Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 26, 1912, Zweiter Theil, Image 11

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    Mem- thkeØkMt non
Time Innwa
No. 616. Mifter Edithor. ich hen
mein Meind aufgemacht, daß ich von
fett an kein von· die fuhlische Steits
mehr mitniache duhn. Die Wedeswed
lern hat ganz recht gehabt un wenn
die Lefsen mich auch en ganze Peil
Geld gekost hat, fin ich doch nit sarrie
for un ei wiir e verdollt gutes Ding,
wenn noch e ganze Latt annere Leh
dies so e Lessen hawwe könnte, dann
dehte se stappe Schkehrtrohs un Mon
kies aus sich zu mache, blos hitahs
der Steil will es ben. Von all den
Stoff, wo ich da getauft hen, kann ich
noch nit zehn Cents wert juhse. aw
wer das macht gar nicks aus. Mein
letzte Schreiwedrief an Jhne hen ich
aus den Pehper geklippt, hen ihn auf
e Kardhohrd gepehsi un hen mich e
schönes Frehmche drum gekauft. Wenn
ich widder emal so e alte Guhs kenne
lerne, wo sich mit Steil die Rinkels
»aus den Gesicht schaffe un sich e ju
gendliches Aussehn gewwe will, dann
mach ich se die zwei Brieie lese un
wenn das nit hilft, dann is es en hopps
lefi Kehs un dann muß se die niimi
liche Eckspierienz mitinache, wie ich se
gehabt hen.
Well, der Fehlcher mit meine Aut
sitt hat das Riesolt gehabt, daß ich
immer noch nicks for Soring gehabt
hen un ich muß Jhne sage, ich hiiit
orfei gern gegliche, wenn ich ebbes
neues for Jhstern gehabt hätt. Da
hen ich zu mich gesagt: Nau Lizzie,
warum gehft du nit her un gehst hin
un nimmst dich e Dreszmehter un läßt
dich e hübsches Kleidche mache? Bei
Galle, das is e grandiofe lkidie ge
wese. Jch hen den Eddie zu die Mis
sus Knorzel geschickt un hen se sage
lofse, se sollt zu mich komme, for mich
e Dreß zu mache. Denke Se emal an.
was se mich hat sage lasse! Se hat den
Eddie gesagt, wenn ich das Dreß for
den nächste Winter hen wollt, dann
hätt es ja noch lange Zeit, wenn ich
awwer dente deht, daß iie mich noch e
Trefz for Spring mache könnt, dann
wär ich miostehten Se hätt so viel
an Hand, dafz ie Dag un Nacht schaffe
müßt, wenn ie die Sache wenigstens
soc Treiel fertig triege deht. Wem
awwer die Dresseå emal angetreit
wäre, dann deht se niaS mehr drum
gewim, w a n n ihre Kostiemersch ihre
Sache kriege dehte. Da kann mer aw
wer male Unoerschämtheit sehn! Well,
hen ich gedenkt. die Knorzelsen is ja nit
die einzige Peppel an die Bietsch Jch
hen mich fertig gemacht un sin iu die
Missus Mißiitt Die hat mer früher
als emal ebhes gemacht un wenn se
auch nit in ihren Steil so gani apu
iudeht is. un auch mit·den Nähe nit
so arig pertickeler is. hen ich gedenkt,
e einfaches Dreß’che kann se mich schon
zurecht schustern un wenn ich dann
chhes gutes brauche, dann geh-n ich zu
iemand annerschter. Die Mißfitten
hat gesagt. es wär gar tein Gedanke
dran. daß se mich biesor vierte Ischa
lei ehbes mache könnt, se könnt nit
erfordern, ihre rehgeller Kostiemersch
zu disepeunte.
Jch sin noch zu ebaut e hatwes
Doner Dkeßmehtekfch gnnge, answer
das Riesolt war das nämliche. alle
hen se mich gesagt, daß se mehr Ok
deefch hätte. wie se Acht von nemtne
tönne un wenn ich nit warte tönnt bis
so in ebaut fech- Woche, dann wär
nicks zu mache. Ich kann Jhne sage,
ich hen e Wut gehabt, die war mitaus
Linn-tits. Da hen ich tviddek en Ei
die tkiegt: Jch hen for e Wummen
etttoekteiit, wo im Dteßmehte Ectipie
tient hätt un da hen ich oif Hohes e
besseres Riefolt gehabt. Das Pehpek
war noch nit lang herauf-, da is auch
e Wummen komme, wo mei Aedd ge
ennfert hat. Se bat gesagt, se wär
akig ständig im Nähe un wär nit ef
ieeht den größte Schavv zu töcketr.
Se sagt, se hätt in die ießte zehn
Woche schon bei wenigstens vierzig
Lehdies genaht un da könnt ich mich
deute, daß se plentie Eckspieeienz hätt
un ganz genau wüßt, was die Lehdies
nit gleiche dedtr.
Jch hen mich die Wumtnen aeheieet
und es hat noch keine zehn Minnits
genomme. da hen ich se auch schon
widdee gefeiert gehabt. Wei die Pietich
bat noch nit emal gewußt, daß mer
Linnen nit mit schwere Sitct nähe
duht un ob die Armhohts hinne un
vorne oddek an die Seite getott tveen.
Jst im zu ie gesagt: »Wer sitt M
- vgk - -..-S
Centt un wenn Se denke daß Se nur
ein Cent mehr geernt heu, dann mache
Se en Misfteht Wenn Ee jefi wid
vec for en Schapp frage. könne Se
sage, daß Se for einunferzig Lehvies
genöht den-.
un fest hkn ich meine dritte Eivie ;
kriegt. Jch hen mei altes Dreß von
letztern Sommer eraus geholt, hen es
grindlich un diesent getlient un hen
mich neue Lehses un e wenig Jrnbreu
derie dran genäht Jch hen mich
Koiis von·mekeuderie dran genäht
un hen das ganze Dreß geeirend un
ei tell fuh, wie ich fertig war un das
Dreß betracht ben, da hen ich mich ge
freut wie en Tertie, wenn der Denks
gissendug vorbei is. Das Dreß hat
geguctt wie neu un ich sin fchuhr, wenn
es die Wedesweitern sehn duht, dann
schwört se drauf, daß ich es mich red
digmeht in den Stohr gekauft ben.
Mei Hütche duhn ich mich auch noch e
wenig iwwercnache un ei tell fuh, dann
duhn ich an Jiistern gucke. als wenn
ich grad aus die Bändbaets komme
wär. Wisse Se, e Wummen muß e I
wenig händig in so Sache sein un
dann tann te e Latt Geld spare.
Mit allerhand Achtung
Youts
LizziehanfstengeL
Os—-—-.
Gutes- Ruth
Vatet tseinen Kindern die Mond
iiniterniß zeigend): »Seht, Jungens,
auf die Sekunde ist der Mond in den
Schatten der Erde getreten . . . solche
Pänttlichteit müßt Jhr Euch auch an
gewöhnen!«
Eins-and
»Jhre Gattin hat Jhnen vier Rin
der geschenti?«
»Na, geschenkt konnts’ ich bei den
hohen hanshattstpsten gerade nicht sga
geni«
Ko eilte.
Professor (beirn siteigen aus dem
Eiseirbahnzug, die Kinder und die Ge
piickstiicke zählend): »Mit den Kindern
müssen es zusammen sieh-sehn Stück
sein: es sind aber nur sechzehn —
seliit entweder ein Kind oder ein Kos
ser!«
Uniedncht.
Tantet »Diese Locte ist noch von
meinem seligen Bräutigam!«
Nichte: »Der ist jetzt wohl schon
längst verheiratet, Tante?«
Unten-»Hier »Warum weint der
Kerls«
Rekrut« »Mein Braut Ist cmr untreu
pensmben!«
llntcroffstr »L1c1s1du denn kein Kom
Izmok tmka ’.-«·
- - Herr Takte-, ich bin wirkkich herge
stellt; icyt kann ich das Sckkwekite vertra
gen- . . .
-· Nun dann kann Ich Ihnen Ia dr
Rcclrnung senden.
M f 07
Herk: »Habt-T Sig nicht das Buch ver
!cgt: «Tie mum. m ganz kurzer Zeit
ins-strich zu werden?«»
Buchbandlert »Za, Lieber, an dem lum
pigen-Ding have i · fast mein ganzes
Berlin-gen zweckm
—
, . i
Rlpeumattzmns
Bei den Alten herrschte die Ansicht. .
dasz Gicht und Nheumatismns diesel- i
den Krankheiten seien Um die Mitte
des l7. Jahrhunderts wollten manche !
Gelehrte unterschiedliche Krankheiten
darin erkennen, der Meiniengsimter- !
schied dotierte bis in unsere Tage’s s,ort
tvo wieder Lahmann Herig und ande
re sowohl Rhenmatssrnns als auch
Gicht durch Anhäufung von Harnsäure !
im Körper bedingt erklären; jedenfalls »
sind Rhenma und Gicht verwandle
Krantheitserscheinuncen Erstere ist
die an« lzii.lfiqsten anzutreffende und in «
unseren Zeiten in ihren verschiedenen
Varietäten fast zur Massenerscheinnng
geworden, tng wohl auf veränderte
Lebensbedingungen und dadurch be
dingte geringere Widerstandsfiihigkeit ’
zurückzuführen ist.
Das Nitenma befällt meistens die
Muskeln des- -Oraani51nus:s, tritt aber
auch an den Gelenlen auf und verur
sacht hier infolge des chemischen Reize-H
entziindliche Erscheinungen. Wir un
terscbeiden eine alute und eine chroni
sche Form. Unter alutem Rherlmatis
rnns verstehen wir einen plötzlich auf
trelenden Schmeer der das Gefühl
schtversler Ermüdung in dem befalle
nen Körperteilhervorruft. Am lieb
sten befällt er die Lendenrnustelm der
Schmerz schießt, tvie die Ertranltcn es
beschreiben, plötzlich hinein, daher man
ihm den Namen Herenschusz gegeben.
die geringste Bewegung ist äußerst
schmerzhaft Bei areignelem Verhal
ten geht dieser Anfall im großen gan
zen verhältnis-kräftig gut vorüber.
Dem Herensrhusz ant nächsten steht
in häufigem Vorkommen der Rheu:
matisrnug der Konsum-Blum der leicht
auf Nacken und halsmusleln über
springt, sodann der Schulterrheumas
UVUUIO.
Die chroniiche Form des Rheinw
tismuz entwickelt sub leicht aus der
nicht geniiaend beachteten akuten, tritt
aber auch als selbständige Erscheinung
anf. Die Schmerzen sind hier nicht so
heftig wie beim akuten leimatismug,
sind jedoch dauernd fühlbar, sie befal
len zahlreiche Muskelgruppen des Kör
pers, greifen leicht auf die Gelenke iiber
nnd beeinträchtigen dadurch die Bewe
annasfähiakeit nnd das Allgemeinh
finden sehr.
DerWinter mit seinem rauhen wech
selnden Wetter disponiert zu Minima
tigmus besonders, da die Ertöltung
eine Haupteolle beim Zustandekommen
namentlich der akuten Erkrankung
spielt. Einwirkung von Zuglust auf
den aktiv nicht bewegten Körper, öfter
wiederholte Einwirkung von Nässe und
Kälte sonnenlose feuchte Wohnungen,
beaiinstigen auch die chronische Erschei
nuna.
. Dieprirnäre Ursache ist, wie schon
gest-cat, der ileberschuß ron Haku
säure im Körper, herveraerusen durck
überreichliebe Eitveißzusnhk, namenk
lich der Fleiichkoft, bei mangelhafter
körperlicher Bewegung.
Harnftoff und Harnfäure bilden iidl
bei Verbrennuna jeden Lfiweißitofiek
Harniäure ist die Vorstufe des Horn
stosies, sie werden durch Nieren sag-O
Blase ansaeichieden Eine Ueberixn
tung des Krpers mit der aiftig wirken
den Harniiiure findet nicht nur bei ei
nem vaiel der zuaefiibrten tfisoeiix
körper, sondern auch bei ungeniiaenner
Verbrennung statt. Die Harnfanre
setzt sich dann in konzentrierter Form
in bestimmten Körperteilen fest.
Den Kranken ist bei der Diät in »
ster Linie anzuratem nur eine-In nimxi
aen Fleischgenusz zu buldigen, die tse
sondexs viel Harnsäure bildenden tisi
siaen Organe. wie Leber, Nieren, »i-)
lutu ganz Jst meiden. ltn lisleisckn is
sliigel und Fisch Von tierischen El-: X!
rungginitleln zu bevorzuaen Wen-r- !
hin Juch den Genuss von getrocknet-n
Oiilsensriichten einzuschränken du --..«.; J
sie an sogenannten Nukleinsubftau«-3:-, I
den Bildnerei der Harnsiiure rezit
sind, in Verbindung mitObst und sin
nen Salaten, dieiiiurebindende lsiisicn
Tckusteu besitzen, wirken sie weni :cr
schädlich.
Zur Klärung und Schifflein eine-·
nesunden Blutes sind überhaupt E :
late und viel säuerliches Obst, Trun
tsen. Erdbeeren, Aepfel, Pslauikxen
Psirsiche, von Gemiisen Möhren, ils-u
rabi. Echtearzsvurzelm sowie alle arii
nen Gemiise die geeignetste Kost. ist
lva seylendes Ein-eis- läßt sich dunk;
den reichlichen Genus-, von Milch, iiei
ßem Käse, auch von Müssen wo sie its
res hohen Fettgehaltes wegen ver-m
gen werden, ersetzen. -
Die Fähigkeit, die Eiweiszsniffe
gut zu verdauen, schwankt bei den ein
zelnen Menschen sehr. Jn Fällen, wo
sie allzu ungenügend verdaut werden«
wirken sie reizend und legen obendrein
die Verdauung der anderen Nahruu IS
tnittel lahm; das ist namentlich bei sit
zender Lebensweise der Fall, während
den Kräften nngepnßte körperliche Vlrs
beit und Bewegung die Verbrennuna
aller Nahrungsstosse und die Ausschei
dung der Harnsäure wesentlich mitei
stützen.
Bei den akuten leieumatismussnn
siillen dient zur Schmerzlinderuna eine
lotale und allgemeine Wärmebehimoi
lang. Das Auslegen von Sand-, sta
millen- und Leinsarnensäckchen ist ur
alt und wird auch deute noch geübt.
Auch die physikalischen Heilmetlioden
laufen daraus hinaus, die Vlutzirtulai
tion nnzucegem die Haut-« und Mus
kelgesäße zu erweitern und eine erhöhte
Blutzusuhr zu den schmerzenden Stel
len herorzurusen So die Darm-sicut
—- P
y
’s«ressens des leidet-de Teil wikd mit ei- l
nensi Stiick Flanell umhüllt, aus dieses J
ein nsit heißem Wasser getränttes Tuch (
aelegt, das wiederum niitFtonell über
deelt wird: die Kompressen werden
bein- tiilslet werden qewectxselt nach der
letzten wird die Haut trocken gerieben
und mit temperiertem Wasser nachge
woschen. Jn vieten Fällen tun schnell
austiesiihrte tühle Ansoendnngen wohl
Warnie Ganzbäder mit nachfolgen
der Schwitztur im Bett, wobei man
dem Kranten warme Zitronenlimonos
de reicht, wirken os überraschend qiin
flin. Ein vorteilhafteå Schwitzbad ist
such das Sonnenbad, das jedoch mit
Vorsicht zu gebrauchen ist« da nervösc
Personen es häufig nicht aut vertra«
mi. Dem Sonnenbad sokgt stets eine
Abweichung rnit temperiertein Wasser
oder ein teniperiertes Bad. (
Noch Ueberwindnnq des akuten An- s
fiises tritt, um einer Wiederholung
vorzubeugen die Akhärtnna in Frage
icrczn Lustbäder recht aeeiqnet sink: und
·son alten vertraqu werden« Man
» nimmt sic zunächs: iin wartsienZimmer,
macht dabei gnmnastiiclkeilcbungeiy die
yskin Frösteln nicht auslonmien lassen
nnd siir qute Heiutdurchblutnng sor
.1e11, darauf folqt temperierte oder küh
lke Abwaschnng des Körpers, je nach
J dem es vertragen wird.
,,Fiddling Bob.«
I (tho Yorter Zinatoiieitungi
Das Land ist um ein Original är
sner, einen Mann, der nicht so sehr um
feiner politischen Fähigkeiten, als um;
seiner rein menschlichen Vorzüge toil-"
!s-n von seinen Mitbiirgern mit den-;
höchsten Aemtern betraut wurde: Bun
dessenator Robert Love Taylor von
Tennessee ist gestorben. Er war Kon
arefzmitglied, Gouverneur und gehörte
fiinf Jahre hindurch dem Bundessenat
sin ---- und es waren immer seine treff
lichen menschlichen Eigenschaften, die
ihm zum Erfolge verhalten . .. er war
eine Seele von einem Menschen, ein
Mann mit einem goldenen Humor,
nsit einer unvertviistlichen Jugendfri
ia:e, mit einem warmen. mitfühlenden
Kinderherzew Als Polititer mögen
ihn die Polititer wägen, als Mensch
werden ihn die Menschen noch lange in
liebevoller Erinnerung behalten.
Der Grundng seines Charakters
its-at grenzenlose Milde und bis zum
kleufiersten gehende Nachiicht — die
natürlich von den Geioissenlosen miß
tnaucht wurde. Sein erste-J politisches
Ilint war Kolleltor der rückständigen
Steuern . . .. er eiatsete sich zu diesem
Amte so herzlich schlecht. daß er im
Interesse der Staatskasse abgesetzt
ioerden mußte s er hat nämlich nie-·
male einen Cent dieser "iiictstiinde ein
aetriebetn Pflichtaemäß begab er sich
in den säumigen Zahlun, legte ihnen
die Steue:,zettel var, und aller-, was
die Leute zu tun brauchten war, ihm
ihre Rot zu klagen, dann steette er den
isettel wieder in die Tasche. tröstete
Jdie Klagenden und ging leichten Her
szens und ohne Geld des Weges. Sei
ne Vorgesetzten machten ihm darob
Vorwürfe, worauf Tanlor ihnen seuf
zend entgegnete:
»Ich tann den Leuten dass Geld
nicht abvressen, die brauchen eiJ nöti
ger als der Staat.«
Taylor führte den Spitznamen
"»Fiddling Bod«, und er verdanlte ihn
seiner Leidenschaft für. Fiedeln: er
war nicht etwa Künstler auf der Vio
;line, sondern ein einfacher Naturgei
Eger, der die Voltsweifen und die alten
Ipopuliiren Melodien mit eleltrisiereu
zder Wirkung vortrug. «.)llg«er nach
laltem Tennessee-r Brauch mit seinem
Gegentandidaten gemeinsam auf den
.,Stump« ging, lief-, er den andern te
den und wenn der fertig war, siedelte
er den Hörern die bekanntesten Weisen
vor —--— spielte sich in die Herren der
Leute und erreichte spielend sein Ziel:
er siegte mit 1500 Stimmen als demo
kratischer Gouverneurslandidat in ei
nem Staate. der gewöhnlich LUW
Stimmen fiir die Republitaner geges
ben hat.
Er scheerte sich keinen Deut um po
litische ,,Jssueg« er hatte seine eigenen
Ansichten, Ansichten, die sich herzlich
schlecht mit dem Buchstaben des Geset:
zes oertrngen: so verkündete er, daß
nach seiner Meinung ieder Mann das
Recht habe, ausJ seinem Korn seinen
Schnabe, nug seinen Aepfeln seinen
Branntwein zu brauen und bedauern-,
daß er seine Meinung nicht zum Gesetz
erheben könne - aber es genügte doch,
daß er gewählt wurde.
Präsident Tast war dem Bundesse
nator von der gegnerischen Partei
herzlich zugetan und zog ihn, um sei-.
nes warmen Humor-J willen oft in
seinen engeren Kreis-: er lauschte gerne
den vor ,iiglichen tlnekdoten, deren
Taylor eine Menge kannte nnd die tei
ner so wie er zu erzählen verstand.
Der Präsident entdeckte Tahlortz Ta
lent nus einer Erholungsreise, zu der
er sechs Senatoren eingeladen hatte;
die Herren saßen geniiitlich in dem
Privatwagen und Bob erzählte eine
Anekdote.... einer der anderen Se
natoren versicherte nachher, daß Fast
überhaupt keinen der übrigen Reise
teiänehmer mehr zu Worte kommen
lie .
Taylors Anekdotenschatz war, wie
gesagt, ein unerschöpflicher, aber als
seine Glanznuinmer bezeichnete er
selbst die beiden folgenden:
Ein Tekmesseer Hinterwäldlee hattet
noch nie eine Reise unternommen und’
beschloß, mit Rücksicht aus den redu
zierten Fahrpreis, an einer Exkutsion
—- ----s
nach Mempbis teilzunehmen. Dort·
angekommen, beschränkte sich sein gan
zes Interesse aus die Wirtschasten, aus
die »Bars·' und auf die verschiedenen
»Mixed Drinks«. denen er eifrig- zu
sprach. Nachdem er mehrere Lokale
besucht hatte, wurde er etwas animiert
und erklärte den Anwesenden:
»Ich kann irgend einen Mann in
den Ver. Staaten verhauenZ«
Die Leute nahmen diese Erklärung
mit gutmütigem Gelächter entgegen;
der Raufbold trank weiter und verstieg
sich Zu der Bemerkung:
»Es gibt keinen Mann in Shelby
County, den ich nicht vermöbeln
könnte!«
Das erregte schon einigen Unmut
unter den Anwesenden, der sich noch
ssteigerte, als der Prahlhans behaup
tete:
»Ich kann jeden Mann in Memphis
und jeden der Anwesenden ohne Mühe
unterkriegen«
Einer der Anwesenden ging aus den
Burschen zu, versetzte ihm einen Faust
schlag, daß er der Länge nach hin
schlug. Als er sich wieder aufrafste,
meinte er tleinlant:
»Ich glaube, meine letzte Behaup
tung war etwas zu allgemein und zu
weitgehend gehalten!«
Die andere Anetdote stammte aus
der Zeit seiner Gouvernenrgtätigkeit.
Sein Faktotnm, ein alter Neger, kam
ins Eßzimmer und meldete dem Gou
verneur, der mit seiner Familie bei
Tische saß, daß ihn eine Delegntion ;,u
sprechen wünsche.
»Sage ihnen, ich werde im Augen
blick erscheinen.«
»Sam s-- bemerkte Frau Taylor —
sage den Herren, der Gouverneur wer-i
de in einer halben Stunde erscheinen.«
,,Jawobl, gnädiae Frau.«
Der Gouverneur winkte deni Alten:
»Sage ihnen. ich werde sofort kom
men.«
»Sam —-—- wiederholte die Frau —
sage den Herren, der Gouvernenr wer
de sie in einer halben Stunde spre
chen.«
Bob war iiber die Einmischung un
-aehalten und sagte zu dem Schwar
zen:
»Sain, du weißt doch, wer der
Gouverneur von Tennessee ist?!«
»Ja, Herr, das weiß ich . .. ich wer
de den Frerren mitteilen, daß Sie in
einer halben Stunde erscheinen wer
den.«
then-wünschte Cum-anderen
Die neue Einwanderunggvorlage,
als deren hauptsählichster Befürwor
ter Senator Dillingham von dein zu
ständigen Romisee auftritt, hat angeb
lich nur den Zivect, unerwiinschte An:
törnnilinge vorn Auslande aus der
bürgerlichen G:meinschast dieses Lan
des fern zu halten, nnd würde, wenn
ehrlich nnd aufrichtig, ohne alle schi
tanösen Absichten durchgeführt, dazu
dienen, bag Verbot der Jmportation
vrn Kontrattarbeitern wirksamer zu
machen als-' es jetzt ist, wo die Indu
striebarone, nach dem von den pennsyl
vanischen Kohlenbergwertsbesitzern ge
gebenen Beispiel, eS nur zu geft ver
stehen, mit billigen ausländischen Ar
beitskräften die Löhne zu kurzen und
die Lebenshaltung des ameritanischen
Arbeiters herabzudrücken, worüber der
Weberstreit in Massachusetts erst
neuerdings wieder dem Publiturn Ein
blick gegeben hc.t. Das; diese Art Ein
wanderung unerwiinscht ist, musz man
ohne weiteres zugeoem denn wenn auch
der Gedanke, daß die Ver. Staaten das
freiheitliche Asyl der Bedrängten aller
Welt sein sollen, im atneritanischen
Volk, das in diesen seinenllrsprung ge
habt hat, fest eingewurselt ist, so wird
sich nicht sagen lassen,baß er dieserEins
loander11ng, die zum großen Teil sogar
sur-J internationalen Sachsengängern
besteht, als Leitstern vorschwebt, daß
unser Land eine edle Mission der Men
schenliebe ausübt, wenn es zugibt, daß
roher Ausbeutnng Scharen unwissen
der Opfer ausgeliefert werden. Da
gegen Inusz eine Schrante gezogen wer
den.
Es gibt auch eine andere Art uner
wiinfchter Einwanderung, die uns ge
legentlich sehr unbequem wird und
ferngehalten werden follte, nämlich die
der oorgeblich politischen Flüchtlinge,
die hier nicht eine neue Heimat, fon
dern nur den Boden zu Jntriguen ge
gen Land und Regierung Three Her
lunft suchen. Die Ver. Staaten find
betreffs der unruhigen Elemente, die
der drückenden politischen Lage ihres
Heimatlandes entgehen wollen, sehr li
beral gewesen. Von Anbeginn der Ge
schichte des Landes-, noch ehe man
daran dachte, das englische Joch abzu
fchiitteln, sind die einzelnen Staaten,
früheren Provinz:n, die Zufluchtsftäti
sten Von Tausenden gewesen, denen die
politische oder religiöse Thrannei in
ihrem Vaterlande unerträglich gewor
den waren. In späteren Jahren ift
Einwanderung, wie die deutsche der
Achtundvierziger mit offenen Armen
aufgenommen worden, man hat einige
Schwärmer auch gewähren lassen, daß
sie von hier aus eine deutsche Republil
gründen wollten, wofür die Mittel
dutchAusgabe vonPapiergeld ,,zahlbar
nach Errichtung der Republil« aufge
bracht werden sollten. Für die Bewe
gung der irländifchen Fenier sind die
Ver Staaten sehr toleranter Boden
gewesen, wiewohl dir Regierung aus
Rücksicht auf England scharfe Wacht
an der Grenze hatten mußte, als der
Fenterputfch im lanadifchen Ontario
in Szene aesetzt wurde. Die Ver.
Staaten haben auch den Flüchtlingen
aus Rußland die Tore geöffnet, wenn
gleich auch Elemente darunter waren,
deren Auslieferung sie vertragsmäßig
nicht hätte verweigern können, wo die
Unterfcheidungjlinie zwischen politi
scher und ftrafrechtlicher Verfolgung
nur schwer zu ziehen war. Fiir die
mittel- und fitdamerikanifchen Revolu
tionäre sind die Ber. Staaten nur zu
häufig der Boden von aktiven Unter
nehmungen gegen dortige Regierungen
gewesen. Manche Expedition ist von
hier aus abgegangen, ohne daß die
Adminiftration jederzeit verhindernd
einfchreiten konnte. Erft letztbin hat
die Regierung an der mexikanischen
Grenze von ihrem Hausrecht Gebrauch
machen müssen.
Die Ver. Staaten find lein Herd fiir
fremdländischc politische Bewegung
und werden daraus sehen, daß ihr
Haus davon rein gehalten wird. Die
Revoluzzer mögen sich ein anderes- La
boratorium suchen. Jn diesem Sinne
sbeantragt Senator Root, auf Grund
Iseiner Erfahrurgen als Staat-Mite
;tär, ein Amendement zur Einwande
runggiVorlage, demzufolge jeder Aus
länder ausgewiesen Ueroen soll, der
feinen Wohnsitz in den Ver. Staaten
mißbraucht, sich mit anderen zu ge
waltsamem Umsturz einer anerkannten
auswärtigen Regierung zu verschwö
ren. Unter den allgemeinen Bestim
mungen des Gesetzes ist der Selretär
für Handel und Arbeit befugt, anstoß
erregende Anstände-r entweder nach
dem Lande ihrer Herkunft oder dem
ihres Einschifsungshafens zu deportie
ren. Verfchwörern konnte es übel er
gehen, wenn genau danach verfahren
würde. Ein itber die Grenze abgescha
bener Mexikaner zum Beispiele würde
kurz abgetan werden, wenn er in die
Hände seiner Regierung fällt. Die
Absicht der Regierung der Ver. Star
ten tann es nicht sein, solche Leute, die
ans pairiotischen Beweggründen han
deln mögen, ihremHenker auszuliefern
Es wird deshalb genügen, einfach die
Verweiiung aus dem Lande anzuord
nen und es ihnen überlassen, sich ihren
liinstigen Aufenthaltsort selbft zu
wählen. Nur der Standpunkt muß
gewahrt werden, laß dieses Land für
aktive politifckke Jntriguen im Aus
lande keine Herberge ist.
Jn ganz Schweden kennt man das
rijhrende Verhältnis-, das Sven Hedin,
den berühmten Entdecker, mit seinem
greifen Vater verbindet. Der alte He
din ist auf seinen Sohn nicht wenig
stolz, und dieser wiederum hängt mit
zärtlicher Liebe an seinem alten Vater,
dessen eisernen Charakter und Giite er
aqu tiefste bewundert Der alte He
din aber ist zugleich ein Original. Der
Forschungssreisende erzählt jetzt eine
charatteristische Geschichte von seinem
alten Vater, der trotz seiner 86 Jahre
und manchen bitterm Mißgeschickes
von der Höhe seines Alters-«- noch im
mer lächelnd und hoffnungsvoll auf
das bunteErdenleben hinabblictt. Vor
zwei Jahren traf den alten Herrn ein
bitteres Schicksal: ein Bein mußte ihm
wegen Brander- amputiert werden. Als
man den weißhaarigen Patienten auf
den Operationstifch gelegt hatte, fragte
er die Krankenschwester: »Was wollt
ihr denn nach der Operation mit mei
nem Bein machen?« »Wir werden es
begraben« Der alte Herr nickte nach
denklich, aber schon gewann tapferer
Humor wieder die Oberhand, und er
meinte freundlich: »Sie werden mich
dabei wohl entschuldigen müssen, aber
ich tann wohl tauns dem Begräbnis
beiwohnen.« Seitdem findzwei Jahre
»verstrichen und nie hat man den alten
Herrn klagen hören: wenn aber ein
Freund ihn besuchte und harmlog seine
t Freude über das gute Befinden des Al
ten ausdrückte, dann tann es- ihm dass
Etne zerstörte Zukunft.
i
fieren, daß ihn der 8t3jtihrige Greis är
gerlich anfchnaubtt »Aber meine ganze
Zukunft ist ja Zerstört . . .!«
sWie Alexander von primvoldt die
Zollbeamten himmlisch
t
Es sind nicht immer die schlechtesten
Menschen, die mit allen Mitteln dar-—
nach trachten, wie sie, um einige Zoll
gebiihren zu ersparen, dem Staate ein
Schnipvchen schlaan können. Einer
der geschicktesten Schmuggler war
Alexander von« Oumboldt. Im Jahre
1805 lebte eriin Paris-, und beschäf:
tigte sich hier mit Versuchen, die at
mosphiirische Luft zusanunenzupressen.
Dazu gehörten gläserne Röhren in sehr
großer Menge. Humboldt hätte sie in
Frankreich haben lönnen, aber die
deutschen Glasröhren waren einerseits
sehr viel billiger, und dann dünlten sie
ihm auch besser. Leider wurde aber
auf die Einfnhr solcher Röhren ein ho
her Zoll gelegt, der unserm Humbotdt
durchaus nicht behaate Der Gelehrte
wußte indes bald Rat. Eine-:- Tages
und dann öfter noch. kamen siir ihn
große Sendungen »deutsche Luft« an.
Aus den Etiletten war noch besonders
bemerkt, um welche Art Lust es sich
handelte: Qtadtlush Bergluft, Zim
nierluft, Waldlust usw. Die Luft war
nun in allerlei oben und unten fest
»vertorlten Glas-Eiröhren verpacki. Die
Zollbeamten fanden diese Art Verpali
lung ganz begreiflich und unbewach
tig. Der Artikel ,,Lust« war aber nicht
in ihrem Tarif zu finden und so muß
ten sie die ,,Luft« samt den Glasröhs
ten zollfrei dem Gelehrten aushändiis
gen. Dieser aber und sein Freund
Gan-Lassen lachten sich ins Fäustehen
itber den gelungenen Streich.