Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 03, 1912, Zweiter Theil, Image 9

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    Wåikgiiikgas M
Uebraika
VIle Pswei The iJ
Staats— Anzetger und J set-old
Nummer Jth
M
Meine alte Uhr.
Die Uhr in meiner Stube
Stammt aus Großmutter-s- Zeit,
Es liegt in ihrem Summen
Ein Ton von Zärtlichkeit
Wir haben sie als Kinder
So gehen schon gehört,
Ch’ noch das talte Leben
Den Jugendtraurn zerstört.
Und sie auch, wie ermüdet.
Saugt in hie Welt nicht mehr.
Jm Zeitlaus mitzukommen,
Föllt ihr, der Alten, schwer.
Sie schlägt verkehrt die Stunde,
Wenn sie nicht rasten will,
Und nicht mehr währt es lange,
Steht sie sür immer still.
Rivalen.
Von Ilsrkt as schamrot-.
Sie waren zwei richtige, gute
Freunde und arbeiteten« den siinsten
Sommer zusammen an der Erfor
schung des Erdinnern als staatbesols
dete Geologem
Der eine« Dozeni Anton Karlen,
war ein tüchtiger Gelehrter, Atademi
ter mit Aussicht auf eine Professur
und ein großer. blonden noch gut aus
sehender Riese mit ruhigem Tempera
ment und gutem Herzen und einem
kleinen Ansatz zu einem Schmerbauch
Der andere, Fredrit Harling, toar
nach bestandeneni Seminaristeneramen
Schulsuchs und hosste aus eine Leitm
stelie und wiiizlte in den langen Som
merserien teils aus Interesse, teils
seiner Schulden wegen in der Erde.
Sein Geist diirstete naeb Steinen und
billigen Metallen und sein Portemons
naie nach ein bischen gnle als dem
Gehalt. Er war einige Jahre jünger
als Karlem duntelhaarig, klein und
mit seinem Gesicht. schmächtig leicht
erregbar und seinem großen Kamera
den von herzen zugetan.
Und wie sie da unten in Nord
Tiusts lächelnden Tristen gruben und
wühlten, gruben sie sich an einem schö
nen Vormittag zu einem reisenden
Herrensitz bin rnit Veranda und Bal
konen und einem großen Tisch mit
Wasser und Himbeersast ans der Ve
randa und zwei schönen, bezaubernden
Damen in heilen Sommerlleidern.
zwei richtigen Edelsteinen einer Art.
die da draußen aus dem durchwühlten
Bauerntande von armen, schwedischen
Geoloqezr selten gesunden wird.
Die beiden Erdqraier lehnten sich
on die Einganaspsorte und starrten
nach der einladenden Tafel hin. -
»Du man sich da Hoas zu schassen
machen tollte?'· sraate der Lehrer.
»Wenn man Kragen nur uicbt so
icbmutzia waret« seufzte der Dozent.
Inzwischen waren zwei Hülsnerhum
re aus der Veranda aus ihremSchluw
mer aufgewacht und stürmten, laut
lsellend, aus die Psorte los; die eine
Dame sprana ihnen nack» um iie abzu
wehren, da ihr Zurus nichts half, die
Herren ariißten und dann. . . .ia, dann
saßen die beiden Geologen siinl Minus
ten später aus der Veranda und tran
ken Watler mit himbeersnst und asxen
Letirktertrinaeh als wenn sie nie tn ib
rem aauzerr Leien etwas anderes ge
tan hätten.
»Ich bin Frau Emma Hallner —
meiue Tochter Therese.« erklärte die
eine Tau-e, als die Herren sich vorge
stellt hatten. .
»hm.. . .mus; wohl ihre Stieitochs
ter sein,'« dachten beide gleichzeitig, so
jung und schiin war ibre bezauberude
Wirtin, eine Brtinette, die jedoch in
Wirtliebjeit schon achtuntdreißig
Jahre alt rvar und die richtige Mama
des Fräulein Therese, die ihr auch ein
wenia iibnelte. wenn man genauer
hinfah, obwohl sie noch so schlank und
aeschmeidig war und etwas blonder
als die Mutter, aber mit denselben be
zaubernden Augen, derselben. seinen,
ovalen Gesichtgiorm und demselben
reisenden tleinen Mund. Papa hall
ner war tot·
Die Geoloaeu bedankten sieh und
gingen, aber sie tamen wieder, immer
öster und blieben immer länger.
»Es ist schon, eine andere Lust zu
atmen als hier in dem Bauernhos,«
sagte der Dozent.
»Und Mutter Anna Stinas ewigem
Speck nnd Rühreiern jeden einzigen
Abend-zu entaehen,« sagte der Lehrer-.
Aber auf die Dauer aing es nicht
an, lich blauen Dunst mit Eisen vorzu
machen. Bald bearissen sie, daß sie
alle beide sehr verliebt waren, und da
war ei weder in Mutter Anna Stinas
Westboi, noch beim Steinhaeten, noch
aus den hin- und Nil-wegen nach
»Dallnersruhe«, wie der liebe Verstor
bene ielbst den ven ihm aus Bauern
then zusammengetausten certenhos
aenannt hatte, behaglich. Aber in
Gesellschaft mit den Damen herrschte
noch immer Frieden und Freude. Als
iie eines Abends von »Hallnersrnbe«,
t ie gewöhnlich in später Stunde, nach
Hause gingen, ieder aus seiner Weg
seite, nnd stumm und beharrlich ihre
staubiaen Stiefel betrachteten, lam der
Dozent plötzlich quer Tiber den Weg,
erariss die Hand des Lehrers und sagte
mit leicht behenden-s Stimme:
Sei nicht böse aus mich, Freiheit
Ach lonnte nie-bis dasiirt Jch bin nun
so glücklich: aber es schneidet mir ins
Herz, dich da so zn sebent Jch lann
nichts dasiir, dasz sie mich verzicht« .«
Der Lehrer stieß seine Hand sort
und schrie: »Nein! Es gibt welche,
tie vom seltsamen Geschmack der Wei
ber leben! Abersscober weißt du denn,
daß sie dich mir vor-zieht? Hast du sie
bereits gefragt-T
Der gutmütige Riese senkte den
Kan wie ein betrübtes Kind und
sagte leise: »Ja,Fredrit. Jch paßte
varqestern, als du zu Hause an der
schweren Kolit trank lagst, dick-Gelegen
beit ab Jah, sieh alter Junge!
Sie muizte doch selbst die Wahl tressen
und
». .. und fie hätte niemals einen
netteren und berzlirberen Riesen wäh
len tönnen als dicht« rief der Lehrer
plötzlich und driiclte die Hand des Ka
meraden. »Aber du begreifst, Anton,
wenn man das Gliick seines Lebens
rettungslos zertrümmert sieht-«
Seine Stimme zitterte, und das
schöne Gesicht wurde durch fchmerzvolle
Zuckungen verzerrt·
Der Kamerad legte feinen kräftigen
Arm um feinenHals und seufzte: »Ar
mer Junge! Ich beareife nicht« loie sie
an mir mehr Gefallen finden lonnte . .
aber sei nicht bös auf uns, Frebril
n!«
So gebrochen arlina war, mußte
er doch faft iiber s Freundes Endli
che, gutherzige Angst lachen.
Am friihen Morgen wurde Mutter
Anna Stina durch Tritte und Unruhe
oben im Zimmer der Herren aufge
weckt. Es war ber Lehrer, der feine
Sachen einpacktr.
Um acht Uhr war er fertig und eilte
auf den Hof hinab aus dein stickiaen
Raume, »urn Luft zu sei-worden« und
sich unach der Anftrenauna abzuliih
len«. Sein Herz schnürte sich zufam
men, als er die Pforte fah· an der er
am ersten Tage gestanden, die Pforte
zu dem Heim, das während drei Wo
chen fitr ihn ein Paradies gewesen war,
die Veranda, die Laube, der Garten,
alles, alles holde, erinnerungsreiche
Pliiset
»Ach, sehen Sie Herr Doktor-, schon
so früh aus! Guten Morgens« ertönte
eine llare, frohe Stimme hinter ihm,
und da ftand Therese Hallner plötzlich
an seiner Seite, maraeufrisch und
holt-, strahlend in Lenzfreude und Lie
besgliirt So hatte sie noch niemals
aus-gesehen Sie war jetzt offenbar der
Lebensfreude aetviß . . .
Er griißte und wandte ihr fein Ges
ficht zu.
»Was ist Ihnen? Sind sie lrani?'«
»Ich fiilsle mich vollkommen wohl,
Fräulein Hallner, und freue mich, Sie
fo früh getroffen zu haben. Andern
falls hätte ich meinen . . . den Dozen
ten Karten bitten müssen, Ihnen mei
nen dankbaren Abschiedsgrusz zu liber
brinaem Zwinaende Umstände nöti
gen mich nämlich. in zweiStunden den
Ort zu rserlasfen.«
Sie sah bestiirzt und traurig aus,
und ihre Stimme zitterte, ais sie sag
te:
»So bald . . . Es ist wohl . . . es ist
wohl . . . angenehm fiir Sie,diefen stil
len Ort zu verlassen. alvr wir . . ."
Stauden da nicht Tränen in ihren
Augen! Armer Anton! Trotz ihres
Verlöbnisfes mit ihm stand sie nun da
und spielteliomiidie mit seinem Freun
de und Kameraden. Er antwortete
mit hartem Klana in der Stimme:
»Ja, es gut, sich wieder von alten
Freunden umgeben zu sehen, die viel
leicht nicht sehr freundlich und nicht
fehr liebenswürdig find, nber auf deren
Gefühle, Worte und Blicke man bauen
kann, Fräulein Hallner. Aufrichtige
Leute, die nicht mit einem spielen.«
»Was meinen Siest« stammelte sie
und griff nach dem Türpfosten, um iieh
aurecht zu halten.
»Ich meine, es ist nun hohe Zeit,
mich fiir all die Ariigieit und Gast
greundfchaft während dieser Zeit zu be
anlen. Meinen ehrfurchtsvollen Gruft
Ihrer Frau Mutter! LebenSie wohlt«
Der Lehrer Fretsrid Harling brachte
teine alte Mutter zur Verzweiflung,
als er aan plößlieh heimkehrte. Er
sagte. fein eben wäre zerstört und
riisonuierte darüber-, dasi nicht alle sei
ne Pliitthemden rein waren, wo er iehi
gerade ins Ausland reisen wollte. Er
iauste zwei Jägerhemden, die er bisher
«nicht hätte tranen lönnen«, und sagte,
er wollte Urlaub bis zum herbft nach
—
suchen und ließ sich einenPasz für ganz
Europa augstellen und seufzte und
wars sich in den Nächten aus seinem
Bette herum.
Am dritten Tage kam dann endlich
! det Telegeaphenboote mit einem Tele
s aecmm an Fredrit. Als Ffedtii das
Jelegramm gelesen hatte, iain et damit
s in dee Hand hinein, lachte und weinte,
» drückte die Alte an sich, daß ihr sait
der Atem verging, fragte, ob sie ihm
verzeihen könne, tanzte mit ihr herum
und sprang dann . . . aus die Türe
zu.
Das Telegtamm ließ ee im Entree
saus den Boden fallen. Seine Mutte:
hob es aus, putzte ihre Brille und lac
,,Feau Hallner soll ich haben. Komm
sogleich her, du Hansnatu sonst trau:
ekt sich daSMätschen eine Schwindsucht
an und stirbt. Jcb wußte nicht« daß du
dem Kindchen nachsptangstt Anton.«
»Ich verstehe das Teleatannn gar
nicht, erdrit,« sagte die Mutter-, als
et wieder hereiniann »Was ist das fiie
ein Kind?«
«Das ist ein kleines Mädchen, das
sich so surchtbar sitt Geoloaie interes:
liert. Es ist die Rede davon, ob wir
beide zusammen geiindlicb den Stein
»der Weisen suchen sollen," sagte der
; Lehrer.
i
i
I Schon seit langer Zeit herrscht un
ter den Seeleuten der Gebrauch, Nach
« richten über ihr und ihres Fahrzeug-s
i Schicksal, die sie aus andere Weise zu »
"iibermitteln außerstande sind, einem l
’ Stück Papier anzuvertrauen, um et- l
;alsdann, in einer Flasche verschlossen,
sden Wellen zur Beförderung zu über
i geben. Auf diese Weise ist schon man- I
sckes Dunkel über verschollen gebliebene
Schiffe gelüstet worden. Jn neuerer
Zeit hat man diese «Flaschenposten«
aber auch in den Dienst der Wissen- I
schaften gestellt, indem man sie ausgie- I
big und zielbewußt zur Erforschung
der Meeresströmungen braust. Man
wollte die Richtung jener grvßMAdern
kennen lernen, welche die Ozeane mich
verschiedenen himmelsgegenden hin
ldurchzielsen und Bewegung und Leben
tin die unendlichen Wassernmsfen brin
fgen. Zu diesem Zwecke verteilen die
shydrographischen Institute, wie zum
jBeispiel die Deutsche Seewarte s,u
;.f,)amburg, an die Schiffskapitäne »stei
Ltel mit der Weisung, sie an bestimmten
Stellen der Ozeane in Flaschen gestcett
iiberBord zu werfen, nachdem Zeit nnd
Ort der Aussetzung sowie der Name
des Schiffes, von dem sie ausgesetzt
» wurden, daraus vermerlt sind. Außer-·
l dem befindet sich auf dein Zettel eine
steiussorderung an den Finder, jenen
unter Angabe des Ortes und der Hut
der Auffindung an das nächste Konska
lat oder an die erste beste Hasenbehtsree
Ieinzusenben Wird nun eine sclae
Finschenvost irgendwo ausgesiscl)i, so
läßt sich aus dem Zeitunterschiede int
schen der Absertigung und dem Auf
sinden, sowie aus der Ortsentsernung
ein Schluß ans die Richtung nnd Die
Stätte der Strömungen gewinnen, vie
in dem in Betracht tominendentjlieer29.
Jnteressante Flaschknpost« i
1
tene herrschen.
Auf diese Weise ist manches zur lik
weiterung unserer Kenntnisse derttutzp
de und Strömungen der Ozeane ac
schehen, da die Flaschenposten die Mich
tigteit der im allgemeinen durch astro
nomische Bestimmungen festgestellten
Ergebnisse teilweise beftätigten. Aller
dings muß bei den Berechnungen unI
Schlußfolgerungen die äußerste Vor
sicht angewendet und allen mitwirken
den Kräften Rechnung getragen wer
den, da man sonst leicht zu falschcn
Schlüssen gelangt. Namentlich muß
man dabei Rücksicht auf Wind und
Seegang nehmen, weil dadurch derWeg
der Flasche wesentlich beeinflußt wer-·
den kann. Auch ist zu berücksichtigen,
ob ste sofort aufgefunden wurde oder
schon länger am Strande gelegen hat.
Es sind dies Mängel, die man leider
nicht abstellen kann; trotzdem ist dies
bitt jetzt der beste Weg, die Richtng
und Geschwindigkeit der Meere-Hinb
n2ungen zu messen. Leider kommen bei
weitem nicht alle Flaschenposten wieder
zum Vorschein; denn es wirlen hierbei
so mancherlei Umstände mit, daß man .
sich über diefe Tatsache nicht wundern .
darf. Man bedenke nur, welchen Ge
fahren solch ein zerbrechlichesFahrzeug
ausgesetzt ist, wenn es auf den vorn
Sturm gepeitschten Wogen einher
treibt; jeder Eiöberg, jede schroffe Rü
ste vermögen ihm den Untergang zu
bereiten. Manches wird auch wohl von
einer schwachen Driftströmung erfaßt,
so daß es Jahrzehnte in unbesahrenen
Gewässern des Ozeans kreist und nur
durch den Zufall endlich wieder einer
bewohnten Küste zutreibt, wohlgetnerkt
einer von ziviltsierten Völkern bewohn
ten, denn viele mögen auch an unwirk
tatenGestaden oder sonstwie ihren Un
tergang finden.
Jn Anbetracht dieses Umstandes ist
ei- doppelt erfreulich, wenn ab und zu
ter Zettel einer Flaschenpost, versehen
mit den gewünschten Notizem an die
richtige Adresse gelangt. Dabei ist es
interessant, welche Wege manche Fla
schenposten eingeschlagen haben. So
wurde vor sast fünfzig Jahren eine im
Austrage des Geheimrats Dr. Ner
meyer von der »Norsolt« unter 50n
sto« südlicher Breite und 66" 16' west
licher Länge von Greentvich, nachdem
Lag Schiff mithin im Südntlantischen
Ozean eben den Meridian von Kpr
Horn passiert hatte, den Wellen anver
traut; ihr Zettel larn dem genannten
Herrn, mit den nötigen Angaben ve:
sehen, von Australien wieder zu, wo
inan die Flasche aus dem sandigen Ge
stade in der Nähe von Yarnhuccsin ZU»
BU· südlicher Breite und 142" Il« ost- -
Iicher Länge gesunden hatte· Ohne
Zweifel war die Flasche von der soge
nannten read-yoorner-Stromung, 40
tis 50 Meilen am Tag zurücklegenb,
eine gute Strecke in den Südatlantii
sck,en Ozean hinaus-geführt worden,
wobei aber auch zugleich von der in den
Wintermonaten stärteren La Plato
Etriimung verhindert wurde, daß sie
nach niederen geographischen Breiten
gelangte. Darauf mag sie geraume
Zeit in der eissreien, von Seetang um
gürteten Gegend unter dem Einflusse
der nordästlichen antarttischen Drift
berumgetrieben sein, bis sie durch einen
glücklichen Zufall und günstige Winde
in das Bereich jener Strömung kam,
die südlich vom Kap der Guten Hofs
nnng nach Osten fließt. Diese hat
skcllenweise«eine tägliche Bewegung von
Z« bis 85 Seemeilen und vermochte die
Flasche nach den Ufern Australiens zu
führen.
Die kürzeste Entfernung auf dieser
wahrscheinlichen Reise vom Kap Hoorn
bis zum Fundorte beträgt 9600 Mei
len, während die wirklich kürzeste Ent
fernung zwischen den beiden Orten nur
halb so grosz ist. Dieser letzteren aber
konnte die Flasche unmöglich gefolgt
sein, weil Strömungen, Eis und die
Gestaltung des anttarttischen Konti
nents dies nicht gestattet bäten. Neh
men wir nun mit Dr. Neumeyer an,
dasz die ersten tausend Meilen in 25
Tagen zurückgelegt wurden, daß sie
ferner die letzten 5400 Meilen, von
dem Puntte, wo sie die Strömung nach
Osten berührte, bis Australien mit ei
wa zwanzig Meilen jeden Tag zurück
legte, so bleiben noch 765 Tage für die
Zeit innerhalb der antarttifchen Drisi,
die sie mithord- und Siidtvärtsziehea
verbrachte, bis sie endlich so lveit nach
Osten vorgerückt war, daß das im
Sevtember 1866 nordwärts ziehende
Eis sie jener Ostströmung zuführen
konnte. Die Flasche lvnnte übrigens
nicht lange am Gestade bei Yambuct
gelegen haben, da dieses häufig von
Menschen besucht wird, die sie gesehen
hätten; so vermag man die durch
schnittliche tägliche Schnelligkeit auf
ungefähr neun Seemeilen zu berechnen.
Diese Annahme wird einigermaßen
bestätigt durch ein Seitenstiick ans dein
Südlichen Ozean. Der ameritanische
Walfischsahrer »Pazifit« fand im
April 1861 in der Nähe der Chathanis
inseln, also 4:.3«« 48' südlicher Breite
und 178·« 56' westlicher Länge, ein
Faß mit Walfischtran, das nach Zei
chen und Schrift dem Schiffe ,,Elh«
gehört hatte. Dieses Schiff war aber
imNovember 1850 an der Macdonald
gruppe, in 53" siidlicher Breite und 780
östlicher Länge gescheitert; es zeigte sich
also, daß jenes Faß in 510 Tagen
4380 Meilen zurückgelegt hatte, was
eine-tägliche Geschwindigkeit von 8.5
Meilen ergibt, mithin nahezu dieselbe,
die vorhin bei der Flasche berechnet
wurde. Das Faß mußte im Süden
vcsn Tasmania und Neuseeland, nach
dem es die Aequatorialstriimung im
Westen dieses letzteren Landes glücklich
überwunden, zu dem-Orte gelangt sein,
wo es gesunden wurde.
Nimmt man diese beiden Wege zu
sammen, so haben wir eineEntsernung
von 13,980 Meilen, die ungefähr die
Länge einer Flaschenreise um die Welt
in jenen Gegenden darstellen würde.
Da auch von Chatharn Jsland bis
Kap Hoorn die Schwierigkeiten, das
Eis etwa abgerechnet, taum größer
sein dürften, als auf der von der Fla- J
sche durchreisten Strecke, so darf man
HIVohl annehmen, daß unter günstigen
lBedingungen eine solche Flasche die
lNeise um die Welt von Kap Hoorn bis
szur Südwesttiiste Ameritas in etwa
vier Jahren und dreiundneunzig Ta
gen vollbringen tönnte.
Ein anderes lehrreiches und interes
santes Beispiel bietet eine Flaschenposi,
die am 15. Juni 1896 amStrande von
Watling Island gefunden wurde, der
Insel, auf der Kolumbut bei seiner
--- —-——
Entdecckungsreise zuerst gelandet sein
soll. Sie war, wie aus dem Zettel her
vorging, am 30. Juli 1892 in 40"
nördlicher Breite und 620 westlich-er
Länge, also etwa 600 Meilen östlich
von New York, von dem Schiffe »Sa
palio« ausgesetzt worden. Auch diese
Flasche tann nicht auf dem geraden
Wege nach dem Auffindungsorte ge
langt sein. Sie muß sich vielmehr mit
den vorherrschenden Strömungen zu
nächst gegen Europa gewendet haben;
dann wanderte sie an der spanisch-por
tugiesischen Küste entlang nach Süden,
bis sie an der afritanischen Küste nahe
dem Aequator in den auf die brafilia
nische Küste hinleitenden äquatorialen
Rückstrorn gelangte, und weiter an den
Antillen vorbei nach der Ausfindungs
stelle getragen wurde. Zu dieser Rund
rcise durch den Atlantischen Ozean hat
sie ungefähr vier Jahre gebraucht, vor
ausgesetzt, daß sie sofort nach dem An
spiilen gefunden wurde.
Eiee neuer Wes zur Hemmt-Ums
per Schlasoflgtew
Das beste Mittel gegen Schlaflosig
leit war bisher das, das jener Jrliin
der einem Freunde, der durchaus nicht
schlafen konnte, empfahl: ,,Leg’ dich
schlafen und dent’ nicht ans Schlafen.«
Wie schlafen wir? Wie schläfert
Mutter Natur unser Bewußtsein ein?
Zu allererst schlägt sie die Zentren
urferes Körpers, von denen aus unser
Muslelsystem regiert wird, in ihren
Bann, und zwar so, daß eine Muskel
gruppe nach der anderen allmählich
ihre Tätigkeit einstellt. Jn regel
mäßiger Folge reiben sich dann die
verschiedenen Geisteslräfte ihnen an.
Die Aufmerksamkeit und die Urteils
föhigleit verlieren wir zunächst, dann
schwindet das Gedächtnis-, und die sich
selbst überlassene Einbildungslraft
trandert ins Weite. Je näher der
süße, lebenspendende Schlaf riiclt,
destrtveniger beherrschen Zeit und
Raum die Gedanken. Dann kommen
die Sinne an die Reihe, das Gesicht
macht den Anfang, — die Augenlider
schließen sich und der Augapsel dreht
sich nach oben und nach innen, als«
irslol e er vor dem Lichte flüchten.
Sodann folgen die Ohren — das
Gehör schwindet. Das Herz schlägN
langsamer und der Atem geht ruhiger. i
Jn der Nacht macht das Herz in der;
Minute weniger Schläge als am i
Tage, und das Atmen ist nicht nur
langsamer, sondern auch weniger tief,
als wenn wir wachen. Allmählich hat
der Schlaf über die Natur gesiegt, und
alle Sorgen find Vergessen. .
Der erste Schlaf ist der gesiindeste:
nale der ersten Stunde läszt der Schlaf
allmählich nach, daher auch das Ange
nehme und strafiigenoe aeg Veneoien
,,Viertelstiindchens« nach Tisch. Ueber
die Dauer des Schlafes hat die Natur I
teine bestimmten Regeln aufgestellt, f
Männer brauckxen indessen weniger f
Schlaf als Frauen. Der Schlaf sollte
gerade so lange dauern, daß, wenn
man fich morgens nach dem Erwachen f
gedehnt und gestreclt hat, man sichs
rann frisch genug fühlt, an das Tage-« i
nierk zu gehen. I
Wie wichtig ein gesunder Schlaf ist,
mag man aus der zuverlässigen An
gabe entnehmen, daß fünf Nächte, die»
ohixe jeden Schlaf verbracht tve·rden,
den Tod herbeiführen können, und
zwei folcher Nächte bereits genügen,
unt Halluzinationen, Gedächtnis
fcl—wäche und allerlei andere Beschwer- !
den hervorzurusen. Die Schlaflosig-E
tkit gibt zu eriennen, daß im menschli
chen Körper etwas nicht ganz in Ord
rnng ift —-— was, aber pflegt nicht im
mer ganz klar zu fein. Wer einen ge
funden Schlaf haben will, der tut gut,
dem Vorgehen der Natur bei der Be
täubung des Bewußtseins zu folgen,
und Mittel hierzu gibt Dr. Aler
Brhce in einer englischen, wissenschaft
lichen Zufchrift an. Nach ihm ist voll
kommene Ruhe aller Muskeln wesent
lich. wenn Schlaf kommen foll. Nicht
deuten wollen, heißt gerade den Geist
zum Denken anregen. Die Zentren
der Bewegung und feine Aufmerksam
keit suche man außer Tätigkeit zu fet
zen, dann wird der Schlaf schon von
selbft fich einstellen.
Folgendes foll man nach dem Rate
des englifcken Arztes tun: Jm Bette
nehme man die — möglichst bequemfte
Lage ein, das ift gewöhnlich die auf
der rechten Seite, die Knie halte man
ein klein wenig gebeugt; dann schließe
wan die Augen.
Dann suche man noch andere Mus
keln einzufchläfern, und zwar die der
Fiiße, Beine, Schenkel und Arme; man
stelle sich vor, daß diese Gliedmaßen
schlrere Gewichte sind, die auf dent
Bette lasten, und ferner bilde man sieh
ein, daß die Augen ins Weite nach dem
fernen Horizont ftarren. Bald wird
die Aufmerksamkeit ermatten, das
Denken aufhören und statt, daß die
s—-—
Einliildungskrast ungezügelt si
selbst überlassen bleibt, wird sie siä
auf etwas Beruhigendes richten, und
der Schlaf wird bald kommen.
Ein wenig Uebung gibt bald Ver
vollkommnung in dieser Art, den
Schlaf zu suchen, —- dieser einfachen
Nachahmung des Vorgehens der Na
tur« wie sie den Schlaf spendet. Durch
dieses einfaches Mittel werden viele
hunderte Dosen schädlicher Schlafmit
tel erspart werden.
Jn den Schlafzinunern sollte frische
Luft im Uebermaße vorhanden sein.
Eine höhere Temperatur als 60 Grad
regt die Tätigkeit des Herzens an und
verscheucht somit den Schlaf —- eine
niedrigere Temperatur lä das Blut
zum Herzen dringen und iihrt dadurch
ebenfalls Schlaflofigleit herbei. Am
des-en ist es auf der rechten Seite zu
liegen. Ein Glas heißen Wassers vor
dem Schlafengehen getrunken, soll
Schlaf herbeiführen, ebenso sollen
Aepfel eine einschläfernde Wirkung
haben.
Die deutsche Sprache tn England
D·l«e Westminster-iGazette veröffent
licht einen Aufruf an Eltern und
Männer des öffentlichen Lebens, um
der Vernachlässigung des Deutschen in
den englischen Schulen zu steuern. Die
wahre ,,deutfche Gefahr« so führt der
Artikel aus, habe nichts mit jenen
überhitzten Jnvasionsphantafien zu
tun, sondern sie bestehe darin, daß die
Kenntnis des Deutschen in England
erschreckend abnehme.
Jeder gebildete Deutsche, jedes deut
sche Mädchen aus höheren Stänchy
schreibt das Blatt, verstehe Englisch,
und viele sprechen es wirklich gut. Der
Prozentsatz von Leuten (in England),
die mit Deutschen in ihr-er Mutter
sprache eine freundliche Unterhaltung
pflegen können, nimmt rapid ab. Wie
viele Offiziere des Heeres und der
Marine find augenblicklichimstande,
mit Leichtigkeit Deutsch zu lesen, es
fließend zu sprechen? Wie viele öf
fentliche Redner und Schriftsteller sind
mit dem wahren Geiste Deutschlands
vertraut, den man nur durch die un
mittelbare Kenntnis deutscher Bücher
und Schriften erfassen kann? Der
Autor weiß, daß eine große Anzahl
englischer Gelehrter durch den Mangel
an deutschen Sprachlenntnisfen die
wichtigen Resultate der deutschen
Forschung einfach ignorieren müssen.
Diese Zustände stehen in England
einzig da; Amerika, Frankreich und
besondersSkaudinavien befleißigen sich
des Studiums der deutschen Spractm
Ein Gleiches müsse auch in Englin
und zwar an den englischen Set)n.E-·:,
eintreten, damit man sich mit den
Deutschen direkt verständigen sie lcrs
nen lernen und von ihnen Rat nnd
Erfahrungen annehmen könne, nnd
damit das kommende welanechi »;.t
voller Würdigung der Deutschen nnd
zur gemeinsamen Arbeit mit ihnen
zogenroerden könne
Der Artikel tritt mit Entschiedenkv Ft
dafür ein, daß an allen mittleren i: in
hohen Schulen Englands das- Deutsche
obligatorisch gelehrt werde, nnd re
iiiinpft die Einrichtung, wonach bis-se
die Wahl zwischen Deutsch nnd Latein
freisteht. Aber auch an den Universi:
täten muß die deutsche Sprache iiir
Studierende aller Fakultäten obligata
risch gelehrt weiden.
Endlich meint der Autor, daß ss
fiir die meisten Engländer förderli«s-«r
wäre, weniger Hetzartitel in gewisses-i
Blättern als gute Bücher iiberDeutird
land zu lesen. Der Artikel schliist
mit dem Rijckertfchen Wort:
»Nur Sprachentunde führt zur
Weltverständignna,
Drum sinne spät und früh apf
Sprachenbiindigung.«
Grund zur Sorge.
Ein Tramp kommt in ein Farski
haus und erhält dort, nachdem er esk
nige Arbeiten verrichtet hat, ein Mahl
als Lohn. Die gutmütige Farmerssran
häuft ihm Fleisch, Kartoffeln und Ge
müse auf den Teller, stellt ihm einen
ganzen Apfelpie auf den Tisch, ferner
Käse, Butter und Brot, selbstgetelter
ten Apfelwein und Kassee. Je mehr
sie auftischt, desto mehr verfinstern sich
seine Mienen und schließlich frägt sie
ihn:
»Warum schauen Sie denn so trau
rig drein? Fehlt Jhnen etlvas?«
»Nee, im Gegenteil ich habe
nur eine Angst, daß ich bis obentsin
voll bin, ehe ich Alles essen kann, was
ich gern essen möchte.«·
—
Ju —- fo!
»Na, Mensch, was ist dir denn?«
»Ach, die Zähne tun mir weh.«
»Was? Du hast dir doch lauter
künstliche Zähne machen lassen.«
»Das ists eben, heut' soll ich sie be
zahlen.«