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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 7, 1912)
Rein giesse —Hansi Lustige Bilder von Eise Ritter. I. Mein Nesse Hans Georg, genannt hausi, ist ein Jahr alt. Er ist ein tu getrundes, rosiges Etwas mit großen braunen Augen und einer ungeheuren Baßstimmr. Er ist in der Schweiz geboren, und ein richtiger »Schweizer Bun« ist er auch. —- So rund —, so drall —, so srisch —- und so unend lich urwiichsig Mein Nesse haust ist selbstverständ lich ein Wunderkind. Jch rate Nie manden, an dieser Tatsache zu zwei seln —, es sei denn, daß er in Kon slikt mit »Mutti«, Tanke Eva und siindersräulein kommen will. Er ist mein Pathe, und ich habe das Recht ihm schon jetzt eine große bedeutende Zukunft zu prophezeie n. Wo giebt es wohl ein Baby, das mit gleicher Geschicklichkeit seine Milch slasche handhabt, wo eins, das im weißlackirten Wagen aus dem Rücken liegend, allerhand Kunststücke mit den dicken Beinchen vollsiihren, so sogar die große Zehe in den Mund stecken kanns! — Und dann, diese herrliche Stimme, die uns beberrscht und unser Leben den Tag iiber leitet, der wir uns bedingungslos unterordnen, denn sie ist zum herrschen geboren. Und diese süße Zärtlichkeit! »Hab mal Tante Eva lieb, Hansi!« Da drückt er mich und drückt mich — .balb tak« und Faust mich in den Haaren und kriibt dazu vor lauter Freude. — ,.Warte nur. Du Nacker, das tut web! Wozu doch solche »Tanke« gut ist, und wie still solche »Tante« hält, wenn sie auch noch so toll aezaust wird! — Ich glaube, ich babe Talent zur Tante«! — Oder kommt es aus den Nessen an? — . 110 l Mein Nesse Hansi ist 5 Jahre alt. Er ist eine Mischung gon Unver schämtheit und Engelhaftigteit, und er besteht aus gelben Schuhen, gelben Strümpfen, einem buntgestictten Ruf ientittel und einem lugelrunden Kopf mit dunklen Haaren und zwei ewig lachenden braunen Augen. Seine Stimme ilt immer noch ein tiefer Baß. Voller Energie tut er damit seine Wünsche, besser gesagt »Beieble« kund. Diese Stimme in dem lleinen Kerl und seine kurzgebundene Art, zu sprechen, sind unlagbar komisch! — Fiinat er zu lchre en an, denkt man. unwillkürlich an die Posaunen von Jericho" und sieht sich nach den Mauern um, die eingerissen werden sollen. —- Mein Neste Hansi beberrscht selbstverständlich nach wie vor die ganze Familie. — Jch habe ihn lange nicht gesehen, er begegnet mir daher mit leichtem Miß. trauen. Meinen wohlgemeinten Er ziehungsoersuchen setzt er hartnäckigen Widerstand entgegen. Es ist ein ziemlich gespannter Zustand zwischen uns beiden, der darin seinen Höhe punkt erreicht, dasz er mich eines Ta ges in die Logierstube einschließt und hohnlachend mit dem Schlüssel davon läuft. —- Da niemand mein verzwei feltes Rufen und Klopfen hört, muß ich stundenlang in der Logierftube schmachten. — Jch räche mich hinter her an dem klebeltäter durch einige wohlgezielte Klopfe. —— Von da an ändert sich unser Verhältnis zueinan der. Jn herzbetoegenden Tönen »bit tet er ad«. —- Jch erwerbe mir dann seine hochachtung als ich ihm helfe, die neue Lokomotioe — »die mit Uhr roerk« sinngemäsz zu ruiniren. Es ist die erste Lotomotive. die ich entzwei mache, und ich muß sagen, es liegt ein eigener Reiz in solcher Tätigkeit. Ehr lich gestanden, ich dachte auch nicht. daß ich soviel Talent dazu habe. — Meinem Neffen Hansi habe ich sicht lich imponiert. Er liebt mich jetzt fchwärmerisch, und ich fühle mich glücklich, wenn er seine kleinen Arme fest um meinen hals legt und mich «halb tot« drückt. — Wir gehen jetzt viel miteinander spazieren und erleben dabei die selt samsten Dinge. Und dann der Zoologische Garten! —- Die Affen. die »Gir-affen"· Die Bären, die roir bis zum Uebelioerden mit Brot und Zucker füttern, und all die seltenen Vögel, besonders die Fla mingos. «Du, Tante Eva, bringen die rosa Störche auch tleine Kinder?« »Ich weiß nicht« hsnfiL« »Ach, Du weißt—scht auch gar nich-seht —- Tante Eva. »Aber ich weiss-sch! —- Natiirlich bringen .sie die kleinen Kinder, too ’ne Krone auf «m Kot-o haben und nachher Prinzen heiß-schmi« « Die Menge urn uns herum lächelt,· v’er lehrt sich nicht daran. Fort läuft» er einem kleinen Jungen nach, der sittfam mit seinen Eltern spazierens geht. —- Er packt ihn energisch bei den Schultern. —- i »Willst Fu mein Freund sein?!« herrschi er ihn an. Dem kleinen; Jungen ist der Sinn fiir wahtei Freundschaft vielleicht noch nicht aus-i gegangen, — er läuft davon. hin tut-r ti· » »Dann —- Hansii Sosott tomm zu rückt— Dansi!« —- Jawohl da tann ich lange tusen! Fort ist et! —- Wo ich ihn wohl wiedetsinde?!! —- — Jch arme Tantei — Ach, Du lieber himmel! — Ausgeblasen ist et worden von der Militättapelle am Konzektplah, — tveitizin sichtbar hat et dagestanden, und weithin schallend hat man sein Gebrülle gehört! — »Himmel, hat das Kind ein Ot FianF hat eine Stimme neben mir ge agt. — Und da halt ich ihn im Arm, und et drückt mich ,,baib tot« vor Wieder sehenssreude, und »Dort nur, Tante Eva, das sag ich Matti, daß Du so schlecht aus mich ausgepaßichi hast!« — tönen seine ersten Liebe-Zweite an mein Ohr. — »Ja, wart nut, Hansi!« lll. Mein Nesse Hansi ist els Jahre alt. Er trägt einen Matrosenanzug und eine rote Schülermiitzr. Er ist Quar taner, —- aber meist ist er gar nicht »Fansi, der Quartaner«', —- sondern » hingachgocl«, der Jndianerhöupt ling. ling. Er sletschte dann» die Zähne und siihrte wilde Kriegstönze auf. Die Schule nimmt er leicht, — an den Tagen, wo Dittate geschrieben werden, ist ihm gewöhnlich »iibel«. — rE hat eine Unmenge »Freunde«. — Die Freundschaft besteht hauptsächlich in größeren Prügeleien, weswegen er am ganzen Körper verbeult und zer kratzt aussieht. — Er wäscht sich nur aus dringendes Verlangen und hat meist sein Taschentuch »verloren«, da für aber die Taschen voll allerhand unmöglicher Sachen. Steine. Bindfa den, Murmeln, Knetgummi. —- sogar eine toien Frosch beförderte ich dar aus zutage. — Wir lieben uns beide noch sehr in nig, unsere Liebe wird aber mehr und jmehr eine heimlichr. —- Jch dars ihm ldei seinen Schularbeiten helfen, die ILöcher in seinen Hosen und Strüm lvsen stopfen und öster einen Groschen siir die Chololade »borgen«. Wenn es niemand sieht. drückt er mich wohl noch mal .,halbtot« wie früher, vor der Oessentlichieit verkehren wir tiihl miteinander. Er verleugnet mich aus der Straße sogar. — »Um’s Himmelswillem Tante Eva, —- geh, — stel1’ Dich da an’s Schau fenster. Der Karl Berger kommt, — dasi der nicht etwa denlt,««— Du ge hörst zu mir!« —- co hat mein Neise Hansr wörtlich gesagt, und ich hab’s nicht mal iidel genommen. St wird man als »Tante«. IV. Mein Nesse Oansi ist 15 Jahre! — Er ist nach Untersetunda versetzt, — ach pardon —- ,,nach Setunda«. Das »Unter« sagt man in diesem Falle nicht. — Er nennt sich jetzt nicht mehr Haust, sondern mit seinem richtigen Namen »Hanö Georg«. Er sindet das »Hansi« kindisch. —- Er behauptet, einen Schnurrbart zu bekommen, raucht heimlich Cigaretten, hat erklärt. von jetzt ab lange hosen tragen zu müssen, —- — und seine tiese Baßstimme schlägt ab undi an in auietschenden hohen Dislant um. — Neuerdings sängt er auch an, eitel zu werden. nimmt Vomade in die Haare und treibt einen sündhaften Luxus mit Schlipsen. Auch wäscht er sich die hände öster am Tage und hat eine Leidenschaft siir Veilchenparsiim Jch habe ein Löschblatt aus seinem Schreibtisch gesunden. Aus demselben war in jeder Ecke ein flammendes Herz mit den Jnitialen R. v. A. ge zeichnet. Jch habe ihn im Vertrauen aesraat, was das bedeutet, — er hat die Achseln gezuckt und sich jede Ein mischung in seine Privatangelegenhei ten rerbeten. — Dabei hat er durch blicken lassen, daß er sich vollständig erwachsen siihlt und ihm das »ewige Kontrolliertwerden« von Mutti und mir lästig ist. Ostern will er einen Schülertom mers mitmachen. — Dabei will er »Salamander reiben«, »Studentenlie der singen« und »vie! Bier trin len«! — Jch höre traurig seinen Schilderun gen zu. er ist mir so ganz entwachsen, — viel tliiaee ist er und weltersahre ner, wie die alte Tantr. Und »lieb haben« und »halbtot drücken«, —- so etwas giebt es schon lange nicht mehr. — Das ist seiner »nicht würdig". — Schade, —- der Hansi war so siisi, aber mein Neste hanc Georg gefällt fmir gar nicht. « V. Jch habe jetzt einen »Herr-n Nes sen«, und er ist Leutnant, —- ein bildschöner, eleganter Leutnant von 23 Jahren. Er ist außerordentlich böslich zu »Tante Eva«, —- d. h. wenn er überhaupt Zeit hat, zu mir zu kommen. CI ist soviel in Anspruch genommen. —- Dienst, —- Gesellig teil, —- et ist iiberall sehr beliebt, — alles reißt sich um ihn, — immerzu ist er eingeladen —- Dier muß er tan zen, —- da Tennts spielen, —- da Land- oder Wasserpartien areangie ren. — »01aub’ mir, Tante Eva, —- ich Iomme kaum zu Bewusstsein so tst s alle Welt hinter mir hat« klagt er, und zwirbelt nervös sein Schmier bärtchen in die Höhe — »Die jungen Mädchen auch?, frage ich. »Ach, natürlich, —- die zuerst! — Na, ’S ist ja ganz gut, —- vielleicht findet sich mal ein Goldsisch darunter, den halt ich dann sestt« Er lacht leichtsinnig. Schade, —- mein Neffe, der »Herr Leutnant«, ist siir seine Jugend schon reichlich blasirt und oberslächlich. Aber die Vorsehnng ersieht ihre Lieblinget Monate sind vergangen und da hab’ ich ihn eines Abends in meinem Zimmer am Fenster sitzend gesunden, als ich von einem Ausgang zurück kehrte. Ganz im Dunkeln, und den Kopf an die Stuhllehne gedrückt. Erschrocken habe ich Licht gemacht. »Was ist Dir nur, Junge?« fragte ich voller Angst. — Da fällt er mir um den Hals, und niein großer Neffe, der »Herr Leut nant Hans Georg«, weint und schluchzt ganz erbärmlich »Tante Eva, —- ich muß fort von hieri« »Schulden?« —- frag’ ich. »Gott ja, —- das auch, —- aber das ist nicht der Rede wert. —- Nur, — ich hab’ so ein süßes, süßes Mädel lieb, ——- und sie mich auch. —- Aber heiraten können wir uns nicht. denn beide sind wir arm, wie die Kirchen mäuse. — Nun will ich mich fiir Af rika melden. Wenn sie mich nicht mehr sieht, wird sie mich veraessen und aus andere Art noch glücklich werden. Was aus mir wird, — das ist ja schließlich ganz egal!« Welch’ Glück, wenn man als »Tante« zur Welt gekommen ist, und wenn einem von einem gütigen Ge schick auch die Fähigkeit verliehen wor den ist, seine Pflichten als »Tante« voll und ganz zu erfüllen. Jch habe meinen großen Neffen ru hig eine Weile an meinem Halse wei nen und sein junges Elend auskosten lassen. — Dann habe ich mich aus einer ge wöhnlichen Tante flugs in eine »Tris tante" verwandelt und ihm fein ,,siißes, süßes Mädel« geschenkt. Gott, was war ich froh, daß alles so leicht ging. Und was war er froh! Halbtot gedrückt hat er mich vor Dank und Seligkeit, aar nicht mehr war er mein aroßer Neffe. der »Herr Leutnant Hans Georg«, -—— nein« Gott sei Dank. — endlich wieder wie einst mein Nesfe »Hansi«. Yurchjdie Blume Novellette von Käte Lubowsti. Ulrich Walten der die ererbte, große Möbelfabrit, deren bisher glänzend durchgeführte Aufgabe es war, durch erprobte Künstler sämmtliche Zeich nungen entwerfen zu lassen —- per sönlich leitete, hatte seit einiger Zeit lsetzte schöne, sichere Ruhe völlig einge: ii t. - Unruhig und formtos lief er in den einzelnen Arbeitsstuben umher, schaaze den Künstlern ein Weilchen und doch gerade lange genug zu, unt sie gänzlich aus aller Stimmung zu reißen, und haftete danach wieder hinaus, um ge wöhnlich vor der kleinen, .schmalen; Tür zu enden, hinter der Lili Braun, ; die einzige weibliche Mitarbeiterin int diefem großen Betrieb, ihre wunder- I vollen Eingebungen verwirklichtr. i Diese Tür öffnete er indes ersi nachdern er drei Tage vor ihr getämvit ! hatte. Dann aber riß er sie auch mit ; einem Ruck auf und stand plötzlich vor i der zierlichen Mädchengestalt, die ae ; rade die Zeichnungen zu einemFraiien ftüblein voller Anmut und Traulichtext vollendet hatte. Auf feinem ernsten, llugen Gesicht war eine tiefe Erregung bemerkbar. Seine Hand strich ein paarmal til-er das leicht ergraute Haar, ehe er sesne Frage stellte: »Wie lange ist es eigentlich her, daß wir uns kennen, Lili?« Die klaren Mädchenaugen leuchteten ihm dankbar entgegen: »Heute vor zehn Jahren brachten Sie mich aus dem Waisenhaule zu Jhrer Frau Mutter.« Er nickte. ; «Danmls waren Sie dreizehnjnli ! rig. Volle vier Jahre sind Sie dann ! der alten Frau die beste Pflegerinf der Welt gewesen. Da, lurz bevor sie » die Augen für immer schloß, entdeckte i ich eines Tages zufällig Jhr Talent( Seitdem gehören Sie nun der Fabrit. Und nun wollen Sie sichs plötzlich von dieser Fabrit lösen . fchon zum Ersten des neuen Quar tals. hml —- - Können Sie mir nicht fagen, warum Sie das wollen?'« Sie rang in heißer Angst die schma- ; len hände. ; Nein . . . . das tonnte sie unmöglich, « ohne ihm zu verraten, daß sie aus mancherlei kleinen Zeichen fühlte, daßi er ein Anderer geworden, daß etwas ; in fein stilles, arbeitsreiches Leben ge- ; treten fei, das früher keinen Platz da- i rin gefunden etwa eine heiße,l derfchwiegene Liebe, die eines Tages offenbart werden mußte. . Er mochte sie wohl verstehen, denn f er sagte ·eßt, ohne noch einmal darauf zurückzu Unmen «Kennen Sie übrigens Ihre Nach folgerin Fräulein Marga holt-M Sie ( ist mir warm empfohlen worden, und ich habe sie seit zwei Tagen angenom men.« Lili Braun mußte sich mit den Hän den sest an den Tisch klammern, sonst wäre sie zu Boden gesunken. Nun war ihr Schicksal besiegelt. Ohne sie umzihr Bleiben zu bitten, ließ er sie gehen. Dumpf und müde klang ihre sonst so helle Stimme: »Nein, ich kenne sie nicht!« ItchEr war jetzt ganz ruhig und sach r . »Wie gesagt, ich habe Beweise für ihr tüchtiges Können. Trotzdem führe ich natürlich eine Arbeit von Wichtig keit lieber mit von mir erprobten Kräften aus. Und darum bin ich heute eigentlich bei Ihnen. Jch habe; mir die kleine Villa am Berge, dies Sie stets so bewunderten, gekauft und ’ gedenke sie innerhalb vier Wochen zu beziehen. Bis dahin muß sie völlig eingerichtet sein. Jch möchte Jhnen die gesammten Zeichnungen für die Jnnenausstattung übertragen. Das soll Jhr letztes großes Werk in mei nem Betriebe sein« liebe Lili. Nur die Anordnung und zum Teil auch Ausführung der Bilder werde ich mir vorbehalten-— alles andere wird nach Ihrer Bestimmung ausgeführt.« Sie hatte ihm ebenfalls kühl und sachlich erwidern wollen, daß sie ihre Einfälle nicht wie reife Aepsel oder Birnen von bereitstehenden Bäumen schütteln könne. Aber da sagte er noch einige Worte: «Tun Sie es mir zuliebe, Lili!« Das machte alle ihre Vorsäße zu nichte. Sie nickte stumm und fühlte wie im Traum, daß er ihre Hand er griff und sie iiiszte s— zum Zeichen seiner Dankbarkeit! Es war unglaublich schnell gegan gen! Lili Braun hatte mit jedem einzelnen Zimmer ein Meisterwerk geschaffen. Als sie sich gestern mit dem Schlüssel, den ihr Ulrich Wolter zu diesem Zwecke übergeben, ihr vol lendetes Werk in der kleinen Villa an gesehen hatte, überkam sie ein Gefühl des Stolzes. Aver nur fur kurze Zeit. Dann übermannte sie die Angst vor den unabwendbaren Schatten der nächsten Zukunft. Nun konnte sie nicht länger für ihn - « und für die Andere, die sein Weib fein würde, schaffen. Das Letzte, was sie ihm getan --— ihm noch allein — das hatte ihre Kräfte aufgezehrt. Sie las am nächsten Morgen den Brief ruhig zu Ende, in dem sie Ul rich Wolter in kurzen Worten bat, Nachmittags um vier Uhr an der Billa zu fein, weil er ihr nun auch den von ihm erwählten Bilderschmuck vorsühren wolle . · . . Von Stück zu Stück schritt sie an seiner Seite, wunderte sich, daß er so stumm blieb, und war ihm im Grunde genommen doch unsagbar dankbar da ur. Er hatte ihre Hand genommen und führte sie, genau wie damals, als er sie bei dem gefährlichen Glatteis aus dem grauen Waisenhaus in den lich ten Wintertag hinaus zu seinem Wa gen gebracht hatte Ein bitteres Gefühl stieg ihm in die Kehle. Er hatte niemals gemerkt, daß auch in ihrem Lebensgärtlein die Blumen blühen wollten und er sah immer noch das heimatlose Kind in ihr, das er mitleidig leiten mußte Nun waren sik in dem Raum an gelangt, das als sein Arbeitgzirnmer gedacht war. Tiefgeschnitzte, mächtige Möbel sahen ernsthaft auf sie herab. Ein süßer, schwerer Duft von Rosen fträmte ihr entgegen. Sie taumelte ein wenig .... Jhre Lieblingsblütenl Purpurne, wie in Blut getauchte Rosen...Wie sonderbar! ..... Aus dem Schreib tisch standen sie in verschwenderischer Fülle, und aus ihrer Mitte erhob sich ein Frauenbildnis . . .. Sie tonnte ihm teinen Blick schen-. ten. Sie fühlte voraus, daß es die darftellte, die er sich erwählt habe, fühlte es, ohne daß er es zu sagen nötia gehabt hätte. Aber er sprach es doch aus Glück- und angsterfüllt, weich und zärtlich: »Die habe ich lieb —- die möchte ich zur Frau!« Ein Schrei ertönte, der Jauchzen und Weinen in einen Klang preßtr. Lili Braun stand jetzt mit aefaltes ten Händen vor dem Frauenbildnis, inmitten der leuchtenden Rofen und ward inne, daß es sie darstellte —- bis der Mann, der diese einfache Frage nicht hatte aussprechen tönnen, fest endlich den Mut fand, seine Lip pen in den Dienst der Liebe zu stellen. -.--— Schlau· »Aber, Herr Professor, wes-halbe ließen Sie denn Jhre reizende Nichte im Examen durchiallen? Sie gnlt doch ais recht gut beschlagen!« »Weil ich sie heiraten will!« Gemütlich. Richter: ,,Zeuge, aus Ihren Akten geht hervor, daß Sie schon sehr oft vervidigt sind; haben Sie denn auch immer richtig geschworen?« Zeuge: ,,Merschtendeels!« Beruhigung. Dame (zu einem Bauern): »Ihr Junge da wirft fortwährend mit Aepfeln nach den Leuten, und Jhr duldet esti« Bauer: »Warum denn net — heuer haben wir ja genug!« xpumoristifchc Wappe. Kinder Schltfblietc Frischem »Du Mama, hör aus Klavierspielenl Der Vapa hat schon den Hut aus dem Kopf und zieht ge irade seinen Ueberzieher an." Ncslexlom Verlrachter Lebemann: »Auch die Behörde trägt mitunter zu unserer Erheiterung bei. Heute z. B. wollte sie bei mir psänden.« Das kommt davon. Kunde: ,,Nanu! Für meinen oori gen Ueberzieher berechneten Sie nur 80 Dollars und sür diesen fünfzig?« Schneider: »Verzeihen! — Die ho hen Futterpreise.'« Ein praktischer Arzt. J »Ich lasse meine Tochter Alles let-; nen, Herr Doktor, damit sie später mal etwas ergreifen kann!« »Aber wozu denn, gnädige Frau — Jht Fräulein Tochter braucht sich doch nur selbst ergreifen zu lassen!« Ein Schmeichler-. Kavalier: »Wenn Gnädigste einst Jhren Handschuh in den Löwentäsig geworfen hätten, wäre Ritter Delor ges verloren gewesen." s Dame: »Weshalb?'« ; ,,.bätte danach zu lang-e suchen müs-l sen.'« s i l BeschöniHL »Aber, ich bitte Dich, Alma, ss wie lannst Du mir nur den Assessor Kühne empfehlen, —- der hat doch rotex Haare!« s Freundin: »Nicht mehr, —- sie sind ihm alle ausgegangenl« Erklärt. »Hast Du g’hört, Sepp, der Schrei ner-Toni, den’s erst vor acht Wochen aus dem Jrrenhaus entlassen haben, will heiraten?« »Er wird halt ’nen Rückfall bekom men haben.« Sein let-ter- Wunsch. Zuchthäusler (schwer erlranlt zum Psarrer): »Gelt-ens, wenn mein Lehrs» herr noch lebt, sagen Sie ihm, daßs ich im Zuchthaus in allen Ehren ge storben bin; er hat immer behauptet, ich ende einmal aus dem Schafsot!« Ein Fehlt-w Braut fleise und vertrauensvolli zum Bräutigam, dem aus dem Stan-l desamt beim Unterschreiben der Ur kunde die Fand etwas zittert: ,,Schäm Dich, Fritz, und Du willst zwei Feld-» züge mitgemacht haben?« l Austedr. Mutter: »Da klebt ja noch einer von den Klöfzen an der Tapete, Dein Mann war wohl heute nicht zufrieden mit dem Essen?" Tochter (oerlegen): »O doch, er hat nur nach einer Fliege geworfen!« Ein Plauderstiindchen. »Aber die Beier’n erst das ist eine —- na, ich sage Ihnen! Jeden Tag revidiert sie ihrem Manne die Taschen. Zuletzt hat sich der Aermste nicht mehr anders zu helfen gewußt da hat er sein Portemonnaie in die Mausefallq gesteckt, wo ’ne lebendige Maus drin war!«' Ein Vorschlag. Die ganze heilige Bewegung, Die man die Frauenfrage heißt, Kommt stets am stärksten inErregung, Wenn fie sich um die Männer kreist. Vom Manne ist an jedem End’, Vom Mann die Rede alle Tage, Drum mein’ ich, die Bewegung nenntl Man besser doch: die M·cinnerfrage.l (,.Dorfbarbier«.) Sehr einfach, Bei dem Herrn Pfarrer ist plötzlich Besuch angekommen, und die Frau Pfarrer hat« wie es auf dem Lande kommt, nichts Rechtes zum Mittag-» essen. »Aber Liesc«, fragt sie die· Köchin, »was sollen wir kochen?« ( »Seht einfach, Frau Pfarrer«, er widert diese, im Kochbuch lesend, »ma chen wir Zungenragout!« »Aber wo sollen wir denn die Zunge zu dem Zungenragout hernehmen?« »Hier steht doch: was man nicht hat, läßt man sort.« Haustonzert Gut bürgerliches Haus in einem vornehmen Vorurt. Konzert sast ganz unter Freunden und Verwandten Es ist sehr spät. Da tritt die Hausfrau an den berühmten Tenor heran, der mit der Gesellschast ist, und bittet, er möchte ein Lied singen. »Ich würde es ja gerne tun«, sagt der Tenor, »aber es ist schon Mitter nacht, Jhre Nachbarn werben sich be schweren wegen der nächtlichen Ruhe störung « »Um so besser«, erwidert die Dame, »die haben einen Hund, der heult auch I« immer die ganze Nacht. Richter: »Haben Sie denn noch nie den Versuch gemacht, sich aus ehrliche Weise zu ernähren?« Gauner: ,,«O sa, einmal habe ich um die Tochter eines reichen Meygers an gehalten, aber er warf mich zur Türe hinau« Er: «Also ich werde morgen in der Ne stauration gegenüber dem Platz auf dich war-Sein kann ich aber auch auf dich rech nen.« Sie: ,,Selbstverständlich. Trinke nur ungeniert zwei bis drei Glas Bier, ich lösc dich einl« »Ja, Elschcm zur Parade ziehen die Soldaten ihre besten Sachen an.« »Mama, da hatten die Amazoncn wohl recht oft Patade?« Erste Freund-im »Die nga hat ja th usn Bräutigam zu einem M:ttagcssen rin qcladem das sie selbst gekocht hat. Wie ist rs denn ausgesunan Zweite Frcuudini »Das weißt du now nicht«- «-— Er hat das Essen stehen und sic sixlrn lass(’11!« Fräulein B. (l)nllcnd): »Mein Bräu tigam kann mich zur Verzweiflung htm gm Sowie ihm etwas nicht paßt, will er in’s Wasser gehe-Il« Frcuiidinr »Bos; Ihn dcch, er kamt wirklich manchmal gebrauche-il« Baron wütend sum Gläubige1«): »Wenn Sie jetzt nicht machet-, daß Sie linauskommem —- schickc Ich sofort meines thront den Verlobungörinq zurückl«