Nebraska Staats-» Anzetger und I cerold Jahrg-ums th Jstitrz 1912 (Zwetteth1et) Vom Finden Von Weenet Horn Undjausende gehen einander vorbei, Ein des mii anderer Melodei Ein des sa gut und so schlecht es wi , Jn Jedem Hinng leise, bald weich, bald schtiiL Dann siihtt das Schicksal zwei zu sammeln-— Es inistern und prasseln dethaltene , Flammen, Und jedes Einzelnen Melodie Fließt lösend zusammen zur Har monie. Bald klingt es wie träumender Zim belschlttn Bald tas« wie Gegittet ain jiingsten ag, Bald ichluchzt’s wie die Geige, die Liebe steht, Wenn dee Bahn-Abend zur Neige · geht« Bald tönt ei wie wildes Schlachtge brüll, Und alles zittert vor dem »Ich willi« - --— Und Tausende gehen einander vorbei Ein Jedes mit anderer Melodei -- « wei aber singen. wies so geschieht, as ewig-mächtige, hohe Lied Vie beiden ,,Oennidnsse«. Einer wahren Begebenheit nacherziihlt von Max Riegner. Herr Rennen Teilhaber der Firma Bartey Fa Renner. Stellendernrittes lung, Spe ialiiiit HoteL und Refiaui rani- Personal, saß in seinem Pri vat-Konnt und spielte mit seiner schwarz-gekb-griingefiirbten Katze. Das tat er immer, wenn er vielbeschiiftigt war. Und eaaenblialich war er viel beschäftigt Denn es war um die Zeit zwischen zwei und drei Uhr Nachmit tags. Das Lokal war gedrängt voll does Helle-ern Aschen, Bari-euren Ge schirrwafchern, die oon ihren »Mit tagsplä en« kamen und schnell auf ein paar innten in der »Oifice« dor sprachen, um eine Zigarre zu spendi ren, sich »Extra-Jobs« zu sichern oder sich nach anderen Arbeitspliiden um zusehen Den Verkehr mit den Kun den besorgte Herr Wolf, der »Mana ger« des hauses. Nur Prin ipale, die Personal en gagieren wo ten, wurden in das Al lerheiligsie eingelassen, in dem Herr Nenner mit der Katze spielte. Von der Katze fiel zufällig sein Blick auf die Straße, eine typische Ostseite strasze mit riesigem Verkehr, auf der ihm zwei Gestalten durch ihre in der Gegend selten gesehene Eleganz in’g Auge fielen. Frisch, wie oom Schiff geTommene, in New York neu ausstafs firte deutsche ,,Griinh·orner«. Klei dung, Krawatte, Väte, Schuhwerl, alles tadellos. Suchend musterten die Beiden die Firmenschilder, um schließ lich die Stufen zu Barley ckc Renner hinaufzusteigen, wo sie der Manaaer mit einem fragenden Blick betrachtete, als wollte er sagen: »Wie hah’t Jhr beide euch hierher deriaufen.« Er sagte dies aber nicht, sondern fragte nur lurz: »Sie wünschens« »Wir wünschen Herrn Barlen zu sprechen.« »Den Barley ist ausgegangen-" Derr Barley hatte niimlich die Ei fentiimlichleih immer ausgegangen zu ein. »Dann wünschen wir Herrn Renner zu sprechen.« »8err Renner ist beschäftigt.« » anz gleich, wir müssen ihn spre chen.« « re Renner hat keine Zit, sage ich hnen«, erklärte der anager, durch den energischen Ton gereizt. et was schärfer: »Was wollen Sie « .Wir wollen arbeiten.« «Arbeiten!i Als »was wollen Sie denn arbeiten? haben Sie denn hier schon aearheiteM »Nein; aber wir wollen als »Omni diesse« schaffen. Das Wasser steht uns bis an den ls, und wir müssen Geld verdienen. assen Sie uns mit deren Renner sprechen; abweisen lassen wir uns unbedingt nicht.« Noch eine Weile hin und her, und die Beiden wurden in’s Allerheiling eingelaffen. Fett Renner blickte von seiner Katze ou . -— »Alle arbeiten wollen Sie?« meinte et zweifelnd ,,Leute, die aussehen, wie Sie? Tut mir leid. habe keinen Tät-h ftei.« Damit öffnete et die t -schön, dann lotnmen wir morgen wies-V · «Wolf«, sagte here Rennen nach dem sich die Tür geschlossen. »Als-zu läßt Du mit·solche Leute ein? Wenn sie wiederionnnen, bin ich auch ausge gangen.« Herr Renner war aber nicht ausge gangen. als sie wiederkamen, denn sie erwischten ihn, «erade, als ob sie ihm ausgelauert hätten, in der Tür, als er ausgehen wollte. Und nun erzählten» fie ihrn eine rührende Geschichte. Söhne « aus guter Familie, hier gescheiterti Niemanden, an den sie sich wendens tönntem zu stolz, nach Haus u schrei ben, und vor allem entschlofsem zu arbeiten. Und dies sofort. Es schien Kern in den jungen Leu ten zu stecken, so daß Rennen ganz ge gen seine Gewohnheit, sich zu einer längeren Rede verstieg, in der er ih nen klar machte, daß das Kellnerges schifft ein schweres Handwerk sei, daß te besser täten, sich einem kaufmänni schen Beruf zu widmen. Er wurde ganz-väterlich und meinte zuletzt: » eine herren. Jch habe auch als Kellner angefangen. Damals «war noch etwas« in dem Geschäft. Aber wenn ich damals Jemanden gehabt hätte, der mir so aufrichtig geraten hätte, wie ich Ihnen, so wäre ich viel leicht heute Millianiir statt Inhaber dieses Vermittelungsbureaus.« Es half Alles nichts. Die Beiden blieben fest. Jeht wurde Rennet wieder ge schiiftlich. »Daben Sie denn noch Geld, die Gebiihr von anderthalb Dollars siir den Platz zu bezahlen?« war seine Frage, die prompt mit »Ja« beant wortet wurde. Merlwiirdige Kerls, dachte der Vermittler. Elegant ange zogen, noch Geld in der Tasche, und wollen arbeiten. »Wolf«, ries er dann, Minnen wir die Beiden zu Palms schicken?« Palms ist ein sashionables Restau rant am staat-man »Ja; Palms brauchen noch zwei Leute, wenn sie saubere Jacquets und Schürzen haben. " - Die Beiden ertliirten, auch damit versehen zu sein. Nur hatten sie noch eine Bitte. Sie wollte Abends ar beiten. Von Früh bis bend, wenns sein« mußte, aber jedensalls Abends Daö war aussallend. Schon vorher war Renner ausgesallen, dasz sie drin gend gewünscht hatten zusammen bleiben zu dürfen. Immerhin, sie machten einen so biederenEindruck, daß jeder Verdacht, den diese Wünsche werten lonnten, schwand. Sie gaben ihre Namen, Hans Heffen und Lud wig Aßmussen, wurden einaeschrieben und luden ihre anderthalb Dollars ab, während Renner ihnen eine Empfeh lung-kam an den Palmsschen Ge schäftsfühter aussertiate, natürlich enalisch. «So«, meinte Herr Nennen »das Lotal ist am Broadway und die Karte gebt Jhr nb.« s »Oh- that’s allriaht. Ich weiß schon« unterbrach ihn der Eine, der sich Aßmussen genannt hat« ( te, und steckte die Karte zu sich. J Erstaunt blickte ihn Renner an» »Sie wissen schont Sprechen Siel denn englisch-?« »Ach, ich iann’s ein bischen lesen«,« war die sichtlich etwas verlegene Ant wort. HaW in der Schule gelernt, und has-« Jhnen beim Schreiben über die Schulter gesehen.'« · Das war wieder aufsallend. Es lonnte ebenso gut wahr sein. Dann wurden die Beiden abgeschiclt. »Wols«, sagte Nennen als sie drau ßen waren. »Meis; der Teiisel, ob wir da nicht eine Dummheit gemacht ha ben, daß wir die Zwei zu Palme schi elen. Die Sache kommt mir beinah verdächtig vor. Na, wir werden ja sehen. wie die Geschichte läuft." Am nächsten Vormittag 11 Uhr, es war an einem Samstag, dem ge schäftigsien Wochentag aller New Yor ler Nestaurant5, besonders der elegan ten im Theaterbertel, traten bei Palme zwei Omnibusse an, wie sie selbst dieses elegante Broadwaylolal noch nicht gesehen hatte. Tadellose Jacqueti, elegant gehiigelte Beinllei: der, spiegelblanle Schuhe, blutben weiß gestiirltes Oberhand Wie aus dem Ei gepellt. Und eine Arbeit lei steten sie, daß den Kellnerm denen sie als hilsse zugewiesen waren, das Herz J im Leibe lachte. i Selbst Herrn Pol-m ver zwar sein Auge überall hat, aber sich sonst um Kleinigkeitem wie einen Oninibits, nicht kümmert, fielen sie auf; »Das sind die pateniesten Burschen, die uns Bariey Co Renner je geschickt haben«, meinte er zu seinem Geschäftsführer. Die müssen sicher schon »driiben« Kell ner gewesen sein. Hosieiiiiich schiagen sie auch sonst gut ein.« Die Beiden arbeiteten mit einer sol chen Emsiqseit baß here alni per söniich ihnen utn neyn U r abends empfahl, eine Pause zu machen. und eine Mahlzeit zu sich zu nehmen. Nur mit einem »Tisch« schienen sie im Vorübergehen Blicke gewesiselt zu haben. Aber das lonnte auch ein Jer tum sein. An dem Tisch saßen ein Ipaar bekannte Millionäre mit ihren Damen die schwerlich Augen hatten file die Bedienung, so lange an dieser nichts auszuseyen war lind auszu ietzen war an den Beiden nichts Als gegen ein Uhr Morgens das Lokal geschlossen wurde, wurde unter den Kellnern die übliche Kollette siir die Oninibusse vor-genommen; jeder der beiden erhielt dreißig CentT die aus seinen Anteil trinken, und damit empfohlen sie sich. Ihren Arbeitslohn verlangten sie nicht. Die Anweisung aus sechiig Cents war so gut wie baar Geld. Das blieb ihnen ja sicher, wenn sie wiedeiiainem Sie tamen aber nicht wieder. Sonntag Mittag läntete das Tele phon bei Barley E Rennen »Hier Palme. Bitte, schicken Sie uns sofort zwei neue Omnibusse. Jhre beiden Patentgriinhörner sind nicht wieder nusgetancht.« »Nami? Haben sie etwas »ausge fressen« ?« »Die jetzt ist uns hier nichts ausge: fallen. Vielleicht kommt noch was nach. Aber schade. Es waren nette, fixe Kerle. Schicken Sie uns nur wieder zwei von der Sorte«. »Ja, wenn ich iiinnte«, seufzte here Renner und schielte Ersatz. »Wolf«, sagte er, »jeht bin ich wirtlich neugie rig, was da noch nachtommen wird.« Und Wolf war ebenfalls wirklich neu gierig. Und es kam etwas nach. Montag Abend kamen zwei mit höchster Eleganz gekleidete Herren, chick dom Cylinder bis zu den Fuß spisew u Palme, traten an das Pult des Kafbsierers und präsentierten zwei Anweisungen auf je sechzig Cents. die ihn r mit einem Blick des Erstaunens, abe , da die Anweisungen lorrelt aus geschrieben waren, anstandelos ausge zahlt wurden. Sie treten in’ä Lokal zurück, suchen sich einen Plah und winken dem Kellner. Der Kellner nimmt die Ordre, traut aber seinen Ohren und Augen nicht« Wie er den-i Cocktail vor-den ersten Speisen bringt und die bestellte Flasche Rheinwein iatt stellt, fliistert er dem Oberiellner etwas zu. Der tritt an den Tisch. Ein .,.Velloh, Capt’n« begrüßt ihn. Es waren die beiden Omnibusse. »Helloh Von-R Was ist los mit euch? Warum seid Jhr denn gestern nicht wiedergetommenkk Und heute io swell! Habt Jhr am Samstag so biet verdient? »Weil, hundert Dollar Pro Mann.« »Was? Hundert Dollar!« »Ja, hundert Dollar. Wollen Sie ein Glas Champagner init uns trin ien?" Und sie bestellten eine Flasche Selt. »Warum wir nicht wiedergeiommen sind? Well, die Knochen haben uns-s genügend geschmerzt nach dem einen Tage, und einen zweiten Tag zu ar beiten, hatten wir glücklicherweise nicht nötig«. Und nun erzählten sie. »Unsere Väter hier in New Yort sind ziemlich wohlhabende, aber son derbare Herren. Ein paar Millionen hat jeder von ihnen, aber auch mert würdige Ideen. An große Sparsani .keit sind wir nicht gewöhnt. Und da die alten Herren meinten, wir ver brauchten zu viel Geld, gab es einmal einen lleinen Disput, in dem die Va« ter behaupteten, wir könnten nicht ei nen einzigen Tag unser Brot verdic nen. Wenn wir’·g könnten, sollten wirf jeder hundert Dollar erhalten. Jchi deute, wir haben’g gekannt. Und die l Alten waren hier im Lotal, wie wir: Jhnen und Jhren Leuten das Ge schier zuschleppten. That’ö all.« »Und je t wollen wir von den hun dert hier yiinfundzwanzia’drausgeheu lassen, wo wir unser erstes Geld ver dient. uns unsere »ersten Lorbern« ge holt haben.« Und das gelang ihnen binnen Kur zem. aber sie hinterließen siir jeden der acht Omnibusse des Lotals einen Dol lar. Als Andenten an die »Kollegen oon einem Tage«. Unterseebahnen Die Argentinier weben augenblict lich über den Boden ihrer Staa ten ein .enginafchi s Schienennetz und haben ein Recht, zu hof fen, daß ihren mit enropiiischem Kapital gespeisten Lolomotiven ein Reichtümer ichassender und Städte grünt-endet Schwarm von Einwande: rern ins Neuland folgt. Mit Plan und Methode unter einheitlicher über legter Leitung des Staates wollen sie Vertehrsadern ins Leben rufen. die den Yanteei vor fünfzig Jahren zu nächst der Zufall nnd dann Spekula tionifiebet in den Schoß warf. Der angeblich so praktische Yantee sah. als er sich vor einein halben Jahr Ihnndert mit der Meßtette in der Hand zum Gang über die erfte Trasse einer transtontinentalen Bahn anschickte, keineswegs den ihm nächftliegenden Vorteil. Er dachte nicht daran, sich die Reichtümer des Mitteln ftens zu eridtließen oder den kürzeste eg zum neuen Goldland Cnlifornin u finden. Al Sohn eines Volkes, de en Wiege Kommt-us auf der Suche nach den Schätzen des Orient entdeckte, nnd def fen Politik namentlich in China noch heute von überfpnnnten Hoffnungen auf Handelsgewinn im Fernoft beein flnth wird, hing er dem alten Pfad-: findertkanrn vom Seeweg nach Oftin: dien nach. Vom Seeweg nach Oitini dien. der hinter der letzten Schwelle in Snn Francisco feinen Ansgnngshnfen finden follte, fangen vor schlummern den Kollegen die wenigen Kongreßred ner, die der Bundesregierung die Li zenz nnd eine ftnatliche Hilfe für den Bau der Union Pncific abrangen. Aber schon als die Schienen sich im Felsengebikge, dort, wo heute einDents stein steht, «begegneten'«, schien es über flüssia, aus der Suche nach Schätzen zu Schiffe u gehen. Die Reichtümer la gen in ohlen- und Erzgruben hart am Stahlroeg, und über Nacht hatte der Pfiff der ersten Lotomotive Groß ftiidte wie Chirago und Omaha, hun-: derte von tle neren Orten zum Leben geweckt Aehnlicheg will nnd wird Ar: geniinien erleben. tfss dauerte nicht lange, bis der Yantee die Nunanwendung zog. Er brauchte nicht wie der Europäer Schie neii »in legen, um Städte zu verbinden, sondern hatte nur Bahnen zu bauen. unz in der Wildnis neue Orte und Martte aufblühen zu sehen. Jn siche rer Erwartung des Profits legte er Schienen kurz und lang, lreuz und quer, wo Immer ein Platz für Bahn »aber Bähnchen zu finden war. So tam derZ Krach, unter dem noch mehr als der Ameritaner Europa, damals-seine Geldtante, litt. . Fortan blickten Kapitalisten der Al ten Welt mit Mißtrauen aus Attien amerikanischer Bahnen, bis ihnen die Waben Organisatoren erstanden. Der erste Banderbilt, ein Binnenreeder, dessen Schiffe den Warenaustausch zwischen New York und Chicago, aber auch dem weiten Becken des Mississippi über das Wasser des Hndsonstroineg nnd des Erielanalg vermittelten, tanfte die elf Bahnshsteinchen zwischen den beiden Metropolen des Landes anf. Die Reisewelt jauchzte, weil sie während der Fahrt von New York nach Chicago nicht mehr zehnmal um ntsteigen hatte, aber die Geschäftswelt glaubte nicht lange freilich — den bejahrten ,,Commodore«, von senilem Wahnwitz befallen, weil er den iste winn seines Lebens in Aktien eines Konturrenznnternehmeng anlegte. tfr starb nach zehn Jahren als erster ame ritanischer Bahnmagnat, um fünfzig Millionen Dollars reicher, nnd fand Nachahrner. Unter den Großen be aann das Spiel, das einst die Kleinen trieben. Ihre Konturrenzfehden mach ten es möglich, dafz heute die Fahrt von Chicaao nach New York nnr einen Dollar tostete. Morgen schlossen die Gegner Frieden, und der Reisende oder Frachtsender mußte bluten. Wir ten nen das Lied, das die Yantees von ih ren Eisenbahnen fangen. Der Lei dende war nicht nur das Publitnm, sondern anch der Kapitalist Amerika nische Bat; tattien blieben darum »un sicher«. Da tam der Retter. Jn al ler Stille war im alten Kontor einer Firma von Bantierg, die als Tuch händler begannen, der ameritanischen Bahn- und Finanzwelt rin Alleinherr-: fchet gereift. Jn Göttingen war der fungeJ. P. Morgan, ein so guter Ma thematiker-, daß ein Professor ihm riet, Privatdozent zu werden, aber der Va ter hatte ihm einen anderen Weg ge wiesen, als er sich zum Händler in Staatsschulden machte. -Er übernahm die Verpflichtungen der Union aus dem Bürgerlrieg und lieh dem besieg ten Frankreich int Oktober 1870 gegen teine andere Sicherheit als das Wort der provisorischen Regierung in Tours IMitliarden zur Fortsetzung des Krie ges. Freilich —- blnjen ließ er die Fran zosen. Sie bekamen nur achtzig von hundert Franl und gaben an Zinsen sechs daraus. Das schlichte graue Haus der Firma Morgnn Drexel ckc Co. in Wallstteet wurde zum Wallfahrlsort aller jungen Yaniees, die mit ehrgeizi gen Plänen nach New York lamen, weil es solcher Riesengeschäfte fähig war. Eine ganze Generation wuchs in Ehrfurcht vor den Morgans herun, und der junge J. Pierpont brauchte nur noch den Willen. um sich zum Al leiuherrsclxer der Finanzen des Landeg zu machen Der Thron stand bereit. Er saß nieder und hat seine Macht nie mißbraucht Jn Schwindel und Kors ruplion isi -ek der Dollarriiter ohne Fehl und Tadel geblieben, immer be reit. ans Riesengewinn zu reiten, aber auch jedem das Seine zu geben. Er eroberte sich Bahn nach Bahn, aber nicht um sie zu leiten, zn dirigieren, sondern um siir sich und die Gefolg schaft einen dauernden und sicheren Gewinn zu erzielen, also um die Rechte des Kapitals zu wahren. Dabei hat er viel verdient, aber oft auch viel ge opfert, weil er im Gewissen des Dikta tors das Gefühl der Verantwortlichkeit trug, und darum werden jetzt die Ak tien der von ihm ab’sängigen Bahnen in Amerika als sichere Kapitalsanlage betrachtet Aber man darf sagen, daß nur er, ein einziger und befahrter ! Mann, wie Atlas die Welt der ameri s tanischen Finanzen auf starken Schul ; tern trägt. Er übt genug Gewalt, um seiner Panit, die des Landes unsolides Hund unpratiisches Bantsystem oft Jlsrinaen muß, durch Macht und Ein slufz seiner Persönlichkeit zu stenern lOb er einen würdigen Nachfolger ha ben wird, fteht dahin. Die Argentinier haben ans dieser Geschichte eine Lehre gezogen. Nicht sprioate Spekulation-Flüst, sondern der Staat soll ihre Bahnen bauen oder den Bau durch Private überwachen nnd das Entstehen nachteiliger Kon kurrenz verhindern. tjr stellte im Jahr 1898211bert Christian Schneidewind, einen Sohn deutscher Eltern und aus technischen Schulen in Deutschland ge bildeten Jngenieur als Generaldirei tor an die Spitze des Eisenbahnamts. »Herr Schneidewind, der augenblicklich die Jndurstiestaaten Europas bereist, nm Antäuse an Material siir die ar gentinischen Eisenbadnen zu machen, hat bis zum Jahre 1910 die Länge des Schienennetzes seines Geburtslandes verzehnfacht, nämlich von 2000 Meilen-se aus 3(),000 Meilen. Er hat dabei viel getan. um dem Ka pital des Landes, das ihn mit Wissen ausrüstete, Berdienstmöglichleiten zu bieten. So schlug er Deutschen den Antaus der Westbahn vor, aber sie zö gerten, bis englische Kapitalisten sür eine Bahn, welche heute einen Wert von 435 Millionen hat, 160 Millionen erlegten, um einen Reinertrag von fast sechs Prozent zu beziehen. Gleichu inaszen ließen Deutsche sich durch Eng länder die zunächst ihnen gebotene Möglichkeit zum Anlauf der Andinoi bahn entreißen. So ist es Tatsache. dasz sast nur nordameritanisches und britisches Kapital aus der noch lange nicht beendeten Erschließnng eines überreichen Landes Gewinn zieht-. Die Folge mag sein, daß Argentinien auch bei Antänsen die Industrie der geld gehenden Staaten begünstigt Man braucht dem Bahnbaumeister, der nicht nur Mann der Praxis-, sondern auch der Theorie, nämlich Hochschullehrer ist, nur wenige Min ten zu lauschen, um zu wissen, unter welchen Garantien siir Aktionäre der argentinische Staat noch heute Bahnen vergibt In andro duttiver Gegend baut er sie selbst nnd veräußert sie erst, wenn sie annehmbare Zinsaarantie bieten. O. von Gottberg. Eine traqttomödte des Leben-. Jm Pariser Stadtteil Montrouae entstand in den letzten Tagen eineVer tehrsstocknna: durch die Straßen zog ein ärmliclrer Leichenwagen, eine Beer diauna dritter Klasse, aber hinter dem Wagen marschierten in langem Zuge plsantestisebe Gestalten mit aroszen Schladvhiiten; unzählige tKünstler nnd Kiinstlerinnen ans- dem Quartier La tin nnd vom Montmartre. Und wenn man fragte. wen diese zahllose Gefolg schaft zu Grabe aeleitete,so erhielt man die Antwort ,,tsiousseau«, schlechthin »Ronssean«« Den rnan hier zur l(tzten Ruhe brachte, war eine belannte Berühmt heit, war der alte. arme Henri Nons seau, der fünfzehn Jcshre lana das traurige oder glückliche Opfer Pariser Künstlerübermutes gewesen war. Bis vor einigen Monaten arbeitete der ar me Henri Ronssean nrch als schlichter Zollbeamter, nnd seinem ganzen We sen nach war er nie dazu geschkissen,be-s i rühmt zn werden. Aber in seinenFreis — —« te, nnd die Kollegen vom Montnmire Hatten ihm aus Scherz eingeredet, er sei ein großes Genie. »Sie sagen mik,« so erzählte der alte Henri mit einem bescheidenen Lächeln »ich sei ein echter Priniitiver, ieb sei der Erste un ter den Postimpressionisten. Jch ver stehe mich nicht auf Worte, ich bin nur Maler·« Und mit einek liebenswürdi gen Gebärde wies er den Besuches dann zu seiner Leinwand Seine Schöpfungen waren in der Tat geeignet, Verbliissnng zu erwecken. Dabei wgrer ein lieber alt-er Kerl, alle Studenten nnd Malschiiler hatten ihn gern. nnd se kam es auch, dass man ilzn eines Taqu aus Ull in den Saan des stunden siihrte er den Pinsel und mai-— l l l Jndependants aufnahm und seine gre testen Bilder zum Gaudium der jun gen Künstler aufhiingte. Es war ein toller und vielleicht auch ein grausamer Scherz. So sah man vor einigen Jahren eine Malerei des alten Raus seau, die er «Jatn«-iga« getauft hatte, wie er bescheiden versicherte: »Noch ei neni wunderschönen politischen Mäd chen. das ich einst in meiner Jugend sah.« In der Mitte des Bildes sah man auf ein rotes Pliischsosa hinge streckt die Gestalt einer nackten Fran. Aber dieses Sofa stand in der Mitte eine-S tropischen llrtvaldes, den oser bar noch nie ein menschlicher Fuß be treten hatte. Hier mitten in der Wild nnis, laa die schöne Jatwiga und lauschte einem Neaer. der aus einer Kaltnsstande saß (was, sicherlich sehr Unbeqnem sein mußte) und aus einem wunderlichen Instrument spielte. Zwei Löwen, ein Tiger und eine Klapper schlange krochen, durch die Klänge dies set postiniprefsioniitifchen Musik ange lockt, aus dem Dickicht nnd blickten mit sichtbarer Rührung auf die fchöne Jot wiga. Paris lachte, aber die jungen Witzbelde trieben den Scherz noch wei ter und brachten es dahin. daß ein ausländischer Kunstfreund das merk würdige Stück als modernfte französi schc Malerei tanfte. Die Freunde ersp Jiihlten dem alten thean er sei nun das Haupt einen neuen Schule, und da er ein wirklich ehrlicher und naiver Mensch war, nahm er alles für bare Münze. Ihm wäre es nie in denSinn gekommen, daß man sich über ihn lu-· itig machen könne, und die jungen Leu te sorgten auch dafür, das-T dem alten Rousseau die Enttäufchnng erspart blieb. Er faß daheim und malte, die Freunde aber reriauften seine Werte, was sich leicht machen ließ, da er bei allem Fleiß jährlich nur ein Bild fer-: tigstellte. Der Erlös reichte aus, um den Alten iiber Wasser zu halten, und voll Stolz sagte er immere »Meine Kunst ist mir Nahrung und Trunk.« Nach der »Jatn-iga« verblüffte er Paris mit einein Riesengemälde ,,Un sere Vorfahren tanzen um den Baum der Freiheit«. Inmitten der großen Leinwand —- dennRousseau malte nur räumlich große Bilder —- hing auf der Spitze eines Baumes eine rote türtische Mütze und ringsumher tanzten halb nackte Männergestalten, die auffällig Populiiren zeitgenössischen Politikern ähnelten Am Fuße des Baumes lag ein Stein« auf dem der Alte zwei Verse eines Gassenhauer-Z geschrieben hatte: ,,Aupre5· de ma blonde, Qu’il fait bon, fait bon fait han«-« Tiefe neue Frei heitghymne erreate Stürme der Heiter teit, Rousseau aber war ent,ziielt, als- er bei einem Besuche des Salons vor de-; Eröffnung eine Gruppe junger Ma ler einen wilden Tanz unt die-.- Ges tnälde ausführen sah. Auch hier fühlte er nicht den Spott, seine Au gen stillten sich mit Tränen und still saate er: »Ja, d-::i:« ist wirtliutt Ruhm.« Noch kurz nor feinem Tode richtete sich der Sterben-de in seinem Bette auf; an seinem Lager waren die Freunde versammelt und zu ihnen gewandt meinte Rouffcau nachdenklich: »Ach, wenn doch der deutsche Kaiser Franti reich die »Jattri·aa« zurückgeben wür de. Jetzt, da ei- tnit mir zu Ende geht. wäre eg mir doch ein schöner Gedanke, das Werk ins Louore zu n«issen.« Man hatte ihm schließlich er·;ählt, daß jene beriichtigte »Jattviga« ein Lieblings itiia in der Qtentäldesannnlnng dess dentsclsen Kaisers geworden sei. Einschränkung »Na, lieber Freund, ist Deine Ehe ein fortgesetzter Hochzeitsmorgen ge worden, wie Du einst träumteft?« »Na, eigentlich mehr fortgesetzter Polteralsend!« stündlich-A »Wirft Du nun gleich aufhören zu weinen, Du Trotztopf!« »Hu ---« hu —-— is tann ja nich —— esJ toei --—- weint ja —— von —- —-—— von — selber!« Das Dicrist«xcngiiig. Doktor (zu feiner abziehenden Ko chin): »Ich kann Jhnen leider kein gu tes Zeugnis ausstellen.« Köchin: »Das tut nir, Herr Dok tor. Schreiben Sie’s nur fo, wie Sie Jhre Rezepie schreiben« Dann ja. ; »Geftatten Sie, Fräulein Kiste, daß lich Jhnen diese kleine Gabe zu Füßen lege?« »Pardon, aber ich pflege von Herren keine Geschenke anzunehmen.« ,.Es«ift doch nur ein Band meiner Gedichte.« »Dann ja. Jch dachte, es sei etwa-z Wettvolles·«