It Nebraska s staats Anzetger und J cerold. « Jahrgangäkz .M uni 1912 (Zetewi rThei l.) Nu ummer 46 —- v« Abendfrieden —. Es dampft die Schüssel im kleinen haus Nun, müde Leute« nun rubet aus« Der Tag war schwer, und der Sonne Glut Meinte es mit der Ernte gut, Zu vollen Aebren reiste der Keim, as Korn, das goldene brachte man heim! Die Jungen, die Alten wissen es gut. Wie wohl der Frieden am Abend tut Der krumme Rücken, er bebt sich frisch. Ein Lächeln wacht aus am gedeckten Tisch, Und alle sühlen’s: ,.Jmmer ist noch Der Hunger gewesen ver beste Koch!'« vq s« « Linsen Tochter Eine KindheitsiErinnerung von D. D r o st. Es ist ganz sonderbar, daß es Er tnnerurigen aus der Kindheit giebt die nie nett-lassen Ost hat man nach Wochen ein Ereigniß total vergessen, ist selbst mit Anstrengung nicht tin stande, es ins Gedächtnis zurückzuru sen, während eine viel weiter zurück liegende Erinnerung unverrüclbak feststeht. Alljährlich im Frühjahr steigt meine Jugend vor mir aus und mit ihr das Bild meiner tleinen Freundin Helene Da bin ich wieder der wilde zehnjäh rige Bube, sehe das alte, einstäckige Haus nnd den nicht allzu großen Garten, der sich daran schloß und das Tummelseld unserer Spiele wor. Ja, mir dann sehe ich sie. die lleine Helene, in ihrem schwarzen Trauerlleidchen. Jch sdiire wieder den Dust des blü henden Fliederstraiiches. unter dem He leiie am liebsten lauerte, sieberhast bustend und erschreckend blaß. Auch Nosenstiicke gab es, mit halt-geschlosse nen Knospen, die ich vorzeitig erbeiß um in lindlicher Neugier die noch sest zusammengehallten Blütenhliitter zu lösen. War meine Neugier befriedigt, dann wars ich die zervliietten Knos Pen Helene in den Schoß, die mich iiiiit ihren schönen Augen traurig an Oh. ,Böser Hans, jetit hast du sie getätet!« Wie weich das rniide Stimmchen llangl Mir ist, als hätte ich nie wieder so sarbenprächtige Schmetterlinge gese hen, wie daheim in dem alten Gar ten: ich verfolgte sie voll Eifer -—— und wenn ich sie Helene brachte. nahm sie die Tierchen wohl in die Hand — aber nur« uni sie dann wieder sliegen zu lassen; aufspießen durste ich nie nialg einen, das litt sie nicht. Im Winter, wenn alles tin Garten von Millionen Gigtrgstallen glißerte, die aesrorenen sausen an den weißen Baumästen hingen und der Schnee unter den Füßen tnirschte, da war’5 erst herrlich. Einmal saßten wir den aroßen Plan, ein Schneehaus zu bauen und darin uns zu verbergen, wir Drei, Helene, ich und eine große PUPPL« ch Abwechclnd ,,Mllklc" UUV »unsere Tochter« hieß. Eine Pracht pnvpe mit blauen Augen unter natür lichen Wimpern, seidenweichen blonden Haaren, ein berrliches Spielzeug, das mich bei meinen Kameraden unmög lich gemacht hätte: aber was toiirde ich Dicht getan haben, wenn es Oelene forderte, und außerdem: ich spielte gern mit der Puppe! Helenes Zauber bestand in ihrer ernsten Sanstbeit, die so anders war als das Wesen anderer Kinder, die ich bis dabin kennen gelernt. Sie war klein« zerbrechlich Jhre Mutter war an der Schwindsucht gestorben. Aus mich, den wilden, ungeberdigen Buben, übte dieses sanfte, kleine Mäd chen einen unbezwinglichen Reiz aus. Vielleicht erweckte dieses unschuldige Kind, dessen Fäßchen so leicht iiber die Treppen des alten Hauses glitten, in dem Knaben zuerst den Kultus des Weibes, den ja oft genug die grau samsten Enttäuschungen des Lebens nicht ganz vernichten. Von dem Tag an, da sie wie ein kleiner schwarzer Schatten im Garten austauchte, war der wilde Junge ibr verfallen. Wenn wir nicht im Garten spielen konnten, war ihr Zimmerchen unser liebster EVEN-las Wir saßen aus dem alten verblichenen Teppich, der wohl bessere Tage gesehen, und spielten mit allen Spieksachem die helene noch von ihrer Mutter her hatte, die sie rnit ängst licher Sorgfalt hütete. Manchmal sprach das kleine Ding ganz seltsame Dinge-s von denen man nicht begreist. wie ein Kind dazu kommt,·sie auszu sprechen. Zum Beispiel: Mir veren dete ein Kanarienoogel; als Lene da von ersuhr, fragte sie mich nach einer Weile: WåHast Du Angst vor dem Ster n « »Ich — weiß nicht, « entgegnete ich zögernd. »Ich fürchte mich nicht! Wir müs sen alle stets-ein« »Ja, aber wenn man tot ist, ist man ein Stelett,« meinte ich nachdent lich. Helenes Resignation ging mir nicht recht ein. »Nein, wenn man tot ist, sieht man Mama und die Engel und den lieben Gott« Das kleine, zarte Gesichtchen sah ganz verklärt aus Helene wurde lkant, so trank, daß ich nicht mehr zu ihr durfte. Jch sah sie erst wieder, als sie steis und unbe weglich aus ihrem Bettchen lag, so steif s wie Matie die Puppe, die mit ihren blauen Glasaugen gleichgültig vor sich hinstatrte. Es dustete nach Flieder in dem Zimmer, mir war das Her-z zum Brechen schwer es war das erste- s mal, daß mir eine Ahnung des großen Geheimnisses ausging das uns trennt von denen die wir lieben. ; Monate vergingen; ich war in dies Stadt aufs Ghmnasiunr gelomrnems Die äußeren Veränderungen in meiij nem Leben hatten den Schmerz um die » verlorene tleine Freundin ein wenig» in den hintergrund gedrängt. Aber immer, wenn ich in den Ferien heim tam, erwachte er aufs Neue. Das Haus-. der Garten, alle unsere alten Spielplätze erschienen mir verödet ohne die schmächtige Kindergestalt, die ich so sehnlich herbeiwünschte. Selten ging ich hinaus zu Helenes Vater. Ein einzigesmal, kurz nach Helenes Tod« war ich in ihrem Zimmer gewesen, wo alles unverändert geblieben, wie es zu ihren Lebzeiten gewesen. »Unsere Tochter« saß mit ihrem alten, dum-! men Lächeln in ihrem Stäbchen. Lieb- ; tosend glitten meine Finger über ihr seidiges Haar, es durchschauerte mickJ als hätte ich die seinen Härchen der’ toten Freundin berührt. Mit Trä nen in den Augen sagte Helenes Va ter, der meine Ergrissenheit merkte: »Jhre Puppe! Sie bat mich so sehr, sie ihr immer zu lassen. aber ich tonnte mich nicht von ihr trennen; sie wirds mir’s verzeihen, mein armer Lieb-s ling«. ! Zwei Jahre vergingen. Da, als ichs wieder zu den Psingstserien lam, er-; fuhr ich, dasz helenes Vater vor einj Paar Tagen wieder geheiratet hatte» eine Witwe mit einer Tochter in he-; lenes Alter. Gerade das empörte mein leidenschaftliches Knabenherzz wie tonnte man Helene ersetzen wollen! Und von vornherein war eine Abnei aung, ja sast ein Haß in mir, wenn ich die kleine Dlga sah, die nun all die Wege ging, die Helene gegangen war, die meiner lleinen Freundin Zimmer chrn bewohnte und mit ihren dicken Fingerchen an all den teuren Anden len rührte, die mein Kultus der klei nen toten Freundin errichtet hatte.. Sie war das Gegenteil der Toten, die schwarze Olga, ein gesundes, starles» etwas plumves Kind. laut und wild» in ihrem Auftreten. Ich wich ihr aus s und hatte one szlnnnnerunggversuchei unbeachiet gelassen, die anfangs zum-s lich häufig ersolgt waren: bei mir’ sollte sie Helene nicht verdrängen! So saß ich an einem Frühlings Sonntag des Morgens mit einein Buch unter den Fliederbiischem die Helene( so sehr geliebt hatte. Ta kam Olga vom Hause her, und in ihrem Arme hing — »unser Tochter«, Helenes zärtlich geliebte »Marie". Es durch zuckte mich: also die Puppe war Ol gas Eigentum geworden! Der Ge danke war mir unerträglich Jch haßte dieses kleine Mädel, dag so selbstbe wußt, gesund und vergnügt herumlief, helenes Eigentum, die Marie, die schon schmutzig und ruiniert aussah, achtlos am Arm hinter sich herziehend Unertriiglich war mir der Anblick — ich wollte eben ausstehen, um in das Haus zu gehen, als man Olga ries. Sie wars die Puppe zu Boden und rannte in’s Haus. Blihschnell durch fuhr mich ein Gedanke —- und schon( hatte ich ihn ausgeführt — »Marie« slog fn einem Bogen hinter die Flie derbiische. Olga kam gleich daraus mit einem großen Butterbrot in der Hand wieder, um die Puppe zu suchen, iies heulend ins Haus, als sie sie nicht sand, um die Mutter und das Mäd chen zur Hilse zu holen. Um unbe auemen Fragen auszuweichem hatte ich mich sortgeschlichen. Während des Mittagessens wurde auch bei uns von der verschwundenen Puppe gesprochen, die wohl irgendein herumziehender Bettler gestohlen haben müsse. Jch errötete nicht einmal bei dem harten Wort —- ich blieb ganz ruhig. Spät Nachts lroch ich dann leise durchs Fenster aus meinem zu ebener Erde gelegenen Zimmer. Eine herrliche, herrliche Sternen-tacht Jch huschte in den Garten und holte ,,Marie« —- — Eine Weile überlegte ich —- so gern hätte ich Helenes letzten Wunsch er füllt, und die Puppe zu ihr gegeben —- aber — auf den Friedhof lonnte ich unmöglich, das sah ich ein. So bolte ich also rasch die Geräte unseres Gärtners und begann emsig eine Grube zu schaukeln, Leicht larn’s mir nicht an, wenn ich auch ein kräftiger Bursch war, mancher Schweißtropfen perltk mir von der Stirne, aber end lich genügte die Grube. Jch küßte noch einmal zärtlich Helenes Puppe, dann legte ich sie sorgsam in die Erde, schau selte das Loch sorgfältig zu, stampste den Boden glatt und seufzte befriedigt auf. Helenes Wunsch war erfüllt. Eine Kinderei. gewiß, aber derlei ver gißt man nicht, —- —-.-.-·.---—— Wachstum der Weltstottetr Es wird sehr schwer-, uns in die Zeit zurückzuversetzen, in der der Gedante, eine deutsche Flotte zu gründen, zuerst auftani. Aber wenn man hört, dasz es 1848 dem kleinen Dänemart mit einer Handvoll Schiffe gelang, nnt einem Schlag die ganze deutsche Schiffahrt lahmzulegen und daß ein einziger Dampser ganz Ham burg in Schach halten lonntex wenn man ferner an die Lächerlichleit der dreizehn verschiedenen Flaggen denkt. die damals von deutschen Schiffen wehten: so lommt man dem richtigen Standpunkt schon etwas näher. Da die Aussicht aus Herstellung eines star len einigen Deutschlands nach 1848 bald schwand, so ging Preußen auf eigene Faust vor und stellte für 1849 eine Summe fiir die Flotte im Etat ein. Es war eine nach unseren heuti gen Begriffen geringe Summe, näm lich zwei Millionen Taler, während man heute etwa das Hundertfache sur die Flotte ausgibt. Aber man muß be denlen, daß die damaligen Linien schiffe, man nannte sie Fregatten, nur eine geringe Wasserverdrängung besa ßen, z. B. von 800 Tonnen (Deutsch land) oder 1135 Tonnen (Barbarossa); oder wenn es hoch karn, waren es 1800 Tonnen (Hansa). Und Kreuzer da mals Korvetten genannt, verdrängteu 450 Tonnen (Bremen) oder 625 Ton nen tFranlsurt). Heute sind schon die tleinen Kreuzer 4000 bis 5000 Ton nen grosz und die großen Kreuzer so wie die Linienschisfe 23,000 Tonnen lMoltle, Helgoland). Aber in Wirt licbteit ist lein Grund zum Lächeln vorhanden, wenn man von zwei Mil lionen Talern hört, die sur Flotiens zwecks in Preußen angesetzt wurden; man mus; sich vielmehr aus veu Standpunlt Moltles stellen, der var der Bildsäule Gneisenaus sagte, dieser habe mehr geleistet· als er niit sei nen Lampfgenossm Denn zur ,-’,-.-it Kaiser Wilheltus balde man doch reich lichere Hilfsmittel gehabt; in den Freiheitstriegen als-er have eg- überall gemangelt, und trotzdem sei man des Korsen Herr geworden; allerdings mit viel aroßeren Opfern an Blut. Unter diesem Gesichtspunkt gewinnen die zwei Millionen Taler denn doch eine ganz andere Bedentnngx nnd man lann es dem Prinz-Admiral Adalbert von Preußen nicht hoch genug anrech nen, daß es ihm gelang, siir die Mai » rine eine solche Summe in einer Zeit s siüssig zu machen, in der das Ver- » ständnis siit die Seeinacht erst anf dämmerte. Im Nachstehenden seien einige Ver gleiche iiber den Zuwachs den die deut sche Flotte seit dem Jnlrasttreten des großen Flottengesehes von 1900 bis 1911 erhalten hat, gegeben· Die kleine ren Schiffe seien nicht in Berechnung gezogen, sondern nur die eigentliche Kampsschisse, die Linienschisse und großen Kreuzer. Wir sind es jetzt gewohnt, die Rei henfolge der größeren Seemiichte in folgender Weise zu beginnen: l. England, 2. Vereinigte Staaten von Nordamerika, 3 Deutschland st. Frankreich Das war aber keines wegs immer so. Es interessiert viel leicht, tvie es hinsichtlich der Flottem stärle zehn Jahre vor dem Motten geseß stand. nämlich im Jahre NOT-L Zu dieser Zeit lautete die Reihe so: es besaßen in tausend Tonnen: 1. England 196; 2· Franlreich 146 (anniihernd ebensoviel); 3 Ruf-, land) 86; 4. Italien 77; 5 Vereinigte Staaten nur 7; und 6. Deutschland nur 5. —- Ganz anders sah es im Jahre 1900 aus: 1. England 715; 2. Frankreich 266; s. Russland 228; 4. Deutsch land 125; 5. Japan 152; S. Ver =— i einiate Staaten 146z 7. Jtalien öft; I 8. Oesterreich 37. J Man steht. Frankreich war noch im mer die zweite Seemnchtx aber wäh rend es 1890 nur um ein Viertel hin ter England zuriietstand, war jetzt das ’Uebergetoicht Englands annähernd » dreisnch geworden. Ruszlnnd war mit einein sichtbaren Aufschwung aus 228, Otto Tonnen gekommen und hielt so den dritten Platz fest. Die Vereinigten Staaten, die über haupt erst in dieser Zeit eine modernc Flotte zu bauen begonnen hatten, wa- ; ten mit 146,(«),0(» Tonnen auf die i qleiche Stufe mit Deutschland empor: s gestiegen l152,0()0 Tonnen); ebensol itnnd es mit Japan, dac- gleichfalqu seine Flotte nuLs dem Nichts geschaf: s ien hatte und nun mit 152,00» Ton- s nen Deutschland und den Vereiniaten s Staaten gleich stand. Italien wart ztktsiictnegangem und Oefterreicb ist H - schon daman an der achten Stelle«zu ; Hindert Auch 1911 ist es noch nicht» landers-; aker namentlich durcts seine; « auf Stapel gelegten drei Dreath . )nouaht3 ist es trotz seiner geringen » Tonnenzahl auf dem Wege, eine recht sbenckstenswerte Seemacht zu werden s Jm Jahre 1912 werden otr. zutr-l stungen der in den verschiedenen Lan-I sderu beschlossenen Flottengesesze be-s steits einigermaßen sichtbar. Noch; deutlicher tritt dies im Jahre 1904 zu » Tage. Nußb- d gebt vom dritten aus den vierten Platz zurück, denn die Ver einigten Staaten steigen in zwei Jah ren von 258,000 auf 526,00() Tonnen. Besonders lehrreich ist auch der Vergleich der Tabellen von 1890 und 1900 in bezug auf die Stellen Eng lands gegenüber dem Zweit-und Frankreich und Rußlandx denn die heutige politische Annäherung der drei Mächte lag damals noch keineswegs im Bereich der Wahrscheinlichkeit. Jm Jahre 1898 hatten die Franzosen Fa schoda am oberen Nil besetzt; England zog seine Flotte im Kanal zusammens nud forderte schroff die sofortige Räu mung Faschodas, die der damalige Minister des Auswiirtigen, der wohl-s »bekannte Delcassfy mit einer beispiel losen Selbftdemüiigung seines stol zen Landes zugestand. Die Franzosen dachten damals an alles andere eher als an eine baldige Verständigung mit England; sie bezeichneten mit Rechti Fafchoda als ihre größte Niederlagel seit Schan. Daher wurde in England und auf dem Festlande sehr sorgfältig ! nachgerechnet: 1890 zählte der Zwei-? Ibung zusammen 283,000 Tonnen, also ’ 37,000 Tonnen mehr als England (196.000 Tonnen); aber 1900 ergab sich umgekehrt eine sehr bedeutende» Ueberlegenheit Englands mit 715,000; Tonnen gegenüber Frankreich undt Rußland, die zusammen nur 495,000. Tonnen zählten. Der von den EngH ländern stets angestrebte Zweimächtpi stand war also glänzend wiederherges stellt. s Jm Jahre 1906 fällt Russland in-; folge des unglücklian Krieges mit Japan vom vierten auf den siebenten J Platz zurück, und sein Widersachers Japan steigt, zum Teil mit Hilfe der; eroberten sechs größeren russischenT Schiffe, von 185,0»U aus 402,000! Tonnen und gelangt damit von dem siebenten auf den fiinsten Platz, den es bis heute mit voller Sicherheit be hauptet hat. Jm Jahre wur- ging trngiano durch rücksichtsloses Abstoßen älterer Schiffe, äußerlich betrachtet, ein tlein wenig zurück, von 1,420,0()0 auf 1, 394,()00. Dieser Schritt war jedoch vollan zu billigen; denn der Russisch Japanische Krieg hatte gezeigt, daß die älteren Schiffe in der Tat nicht viel mehr sind als Kanonenfuttet --— Jn Frankreich macht sich bereits die Bau verzögerungspolitit des Minister-Z Pel letan, das ewige Aendern der Bari pläne, ja, das Umstofzen der Absichten feiner Vorgänger in der empfindlich sten Weise geltend; denn Frankreich geht um 100,000 Tonnen tvon 684, 000 auf 585,000 Tonnen) zurück· Man meinte, die teueren Linienschiffe sparen zu können, und baute dafiir Tarpedoboote und lahme Untersu boote. So wurde Frankreich durch die Ver einigten Staaten mit (;49,»()() Tonnen endgültig überfliigelt und von Deutsch land mit 56T’-,00t) Tonnen fast einge holt. Seitdem ist Frankreich von 1908 bis 1911 um 10,0()0 Tonnen zurückge gangen und hat den dritten Platz, wie es den Anschein hat« endgültig an Deutschland abgetreten. Denn der erhebliche Vorsprung Deutschlands (828,000 Tonnen gegen 576,000 Ton nen Frankreichs-) dürfte taum wieder einzuholen fein. Deutschland ist damit den Vereinigten Staaten an die Seite gerückt (862,000 Tonnen) und wird unsere Republit demnächst ganz errei chen, ja sogar überflügeln, namentlich — wenn der Kongreß darauf beharrt, mit dem Gebrauch, jährlich zwei neue Schlachtschiffe zu bewilligen, zu bre chen Zahlreiche patriotisch gesinnte Män ner sind der Ansicht, daß Deutschlands Stellung England gegenüber und da mit der Weltfriede nur dann gesichert ist, wenn es gelingt, das Stärkever hältnis England - Deutschland fiir Deutschland günstiger zu gestalten. Erst wenn das der Fall ist, könnte von Riistungsrninderunj auf beiden Seiten gesprochen werden. Wie viele Dreadnougth England im Jahre 1914 fertig haben wird, ent zieht sich noch her Kenntnis-; denn Deutschland und die Vereinigten » Staaten brauchen zur Fertigstellung! eines großen Schiffes mindestens drei’ Jahre; England nur zwei Jahre. ; Am schwächsten steht es noch mit den deutschen großen Kreuzernz denn fer tig und modern sind in Deutschland! nur zehn in England aber sind nicht weniger alH vierzig moderne Großes Kreuzer fertig; dazu sind diese engli-! schen Kreuzer fast alle größer als die deutschen. Erst die allerneuesten deut schen Großen Kreuzer sind den engli schen vollständig gewachsen: in bezug aus die Schnelligkeit sind sie ihnen so gar überlegen. Schon Von der Tann war mit seinen 28 Seemeilen das schnellste große Schiff der Welt; und kaum haben die Engländer diesen Re tord einigermaßen eingeholt, da stellt der Moltte, der jetzt nach den Ber. Staaten kommt, mit 29,5 Seemeilen wieder einen neuen Weltrelord aus. Und auch dieser Retord ist in den jüngsten Tagen durch den Panzerkreu zer Goeben, der aus seiner Probesahrt 302 Seemeilen per Stunde zurück legte, schon wieder überslüaelt worden. Our Schlag-met unserer Zett. Wer erhebt heutzutage nicht An spruch daraus, sich »gebildet« nennen zu dürfen? »Bildung« ist eins der Schlagworte unserer Zeit geworden, das« die verschiedensten Parteien und Bestrebungen auf ihre Fahne schrei ben. Der Ausgabe, Bildung in's Bolt zu tragen, wendet sich die Für sorge der Besten und Edelsten zu, und das zu Tage tretende Streben, Bil dung zu gewinnen, versöhnt aus deri andern Seite mit manchen sonst un-; gerechtfertigt erscheinenden Ansprü-; M. s Wenn nur der Begriff von dem, was Bildung ist, nicht gar so sehr verwirrt wäre in den Köpfen! Die meisten halten Wissen an sich schon für Bildung; wer viel lernt, wird ge bildet, und wer wenig lernt oder nur ganz liickenhaste Kenntnisse gewinnt, hält sich weniasteng selbst dasiir. An dere, denen die Erkenntnis dämmert« daß Bildung auch etwas mit dem’ ganzen Wesen und Sein des Men-» schen zu tun hat, sehen wieder «in vom Wissen und suchen das Gebilde-H sein im Benehmen. Und doch wieT Jemand mit reichem Wissen ein un I gebildeter Mensch sein t.inn, so kann» es ein anderer erst recht sein mit deni feinsten Lebens-formen Denn wahrei Bildung ist etwas Volleg und Gan zes, nimmermehr etwas Ginseitigegx der wahrhaft gebildete Mensch ist durch fremde oder eigene Erziehung, durch Wissen und Können, durch augere und innere tirinslusse an Geist, Gemüt und Charakter zu einem We sen gestaltet, das sman in gewisser Weise ein lebendiges Kunstwerk nen nen kann. Ein Kunstwerk, das nie ganz vollendet ist, an dein vielmehr in sortdauernder Arbeit beständig wei tergeschasst werden muß. Darum ist der gelehrteste Mensch noch lange nicht der gebildetste. Es kann Jemand aus einem Gebiete eine Autorität sein und nach anderen Sei ten hin völlige Unbildung besitzen. Und es kann ein anderer alle Vor züge umfassender Geistesbilsdung be sitzen und doch von wahrer Bildung, die auch den Charakter einschließt, weit entfernt sein. Solche Menschen sind durch ihre Bildung keine Kunst werke geworden, weil ihnen die Har monie der einzelnen Teile fehlt. Den Vergleich der Gebildeten mit einem lebendigen Kunstwerk festhal tend, verstehen wir aim besten, wie die Bildung bei den einzelnen sehr ver schieden sein kann. Wie es ganz schlichte Kunstwerke giebt, die doch ein in sich vollendeteg, harmonisch gestal tetes Ganze bilden, so dürfen wir manchen einen gebildeten Menschen nennen, dessen Wissen nicht weittra gensd ist. Reicht es siir den Kreis völlig aus« in dem er steht, beherrscht es diesen aus fester und sicherer Grundlage, so genügt es, seinem Träger den Stempel der Bildung auszudrücken Und andererseits giebt es hervorragende Menschen, deren Bildung ein großartiqu Kunstwerk H ist, das seinen Einfluß aus weite Kreise ausübt. Wenn nun der Erziehung vor al lem die Aufgabe zufällt, das große Werk der Bildung des jungen Ge schlechts zu beginnen, an dem das Leben später fortarbeiten soll, so darf sie das Allumfassende derselben nicht aus den Augen lassen. Es gilt den ganzen Menschen zu bilden, nicht nur diese oder jene Seite allein! Und es gilt, jedem Menschenkinde die Bil dung einzupslanzen, die seiner Eigen art entivricht, denn nur so kann sie wesensecht sich entwickeln. Nur so bleibt sie fern von jenem Zerrbild, das so oft Bildung heißt und das doch nichts weiter ist als der hohle, glänzende Schein, der täuschende Fir nis, der die Unbildung des ganzen Menschen deckt. -- Das weibliche Selbstbewußtsein-. Unsere jungen Mädchen wissen heu te ihren Wert einzuschätzen Ihn aber auch richtig einschätzen lernen, damit das Selbstbewußtsein nicht ausarte und zur Ueberbebung werde, sei vor allem jedem jungen Mädchen angera ten. Selbstbewußtsein aibt Den Men schen etwas Würdeoolles, Gehaltenesz macht ihn tatträstig und zielbewußt. Er weiß, was er will, er wird das Leben immer richtig ausfassen; alle spielerische und leichtsmnigen Gedan ken sind ihm fremd, und Freude wie Lust werden sich ihm nur in hehrer Reine nahen. Selbstiiberhebung aber macht ihn stolz und eingebildet. Er muß damit seiner Umgebung unleid lich werden. Ein stolzer und einge bildeier Mann ist unangenehm, eine solche Frau aber wirlt unausstehlich Sie weiß alles besser wie die anderen Menschen; sie widerspricht immer fort und hat weder Takt noch Gefühl, kurz --- jedermann trachtet ihr aus dem Wege zu gehen, nur um ihrer niederdrückenden Selbstiiberhebung auszuweichen Wenn wir unseren heutigen jungen Mädchen Selbstbe wußtsein als wünschensswerte Tugend zugeeignet sehen möchten, so haben wir die Gründe dafür in ihrer gegenwär tigen Lebensstellung, die so sehr ver schieden von derjenigen ist, in der sich einst ihre Mütter befanden. Es ist eine ganz folgerichtige Entwicklung des weiblichen Selbstbewußtsein-Z bor handen und wir brauchen da nur dreißig Jahre zurück zu blicken, um dieses zu verstehen. Wenn zu jener Zeit ein Mädchen geboren wurde, da zuckten die Leute bedauernd die Achsel und meinten: »Schon wieder ein Mä del? Armes Ding! Bedauern-änderte Eltern!« Man litt damals ordentlich an der Uebersiille des weiblichen Men schenmat-erialg, mit dem man nichts anzufangen wußte. Verheiraten konn te man alle Mädchen eben nicht« da sie ja - - wie bereits statistisch nachge wiesen worden war dem männ lichenGeschlechte gegenüber eine lieber zahl schon erreicht hatten. Sie ande ren, damals möglichen Lebenszberuien zuzuführen, war man aber ebenfalls nicht immer in der Lage, da sich er steng die siir das weibliche Geschlecht in Betracht kommenden Erwerbszwei qe nicht irnmer jijr jedes M ädchen eig .,..« -s . »- 1!-s llclcll, JIUTUUIV uuxt uuu«s un neues siille des Zudranges litten. Es war daher eine ganz natiirliche Folge, das; sich die Frauen jener Zeit mehr wie je geknechtet fühlten; es ja vielleicht - — ihres gerangen Wertes wegen - - auch wurden und sich davon zu befreien trachteten. Das erste, etwas tat-ita turenmäßige Resultat ihres Freiheits dranges war dann die emanzipierte Frau. Sie wurde aber bald von der ernster Arbeit und geistiger Betäti gung zustrebenden Frau verdrängt Was die Frau jener vergangenen Epoche nur selten besaß, das Selbst bewußtsein, ist heute der niedersten Arbeiterin zu eigen, und unsere jun gen Mädchen schreiten mit einem stol zen Gang durchs Leben. Wissen sie doch, dass sie selbst es« sich Zurecht Zim mern können, ganz nach eigener Will lsiir’. Und"das ist das wahrhaft Schönste. was der Mensch aus Erden erringen kann. Schlau. Ein Arbeiter, der seinen Freund auf ein Stündchen besuchte, bemerkte zu seinem Erstaunen, wie dieser in dem an der Wand hängenden Kleide seiner Frau nach der Tasche suchte. »Was hast Du denn mit der Tasche von Deiner Alten vor, Ede?« fragte er. »Tia, siehst Du, Karle, die Sache ist die: Wenn ich mal ’n bischen ge winne, darf ich nicht wagen, das Geld in meiner Tasche zu lassen. Jch weiß aber, daß meine Alte nie aus den Ge danken kommen wird, in ihrer eigenen Tasche nach Geld zu suchen.«