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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (May 3, 1912)
MM MA AMMWWUW MWWW W E Ein Edelmarder Roman von Egbert Takt-sen « (4. FortseiungJ : Herr v. Martens liiehelte sehr sein, Jst-»dem er sagte: »Gewiß, meine gnä diske Fran, aber Pleihenbach stem darin nicht allein. Wendet sich der W des Einen mehr dem Idea ; Iet- n, so der des Anderen dem Rea ; kih den, Ratsrlistischew Dieses Aus Qsandergehen ist so alt wie die Kunst, aber nicht zum Schaden der Kunst, sondern zu ihrem Vorteil. Beide Rich nngen sind notwendig, sie korrigie ren einander-, sie ergänzen einander wie in der Natur die zarte Weiblichteit nnd die herbe Männlichieit. Und aus dein Grunde möchte ich Jhnen eher statulierem gnädige Frau, als Sie be dauern, weil Jhr Geschmack nicht im: mer mit dem Jhres Gatten harmo ,niert. Stete Harmonie ist langweilig, der Wohllaut des Dreiklanges berührt - Unser Ohr am angenehmsten nach der Dissonanz des Septimenattords. Und dollsiiindige Harmonie des Geschmackes Därde sie wahrscheinlich einseitig ma chen, man stei ert sich dann gegenseitig im Lohe des · n wie in der gering schänigen Abweisung des Anderen, so aber desiyen Sie in der Verschiedenheit oihrer Ansichten ein Korrektiv, welches Sie Beide vor dem Extrem bewahrt-« Es war Frau v. Pleißenbnch durch aus nicht erwünscht. daß in diesem Augenblick ihr Gemahl den Solon be trat. Er plauderte sich so angenehm mit Herrn v. Mariens-, er gefiel elfr entschieden sehr gut, mit weltmännd schen Formen verband er nach ihrer Ansicht gründlich-: Bildung. Und als ße jetzt die beiden Freunde neben ein ander stehen sah, ihren lleinen hell blonden Mann mit dem hübschen freundlichem aber unbedeutenden G « ficht und Martens’ hochlancierte Ge stalt mit dem zwar nicht so hübschen aher weit geistvolleren ynd energische-— ten Antlix, da empfand sie zum ersten . Male, da ihrem geliebten Max ein ge wisses Etwas abginge, was sie nicht genau desinieren konnte, was sie aber nur ungern an ihm entbehrte. Die Freunde hatten sich begrüßt und Mariens sagte, indem er seinen Plaßß wieder einn-.ihxn: »Mein lieber Plei enbach, ich will Dir nur gestehen, daß ich mit einer sehr großen Bitte zu Dir komme. Jch habe die Absicht, Dich Deiner Frau Gemahlin siirNach mittag und Abend zu entiiihren.« »Und wenn ich den Urlaub dazu serroeigere’i« fragte Dame Georgine Wend, indem sie sich lächelnd aufrich teee, als wolle sie die Empfindung, welche se vorhin in plöhlich überwin men, von sich abschütteln. «Narhmittag und Abend«, meinte Pleißenbach zögernd, wobei sein Blid forschend seine Frau streifte, »das ist allerdings eine lange Zeit, aber wenn ich Dir nühlich sein kann, lieber rennd —-- Georgine, Du könntest nte am Ende auch ohne mich Profes sor Hänsius empsangen --— nicht wahr, liebe Frau? — das ließe sich arran gieren.« Wie unentschieden, ja beinahe zag hcst das Alles klang! Es wäre Geor zkäe viel lieber gewesen, wenn ihr x kurz Fesagt hätte: »Mit oder nhne Urian , liebtest-Kind,«h-ente lasse tch mich nicht zuructyalten »aber oie set Mangel an Entschluß der aus je dem seiner Worte sprach, ärgerte sie, weshalb sie unsreundlicher, als sie ei gentlich beabsichtigen mochte bemerkte: «Hi:insius wollte die Phrotogravhien der Bilder mitbringen, über die er ge stern gesprochen. Aber er tann sie ja auch dalassen und Du kannst sie später ansehen« »Hielleicht bin ich auch bis dahin siebet zurückch lentte Max schnell ein und zu Mariens gewandt setzte er hinzu: »Ja der Tat, lieber Freund, den Nachmittag will ich Dir bewil ligen, aber sür den Abend - - »Min, nein«, siel Georgine ein, »ich will Dich nicht uriiekhalten, auch den Abend mußt u Deinem Freunde schenken Jhr habt Euch so lange nicht gesehen und werdet Euch viel zu er zählen haben." »Das ist allerdings wahr«, stimmte leißenbach bei höchst vergnügt dar ber, daß er so leicht die gewünschte i- Erlaubnis erhielt, deren Bewilligung - er kanns zu hassen gewagt hatte »Wir haben uns mancherlei zu erzählen, und Denn ei Dir also recht ist, liebe Geor L , daß ich Dich so lange allein bleibe ich auch den Abend ausf« , artenö hatte anscheinend vor sich nieder gesehen, aber unter den gesenk ten Augenlidern hervor mehr wie ei Ien beobachtenden Blick aus Georgi W Gesicht gewesen Klar hatte er daraus die wechselnden Gedanken nnd fes-like gelesen, welche ihr Antlih so widerspiegelt MZieht verbeugte ersich lächelnd indem er »Sie mit en gestehen, gnädige n bas- Sie einen äusserst galanten habe-. Selbst einem alten M schenkt er erst dann eine Denn er Sie unt Erlaubnis « ich kann auch sehr träg-ersan -Mkeaeji-Hku«ieoptasseetj ,Yssieezaa:chani,sengiw W Meintest-reich i - »Macht-Tasse Lippen der jungen Frau stahl, von dein Wunsche hervorgerusen wurde, wirklich einmal ihren Mann so starr kspsig und entschlossen zu sehen. oder ob er den Eigensinn ihris Gatten be klagen sollte. Jbre Worte ließen aus das Leßtere schließen, indem sie sagte: »Ja, ja, Max kann in der Tat ab scheulich obstinat sein« aber die Män ner sind eben auch keine Männer, welche sich bei jeder Gelegenheit uin den Finger wickeln lassen -—— West-ce pa5?« Die Worte waren an « «ens ge richtet, dieser jedoch der ..) sebr wohl, daß sie ein Apis ou lerteur siir den gar zu sügsarnen Ehernann sein sollten. Frau v. Pleißenbach schien übrigens das Thema nicht weiter der solgen zu wollen, denn sie subt, ohne eine Erwiederung abzuwarten, sort: .Aber was werden die Herren heute! Nachmittag unternehmen-« ! »Ich wollte Meißenbach einen Spa zierritt dorschlagen«, antwortete Mar iens. »Es plaudert sich dabei so behag lich und außerdem lerne ich so aus die angenehmste Weise die Umgebung der Stadt kennen.« Man sprach noch einige Zeit über den Charakter dieser Umgebung, dann empfahl sich Herr v. Mariens und entfernte sich mit dem Bewußtsein, nicht nur auf Frau don Pleißenbach einen angenehmen Eindruck gemacht, sondern auch einen tiesen Blick in das Verhältnis der beiden jungen Ebeleute geworfen zu haben. » , ....-—— 5. Ostburger Studien. Der Tag verging entsprechend dem Programm, welches Marter-is arn Morgen entworfen. Er ritt mit Blei ßendach spazieren und nahm dann »mit dem Freunde ein Gouter in ei nem Restaurant ein« in welchem sich die elegante herrenwekt Ostburgs zu treffen pflegte. Dort machte er die Bekanntschaft mehrerer- Kameraden Pleißenbach’s, eine Bekanntschaft, welche ini Cirkug sortgeseht wurde, wo Marths durch sein sicheres Urteil über Pferde und Reiter den Beifall der Kaoalleriften erwarb. Nach der Vorstellung proponierte ein älterer Rittmeifter, Graf Zeck, im Offizierskasino zu soupieren. Die Ostburger Kürassiere galten sonst für sehr exklusiv, aber herr von Mariens, welcher von einein Regimentskatnerw den eingeführt und in der Absicht nach Ostburg gekommen war, sich in der Provin anzutaufen, wurde selbstver ständli auf die liebenswürdigste Weise aufgefordert, sich anzuschließen Lieutenant Pleißenbach zog sich aller dings zurück, er werde zu Haus erwar tet behauptete er, aber Mariens folgte der Aufforderung mit großer Bereit willigkeit. Das Kasino der Kürassiere toar ein sehr elegantes Etablifsement, entspre chend der Bornehinheit und dein Reich tum des Reginienti. An einen präch tigen Speisesaal, in Eichenholz insb liert und geschmückt mit den lebens großen Bildnisfen des kaiserlichen Kriegzherrn und des herrschet-z eines mächtigen Racliiurrr-eichei,4 des Cjefs » des Argument-, fowte mit oen Por trätq einiger berühmter Reitergenei rale, welche in Beziehungen zum Regi ment ftanden, teils aus ihm hervorge gangen waren, teils dasselbe zeitweise kommandiert hatten, stießen zwei be hagliche Spiel- und Konversationss räume und ein größeres Billardzim mer· Trotzdem wurde das Kasino nicht viel besucht, abgesehen von der Dinerftunde, welche die unverheirate ten foiziere hier versammelte, und den feftftehenden Regimentöabenden waren es nur die Aelteren unter den Mitgliedern des Korpz, welche hier verkehrten. Die jüngeren Offiziere entflohen gern dein ewigen »Unterwe fein« und suchten lieber weniger ele gante Lotale auf, in denen sie auch noch andere Gesellschaft fanden. Auch heute trafen die vom Cirlus kommenden herren in den luxuriiis eingerichteten, behaglich durchwärmten und glänzend erleuchteten Räumen nur einen einzigen Gast, den Regi mentMUdjutanten v. Walfing, von feinen Kameraden wegen feiner auf fallenden Körperliinge »der lange Jfrasel« genannt. - »Heute früher die Ehre, mit einem herrn Jhrez Namens in einem NR ment zu stehen«, fchnarrte derselbe im unt-erkennbaren Berliner Gardeton, als er mit Mariens bekannt gemacht wurde, »vielleicht Verwandter von Ihnen jewefenli« »Ja welchem Regiment war basi« fragte Watte-It « »Bei den vierten Körassieren·« .Wenn ich nicht irre, stand mein· Vetter vor zwei Jahren bei dem Re-’ gimt·« J »Nun fa, ’i war fo um die Fett War friiher bei der haunpder’ chenJ Garde du Eorps einer blonderz Schnurrbau, nicht itzt-r grosk ; »Ein-unt Alles bis auf das Le te.« »Weißt-g hält alle Leute file i in, Held nicht fo lang find alt er', warf cra M ein. O -das«wtll ich nicht unterfchreiben. ges-see rege-m rem- iesu sei-J welches einen so langen Adjutanten besitzt«, vollendete der Graf. »Auf das Gewimmel unter Dir Scheust Du stolz grob von Deinem ter«, rizitierte ein anderer Offizikks Wes jugendliches schmales Gesicht durch die nach neuester Mode in dir Stirne ge tiiinrnten und in der Mitte gescheites ten Haare etwas Mädchenhaftes et hielt. »A, propos Tier, Walsinx wann willst Du denn Deinen Fuchs anglifieren lassen?« ’ «Gar nicht«,- erwiederte der Adia -tant kurz, »ich tann die Mode nicht leiden.« »Mein muß ich anen beiftiminen«. meint-e Martens, .diefe anglisierten Pferdeschwänze sind nicht allein höh lich, sondern auch unprattisch Ja. es ist geradezu eine Grausamkeit« die ar men Tiere durch diese Operation des einzigen Mittels zu berauben, sich der Fliegen u erwehren« «’S i nun einmal Mode«, sagte grfefiherr v. Krall achselzuckend, der rchizier mit dem miidchenhaften Se-« r t. »Ich habe mich auch lange dagegenj gesträubt«, stimmte Graf Zeck bei,« »denn irn Grunde finde ich die Modes ebenfalls häßlich. Aber schon der1 Gleichmäßigkeit iin Regiment wegeni muß man mitmachen. Du wirst auch daran glauben müssen, Walting, als Yn uns gestern degegnetest,-li3ß der Brtgavier so ein paar Worte satte-ex Der Adjutant zuckte stumm die Achseln, die anderen Herren setzten sich zum Essen nnd Gras Zeck meinte, zu Martens gewandt: »Es ist doch scha de, daß Pteißenbach nicht mitgeben men ist. Sie kennen ihnja von seit her. War er denn immer so Mit-N »Durchans nicht«, entgegnete der Gesragte. »Im Gegenteil war er im mer zu allen lustigen Streichen ausge legt, ja ost der Anstister der grsßten Tollheiten.' »Dann hat er sich nach der betont sehr verändert«, bemerkte Baron Krall. »Dein-ten ist gut, aber Nichtheiras ten ist besser«, ries oet ijutant vorn Kamin herüber, too er seine Cigarre tauchte. »Ja-now Pferd, der ,Agamemnon’ vom Pleißenbach«, meinte Krall, »dabe große Lust, ihn gegen meine ,Diana’ zu tauschen, aber er verlangt, ich soll siinszig Kronen Frass legen.« »Iünszig Kronen —- das ist nicht viel«, sagte Zett, »der ,Agamemnon’ ist ein echtes Rassepsertz von ,Souverain' aus ,der Jnvincibte’.« »daß BUT urkundlich, Grati« sragte Walsing. Der Rittrneister nickte wiirdevoll und Martens bemettte: »Der Gaul ist in der Tat magnisique. Jch habe ihn heute Nachmittag geritten « siiperbes Pfui-P Gras Zeit machte eine zustimmende Verbeugung, er hatte Martens heute Nachmittag oorbeireiten sehen und sich über dessen elegante Faltung und tron aller Ronchalanee cheren Siy ge rent »Was sagst Du denn zu dem neue sten Fähnrichstreich, Gras?« rief der Adjutant vom Kamin herüber. »Ich danke Gott, daß die beiden leichtsinnigen Burschen nicht in meiner Schwadron sind", meinte der Nittmei ster mit einem Achselzucken. »Der Herr Vicetvachtmeister v. Birzowåki ist natürlich wieder der An stister«, wars Freiherr v. Krall ein. Ueber Matten-T Gesicht zuckte es bei der Nennung des Namens wie ein Blitz, aber er beugte sich ties aus sei nen Teller hinunter und beschiistigte sich eifrig mit dem Tranchieren eines Kapaunslügelö. »Natürlich«, stimmte der Adjutnnt det lehten Aeußerung bei, »aber unser guter Jlten muß die Suppe mit aus essen. Die Geschichte wird ihm die Aussicht aus die Epaulettes tosten.« »Dieser Birzotviti hat sein Freiwili ligenjahr bei unserem Regirnent abge dient«, wandte sich Gras Zeck eriiiirend zu Mariens, »und ist je t zur Probe eingezogen, ob er zum eserve:Ossi zier zu brauchen ist·« »Jch habe ej dein Kommandeur vor hergesagt, wie die Probe ausfallen würde«, bemerite Waising weise, »aber —L.ein sehr verständliches Achselzucken vollendete den Sas. »Ein gewandter Mensch ist er aber doch«, warf Baron Krall ein. »Er hat den Teufel im Leibe«, rief der Adjutani. »Ist er von den Birzowstis auf Wolnok fragte Martent »Alle-wire und ebenso übermütig und unbänd g wie die ganze Familie«, erwiederte Gras Zeit »Sein neuester Streich charakterisiert ihn am besten. Mit einem feiner Kumpane —- un ere ? hnriche schwärmen natürlich lle f r thn —- kotnmt er heute in der ersien sMorgensrähe vom Stalldtenst äuriich iWie ei der November mit sich ringt, iisi es um die Zeit noch ganz ftn er Iund diese Danielheit benii die til : den c , i lder , i XII-M M Ei »Mit s stehen wu en, vor die ,Stadt Peters sgsksums Wes-W it- Derm mir com-aiment um«-« Z zogenekn Pallasch als Posten davor. Ali es hell und das dotel geöffnet wird erregt dies Arrangement natür lich das größte Aufsehen und der Mira gerät in sreudige Bestiir rang. als d beiden Posten ihm aus sragen rnit teilen, Seine Königliche Hoheit. Bring Karl Eduiard der Generalinspelteur der Kavalierir. werde mit deinSchnelI zug uni acht Uhr von Breslau erwar tet und in der ,Stadt Petersburg’ ab steigen. Dieselbe Antwort erhalten vorübergehende Ossiziere, das Geriicht durchlöust mit Blihesschnelle dieStadt und versetzt die ganze Garnison in die größte Ausregung Niemand hat von dem hohen Besuch vorher etwas ge wußt. das General-Komrnando schickt zum Zwangs-Gouvernement und ebenso umgetehrt, wie die Sache zu sarnrnenhinge, ihnen sei nichts von der Intunst des Prinzen betannt. Jn dessen kommandiert Birzotvsli kalt liichelnd: Gewehr ein Rechts um — - Marsch -— und zieht rnit seinem Schildtnappen ab. Als die Adjistam ten vom, General-Kommando und Gouvernement atemlos herbeigestiirzt kommen, sind die rnysteriiisen Posten schon wieder verschwunden, nur die Schilderhiiuser stehen noch da. Jeyt geht das Fragen und Hin- und her reden erst recht los, selbstverständlich wird eine Untersuchung eingeleitet. die Spur weist aus unser Reginient und das Ende von der Geschichte ist die Entdeckung der beiden Missetäter. welche lolossal vergniigt iiber ihren Geniesireich in Birzowclii Wohnung bei einein damvsenden Punsch ange trossen werden« .Hiichst wahrscheinlich werden wir heute Abend noch das Vergnügen ha ben, sie hier usehen« , schnarrte Wal sing, rzornmandeur hat ihnen einstweilen streng verboten. ein ande res Lokal als das Kasino zu be suchen.« «uno ed noch oas zuor- seinenweunoe - - entflohn Da hörte man dieBesiiitigung schon—-« dellamierte Baron Krall, indem er mit einer Kopsbewegung nach der Tür deu ttete, hinter welcher Säbelrasseln und Sporenllirren laut wurden. Die beiden jungen Leute, denen sich dieselbe sent öffnete, boten einen äußerst verschiedenen Anblick. Der Voranteetende war eine robuste, unter setzte Figur, aus deren Stiernacken und lur ein halt ein sasi oiereckiger Kopf sae. Das blonde Haar war so kurz als möglich geschoren, die Stirne niedrig. die schmalgeschlitzten grauen Augen lebhaft und intelligent. um die vollen Lippen des sinnlichen Mundes lag ein gutmütiger Zug, welchem eine leichte Dosii Spott beigemischt war. Anziehend wirkte die ganze Erschei nung nicht, aber sie machte einen ent schieden otiginellen Eindruck. Sein Begleiter dagegen war durchaus Scha blone, lang, dünn, ein sadeg, blasses Gesicht, aui dem nur zu deutlich das sloite Leben zu lesen war, welches sein Besiyer führte. Die Eintretenden begrüßten bissi sellschast in stratnmer, dienstlicher tung, indem sie llirrend die Absähe ge aen einander schlugen, woraus die Os- L fiziere mit einein taum bemerlbarens Kopfnicken antworteten. Dann nah-« men sie an einem entfernteren Tische Plah und herr o. Birzowsti —- er war der Gedrangenere der Beiden befieer ostentativ bei der bedienenden Ordonnanz das Schachspiel und eine Flasche Selterswasser. Von den an deren herren wurde ihnen weiter teine Beachtung geschentt, jedoch wollte die Unterhaltung ·cht wieder so recht in Fluß kommen. Baron Krall propo nierte eine Partie L’hombre, aber Mariens bat, ihn zu entschuldigen, et sei zu ermüdet, würde aber ein ande res Mal rnit dein größten Vergnügen sich an einem kleinen Jeu beteiligen. »Es wird uns sehr angenehm sein wenn Sie uns häufiger hier aufsuchen wollen«, sagte Graf Zeit freundlich, als sich Mariens empfahl, und der lange Adjutant fügte einige zustim mende Worte bei. Baron Krall erbot sich sogar, falls Mariens über den Weg- nach feinem otel zweifelhaft fein sollte, ihn eine trecke zu beglei ten, aber dieser lehnte mit der Ver sicherung ab. durchaus genügend orien tirt zu fein. »So fehen also diese Birzowslis aus«, dachte Martens, als esdas Ka sino verließ, «imrnerhin angenehm, das ich die Raer ’mal habe lennen lernen. Auch sonft bin ich mit dein Abend zufrieden; aus diese Weise wer de ich hier in dein guten thburg bald heimisch fein. Jest aber wird es auch die höchste it, um meinen Trunleni bold von renzwsichter aussusuchen Run, je später der Abend. desto either der Rau ch. Wüste ich nur er , wi der Edle sich seinen Affen tauft.« Mit großen Schritten ging Mar tens til-er den freien Plat, aus wel chem der.cirius stand, die Brücken lttrase hinunter, dein luffe zu. Arn fer deflselben ogen ch eine Strecke sen zhsle n. die Flöbet pflegte hiee i e mächt gen Stämme ein«-Land treiben, es war ur Rachtäit eine » se use-schenken zagend arten teat in die tiefen Schatten des hoch Msgegapelten Vol-ex m fein Jaauet von elegantem dunkelblauen Doubles ftoff aus, welches er noch vom Spa zierritt des Nachmittags her trua und wandte dasselbe auf die andere Seite. Das Kleidungsstiick veränderte sich da durch mertwiirdig, es erschien seit als eine graue Juppe mit defettem, gesi nem Besah und Hornlnöpfem von de nen auch wohl hie und da einer zer brochen war oder ganz fehlte. Rach dem Mariens es wieder angezogen, holte er aus der Tasche eine alte Milis tiirmühe ohne Schirm hervor, welche er an Stelle feines feinen Cylinder hute5, den er unter dern holz depe nierte. auf den Kon feste. Dann entledigte er sich der eleganten, hellen Glaces, legte dieselbe zum hut und Frifs mit den bloßen hönden eitel rchtslos in den tiefen Schmuh, wel cher den Boden bedeckte. Mittelst des selben beschmierte er die hohen Reit ftiefel von glänzendem Lackleden wel che er ebenfalls noch vom Nachmittag an den Füßen hatte, bis oben hinauf und wischte die hände darauf an der Juppe ab, jedoch fo. daß immerhin noch Schmutz genug daran tleben blieb, um die ariftotratifche- weiße, wohlgepflegte Haut zu verbergen Auch der sashionable bemdtragen und die modifche Firavatte wurden ent fernt und iiber die bis oben hin ge schlossene Juppe ein baumwollenes buntes Tuch um den hals geschlungen Und als Mariens sent noch eine lurze Pfeife hervorzog und in Brand feste, wiirde wohl Niemand in ihm den ele: ganten Kavalier wiederertannt haben, welcher noch vor einer halben Stunde im sashionabelsien Lolale Oftburgs mit den extlusioen KürafsiersOffizie ren geplaudert hatte. . Jn lässiger haltung schlenderte er iibee die menschenleere Brücke und die ebenso stille, breite Friederilenstrasze hinunter bis zu der Schnapstneipe, in welcher er gesiern Abend seinen jungen Schüsling Brod und Wurst hatte tau fen lassen. ute betrat er felbst die Boutiaue, lie lich an einem Tisch nies der und bestellte einen DoppeltiimmeL Prüfend musterte er fodnnn die weni gen Männer« welche die Gesellschaft des Lotals bildeten. Aber die Muste rang schien ihn nicht zu befriedigen. er klopfte seine Pfeife aus« stopfte sich eine neue, brannte sie an und verliess. nachdem er den Schnaps bezahlt, fchlendernd und nachlössig, wie er ein getreten, die Wirtschaft. Gortsehung solgt.) f stse setnndhelutchee Irrt-ein« Allgemein verbreitet ist die Ansicht. daß nur Lnnaentrante lTubertuloset Träger der- gefürchteten Titbertelba zillen sind und dass man sich die Lun genichwindfucht nur durch Vererdung und Ansteetung oder gar durch einen talten Trunk holen könne. Falsch! Auf der Straße, im Zimmer, aus Schritt und Tritt begegnen wir diesen Krani heitserregern und atmen sie ein« aber eine gesunde, ungeschwächte Lunge ist tein Boden für sie, aus dem sie gedeihen und sich weiterentwickeln können. Ent hält die Atemlaft durch Staub und gaifbrmige Verunreinigungen eine Menge Batterien. so werden die schüt-« senden Lvmphdriisen der Lunge ge schädigt, sie können ihre Funttionnicht mehr in vollem Maße ausüben, die - onngen und cchleimhiiute erlranlen, « die Widerstandssähigleit ist gebrochen nnd der Nährboden fiir die Tut-ertele bazillen vorbereitet. Also auch ein ge » sunder Mensch atmet stets Tuberkelbai ; zillen ein, aber sie Tonnen sich in der ; gesunden Lunge nicht weiter-entwickeln Daß die Gefahr wächst, wenn die Luft besonders reich an Kraniheitserregern s ist, wie etwa in der Nähe von Lungen tranten, ist leicht erklärlich, denn in dem Auswurs der Krantem welcher die meisten Keime trägt, die so in die Atemlust gelangen. liegt dieGefahr der Ansteckung. daher das vernünftigeVeri bot des öffentlichen Ausspucleni. Was die Bererbung anlangt, so ist das nicht« wie ei häufig geschieht, so aufzufassen, als ob die Tuberkelbazillen selbst ver erbt würden. nein die schwache Veran lagung, die wenig widerstandsfähige Lunge wird vererbt und damit dieNeis sung zur Lungenschwindsucht. Natur gemäße Lebensweise tann eine schwache Veranlagung störten und träftigemdas Erbiibel so weniger gefährlich machen und so Kinder tubertaloser Eltern vor Siechtum und Tod retten. »Meine Tochter hat sehr viel Verehrer fogat ein Pontia möchte sie heiraten.« .O, meme Tochter bekommt io viel Liebes-briefe, da die Post deshalb ib Petsoual verm- ren mußt-I ; Hygiene des Ki:dersirmsers. Das Kind will und muß seiner Ra rur nach Licht, Luft und siarte lörpev liche Bewegung haben. Kann ei sich im Freien aus-toben, so muß der Raum, in dem es weilt, ein möglichst gesunder, freier und großer sein« Das Kinderzimmer soll auf der Sonnenseite liegen. Jm Dunkel ver lieren die Blumen ihre Farbe und wel len und sterben. Die Sonne übt einen heilsamen Einfluß auf Körper und Geift aus« sie fördert das Wachstum, beschwingt die Seele und stimmt unt heiter und freudig. Südzimmer nun empfangen auch im Winter das meisie Licht, und da ist es am nötigsten, weil die Kleinen dann wenig ins Freie tota men. Fiir die Erhaltung der Gesundheit ist gute, reine Lust eine unerläßliche Bedingung Auf die tadellose Beschaf fenheit dieser iideraus wichtigen Lun genspeise im Kinderzimmer muß man im Winter doppelt achten, weil alle Heizlörper den Sauerstoff verzehren und die Lust austroctneu. Leider trifft man in den Mietswohnungen selten eigene Ventilationseinrichtungem so ungemein einfach und wenig kostspielig diese auch sind. Deshalb miisfen zum Ausgleich der gefunddeitlichen Nach teile, welche die tiinstlich: Erwiinnung mit sich dringt, noch die alten hilfs mittel angewendet werden. Durch das Oeffnen der Fenster und Türen er zeugt man einen iriiftigen Zug, der tiesser und schneller die Lust reinigt als langes Offenhalten eines einzelnen Fenstersliigels. Zugleich werden durch das schnelle Lüsten die Wände und Möbel nur wenig abgeltihll, so daß vie Temperaturschwantung bald wieder ausgeglichen ist. Verdampsungsschas len und lomplizierte Zimmerluftbes feuchter wirlen der Austroanung der Lqu entgegen. Die Temperatur des Kinderzinii met-g betrnge etwa 60 bis 65 Grad. Die Auskunftei über den Wörmegrad, das Thermoineter, soll wegen der Lei tungsfiihigleit der Mauern nicht on der Wand, wie es gewöhnlich ber Fall ist« fondern frei in der Luft, etwa in anderthalb Yord Höhe, über dem Fuß boden hängen. Jn warmer, heißer Luft verweichlichen die Kinder, werden früh schlaff, übellnunig und klagen iiber Kopffchrnerzem Wo herzige Pausbaelen, obgleich fchon etwas feft auf den Füßen, mit unter doch noch gern nnf allen Vieren tollen oder rollen. sind die Dielen rnit Teppichen und Decken zu belegen. Be lanntlich fteigl die erwärmte Luft zur »Verle, tiiblt"fich dort nb unb fällt nie jdeh fo daß die Teinperaturdifferenz zswiichen Decke und Fußboden auch bei ;einern regulierföbigenheizlöeper etliche JGrnbe beträgt. Freilich müssen diefe FStoubfiinger und Bazillenbebäller des Jöftern rnit einein feuchten Lappen ge Iwifcht und gründlich getlopft werden. ! Leben ift Bewegung. Darum: wo viel Bewegung, do viel Leben. Unfere Minder mocheiw wahr. Schon das kleine Pastetchen ist das leidhaftige Perpetuum mobile. Auch die größeren Kinder finden erst Freude gn den ruhi gen Spielen am Tisch, wenn sie sich griindlich ausgetobt haben. hüpfen und Springen. Tummeln und Turnen sind den Kindern so nötig wie Essen und Trinken. Ohne Lärm nnd Spei tatel geht es dabei nun einmal nicht ab. Bei stillen Kindern hapert"-Z irgendwo. Je größer also das Zimmer ist, desto freiere Gelegenheit haben die Kinder, im munteren Spiel ihre Kräfte zu üben. Deshalb soll das Zimmer mit nur wenig Möbeln ohne Ecken und Kanten ausgestattet sein, auch an den Wänden soll nichts hängen, was ein Ballfpiel usw. verbietet. Das Spiel ift der Sonnenschein im Leben des Kindes. Zum Spiel gehö ren auch Kameraden. Nur im geselli gen Verkehr mitSeineSgleichen entwic teln sich dieAnsagen des Kindes, wächst fein Mut, feine Kraft, werden seine Sinne rege, wird sein Wille geschult, lernt es Selbstbeherrschung und Rach giebigteit. Jn Familien mit einem einzigen Kinde kann man auf dieWich tigteit der Gesellschaft von annähernd gleichaltrigen Kindern untereinander nicht genug aufmerksam machen. Das isolierte Kind sucht immer nach Ah wechslung in feiner Beschäftigung Selbst die Reize des schönsten Kinder zimmers erschöpfen sich bald, das Kind empfindet Langeweile und wird bla siert und neroös. » «Jm Interesse der Voltsgesundheit »und der allgemeinen Moralitiit ift es angezei t, das die Ieseygedenden Kör perscha ten in Staat und Stadt fiir die reichtung gesunder Spiel- und Arbe tsräume sorgten, wo die armen, beklageniwerten Kinder, deren heim die versiihrerische Straße ist, die Freu Iden der Kinderstube tennen lernen. :.ttorl)eugen ift weiser als verfpiitetes Strafe-M sagt Professor Gurliti. und »das dasitr angewandte Geld wtlrde man an Gerichttgebsudem Gefängnis sen und Juristengehilltern wieder fpas ren Miene-.