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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (April 5, 1912)
Nebraska Staats- Anzetger und Wer-old Japkmmgxz ril 1912 Mit-ei rTheil .) Nummer 3 - Heimatlehnem Von W. Lennemann. Jn den Abend schreii ich tauml-er faulen, ld und Weiten wogen leegenschwet, eine Seele ist so heimatttunlen Und die SehnsuchiMbmndei wie ein - eer. Brandend fluiend um ein lleineisEigen Um ein liebes Weil-, ein lächelnd Kind, Meine Tageswiinsche stehn und schwei SM Nur die heiße Sehnsucht strömt und rinnt. Und ich halt auf fiatlen Riesenhäw de ne Was ein Gott mit gab für Jahr und Tag Arbeit, Friede und ein Segenspenden Weib und Kind und Feierglockem schlag Watiend stehen auf des Hauses Schwelle Meine Lieben. lonnenglanzumiohi. Segen iidet Euch! Was mir an Helle, Dank ich Euch im Kampf um Tag und Brot. NO- ------- » Hausfrau filr einen Tag. Humoreste von Hedwig Ste phan. Die Frau Landricher Beckmann kam ins Schlaszimmer, in dem ihr Gatte eben brschiiftigj war, die Spu ren des «Universa rasierapparates" mittelst dlutsiillender Watte zu besei tigen, und ließ sich seufzend in einen Stuhl fallen. Der Landrichter warf iiber die Ach iel einen halben Blick nach ihr. «Sag’ mal Tinchen —- tvas macht ihr heut bloß wieder siir einen entsetzlichen Lärm in der Michel Oriac doch, bitte, endlich der Gaste bei, etwas zar ter mit dem Kochgeschirr umzugeh’n!« »Jawohl, lieber Paul!« «Und dann, die Kinder laufen fast ständig auf dem Korridor herum! Wozu haben wir eigentlich das Spiel zimmeri Es muß iiir Dich doch eine Kleinigkeit sein« sie da angemessen zu beschäftigen« »Jawohl, lieber Paul!« Jeht drehte der Landrichter sich ganz herum und betrachtete feine Frau argwöhnisch ,,.V«o’r ’mal « das klingt ja so — so ergeben. Ich dächte doch, baß ich in dieser Beziehung nicht allzu viel verlange. liebes Kindl« Frau Tine richtete sich gerade auf und tat einen tiefen Atemzug. »Als» nicht mal »jawohl« soll ich saarn — das iiingi nicht gut. Na — dann aufrichtig: Du haft ja teine Ah nung, wie man sich mit dem Mädchen und den Kindern herumärgern muß; wie alles, aber auch alles mitunter quer geht —- aus der haut fahren möchte man ein paar Mal am Tage —- aber Du merkst natürlich nichts davon —- Du hast noch Deine Privat wiiniche —« L »Aber die Kinder sind doch längst aus dem Gröbsten heraus, Du hast ein tüchtige-Z Mädchen, das sogar selbständig kocht —- andere Frauen-« »Ja, ja, ich weiß schont« unterbrach ihn Frau Tine mit nervösem Lachen. »Andere Frauen haben bloß eine Aufs wartung und siini Kinder. Wärst du nur mal an meiner Stelle einen Tag nur -—-« »Liebe« Kind, mit etwas Ruhe läßt sich viel machen. Ich versichere Dich, es wiirde alles tadellos glatt gehen — toie am Schnürchen!« »Ach, wirklich? Jst es die Möglich keit! Also Du —« Und mit einem Mal kam ein ganz vergnügter Ausdrqu in Frau Tines veriirgertes Gesicht. »Ja, dann möcht' ich Dir eigentiich was vorlchlagen, Schad. Die Lena Lutter in Klauihagen quält mich schon lange, ich toll sie mal auf einen Tag besuchen —- ich hat« bisher im mer abgelehnt, in dem törichten Glau ben, hier unabtömmlich zu iein — aber fest, wenn Du meinst —- man könnte ei doch mal probieren -- « «Na, selbstverständlich, Tinchen. Machentvir. Und wenn’s bloß wäre, um Dir zu beweisen »- —« »Daß ich vollkommen entbehrlich bin. Schön! Jch schreibe sofort an Leue, und morgen sriih dampf« ich abl« —- " Es war beschlossen worden« daß Frau Sine ganz heimlich verschwinden sollte, um Lottcheit und Iris-then nicht zu wecken; sie mit der vollendeten Tatsache zu befreunden, daß Muttchen eben nicht da war, hatte der Vater ohne weiteres übernommen Er begnügte sich also mit einem ge flüsietten »Viel Vergnügen« und streckte sich, als die Flurtiik zutlappte, seht behaglich im Bett aus, in der sesten Absicht, heut mal gründlich aus zuschlafen. s Eben sing et an, sacht einst-däm mern, als ein heftiges Klopfen an der Tür ihn auslchreckte. »Ja — na was denn —- was ist denn los?« i »Der Schlosser ist da Here LanH richter!« ! »Der Schlosser? Zum Kuckuck, wasj geht mich der Schlosse-r an?« ( »Ja aber —- herr Landes«-r —z er ist doch bestellt — wegen der spei- r selammer »- er will den Schlüssel ha- 4 ben —- —« . Gustes Stimme klang schon fehrj ängstlich und dringend, und ieht fingJ es in Herrn Beckmanns Geist allmähq lich an zu tagen. Richtig, da war so ’ne Geschichte mit einer Tür, die nicht recht schloß! —- Tinchen hatte ihm oft genug damit E in den Ohren gelegen. —- Ja, also —» der Schlüssel, Gaste, der liegt « Aber um Himmelswillem nein, die ses Geheimnis durfte er ja nicht ver-. raten! - Wütend schlüpfte er in die aller notwendigften Kleidungistiicle, hab-i belte itn Halbduntel den Schlüssel aus der japanischen Vase im Salon und höndigte ihn Gaste ein, mit der Wei sung, ihn fest unter leinen Umständen mehr zu werten. Es war denn auch bereits nach 9 Uhr, als Lottchens und Fritzchens Miihstimmen ihn aus siißen Träumen unsanft ausstörten. Etwas beschleu nigt machte er Toilette und begab sich in die Küche, um Gulte anzuweisen, ihm den Kasiee zu bringen und die Kinder einzuziehen. i Aber Guste machte ein höchst un gniidiges Gesicht. »Nu, Herr Landrichter, des geht nich. Wenn ich jeht nich nach’n Flei icher lann und de Karm’naden holen« denn lrieg’ ich leine mehr —- sonft bin ich schon immer um achte los- ——— und überhaup -— mit die Schlafstuben heute — —« Jhren weiteren Ausführungen ent zog sich der Landrichier durch ein ör gerliches »Na dann machen Sie schnell, daß Sie weglommeni« und eilte in die Fiinderstule, wo der Lärm bereits an fing. in ein regelrechteg Toben über zugehen Aber auf der Türschwelle blieb er entsetzt stehen. Feiychen hatte da Warten zu langweilig gesunden, allein ausstehen wollen und beim Versuch, sich zu waschen, den Wassertrug um-. geworlen. Jn dem liihlen Naß hatte er zuerst sehr vergnügt herumge pantscht, dann aber angefangen, Lott chen zu bespriyen Die hatte sich mit dem ihr Zunächstliegenden gewehrt, und der Landrichter lam gerade dazu, wie die liitschnassen Kissen in der Stube umherslogen. »Ihr Rangen infamen s— wollt ihr wohl den Unfug lassen!« Dies Donnerwetter wirtte zwar promot, aber es hatte zur Folge, daß die beiden Missetäter jämmerlich zu heulen begannen, in der ganz richtigen Empfindung ihre Situation dadurch wesentlich zu verbessern. Des Landrichter-is Zorn verwan delte sich denn auch richtig sofort in ängstliche Befugnis Mein Gott, die Kinder tonnten sich ja alles Mögliche holen in der kalten Stube, und so naß wie sie wa ren — seht nur rasch angezogen und ins Wohnzimmer mit ihnen! Jndes das war leichter gesagt als getan. Bei Frischen ging die Sache noch leidlich, aber Lottchens Klei dungsstiicke wiesen ein Durcheinander von Knöpsen, Bänder-n und Oesen aus, denen Herr Beckmann völlig rat los gegenüberstand. Schließlich blieb ihm nichts weiter übrig, als sie in eine Steppdecke zu wickeln und in der Wohnstube aus eine Chaiselongue zu legen. Wo blos die Gaste blieb! Endlich — Gott sei Dant! Er rannte zur Flurtiir, riß sie auf, und —- anstatt der erhosften Gaste stand da ein Mann mit einem Zettel in der Hand. »Was wollen Sie?« schnauzte der enttäuschte Landrichter ihn an. »Ja wollte mqn Bier bringen« »Wer — so —- na, dann bringen Sie's doch!« »Ja aber —- in’n Keller —- da muß mich doch Erner ufsschließen!« »Den Schlüssel habe ith aber nicht,« schrie der Landrichter wütend. »Und das Mädchen ist fort —- und ! hier weggehen kann ich fett auch nichr TBringen Sie das Bier hier-begin die Küche« J Der Bierwagen war eben"wegge fahren, als Gaste karn. »Nu, so ’ne Zuchr!« fchimpfte sie. ,,Kalbskarm’naden fass nich mehr-. blos Schweineschnitzeln —- und sie darf doch Fritzchen nich essen —- und da hab' ich für ihn Spinat jeholt — bis nach Pachnitzke half ich ruater müssen, wo? schon so spät war — ——- und —- herrje —- der Kassee kocht hier toockx vooth Sie irampste in die Kuche, ote Blicke auf den brodelnden Kassee ge richtet, und —- gerade in die Flaschew batterie hinein. die der Bierntann hübsch in der Mitte aufgebaut hatte. Es tlirrte nnd plätscherte — Guste ieifte wie ein Rohrspatz, und der Hausherr fühlte das dringende Be dürfnis-, ihr sehr kräftig den Stand punkt tlar zu machen. Aber er war ja von ihrem guten Willen abhängig, und so sagte er dann sanft und liebreich: »Hören Sie jetzt aus zu schimpsen und ziehen Sie vor allen Dingen Lottchen an. Und dann wifchen Sie in der Schlafstube aus —- und bringen Sie Milch für die Kinder —- und stellen Sie die Flaschen weg — ——« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog er sich in fein Arbeitszimrner zu rüa,«dessen Ruhe zu behüten sonst zu Frau Tine’s felbswerstiindlichen Pflichten gehörte. heute indessen wa ren kaum zehn Minuten verflossen, als es klopfte, und Guste ohne Wei teres die Kinder hineinfchob. Jn der Küche könnte sie sie nicht brauchen — die Schlafstube müßte sie auch noch reinmachen —- und überhaupt —- die gnädige Frau hätte die Kinder immer Vormittags bei sich gehabt -— H Die nächsten zwei Stunden ver gingen dem Landrichter in der ange: nehmften Weile« Lottchen hatte heute gerade ihre ,,Tour« — eine Eigenheit, deren Vorhandensein er bisher stets überlegen lächelnd bezweifelt hatte, auarrte fortwährend, schrie nach »Manm« und tonnte nur durch sehr reichliche Zufuhr von Pralines einiger maßen beruhig werden. Frischen da gegen war sehr fidel, spielte Eisen bahn, indem er mit den schweren Le derstühlen aus dem Parkett herumschob und dazu abwechselnd pfiff, tram pelte und »Halt!« oder »Abfahren!« briillte. Erst nach vielem Zureden ließ er sich bewegen, zum ,,elettrischen Mann« überzugehen, wobei Vating immer »der Menschsein mußte, wo es nicht klingelt«, wobei Fritzchen ver mittelst der Rouleaufchniire neue Drähte zog. Völlig zermiirbt und aufgerieben setzte sich der Landrichter schließlich eine volle Stunde später als sonst. zum Mittagessen nieder. Hungrig war er zwar sehr, aber da er Lottchen il) ren Milchgries einlöffelte und dabei noch aufpassen mußte, daß Fritzchen seinen Spinat nicht nur aus das Tischtuch, statt in den Mund beer derte, lam er taum dazu, sich richtia satt zu essen. Jndes das machte ihm nicht einmal viel aus —- er sehnte sich nur nach Ruhe, nach Stille und Frie den! So wie heute hatte er sich noch nie auf die Mittagsruhe gefreut Aber ietzt erst als Vorgeschmack der kommenden Genüsse die übliche Si garrel Auf halbem Wege zum Rauch« tisch blieb er stehen. Richtia, er hatte ja am verflossenen Abend die letzce ges raucht, und schon vorgestern eine neue Kiste bestellt. — Eiligfi ging er ins Eßzimmer zurück. »Guste, ist hier gestern ein Palet abgegeben worden?« »'n PatetF Gestern?« »Ja doch, eine Kiste Cigarren.« »Ach sooo —- — ja, die lab’ ich dem Mann wieder mitgegeben! Er kam doch heute früh, so um Neune runkund wrllte Geld haben —- und ich durfte doch den herrn» beileibe nicht wieder wecken — — ——« Der Landrichter wandte sich stumm und ging mit gesenktem Haupt wieder in sein Zimmer. Er trat zum Fenster und griff nach der Jalousieschnur. Aber —— —- wo war die denn? —- Die war ja fort —- abgerissen —- von Fritzchen natürlich Und bei dem grellen Sonnenlicht auch nur ein Auge zu schließen, war ja ganz un möglich! Tief, tief seufzte der Unglückliche aus. Und dann beschloß er, sich im Schlafzimmer aufs Bett zu legen. « - Aber —— barmherziger Himmel — wag war das? Ein Toben, ein Pol tern im Kinderzimmer — Fritz blies Trompete und Lottchen begleitete ihn Leichenblaß stürzte er in die Küche »Guste —- — sagen Sie blos — — wnrum schlafen denn die Kinder heut’ nicht?« »Die schlafen überhaupt nie nich, Herr Landrichter. Aber weil se doch nu mal zu Bett sollen, liest sie die nnädige Frau nach Tisch immer was vor, wenn der Herr Mittagsruhe bö.lt·« Tinchen las ihnen vor! Nach einem solchen Vormittag. wie er ihn heute durchgemacht hatte! Damit die Kinder ihn nicht stören sollten! Sein Herz wurde weich, ganz but terweich —- — es fehlte nicht viel, er hiitte geweint —- — vor Müdigkeit. vor Aerger, vor Rührung —- —— — ,,Guite,«« sagte er matt, »an Schlaer ist ja nun doch nicht mehr zu denken —- es ist auch gleich halb Vier —- machen Sie mir alfo eine Tasse Kaffee —- zwei Tassen Kassee, Gufte —- und stark, ganz start —- — ich fühle mich gar nicht wohl —- -——« »Js fut, Herr Landrichter,« nickte Gustr. Ader kaum hatte er den Rücken gewandt, als sie einen hellen Schrei ausstieß. »Ach Jott nee, das ist aber heute n Pech! Nee fowas — nu is die Speisetammertür zujeslogen —- und den Schlüssel hat doch der Schlosser noch nich wiedergebracht —- — und nu hab' ich doch keenen Kasfee —« Herr Beckmann drehte sich um. Sein Gesicht mußte schreckenerre: aend aussehen, denn Guste flüchtete sich schleunigst hinter den Küchentisch Jn diesem kritischen Moment klan gen leichte Schritte im Flur - die Kiichentür wurde geöffnet —- und — ,,Tinchen!« rief der Landrichter mit zitternder Stimme —- -— »Du sDu hift schon wieder da. ?« Tiitezfah ihn überrascht und etwas Weichen an. »Ja, weißt Du —- ich hatte heute doch keine rechte Ruhe mehr —- ich habe Leuen versprochen, vielleicht nächste Woche wiederzutom men — wenn es hier ohne mich geht — —" Da nahm Herr Beckmann seine Gattin um die Schulter und führte sie ins Wohnzimmer. »Nein, kleine Frau, es geht aber nicht ohne Dich —-—- absolut nicht! Jch danke ja meinem Schöpfer-, daß Du wieder da bist! Und Deine Haus: srauenniite will ich auch ganz sicher und aetviß in Zukunft nie mehr un terfchätzen.« Frau Tine legte die Arme fest um den Hals des Gatten. drückte ihr Ge« sicht an seine bärtiae Wange und stü iterte ihm iärtlich ins Ohr: »Na, siehst Du wohl!« Wo sich on den Südabhängen des Hohen Atlas die Gletscher - Moränen zur Suharn senten, zwischen den sScktneesirnen der Vergriesen und den sSandmeer der großen Wüste liegen ab: sseits der Hauptstraße weite Land sstriche die nie eines Araber’5, ge sschtveige denn eine-H Europäers Fuß betrat. Auch die Deutsche Mai-oktr Minenqesellschnft, der es lijrzlich ge lungen ist, eine Expedition von fiins sEuropiiern und 17 Andern, also die erste größeren Stils-, uber den Atlas hinüberzubringen, hat sich aus eine der Haitptreuten beschränken müssen: wenige Schritte Von den Karawanens Straßen entfernt ist eben noch Alles J unbeliinntes Gebiet· . Trotzdem beginnen allmählich auch diese stillen, weltentleaenen Gebirg5· täler ihre Geheimnisse zu entschlei tern. Das Jnteressanteste an ihnen dürften wohl ihre Bewohner sein. Weißhiiutiae, blondhaarige und blau iiugige Stämme hausen dort in Zel "ten aus Kameelhaargeslecht oder Tierfellenx wilde Beravöller, die nie die Herrschaft eines Sultans aner: lannthaben, niemals tributpflichtig waren, ja nicht einmal einem eigenen Oberhaupt gehorchen. Bei diesen von aller Kultur und Zivilisation unbr rührten Naturlindern, die sich mit der Einfachheit ihrer Lebensweise auch die Schlicbtbeit ihrer Sitten bewahrt ho ben, herrscht sozusagen eine absolute Annrchie gemildert durch die Blut rache. Selten nur kommen einige ldieser Wildesten der Wilden hinab nach Fes, Moralesch oder in’s Sus. Der Europäer hat fast nur im TI felett, einer fruchtbaren Oase im Sii den des großen Atlas, Gelegenheit, mit diesen äußerst interessanten Völ lern zufainmenzutrefsen, die nichts Anderes sind, als die letzten Ueber I bleibsel der Vandalen; diese zogen sich ibei ihrer Niederwersung durch die poudslerrqresteftm Dem-. Oströmer in die Einsamkeit der un zugänglichen Gebirgswiisten zurück Das zeigt neben germanischen Resten in ihrer Sprache schon die Schädel bildung, ihre Gestalt, die Farbe ihrer Haut, Haare nnd Augen, das bewei sen mehr noch ihre eigentümlichen Lebensgewohnheiten und Bräuche, die so qrundverschieden von denen ihrer Nachbarn sind, ja, die zuweilen gar nicht recht nach Afrita passen wol len. Lange, unten zusammengebundene Barbarenhosen, sowie zottige Felle bilden ihre Kleidung kein Fez oder Turban schmückt ihr Haupt. Frei herabhängend, tragen sie die blonden Locken oder binden sie zu einem Schopf aus dem Hinterlopse zusam men, was die Gestalt hebt und ihnen ein besonderes wildes Aussehen ver leiht. Bis vor wenigen Jahren be stand ibre Bewassnung noch aus ge slochtenem, mit Leder iiberzcgenenr Schild, Lanze, geradem Langschwert, Pfeil und Bogen. Heute sind sie fast ausnahmslos mit guten Gewehren bewassnet. Das ist wohl das einzige, was ihnen die Kultur gebracht hat. Es macht einen drolligen Eindruck, diese alten Germanen mit Monstr und Mannlicherbiichsen herumlaufen zu sehen. Jhr Gewehr ist ihr einzi ger, dasiir aber auch unschätzbar wertvoller Besitz, denn wie einst zu Cäsars und Tacitus’ Zeiten leben sie auch ietzt noch von der Jagd. Fleisch und Milch bilden ihre Nahrungsmit tel Die Lehre Mahammeds hat bei ihnen nie Eingang gesunden, sie spie len den Mobammedaner zum Schein wenn sie in die Städte des Blad el Machsen oder ins Sultannt Marca tesch binabtommen. Aber auch das Christentum, zu dem sich zur Zeit ihrer Unterwersung die Mehrzahl der Vandalen bekannte. iit ihnen verloren gegangen. Unsere blonden Atlaävettern sind Heiden. Sie glauben an den Sonnengott, den Donnergott, den Krieasgott. Die Märchen, die sie ihren Kindern vor singen, sind die«Mhthen der altgermm nisrhen Götterwelt. Als höchstes Fest feiern sie die Sonnenwende, und wie ihre Vorfahren im Norden, zünden sie Freudenseuer aus den Höhen an. Pferdesletsch. das kein Mohammedaner anrühren würde, bildet ihre Lieblings speise, und es vergeht keine Festlichleit, ohne daß ein paar Schimmel ge schlachtet werden. Schließlich haben sie noch eine andereEigenschast von den alten Deutschen geerbt: sie können get manisch trinken. und und was sie trin len, ist ein Gemisch von Gerstensast und Honig —- es ist Meth. Kein Sultan, selbst der tatkräftiae Malen Hassan, dem zuletzt ganz Ma rvl!o, sogtr mit Einschlqu des Ris, untertan war, hat jemals auch nur den Versuch gewagt, diese Stämme in ihrer Freiheit anzutasten,sie waren stets eine unabhängige Enklave. Gerade dadurch aber konnten sie ihre Eigenart bis aus « die heutige Zeit beibehalten Ebenso, wie ihre Wildheit im Kriege beriichtiat ist, wird übrigean ihre Gastsreundv schast gerühmt, nur ist sie schwierig zu erlangen, da die scheuen Berabewohner instinktiv jeden Fremden siir einen Feind ihrer althergebrachten Bräuche halten, weswegen sie ihn auf alle mög liste Weise zu verhindern versuchen. ihr Gebiet zu betreten. Jetzt jedoch, wo das alte Marolto aus der Totenbahre liegt, wird es wohl auch mit ihrer geheim nisvollen Selbständiakeit zu Ende ge ben. Mit dem Falle des Sultanats schwindet die Eristenzmiialichleit dieses letzten Restes- aus dem Altertum. —-—-—..-— Dai Buch der Millionäre. Der Regierungsrat Rudolph Mar tin hat ein Jahrbuch des Vermögens und Einkommens der Millionäre in Preußen herausgegeben. Machen wir uns das Vergnügen, ein wenig in der Bibel ver preußischen Millionäre zu Mittern. Den Reigen eröffnet Frau Bertba Krupp v. Boblen und Halbach auf dem Hügel bei Essen. lieber wie viel Vermögen mag nun wohl die Cr bin dess- deutfchen Kanonentönigs ver inigenIZ Die Villa Hügel trägt ein Vermögen von 187 Millionen Mari, bei einem jährlichen Einkommen von nicht weniger als 17 Millionen. Die fes Einkommen, auf die Tage des Jah res verteilt, beträgt pro Tag etwa 47. 000 Mart. Die Witwe von Alfred Krupp besitzt außerdem noch 40 Millio nen. Der zweite Großmillionär ist der Fürst Henclel von Donnersmarck auf Schloß Wende-L der 177 Millio nen und 12 Millionen liintommen be sitzt. Jhm folgt der Fürst Christian Graf zuHohenloheOehringen mit 151 Millionen Vermögen Dieser bekla genswerte Mann nimmt aber jährlich nur 7 Millionen ein. Wie er damit tin-glommen kann, mögen die Götter wissen. Jmmer noch über 100 Mil ,,-———————G lionen, nämlich107, besitzt Freiherr Max v. Goldschmidt-Rothschild in Frankfurt a. M. Zu einem seiner cVorfahren kam einmal ein schmieriger polnischer Schnorrer und begehrte, den Millionär unter dem Vorgehen zu sprechen, er sei ein Schwager »des Herrn"'. Ganz erstaunt ließ ihn Roibschild vor. Da sagte der Schnu rert »Ich hatte eine Schwester. Sie ist tot, der Herr hat sie zu sich genom men. folglich ist der Herr mein Schwa ger.« Reich beschenkt sür diesen pol nischen Witz ging der Glaubensgenosse von dannen. Auch dem Nachkommen wird es gewiß an Schnorrern nicht fehlen, vorausgesetzt daß er sie aus sei nem aerinqen Jahreseinkommen von drei bis vier Millionen überhaupt be schenien kann. Die Vermögen über hundert Millio nen sind hiermit erschöpft. Blos noch 84 Millionen und ein minimales Ein taminen von nicht ganz 2 Millionen besitzt der ietzige Fürst von Pleß, Hans Heinrich 1V.; noch weniger, nämlich 79 Millionen, zählt Graf Hans Ulrich von Schiiffgotsch, während die verwit tvete Freifrau Mathilde v. Rotfehild nur noch iiber 76 Millionen verfügb Der Mitinhaber der »Kölnischen Voltszeitung« Franz Bachem figuriert mit zwei bis drei Millionen, daneben aber noch zwei weitere Bachems aus derselben Firma ebenfalls jeder mit zwei bis drei Millionen, außerdem der Justizrat Karl Bachem, Mitbesiher non 26 Hiiusern in Köln, auch mit zwei bis drei Millionen, so daß das Bachemsche Gesamtvermögen aus acht bis zwölf Millionen anschwillt. Eine ähnliche Konstellation findet man bei den Stollwercks, von Welt-Chaiolade ruf, und vielen anderen Namen. Der Geheime Kommerzienrai C. Volle, in Berlin seit vielen Jahren als »Klingel bolle« bekannt« hat mit seinen Milch wagen Gz Millionen Mart zusammen aefuhrwertt.. Ein anderer, nicht we uiger bekannter Name ist der der Her ren Gilta, der ja auf Millionen von Flasehen verbreitet ist. Jn der Bibel der Millionäre ist er zweimal vertre ti-n, einmal mit sechs bis sieben und einmal mit vier bis fiinf Millionen. 81 I2 Millionen beträgt das Vermögen des Hofschlächtermeisterg August Hef ter, in Firma A. Hefter, Berlin. Auch im modernen Zeitungsgroßbetrieb steckt allerlei Aus-weist August Scherl mit beinah-s fünfzehn Millionen. Mit dem Herrn Masse kann es indes Herr Seherl nicht im mindesten aufnehmen, denn der erstere verfiiat über nicht we niqer ali- nierzia Millionen. Dage gen besitzt der alleinige Inhaber der be iiihmjeu Kpnfettionsfirma Rudolf .—.Zertzog 55 'Mil!ionen: zur selben Skala gehört auch der Geheime Korn inerzienrm J. Löwe, der Gewehre fa briziert. Der Mann der unbegrenz ten Moalichteiiem nämlich der Gehei me Kommerzienrat Goldberaer in Ber lin, muß sehen, wie er mit seinen zwölf Millionen Mart durckitoinmt. Besser haben es die als Pferdeziichter und Ttiennsrsorter hochberiihmten Freiherren vnn Oppenheim mit ihren 48 bis 50 Millionen, oder die beiden ebenfalls durch den Turf weitbetannten Briider n. Weinberg in Franlfurt a. M. mit fitt bis OR Millionen. Unter diesen Verhältnissen noch aus die Proletarier unter denMillioniiren einzugehen, hin ter deren Namen nur die Ziffern 1 bis 2 oder III bis 4 sieben, verbietet die Höf lichten —.-—-— Zweit-einig. Aus dem Aussatz einer »h«o·heren Tochter«: »Unser liebster Aufenthalt ist unterm Kirschbaum, der uns seine süßen Früchte verlockend zeigt. Wenn der Vater kommt und baut uns welche ’runter, dann freuen wir uns könig lich.« Leicht begreiflich Richter: »Ac« Glas Bier haben Sie getrunken, Angellagter, und konnten nicht eins bezahlen!« . Zechprellen »«-a, immer, als ich ausgetrunken hatte und gehen wollte, stand gerade der Kellner unter der Tür.« Wissensdursr Der kleine Willie: ,,Papa, sag’ mal, was ist ein leerer Titel?« Papa: »Ein leerer Titel, meinSohn. ist die Art, wie Deine Mutter mich als den Herrn des Hauses bezeichnet wenn Besuch da is.« Männetlonik. Gatte lärgerlich): »Weißt Du nicht, wo ich meine Brille heute Mittag hin gelegt habe?« Gattin: »Nein, lieber Mann!" Gatte: »Na, da sieht man, wie ver geßlich Jhr Frauenzimmer seid.«