Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 26, 1912, Zweiter Theil, Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    ZEEMOYIQYIWMI Im Moorgarten l Wiss-km»
IIIIIIIIIIIIIII-v
(4. FortseiungJ
»Du teilst den Fehler aller deiner
Ritschwesterm Jhr Mädchen habt
ask falsche Vorstellungen doin Manne,
den ihr heiraten wollt. Euere Phan
tasie stattet ihn mit den größten Bor
iigen aus. und findet ihr sie nicht in
irklichkeit, so seid ihr enttäuscht,
unzufrieden und unglücklich. Jhr
wollt nun mal durchaus mit Illusio
nen in die Ehe gehen."
Jdchen Töudners Stimme klang
scharf. Die hände aus den Rücken
gelegt, schritt er erregt im Zimmer
aus und nieder.
»Ich glaube nicht, Onkel Jochen,
daß dein Vorwurxs in bezug der Jllu
sionen sür mich zutreffend ist« ich
möchte nur, daß gleiche Interessen und
ein starkes inneres Band mich dereinst
mit meinem Gatten oerbinden«, ent
gegnete Rut leise, aber fest.
»Das stärkste Band sind immer die
Anders sagte der Amtsrat mit star
ker Betonung. Seine Stirn hatte
sich bei ihren Worten getötet. und in
seinen Augen bligte eg. »Die kluge
gewissenhafte Frau, die Mutter, wird
nie mit einem ehrenhaften Mann un
glücklich fein. durch ihn hat sie ihre
eigene häuslichteit, Stellung und
ihre Kinder, sie tann durch ihn ihre
Kardinaltugend, die der Mutter, ent
sallen.«
Rut senkte das Haupt. Sie er
schauerte bis in das Innerste. sEin
großes schönes Empfinden durchzog
hr Herz. Vielleicht sah Glück doch
anders aus, als sie in ihren Mädchen
triiumen sich ausgemalt Ganz
siill ioar Onkel Jochen, als wolle er
ihr Crit lassen, das volle Menschenlos
nnd Glück des Weibes zu erwägen.
. Ei ipar unvermeidlich, daß sie dabei
auch pas niue Watte-rinnt erronnre.
Wenn die Stürme de- Lebens brau
ften und sie nach einer festen stützenden
Vand suchte-» ? Nun überiam sie
sinkt das dumpfe Angstgefiibi. Der
Unrtbrat war zu ihr getreten, er deu
tete auf Lothar und Germ, die sich
im Pakt lachend mit Schneebiillen be
varfen »Sieh dir die beiden dort an.
Tündelnd geben sie in die Ehe. Nur
ans Liebe hat Gerty sich mit Lothar
derlobt, und er - -— nun. er ift eben als
mittellpfer Offizier gezwungen, ein
Mädchen mit Vermögen zu wählen.
Jch halte ihn für einen guten anstän
digen Menschen, dem ich meine Tochter
gebe. Die landläufigften Gründe
den die beiden zufammengefübrt.
sei dir und Wolf iiegt der Iatl an
ders.«
Rut horchte auf.
»Ich wünschte dich als Schwieger
tochter, weil ich dich als llug und gut
fchühen lernte und deinen Einfluß
auf Wolf als wertvoll ertannte.
Dich allein halte ich für fähig, feinem
Charakter Feftigteit zu geben. Wolf
liebt dich und glaubt auch an deine
Liebe. Aber glaubst du nicht, daß
dein Einflß sofort gebrochen fein
würde, inü te er eines Tages erken
nen, daß er dir gleichgültig ist? Ich
spreche aus Erfahrung, mein Kind.««
Untzerwerndt hafteten Jochen Tönt
nerz Buae auf Rut. zn roten Zu gen
spiegelte sich heftige Bewegung.
»Solch großes Vertrauen hattest du
zu mir«, tnin es in tiefem Herzenston
von ihren Lippen.
»Ich habe es noch und weiß, daß
du es rechtfertigen wirst«, sagte Jochen
Täubner langsam. Er hatte sich zu
Nut nieder-gebeugt nun ergriff er
ihre beiden Hände. »Nut. sei du inei
nern Sohn die helfende Hand, behüte
ihn vor dem Ausgleiten, und ich will
es dir danken bis zu meinem letzten
Atemzuge.«
Rats ganzes Empfinden war in
Aufruhr. Daß Onkel Jochen so bit
ten konnte, und sie es war, der es galt,
das hob ihren Stolz. Wohl war das
an sie gestellte Ansinnen groß und for
derte fortgesetzte Selbstverleugnung,
aber konnte einem Mädchen je eine
größere Auszeichnung zuteil werden?
Lebhast stand sie auf. «Daß ich
deine gute Meinung doch verdienen
möchte! Alles, alles will ich tun, was
du forderst ——- ich will mich bemühen,
Wolf zu lieben und ihm die rechte
Tau zu sein." Jn leidenschaftlicher
regung preßte sie ihr Gesicht- auf
seine Minde, Tränen stürzten auf- ih
ren Augen«
Jochen Täubner zog sie in seine
Arme. »Steht die Frau mit einer
Mission, wie du sie übernommen,
nicht weit höher als die welche ledig
iieh die Liebe zur Ehe bestimmt? Wir
alle. die wir mehr als materielle Ge
nüfse suchen, empfinden ein ungestill
— tes Sehnen, wir wollen über das All
Wische hinaus und suchen etwas hö
herei. Keiner fin es. Vielleicht ist
)dies der les tenoch uns wohnende
Wische F- Schließlich kommen
Hist alle zu der Erkenntnis, daß treue
WWllung doch das hohe Lied
MM bleibtcheAnchddu toiirchstt dik
s Vgl-Ia n im m n a -
: fee-essen mir sagen: Ich W
Ist Dei-te leise an seines Brust
asei ·
AK weis-leisesf »Um-Zeiss Je
-— siedet M g- L
M teue. wird »O
j Reise-B- ,
Täuhner sah nach der Uhr. »Es ist
Zeit für die Christ-nette, nachher wol
len wir fröhlich Weihnachten seiern.«
Er geleitete Rut zur Tür und gab
ihr die Hand.
Ein stattlicher Zug bewegte sich von
dem Gutshaus nach der eine halbe
Stunde entfernten Dorftirchr. Wer
nicht durch Kranlheit oder Pflichten
verhindert war, nahm an diesem
Gange teil. Der Abend war tlar und
kalt. Laut knirschte der Schnee unter
den Schritten, und hell suntelten die
Sterne. Fest lag Rats band aus
Wolss Arm. er hielt sie-« mit seiner
Linien umsaßt, sie gegen die Kälte zu
schützen. Jm gleichen Schritt gingen
sie dahin. Rut hob den Blick empor.
Das Siebengestirn stand iiber ihnen
und schien mit ihnen zu gehen. Sie
hatte sich wiedergefunden, war inner
lich still. Zwei hohe mit Lichtern
iibersäte Tannen erhellten die kleine
Kirche. Rut stand zwischen dem
Schwiegervater und Wolf. Jochen
Täubner hatte seine Freude. wie beide
das »Chre sei Gott in der Höhe« so
recht aus vollem bergen sangen. Da
verstummte eine der Stimmen.
Jnr Geiste sah Rut plötzlich einen
einsamen Mann aus der heinrichs
hande. Nur flüchtig weilten ihre Ge
danken bei ihm. Mit klarer Stimme
sang sie den Choral zu Ende.
Ueber dem Moorgarten lag Freude.
Rut war herzlich gegen ihren Verlob
ten und nahm seine Zärtlichkeiten mit
liebenswürdiger Zurückhaltung- hin.
Jhr Interesse siir das Landleben
wirkte ansteckend aus ihn. .Mit dir
zusammen sinde ich auch den Moor
garten dauernd schöu'. sagte er.
.Riichstens trete ich als Bolontsr beim
Vater ein.«
»Ich bin zusrieden', entgegnete Nut
heiter.
Jochen Täubner lächelte still ber
gniigi. »Ja, ja, man muß nur zur
rechten Zeit das rechte Wort sprechen«
Nach seiner Abreise schrieb Wolf
fleißig. Er wohnte bereits in der
Tiergartenoilla und sehnte sich nach
seiner freundlichen Gefährtin. Rut
antwortete deman sie wußte jent
immer etwas zu schreiben, was ihm
wohl tat.
Achtegfkapiiei.
»Donnerwetter. Tät-deter. sind Sie
es! Man sieht Sie ja gar nicht mehr.
Wie ich böte, denken Sie ernstlich
denn, nächstens das Ehejoch auf sich zu
nehmen!«
»Is, in drei Woche-IX Wpis schin
ielte dem fchlanlen jungen Mann iin
eleganten Zidil die Hand. »Wie geht
es Ihnen, lieber Bothmann?«
»Gott, sivie solks gehen! Man
bringt sein Leben so hin als Staats
und Weltenduinmlen Denken Sie
Gott, daß Sie ’nen vernünftigen Ba
ter haben. der drauf hielt, daß sein
Sohn was lernte, der meinige dachte
anders· Jch kann nichts weiter als
Geld ausgeben, und meine Mitmen
schen behaupten, selbst das verstände
ich nicht in vernünftiger Weise.
Die beiden jungen Männer schlen
derten durch das Standenbutger Tor.
Jn Bothmanns feinem hübschen Ge
sicht la( ein blasierler Zug
»Gehen Sie mil. Täubner, in den
Klub dee Unschuldigeik —- ein kleines
Jeu « ich muß meine Nerven ante
«
gen.
,,Dante, nein, ich fpiele nicht«, ent
gegnete Wolf kurz.
Sein Begleiter sah ihn überrascht
an, vie Ablehnung tlang fast un
freundlich. Ein spöttisches Lächeln
spielte um Bothrnanns Mund. »Sie
waren doch früher nicht fo· Gewiß
hält Fräulein Braut die Hand auf die
Millionen. Bei Ihnen lomnit’s wahr
haftig nicht drauf an, ob Sie mal ei
nige Tausend Märterchen verlieren.«
Wolf machte eine unwillige Bewe
gung. »Ich sagte Jhneu schon, daß ich
nicht mehr spiele, aber ich will Sie
nicht hindern, Bothrnann.«
»Ich habe teine Eile«, gemächlich
zündete sich Bothrnann eine Zi arre
an. »Sie hatten immer verteufeltes
Pech, Täubner, daran find die Frauen
schuld. die haben Sie alle gern. Auch
find Sie nicht abergläuhisch genug.
Der Spieler rnuß adergliiuhisch sein
wie «-— nun wie denn eigentlich? Sa
gen wir wie ein Seernann, ein Berg
mann oder meinetwegen auch wie’n
altes Weil-. Ein armer Teufel hat
mit Hilfe eines gefundenen Pfennigs
eine Million gewonnen.«
Wolf lachte. »Würde mir alles
nichts nähen, lieber Freund. Jch
habe die schönste und lie enswiirdigste
Braut und somit ist fiir mich jeder
Erfolg inr Spiel hinfällig. · Es würde
mich auch nicht mehr reizen. Sie ent
schuldigen mich gewiß· Jch möchte
weder meinem Vater noch meiner
Braut dicht vor der hochzeit unlieb
farne Ueberraschungen bereiten.«
»Nun, wie Sie wollen, Täufmer.
Vielleicht nach den Flitterwochen.«
Die jungen Männer trennten sich.
Langsani feste Wolf seinen Weg
fort. Er dachte an Rut. Sie fchriei
so liebevoll, sie dachte so gut von ihm
viel besser aks er ei verdiente. Sols
ten. Gewiß ein Clazsplitten Er be
mühte fich, ihn rnit dem Fuß zur Seite
zu stoßen, darnit niemand sich verleite.
Der vermeintliche Glasfplitter regte
ssich nicht. rund « hell im Laternen
fchein glänzend —- lag es vor Wolf.
Er bückte sich. Ein funkelnagelneues
- Fänfgrofchenftiiel war es.
I Wolf hatte noch nie etwas gefun
j den. Er betrachtete das Geldsiück hin
f und her. Wahrscheinlich hatte es ein
Kind verloren, das nach Kinderart es
in ver Faust getragen. Vielleicht be
tam es Strafe dafiir. Das tat ihm
leid. Der junge Mann wollte den
; und feinem Burschen schenken. Schon
i reckte er die Hand aus. da hörte er
Bothrnann wieder sagen: »Ein armer
Teufel hat mit einem gefundenen
Pfennig eine Million gewonnen.«
Mechaniich steckte Wolf das Geldstüd
in die Westentaschr. «
Seine Wohnung war fix und fertig
eingerichtet Nur Rut fehlte noch.
»Man fie nur erft bei mir«, mur
melte Wolf, ihm war als müsse er nach
ihrer Hand greifen. Eine Disharmo
nie tvar in feinem Innern. Wie fchon
so manchesmaL verargenwiirtigte er
sich auch jeht, wie es iein würde, wenn
Rut hier waltete. Jhre Gestalt war
nicht fo lebenswahr wie fonfi. ein
leichter Schleier lag darüber, bestän
dig fchipeiften feine Gedanlensvon ihr
ab zu dem Geldstück in feiner Men
tafchr. Kein Tausendmarllchein hatte
ihn je fo beschäftin wie diefe kleine
Mün-. Wolf zündete lich eine Zi
garre an und griff nach der Sport
zeitung. Eigentlich mußte er doch
einmal das Mittel probieren . . . Die
Zeitung Jtnar feiner fand entfacen
CI galt ja nur, eine Wunder
traft festzuhalten « . .
Wolf fah nach der Uhr. Halb
ijilfl Zeit genug fiir den Klub der
unschuldigen.
Da fiel fein Blick auf Rats Bild.
Er griff nach dem großen Steinch
men. Ganz warm wurde ihm Ulris
herz. Sie hatte so fchöne Augen.
Wenn sie ihn bittend ansahen, konnte
er nie etwas abschlagen. Und scfn
sie ihn in diesem Augenblick nicht bit
tend ans Jäh dachte er daran,
wie er ihr versprochen, nie wieder zu
spielen und sie ihm den ersten Kuß
gegeben hatte in Weimar, irn Port
war es gewesen. »Daß ich beinahe
kam and geworden wäre«, sagte er
nut. Er küßte dass Bild. Wie oft
hatte er das schon getan, obgleich es
eigentlich recht kindisch wur. Aber er
konnte nicht anders, er hatte sie so
lieb. . . .
Wolf war innerlich ruhig geworden.
Langfam kleidete er sich aus nnd legte
sich zu Bett. Er schlief auch sogleich
ein.
Am nächsten Morgen. beim Rettu
tenÆinexsssierem fiel Wolf wieder
der Fund ein. Er griff in die We
ftentofche —- das Geldsiück war fort
Eigentlich war es rechi gut. daß der
Verfucher wieder verschwunden war
Da entdeckte er auch ein kleines Loch
in der Tasche, es war ganz natürlich
ossvsgsssskissss -
Wolf war in oeraniigter Stimmung
und dachte nicht wieder an das Geld
stück. Das Schicksal hatte feldft ein
Veto eingelegt. Ermüdet vorn Dienst,
warf Wolf sich zu Haufe auf die
Chaifelongue. Die Dämmerung drang
bereits in das Zimmer, als fein Bur
sche ihn wecktr. Wolf fuhr empor: er
hatte noch Avpell im Kafernenhoi ab
zuhalten. Mit beiden Füßen zugleich
sprang er auf den Fußboden.
Da! Was war denn das?
Er war nicht die Prinzeifin auf der
Erbfe, aber er fühlte deutlich, daß er
aui etwas Mundes-, Hartes trat.
Ein Fluch entfuhr ihm. Wahrhaf
tig! Da hielt er wieder das Fünf
grofchenftiick in der Hand. Zuerft
wußte er nicht, ob er sich darüber
freuen oder ärgern sollte. Schließlich
gewann die Freude die Oberhand. Die
kleine Münze heftete sich im wahrlten
Sinne des Wortes an feine Ferfen —
ein Fingerzeig des Schickfalg.
Wolf war während des Avpellez
zerstreut, fo daß der Wachtmeifter ihn
einigemale verwundert ansah.
Der junge Offizier wollte nicht spie
len. das S ickfal orderte ihn nur
auf, die Ma t des litmans zu er
proben. Der Fall lag fest, nach dein
zweiten Fund, anders als nach dem
erften. Ueber zwanzig Mart würde er
nicht hinausgehen. Gehörte nicht weit
größere Charakterfeftigteit dazu, mit
ten irn Spiel aufzuhören, als nicht erft
an ufangen?
zm Klub empfing man ihn mit gro
ßem Hallo.
»Die Erde hat ihn wieder«, fang die
garF Runde.
okf feste. Seine fonft fo sichere
band zitterte. Erwartungsvoll griff
er nach den harten- Seine Spannung
steigerte fich von Minute zu Minute.
Er war im Fieber.
Er nn und er gewann wieder
und w der.
- ·Jhre Braut isi III-n untreu ge
tdsärdenc fpottete einer der Mitfpielens
Wolf guckte zusammen. Wenn Rest
ihnxpt gelesen hätte. Der Iedanle
» ps- ihss sein-»ja Jota-. wi
Ib folqe Scher- , -,»estgeinete er.
Einen Moment durchzuckte es ihn, aus
gustehen und nach hause zu gehen —
er hatte nun da Shnrpathiemittel er
probt. Ader hatte er schon wieder
die Karten, in der sand. Gold und
Bantnoten häuften ich vor ihm.
.Täudnrr, Sie sind unheimlich Ge
wiß haben Sie dein Teufel Jhre Seele
oerschrieben«, sagte Bothmann.
Wolf schämte sich fast des Gewin
nens, er wollte verlieren, aber er ge
wann nur immer mehr.
»Das Glück lauft Jhnen nach wie
die Laus dem Affen«, sagte ein älter
aussehender Ledemanm
Die Nacht war vergangen — der
Morgen dämmerte. Wolf spielte im
mer noch.
»Meine derrem fest Schluß! Herr
Leutnant Täudner wird in seiner ge
wohnten Weise als Gentleman morgen
Revanche geden«, sagte der Banthalter.
»Selbstderstiindlich«, entgegnete der
junge Osfizien
Die Herren trennten sich.
Wolf mußte daheim mehrerernale in
seine Tasche fassen, bevor er sie ge
leert hatte. Achtlos wars er das Geld
auf den Tisch. Er hatte noch nie so
viel beisammen gesehen. Wie ein Berg
hauste es sich dor ihm aus. Noch gliihs
ten seine Wangen vor Erregung.
Zärtlich hielt er die lleine gesundene
Münze in der hand, sie hatte Wunder
aetan. Weit mehr galt sie ihm, als
der vor ihm aufgestapelte Mammon,
er schob ihn mit der nd zuriieL Da
bei stieß er an Rats ild, daß es um
siel. Zitterte nicht ein Wehlaut durch
das Zimmer? . . . . Er hatte sein Ber
sprechen gebrochen. sie würde sich von
ihm wenden —--— ihn verachten. Wolfs
Erregung war oersloge»n, mit dlassen
Wangen fiand er vor dem Tisch. Die
Banlnoten waren nichts weiter als
schmuyige Papierseyen Die Unter
slippe zwischen die Zähne gellemmt.
starrte er darauf nieder.
Sein Blick fiel auf das ominiise
Fünsgroschenstiich Er haßte es und
J doch faßte er danach. -
Und dasr er moraen wieder spielen;
rnußtel (
Rut durfte von dem heutigen Abend .
nichts erfahren. Er hatte überdauptk
nicht die Absicht, sich von feiner Frau!
dereinst am Gängelband führen zui
lassen. Etwas Auflebnendes geaens
Rut regte sich, ie lauter das Gewissen z
sprach- Unwilltiirlich legte er ihrs
Bild berdeckt auf einen Seitentifch
T Den ganzen Tag war Wolf zer
istteut und unzufrieden. Jm Dienst
shatte er Verdruß. Von seinem ibrn
Isonit wohl-gewann Rittineiiter erhielt
Her einen empfindlichen NiifieL Die in
Idee Nacht start angespannt getoeieneni
Werden erfchlafftem Sein Unbebagen l
Wuchs-, als Dberleutnant von Waldoto t
mach beendetan Dienst zu ihm lagtett
;«Taudner. Sie sollen 1a in letzter«
INacht unvernünftig geieut und gewon ;
inen haben. Lassen Sie das in Zug
i iunft: denlen Sie an Ihren alten Ba- »
ter, Jbre reizende Braut —--«
»Ach Gott« ja, ja, ich weiß schon.
Jeder schlägt mal iiber die Stränge,
da ist doch nichts weiter dabei.«
»Sie können wohl den Rat eines
älteren Kameraden und Freundes an
nebrnen«. fuhr Waldoto unbeirrt fort.
»Dein abend muß ich Revanche ge
ben; ich iann nicht anders, würde es
doch sonst-aussehen als toolle ich inei
i
i
i
sen , Jason war verlegen.
.,Zahlen Sie einige Tausend-start
scheine, meinetwegen die Hälfte oder
Zweidrittel Jhtes gestrigen Gewinnes
an die Bank - — diese Art Banthalter
sind nicht slrupulös, denen ists gleich
gültig, wie und auf welche Weise sie
Geld ansammeln.«
»Das geht nicht, Sie kennen die
Spielregeln nicht, Waldoto.«
»Gott sei Dant habe ich nie einer
derartigenllnterhaltung gesrönt Wenn
Sie nun in gleichem Maße verlieren,
wie Sie gestern gewonnen haben?«
«Jch verliere nicht« Wolf lächelte
geheimnisvoll und faßte nach der We
stentasche. Drinnen steckte sein Taus
Inan.
»Hüten Sie sich. Täubnerx Sie
wissen, wie der Regimentstonimandeur
über hohes Spiel denkt.'·
Wols ver-färbte sich. .Ez soll heute
das lehte Mal sein.« .
Zu Hause zog er Zioil an, stopste
die Taschen voll mit dein gesteigert Ge
winnst und ging in den Klub.
Die huren hatten ihn schon erwar
»Tsuhner, heut’ werden Sie doch
nicht wieder so happig sein, Sie
sreugen ja sonst die Bank«, sagte
othmann.
Wolf gewann wieder. »Ich wußte
es ja«, sagte er leichthiku
«Oho! Die Vögel, die zu sriih sin
gen, triszt am Abend die state's ries
eine Stimme.
Wolf hatte seinem Glück zu sehr
vertraut, nn Lause des Abends tatn
ver Ratschlag.
Wie sonderbar ihn der Verlust be
rührte —- toie etwas förderlich
Schnee-sendet —- er hatte dieses Ge
sü ls r»nte gekannt. Dah, ern
tle net ichs-g', dachte er und
spielte weiter.
. IRS hgeik ilsicht bei dein kleinen
I- I M M. Mc «
gesern gewonnen, verlor et fest.
tet
Wolf war leidenschaftlich erregt.
ialter Schweiß trat ihm auf die Stirn
« er wollte gewinnen. Hatte der
Talisrnan so schnell seine Wirkung
verloren. feine Kraft oerorauchti
Der Gewinn war längst zerronnen,
schon häufte sich Schuld auf Schuld.
Ring umher schadenfrohe Gesichten
Wolf Augen glühten, er war nicht
mehr Herr seiner selbst.
.hören Sie auf, Täubner«, sagte
Bothrnann ernst. »Sie haben ein Ver
miigen verspielt-"
«Lassen Sie mich', schrie Wolf und
stieß seine Hand zurück. »Das Glück
muß sich mir wieder zuwenden.« Ei
nem jähen Impuls folgend, griff er
in die Westentasche und warf den un
getreuen Talisman aus den Tisch —
den wollte er seyen. Ja was war
denn das? Statt des Fünfgroschem
stiicks fand er ein dlantes Zehnnrarts
stiicl. Mit weiten Augen starrte Wolf
daraus nieder.- ,
Botdmann war ausgestanden.
.Kommen Sie, Täubuer, wir wollen
nach nuse gehen." »
Mechanisch richtete Wolf sich auf.
»Steeten Sie doch den legten Modi
ianer kin«. mahnte Bothrnann, aus
das Zednmartstiiet deutend.
Wolf tat, wie ihm geheißen.
Schwersällig schritt er durch die
milde Winternacht, ein leises Frühe
lingöadnen lag in der Luft. Schon
s färbte sich der Himmel im Osten. Wie
»die Verwechselung nur zugegangen
war? Jdr allein war der Miß
sersolg zuzuschreiben. Wolf dachte
nicht-·- weiter. Nun stand er in ·
Zimmer-. Jdm war. als seien
loergangem seitdem, er es orrla f.
fund doch lagen nur Stunden dazwi
sschem Er begann nach der verlorenen
IMiinze zu suchen. schüttelte die Decken
laue und wühlte alles um und um.
iVergedtichl Es war wie in einem
jMörchem Wahrscheinlich hatte er sie
lgestern abend unter die große Masse
geworfen und das Zednmartstiick
flüchtig dafiir eingesteckt. Wolf war
abetgläubisch geworden, er zweifelte
nicht daran, daß ian der vermeintliche
Talisman wieder Glück gebracht haben
würde. Nun war er fiir immer der
toeen. «Wols fluchte ihm. Er hatte
ihn der Versuchung erliegen lassen, iltn
erst mit Gold überschüttet und nun in
einen Abgrund hinunter gerissen. Der
junge Mann sah teinen Ausweg aus
dem Meer von Schulden - er dachte
an Rut, an seinen Vater. Ein mo
ralischer Jammer übertam ihn.
NeunteSKoviteL
Verstört und leichenhlaß erschien
Wolf zum Dienst.
«TZudner, nehmen Sie sich zufam
men, Sie find jo wie vor den pxopf
gestoßen«. rannte Woldow ihm zu. -
Der Rittmeister erteilte ihm heut’
noch einen kräftigeren Rüfsel als ge
stern, dazu vor der Front. Nach dem
sDienft befchied er ihn zu sich. »Sie
haben wieder gespielt, Töudnes schon
gestern niertte ich es. Daß Sie diesen
»verfluchten Leichtsinn nicht lassen tön
jnent Bringen Sie Jhre Spielschulden
;so schnell wie möglich in Ordnung,
Jdkei Tage gebe ich Jhnen Zeit dazu.
JSie werden mir Bericht erstatten. Er
sfiihrt der Regitnentslommandeur da
foon, gehen Sie unwiderruflich um die
fix-tief Wolf wor entlassen.
s »Ich weiß nicht« woher das Geld
»nehmen«, sagte er verzweifelt zu Wal
idow. «
s »Lieber Kamerad, so schrecklich ist
thre Lage io gar nicht« Telegraphie
lren Sie Jhrern Vater, bitten Sie ihn,
Ihierherzuionimen und legen Sie ihm
lein offenes Geständnis oh.«
i .Das ist unmöglich. Mein Vater
nnd meine Braut werden mich verach
ten — die Verlobung aufheben-«
»Noch dem. was Sie rnir von Ih
fer Braut erziihlt haben, nehme ich an.
daß sie treu zu Ihnen halten, ein gu
tes Wort fiir Sie beim Vater einlegen
wird. «
Wolf verbarg schaindoll sein Gesicht
in den Händen.
»Mein Versprechen nie wieder zu -
spielen, legt mir ein Halseifen an.«
»Allerdings, Tönt-neu wenn Sie so
leichtsinnig mit Versprechen umgehen,
haben Sie bereits einen Schritt ab
wärts getan, und ein berstiindigec
Mädchen wird sich bedanlen, fein Le
ben an das Jbrige zu binden.« Wal
dow grüßte lalt.
Nun begann ein Umherjagen bei den
Geldderleihern Wolf war gehetzt ver
zweifelt er war zu den höchsten Pro
zenten bereit. Wohl zeigten die Ma
nichiier sich bereit, es zu beschaffen,
nur war die Frist fiir solch grosse
Summen zu lurz bemessen.
Heut war«Ultinio. Abends sieben
Uhr mußte er dem Nittmeifter Mel
dung erstatten.
.,·Dreitausend Mart fehlen noch Ich
hoffe bestimmt, iie bis fiinf Uhr zu er
halten«, sagte er nachknittags zu Wal
dow auf dem Ererzierplah.
Jrn schlanlen Galopp ritt Wolf nach
dem Dienst nach Hause. Das Geld
war nicht eingegangen. Er warf fich
in eine Droschle und fuhr zu dem
Bekleidet
»Ich bin dein Deren Baron gern zu
Diensten, aber vor morgen friih -- s«
Wolf fluchte. An lumpigen drei-·
tausend Mart sollte es scheitern! Un
möglich! Er fuhr bei den Kameraden
umher, mit der Ubr in der Hand.
Vergeblich! Der Angstschweisz stand
ihm auf der Stirn. Hätte er doch
diesen Morgen dem Vater telegra
phiert. Diese Bagatelle konnte zum
Anlauf eines Pferdes bestimmt sein.
Nun war es zu spöt. Wolf schlug sich
vor die Stirn. Jn d:eser fortgesetz
ten Erregung hatte er alles tlare
Denken, jede lieberlegung verloren.
Hans Jochen mußte helfen. Dasz er
nicht sriiber an den gedacht hattet Er
rief dem Kutscher die Wohnung des
Bruders zu und ermunterte ihn rnit
einein reichlichen Trinkgeld, rasch zu
fahren.
»Der Herr Oderieurnanr uns non
im Dienst«, bexchieb ber Bursche.
»Ich tverbe aus meinen Bruder
warten.« »
Wolf saß in Hans Joehens Zim
mer. Jn banden unb Füßen, im
ganzen Körper vibrierte es ihm. Bei
jedem Geräusch wähnte er. den sehn
lichst Erwarteten - kommen zu hören.
Ungedulbig lies er aus und ab. Trpf
seiner Verzweiflung nahm er die tri
vialsten Dinge wahr. Wie einfach,
sast puritanisch Hans Jochen hier
hauste. lieber dem Schreibtisch hing
lebensgroß das Brustbild des Vaters-.
Wolf wagte nicht, zu ihm auszusehem
beschämt senkte er den Kopf - s— einen
Moment schwieg alle Anait in ihm, er
fühlte nur seine Schulb. Da schlug vie
Uhr mit lautem Klange
Der junge Mann schrat zusammen
Kam Hans Jochen denn noch immer
nicht?
lFortsetzung iclgt.)
NO -.
Ueber dem Fördern iunaer Talente
vergißt man oft verdiente Veteranen.
Die losoperativen Spar- und Leib
Bereine der Ver. Staaten zählen seht
2,10(t,000 Mitglieder und ihre Bestän
de belaufen sich aus 81,000,000,000.
s
Ek: »Du bist mit der Rätin Mein- vericindet- warum denn nur?«
Sie: »Ja. deute dir, diese abscheuliche Person hatte die Frechheit, bei der Its
ikq Sman unsezes stanenvetems mich zur stienpkäiidentin vorgnfchlaqeust
-