Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 21, 1912, Zweiter Theil, Image 10
Roman von Egbert Carl-sen (11. Fortsetzung) - Dittn v. Mariens war in feiner Hostie zuerst der Blinde zugefallen, et hite leichtes Spiel, denn seine beiden Gegner waren aussaan zerstreut Pleitenbach unterließ denn auch nicht, vie Fehlen welche Gmolin beging, mit spiiigen Bemerkungen zu markieren, welche der jung-e Musiker stillschwei: geni- hinnahm ohne sich dafür bei» Weißenbach? Flüchtigteii zu keimt-I chieten Als aber in der letzten Poe-i tie der Offiziet mit der Some-Daniel ceupiette, obgleich der betreffende» Stich schon Garolin gehörte, tonntef der Lektete nicht unterlassen, mit tu-: i Eises Höflichkeit zu bemerken: »Den Itout hätten Sie sparen können, Herr sen Pleißenbach.« »Und dazu noch CoeutsDame", feste Mariens mit farlafiifchem Lä cheln hin u, »die Dame des Herzens. sthanvel Du die mit einer so weg wetfmdeu Gleichgittigieits Oho, lie ber Freund, wenn das Deine Frau wüßte!" Auf Pleißenbachs Gesicht lagerte« sich dei der Anspielung eine dunkle Röte. Er schoß Garolin einen zorni gen Blick zu, indem er ihm zurief:i »Auch Beendigung der Vartie werde ich Jhnen beweifen, daß Sie Jhren Tadel hätten sparen lönnen.« »Das möchte Dir schwer fallen, lie ber Pleißenbach«, fagte Mariens ruhig, indem er feine Karten aufdeckte, »denn fest feid Jhr Klein-Schlemm. Dadurch, daß Du die Ebene-Dame unnötig ausgegeben haft, ift mein Bube Force geworden. Viola. Jhr werdet nichts mehr machen können. Ja, ja die Herzensdame!« Mit hellem Aerger betrachtete Pleii ßenbach die Karten, indem er zornig feinen kleinen blonden Schnurtbart drehte und malträtierte, als fei der an allem Unglück schuld. »Das konn te ich nicht vorausfetzem daß mein Vartner fo schwach im Atout wäre«, brummte er. Und die Karten auf den Tisch werfend, feste et hinzu: »Da mit ift der Rubdrr ja wohl hoffentlich Ms.« »Gewiß«, nickte Mariens, diePoints zufammenzählend, »Ihr habt einen stuer von fünfzehn verloren. here v. Carolin, Sie würden jeht den Blinden velommen.« Die Decken taufchten die Pläne« aber Garolin verfolgte das Unglück atzch in dem nächsten Rubher. Er be ian fchlechie Karten und spielte außerdem schlecht. Das jedoch warl es gerade. was am meisten geeignet var, Weißenbach? Laune wieder zu let-bessern Als man bald darauf zu Tisch ging, war er wieder ganz a fon aife und aetvann es fogar über sichJ mit Garvlin anzuftvßen, als im Ver lauf des Sauf-ers Graf Zeck einen Toaft auf den liebenswürdigen Wirt mitbrachte welcher heute zum erften Male feine Bekannten in feinen eige Jnen Räumen um sich versammelt habe. Nach aufgehobener Tafel ichan Mariens noch ein ileines Spielchen vor und wollte Bank auflegen, aber Niemand hatte recht Lust dazu. Man war so gemijtlich beim Plaudern be wunderte Martens’ geichrnackoolle Einrichtung, wobei auch der silberne Tafelaufsan gebührend gelobt wurde und dein Hausherrn Geleaenbeit gab, von seinem Vater Oberftjägermeiiter und der glänzenden Zeit zu erzählen, in welcher derselbe des Königs Maie stät bei sich bewirien durfte, rauchte dann irn Salon noch eine Eigarre und trennte sich verhältnismäßig früh. Mariens hätte seine Gäste, wenn er gewollt, wohl noch länger zurückhal ten können; da er aber den jungen Eduard diese Nacht noch fortfchicken wollte, war ihm der früh-Heilige Auf bruch gar nicht unangenehm. Garolin var der Erste, welcher ging, Meißen bach blieb bis zuletzt. »Was hattest Du denn heute Abend gegen den armen Garolin?« fragte Mariens, als er mit dem Lieutenant asein war. »Gegen Garolin? O nichts Be senderes«, erwiederte Pleißenbach aus ver-send »Man muß den jungen Mann nur zuweilen etwas kurz be sser Edeln. Er wird sonst gar zu über . pitig und eigentlich gehört er doch nicht zu uns.« l »M, die Garolins sind eine ganz gute Fämilief «p««h —- Musikani bleibt Musi «Mn ich gewußt hätte, daß es Dir Iwane-ebne wäre, ihn hier zu wessen, wiirde ich ihn nicht eingeladen haben VII-et aber in Deinem eige I , neu hause so viel verkehrt —« »U- nser-ebnes Davon kann garl Use Me sein«, unterbrach Meißen M ist mir Garolin viel zu Nswnde versanken in Still-: de fssekstwi M Wer Msa Worte-geant ichfragte Mariens, M er der-Wettern Mars fixier Ies W niimn mit-? nicht iibel « ein lächer licher Gedantel« Mariens guckte die Achseln. »Du hast Dich selbst neulich darüber aus gelassen. daß Garalin die Geh-nas stunden immer so weit als rniiglich auszudehinn suche, daß man ihn auch sonst so häufig bei Deiner Frau tref ife — dazu Dein heutiges ausfallendes IBenehinen « mon dieu — da lag der Gedanke nicht fern Du fpiirtest viel « leicht eine kleine eifersiichtige Regungk Jn Wirklichkeit war es nicht Blei ßenbach gewesen, welcher die Bemer ;tung iiber Garolinkz lange Geh-engs stunden und häufige Besuche gemacht hatte, sondern Martens selbst. Det selbe bielt es jetzt aber fiir besser, sie seinem Freunde zuzuschieben und die ser Letztere schien auch ganz davon überzeugt zu sein, die betreffende Beo bachtung selbft gemacht zu haben, denn er erwiederte auf Mariens letzte Worte: »Hm, ich erinnere mich« daßT ich damals mit Dir über die Ge-j fchichte gesprochen habe. Es ist nimer Garolin bekümmert sich viel um meine Frau. fast zu diel —«' . »Er interessiert sich eben fiir dieE Ausbildung ihrer schönen Stimmec warf Mariens ein aber er begleitete die Worte mit einem ironischen Lii cheln welches Pleißenbach nicht ent zuna· »Das sagst Du, ohne selbst daran zu glauben«, rief derselbe heftig. «Dn hast es auch bemerkt, daß Garolin ein Interesse iiir meine Frau zeigt. wel-« ches mir nicht gleichgiltig fein tann·«? »Lieber Freund, Du nimmst dies Sache schlimmer als sie ifi«, suchtel Mariens den Autgeregten zu beruhi-i gen, jedoch dieser unterbrach ihn: »Siel ist also, sie ist« das gibft also auch( Du zu, es iii etwas vorhanden, was nicht sein sollte. Wie weit aber dieses Etwas gehen darf, ohne mich und meine Ehre zu berühren, das zu beur teilen, iit allein meine Sache." .Gewiß«, erwiederte Mariens ge lassen, »nur darfst Du nicht aus einer Miicke einen Elephanten mach-ein« ( »Ich habe an der Mücke ganz ge nug. Eine Mücke tann uns oft mehr quälen als ein Elephant.'« »Ohne Zweifel, aber man betätnpftl diese geflügelten, zierlichen Blutfauger mit anderen Waffen als die Unge tiirne in den indischen Dichungeln.« »Das weiß ich selbst Rate tnir lie ber, mit welchen Waffen ich die jMiicke Garolin bekämpfen soll. glaube, das Beste ist, sobald als inva lich rnit Georgine zu sprechen.« »Getade das würde ich an Deiner Stelle nicht tun.' »Warum nicht?« s »Du darfst Deiner Frau nicht ihre Unbefangenheit nehmen. Jhr ist sGarolin ohne alle Frage aleichgiltig fund sie hat bis jetzt zweifellos keine Ahnung davon, daß der Musiker, wie Du annimmft, andere Gefühle für sie hegt als freundschaftliche. Und diese ahnungslose Unbefangenheit muß ihr erhalten bleiben. Das Einzige, was Du augenblicklich tun kannst. ift auf zupasfen halte die Augen offen und beobachte Garolin genau, sei aber das bei freundlich gegen ihn, sonst wird er argwöhnifch, und zur Verstellung ge neigt, wie alle Polen, versteckt er sich dann hinter einer Maske, um Dich sicher zu machen. Bleibft Du aber unverändert artig und höflich in Dei nem Benehmen, so hält er eine Ber stellung siir überflüssig und Du wirst Dich bald überzeugen, ob Dein Ver dacht begiindet ist oder nicht« »Ich wollte, der verfluchte Musikant wär-. wo der Pfeffer wächst', sagte Pleisrenbach indem er aufstund und den Pallafch umfchnallte. «Warum?« lachte Martenz. »Ist Dein Verdacht begründet, was ja immerhin möglich ist. so werden ei nige passende Worte immerhin genü gen, um den Musikanten zur Raison zu bringen. Stellt sich aber Dein sVerdacht als grundlos heraus, nun, Idann kann Dir Carolina Anwesen Iheit ja auch gleichgiltig fein. Er ist Iim Grunde ein kiebenswiirdiger IMensch, ich habe ihn eigentlich ganz sgern und so geht et noch manchem I Anderen. Sein einschenetchelndei iWesen hat ihm viele Freunde erwor den." »Liebenswütdig .einschmeichelnd — - nur zu seht, nur zu sehr«, brumm te Pleißenbach »Nun, ich werde ihm jetzt gehörig auf die Finger passen, und wenn mir nur das Geringste auffälli, werde ich ihm zeigen, wo der Zimmermann das Loch gelassen hat-« Die Freunde nahmen Abschied Als Haber Mariens allein war, lächelte er: HEiferfuchi ist eine Leidenschaft, die Idas mit Eifer fuchi, was Leiden sehe-sit Also, mein lieber Meißen bach, fang Du nur erst einmal an, mit Eifer zn suchen, dann wirst Du nach meiner Ueberzeugung auch genug finden was Leiden schafft Die Sache leis-i sich ja ganz prächtig an, trotz Isarolifs lächerlicher Gewissenhaftig k Mi,« L T ;12. Der Edeslmarder macht T « sich frei. - IU Ists-II am anderen Morgen Mein M Mit-L traf er an der i f lTiire mit einem Weibe zusammen. ’mlches ihn ansprach Es war eine große, starlinoehige Person, gekleidet mit einer eigentiirn lichen Mischung von Armut und Ele gonz. Ueber einem hellgriinen, seide nen Kleide, trug sie ein bietwollenes gelbes Umschlagetuch, in welches Pal men von einem schreienben Rot ge wirkt waren. Das Kleid war ihr zu kurz. so baß man die Füße sehen konnte. dieselben stoten in seinen ! eugschuhen. welche aber vorn zerris s en waren, ver rechte sogar so weit, sboß ber nackte große Zeh heraussch. Zu dieser Ossenherzigleit stnnb in ei Inem seltsamen Kontrast oer elegante. .mit Atlasbonb gornierte und einem i großen Veilchenstrauß geschmückßduh iroelcher ihr schief aus dein wirren ;Hoare saß. Das letztere schien Seit J Wochen mit teinern Komme in Lerch rung gekommen zu sein, so unbedeut : lich hing es ihr om Kopfe herum und »in das Gesicht hinein. Wo hatte Mortens doch schon dies Gesicht ge sehen? Vergebens besann er sich bor ons, und dennoch waren ihm diese breiten Backentnochen, die platte Nase, der unverhältnismäßig große Mund, war ihm dies ganze vom Branntweingenuß ausgevunsene und geritten Antlitz mit bem set-innige sehlihten und rotgeränberten grauen Augen nicht unbetonnt. « »Der gnädige Herr Baron werben verzeihen«, sagte bie Person mit einem Knix und einem breiten Grinsen, »ich möchte gern den Herrn Baron spre chen.« »Mich?« fragte Marien-Z- oerwun-l deri. »Wie tommen Sie darauf? Wo her tennen Sie mich?'· .Ach, der gnädige herr haben mir ganz vergessen? Jch hatte allerdings nur ein einziges Mal und nur kurze Zeit die Ehre.« »Zum Teufel! Was wollen Sie denn eigentlich?« rief Mariens ärger lich« dem diese Unterhaltung in der offenen Daustiire um fo peinlicher war, als die Vorübergehenden ihn Fund feine fchöne Dame mit lächelnden Blicken musterten. »Was ich will, tann ich so schnell nicht sagen', grinfte das Weibsbild. : «Wollen der err Baron nicht mit mich Ihinausgeheni Oder, wenn der gnä dige herr ietzt keine Zeit haben, kann ich ja auch zu einer anderen Stunde wiederkommen. Vielleicht heute Rach mittagi Bitte nur zu befehlen.' »Hier sind Sie denn? Wie heißen Sie " «Marie Mirsti. Der gniidige herr werden sich erinnern, die Tochter von dem früheren Grenzauffeher Mirsii. Es ift wegen des jungen Eduard, was ich mit dem Herrn Baron spre chen wollte.« Kommen Sie mit herauf.« Mariens drehte sich turz urn und ftieg langfam die Treppe hinauf, Fräulein Mirsti folgte ihm »Nun, was haben Sie mir wegen EduarW zu fagen?« fragte Martens, indem er sich oben im Solon in einen Fauteuil fallen ließ. »Ich habe ihm diese Nacht auf dem Bahnhof gefprochen«, etwiederte die »fchiine« Marie, indem sie ohne eine Aufforderung abzuwarten, Mariens gegenüber Platz nahm. »Es war ganz zufällig, ich war gerade ange tommen und er wollte abfahren, viel konnten wir daher nicht miteinander sprechen. Aber er fagte mich doch, daß er bei Jhnen im Dienst wäre und wo Sie wohnten und das war mir fehr lieb, denn fonft hätte ich Sie wohl nicht so schnell gefunden. habe ich Ihnen doch nur ein einziges Mal gesehen und auch nur recht kurz, und es war ja auch nur fo eine Ver mutung von mich, daß Sie der herr wären, welcher Eduard zu sich genom men hat, weil Sie ihn damals zu i brachten an dem Abend, wissen ie wohl noch?« Bis hierher hatte Mariens die Per son ruhig sprechen lassen, jeit aber unterbrach er sie ungeduldig mit der Frage: «Warurn wollten Sie mich denn aufsuchen? So sagen Sie doch endlich einmal, was Sie von mir wolle-IF »O, ich wollte nur ’tnal mit Sie über Eduard sprechen, wegen seiner vornehmen Abkunst, wissen Sie wohl?« Er sagte mich, er wäre Be dienter bei Jhnen und das schickt sich doch eigentlich nicht sür einen herrn v. Birzorosti.« »Sie saseln, Evuard ist in Jhr Vetter und heißt ebenso gut Mirsti als Sie.« Die »schöne" Marie verzog ihren großen Mund zu einem breiten Grin sen. «Friiher habe ich das auch ge glaubt«, meinte sie. »Aber als wir damals so vlöylich von hier abreisten und Ednard zurückblieb, merkte ich wohl, daß es mit ihrn eine besondere Bewandtnis haben müßte. Auch kam ich bald dahinter, daß mein Vater-, der Lunis-, mehr Geld hatte als die zweihundert Thaler, welche er mich ge zeigt, und ais er ’mal wieder einen rechten Rausch hatte, durchsuchte ich seine Kleider und fand eine Summe von mehreren tausend Thalern. Als ich ihu nachher sragte, sehr er das Geld hätte, wollte er mir neiget-; s ---------------------------- . aber mit feinen Kräften war es nicht mehr weit her und ich habe fchon manchen Mann gezwungen, der stärker war als er. Bei den Worten ftreifte das Mäd chen ihre Aermel zuriiet und zeigte mit Stolz auf ihre fchtnuhigem aber träf tigen Arme, deren Mustulatur einem Schlsstkkutchte alle Ehre gemacht ha ben würde. »So tam es«, fuhr sie fort, »daß er tlein beigab und mir Alles erzählte. Nur auf Ihren Na men tonnte er sich nicht mehr besin nen, der Trunk hatte fein Gedächtnis ganz verdorben. Seitdem er fo viel Geld hatte, war er faft immer be trunken, das brachte ihn schnell vol lends herunter, dazu tam der haften, wissen Sie, und dann hat er auch ’mal eine ganze Nacht auf der Straße gelegen. ich dachte schon, er wäre mir durchgegangen, aber am anderen Mars gen fand ich ihn vor dem hanfe lie gen, halb im Ninnftein und ganz naß, aber fest fchiafend. Das muß ihm doch wohl zu viele gewesen sind, denn noch an demfelben Tage triegte er das Fieber und das gab ihm den Reit. Jm Deiirium hat er auch noch viel ge ichwafzt von dem Schloßbrand da mals, wiffen Sie, und als er wieder bei sich war, wollte er einen Geistli chen und beichten. Es war aber fchon zu spät, er konnte nicht mehr sprechen. - Schloß Wolno -- das brachte er noch heraus, aber den Namen Bir zowsti lonnte er nicht mehr finden, und nachdem er noch die lebte Oelung erhalten, verfiel er in die heftigfte Fieberraferei. Er geberdete sich ganz wie wahnsinnig und brüllte und fchlug um sich und der Doktor meinte, nun würde es wohl aufs Lette gehen Und io war es denn auch in der Nacht ftarb er.« »Da hat er nicht mehr viel von sei- " nem Gelde gehabt«, meinte Martens. »Genug hat er davon gebraucht, der Lump«, ries die «schäne« Marie, »und Alles siir sich allein. mir bat er dabei darben lassen, der Rabenvater. Und mich die ganze Geschichte verheimlichen zu wollen« eine solche Dummheit! So gut hätte et mich doch kennen sollen, daß ich trohdem dahinter kommen würde; wenn er es mich aber zur rech ten Zeit gesagt hätte, dann würde er ein weit besseres Geschäft gemacht ha ben. Denn das kann ich Sie sagen, herr Baron, so billig hätte ich die Geschichte nicht hergegeben.« Mariens zuate die Achseln. »Das sind geschehene Dinge, die nicht mehr u ändern sind", sagte er kalt. »Was führt Sie nun aber zu mir? Was ist es, das Sie wegen Eduard’s mit mir besprechen wollten ?« «Dinge, die nicht mehr zu ändern sind«, schrie das Mädchen. und schlug mit ihrer großen plumpen Hand so kräftig aus ein« neben ihr stehende Tischchen, daß das zierliche Möbel ächzte und knaätr. »Was aeht es mich an, was Sie mit meinem Vater abge macht haben? Jetzt haben Sie ef- mit mir zu tun und ich kann Sie sagen, herr Baron, ich lasse mir nicht so ibibertölpeln wie der alte Trauten old.« »Wenn Sie nur endlich einmal aug sorechen möchten. was Sie eigentlich von mir wollen«, sagte Mariens mit eisiger Ruhe. »Sie haben sich damit eingeführt. über Jbren Vetter Eduard mit mir reden zu wollen« bis ietzt ist aber nur von anen und Ihrem Vater die Rede gewesen« »Geld will ich zehntausend Tha ler will ich billiger tue ich es nicht«, schrie Fräulein Mir-Sti, und versetzte bei jedem Satz mit der ge ballten Faust dem neben ihr stehenden Tischchen einen hieb, dasz Martens den Moment tomrnen sali, in dem dasselbe unter diesen wuchtigen Schlä gen zusammenbrechen würde.« »Dann bedauere ich, anen nicht dienen zu tönnen", versetzte Mariens, indem er ruhig ausstand und das be drohte Möbel aus der gefährlichen Nähe der »sch’rinen« Marie entfernte. »Ich bin tein Geldverleiher.« »Und ich will auch tein Geld gelie hen baben«, treischte das Mädchen. «Hilden Sie sich nur nichts- ein, Sie, und machen Sie keine Weiterungen, Sie -- - Sie«, sie suchelte mit den händen in der Lust herum. bis sie das rechte Wort gesunden hatte » .Sie Schwindler Sie!'· »Sie scheinen schon am sriiben Morgen betrunken zu sein«, sagte Mariens mit unverwiistlicher Ruhe. Die «schiine« Marie sprang wütend empor. »Was? beleidigen wollen Sie rnir auch noch? Wissen Sie, was ich tun werde, wenn Sie mir das Geld nicht geben? Jch reise Eduard nach Berlin nach und s ihm, wer er ei gentlich ist sund da er gegen Ihnen austreten soll. Sie meinen wohl, weil Sie die Papieee haben, könnte man ahnen nichts beweisen? Obo! Ich nn es vor dein Kriminal beschwö ren, was mich mein Vater gesagt hat« und wenn man mir nicht glaubt, eige ich das Geld vor, das Sie menein Vater gegeben haben, dann wird man mir schon Its-den scheuten. ! Na n sie snur nicht ein so I Ists-, ne meiner mit , nnd Ieise sich dass-II nichts -------------------------- ben, bringe ich Ihnen ins Zucht haus. " Martens’ Brauen hatten sich dro hend zusammengezogen und in seinen Augen begann es grell zu funkeln. Er stand mit dem Rücken gegen ein Schränlchen gelehnt. auf das sich die Linie stüyte, während die Rechte, unbemerkt von dem jungen Mädchen, behutsam eine tleine Schieblade her auszog und derselben ein Terzerol ent nahm. Bei dem Worte »Zuchthaus« hielt er der »schönen« Marie dasselbe entgegen, indem er im gleichgiltigsten Tone sagte: »Dann würde ich mir vor her noch das Vergnügen machen Sie wie eine Kase niederzuschieszen." Wie ein Sturzbad wirtte der An blick der Waise aus die Wütende. Mit ireidebleichem Gesicht taumelte sie zu: rück, während Mariens mit höhni schem Lächeln sortsuhr: »Dies Ter zerol schießt ganz vorzüglich und gibt dabei nicht einmal einen KnalL Es sind das sehr nützliche Instrumente, vielleicht haben Sie schon einmal da don gehört« man nennt sie Teschings. Es bedarf also nur eines Druckes mei nes Fingers und Sie haben aufgehört zu atmen, ohne daß ein Mensch etwas davon hört. Vermissen wird Sie auch Niemand, Niemand wird nach Jhnen fragen oder suchen. So sicher vor der Rache des Gesetzes kann ich Sie hier töten, als wären wir zusammen allein aus einer einsamen Insel. Nun. wie gefällt Ihnen ietzt der Schwindler. mit dem Sie meinten. so leicht sertig zu werden?« «Die «fchöne« Marie hatte sich ge faßt »Sie find fest im Vorteil und hoben rnir überrurnpeli«, fagie fie, in dem sie behuifarn nach der Türe los vierte, aber als sie im Begriffe mor, die Hund nach der Klinke auszustre cken, hob Mariens von Neuem das Terzetol und rief: »Fort da von der Täte, fehen Sie sich ouf den Stuhl dort ncn Ofen.'« Mariens-« Augen funkelien fo wild bei den Worten und die Münduna des Terzecols gähnte die «fchi5ne« Motie fo unheimlich an. daß diefelbe ohne einen Laut des Widerspruches dein Befehle nnchiann lFotifeyung folgt.) -----------------sssssssss Ifssssssssiswøsvs Memoirien der Mutter Uapoleon l. njmjfmfccfcsscccsst sind gehaltdoller als die modernen der ehemaligen Herzogin von Toskana, Luise Toselli, die im allgemeinen we nig Anklang gefunden haben. Ge meinsam ist beiden Erinnerungen nur« dab- ihre Autoren italienischen Boden berührt haben und daß fchriftstellerifche Hilfe notwendig war, denn Lätitia Bonaparte war in hohem Alter voll-. ständig erblindet. Jede Sensationg— sucht war aber der »Frau Mutter«,n:ie sie offiziell in Rom genannt wurde, fremd. Lätitia ist übrigens nicht nur von dem französischen Dichter Voran ger. sondern auch von einem deutschen Dichter besungen worden, als sie im Alter von 80 Jahren den Tod ihres Enkels überlebt hatte. Nach dem Tode des Herzogs vonReichftadt hatte »Frau Mutter« am 22. September 1832 ein neue-L- Testament niedergeschrieben das am Abend des 2. Februar 1836 ihrem Todestage, unter den Augen ihres Bruders, des Kardinals Fesch, der be reits die höchste Stellung im Kardi nalstollegium erreicht hatte, eröffnet wurde. Es war in italienischer Spra che abgefaßt, da Liititias Setretiirin, Nosa Mellini,die auch die obenan-ähn ten Memoiren niedergeschrieben hat, Pralienerin war · . .. Mancheö in die en Erinnerungen einer an Geist und Charakter hochftehenden Frau, deren Söhne ganz Europa vorübergehend uutgestaltet haben, dürfte noch heute interessieren. Erscheint doch der sonst etwas brutale Charalter Les lorfischen Eroberers, wenigstens der Mutter ge geniiber, hier in milderem Lichte. Nach dem 1785 erfolgten Tode seines Va terS schriebNapoleon an Lätitim »Mei ne teure Mutter! Jeht, da die Zeit den ersten Ausbruch Jhres Schinerzes ein wenig beruhigt haben wird, beeile ich Mich, Ihnen meine Dankbarkeit für die Güte zu bezeigen, die Sie mir jederzeit erwiesen haben. Trachten Sie sich zu trösten, meine teuere Mutter! Die Um stände gebieten es« usw ..... Erst 16 Jahre alt, suchte Navvleomder damals auf der Militiirschule in Brienne war, um Freivliise «er seine Brüder nach. Die Familie war zahlreich und ver schuldet von dem verstorbenen Vater zurückgelassen worden. Welch hohen rad damals die Mnot Littitiai er reicht hat, beweisen diesstiese deISvh nes an die Mutter. II einem dersel ben klagt Verbotes-« sie ihm die 6 Frank, welche er thr— n, nicht gu rtiagegeben hätte. n einem anderen klagt er llber s Frank, die sie von ihm antgeltehem Littitia nähte eigenhän dig seine Asche und alle seine Mel dung-We; aber Mr n noch so klei nenMnuesteeriedat Geld ssr das Port- mä Frankreich voraussa pth Die M II erhielt von dem sraW eine . Pensiom die laurn hinreichte, um mit größter Sparsamkeit ihre Kinder er· ziehen zu können . .. Napoleon l. aber war ein dantbarer Sohn. Als er Kommandierender General geworden und den Oberbesehl in Jtalien erhalten hatten, blieb er vor der Abreise meld rere Tage bei seiner Mutter in Mar seille. Als sie ihn als »großen Gene ral« begrüßte, sagte Napels-am »Von Wuchs bin ich ein kleiner General. Der Tag wird vielleicht kommen, da ich in moralischer Beziehung wackse" ...... Als Napoleon Kaiser geworden war mußte auch »Frau Mutter« (wie sie allgemein genannt wurde) Hof halten. Sie tat es aber so prunllos wie abg lich. Sie hatte allzu viele Schicksals uxnwälzungen erlebt,um mitten in aller dieser blen nden Große an ihre Dauer glauben zu können. Jhre Wohltätig leit wurde allgemein anerlannt, denn sie erinnerte sich, wie sie in Marseille nach dem Tode ihres Mannes gar manche Nacht gesessen hatte. um zur-il sene Kleider zu slicken. Wenn ihre Kinder. namentlich ihre Töchter und Schwiegertöchter, ihr vorwarsen, dasi sie allzu sparsam sei. pflegte sie zu ant woi·ten: »Wer weiß, ob nicvt dieie Kö nig; eines Tages kommen und mich um Brot bitten werden« So lam es be kanntlich in der Tat. Als die Verbiins beten vor Paris standen siedelte am 2. April 1814 Liititia und die ganze Fa-: miiie Napoleons von Paris nach Bloics über. Am 7. April trat dort die Nach« rächt ein, daß Vonaparp dem Throne entsagt habe. Die Kaiserin Mari Luise wurde nach Oefterreich berufen unt- reiste am Osterabenb .ib. Deniets ben Tag verließ auch »MadameM·’-re«« die die zehn Jahre betl naaoleoniicben Krisertums mit Zittern fiir ihre Sizii ne zugebracht hatte, Blois und reiste in Begleitung ihres Bruders, des Kardi nais Ieich, nach Rom. Papst Bin-L Vli. nahm, obwohl er einst Navaleon-: Gesangener gewesen, Liititia voll Glitt ursd Milde aus. »Willlo«nmen, meine Tochter,« sagte er, million-tara in dies ser Stadt« die immer ein Zsisluchtzsirt des großen Verbonnten a-"-ien ist ' Jn Rom hat die alte Frau ihre leyten Tage zugebracht; sie wurde AS Jahre alt. war aber infolge eines Falles im Parie bei der Villa Borghese sechs Jahre bis zum Ende ihres Lebens der Kraft zu gehen beraubt und hatte auch ihr Augenlicht verloren. Wenn im Frühling vie Sonne des Säbens ihre Strahlen nach den traurigen Sälen sandte, worin sie gefangen saß, sagte sie: aDie Sonne wenigstens kommt noch als eine Freundin, mich zu besu chen, aber —- ach! -—- ich kann sie nicht mehr sehen.« So war der Tod am 2. Februar 1886 siir Napoleons Mutter eine Erlösung. Der berühmte Bild hauer Thorwaldsen wurde geholt und nah-n ihre Totenmaste ab. Sie hatte nett im Tode ihre Schönheit bewahrt. Jn Ajaccio, wo sie ruht, trä t der vier eclige Marttplah den Namäi «Place Leiizia« . . « Jn Ajaccio hat 1857 Naroleon ill. siir Lätitia eine Kirche bauen lassen, und mitten in der Krhvta steht ihr Sarg. « W »Die langen Kerle-C die Potsdanier Riefengarde, waren der einzige, aber sehr lostspielige Luxus-, welchen König Friedrich Wil helm l. sich gönntr. Den Anstoß zu dieser Liebhaberei gab ihm das Vor bild des Martgrasen Philipp von Schwebt, welcher aus großen Leuten Grenadiertompagnien bildete und die selben an der Spitze des Regiments marschieren ließ. Der Ursprung der Grenadiere war der, daß in jeder Konr pagnie sechs bis acht Mann zum Wer sen von Handgranate ausgebildet waren, und die spitzen Grenadierrnüts zen hatten den Zweck, daf, die Leute vor dem Wurf ihre Gewehre rasch über den Kopf auf die Schulter werfen konnten Die Grenadiere sollten also ursprüng lich gewandte, bewegliche Leute sein. Der König abmte diesem Vorbild nach und befahl in dem Realement: »Die Grenadiers sollen aus dem dritten Gliede ausgesucht werden und müssen lauter Kerls sein, welche gut marschie ren tönnen, nicht über fünfunddreißig Jahre alt find, voll aussehen, nämlich nicht tnrze Nasen, magere rder schmale Gesichter haben-« Daraus entwickelte sich denn allmählich die Leidenschaft für die Potsdarner Niesengarde, welche der König schließlich aus 3000 Mann brachte. Für die Potsdamer war die Sache etwas lästig, denn jedes Privat haus mußte eine Stube resp. Kammer nach vorn heraus für einen Grenadier hergeben. Der König selbst gab im Schloß sechs Mann Quartier-. Zum lehten Male trat die Riesengarde bei dein Begräbnis des Königs an, dann löste Friedrich der Brone sie auf. —-. Betreffs Vertilgung der Moslitos ist ein Arzt in Tean aus eine neue Idee verfallen. Die Austottung der lästigen Insekten soll durch zu dem Zweae dressierte Fledermäuse vollzogen werden. Das liikt sich hören. Aber wie die Fledermäu e zu dressieeen sind. darii - schweigt sich besagter Messen Sera ieni m der Band noch gelind lich ni.