sie daher auch nicht er
messen tönnten Diese Geheientuerei
widerspräche einem Grundzuge Ihresi
Charalters, der Offenheit. Darum
bäten Sie, Ihnen den Austritt aus
unserer Gesellschaft zu gestatten.'«
»Das ist allerdings mein sehnlichfierj
Wunsch«, sagte Wanda leise und mit
niedergeschlagsnen Augen.
»Die Gründe, welche Sie uns da-’
fiir angeben«, fuhr Adam fort, »iind
nicht die eigentlichen Ursachen Ihr-es
hour-eins sondern selbst nur Aus
sliifse einer tiefer liegenden Quelle, ei
nes Sie mornentan beherrschenden Ge
fühles. Und dieses Gefühl ist das
Mißtrauenl Was aber - das dars«
ich Sie wohl fragen — - hat dies Ge
fühl des Mißtrauens in Ihnen wach
gerufen? Haben-wir jemals etwas
von Ihnen verlangt, was unstatthaft
gewesen wäre? Und denten Sie gar
nicht mehr daran, wo Sie jetzt stehen
würden, wenn wir Sie nicht unter un
seren Schuh genommen hstten?«
«
»Gein gedente ich deffen", erwie
dette Wanda warm, »und werde stets
dessen gedenken, wie Sie sich der ar
men Verlassenen angenommen baden.
Auch aebe ich Ihnen gern zu, daß Sie
niemals etwas Unftattdafteg von mir
verlangt haben. Aber trotzdem kann
ich nicht das Mitglied einer Gesell
schaft lein, deren letzte wecke mir ein
Geheimnis bleiben, ich ann nicht den
Weisungen von Menschen nachkom
men," deren Person und deren Gesin
nungen mir unbekannt find.«
»Haben Sie nicht Zeit und Gele
genheit gehabt« mich kennen zu ler
nen?« fragte Doktor Adam.
»Gewiß, aber Sie sind nicht der
einzige Leiter-«
.habe ich Ihnen nicht den Zweck
unferer Gesellschaft genannt, Un
glücklichen zu helfen?«
»Um Unalücklichen zu helfen, be
diirfte es nicht diefer Geheimtuerei.
Jrn Augenblick überrafcht, konnte ich
momentan diefer Angabe Glauben
schenken, aber längeres Nachdenken
mußte mich überzeugen. daß Jhre Ge
fellfchaft noch andere Zwecke verfolge,
welche mit der Unterftimrng Unglück
licher nichts zu tun haben« Zwecke«
welche den Mantel des Gebeinrniffes
verlangen, vielleicht, weil sie sich vor
den Augen des Gefehei, vor den Au
gen aller Redlichen verbergen müssen'·
Adam chiittelte mit denk Kopf.
»Ich habe hnen durchaus die Wahr
heit efagt, wenngleich nicht — was
fttr äu beffer war und lft —- die
Jana-, entgegnete er ernft und ruhig
» n einein Tone, ans dein man heraus
bören konnte. wie febr der Sprechende
»von der Wahrheit feiner Angaben
dirs-druan wr. »Der an
Jetet Its schgfk ifzntd b ibi, In
Mttns n- Wsd » v
aUnd um diesen W zu erreichet-.
nehmen Sie leinen Insand andere
Menschen unglücklich zu macheni«
»Hm-sen wir Sie unglücklich ge
macht?«
»Nein aber s- einen Anderenf
Einen Andereni«· wiederholte
Adam gedehnt. Und weni«
Wanda rang mii seinem Entschluß,
endlich sagte ste: »Ich will ganz rissen
gegen Sie sein wenn ich mich auch
selbst dabei einer Jndislretipn ankla
gen muß, aber wir kommen sonstzu
leinem Resultat. Als ich das leste
Mal in Berlin bei Ihnen war, ließen
Sie mich lurze Zeit wartens Auf
Ihrem Schreidtiich lag neben einem
halt-vollendeten Brief eine Photogra
phie, welche mich veranlaßte, näher zu
streten. Dabei streifte mein Auge den
Brief und blieb an dem Namen «Erich
Mariens-« haften, so daß ich unwill
.liirlichD auch die nächsien Worte mit
ilas. Da stand denn daß Sie Erich
HMattens einem gesahrvollen Unter
nehmen entgegenschicken wollten und
dabei die Bemerkung: es schadetel
nichts, wenn er drausginge. Kaltdlii
tiq sehen Sie also die Existenz einesj
Menschen aufs Spiel, es ist Jhnenl
einerlei ob er unglücklich wird wenn
cie nur Ihren Zweck erreichen. Kann
ich da noch glauben daß dieser Zwecks
darin besteht-, das Elend der Mensch
heit zu lindern?«
»Hm ---- das erlliirt mir Vieles,«
sagte Adam, indem er langsam mit der
Hand liber das Gesicht strich. Dann
fragte et, Wanda mit seinem durch
dringenden Blick sixirend: »sa6en Sie
Herrn v. Martene Jhre Entdeckung
mitgeteilt?«
Wanda schlug die Augen nieder.
»Ich lann nicht liigen ja!«
»Sie scheinen viel Interesse an die
sem Manne zu nehmen, welcher das
Unglück Jhrer Schwester aus seinem
Gewissen hats«
Wanda zuckte die Achseln. »Wer
weiß.". meinte sie tiihl, »ob er der
Schuldige ist, ob nicht vielmehr die
unbekannten Oberen Jhres geheimen
Bandes ihn gezwungen haben. Wies
baden gerade damals zu verlassen?«
Adam schüttelte den Kons. »War
tens hat sich mit Ihrer Schwester nur
verlobt, weil er sie siirIrich hielt und
sie verlassen, sobald er erfuhr, daß sie
arm war. Niemals hat diesen Men
schen etwas Anderes geleitet, als der
nackte Egoigmus, nie hat in ihm die
Stimme des Gewissens gesprochen,
taltbliitig hat et stets das Glück, ja
das Leben Andern seinem Vorteil ge
opfert Daß er es trotz dieser Rück
sichtslosigleit und troh der außeror
dentlichen Gaben, welche ihm die Na
tur verliehen hat« zu nichts Andere-i
gebracht. als zu einem Abenteueer, zu
einem Betrüger und salschen Spieler,
dar-an ist seine u ersiittliche Genuß
sucht schuld, wel er er Jllles opsert,
was er in die hönde belommt. Und
eben das macht ihn zu einem der ge
siihrlichsten Menschen. Er ist stets be
reit, on banaue u spielen, nicht nur
mit seinem Kop, sondern auch mit
dem Lebensglück Anderer.«
Wandcks Augen stillten sich mit
Tränen. »Das sind harte Anllagen,«
sagte sie mit zitternder Stimme, »aber
wo bleiben die Beweise?««
i ,Mein liebes Fräulein, um Ihnen
sdie zu geben« müßte ich Sie nach
FWiesbaden zurücksiihren, müßte ich
iDinge vor Jhren Ohren erwähnen,
)ioelche dieselben zu gut sind zu hören.
iAber ich bitte Sie dringend,« suhr er
swarrn fort« indem er Wanda’s Rechtes
f faßte« »verachten Sie meine Warnun: l
igen nicht. Jch hin auch bereit, Sie
einen tieferen Blick in die Geheimnisfej
unserer Gesellschaft tun zu lassen, nur ;
urn Jhr Vertrauen in meine Angaben;
zu stärken· Jch sprach allerdings --—(
wie ich Jhnen schon vorhin erklärte - s
die Wahrheit, als ich Jhnen sagte, es;
handle sich seitens der Gesellschaft, de- T
ren Haupt ich hin, darum, Unglück-«
lichen zu helfen. nur ist es eine ganz
besondere Klasse von Unglücklichen, de
nen wir helfen wollen, es sind meine
Landsleute, die Polen. Sie, die
Tochter eines stoßen, freien und möch
tigen Voller, können es tauni nachein
pfinden, wie unglücklich Diejenigen
sind, deren Vaterland zerrissen und ge
knechtet ift, wie sich alles Denken und
Fühlen und Streben in dern kinen
Wunsche konzentriert, das Vaterland
wieder frei und glücklich u sehen. Das
ist der Zweck unserer Gesellschaft, die.
Wiederherstellung Polens, ein Zweck,
welcher verlangt, daß wir uns in den
Mantel des Geheimnisses hüllen, ein
weck, so groß und heilig. daß wir zu
einer Ereeichung unbedenklich-« auch
,solche Mittel anwenden, welche die lal
ten Regeln der landläufigen Moral
vielleicht verweier mögen. Auch Sie
habe ich zu diesem Zweck geworden.
aber keineswegs nur zu unserem Vor
teil. Es handelte sich auch darum,
Ihnen, der Alleinstehenden, Verlasse
nen Schutz«- zu gewähren und dazu
hielt ich mich um so mehr ftir ver
pflichtet, als Jlrr verstorbener Vater
stets der Sache Polens warme Teil
Iahnre bewiesen und große Opfer ge
MYWÆNM
er «n« un ne gener ugen
- sie Inte
Usst MIM « Oh
kümmert Jbres Besitz ohne das Sie
« es bemerken, werden wir unsere Hand
ciiber Sie halten. Nur um das Eine
bitte ich Sie, beobachten Sie Schwei
gen "ber das, was ich anen soeben
geso t. Wollen Sie mir das der
sprechen?«
s »Ich verspreche ein« hauchte Wand-;
— »Und gestatten Sie mir.'« fuhr
Adam sort, indem er ausstand, »was
.e1nrnal die Warnung zu wiederhöch
hüten Sie sich vor Herrn v. Martens.
Nicht umsonst siibrt derselbe einen
Edelmarder im Wappen. Er ist selbst
ein Edelmarder. ebenso listig als lü
stern, so raubgierig als erbot-wags
los. Das lassen Sie sich gesagt sein.
Uebrigens bosse ich, daß er Ostburg
bald verlassen wird, die Angelegenheit,
welche ibn hierhergesiihrt und von der
ja auch Sie zusiillig Kenntniserhab
ten haben. ist durch eine unerwartete
Wendung erledigt, aus der reichen Er
bin ist ein reicher Erbe geworden und
somit wird aus der drosettierten Hei
rat natürlich auch nichts.«
Wanda konnte ein leises »Ab« der
Ueberraschung nicht unterdrücken. Der
Doktor reichte ibr zum Abschied die
hand. »Leben Sie wohl« liebes Fräu
:in, ich reise heute Abend noch nach
Berlin zurück. Branchen Sie Rat und
hilfr, wenden Sie sich nach wie vor
unbedenklich an mich. Meine Adresse
ist die alte. Gott besoblenk«
MFie dankte ibm mit liichelndem
nde und mit freundlichem Lächeln
itan sie Abschied von ibm und
wünschte ihm glückliche Reise. Aber
als sich die Tiir hinter ibm geschlossen
hatte. da brachen ibte Tränen unaus
baltsarn hervor und schlucheend der
barg sie ibr Antlitz in den Kissen des
Sovbas.
Entsetzng folgt-)
Die kubanifchen
Unruhcn.
Die Jntervention in Kuba ist« bis
aus den Namen, im gange. Die Ver-«
Staaten haben Trupp-en gelandet,
Kriegt-schiffe gesandt, von denen zwei
schon im Hafen von havana Stellung
genommen haben, es ist auch schon zu
Zasammenstiifzen zwischen aufriideri
schen Negern und amerikanischen Sol
daten, gekommen, einstweilen muß das
aber noch als Eingreifen zum Schuhe
von Leben undEigentum der Ameri
taner und anderer Auslönder gelten,
Präsident Gomez darf noch versuchen,
mit der eigenenMilitiirmacht des Lan
des die Ordnung aufrecht zu erhalten;
gelingt ihm dies nicht, so muss der
lehte Schritt getan werden, der die de
sinitive Ottuvation zur Tatsache
macht. Zu den bisherigen Verlegen
heiten der tudanischen Regierung sind
nun auch noch finanzielle dinzugelom
men, bei denen die Ver. Staaten in
folge der, verfassunasmiißiaen Vor
mundschast ebenfalls auohelsen müs
sen· Jm ganzen haben iie zurzeit mit
der Republit ebenso viel Unannehw
lichteiten, als wenn sie die Insel gleich
von vornherein anneltiert hätten. »
Die Unruhen, anscheinend politi
scher Natur, aus demGeaenfatze zweier
Parteien, die sich die Vorberrschaft
streitig machen, hervorgegangen, begin
nen mehr und mehr den Charakter ei
nes Rafsentamvfes anzunehmen; von
dessen Mertrnalen früher, unter spa
nischer Herrschaft wenig zu spüren
war. Die Neger und die Spanier la
men ganz gut miteinander aus, es
fand weni(, gefellschastliche Unterschei
dung statt, wie denn überhaupt die Be
wohner der westindischen Inseln, die
romanischen Ursprungs sind« besser
mit den Negern auf-kommen als das
anglosöchsische Element. Dir eine oder
die andere Rasse nimmt zwar aus den
Jnseln eine hervorragende Stellung
ein, doch das richtet sich meistens teils
nach dem numerischen Uebergewicht.
Jn Hanti wie in San Domingo regie
ren die Neger. In banti aibt es da
allerdings auch einen Unterschied,
nämlich zwischenMestizess undSchwari
zeu. Die Mulatten bilden das sort
schrittliche, mehr aebildete Element,
mitunter ha« die geringe weiße Bevöl
lerung mit diesem gemeinschastliche
Sache gemacht, um die Schwarzen zu
ducken, wenn sie zu übermütig wurden
oder zu unverständig regierten. Jm
allgemeinen ist der Unterschied in der
TIarbe maßgebend «S wakze Frau,
braune Dame«, iit da iir kennzeich
nend, ver Mulatte genießt höheres An
sehen.
. Aus Jamaita herrschen die Neger
vor. Die weiße Bevölkerung bildet die
Minderheit und würde gar nichts zu
sagen haben, wenn das Verwaltungs
talent Englands ihnen nicht eine ein
sluszrei Stellung zu sichern gewußt
hätte. r staatliche Organismus be
Jwegt sich in ruhigen Bahnen. Immer
»ist das auch nicht so gewesen. Die
Ischwarze Beviillerung hat mitunter ge
jwaltig ausbegehrt gegen die englische
herrschaft, die sich mit eiserner Band
lausrecht halten mußte und das Leben
der Unterdrildten nicht ges-dont hat,
sm- vqr w antun-des u ges-km
m eint sWe eins-i sch- Mc
. i
terung den Plänen britisixhtt Wkkipss
litik im Wege stand. Die Franzosen
haben aus ihren ivestindischen Zeitpun
igen viel weniger Schwiertzteiten ge
zhabt weil bei ihnen die assenfrage
s stets nur wenig in Betracht gekommen
i ist. Westindisrhe lJiulatksn sind, Mk zs
B. Dame-A in Frankreich zur vollen
,Geltung gekommen. Martiniqllt Ist
« im französischen Parlament vertreten
Aus San Domingo haben die Franzo
sen ursprünglich eine Untersuchung dee
, Schwarzen versucht. Daß das ein Feh
sler war, hat Napoleon selbst zugestan
den. Man hätte, sagte er. anstatt das
Volt zu unterjochen, eine Anzahl wei
ßer Beamten ais Lehrmeister dorthin
schicken miissen, auch dafür sorgen, daß
diese dort mit Negerinnen Familien
kgriindeten, um die Bevölkerung nach
!und nach zu assimilieren Rassenvor:
urteile kennt die sranziisische Koloniab
spolitit nicht.
) Aus nat-a hat die weiße Bei-Zuk
srung das Uebergetvicht, und die
Jschwurze hat ihr das sriiher :.hne Wi
jderspruch zugestanden. Seitdem die-:
i spanische Derrschast durch die Repudtit
lersolgt ist« hat sich das geändert. Den
Negern hat sich das politische Feld ge
össnet und bietet ihnen Gelegenheiten,
die ihnen früher nicht zustanden
Selbstverständlich greifen sie zu und
tornmen dabei, wie es nicht ausbleiben
kann, in Konslitt mit den Weißen,
wobei dann der Gegensag der Rassen
mehr und mehr zur Geltung kommt.
Im Interesse der Ver. Staaten ist es
dringend zu wünschen, daß die Kubas
ner ihre inneren Angelegenheiten un
tereinander in Frieden und Ruhe in
Ordnung bringen und sich zur politi
schen Selbständigkeit dank-kämpfen
Es kann iiir unser Land tein Segen
sein« noch einen Herd der Unruhen
mehr siirsorgend bedeuten zu müssen,
das spekulative Kapital würde es stei
lieh gern sehen, wenn wir gezwungen
waren, mit der Unnerion die unvers
nieidlichen Folgen zu vollziehen.
Die Gutes-them
auch Schnuleltrantheit genannt, be
ruht aus einer ungleichen Errettung der
beiden Gehirnhölften und dem indivi
drsellen Unverrnögen, die Gesicht-Zein
driirte, gleichviel, ob solche wirkliche
oder nur durch Sinnestiiuschungen er
zeugte sind, irn Gehirn zu einem einzi
gen Eindruck zu verschmelzen. Je rn
seher dieses Unoermiigen sich einstellt,
desto leichter tritt die herabsehung des
Bewußtseins das ist Schwindel, ein.
Vesinden wir uns in Ruhe, so können
wir bei offenen Augen die räumlichen
Beziehungen der in unseren Gesicht-—
treis fallenden Außendinge richtig aus
sassen. Wir sind dazu mich noch im
stande, wenn wir z. B. rasch aus der
Eisenbahn fuhren, obwohl sich schon der
Sinnestöusehungen einzustellen thes
gen, indem wir stillstehende Gegenstän
de sich scheinbar bewegen sehen oder
ungetehrt bei wirklicher Ruhe unseres
Körpers der Sinnestiiuschung verirrt
len, nls würden wir uns in gerader Li
nie fortbewegen. Ein anderes aber ist
es, wenn die Auskendinge rasch oder re
gelloc an uns vorüberrilen oder wir
selbst ungewohnte Bewegungen mitzu
rnockgen genötigt sind. Dann erregen
wir in dem ängstlichen Bestreben, die
Gesichtseindeiicle zu entwirren. bald die
rechte, bald die linle Gehirnhiilste stär
ter und lassen. durch die Schwanlun
gen unseres Körpers irregeleitet, auch
dei geschlossenen Augen von der ge—
scköstigen Einbildunggtrast Bilder er
zeugen, die wir unwilltiirltch in der
schiedene Entfernungen nach außen ver
settin, bis endlich das natürliche Band
zwischen den Funktionen beider Ge
hirnhölsten derart geloetert ist, daß
dass Denken und Wollen erschwert, ja
gerade unmöglich wird., Schissstrante
sind unfähig, irgend etwas zu« tun oder
stck geistig zu beschäftigen. Es tritt
eine völlige Abstumpfung und ein des
tiger Widerwille gegen alles ein, selbst
der natürliche Trieb zumLeben erliseth
und das ties geiühlte Unbehagen sührt
schließlich zu einer Störung im Berei
che der Magen- und Darmnerven, zur
llebelteit, zum Erbrechen. Da die
Ruhe- des Gesichtsseldes weniger gestört
wirt, wenn man in die weite Ferne
blickt, als wenn man nahe Gegenstän
de. wie z. B. das Tauwert oder die
,Wellen. betrachtet, so ist zu empfehlen,
daß man lenteres meidet und sich wo
möglich in der Mitte des Schisses aus
»hölt, wo die Schwantungen am
schwächsten empfunden werden« Fer
ner ist es ratsam, die Bewegungen des
Setjisses mitzuntachen, regelmäßig und
ties zu atmen, sich gegen einen festen
Gegenstand an ulehnen und nach Art
der Matrosen sich von einem Beine aus
das andere zu schwingen. Etwas
schwer verdaultche. troetene und pilante
III-ist« ost, jedoch stets in tleinen Portio
Lnen. wie auch hin und wieder ein
fSchluck sum und Eisvilleu find sehr
sniäiliche Notdehelse. Gelingt es,gleich
szu Ansang der Seereise einzuschlasew
Jso ist dies unt so besser, denn sester
Schlas gewährt den besten Schut, doch
empsiehlt es sich nicht, diesen ttinstlich
durch eines der vielen Schlastnittes
hervor-reisen zu wollen« denn diese
Meint 'pslegen schon sitt sich activ
ltett In ers-agen