E Ein Edelmarder Roman von Egbert Carl-sen W U 0. Fortfetzuna.) Eritis-? scharfer Verstand mit dem fnltbliitigen und klaren Urteil begriff keine Lage vollkommen. Drei Wege lagen vor ihm. Er konnte sich mit sei nen Gläubigern arrangieren, indem er ihnen überließ, was er noch besaß. Dieselben mußten damit zufrieden fein, so gering auch die Prozente wa ren. welche fte erhielten; er konnte sich Inn in einer kleinen, abgelegenen hannover’schen Landstadt als Adoolat etablieren und dort ganz von Neuem beginnen Dieser Weg war so wenig einladend siir Mariens oerwöbnten Geschmack, daß er ihn gar nicht weiter in Betracht ziehen mochte. Aber was dann? Sich eine Kugel durch den Avps jagen, das war der zweite Weg, aber der blieb immer noch offen. Und der dritte Weg? Eine reiche Heirat? Das war der bequemste und den mei sten Erfolg versprechende Weg, und diesen beschloß Mariens zu wandeln. Er hatte ja immer Glück bei den Frauen gehabt, wie oft war dasselbe von seinen Bekannten gepriesen! War er auch nicht gerade schön zu nennen, so besaß er doch eine ariftolratifche Er scheinung, gewandte Tournüre und Geist. ein Trio, welches die fehlende Schönheit mehr als erseyte Das trei lich mußte er sich eingestehen, daß es ihm jeht nicht mehr so leicht werden würde, eine gute Parthie zu machen wie vor zwei Jahren, als er noch Di rettor seiner nun oertrachten Aktien gesellschast ein glänzendes Gehalt be zog und im Rufe stand, ein nicht un bedeutend-es Vermögen zu besitzen, aber damals hatte er es vorgezogen, nur die Süßigkeiten der Liebe zu genießen, ohne sich zu binden. So leicht würde ej ihm jetzt nicht mehr werden, rech nete er, schwer erschien ihm die Aus be aber auch nicht.und er beschloß, sosort an’s Wert zu machen. Er ging die Reihe derjenigen Fa milien durch, in deren Häusern er ver kehrte, aber bei den meisten schüttelte er den Kopf. Dort war ein vorsichti ger Vater, welcher sich erst genau nach seinen Verhältnissen ertundigen wür de, dort eine sorgsame Mutter, welche niemals die Verbeiratung ihrer Toch ter mit einem Manne zugeben würde, der in einem so gefährlichen Rufe stand wie Mariens —- dies Haus war zu vornehm sür einen einfachen Herrn o. Mariens, ein anderes wieder zu· ordiniir, bei einem dritten endlich glaubte er nicht Geld genug zu finden. Endlich blieb er bei einer Familie ste hen, welche ihm in jeder Hinsicht geeig « net schien, seine Netze nach ihr auszu werfen. Das Haupt derselben führte den stolzen Namen Sir James Ro binson-Coldridge os Kortright und war der jüngere Sohn eines Hauses der englischen Nobility. Als solcher bezog Sir James eine bedeutende Apa nage, hatte aber außerdem, wie Erich aus guter Quelle wußte, ein großes Vermögen von seiner verstorbenen Frau geerbt, welches nach seinem Tode aus seine zwei Töchter überging, vor ausgesesh daß sich dieselben nicht bor her oerheiratetenx im letzteren Falle mußte einer jeden schon bei ihrer Hoch zeit der aus sie sallende Teil ausbe zahlt werden. Günstiger konnten die Verhältnisse siir Mariens nicht liegen: ein Vermögen, welches er sosort in die Hand bekommen konnte, keine Schwie germutter und ein Schwiegervater, mit dem jedenfalls gut auszuiommen war, denn Sie James war noch immer ein Mr Lebernann, welcher gern in den -" preisen der jeunesse doråe verkehrte Mariens immer eine besondere neignng bewiesen hatte. Mehr als mal hatte er ihm gesagt, indem er zrtranlich aus die Schulter : »Sie sind ein ganz sarnoser tsch, mein lieber Herr o. Martensl« Erst nachdem Erich dies Alles über sacht und in Ordnung gesunden hatte, Beschäftigten sich seine Gedanken mit Her Person, welchenum Heiraten doch Las-ich notwendig war, nämlich mit der jungen Dame, die er heimzuführen ge dachte. Sir JanieH besaß zwei Tisch irr-, aber es konnte hier nur die ältere in Betracht kommen die jüngere Miß « Alma war kaum in die Backsischjahre getreten. Die ältere, Mifz Ethelreda Robinson, war eine strahlende Schön heit, aber dennoch nicht sehr gefeiert M galt siir excentrisch und murren k und besaß ein-e eigentümlich kalte und derlecende Art und Weise, ihr gewidmete Huldigungen zurückzuwei sen. Immerhin durfte sich Erich sa gen, daß von den Cavalieren, welche dort im hause verkehrten, er noch im mer am gnädigften von ihr behandelt worden war. «Sie siihlt, daß ich ihr iiberlegen bin,« dachte Erich, »und sie vbedarf Irr-tandem der ihr imponiert. Ru, dofiir werde ich schon zu sorgen i M« Das schien Stich denn auch in der » Tat zu gelingen. Nachdem er die Messen eröffnet, machte er von - III zu Tag unt-erkennbare Fort in der Sirup der schönen ,, WM MM drei Wochen T « in pupipar-n wagen. Es vavvvv swar auf der Rückkehr von einer Par- « tbie nach dem unsern Wiesbaden ge legenen Schlosse Mitte, wo er ibrI ) seine Gefühle gestand. Er hatte es so einzurichten gewußt, daß er allein mit JEthelreda in einem leichten von ihm ! selbst tutschierten Cab zurücksubr. Als ! dasselbe in Wiesbaden vor der Robin-: son schen Van hielt, war das stolze ischiine Mädchen seine Braut. Arn an deren Morgen holte er sich die Zustim mung Hes Vaters welcher ihn gerührt in seine Arme schloß und ihm ertliirte daß er Niemandem lieber das Gliia seiner Tochter anvertraue als ihm Aber warum lagern sich jetzt in der Erinnerung an diesen Erfolg fo dü stere Schatten aus dem Antlitz des einsamen Mannes-? Hatte er doch da mals strahlenden Gesichtes die Robin son’sche Ban verlassen und iwar ju belnden Herzens durch den Kutpart geschritten, um am Weiher vorbei seine .Wohnung an der Sonnenberger Straße zu erreichen Da hatte sich ein kleiner Herr mit schwarzen lebhaften Augen und einem weißen Vollbart zu ihm gefellt, welchen er manchmal bei Robinfonö getroffen hatte. Sein Name war Doktor Adam. ; »Sie haben sich heute verlobt?« sagte » derselbe nach einigen einseitenden ;Pbrasen. Erstaunt blieb Mariens stehen. » »Ich brauche tein Geheimnis daraus zu machenf sagte er, »aber woher tois sen denn Sie schon davon?" »Sir James hat mir selbst heute Morgen davon erzählt, daß Sie kom men würden, um bei ihm feierlich um Ethelreda anzuhalten« »Ah, ich wußte nicht« daß Sie so intim mit Sir James stehen« »Oui, ich tenne seine Verhältnisse ziemlich genau. Haben Sie schon mit ihm über die Mitgift verhandelt?« »Erlauben Sie mir, diese Frage indislret zu sinden,« erwiederte Mar tens kalt. »Das ist sie durchaus nicht,« lächelte Adam überlegen. »Mit mir hat Sir James bereits über die Mitgift ge sprochen und sagte mir, er sähe sich auszer Stande, seiner Cthelreda auch nur einen Pennh mitzugeben. Ihnen wird er dasselbe gesagt haben-« »Von Geld tvar bei unserer Verlo -bung überhaup nicht die Rede,« sagte Mariens hochmütig, aber es rieselte : ihm bei Adam’s Worten eiskalt über » den Rücken. ; »Dann wird bald genug die Rede davon sein müssen,« meinte Adam, »denn das Erste, was zum Heiraten zgehört, ist Geld« I »Lassen Sie das meine Sorge sein, Herr Dotior.« »Das täte ich gern. aber es gibt eben auch noch andere Leute« welche sich darüber Sorge machen, mein lieber Herr v. Mariens, zum Beispiel Jhte Gläubiger. Denen tann es nicht gleichgiltig sein« ob Sie ein armes Mädchen heiraten.'« Nur mit Mühe bewahrte Erich seine Selbstbeherrschung. »Sie sprechen im Auftrage meiner Gläubiger?« fragte er. »Sie sehen in mir Jhren Haupt gliiubiger vor sich. Sie haben beliebt, Jhre Schulden in drei Wechsel zu tonzentrierem von denen jeder auf dreißigtausend Mart lautet, und zu gleich iiber die Gesamtschuld einen Eh- l renschein auszustellen . Alle vier Do-; tumente sind in meiner hand. Die Wechsel verfallen am ersten künftigen Monats also übermorgen Jth wer den Sie mein Interesse an Jhrer hei rat begreiflich finden. « ,,Sir James haben Sie wohl auch schon Mitteilung von diesen Wechseln gemacht?« fragte Mariens höhnisch »Keinestoegf. Das tviire in der Tat indiitret gewesen« »Es freut mich, daß Sie das be greifen,« fuhr Mariens sartastisch fort, »dann werden Sie Ihre Diskre tion hoffenttich auch später bewahren, denn ich bin außer Stande. die Wech sel iibermorgen zu honorieren und muß Sie bitten, dieselben zu pro-lon gieren." »Bis wann?« »Bis ich Eihelreda’s Heiratsgui in Händen haben werde.« »Ich sfagte Jhnen schon, daß Sir James seiner Tochter leinen Penny mitgeben wird.« »Aber das Erbteil ihrer Mutter wird et ihr doch auszahlen-R »Dazu müßte dasselbe noch vor handen sein. Sir Jamez hat aber das Vermögen seiner verstorbenen Frau längst verspeluliertf »Das ist nicht wahr-« »Auch verdankt er es nut«, fuhr Doktor Adam taltbliitig fort, »der Jniervention seines älteren Bruders, des Marquii Nobinsom Ceßford, daß er noch den Schein eines wohlhabenden Mannes aufrecht erhalten kann. Schon vor einem Jahr-e stand er vor dem Kot-kurs, aber durch die Vermittelung des Marqnij kam eine Vereinbarung Inii den Muhigern zu Stande. Da Jst mußte jedoch Sir James feinem ebiaen karn, lormrn W W Miit-er sml Iffffffsfffffffvvvvvv v vv v v v zwei Drittel seiner Apanaige verzichten. weiche, nebenbei bemertt. mit sein-ein Tode ganz erlischt. Die Töchter ha-« den also später gar nichts und Sie werden es setzt sehr begreiflich finden, daß der alte Robinson Sie mit offenen Armen als Schwiegersohn ausgenom men hat« »Die Beweise dafür, die Beweise«, knirschte Mariens. »Ich hin bereit, Jhnen dieselben darzulegen, aber dafür ist hier ans der Straße wohl nicht der Plan. Wot len wik nicht zu Jhrer Wohnung hin ausgehen? Wir stehen ja schon vor dein hause. Muß doch auch die In gelegenheit mit Ihren Wechseln noch in’s Reine get-ragst werden« Ohne Mariens Einwilligung ah zuwarten, ging Adam in’s Dans dor an. Alt er dasselbe nach einer Stunde wieder verließ, war der Edelrnarder, der freie Sohn des Waldes, sein Sklave Erich sah seine schöne Braut nicht wieder. Arn Abend dieses Tages ver ließ er Wiesdaden, nachdem er vorher seine ganze glänzende Einrichtung mit Wagen und Pferden an einen Aut tionator verkauft hatte. s— Wohin er sich gewandt, konnte Nie mand erfahren. Seine finanziellen Angelegenheiten waren von ihm vor feiner Abreise auf das Pünltlichste ge ordnet. —- -—— — 11. Unter guten Freunden. Ein Geräusch auf dem Vorsaal störte Mariens aus seinem träumeri schen Brüten aus. Es war sein Be dienter Eduard, welcher zurückgekom men war. Mit einer entschlossenen Bewegung stand Mariens auf und klingelte, aus welches Zeichen Eduard sofort im Salon erschien »Hast Du schon eine Reise ge macht?« fragte ibn sein Herr. »Ich glaube als ganz kleiner Junge. Davon weiß ich aber nichts mehr.« »Dann roeißt Du auch nichtp wie Du Dich auf einer Reise zu benehrnen haft?" »O doch. Als ich noch in dem ,hotel de Prusse’ war, habe ich oft die Reisenden auf den Babnhof begleitet und ihnen auch wohl Billet und Ge päek besorgen müssen. Mit alledem weiß ich ganz gut Bescheid.« »Dann würdest Du Dir also ge trauen, allein von hier nach Berlin zu « reisen?« »Gewiß, ohne alle Bedenken«. erwie derte Eduard, dessen Gesicht bei der Aussicht auf dies Reisevergniigen strahlte. .Eh bien, so wirst Du noch diese Nacht mit dem Kurierzua um ein Uhr knach Berlin abreisen. Was Du dort »wir besorgen sollst. werde ich Dir nachher sagen. Jetzt benuße die kurze Zeit, bis meine Gäste kommen, Deine Sachen zu ordnen. Les Dir Deinen Kellneranzug zurecht, denn in der Livree sollst Du nicht reisen. und pack Dir etwas Leibwiische in meine kleine Reisetaschr. Aber eile Dich, damit Du Dich mit diesen Vorbereitungen nicht nachher noch aufzuhalten brauchst.« Mit lachenden Augen entfernte sich Eduard, während Mariens begann, nachdenklich im Salonauf und ab zu gehen. »So schaffe ich den Bur schen am besten aus einige Zeit auzl dem Wege«, murmelte er. »Sonst er lebe ich ei doch noch, daß er dem alten Adam unter die Augen läuft. Und! dann könnte ich nur meinen ganzenl schönen Plan begraben« von dem insadl men Doktor loszukommen Er wit-J tert schon etwas, dieser verdammte Schleicher. Da ist die größte Vor-» ficht notwendig.« Der schrille Ton der Vorsaalalocke unterbrach dies Selbstgespräch Gleich Ldaraus meldete Eduard Deren von f Gan-lin Keine Spur mehr von dem nach denklichen Ausdruck laq auf Martens’ Gesicht, als er dem iungen Musiker entgeaentrat. »Das ist prächtig von Ihnen. mein lieber Garolin«, saate er, ihm die Sand reichend, »daß Sie et was sriiher iommen da können wir ja noch ein halbes Stündchen gemiit: lich miteinander vervlaudern. Was macht unser auier Biraotostii Sie haben ihn doch vermutlich heute Nach mittag gesehen?« »Ich komme gerade von ihm her«, erwiederte Garolin, indem er mehr aus Gewohnheit als aus Absicht aus dem Stuhle oor dem Flügel Plah nahm« . »Ist er noch immer so schwer mMMW Garolin nickte. »Was liegt denn dieser Stimmuna eigentlich zu Grunde? Macht er auch Ihnen, seinem besten Freunde, daraus ein Geheimnis?« »Deine ist endlich das Eis gebro chen«, lächette Garolin. »Das freut mich siik Birzotvsti. Wenn ihn wiellich ein Kummer drückt, so wird er ihn fest seichter tragen, nachdem er sich ausgesprochen hat« .Sind Sie gar nicht neugierig, zu wissen, was ihn des-ist« »Ich nehme an, date siezowski seine Erszsnnnsen nur siir Sie bestimmt dato-H sie-e Ei ist mi- des-users IfIfIIIIfIfIIIIIIIfIfI IIIII gestattet, Jhnen davon zu erzählen. Er dosst Von Ihrer Gewandtheit und Lebenserfahrung einen guten Rat.« »Seht schmeichelhast sitr mich. hof sentltch bin ich im Stande, denselben zu geben. Jn welches Kapitel gehört denn Birzowslks Kummer? Ware er ej nicht, so würde ich annehmen, in das der Liebe. Aber Birzowsli und verliebt —- dad reimt sich nicht zusam men.« " »Und doch ist es so.« »Ah, das ist töstlich.« .,Birzowsti nennt es anders. Seine Liebe sindet keine Erwiederuna, und se leidenschaftlicher er fühlt, desto tie ser schmerzt ihn die konsequente Zu rückweisung, welcher er begegnet-« « «Also ein ähnliches Schicksal wie das Jhrige, rnein armer Freund« Garolin’s Augen erglänzten in schwärmerischern Feuer. »Nein«, ent ;gegnete er warm, «nennen Sie mich inicht so, ich bin nicht arm und bekla ! gensweri. Schon einmal sagte ich( thnem daß Sie sich in dein irren, Hoas ich siir Frau d. Pleißenbnch ern ; psindr. Wohl gab es eine Zeit, in der : ich glaubte, vor unstillbarer Sehnsucht Jvergehen zu müssen, aber das ist vor iiber, überwunden. Hätte Georgine niir ihre band gereicht, wäre sie die meine geworden-— die Sprache ist zu »arm. um das Glück zu schildern, wel ches ich in ihrem Besis gesunden hättet »Aber es ist anders gekommen, unsere Lebenswege haben sich erst getreuzt, als sie schon einem Anderen gehörte, mir bleibt die Entsagung.« »Da ich nun entsagen rnlissen Allem, was mein herz erbeten, Laß rnich diese Schwelle küssen, Die Dein holder Fuß betreten«, summte Mariens leise vor sichhin und in seinen Mundwinteln spielte dabei halbversteckt ein sarlastisches Lächeln. Garolin niette bedächtig. »Es ist schon so, wie jenes Lied sagt'«, meinte er, »bei dem hr scharser Blick zuerst in mein inner es Herz geschaut. Jch habe entsagen müssen, aber ich habe entsagt; es war ein schwerer Kampf, aber ich be dennoch den Sieg er tiimpst. 'rau v. Pleißenbach ist für mich jetzt nur noch die hohe. vereh rungstoiirdige Herrin, meine Geliebte aber ist die Kunst.« « »Wenn doch der arme Birzowsti auch schon so weit wäret« sagte Mar tens, nachdem er mit einem lurzen khusten das Lächeln cachiert hatte, wel »ches gar zu verräterisch zu werden drohte. »O, bei Birzorosli liegt die Sache ganz anders. Da ist nichts vorhan ; den« was ihn zur Entsagung zwingen : müßte.« s »Wer ist denn die Geliebte seines ’ herzens?« »Eine Dame des Zirtus.'« «Was Sie sagen, Garolin. Der Name?« »Wanda Sumiross.« »Wanda Sumiross«, wiederholte Mariens, indem er nachdentlich das Gesicht mit der band beschattete. »Ich war so lange nicht im Zirtus, kommen Sie meinem Gedächtnis zu Hilfe, lie ber Garolin. Jst das nicht die hüb sche kecke Tänzerin?« »Pardon, sie tanzt gar nicht« son dern reitet nur Schule. Es ist eine sehr elegante, ja man tann sagen vor nehme Erscheinung.« »Richtig, jetzt erinnere ich mich ih rer. Und die behandelt unseren ar men Birzowsti so schlechts« »Sie behandelt ihn sozusagen gar nicht. Und das ist das Schlimmste. Als eisestalt bekannt, ignoriert sie Birzowsti aus eine Weise, die diesen um so mehr krönt-t, als er die ehrlich sten Absichten von der Welt hat« »Da ist allerdings guter Rat teuer: ich tenne nur einean »Und der beißt?« »Ausdauer.« »Das habe ich Birzowsii auch ge sagte«. meinte Garolin mit gutmüti gem Lachen, »aber er erwiederte mir, Ausdauer habe er genug bewiesen.« «Damen, wie diefe Sumirofs", fuhr Mariens fort, »habeu meistens schon so viele Enttiiuschun en erlebt, daß sie hinsichtlich der eöarlichen Absichten sehr zu Zweifeln geneigt sind. Da bedarf es schon eines außerordentlichen Aufwandes von Ausdauer. um sie von der Echtheit unserer Gefühle zu über zeuaen.« Wieder ließ sich der scharfe Ton der Vorsanltiire vernehmen und wenige Minuten doran erschien Lieutenant v. Wszenbach im Solon. Derselbe begrüßte den Gastaeber mit ausfallen der Herzlichteit, für Garolin dagegen hatte er, was Mariens nicht entging, nur ein kühles Kopinicken und ein sehr iroetenest »Guten Abend!« Auch die anderen Gäste lamen fest schnell hintereinander. Der jugend liche Eduard begann den Tee zu ser vieren, wele die beeren nicht ver fehlten, eine gute Dosis Cognac zuzu setern Zu aleicher Zeit wurde silr den Liebhaber Bier umberaereicht. »den es seine Richtiaieit, dass der Kommandeur Birzotvsli zum Osfizier eingehen willi« fragte Greif Zeck den lanan Reaimentsadiutantem «Wahrscheinlith schon in« den näch sten vom-·- iiichte Quirin-. s »Er-oh aller Vorstrasen2" wars Ba- » » ron Krall ein. ) »Bei all’ seinen verrückten Streichen ’ hat er sich nach des Kommandeurs Ansicht nichts Unehrenhastes zu Schul Jden kommen lassen«. erwiederte der Eildjutani. »Von oben herab werde »aber aus politischen Rücksichten ein bedeutendes Gewicht daraus gelegt, die Glieder dieser großen polnischen Fa Trnilien im Ossiziercorps festzuhalten, wenn auch nur als Reseroeidssiziere.« »Man muß übrigens auch anerken nen, daß Birzowsti sich in der lehten Zeit aussallend zusammengenommen bat«, meinte Gras Zeit. »Ich glaube, das ist Jhr guter Einfluß, Herr d. Garalin.« . Bei den lehten Worten lachte Pleis liean spöttisch. io fast höhnt ch auf so daß ihm der Rittmeister ei n ver wunderten Blick zusandte, während Gorolin ruhig etwiederte: »Seit-er muß ich das Kompliment ablehnen, lberr Gras. Die Veränderung im Wesen meines Freundes ist mir aller dings auch ausgesallen, aber dieselbe ist durchaus ohne mein Zutun einge treten.« Mariens sorderte aus, die Karten zur hand zu nehmen. Man grup pierte sich um die Spieltische und der Kusall wollte, daß der Gras mit Wal sing und Krall die eine Partie bildete, während am anderen Tisch Martens, Pleißenbach und der junge Musiker saßen. Zunächst wurde ein Rubber Whist mit dem Blinden oder Stroh mann gemacht, die ausreaenderen Spiele: Matao, Tempel, lustige Sie ben, lamen erst nach dem Souper. lFortsesung folgt-) WDMEÆÆMMJR 8 die wette. « 0 O z deines-esse vie- J. Use-enz. « o i swmersxÆsssaijirsis Jael und Fred waren zwei faslrioH nableAmerilauer. eleaant. reich, gentles manlite vom Scheitel bis zur Sohle, vor allem aber wettluttig bis zum Er zesz. Sie waren gute Freunde: ab und 1 zu zwar belern die Freundschaft ein s Loch, nach einer verlorenen Wette mied T der oerlierende Teil gewdhnlich etliche i Tage feinen Kollegen, aber gar bald « fanden sie sich wieder, fei es auch nur, um durch eine womöglich noch tallere ; Weite Revanche zu nehmen. j Eine Nachmittags lednten beideJ nachläsfig an einer Bat und schlarften s zur Verdauung ihren Malta Das s Gespräch drehte sich um die so bäufigeu ; Bliuddcrmentziindunaen Fred war i schnell mit derVehauthna fertig: »Ach was! Da werden Dutzende operieriJ deren Blinddarm so gesund ist rrie der s meine!« Jack stellte das- in Zweifel und j meinte, so mir nichts. dir nichts wür- s den die Aerzte doch nicht gleich ihrem i Patienten den Bauch aufschneiden, ? worauf Fred im Eifer bemerkte: »Die « Aerzte sind lauter «Tarmzwicker« s heutzutage. Tausend Dollars ww ich: Wenn ich es dire!t haben will, so schneiden sie mir sofort meinen gesun den Blinddarrn herauss« In ein paar Minuten war die Wette perfelt. Fred wählte sich in lluaer Vorsicht ’ fiir sein teures Leben einen der be rühmtesten Chirurgen der Stadt aus. Nach mehr als zwei ftiindiaem Warten im Vorzimmer tam endlich die Reihe an ihn. Der Chirura fragte nach sei- » nem Leiden. »Ich habe leines.« »Mein Herr,« replizierte der Arzt scharf, »ich bin nur fiir Kranke zu sprechen· meine Zeit ist kastbar.« Mit diesen Worten offnete er die Tür, und Fred mußte abziehen; sein Blinddatm aber war noch an seinem Playa SWÆ : Eine Memrne, tret sich gleich ab schrerterx läßt. Fred segelt ichnurstrarrs zu einem nicht serne wohnenden zwei-— ten Arzt. Der Mann hatte eben seine Sprechstunde beendet und schickte sich an, seine Patienten zu besuchen, als Fred noch in der letzten Minute gemel det wurde. »Nun, ich dachte mir, ich sei schon zu Ende,« brummte unwirsch der Arzt, als Fred eintrat. «Wc fehir’s« »Ich würde Sie ersnchen, mir den Blinddarm berauszunehmen,« platzte Fred diesesmal ohne weitere Umschweise heraus. »Ist-ten Blind darrni hmi Und d:rS,meinen Sie. geht so schnell? Haben Sie arge Sei-mer« zen?« »Nicht im mindesten." »Aber, warum soll dann der Blinddarm her arts?« red schweigt. Der Doktor aber wirst e nen eigentümlichen Blick aus ihn; er sorscht und sucht in seinen Au gen. »Hm« murmelt er nach einer Weile, »ich glaube mich nicht zu täu schen,« und se i die eleltrische Klingel energisch in wegung. Jm Nu er scheinen derAssistenzarzt unt- ein hand sester Diener. »Da, besteien Sie mich von dem Wahnsinnigenl« Bier Fäuste deuten den armen Frei-s und erpedieren ihn die Treppe hinunter ins Freie. Bei dem dritten Arzte, den er belä stiaie, änderte er seine bisherige Pra xis. Er simuiirte qnqivolle Schmerzen und schnitt ein so jämmerliches Gesicht« das der Ar t sagte: »Hm, hrni Das Be e ist. ie bieiben hier in meiner Klinil, dort kann ich Sie beobachten, und wenn wirklich eine Operation nis ·tig ist . . .« »Dann lonnni der Blind vvvvsvvvvvavvafvvvavv darin heranz.« fiel ihm Fred in die Rede Freb tatn also in die Klinih Man aab ihm Opiate, um die rorgebltchen Schmerzen zu stillen und beobachtete ibn. Da man ihn in strengster Diät hielt, betmn Fred am dritten Taae ei Tnen Riesenhunger. Noch langem Zu ’redeu gelang es ihrn endlich am vier ten Tage, die Wärterin durch ein paar Dollariiiicke von der Notwendigkeit zn i ··berzeugen, daß sein Hunger geftilit » werden miihtr. Sie icileppte ihm xSchinlem Lonserren nnd Deiitatessen Hei, und red aß. wie eben einer ißt, s der drei age gehungert hat« So oft : der Arzt lam, sirnnlierte er gräßliche Schmerzen, nnd der Arzt fuhr fort, d ihrn Opinte zu reichen. Als Freb am sechsten Tage morgens I erwachte, erschrant er heftig· Er fühlte i ein unheimliches Suchen in der Blind ) dnrmgegenb, das sieh stets iteigssrte . . . kSollte die fortwährende Siennlation f ihm eine wirkliche Blindharmentziiw . dung inggeriert haben? Der Arzt nn ; teriuchte ihn und tanitatierte eine veri table Blinddarnientziinbnng. Die I Opiate, das Nnhiqliegen, die Ratsch i lerFreds hatten eine zwar nneriviinschs lte, nber prompte Wirkung. Eine Dperation wurde nun wirklich nötig und ging glücklich von itatten, ; nnd nach vierzehn Iaaen war Freb banl feiner träftinen Ratt-r io weit. seinen Freund Jan zu Besuch bitten lassen zn können ) Maus mit den tausend Tottark rief er dem eintretenden Jack entgegen, ; »die Wette ist aemounen, der Blind l darm ist weg"' »So?« revlizierte trot T ten Jack, »trollen erst den Doktor fra gen« und schielte die Wärterin nach dem Doktor. »Aber wozu denn? . . . Do schau nur berM Bei diesen Worten wollte Fred die laum vernardte Ope rationsrrunde zeigen. Mittlerroeile trat der Dotter ein. »Nun» Doktor, ist’s wirklich wabr. dass Sie meinem Freunde den qesunden Blinddarm her ausgeschnitten haben?" sragte Jack. »Ich und einen Gesunden operieren7 Herr. wie können Sie mir ein solches Vorgehen zumuten? Der Blinddarrn war entzündet . . eine Eiterung im Anzug. . .'· »Nu: leine Aufregung, Doltorl« beruhigte Juck; und sich zu Fred wendend: »Du siehst, lieber Freund, die Wette hatt nicht du gewon nen, sondern ich. Wir haben doch ge wettet, das-, dir dein gesunder Blind darm berausaeschnitteu werden sollte. Also einen Sckect iiber tarsiend Dot larZ!« Sman und entfernte sichs Die Land des Jureeeenvutvees. Montenegro ist ein armes Land, ,,doch ein Kleinod halfe- verbkraen«, es produziert Juseltentsulven das ruit Unrecht »versiser.es3« genannt wird. Jm Jahre 1840 hatte eine arme deut sche Frau, Anna Nosauer, die in Na gusa lebte, ifrx ihrem Garten eiu Sträuszchen von einer will-wachsenden Pflanze, PH- ttmsm eine-umso salicis-n gepfliiett und es später in ei nen Wintel gewarten Als- sie es ver trocknet nach mehreren Wochen wieder sand, siel ihr aus, dasz eine Menge von Jnselten tot dabei lagen· Sie vermu tete, das; die Tiere durch die Pflanze aetötet seien. und begann mit der Fa brikation des Jnsettenpr:lvers. dass nach ihrem Tode von dem Apotheter Droba weiter vertrieben wurde. Die Pslanze, eine Chrysantemenart· machst vorzugsweise in Montenegro lornmt aber auch in Tal-notiert, Albanien und der Herzegotoina vor. Hauptlteserant oder ist Montenegro, wo man die IVflanze unt-aut. 1865 begann das Fürstentam der Schwarzen Berge Jn seltenpnlver in qeöfzeren Menaen aus zufiåhrem nnd zwar zu hoben Preisen; ein Zentner lrsteic damals in Trieft 250 Gulden. Als Dalrnatien als Konlnrrent austrat, begannen die Preise zu sinten, nnd ein fönnlielser Preiisiurz trat ein, als mich die Pan lees das Pnrethrtnn in großem Um fang zu tultivieren begannen. Bis aus 15 Gulden driictien sie den Preis her unter. Ader der Alp, der sich damit aus Montenegro legte. wich, als sich heraus-stellte, daß die inAnierila wach senden Pflanzen nicht die gewünschten mörderischen Eigenschaften baiten. Seitdem steht Mantenearo wieder an der Spitze und löst iiir den Zentner Pulver 100 bis 12ss Gulden. Der Mai ist ter hanvtmonatr dann öffnen sich die Blüten, und in diesem Zustande entwickeln sie die stärkste Kraft . Ein Pfund Blüten liefert Z, Pfund trocke nee Ware. 20,000 Pfund führt Man tenegro jährlich aus. Die Pulverisies rung geschieht im Auslande, in Vene dig, Budapest, Wien und in Berlin. Gegenwärtig sucht eine New Yvrier Firma das Geschäft zu monopolisieren, indem sie durch eine englische Nieder lafsnng in Podgariha soviel austausi, wie nur möglich Hm Weil er, mangels von Beweisen, des Versprechens, an ein weißes Mädchen Briefe geschrieben zu haben, freigespro chen ward, wurde ein Neger in Lo i siana gelnnchiz ohne daß ein behörd « cher Dahn danach teiihte. Damit ist der Gerechtigkeit wieder einmal Genüge ge leistet R