Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 31, 1912, Zweiter Theil, Image 12

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    , Meister
Mike m nstph Banden
diesem
Fee nnd je scheu wieder das
, M junge Mädchen hob die Schul
Otks nnd richtete die Augen zu dem
Wesen Bienenei auf. als wenn
« M der-i Hilfe erfieden wollte gegen
Sie Teiche Unverfrvrenheit. Vielleicht
H wollte et nur ein Erröten ver
- f. wie der Zufall manchmal so
i« erwiderte der lange Einjährige
- WIL- » . . .
»So-werben Zofe-R, dte See nur
Mr sogar zweien-Ili«
n mit einer Selbstver
- litt-seit an. die auf einige Uebung
DIE-Sen ließ
MHeirsie ifi auch Pfingfiadend, Fräu
Iein Bera. Du kann ich wohl auf
M kieine Bergiinfiigung Anspruch
erheben. Uebrigens sind Sie im Irr
isen —- ich bin nicht schon wieder da,
findern noch da."
Eber Mensche «!"
Strich darauf genierte sie sich dieser
sit Riesen Vertraulichdeit, nnd weil
genierie, wurde sie zornig.
»Ja, wie kommen Sis- denn dazu,
H eine Stunde hie-zustellen und auf
sich zu warten! Das ist doch uner
ii Sie werden immer dreister,
von Vorne, und werden mich
, Hiich dazu zwingen ——«
»R« , doch, niäi doch, Fräulein
sen. Nach dem Pfingstfest können
Sie mir is roh werden wie Sie wol
ken. Bloß te nicht. heute erwarte
ich etwas Hinz Anderes do- Ihnen.
Schenken Sie mir heute das Ver
trauen« mir endlich Jhren vollen Ra
Isn zu sagen —«'
sitt-ehe tögnch in vm Weg für-me
-- Räson Zorne schloß sich dein jun- !
f dcht
L
Das junge Mädchen machte eine un
geduldige Bewegung
»Ich habe Ihnen wilderholt gesagt
daß ich das nicht will.«
»Und der Grundi«
»Den behalte ich ebenfalls für mich.«
«Aber wir leben doch nicht in Lan
don, Fräulein Bera, wo zwei Men
schen hundert Jahre herumlaufen kön
nen, ohne sich zu treffen! Wenn ich
M keine gesellschaftlichen Verbin
Unzen habe und dieses fchöne Jahr
seines Lebens auf Fort 2 drüben
T jenseits des Flusses, verbringen muß
—- der Zufall könnte es fügen -—
»Ich will nicht hoffen, here von
same daß Sie einen jener Zufälle
is Zuge haben, wie er heute wieder
lt bat. Das wäre unritterlich.
e aber ein wirklicher Zufall dazu
, n, daß Sie meinen Namen er
- en, fo werden unsere Begegnungen
Sen don felbfi aufhören«
Damit ich dann aus dem Regen
ist dir Traufe käme. Jch muß also
Wnieren Und damit Sie sehen
III ich Ihnen auch diefe bittere Ent
ssfchung nicht nachtrage will ich Ih
ISI fuaenbewezhalb ich auf Sie ge
- ,Ich will’s nichi hörenc bauchie
Las-d junge Mädchen hastig und errö
:«" »Ich möchte aber doch!" erwiderte
s- it eigensinngx »denn — außerdem
ich noch einen anderen Grund ge
Sie klagten vor einer Stunde,
- der Tenorist des Feste-ra
isriurns, das heute Abend in Ihrem
Haufe aufgeführt werden foll, ge
fchwollene- Wandeln bekommen und
dadurch den ganzen Zauber gefährdet
Ini. Jch habe tnir die Sache durch
der-Kopf gehen lassen, Fräulein
Fern-— --'«
1
gis
« auch nicht wieder einen Jhrer Scherzes
ss unfreundlich aufnehmen· Die Partie
Sie hemmte ihren Schritt und blieh
schlikßiich stehen.
«Singen Sie etwa?«
»Allerding3.«
»Tenor —!?« fragte sie lebhaft.
«Zllerdings; und wenn die Ge
schickte nicht allsnlang ift s—- --——«
Das junge Mädchen glühte vor Ei
fer. Sie trat näher heran und schau
te drittend zu ihm auf.
»Den von Born-e —- machen Sie
M wiirde ich in diesem Falle sehr
Liegt übrigens furchtbar hoch ——«
-DCZ macht nichszf
AM- schlvet ist sit —- iv schwer- daß
ich unseren Tenoristen im Verdacht
habe, er hat die geschwollenen Mandeln
m Angst heim-mein'
»Das macht auch nichts. Wenn diel
»Wie nur nicht allzu groß ist und ichs
LU- Rotes alsdan- habks nimm —-«
sN hab ich M Mik! Jch bin schon
Its Pontins zu Pilatus gelaufen. und
fein Messe-f tran sich, die Rolle in
’ paar Stunden zu übernehmen
Its
M einmal Professor HerteL bei dem
stä Use-reicht hab-. me- Sik won
der Gekjshrige blätterte in den No
U , VII uns-e Mädchen verfolgte mitl
» « · jede seiner setoegungen
P feinen cesichtsausdruck.
d ver singt deaSopranY fragte
, s
L
Dann ist es also abgeknachi.
den Tem
sp t- M er die Roten in den
»du-tm seen-, —- —— das is seh
-7«M:lssx«ät«k Mi
.-..« i s
weiss Ists-II « Miete z
s exi- M
-I
I
schon reden. Aber wenn Sie inei
nen —«
»Nein, Heim Jch via ja so gnnnnn
daß in letter Stunde noch eine W
nnng winkt Sie sind so Hin-ersieht
lichi Jeh werde Ihnen schreiben, Herr
von Zorne. n zwei Stunden erhal
ten Sie Nachricht und wenn Alles gut
geht gleichzeitig die Udresse.«
Ein Triumph hiihie in den Augen
dies Einjährigen aus. Da Fräulein
Bera zu sehr von ihren Gedanken in
Anspruch genommen war, achtete sie
darauf nicht. Sie verabschiedete sieh
eilig und bat ihn drinnend, doch ja den
Manieltrcegen Was-hingen damit er
Erichs auch geschwollene Mandeln be
erne.
Max von Borne spielte erst seit drei
Monaten Festungsartillerish hatte sich
aber in dieser kurzen Zeit bereits mehr
Unannehnrlichckeiten zugezogen, wie an
dere während ihrer ganzen Dienstzeit
Er war ein vorzüglicher Soldat,
strarnnr irn Dienst und ein Turner
und Schwimmen wie ihn das Regi
i rnent noch nicht gehabt hatte. Aber er
Etrieb allerhand übermütig-e Wippchen,
Fdie ihn sehr oft in schwierigen Lagen
:braehten.
) hauptnrann Kölz mochte den Ein
« jährigen sehr gern, aber er mußte ihn
. kurz halten. Bot ein paar Tagen
f hatte der Einjiihrige einen abetgläudi
ziehen Las-haben, der aus der inneren
-Eneeinie Posten stand, durch Bauch
;redetiinste derart wild gemacht, daß
der Anmsie wie ein Wahnsinniger da
vonfiiirrnte und aus der haupttoache
einen Spuk meldete. Fiir diesen Scherz
war dein Einjährigen jeglicher
Psingfturlaub enizogen werdens-wes- «
hall- es eine arge Dreisiigteit von ihrn
war. siir den Fest - Abend um
Stadturlaub einst-kommen
»Nicht eine Stunde!' bauchte ihn
der Hauptmann an. »Nicht zehn Mi
nuten tonunen Sie mir heute weg!
Das wäre ja noch schöner! Jch muß
setzt in die Stadt zu einem Singsang
beim herrn Kommandantern Um acht
Ubr bin ich aber ganz bestimmt
wieder hier. Sind Sie nicht zur
Stelle oder machen Sie sonst wieder
eine Kaleika inzwischen, sperre ich Sie
ein und stecke anen zwei brennende
Räucherierzen in die Rasenlöcher. Ge
liefert sind Sie iiberbauptt Da tön
nen Sie Gift daraus nehmen. Weg
treten!"
Nachdem der Hauptmann außer
Sicht war, zog Max von Borne einen
Brief aus der Tasche, in dessen kurzen
Inhalt er sich zum xten Mal-e ver
tieste:
«Kommen Sie um sechs Uhr, aber
in Zidil Grad) und stellen Sie sich
Niemand dor. Reusiiidtischer Markt
I. Eingang von der Kirchgasse,
zweite Tiir. Bera.«
Neustadiischer Markt 1 -— das war
die Kommandantur. Fräulein Beta
war also nicht mehr und nicht weniger
als die Tochter oder sonstige Ander
toandte des Generals von Eßberg.
Wie der hauptmann eben bestätigte,
fand dort das Konzert statt —- und er
war selbst dabei.
Dem Cinjäbrigen wurde bei dieser
Komplizierung der Sache doch etwas
unheimlich. Dann aber griibelte er
angestrengt nach. Zehn Minuten spä
ter befand sich sein Puhlamerad mit
einem ziemlich umfangreichen Partet
nnd einer aebeimen Ordre auf dein
Deo zur Stadt. -
I
O f
Der große Saal der Kornrnandaw
tur war in ein Meer von Licht ge
taucht. Alle Offiziere der Garnison
mit Frauen und Kindlein hatten sich
eingefurwem
Als der Chor nnd die Solisten die
Bühne heiraten, schaute hauptmann
Kölz mit offenern Munde. Nachdem
er sich von der ersten Verbliisfung er
holt hatte, wandte er sich an seinen
ältesten Oberleutnant, der neben ihm
a
»Mir-en Sie mal, Konicki, pieien
Sie rnir doch rnal mit irgend einem
spiyen Gegenstand ins dicke Fleisch.
Jch weiß nämlich nicht, ob ich wach bin
oder nachtwandle.— Jst das der Borne
da oben oder nicht?«
»Es scheint mir fast so, herr api
rnann. Aber das ist doch mens nun
’ möglich. Ueber die Brücke sind es nahe
zu zwei Stunden Wegs --— wir sind
hier mit dein Fuhrwerk knapp zu
rechtgetonirnen. Die Fähre geht nach
vier Uhr nicht mehr. Also selbst,
wenn der Mensch die Frechheit gehabt
haben sollte — er könnte jeßt unmög
lich in Iraek nnd Klaek da oben
stehen.«
»Koni(ki, ich laß rnich fressen -— —«
Die Unterhaltung mußte abgebro
chen werden, da die Musik einsehtr.
Vera von Eßberg war zuerst etwas
unsicher. Aber nach der ersten paar
Takten hatte sie sieh freigesungen — —
und als bald vermählte sich der ihren
eine so wunderbare wei Männer
Sstiinnie, daß Alles ateai os lauschte.
Mete. die entfernt saßen, erhoben sich.
Der Tenor fang den ersten Teil seines
Parti mezza voce. Erst bei dem
Schlußhvinnuö entsaltete er die volle
Kraft und Pracht seiner Mittel.
— Die tiefe Ergriffenheit verhinderte
zunächst jede laute Veisallsiiussernn
Hauptmann Köl- neit der Rose
an nnd flätierte e iert seinet
It :
M—senndesdersorneis,
ichspeeoeihsnt mein,den ni
Drofrhle und fahre zum Fort. JG
muß Gewißheit haben.«
»Da ist der Cinjährigse von Bewei«
«Hier, here upimann«, meldeß
sieh der Unser-u ne.
Der Hauptmann starrte ihn an wie
ein Gefpenfi. Kopffchiittelnd trat er
näher.
» .Singen Sie mal ein Lied, Einjith
rrger.«
»Welches befehlen Herr Haupt
mannfu
»Ganz egal.«
Max von Borne fiinnnte ein ein
faches Bollzlied an —- und er fang ei
sp, daß den Artilleristen das helle
Wasser in den Augen stand, als er ge
endet.
Der häuptling würgte an einein
Kloß im halfe. Dann winkte ee dem
Cinjiihrigen hinaus. Ehe er aber noch
ein Wort herausgebracht, kam eine
Ordonnanz aus der Stadt. die den
herrn Vanptmann Kölz und den Ein
fähtigen von Dorne nach der Kom
mandantur befahl.
Auch unterwegs fprach der Haupt
mann nicht viel. Er fand eben keine
Worte — einmal fiir die unerhörte
Dreiftigleit und zum anderen dafür,
daß ein Mensc- fo prachon fingen
konnte, nachdem er zweimal durch den
breiten, eisiglalien Fluß gefchtvommen
Mk . . . .
. Pera von Eßberg hatte ihrem Vater
eingestanden, durch welche Zufälle sie
zu dem phänomenalen Tenor getan-T
men war und unter welchen Schwie
rigkeiten dieser feine Mitwirkung.
durchgefest halte. Da dem alten
Deren auch hinter-bracht wurde, das
feine Tochter fieh von ihrem Paktner
mit einem ganz offensichtlichen Kuffe
verabschiedet hatte. blieb ihm nichts
übrig, als den Schwereniiter einzula
den und bei feinem haupimann ein
gutes Wort fiir ihn einzulegen.
Das itstltchse Leier-seiten
Ein Londoner Blatt hat aus dem
Wege der Umsrage bei bekannten
zLondoner Persönlichkeiten feststellen
wollen, in welchem Alter der Mensch
iden Gipfelpuntt des Glückes er
s reicht.
i Die durch ihre revolutionär-sozia
listischen Jdeen bekannte Griisin von
’Warwick, die s gegenwärtig aus
einer Vortragsreie in den Vereinig
ten Staaten besindet, erklärte schalt
hast, daß die beste Periode des
menschlichen Lebens ost nach dein
deeißigsten Lebensjahr tomme, manch
mal aber auch erst nach dem vierzig
sten und ganz sicher«nach dem sündig
sten. Der Schauspieier Vourchier
. meint, daß der Mensch den Gipfel des
Glückes erst zwischen dem siinszigsten
und dem sechzigsten Jahre erreiche: in
diesem Alter müsse er Ersahrung ge
nug gesammelt und in seiner sozialen
Stellung alles Erreicht-are erreicht bo
ben. Wenn er um die Fünszig herum
noch nicht zu einem Abschluß gekom
men sei, so beweise das eben. das aus
ihm nichts Gutes herauszuholen war.
weil nichts Gutes in ihm lag. Bor
aussehung miisse natürlich immer eine
gute Gesundheit bleiben, denn im
modernen Leben sei die Gesundheit
ein wichtiger Faktor im Kampfe um
die Erreichung eines bestimmten Zie
les. Bouchier möchte lieber 70 ahre
und stark und kräftig, als W ahre
und schwach und lriintlichsseim Der
Polititer Robert Perts bezeichnet
Gladstone als den glücklichsien Men
schen, den er jemals kennen gelernt
habe: Gladstone sei noch mit 70 Jah
ren von einem so heiteren Tempera
ment gewesen« daß ihn um seinen
Optimismus viele Jünglinge von 20
Jahren hätten begeiden«tiinne·n. »
Die bekannte Schauspielerin Ellenl
Terry sagte mit der Weisheit einer
Philosophin. daß sie in allen Lebens
altern glücklich-und unglücklich ge
wesen sei: sie tönne daher tein Alter,
weder in dem einen noch in dem an
dern Sinne, als einen Gipfel bezeich
nen. Die Schriftstellerin Blond be
hauptet-, dass die glücklichste Zeit des
Lebens die Kindheit sei, da ein Kind
keinen wahren Kummer, kein Verant
wortlichkeitsgefiihk und nicht einmal
Kenntnis von der rauhen Wirklichteit
des Daseins habe. Die Kindheit sei»
die Zeit. in welcher selbst die kleinsten
und unbedeutendsten Dinge die Seele
mit großer Freude erfüllen. Der Ab
geordnete Williarn Crook ist aber an
derer Meinung: er erinnert sich mit
Schmerz an seine eigene traurige
Kindheit, und glaubt erst jegt mit
siebzig Jahren, nach einem Aus und
Ab von Glücks- und Leidenszeitem
ein wirllichei bescheideneö Glück und
daher die schönste Zeit seines Lebens
erreicht zu haben. ast Alle sind also
der Ansicht, daß man alt werden muß,
um wahrhast glücklich zu sein....
St feste.
oris, du bist ein roher Fran os
Fitt- auch als Ueber ejer groß, z
Und ich ntöcht'"wissen doch schon lang,
Wie heißt: «L’appetit dtient en man
x gean «
Auf deutschi Ich habe es vergessen.
Draus Moti : Das ist ein alter Sas.
Da hat ein lingling einen Schag
Und sagt: »Die Meine kommt zum
Essen!«
Julius Stettenheim.
Medu
Oureauües czum Kanzlisteny «. . . .
M- ZMM Its-— - - Js
. n n gen
«- eim Wie- «
W.
Eigentümliche Gewohnheiten Neigun
gen und Antipathien des Altmeifteri.
Man hat Goethe, besonders den al
ten Goethe, oft einen Pedanten ge
nannt, weil fein Ordnungösrnn außer
ordentlich entwickelt war, weil er sehr·
regelmäßige Lebensgewohnheiten nnd
die luriofe Neigung hatte, liber jeden
Gegenstand, der ihn interessierte, einen
geheimrötlichen Attenfaszilel anzule
gen. Das konnte Manchem scheuten
haft erscheinen, hatte aber schließlich
doch seine guten Gründe und meist ei
nen praktischen’Wert.
Daneben aber hatte Goethe, wie ja
fafi jeder andere Mensch auch, rich
tige »Schrullen«, ganz eigentümliche
Gewohnheiten, Neigungen und beson
ders Antipathien. Daß er die Wan
zen und den Knoblauch nicht ausste
hen konnte, kann man freilich nicht
wundernehmen, da die ersteren Jedem.
der nicht gerade Entomologe ist, ab
scheulich sein werden, und Knoblauch
fiir viele Menschen einen unangeneh
rnen Geruch hat« obwohl selbst die
feinfte Küche ihn nicht vollständig ent- f
hehren kann. Aber sehr eigentümlich
ist Goethe’s Abneigung gegen Brillen,
die er oft in der Konoersation und ge
legentlich in seinen Schriften artige-i
sprochen hat. Sie ifi um so eigen-L
tiirnlicher, als sie eigentlich auf einein;
Dentfehler beruhte. den man Goethe
ungern zutraut. Er bildete sich näm
lich ein. daß ein mit AugengliiFrn
Bewaffneter besonders scharf ahe
und ihm mit wahren Soäheraugen
gegenübertriitr. während die Brille in
der Regel doch nur das unzulängliche
Sehoerrnögen korrigiert und aus
gleicht. Es ist sehr drollig rnitunter
zu hören, wie die tutzfichtigen Jüng
linge, die den großen Dichter bestich
ten. im Vorzirnmer ängstlich die
stille in die Tasche stopften. urn sich
bei Goethe’s bekannter Antipathie
nicht seiner Ungnade ansgufehenx und
I wie ihnen bei läugerern Verweilen das
Fehlen ihres Glafes mitunter die
peinlichften Verlegenheiten verursachte.
Nur die Brille feines Freundes Zelter
genierte Goethe nicht, ein Zeichen, dafz
die Abneigung wirklich nur eine
Schrulle war.
Jn ähnlicher Weise verhaßt war dem
Dichter der Tabatsgeruch Jn Goethes
hause durfte nicht geraucht werden,
und sogar der Großherzog, der ein
leidenschaftlicher Raucher war, ließ
die kurze Pfeife ausgehen, wenn er
zum Besuch in Goethes haus trat.
Dabei war Goethe jedoch tein »Anti
. . .«. wenn andere Leute dem Tal-at
frönten und gab sich gelegentlich große
Mühe, fiir einen Freund eine beson
ders delitate Sorte Tabat auszutrei
ben. Daß der Dichter, zu dessen doe
tifchen Gestalten der berühmteste Pu
del der Literatur gehört, die Hunde
haßte und sie sogar mit boshafien
Eoigrammen verfolgte, tann man auch
nur als eine sonderbare Schrulle auf
fassen. hundegebell vor dem Fenster
konnte Goethe so verdrießen, daß er
das Fenster aufriß und dein tliiffenden
Alster ein paar Worte zornigsier Ver
achtung zufchrir. Eine merkwürdige
Ibneigung hatte Goethe, besonders als
alter Mann. gegen das Zeitunglesen
Die Zeitungen interessierten ihn zwar,
nahmen ihm aber so viel Zeit weg, daß
er den Zeit zu Zeit »Das Zeitungöle
sen abschafste«, wie er dann seinen
f
i
f
Freunden voll Befriedigung und nicht
ohne abfällige Bemerkungen über
diese Blätter, die einen doch nur zum
Narren halten«, mitteilte. Freilich ist
zwischen einer Zeitung von 1811 und
einer solchen von 1911 auch ein Un
terschied wie zwischen einer hölzernen
Suttenbergdretse und einer modernen
Ltnothhsehmaschinr. Wenn Goethe
heute lebte. wäre er wahrscheinlich ein
ebenso eifriger und regelmäßiger Zei
tungslefer, wie ei Schopenhauer und
Jbsen gewesen sind.
(
i
!
i
(
Mit einer besonders klitselhasten
Abneigung bedachte Goethe auch ein
Geschöpf, iiber das sich wohl sonst
taum Jemand ärger-i, fiir dessen An
wesenheit man meistens sogar dani
bar ist: nämlich das Komma, dieses
harmlose, unscheinbare Satzzeichen.
Goethe selbst, der sa gewöhnlich dil
tierte und die Interpunktion sorglos
dem Schreiber überließ, seßte, wenn
er selbst schrieb, sehr selten ein
Komme-. Er tonnte sich aber unbe
greiflich ausregen, wenn er einen
Schriftsteller las, der fleißig Kom
mata kniest-anging
Dass Goethe keinen Kaiser und
teine Kirschen mochte, war schließlich
seine Geschmaetsachr. Auch mag da
ran noch erinnert werden. daß Goethe
seltsamerweise auch das Bermischen
des Weins mit Wasser haßtr. und ei
nen jungen Freund, der sich das an
seiner Tasel erlaubte. verstimmt
fragte: »Na haben Sie denn diese
iible Sitte aelernM
setttten
Ihm siillt das Gold im Schlafe in den
Doch das ist grad zeå rren irarig
Daß. wenn er dann vomhtschlase auf
, « ,
Der sind schon längst hat alles fort
z. sei-est
.-.-,-,.-—-.... .-.
Yas Brich der grauen.
— sale- mee Ochs-h Its-d sie-et —
halt« unter Schloß und Riegel
- iir was ergkäht dein Sinn,
-rag’ nicht rnit offnem Siegel
Dein Herz zuin Marlte hin.
Das Gold der Liebe bette,
Ver rade tief itn Grund,
lla gib die heil’ge Stätte
Nicht fremden Menschen tund.
Leicht ist der reine Spiegel
Born gist'gen hauch befleckt,
half unter Schloß und Riegel
All, was du fühlst. versteckt.
pas der-I auf der- Zunge.
Eine Plauderei.
Wer das herz immer auf der Zunge
trägt, der hat es selten auf deni rech
ten Fleck. Muß das nicht auf den er
sten Blick einleuchtens Und doch las
sen sich die Menschen so ost von der
großen, zur Schau getragenen Warm
xrzigteit täuschen und nehmen den
chein siir das Sein. Meist sind es
sa liebenswürdige, bestechende Natu
ren, diese Offenherzigen, die dei jeder
Gelegenheit das herz auf der Zunge
tragen. Man erlehrt gern mit ihnen,
glaubt, sie selbst bis auf den Grund
zu durchschauen und freut sich ihrer
warmen, schnell und rückhaltlos zu
Tage tretenden Anteilnahme siir An
re. -
Aber die Sache hat ihre Kehrseite,
tote toir wohl alle schon zu unserm’
Schaden —- oder wenigstens zu un-:
see-n Bedauern —- selbst ersahrens
mußten. Wenn wir uns auf Leute
verlassen wollten, die das Berg aufs
der Zun trugen, so mußten wir
bald ein ehen, daß wir aus Sand
bauten. Wir glaubten sie ganz zu
lennen und lannten sie doch nur zum
Teil, weil sie das Wichtigste, das fiirl
ihre Beurteilung Wertvollste, geradel
hinter scheinbarer Offenherzigleit
l wohl zu verstecken wußten. Wer hatte
darin noch leine Enttiiuschung erlebt?
Man verteidigt solche Leute mit vol
lern Eifer. aus ihre Aufrichti leit
bauend, und erfährt dann dah, da sie
einem nur entgegengetragen haben.
was ihnen siir gut schien, und daß
die Sachlage ganz anders ist.
Und wenn sie in Mitleid fiir Dich
oder Andere überfließen, so darfst Du
ihnen noch seltener trauen, ob sie es
gleich im Augenblick vielleicht ganz
ehrlich meinen; der nächste Augen
blick schon, der andere Eindriicke
bringt, verlöscht Alles. Das wirt
liche Mitleiden, Mittra en fremden
»Schielsals, das lieber Bewegen
sdefsetben im setzen kennen sie nicht.
str Mitleid ist wie ein geschwiißiges
’Weib. das gleich in die Tür tritt,
Iwenn es etwas Neues hört, das viel
sleicht auch laut mittlagt und mit dem
JSchiirzenzipsel die Tränen abwilcht,
sdie ibm über die Backen laufen. Das
fwabre Mitgefiibl aber ist eine stille,
feine Frau, die sich nirgends zur
Schau stellt, aber drinnen im bergen
dentt und sorgt und schafft und beim
liche Tränen weint am das Leid An
derer. Von ibr·tannst Du hilfe er
warten nnd wirklichen Trost, von
jenem billigen Mitleid aber darfst Du
nichts weiter erwarten
Und biite Dich. in Deinen Ange
legenheiten jemals einen Mensch um
Vertrauten zu machen. der das rz
auf der Zunge trägt! Und ob er Dir
Schweigen gelobt, er vermag es, sei
ner Natur nach, nicht zu halten. Du
darfst später bei schlimmen Erfahrun
gen wenigstens nur Dir selbst und
Deiner schlechten Menschenlenntnis
zürnen, nicht ihm!
Ists unsere-r contes-useer
Das etwa 6 Zoll bobe Stiefelchen
wird mit Sanais-Wolle und feinen
Beinnadeln bin und bergebend ge
striät. Man arbeitet auf 61 An
Wisses sauste-seichter
schlagmafchen für den Fußteil zunächst
22 Touren (11 Rippen rechts; die 1.
M. ist wie stets abzuhebern Dann
strtckt man wie folgt, die 1. M. abgeb»
26 R» für das Fußblatt « 7 M. im
Patentmaster, wofür bekanntlich ab
wechselnd umg» die nächste M. links
ab b. und 1 N. gestrictt wird, hier
au für 1 Abnehmen die folgende M.
rechts abgeh» die nächstfolgende M.
rechts abgestrickt und die abgehobene
M. darüber gezogen, die Arb. gew»
dte 1. M. ab eh» 7. M. im Patent
tnufter Gier r wie ou in den fol
den Tour-en stets a w. den Um
Ma f. mit der nächsten M. zus. re ts
nbg rieth um« nnd dte nächste .
Ints abgeh.), für das Abnehmen der
deren Seite 2 M. zuf. links abge
itrtckt, die Arb. sen-» die 1 M. abgeh»
"dotn « wiederholt, bis an jeder Seite
der Abnehmen nur noch 12 M. stehen.
Dann die nächsten 12 M. rechts ge
,striett und site den oberen Teil wie
Osolgt gearbeitet: I. Tour: Rechts, die
mittleren 7 M. im Patentrnuster. «
2. Tour: Linke, jedoch die mittleren
9 M. von nun an stets im Patent
muster. s. Tour: 1 R» 2mal obw.
4. Tour: Die M. vor und nach den
M. rechts· « 5. Tour: 1 R»
R. -—— Die Z. bis 6. Tour, die einen
Musterstr. bildet-, werden noch 9nlul
wiederholt. dabei ist jedoch am Be
ginn und Schluß der ersten Tour der
2. bis 6. Wiederholung je 1 M, aus
zustrictem die im Muster zu verwenden
, Ren-stete- in« Peschiera-ei
sind. hieraus strickt man stir den
ooeren Rand 1 Tour rechts, dann 1
Löcherreihe (ubw· 2 M. rechts zus.
und lmal umg.), 2 Touren rechts. 20
Touren im Putentmuster und 2 Tou
ren rechts. Zuleft werden alle M. ad
gelettet und die eitlichen Rundm., so
)lvie die Anschlagm zus. genähL Der
sobere Rand wird mit Pitots behätelt
Hund durch die Löchereethe ein Lm.
;Schnlsrchen geleitet, das mit tleinen
IQuasten zu verzieren ist.
l Unsere graziöse Vorlage empfiehlt
lsich besonders durch die leichte Aus«
sührung. Jn der Größe ist es pas
send silr Tischtilcher und Lingerieartii
tel. Zur Ausführung der Sticterei
wird gegenwärtig weißes Stickgaen
bevorzugt.
seis:sheun·0eo.
. Als Linderungsmittel bei asthmati
schen Ansällen gilt Salpeterpapier.
HDies gewinnt man, indem man 5 Un
zzen italisalpeter in 20 Unzen warmem
»Wasser auslzst und damit weiße-. in
Streifen geschnittenes Fließpapier
tränkt. Das Papier wird getrocknet
Bei den Ansiillen zündet man etwas
davon an und läßt den Kranken den
entstehende-i Rauch einatmen.
Gegen Asthmadeschwerden empfiehlt
Vater Kneipp das Einatmeu von Tan
nendust im Schlaszimrner. Man soll
einsach kleine Tannen· Weh-Fichten
däumchen in Mideln in die en stel
len, und gut seucht halten. Auch das
Verbrennen don Nadelhiilserm Na
deln und Tannenzapsen ist gut. Fer
ner das Austochen dieser Dinge im
hackten Zustande und dann das Be
J euchten von Tüchern mit dieser Tint
-tur. Diese hängt man dann im
Schlaszimmer aus. Fichtennadeltinttur
tönnen Sie auch taufen.
i
j Zimm- «ro stumm-.
! Will man ein Geschmür schnell zum
hLlusgehen bringen, so lege man eine
durchschnittene und in heißer Asche
halb gebratene Zwiebel aus die Spi
desselben. Auch gegen ersrorene Fii
wird Zwiebelsast empfohlen. Man
nehme « hierzu täglich 4 Zwiebeln.
schneide sie sein, streue eine halbe Tasse
seines KochsalLdariiber und lasse sie
mehrere Stun n in einem glasierten
oder Porzellangesiiß stehen, so das sich
der Sast herauszieht Mit lehterern
reihe man die munden Stellen vor dem
Schlasengehen tüchtig ein und latse den
Satt am Osen in die baut eintrock
nen. Wenn der Geruch der Zwiedeln
nicht unangenehm ist« tann man die
selben auch als Pslaster siir die Nacht
aufbinden. Schon nach wenigen Ta
gen wird Besserung eintreten.
Isr- Ite siche.
SpacksAullaui.- Man tann
nach Belieben fetten oder mageren
(durchtvachlenen) Speck dazu verwen
den. Etwa 3 Un n werden in Wür
iel geschnitten, aufder Pfanne klas
len und leicht gebraten, la baß e gar,
aber nicht braun werden. Jn einer
Kasserolle liißt man iiber gelindenr
Feuer Tzä Quart Milch zum Kochen »
ommen, streut Stxz Unzen Mehl hin- -
ein und riihrt ben Teig recht glatt«
nimmt ihn vom Feuer, läßt ihn ein
wenig vertiihlen und milcht dann 2s-——
3 ganze Eier, den Speck, etwas fei
ier, al und einen halben Eh öifel
feingeha ten Schnittlau dass. Der
Schnittlauch kann auch ehlen, wenn
man ihn nicht liebt; er gibt aber denn
Speck-Auflan einen angenehmen Ge
lchma·t. Man fiillt den Teig in vie mit
Butter ausgesirichene Auflanssorny
läßt den Auflan 46 bis 50 Minuten
im Ofen hacken nnd gibt ihn sofort
in der Schüssel zu Tisch. Dazu Aar
Mellalat over Salat von roten Mi
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