Nebraska Staats-Anzeiger und Ilserold Jahks Ummck 31 Lied der Deutschen im Ausland. Alle wir in fernen Landen Denken on ein heilig Gut: Land. wo unsre Wiegen standen, Unfrer Väter Asche ruht. Land der Eichen, Land der Linden, Voller Deldentämpfe Du. Wie die Flagge in den Winden Rauscht Dir unsre Seele zu! Unter Cedern, unter Palmen, hoch im Eis, am Steppensaum Träumt der Deutsche, wie auf Almen Leuchtend blüht der Apfelbaum, Laulcht den heiseren Sturmesschmer zen, Eichen ihr, an Bismarels Gruft, Fromm bewahrend sich im Herzen Eines Christbaums Tonman . · . Manchem lebt ein liebes Mädchen Treu behütet im Gemüt, Der sein blondes Nachbargrethchen Noch im Alter vor sich sieht. Mancher, den des Schicksals Schmiede hart zu Stahl gehömmert hat, hält bei einem Heimatliede Weinend kaum fein Notenblatt! . . . Vaterland, wie eine Eiche Wächst Du in der Welt empor, Als wenn Gott zu seinem Reiche Dich zum Fundament erkor. Deutsches Blut musz erdwärts trovsen, Bis die Welt gelangt zur Rub, In gebräunten Körpern klopfen Dir auch unsre herzen zu! Wer aus deutschern Blut geboren. Schließ den Schwur in sein Gebet Daß er nimmermehr verloren Seinem Vaterlande gebt, Teure heimat, aus den Schwingen Des Gesangs vernimm den Schwur: Wo wir wandern auch. wir singen Deutsch und bleiben Deutsche nur! Max Bewer CLaubegathresdenJ Mr. Brown ans Cincinnati. humoresle von Peter Brutz dors. « m Führer-Stin neben der Hof ein hrt znrn »Blauen Hecht« war es gesteckt voll. Der Tabatsqualm la gette so dir! und schwer im Raum daß die Hängelampe mit dein breit ausladenden Blendschirrn nur in den Konturen zu ertennen war. Wie qrauer Chitson hing der Rauch zkvi schen dem niedrigen Gebiilt und an den Wänden iiber den vielen Hunder: ten von Ansichtslariem mit denen dankbare Krarier noch aus der Ferne und nach Jahren ibrer einstigen Füh: rer gedacht· Manche von den Yldres saten hatten· längst ihr Marterl an irgend einer Schrosse oder hatten sonst den letzten Ausstieg gemacht. aus dem es keinen Knieschnartler, teine Schneeblindbeit und lein Zurück giebt. Jrnmer war da noch eine erfreuliche Anzahl von der alten Garde: der Wetter-Franzi, der im linken Ellen bogengeleni ein unsehlbares Baro meter hatte, der bald stinsundsiebzigi jährige Garmischer Sein-, der Roth ouchner Wasil. von dem die Rede ging, daß er noch nie eine Tour abgelehnt, auch die schwierigste nicht wenn sie gut bezahlt wurde; und der Stronti haser Hias mit dem silbernen Kreu zel, das er vorn Prinzregenten eigen händig bekommen hatte und immer tru auch zur Nacht, wie man sagt. set stattliche, vielversprechende Nachwuchs lauschte ausmertsam zu, wenn die Alten diötutiertein über Lawinen und Steinschlag, über die Schutzbütten - Marder oder wie eben -—-— iiber den mißlichen Wandel der Zeiten und das unsichere Wetter, das so arg wenig Leut in’e Oberland führt« »Und dö, was lemma'«, tnurrte der eiagraue Sepp in sein zerbissenes Pseisenmundstiicl, »ui jegerlL- Dia san’i und turzlustiz knapp, das3’g Schnauserl langt bis aus d’ Zieserner Alm, was an Rai sressen und mit’r Nandl schaksluzirm Fall'n a paar Tropperl Regen, glei hocken’s beisamm in der Wirtsstubn und schaun granti von drunten aus d’Berg. Und a Göld hamf anett Dis Ameritanerer, wann i denl -- ui jegerll So in dö such z’ger Joahr do hat sei nix g’seblt am Oderland. Goldstückeln hass- geb’n wia Buxelnsps. Mel Vatta seli « «Guten Tag, meine Herren«, unter brach eine muntere Mannesstimme von der Tür her. »Gewiß Gott« erwiderte der Kast ner Lipi siir Alle, indem er sich erhob und dem«Fremden entgegentrat; denn der Kahner Lipa hatte »düschuer« und war der Nächste dazu, wenn es was zu tun gab. Das war streng geregelt bei den librersleuten Und nur wenn ausdr etlich esir Bestimm ter verlangt wurde, mußte der «Dlt schuerer« zurücktreten Das tat er na türlich nicht gern, und so zeigte sich der Kaßner Lips sehr höflich und dienstwillig. Er schob sogar seine Pseise ins War-ims, als er fragte: »Was schasst’s Eu’r Gnab’n?« Der Fremde, ein junger Mann in eleganter städtischer Kleidung, drückte seinen Klemme-.- auf die Nase und blinzelte freundlich zu dein baumlan gen Lips empor. »Ich bin Mister Broivn Jus Cin cinnati und möchte eine tleine Tour machen. mein Lieber.« »Pcho recht. No heut, Eu’r Gna Uns-« »Nein. Das wäre zu spät. Mor: gen vor Tagesanbruch. Sagen wir um halb drei.« .,Scho recht«, kratzsußte der Kaßner Lips. Inzwischen hatte er den klei nen. geschmeidigen Stadtsrack ab: taxirt, was der wohl leisten könnte, und machte seine Vorschläge: ,,Aus’n Schuttern? Oder mögen’s gar nach’m Eistlamm?« Der Fremde schüttelte den Kopf. »Auf die Jochrvand mischte ich.« Hätte er auf den Mond verlangt · die Leute im Führerftiibl hätten nicht verdutzter dreinfchauen können. Dem Garmifcher Sepp war die Pfeife aus dem Mund gefallen. Nachdem der Lips sich erholt, traute er sich mit der Riefenprant hinterm Ohr. »Salra, faer -- diis werd i net fchaff’n tönna, gnä’ herr. J bin no net aufitraxelt « «Svlang d’ Welt steht, han a Stückener fünf Mann d· Jvchtvand g’fchafft", ließ der Stronthofer Hias sich vernehmen und fvielte mit feinem Kreuzelz »vrei dervon fan net heim lemma; dii ander zwv fan der Roth buchner un i un i mach net mit, net für a Göld. Wissen’s, daß a Neus fchnee liegt auf d’ Wand?« »Natürlich weiß ich das«, fchmuns zelte der Fremde. »Eben deshalb möchte ich rauf. Wie lange hiilt sich hier diefer Schnee Z« »Bist a neucher fallt. « Mit Ver lav, wisse-sey was dös hoaßt: au d’ Wand im Reufchneelt Undssniit er laub, ham’ö fcho sa a Stückl g’ fltmcht —?« l »Hier noch nicht. Ave- in Amerika-« ! Der Garmifcher Sepp verlor aber Emals die Pfeife. Seine Augen wei: teten sich. und der zahnlofe Mund zis fchelte in Staunen und unbegrenzter Hochachtung: i »Satradixen an Amerilanes rer - —-—« Einige Augenblicke tvnr es fo still im Zimmer, daß man den Knifters brand des Tabatg hörte. Dann rectte der Rothbuchner sich auf. »Machft«o net, Lip5?« fragte er kurz. »Na « »Als-) denn i mach’g, Herr. Aber tdös toft a Edle-. San hundert Martin l z’vül?« I »Je nun zu wenig gewiß nicht«, ilachte der Fremde. »Aber ich will Inicht handeln. Alfo morgen früh lhalb Drei wenn das Wetter irgend i danach ift.« »Im-an ma "n zranzlP sagte der Nothbuchner, nun seitereisrig. »Geh her, FranzL ioia scliaugt’5 aus mor gen in der Fruha?« Der Wetter-Franzl befühlte seinen linken Ellenbogen und iviegte bedent lich das Haupt. »Hagel giebt’s und an starken Ne bel. Uebermorgen do is gnat.« »Schön, also dann übermorgen. Das ist mir schon recht. Jch habe noch Verschiedeneg zu besorgen nnd vorzubereiten. Wie heißen Sie?« »J bin der Rothbuchner Wastl", er widerte der Führer, beinahe getränkt, das; es Jemand gab, der ihn nicht lnnnte. Aber das weiterharte Gesicht ward eitel Sonnenschein, als er eine blanle Doppelirone zum Angeld er hielt. , Wie ein Lausseuer war es durch’H Dorf gegangen, daß der jungeDeutschs Amertianer, der beim Postwirt als Arihur h. Brown aus Cincinnati dor drei Tagen sich eingeschrieben, und der ein lieber, alleweil sideler Kerl war, die Jochwand besteigen wollte. Von Stund an stand er im Mittel punkt des Interesses — auch bei den Damen. Und unter diesen war es besonders Fräulein Klörchen Gutbar, die in ihrer romantischen Seele er schauerte, wenn sie der Gefahren dachte, denen der hübsche, junae Mensch sich aussehtr. Und wohl gar ihretwegen denn gestern war bei Tisch davon die Rede gewesen« daß aus der Jochtvand wahre Beete oon Edeln-riß blühen sollten und sie hatte sich schwärmerisch eine Handvoll davon gewünscht. « Der Vater, dem sie ihre Besorgnis anvertraut, meinte allerdings, sie wäre ein eingebildeies Schaf. Aber hat ein Geschäftsmann, ein Fabrilani von Huftenbonbons und Malzpräpas raten, das rechte Gefühl siir Poesie und Ritterlichleit? Er wußte ja auch nicht, wie Arthur Brown ihr in die Augen gesehen hatte, als sie den Wunsch geäußert: so tief, so - so rückhaltlos verheißend . . . Schon am Vorabend des Aufftiegs war eine Aufregung und ein Men fchengewühl im Dorfe, wie zur Kirch weih. Aug allen umliegenden Ori schaften, ja bis aus Gries und Stils waren Touristen und Einheimische ekomnien, um die waghalsige Ge Fchichie mit anzusehen. Das Für unsd Wider wurde lebhaft erörtert s- und sogar Weiten wurden abgeschlossen. Die Ssachiundigen und solche, die das fein wollten, waren sich darüber einig, baß es ein amerikanischer Spleen sei. die Jochwand zu erklimmen und noch dazu bei Neuschnee. I Ueber diesem allgemeinen »Disch triren war es so spät geworden, daß am Morgen beim Ausmarsch sich nur wenige aus den Federn gefunden hat ten. Fräulein Klärchen Gutbar aber stand am Fenster eine Hand aus dem tlopfenden Herzen, die andere in Angst gegen den Mund gedrückt· Und er hatte richtig zu ihr ausgeschaut und sein Hütchen geschwenkt, der Un selige, der liebe, liebe Mensch... O Gott, und wie er bepackt war! Als die zehnte Vormittagsstunde herannahte, die Zeit also, in der nach Aussage des Stonthofer Hias der Ausstieg vollendet sein mußte, wenn er überhaupt gelang, gab es nicht genug Fernrohre, Prismengläser und Feld techer. Selbst winzige Theatergucter wurden hervorgeholt, und wer auch dessen erinangelte, der schwärzte ein Stiick Glas, um die blendende Schnee wand drüben andauernd beobachten zu können. Da endlich meldete das längste Fernrohr die Tolltiihnen in Sicht. Brausender Jubel ging durch die Menge. Aug Märchen Gutbars blauen Augen rollten helle Zähren der Erleichterung und Glückseligkeit Bald daraus waren der Rothbuchs ner Wastl und dann der angeseilte Amerilaner auch durch schwächere Gläser zu erspähen und man ton statierte, daß die beiden eine merkwür dig rege Tätigteit entfaltetem — eine Art grauen Netze-Z oder Schleiers oder dergleichen rollten sie über den schräg absallenden oberen Teil der Wand hinab... Plötzlich ein Schuß, der drei-, vier sach im Echo widerdrähnte gleich izeitig ein jähes Aufslammen des rätselbaften Schleiers - und fdann las ein jeglicher auch mit blo szem Auge in schwarzen Riesenlettern: Mustelim das unerreichte Kräftigungsmittel siirBerg steiger! und darunter in etwas kleinerer Schrift: Nellame. ! Neue ameritanische Schnee Vertreter: Arthur H. Broivn. Edeltoeifz hatte er nicht niitge bracht . · ·. Märchen Gutbar würdigte den tin würdigen natürlich teineS Blickes so sehr er sonst auch der Held des T-; ges war. Da aber Herr Kommer zienrat August Gutvar in Firma Kliimpere ckc Gutbar, Hustenbonbong und Malzpräparate Engl-as - den smarten jungen Mann vorn Fleck weg sür die ganze nächste Saison enga gierte, erscheint es nicht ausgeschlos sen, daß sich Fräulein Märchen-J Oerztnacks noch einrentt. Das Ende der Entdeckungen Die Urtultur begann in Mesopo tamien und Aegypten. Später dehnte sich der Kreis bis aus Kreta aug. Erst seit dem Ende des 2. Jahrtau sendet sind viele neue Länder in das Gesichtsseld der Kulturmenschheit ge treten, vor allem Sudeuropa, Jn dien und Aste-i. Eine zusain menhängende Kulturtoelt entstand von dem Atlantischen Ozean bis zu den taisungepeitschten Gestaden des Stil len Meeres. Allmäblich wurden die ser Welt weitere Striche im Norden Eitreisiens, sowie in Asrita und Insel itsien gewonnen. Entdeckung war da bei meist gleichbedeutend mit Erobe rung. Es hat reichlich ein Jahrtau send gedauert, bis die Alte Weit nun vollends, immer noch mit Ausnahme der größeren Hälfte Asrittrs, der geo araphischen Kunde und zugleich dein Gange der Welttultnr erschlossen wurde. Bereits aber siihlten sich die Völter zu enge in dein ungeheuren Be reiche des Festliindes. Die Katai und die Mongolen suchten nach über seeischeni Vesitze und liesen Japan an, die Normannen fuhren nach Grönland und Nordamerika Ueberall nahm die czeanische Schiffahrt einen merklichen Aufschwung. Jn ver Mongolenzeit wurden die Inseln der Siidsee nnd Neuseeland von den Malaien besiedelt; die Hansu herrschte auf dem nordi schen Meere; die letzten Nachsahren der Wilinqer, stanzösische Normnnnen. entdeckten die Azoren; dieAtaber segel ten in allen Gemässern Südnscens. Und seit 143 kamen chinesische Kriegsschisfe noch Ceylon, Ostafrika unt ins Rote Meer, wo sie Dschidda, den Hasenplctz Diesing, doinbardiers ten: im Busen von Mexilo erblüyte glenhzeitig die Schiffahrt Der Kann-« beu. An diese überseeischen Versuche x schließt das ozeanische Zeitaltek an,s bog von den Europäern herausgesiihrt ’ wurde. Neue Welten wurden in Ame rila, Südosrika, Nordasien und Au ! stralien entdeckt. Die Erschließung der Erde nahm nun einen raschen Fort gang. Durch die Fohrten Cooig sind ini Grunde schon die letzten lielanqreis chen Lücken in unserer Kenntnis besei: » run. chon zur sen geapoieons gao i es leine größere Jnsel von Belang mehr und kein Gestade eines Fest lande, das nicht von westlichen Seelen ten angelaufen worden wäre. Dass neunzehnte Jahrhundert fah seineAuf- » gut-e darin, das Jnnexe der Kontinente j zu erschließe-L Das gilt fiir lkiiropw und das alte Asien genau so ant. wie fiir die anderen Erdteile. Den größ ten Vorteil hat von dem Forschungs triebe des neunzehnten Jahrhunderts Asrila gehabt, das zu Anfang jenes Zeitraumes nur zu ungefähr einem jiinizigstel bekannt war. Aber auch Europa lernte erst jetzt so recht eigent lich seine Alpen und die unzuqängliche ren Striche des Apenning und der Sila sowie Nordeuropa und den Bal« tqn kennen. Noch bis lzum heutigen Taae ist Jllbanien weniger belannt als der größte Teil Mittelafriliis. Im allaemeinen aber haben sich auch im Innern der Länder ietzt die Lucien ge schlossen, die in unseren Karten noch vorhanden waren. Die letzten Rätset wurden entschleiert in Bezug auf Las bei-dar Tibet, Asahenistam die Mon aolei. Jnneraustralien und vie Gebiete der wilden Jndianer in Brasilien. Bo iivia und Chile. Das- Wert der Ent decker ist abgeschlossen bis auf Gegen den chbadsee, in Tebesti und auf Teile von Marotlo Wissensdurstiae Pfadfinder haben sich nach dem äußersten Norden, ;. B. nach Island begeben. Versuche, die Pole zu entdecken, haben sich zu uner hörter Häufigkeit und lrampfhafter Heftiateit qeiteigert und den leiden sehtiftlichsten Anteil haben die Fahr-ten von Pearn und Coot erregt. Haben die arttischensttegionen etwas Grausige5. Däinoiiische5, so wären auch die öden Gebirge Jnnerasiens ge eignet, den Schreckenglandschaften Dorf-g als Muster zu dienen. Jn der Tat, eiu phantastisches Märchenland, l dieses Tibet und daH benachbarte Him- j uielsgebirge! Großes haben da ali« Forscher die Deutschen Zugnieyer, H Filchner und Tafol geleistet. Mehr , Ruhm hat Sven Hedin einaetieimsL « Zum Teil, weil er ein Meister der Re- : llame ist. Zum Teil, weil Augländer : in Deutschland immer mehr bestaunti werden als Deutsche. Eigentliche Ge ’ fahren hat Sven Hedin niemals bei standen. Seine wertvollstc Eigenschaft ist das angemessene Talent, endlos z Langeweile zu ertragen, zweitens zierk ; «il«,n seine Freude an trockenen Zahlen. ’ Er schwelgt in Messunqu, in Sta tistiken, in Kältegraden und in Flus: » massersnengen Jm übrigen ist der Erfolg solcher Erforschunggreisen viel ’ iach eine Geldstage, und auch in der Beschaffung Von Geldern hat sich der Schwede den deutschen Wettbewerberit überlegen gezeigt. Dabei besitzt er das Talent der Gewandtheit, Verschlaqen beit, Schmieasamteit und Anpassung an alle nur erdenkbaren Zustände Immerhin steht es um Hedin nicht ent fernt so schlecht, wie um die Nordpol ’ fabrer, aus deren Kranze wir alles Lan herausnehmen mußten. Kein Zweifel, Hedin hat Bemerkenswertes geleistet. Auch dürfen wir nicht sein frisches Grzäblertalent vergessen. A: lerdingz ist er im wesentIichen Photo graph. Er beobachtet mit handwerks: mäßiger Genauigkeit jeden Stein am Wege und jedes Wirtshaus-, in dem er Tee trank. Er ver-zeichnet mit treuslei ssiger Gewissenhaftigkeit die Zahl der Komete, denen er begegnet. Weniger wertvoll sind die Schilde rungen der Reise durch Armenien nnd Persien. Was er da iiber die Re volntivn sagt, ist ja nicht unrichtig, aber alles so ausgereatt Das Gleiche ailt fiir die Gegend am Ararai. Wenn jemand in Asten abseits von der Ei senbann ist, so tnufz er wissen, und das Publikum weiß es nicht minder, daß er häufia sein Leben in die Hand nimmt. Es ist daher nicht nötig, dies immer besonders zu nnterstreichen. Auch ist bei näherem Zusehen dieSache oft viel harmloser, als es den Anschein hatte. Gerade am Aramt bin ich Zeuge einer Aurdenschlncht geworden JMeine Begleiter, Tschekkessen bedeute sten mich jedoch sofort anfangs-, daß mich die Sache gar nichts angehe, und daß Anßenseiter keine Gefahr liefen Als dnnn nnch einigen Stunden bes tigen Schießens eine türkische Kom paanie von Bajnzed lam, um den Wir: ten ein Ende zu machen, und als man nun den Schaden besah, ergab sich, daß nach dem sünsstiindigen Gefechte — sechg Hammel ihr Leben gelassen, und einige andere Hammel geraubt worden waren. Durch Kurdistnn bin ich ganz allein geritten, ohne daß mir das ge-« ringste zugestoßen wäre. Die große Etjstorlr. die unser schwedischer Rei sende nahm, war demnach nicht so un bedingt nötig. Volltg unbekannt sind noch einige Stätten der Urtultur. Wenige Tage reisen von SusasBabylon erhebt sich, noch unbestiegen, der etwa 20,000 Fuß hohe Kuh Dinar. Jn Abessinien weiß man wenig über Kusch oder Kasckt, ursprünglich von Schwarzen bewohnt. Herzog Friedrich Adolph von Meck lenburg hat auf neuen Pfaden den schwarzen Erdteil durchanert und hat dabei einige der ostafrikanischen Berg riesen bezwungen. Pikant ist dnrt das tointerliche Jagderlebnis mit Elefan ten; durch bereiste Wiesen sucht der Herzog nach ihren Spuren, Er will in diesen Alpendickhäutern eine neue Spezies, einen Bergelefanten erken nen. Wir erfahren gleichzeitig durch den Herzog Neues über das älteste Völkchen der Menschheit, die Zwerge. Wie wenig übrigens in Deutsch-Ost osrita noch zu entdecken sei, das geht daraus hervor, daß schon Hand- und Taschenbiicher von dem Schutzgebiete erscheinen. Die Entdeckung siir das praktische Siedlerleben schreitet tüchtig ; vOtML i Schon gibt es in ganz Mittelasrita fast keine weißen Flecke mehr. Nur einer von Belang ist noch vorhanden: Tebesti. Diesen Fleck will jetzt eben falls ein Kühner tilgen, Otto Art ibauet Seit zehn Jahren treibt sich dieser junge Mann schon in den Län dern des Orients umher, am liebsten da, wo er- atn gefährlichsten ist. Mit dein grimmen Fremdenhasser Ma el Ainin ist Artbauer selbst zusammenge kommen und ist eine Zeitlang mit ihm gereist. Eine wertvolle Bereicherung unseres Wissen-«- vom Scherifenreiche stellt ferner das Lebens-wert von Kai row dar. Es ist ein guter Beobachter der zu uns spricht, ein Mann mit ge sundem Menschenderstande und mit einem schönen niederdeutschen Humor. Der wackere Kapitiin ist ein halbes siltenscttenalter in Marotto und kennt Land und Leute mie seine Tasche. Wiederum sehen wir hier den Fall, das; Gebiete, die ganz nahe der llrkul tur und den Welthandeldstraßen lie aeu, dennoch bis in die Gegenwart tatsächlich unbekannt geblieben sind. Jckt meine damit das Ris, iiber das uns hier lediglich arabische Geogra Phen und der Elliarquisz de Segonzac einiges wenige gesagt hatten. Von Karow hören wir eine Menge nament lich über das östlickte Rif und die Striche, in denen sich Buhamara ge- s tutnmelt hat. - Jn Amerika haben die letzten Jahre s wenig Entdeckungen oon Velang mehr s gebracht. Dafür geht nach des Süd s polg nie entdeckten Sternen jetzt der s Menschheit Lauf. Shackleton hat dort unsere Kenntnis wesentlich erweitert. » Man kann sich nicht genug tvundern,s daß ein Polarland, das uns als eins ilebermaß von Einförmigkeit gilt, zu; so mannigfachen Schilderungen und Zeichnungen Anlaß geben konnte, wie es dies in dem gedruckten Werke von Shackleton getan hat. Albrecht Wirth. Friedrich der Große und Doris Ritter. VRLJQMJU AlH Friedrich der Große Kronprinz war, lebte in Potsdam ein Rettor, mit Namen Ritter, welcher seine Kinder mit größter Sorgfalt erzog und ihnen keine vorzügliche Schulbildung vermit . telte. Seine älteste Tochter Doris war lein bildhübscheg Mädchen, welches je doch nicht nur durch ihren Liebreiz, sondern auch durch ihr musikalische-« Talent allgemeines Aufsehen erregte. Jhr Vater, welcher selbst eine musika lische Größe war, leitete in der Kirche den musikalischen Teil des Gottesdiem ftes, wobei ihn feine Tochter Doris unterstüßte, indem sie in der Regel die Solostiinmen übernahm und mit gro ßer Andacht sang. An einein Sonntage befand sich der jugendliche Kronprinz Friedrich mit seinem Musiklehrer, dem berühmten Johann Joachim Quanz, in derKirche, als der Rektor Ritter die Kantnte von Bach »Wachet, betet, seid bereit!« zur Ausführung brachte. Der Prinz, der ein großer Freund der Musik war, lauschte andächtig dein Gesange; doch als Doris’ schöne Sopranstimme er tönte, da fühlte er sich von inniger Be geifterung ergriffen. Gleich nachSchluß des Gottesdienstes eilte Friedrich aus den Chor, um der Sängerin seinen Dank für die herrliche Kantate auszu sprechen, aber Doris hatte bereits mit ihrem Vater die Kirche verlassen. Da der Kronprinz aber die herrliche Sän gerin unter allen Umstände kennen lernen und ihre schöne Stimme öfters hören wollte, besuchte er sie eines Nach mittags in der Wohnung ihrer Eltern. Von dieser Zeit an war der Prinz, der gerade damals die schwersten Demüti gungen von seiten seine-?- königlichen Vaters zu erdulden hatte, öfters irn Hause Ritters-, und die frohen Stun den, welche er dort verbrachte in der einfachen, stille«1Häuslia-teit, sie waren Lichtpunlte in seinem trüben Jugend sleberk Was der gestrenge Vater mit Hallen seinen Strafen und Predigten Iiiber seinen trotgigen Sohn nicht ver mochte, das gelang der anmutigen und » sanften Reltorstochier; denn wenn der T Kronprinz einmal im Zorn aufbrauste, s so genügte nur ein vorwurfsvoller Blick aus ihren schönen Augen und ein sanf tes »Aber Königliche Hoheit!« und Friedrich wurde sofort ruhig. Diese lautete Freundschaft zwischen dem Kronprinzen und der schönen Do ris Ritter bestand längere Zeit unge stört fort, aber sie riß das junge Mäd chen dennoch in den Strudel, welcher Friedrich beinahe verschlungen hätte. Das Verhältnis zwischen Friedrich und seinem königlichen Vater hätte sich nicht so verzweifelt gestaltet, wenn beide nicht von ganz verschiedenem . Temperament gewesen und neben ganz verkehrten pädagogischen Maßregeln auch noch andere Uebelstände hinzu gekommen wären. Es wurmte den König, daß sein Sohn ihm nichts zu Willen tun wollte, außer gezwungen; den zarten, feinfiihligen Jüngling traktierte er mit schweren körperlichen Mißhandlungen, welche zum mindesten Widerwillen hervorrusen mußten. Den eigentlichen Bruch fiihrte der König s aber dadurch herbei, daß er dem Prin Zen nach einer harten Mißhandlung ) sagte, »er würde sich erschossen haben, «wenn ihn sein Vater so behandelt f hätte.« » Da verfiel der Prinz, aufs Aeußer Jste gebracht, auf einen unglücklichen Gedanken, und diesem folgte bald ’nachher die uniiberlegte Tat, — er sann auf Flucht. Es ist bekannt, wie ein aufgefangener Brief an seinen Freund, den Leutnant von Kutte, über die Absichten des Prinzen völlige Klar heit brachte, und der König nun über den Sohn herfiel und ihm den Degen durch den Leib gestoßen hätte, wenn der alte General Moscl nicht dazwi schen getreten wäre. Katte wurde hin gerichtet, und der Kronprinz kam für längere Zeit als Gesangeuer nach Kü strin. Doch damit begnügte sich der erziirnte König nicht; er wiitete gegen alle Freunde seines Sohnes und be strafte sie empfindlich, am empfindlich sten aber war wohl die unschuldige Doris. Sie wurde auf offener Straße ergriffen, ausgepeitscht nnd zweiJahre lang eingelerlert, und dies alles einzig und allein nur dafür, weil sie dem Kronprinzen ihre Freundschaft ge schenkt und ihm seine sonst so öden Jugendjahre durch ihren herrlichen Ge sang verschönt hatte. Als Friedrich im Jahre 1740 den Königsthron bestieg, suchte er durch reiche Wohltaten un; Ehrunaen den ersahrenen Schimpf des unglücklichen Mädchens- vergessen zu machen, dnq der bittere Kummer um die erlittene schwere Schmach hatte die zarte Blume frühzeitig geknickt Die schöne Doris siechte dahin und starb bereits nach wenigen Jahren. Seitdem sie unter den wuchtiaen Peitschenhieben und dann hinter dem eisernen Gitter so ansag bar schwer gelitten hatte, hat sie keinen Ton mehr aetungenx die Kehle war ihr wie zaqeschniirt Als sie aber aus dein Sterbebette lag und mit dem Tode rang, da ertönte noch einmal ihre herr Tliche Sopranstimme in ungehörter Schönheit. Leise stimmte sie jene Rantate von Sebastian Bach, welche den Aronprinzen Friedrich einst so be geistert hatte. an und immer stärker und Voller entströmten die Töne ihrer tranken Brust: »Wachet, betet, seid be reit!« Mit gesalteten Händen und auf blietend zumHimmel sang sie das schöne Lied des großen Meisters zu Ende, dann sant ihr bleiches Haupt auss Kissen, ihre Lippen hauchten leise noch einmal den Namen ,,Friedrich« nnd sie hatte ausgelitten.