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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 10, 1912)
Nebraska « Staats— Anzetger uan II set-old Jahrgang rThe I-) Geteicte CHitipsinimnn Jch dars, o Schicksal, nimmer mich beklagen, Du hast mich sanst gewiegt in deinem Ar rm Und hast mich sriih in stille Bucht ge tragen, Nur kaum gestreift von schwerem Er denharm. Ich leb’, ein sreier Mann am eignen Herde, Jch dursie lieben und ich ward geliebt, Mir wurden nicht die Schöne dieser Erde, Allein das beste, tpas die Erde giebt. Willst du mir gnädig lassen, was ich habe, Auch in der Zukunst. die dein Schleier hüllt, So dank ich dirs als eine Wunder gade Jn einer Welt, die so von Leid ersiillt. Allein das ist’ö! Dars ich mich denn getrauen, Weil mir so hell und warm die Sonne scheint, Mit srohem Auge in die Welt zu schauen, Drein soviel Augen blicken rot ge weint? Wenn ich, gesättigt, andre hungern sehe Muß mir nicht Schamwi aus der Wange glühn? Wo soviel Elend sprießt und Qual und Wehe, Darf ich die Rosen pflücken, die mir blühn? Drum drückt mein Glück-mich ost, als wör? vermessen, Und das Behagen dran ist mir ver wehrt, Denn glücklich sein heißt andrer Leid vergessen, Und iann ich dies —- toai bin ich sel der wert? Die Bombe. Erzählung von Jacaues con stand Sie waren ihrer sieben «in dem feuchten, dumpfen und finfieren Kel lerloch. Alle sieben eine Beute, fiir die der Chef der Polizei und der Gou verneur von Moskau Wien Spähern und Spinnen gern manchen Kiibel Gold gezahlt hätte. Aber wie hätten ihre Erzellenzen diese Versammlung im Herzen der Bieliy-Gorod, im Kellergeschoß des Palais Konniazow ahnen sollen, da laut den Sicherheitsrapporten alle ihre Teilnehrner Tausende Werft vom hei ligen Ruleand fern waren. Denn Tredialowsly und Jwanotv waren nach Paris geflohen, Dimitri Donztoi und die Brüder Herzen stan den in London unter Polizeiaufsicht. und was Yourri betraf, so lag fein Fall noch merlwiirdiger, denn er wurde in den offiziellen Negiftern fiir tot erklärt. Sonia Cfouriet galt in der Stadt als achtbare Bürgerin, feit ihr Ontel Michel Protopow fie unter fein Dach aufgenommen hatte, düpiert von der Fabel, die die zweifelhaften Antezes denzien feiner Nichte verbarg. Diefe sieben Personen hockten auf niedrigen Schemeln um einen rohen Holztifch Mit gebeugten Rücken und gesenkten Häuptern schienen sie tiefen und fchreälichen Träumereien nachzu hängen. Zwei Kerzen in leeren Flaschenhäl sen tropften ihre wächsernen Tränen hernieder und leuchtete-r wie böse gelbe Augen durch die Dunlelheit, während der Docht leise lnisterte. Auf dem Tisch stand eine tleine Wachsftatuette, die einen Mann von ungefähr fünfzig Jahren in hoher Of fizrersuniform vorstellte. »Die! ist das Ungeheuer!« ertlärte Josua Herzen. Tredialowsth richtete feinen gewal tigen Körper aus: »Ja meiner Eigenfchaft als Präsi dent verlefe ich nun die Anklage. Aber vorher will ich die Namen unferer fitnfunddreifrig Gefährten ausrufen, die nach un eren Statuten an diefern Tribunal tten teilnehmen follen.« «Sallinei« . In Men- hingerichtet!'« » rbinftein'i« »Ja Tiflts gehenlt!« » aprilonsi «Jn.-dte Berg-werte gefchiätl« Namen auf amen lfiel. Und bei faft allen, die Tredta owslh verlas» murmelten die fechs anderen im Chor die gleichen trllbfeligen Worte «Jn den Berg-verken« oder Dinge-H richtet«." · -—· Es tlang wie die Responsorien der— Märtyrerlitaneien. Eine unendliche Traurigkeit be drückte die Brust eines jeden, hervorge rusen durch so viele schauerliche Erin nerungen und die Gewißheit des glei chen Schicksals in naher Zutunst. Selbst die gegenwärtige Minute war so unsicher, daß sie ohne Staunen den plöhlichen Einbruch der Kosaten mit Iezogenen Revoloern empfangen hät en. Diese stete Todesbeteitschast hatte tiese Furchen in ihre blassen und hart gewordenen Züge gegraben und den traurigen Augen einen Ausdruck un beugsamer Wildheit gegeben. Nun verlas Tredialowsty langsam und ausführlich alle Verbrechen, die dem »Ungeheuer« — - das heißt, dein General Semirow, Gouverneur von Mostau - — zur Last lagen. Er beries sich aus die Massaters von Ehsrtow und Odessa, aus die Pogromö, die seine Agenten provo » iert hatten, er erinnerte an alle Ge fährten, die man ohne Urteil vor die Waisen gestellt hatte, und an jene, die in unbekannten Gesängnissen langsam dahinschmachteten. Die Männer hörten schweigend und unbeweglich zu, aber Sonia, die im Geiste die furchtbare Stunde wiederer lebte, als man ihren Geliebten Alex-is vor ihren Augen gemardet hatte — Sonia fchluchzte und zerbisz ihr Ta schentuch zwischen den tnirschenden Zähnen. »Alle unsere Briider«, schlosz der Antliiger, »erwarteu ungeduldig die Bestrafung so vieler Untaten. Kame raden, welches Urteil sei dem Henker don Odefsa gefällt?« »Der Tod«« sagte Donsloi. »Der Tod«, sagte Yourti. »Der Tod«, erwiderten wie ein Echo die vier anderen. Trediatowsty besestigte aus der Brust der Statuette ein vorbereitetes Täfelchen, wo unter einem gelöpften Adler sich in roten Lettern die Jn schrist befand »3ukn Tode verurteilt.« »Welche Art der Exetution wählen wirs« herzen schlug die Bombe, als das sicherste und schrecklichste Mittel, vor. Uebrigens war das Palais zu gut be wacht, als daß man hätte daran denken können, dort gnzudringem und seit den Unruhen ging der Gouverneur niemals des Abends aus. Man mußte. ihn also am hellen Tage, aus der fStraßh inmitten seiner EHlorte tref en. »Habt ihr überlegt«, wendete Yam ri ern, »daß wir auch Unschuldige opfern?« - Die Diskussion wurde allgemein. Für Donskoi tonnte sich die Revolu tion nicht um die Leichen kümmern. die ihren Weg bezeichneten. Uebrigens waren die wahrscheinlichen Opfer mit leidslose und hartherzige Kosalen, ge ’ treue Knechte der Tyrannei. Yourri unterbrach ihn: »Um dieser willen hätte auch ich Euer Mitleid nicht angerufen. .Aber ich dachte an das Kind, das Semirow tiiglich auf seiner Spazierfahrt beglei tet. Jhr wißt so gut wie ich, daß dieser Unmensch seinen Sohn vergin tert, vielleicht weil er ihn an seine sriih verstorbene Frau erinnert, vielleicht aus egoistischem Ehrgeiz, die in seinem Nachkommen eine Fortsegung seiner Persönlichkeit erblickt. Wie dem aber auch sei, das unschuldige Wesen soll geschont bleiben.« »Schaut man die Jungen des Ti gers?« murrte David Herzen. ,,Kameraden, wir sind Nichter, aber leine Mörder. Mitleid für dieses junge s Haupt . . . .« »Amt« Kleiner!" seutzte der gut mütige Riese Trediatowgtn, der ein ; Kindernarr war. i Aber mit harter Stimme, die wie i das Beil des Scharfrichters hernieder fiel, fuhr Sonia dazwischen: » »Yourri, Du giefzt in unsere Ent » schliisfe das Zuckerwasser des Gefühls. Was liegt an den Mitteln, wenn es den Zweck gilt. Wenn unser Wert es ; forderte die ganze Stadt in die Luft s zu sprengen, wir dürften nicht zögern. ) Und haben unsere Gegner die Unschul , digen verschont? Denkt an unsere hin s gemerdeten Gefährten! Auch ich habe ’einen Sohn, einen Sohn, den dieser .Mann zur Waise gemacht hat« Ah, i ourri. wenn Du ein geliebtes Wesen s o hättest in den Tod gehen sehen .ntitfsen, wenn Du gefühlt hättest wie »ich-wie sein Blut warm über Dein» I Gesicht strömte. dann würde das Ent ) sehen Dein Mitleid ersticken!« ; s »Sie hat recht«, sagte Donstoi. I»Dieses Kind darf das Geschick nicht aushalten.« »Mutter Reinert« wiederholte Tre-i diatowsth, während das Los entschied, welcher dieser sieben Menschen die Bombe zu fchleudern habe. »Sonia!« rief hetzem Sie ekfchauderte aber als sie » wenige Minuten später das Haus ver-, stieß, trug sie vorsichtig und behutsam Evas gefährliche Päckchem dessen Jn J halt viel blühendes Leben in grausigen, jblutigen Tod zu wandeln vermag. I E I »Mama, Mama nimm mismit!« Und mit einem raschen Sprung hing sich der tleine Michel an den Hals seiner Mutter, während er den Muff sortschob, den diese in der Hand EW Bei dem Gedanken, daß sich im Innern des Pelzwerls die fürchterliche Bombe verbarg, die beim ersten An stoß explodieren lonnte, war Sonia sehr blaß geworden Mit einer hef tigen Bewegung stieß sie das Kind zu rück, und diese brüsle Abwehr schien mit dein scheinbaren Vergehen so we nig im Verhältnis zu stehen, daß On ckri Protopow die Partei des Schul digen ergriff »Der Kleine hat ganz recht. Das Wetter ist herrlich Warum nimmst Du ihn nicht mit?« Sonia entfchuldigte sich mit wichti gen Einliiufen, die sie in den Bazar des chinesischen Biertels führten. - »Er wird Dich nicht ftören.« Ach, ob er sie stören würde, der Arme! Heute war der große Tag, an dem die Exelution an Semirow vollzogen werden sollte. Der Gouverneur wür de, wie es hieß. die Prismenstaja passieren, eine Straße. die von Gärten und niedrigen Häuschen begrenzt war und wo das Attentat sich leichter aus führen ließ. Bei diesem Todeswert mußte Sonia sz allein sein um die Freiheit ihrer ewegungen zu wahren. Es bedurfte mehr als ihrer ganzen Kalthliitigleit, um nicht selbst ein Opfer der Explo sion zu werden, oder, noch schlimmer-, in die hände der Polizei zu fallen. i »So iomm, gib mir doch einen »Aus mein Liebling!« sagte sie in seit sam besänftigtem Ton, der zu ihrer vorigen Schrosfheit in wunderlicheni Gegensaße stand. Aber das Kind hliehspstrotzig auf » den Knien des Onkels sitzen. ) »Geh' fort, schlimme Mama. Tou itou wird mich in den Pakt führen ! und dort treffe ich sicher den hübschen, illeinen Jungen wieder und den Herrn, der mich in seinem schönen Wagen tmitgenommen hat« i »Was ist das für eine Geschichte?« erkundigte sich Sonia. i »Ja, das ist unser Geheimni:!« lachte Protopow. ) Mit Augen, die nahe daran waren sich mit Tränen zu füllen, blickte die junge Frau auf das Kind, und ihre fchmerzvolle Zartlichleit umhüllte sei n i geliebtes Köpfchen. s Sie hätte gewunschi, den Kleinen noch einmal in ihre Arme zu preise-»u ehe sie den schweren Weg ging, ji«-n. iden sie vielleicht nie wiedersah, mit ; heißen Küssen zu ersticken. Aber der Onkel war da. Sie flieh tete seinen S rfblicl und ging sort, ohne sich einmal umzusehen, rsie fippen über ihrem Geheimnis geschlos en.... K III O Jn einem Winkel zusammenge iauert, die Bombe zwischen den ver i lrampften händen, wartete Sonia die Menschensiigerin. Jhr Herz schlug so hart gegen die Brust, ihr Blut pochte so laut in ihren Ohren, daß sie oie jgrosze Glocke des Krem zu horen ver imeintr. l« War es Furcht? Tobesahnuna2 Sie lbebauerte schmerzlich, baß ber Zufall gerade sie auserwählt hatte. Trotz dem war sie unbedentlich bereit arme sen, ihr Leben zu opfern. Aber Die jbaliamisch süße Luft! Die leucht-»d jSonnet . . » Es war zu schön, um zu l töten und zu sterben » »Gott, wie schwach und feig ist un Jser Fleisch!« murmelte sie zitternd. J Aus der Ferne klang dumpfes Wa: .genrollen und Pferdegirlopp; sie iu men . . . . « Sie erblickte zuerst die Kosaten, den Karabiner am Bandelier, dann die mit zwei großen Pferden bespannte Equipage, in deren Fand der Gouver neur saß. Er war nicht allein. Zwei Kinder saßen neben ihm» . Wenige hufschläge stampften die Erde, und der Wagen war in Sonia’s nächster Nähe. Dies war die Stunde. Mit einer prompten Bewegung schleu derte sie die Bombe . . . »Miehel, mein Sohn!« . Eine Stimme, die nicht mehr menschlich klang, heulte diese Worte im gleichen Augenblick, als die Bombe . die Straße berührte. l Mit der Unmittelbarteit des gestei l erten Gefühls tte die Unglückliche he Kind erkannt und die fürchterliche Lo it des Schick als begriffen. er here aus dem Part, der Herr, der einen hübschen Jungen und einen chönen Wagen hatte, war Semitow gemesen.... Eine aufschießende Flamme, ein fürchterlicher Schrei, eine markerfchiit ternde Detonation, Menschen- und Pferdeleiber, die sich auf der Erde wälzten, Gehirn, das an den Mauern emporsprihh und in der Mitte der Straße eine ungeheure rote Lache, die das Pflaster dunkel färbt und lang sam versickert.... pas Midian-Haar « Siizze von Käthe Heimat ,,Viele Grüße aus St. Maurice. Die Bahnen sind wundervoll. Mein Bobsleigh feiert Triumphe. Aber lei der muß ich fort, nach Nizza. Mor gen erwartet mich meine Schwester Mildred mit ihrem Mann dort zum Karneoal Adresse: Grand Hotel Passini. Jhre Mamie Dashton..PS. Kapitän Htlger ist auch hier und hat feinen Bob Mamie-getauft; er be hauptet, das müßte ihm Glück brin gen!« s Kopfschiittelnd las Doktor Gädte diese Ansichtspoftlartr. Zuerst, als er Mamiez große Schrift unter den bie len Briefen, die er in seinem Bureau vorfand, entdeckte, hatte ihm das Herz vor Freude getlopft; nun legte er die Karte enttäuscht beiseite. Wozu hatte sie ihm überhaupt ge schrieben! Wahrscheinlich nur, um ihm im Poftstriptum ’rnitzuteilen, daß die ser Hilger . . . . Der Teufel soll ihn holen und seinen Bobsleigh, dachte der Doktor. Was waren das-für schöne Wochen gewesen, nach dem Presseball, bei dem Gädte die junge Ameritanerin tennen gelernt hatte. Fast täglich traf Mamie mit ihm zusammen. Er durfte sie — je nach ihrer Laune — in den Eis palast, in’ö Kaiser - Friedrich - Mu seum, in die Poiret - Ausftellung be gleiten. Sogar sein Laboratorium hatte sie sich angesehen und ein er staunliches Interesse fiir die Zusam mensehung der losmetischen Mittel gezeiglsdie der Gädle’schen Fabrik ei nen Weltruf verschafft hatten. Ein paar glückliche Wochen —- bis Kapitän Hilger auf der Bildsliiche erschienen war. Dieser Marineofsizier besaß ftrategische Kenntnisse, durch die er alle Gegner schlug und Mamie zu ta pern schien. Nach St. Maurice war er ihr also gefolgt und würde in Nizza auch nicht fehlen, Doktor Gädle legte die Karte in seine Mappr. Eine Zeitlang über legte er, ob es wohl möglich wäre-»die Leitung der Fabrik siir eine Woche feinem Werkmeister allein zu überlas sen, um zum Nizzaer Karneval fah ren zu können. Aber die Aufträge ta men zahlreich, und iin Bureau war so viel zu erledigen, daß Giidles Anwe: senheit absolut notwendig war. Es galt, in dem Betrieb keinen Stillstand eintreten zu lassen. Und so arbeiete er weiter, versuchte den Gedanken an Mamie zu unter driicken und war doch freudig über rascht, als er am Sonntag unter sei ner Korrespondenz einen Brief mit ihrer Handschrift fand; das Kouvert war mit einer Fünspfennigmarte franliert und in Berlin abgestempelt. Doktor Gädte schob es zwischen den Fingern hin und her, als ob er dar iaus erraten wollte, was der Jnhalt Hwiirr. Endlich entschloß er sich, es zu söffnem -.-«- sm : »Weder Yoklot," schrien wem ie, ;,,ich bin heute Abend aus Nizka zu rückgelommen nnd wohne wieder in der Pension Lehwald Wollen Sie smich morgen friih dort aussuchen? Mir liegt viel daran, Sie möglichst bald Izu sprechen. Mamie Dashton. « j Zunächst sah Gädle noch der Uhr, guckte dann wieder den Brief an und tzog nochmals die Uhr aus der Tasche, ’ohne daß ihm klar wurde, wie spät es ;war. Er steckte den Brief ein und ging fort. ’ Also . . . . sie war wieder in Ber lin und wollte ihn sprechen! Aber weshale Was in aller Welt hatte sie ihn zu fragen? Betras es etwa Kapi tön Hilgeth Jn Romanen fragen junge Damen meist ihre schüchternen Verehrer, ob sie einen anderen heira ten sollen, —- gewissermaßen, um den Schiichternen zu animieren. Aber sMamie war gar nicht romantisch. Sie war ein ehrlicher nüchterner Mensch, iohne Sentimentalitäten. »Busineß Girl« hatte er sie stetö genannt. Den Carneval in Nizza verlassen, um ihn hier in Berlin zu sprechen · . . Korntscht . . . . So sehr er sich freute, sie wiederzusehen, so fühlte er doch ein unbehagliches Bangen vor dem Besuch bei ihr; und er war wohl länger als eine Stunde im Tietgatten lreuz und quer gelaufen, ehe er vor der Pension Lehwald stand und sich bei Miß Bosh ton anmelden ließ. Er wurde in einen kleinen Salon geführt, den die Ameritanerin durch bunte weiche Kissen in den Korbses feln und reizvolle Blumenarrange ments auf den mit Büchern belegten Tischen ganz behaglich hergerichtet hatte. Doktor Gädte blätterte im Studio, als die Tür sich öffnete und Mamie eintrat. T i ,,Erschtecken Sie nicht zu sehr, Dol tot!« Sie reichte ihm die Hand, die er küßte. Dann sah er auf nnd stutzte. ,,Miß Mamie!« rief er verblüfft. » Sie lachte herzlich, daß man ihre regelmäßigen gesunden Zähne glänzen sah. »Vor allem danke ich Ihnen, daß Sie gekommen sind. Und jetzt neh-« men Sie Platz, und erholen Sie sich von dem Schreck. Hier die Blumen verdecken meine Haare-einigermaßen« Sie rückte eine Vase am Tisch vor ih ren Sessel. »Ja, was bedeutet denn das? Und Ihre plötzliche Abreise von Nizza? Und mich wollen Sie sprechen?« »All right. Jn Nizza konnte ich mich nicht mehr sehen lassen. Sie werden doch nicht leugnen, daß mein Aussehen ziemlich lächerlich it!« Pa bei wies sie aus ihr Haar, das einen sonderbaren, metallisch grünen Glanz hatte. i Doktor Gädle starrte wie hypnotiq siert daraus. »Schauderhast!« rief r.s »Warum haben Sie sich so entstellt? Was haben Sie aus Jhren schönen: braunen Locken gemacht?« . »Rivierahaar!« » »Rivierahaar?« wiederholte er ver-i ständnißlos s Sie nickte. »So hat Kavitän Hil-; ger es genannt. Er lreirte meinen Spitznamen in Nizzat »Die Riviera haardame«. Er bekam Lachträmpse, als er mich mit dem griinen Haar sah, und wurde von meiner Schwester an die Lust gesetzt. Zur Revanche hat er mich in Nizzas unmöglich gemacht.« »Und um ihn zu ärgern, reisten Sie nach Berlin?« «Not at all! Ich hin hergekommen, um Sie zu fragen, ob Sie ein Gegen- ; mittel wissen. Sie sind doch Kosme-I tiker!« l »Ach so! Jetzt begreif ich ers ,« sagte J Gädte kühl. »Aber das tann sie doch nicht belei- s digen? Warum sitzen Sie plötzlich ganz steif dar Jst es nicht setbsiveezl weidlich daß ich gieich an Sie dachtest Ihre Firma ist mir doch bekannt. Und « sicher wissen Sie ein Mittel, um die-ä ses metallische Grün . . . « »Zu«niichst müßte ich erfahren, wo Sie sich die Haarfarbe geholt haben.«» »Ganz einfach: bei Mildred’s Fri-; sen-! Meine Schwester fand meinel braunen Locken unmöglich Antedilu- i vianisch, sagte sie. Jn Nizza müßte man rotes Haar haben, oder ganz’ schwarzes, blauschwarzes; das stände am besten zu der Landschaft.« I »Unbegreislich!« »Ich war damit einverstanden. Sie sührte mich zu ihrem Friseur. Sehr große Firma. Jch bestellte Blau schwarz. Der Friseur wusch meinT Haar, trocknete es, salbte es mit einer heißen Flüssigkeit verband den Kopf mit imprägnirten Binden, wusch und trocknete das Haar von neuem und entließ mich endlich nach dreistijndiger Arbeit. Am nächsten Tage hatte ich ariines Haar, das in der Sonne gelb schillerte· Mildred machte dem Fri seur eine Scene, der zugab, daß sein neuer Gehilse die Salbe wohl zu heiß und zu reichlich ausgetragen hätte. »Walnußichalenextratt, MißsMa mie . . . sehr schwer fortzubringen.« »Das sagten mir auch die Friseure in Nizza. Jch wurde binnen vierund zwanzig Stunden dort eine Sehensi würdigteit; alle wollten mich behan deln. Aber ich traute keinem mehr. Mildred war außer sich, sie kaufte mir eine brandrote Perriicke. Jch weigerte mich, sie zu tragen.« »Und nach dem effettvollen Abschied von Hilger kamen Sie her, um mich zu konsultieren, Sie Gefchäfts«mäd chen!«' »Gut! Jhnen vertraue ich. Sie sind ein routinierter Chemiker . . . . Darf ich morgen in Jhr Laborato rium kommen? Wann sind Sie da allein? Denn ich möchte mit meiner Haarfarbe keine Heiterkeitserfolge mehr auslösen.« »Um 12 Uhr.« »Dann auf Wiedersehen, Doktor. Morgen erzähle ich Jhnen von St. sMaurice. Heute entschuldigen Sie ’ mich wohl . . . die lange Reife . . .« Vom folgenden Tage an kam Ma mie Dashton täglich in das Labora torium von Kurt Gädte. Allmählich verlor das Haar seinen metallischen Glanz mit der grünlichen Färbung. Die natürlichen Locken bildeten sich wieder, und der kastanienbraune Ton, der ein wenig in's Rötliche schim merte, kam zuerst an den Schläfen und der Stirn, dann immer weiter, zum Vorschein. »Nun.«, sagte Maniie mit herzhas tem Handschlag, nachdem sie vor dem Spiegel ihren Sammethut ausgesetzt hatte, es ist nun beinahe gut. Seit vierzehn Tagen bin ich in Jhrer Be handlung, Doktor. Sie haben mir viel Zeit geopfert. Und Zeit ist Geld.« »Bufineß girl!« fpottete Gädte ver- : stimmt. ,,Wollen Sie nicht gleich et nen Check ausfüllen, damit das Ge fchäftliche fiir Sie erledigt ist?« Mamie blickte ihn erstaunt an. »Als ob Sie kein busineß man wiik ren! Jch hätte nicht halb so viel Re spekt vor Ihnen, wenn ich nicht wüßte, wie Sie Jhre Fabrik mit den los-me tischen Mitteln hoch gebracht haben. Und würde ich Jhnen etswa besser ge fallen als Sentimentale?« »Vielleicht nicht. Aber das wäre doch was,!wobei ich Sie packen könn te!« Und ermutigt durch ihren war men Blick, fuhr er fort: »Ich würde das grüne Rinierahaar mit dem Früh ling in Verbindung bringen — viel mehr mit meinem Lebenssriihling — und . . .« »Und mir wünschen, daß es ewig grünen bliebe, u. f. w. . . . Dante be stens! Nicht mein Fall, solche Liebes ertlärung, Doktor! Als ob Sie nicht wüßten, daß Sie mich auch ohne Sen timentalitäten längst gewonnen haben . . . mit Haut und Haaren . . .« ,,Mamie!« Er küßte ihre beiden Hände und küßte sie leidenschaftlich »Und mit Haut und Haaren ver schreibe ich mich Jhnen ans Lebens - dauer . . . wenn Sie mit einem solchen Check zufrieden sind,« sagte die Ame rilanerin. Das übel geschriebeue Latein. Ein Professor auf einer Universität batte auf eine Zeit viele Geschäfte zu erledigen, daß er den Tag sein Amt mit Lesen nicht verrichten konnte. Wollte also solches nach hergebrachter Weise denen Herren Studenten zu wissen tun lassen, befahl dannenhero seinem Famulo, solches auf einen Zet tel zu schreiben und gehöriger Orten anzuschlagen. Dieser schrieb dannen- . hero in Eil: Hodie Professor N. N non doecbit propter negotium pulicum — er wollte publicum geschrieben ha ben (d. i. »Rrofessor N. N. liest heute nicht wegen öffentlicher Geschäfte« — negotium pulicum aber heißt Floh jagd!) Wie solches die Studenten fe hen, kommen sie zusammen und deli berieren iiber solche Flohfagd, werden auch miteinander eins, nach des Pro fessors Hause zu gehen und ihre Dienste zu offeriren. Dort werden sie eines bessern unterrichtet und gehen wieder friedlich nach Haufe. Rottmann. Lustiger Historiem Schreiber 1717. M Kaiser WilheluVI seauzöstfche Abstammung. Ein stanzösisches Blatt hat die Ent deckung gemacht, daß der Deutsche Kaiser ,,weiblicherseits« aus Frank reich stammt. Die Sache ist zwar et was kompliziert, aber doch nicht zu leugnen. Unter dem Editt von Nan tes sah sich ein Edelmann aus Pai tou, Alexandre Desmiers, Herr auf -Olbreur, genötigt, seine Zelte jenseits des Rheins aufzuschlagen. Seine Tochter Eleonora begleitete ihn, Und da sie schön und tugendl)ast war, er hob sie der Herzog von Celle, jiingerer Bruder des Herzogs von Hannover, zu seiner Gemahlin. Aus dieser Ehe entsproß eine Tochter-. Nachdem diese ihren Gatten, den Herzog von Wol fenbiitteL verloren hatte, ehelichte sie 1862 ihren hannoveranischen Vetter, den nochmaligen ersten König von England aus dem-Hause Hannover. Jhr Sohn regierte das Jnselreich un ter dem Namen Georg August, und dessen Tochter wurde die Gattin des »zweiten Preußenkönigs, somit die Mutter Friedrichs des Großen —----· Kutten - »Was haben Sie mit dem Liebes pnar angefangen, das sich in Jhretn Teiche das Leben nehmen wollte?« »Alle beide hab’ ich sie ’n paar Mal mit dem Kopf untergetaucht dann haben f’ um Hilfe gerufen und sind davongelaufen!«