Ein Roman aus dem ceben ? luf ererbtev Schollei Von Reinhold Ortmann (11. Fortsetzung) »Gewiß! Warum sollte es mir denn unmöglich scheinen? Sobald Sie nur erst sich selbst gefunden haben, wer den Sie sich auch den Platz zu erobern süßen, der einem Manne oon Ihren Anlagen allein geziemend ist« und der hnen nicht nur meine Achtung sichert, one-ern auch die Voachtung und Verehrung der Anderen« Er wollte ihr noch einmal ver sichern, daß ihm an der Hochachtung und Verehrung der Anderen durchaus nichts gelegen sei. aber er besann sich doch rasch eines Bessern und erwiderte mit einem kleinen Seufzer: »Wohlnn so will ich noch ein mal versuchen, durch eifriges Nachden kefdas Rechte zu finden. Aber ich kann mich der Befürchtung nicht ver wehren. Komtesse Herin, daß Sie mir mehr zutrauen, als ich zu leisten der mag und daß ich mich Ihrer Erwar tungen niemals werde oolltommen würdig zeigen tönt-ruf » »Nein, nein!« beruhigte sie ihn ha-. stig. »Und Sie dürfen mich nicht mißt-erstehen Nicht etwa Großes und Gewaltiges möchte ich aus Ihnen werden sehen, sondern einzig etwas. Tischtigesl Einen Menschen« der sei-. sne Existenz wie seine gesellschaftlicheI Stellung lediglich der eigenen oerdan-J ten will—-- nicht aber einer Lüge und; der Aufopferung eines armen, weht-( lo ofen Manche n.g " ( Haralds blaue Augen öffneten sich weit in verständniglasem Erstaunen l »Der Aufopferung eines wehrlosen Mädchens? Um des himmelå wil len, KomtesseZ Was fiir eine neue niederschmetternde Anklage ist dies? Wie soll ich es verstehen?« »Ich kann Ihnen keine weitere Er ilärung geben Aber bei einigerUeber legung,de denke ich, werden Sie sie auch ohne meine hülfe finden. Und wenn es Jhnen wider Ermatten dennoch nicht gelingen sollte, so mögen Sie Jhre Schwester danach sragenk Ohne feine Antwort abzuwarten versetzte sie ihrem Pferd einen leichten Schlag mit der Gerte und liesz es in eine Gangart verfallen die jede wei tere Unterhaltung fast unmöglick machte. Aber Harald schien auch gar nicht mehr willens-, eine weitere Aufklärung von ihr zu oerlangenx Sein Gesicht war tief ernst gewor den, und wie eine düstere Wolle lag es auf seiner Stirn. Stumm legten sie den kurzen Rest des Weges bis zum lVerm-hause zu riick und schweigend war Harald nachdem er den herbeigeeilten Diener mit einer Handbewegung abgewiesen hatte, der Komtefse beim Absisen be hülflich. Er reichte ihr den Arm um sie ins Haus zu führen, und erst als sie den Gang erreicht hatten, an dem die Gemächer der Woldenbergs lagen nahm er noch einmal das Wort: »Nu: ein ehrloser Wicht könnte es: geschehen lassen, daß ein anderes- Ge-» schöpf siir ihn geopfert werde. Wennl Ihre Vermutung zutrifft, so sollen Sie mit mir zufrieden sein, Herta -—— dafiir verbürge ich mich Ihnen als Edelnmnn und als Osfizier!« rliißte noch einmal die kleine hand, Xdie sich mir warmem Druck in die seine geschmiegt hatte, und wandte sich dann in fester Haltung nach der Richtung hin. in der das Arbeitszim mer seines Vaters lag. Aber er hatte es noch nicht erreicht, als er seiner Mutter und- seiner Schwester ansich g wurde, die ioeoen von Dem Diener aus den Sätteln gehoben worden wa ren. Ein einziger Blick aus Jrenens bleichesz indes-trauriges Gesichtchen mußte genügen, ihn jetzt, wo sein Argwohn einmal reae gemacht mor den war, von der Wahrheit der An klage Herias zu überzeugen, und eine Empfindung des Zorneg. wie er sie heißer und leidenschaftlicher kaum jemals gefühlt hatte, wallte in seiner Seele aus. »Wo sind die Uebrigen?« fragte Eine Mutter, die sich in merklicher rteaung befand. »Ich meine Dei nen Vater und den Grasen. Sind sie in Eurer Gesellschaft zurückgekehrt?« »Nein, Maina'«, erwiderte Hatald, der den Blick nicht von Jkene abwen den konnte. »Ich weiß nicht, ob sie bereits zurück sind, und ich war eben im Begriff- den Papa in seinem Zim mer zu suchen.« »So laß uns zusammen hingehen. Auch ich muß ihn aus der Stelle spre chen. Du magst inzwischen aus Dein immer gehen und Dich umkleiden, ene! Laß Dir aber dan der Jung ee heisen und Dich von ihr srisieren. werde später kommen, um nach zn eheu, Loh sie Dich recht hübsch ge M « « h« das Opsetlamm soll ge schmückt werden«, dachte harald Und Ue Falte zwischen den Brauen, die W Gesicht plöslich eine merkwür Ilehulichkeit mit dem seines « gab. wurde noch tiesek. , » o seichte et seiner Mutter »Ist Ie- und kicpste eine Minute ists-e as die We m Arbeits im ;L-;W Da m drinnen keine ni W Its-. feste Leonie ihre s-- scheust-I miteiiidee »I- »i. des pWsseneu se ’ WORK-eh M mit eher . H .,..». » » anmutigen Geste wars vie Baronin ihre Reitpeitsche auf den Tisch. »Dein Vater iß noch nicht zurück! Weißt Du auch, Damit-, daß das nach meiner Ueberzeugung nichts Gu tes bedeutet? Wenn Jrene sich nicht in ihrer Wahrnehmung sehr stark ge täuscht hat« so hat Dein unglückseliger Oheini dein Graer irn Walde aufge lauert. um eine Unterrevung mit ihm zu erzwingen. Ich weiß nicht, welche fAbsichien er damit verfolgen kann; kaber daß sie einen gegen uns gerichte ten, feinvseligen Charakter haben, ist leider nur zu gewiß." »Das klingt fast, als ob Du eine Ursache hättest, Dich var dem Oheini zu siirchten.« »Nun ,vielleicht bist Du mit dieser Vermutung nicht allzu weit von der Wahrheit entfernt. Hotst von Bruch hausen ist ein Mensch. dein man Alles. auch das Fürchterlichstr zutrauen lann.« »Er ist ein Fälscher nicht wahr? Wegen einer Fälschung und weil er außerdem« u ein Haar seinen Reit tnecht erschlzken hätte, mußte er da mals bei Nacht und Nebel entfliehen?« .Wer hat Dir das erzählt?« »Ich weiß es aus Deinem Munde, Mama." . «:Itun, wenn ich es Dir Magt have« wird es sich auch jedenfalls so verhal ten. Ader ich wünsche nicht« daß sent davon gesprochen werde. Jch wünsche sogar dringend, daß es nicht geschieht. Du hast ja gehört, welche Unannehm lichteiten uns dieser Bruder Deines Vaters mit seiner unerwiinschten Rückkehr ohnehin schon bereitet hat« »Ich werde nicht davon sprechen: aber ich möchte doch gern etwas Nä heres und etwas ganz Bestimmtes über die Natur der Vergehen ersah ren, die man ihm zur Last legt.« .Wende Dich mit dieser Frage san Deinen Vater, nicht an mich. Oder oerschone auch besser ihn, wenigstens in diesem Augenblick, wo es wahrlich Dringenderes zu tun giebt, als alte, oermoderte Erinnerungen auszugras den« an denen Niemand irgend welche Freude haben tann." »Und was giebt es gerade jetzt so Dringendetes zu tun, Maine-? Jhr seid doch, wie ich gehört habe, im Be griff, ein steudiges Familiensest vor zubereiten?« »Nun ja, vielleicht ist es gerade das, was ich meine! Aber Du stellst Deine Fragen in einem so sonderbarenTonr. Horale Es ist ja beinahe, als oh ich einem Verhör unterworfen werden sollte.« « «Verzeih’! Das ist meine Absicht natürlich nicht. Ich werde die weite ren Austiinste. die ich in Bezug aus dieses Familiensest noch haben möchte, von dem Papa erbitten.« Die Baronin sah ihn forschend an. Mehr und mehr sühlte sie sich durch sein seltsam verändertes Benehmen beunruhigt. Nie zuvor hatte sie diesen gehaltenen Ernst und diese männliche Festigleit in seinen Zügen gesehen· »Was Du Deinen Vater sragen willst, magst Du auch mich sragen", sagte sie. »Du weißt, daß es sich um die Verlobung Jrenens mit dem Gra sen handelt, die heute bei dem Diner proklamiert werden soll. Er hat in aller Form um sie geworben und ihre wie unsere Einwilligung erhalten.« »Nicht aber die meine, Mamat Und diese werde ich aller Wahrschein lichteit nach aus das Bestimmteste ver weigern." »Willst Du Dir einen Scherz mit .mir machen? Und angenommen, daß ;sie von irgend welchem Belang wären, zweshalb glaubteft Du, sie oerweigern i zu müssen?« , »Weil ich überzeugt bin, daß Jrene fden Grafen nicht liebt daß sie durch diefe Verbindung nicht glücklich wer den würde. Und weil ich als ihr Bruder nicht zugeben kann, daß sie für die materiellen Interessen der Familie aufgeopfert werde.« Frau Leonie starrte auf ihren Sohn, als wage sie nicht, ihren Ohren zu trauen. »Bist Du von Sinnen, Harald?« Was für ein Geift ift es, der aus Dir spricht? Wer hat Dir gesagt, daß Jrene den Grafen nicht liebt? Und felbft wenn Du es aus ihrem eigenen Munde erfahren hättest, was aller dings wohl das Wahrscheinlichfte ist waä biitteft Du Dich darum zu küm metn?« »Ich bitte um Verzeihung, Mama — aber dazu läge denn doch, wie ich meine, Veranlassung genug für mich vor. Jhr hättet mich nicht in den Anschauungen und Ueberlieferungen eines alten, ehrenhaften Gefchlechtes erziehen dürfen, wenn ich nicht ein Unrecht. das an meiner Schwester verübt werden foll, wie eine mir fel ber angedrohte Unbill empfinden follte.« « Ein höhnisches Auflachen der« Ba ronin schnitt ihm die Weitere-de ab. »Deine Ritterlichleit offenbart sich da bei einer etwas unpassenden Gele genheit, mein lieber Daraldl Wenn man ein leichtfertiger und verschwen derischer surfche ift wie Du, der die case des Vaters weit iiber fein Ber mbgen in Anspruch nimmt, sollte man » wish-me suchst assi- sit-wiss darum kümmern, durch welche Mittel die erschöpfte Kasse aufs Neue geflisi werden soll. Wäreft Du damit ein verstanden gewesen, daß wir dem Grafen einen Korb geben, auch wenn Du alsdann sofort hättest Um Deinen Abschied einlommen müssen?« »Es isi also Wahrheit? Um sol-; chen Preis sollte ich gehalten werden? —— O, welche Schmach! »Nein. Ma-; ma, diese Heirat wird nicht zu Stan de kommen — sie wird nicht, nnd wenn ich öffentlich Einspruch dagegen erheben müßte.'« »Du lannft Dir diese Mühe erspa ren, mein Sohn«, tlang in diesem Augenblick von der Tür her eine müde, lraftlose Stimme. Das Ver löbnis wird niemals proklamiert wet den. denn die Woldenbergs sind eben im Begriff, Rhinow für immer zu derlassen.« Es war Ewald von Bruchhausen, der diese Worte sprach, indem er lang sam zu seinem Schreibseffel ging und sich wie zum Tode erschöpft in denfel ben sinken ließ. Mit einem Auffchrei des Schreckens und des Zornes fisr te die Baronin auf ihn zu und erfa te mit beiden Händen feinen Arm. »Was sprichst Du da, Ewaldi Sie wollen fort? — Was - um Gottes wiuen -— was in auch-hear Jn abgerissenen, mühsam gesuchten . rten erzählte der Baron den Her gang der Steue, die sich soeben im Walde zwischen horst und Woldeni berg abgespielt hatte. Als er geendet, machte seine Gattin, die mit allen An zeichen leidenschaftlichen Zornes zuge hört hatte, Miene, das Zimmer zu verlassen. harald aber vertrat ihr den Weg. »Wohin willst Du gehen, Mama?« »Wohin sonst, als zur Gräsin Jut ta! Sie dürfen nicht sort! Und wenn ich sie aus meinen Knien darum bitten sollte, sie müssen bleiben.« »Sie würden nicht bleiben, auch wenn Du sie aus Deinen Knien da rum batest, Mama! Und es ist über dies nicht der mindeste Anlaß zu ei ner derartigen Erniedrigung vorhan den. Jch kann nicht beurteilen, ob Kurt Woldenberg die empfangene Züchtigung verdient hat - - der Gatte meiner Schwester aber lünnte er un ter solchen Umständen ohnehin nicht mehr werden. Es tann hier also von nichts Anderem die Rede sein, als daß Du der Grüsin Jutta Dein Bedauern über das Bbrgesallene ausdrückst und es zugleich ganz ihrem Ermessen Y heim giebst, wie sie ihre ferneren - zieäungen zu unserem hause gestalten im .« Leonie sah zu ihrem Manne hin über. »Und Du, Ewald? s - Jst das etwa auch Deine Meinung?« Seine Antwort bestand nur in ei nem hossnungslosen Achselzucken und in einem Seufzer. der wie ein qual erpreßtes Stöhnen llang. Mit einer Geoiirde der Gering schätzung wandte die Baronin sich von ihm ab· J »Natürlich! Wie lönnte ich auch von Dir in einem kritischen Augenblick Geistesgegenwart und entschlossenes handeln erwarten! Statt diesen Fälscher und Mörder einsach nieder zuschlagen « Da richtete sich Ewald von Bruch hausen, die Anwesenheit seines Sob nes vergessend, aus und erher ab wehrend die Hände. »Schweig!! - Um des Himmels willen schweig!! Du weißt, daß er so wenig ein Fälscher ist, als ihm irgend ein anderes Verbrechen zur Last gelegt werden sonn, und daß er nur die Lippen zu ösinen braucht, um mich zu verderbens »Vater!« schrie harald aus. »Ist das Wahrheit? Alles, was meinem Oheim hier nochgesagt worden ist ——s es wäre also Lüge und Verleumdung gewesen?« Der Baron wollte antworten, aber es waren nur ein paar un«usammen-" hängende und unverständliche Worte, die er hervorbrachte. Mit einem lei sen Aechzen sant er plötzlich gegen die Lehne des Sessel-Z zurück, und sein Kopf siel aus die Brust herab. Eine wohltätige Ohnmacht hatte ihn der grausamen Notwendigkeit überhoben seinem eigenen Sohne ein beschämen des Geständnis abzulegen. Und während harald und die BI ronin noch um den Bewußtlosen be schäftigt waren, —— während Jrene sich mit tränennaisen Augen sitr das Verlobten Ddiner schmücken ließ, suhr die Grii in Jutta mit ihren En teln in einem aus dem Dorfe requi rirten Mietzwagen ohne Abschied dort dannen. Mehrere Stunden später erst , überreichte eines der Mädchen, das den riislichen herrschasten bei ihrem überleasteten Einpacken behülslich ge wesen war, harald einen Brief, den ihr die Lomtesse heria im Augen blick der Absahrt siir den herrn Lieutenant übergeben. Mit behenden Fingern riß er den Umsch herab und tas: ich»gl;:nn giekdessefr ringt-geh qu n u ge ag . Aus meine Feindschaft dürsert Sie zäh len t und immer! sei n Sie, daß Sie ein Mann sind, un nichts ’in der Welt wird miä hindern tön snen, Ihnen Auge in ugen zu sagen. wie stolz und glücklich ich über den Anteil bin, den ich an dieser Wand lung gehabt. Kein Lebewohl also, sondern auf Wiederseheni Herta.« Hat-old driickte das Blatt an die Lippen und barg es auf seinem Der gen. Dann ging er auf fein Zimmer und schrieb mit fester hand das Ge iuch, in welchem et unter hinweis auf seine bedrängten Vermögensver lk,)iiltnisse um seine Verabschiedung ai. Jrn weiteren Verlaufe des Tages hatte er dann noch eine lange, ver trauliche llnterredung mit seiner Schwester, nach deren Beendigung er sich ein Pferd satteln ließ, um nach jener Richtung davon zu reiten, in der das Betringersche Fabriletablis sement lag. Vierzehntes Kapitel. Nur wenige Minuten noch fehlten bis zur Vollendung der neunten Abendstunde, als Horst von Bruchhaus sen durch eine niemals verschlossene Seitenvforte den Part betrat. Es hatte sich da drinnen nur wenig ver ändert in den vierundzwanzig Jah: ren seiner Abwesenheit. und trotz der Dunkelheit fand er sich darum an der Stätte seiner Kinderspiele leicht zu recht. Die uralte, halbtreisförmige Mar morbant, die er heute Vormittag sei nem Bruder als den Ort ihres Zu sammentreffens bezeichnet hatte, lag in ziemlich beträchtlicher Entfernung vom Herrenhause auf einem tleinen künstlichen Hügel, von dem aus man am Tage einen hübschen Blick über den See und seine malerisch bewalde ten Ufer hatte. Jetzt freilich gab es nichts Anderes zu sehen, als die schwarzen Laubmass sen der nächsten Umgebung, und ein furchtsames Gemüt hätte sich in der nur durch das eintänige, fast unheim liche Rauschen der Blätter unterbro chenen Stille wohl ein wenig betlom men und unbehaglich fühlen tönnen. Solche Regungen aber waren dem Manne, der da langsamen Schrittes den tleinen hügel hinauf stieg, offen bar vvlltommen fremd. Aufmerk sam schaute er, als er oben angelangt war, umher, und da er sah, daß der Erwartete noch nicht zur Stelle war, ließ er sich ruhig auf die Marmorbant nieder, um seiner Ankunft zu harren. Fast eine Viertelstunde mochte ver gangen sein, als horft endlich das Geräusch eines näher-kommenden Schrittes vernahm. Nur wenige Mi nhuten noch, und Ewalv stand vor t m. »Vergieb. daß ich Dich warten ließ«, sagte er mit mühsam atmender krqu »Aber ich befand mich wäh rend des ganzen Tages recht unwohl, und es wurde mir deshalb schwer, die Aufmertsamleit meiner Angehörigen zu täuschen, die mich in ihrer Sorge um mein Befinden nicht aus den Au gen lassen wollten. Möchten wir nun nicht lieber in das Schloß gehen, Vorst? s— Es ist so empiindlich tühl.« »Nein! Jch habe versprochen, mei nen Fuß nicht mehr über jene Schwelle zu sehen - nicht nur Deiner Frau, sondern auch mir selbst habe ich das versprochen. Und ich pfle solche Ge liibniffe unbedingt zu er üllen. Auch wird es nur von Dir abhangen, un sere Unterredung iehr turz sein zu lassen, denn mir siir meine Person liegt wahrhaftig nichts daran, sie in die Länge zu ziehen. Also erst das Geschöstliche, Ewald! Ich weiß, daß Du nicht in der Lage bist, mir mein oäterliches Erbteil auszuzahlen denn ich weiß, daß Du es längst bis aus den letzten Pfennig verbraucht hast und daß Du so gut wie baute rott bist. -- Oder kannst Du mir eiwa versichern, daß ich mich darin täusche?« ; »Horst — ich bitte Dich höre mich an! Die ungünstigen Zeitver hiiltnisse, » der furchtbare Druck, der schon seit einer Reihe von Jahren aus der deutichen Landwirtschaft lastet ----—-« »Lassen wir doch alle diese Phra sen bei Seite. Also Du giehst zu, daß ich die Sachlage richtig bezeichnet habe. Es wäre Dir auch wohl taunr etwas Anderes übrig geblieben, denn als Besiher der meisten aus Rhinow leistenden hypotheten muß ich wohl arn besten wissen, wie es um Dich be stellt ist« »Wie, gourstis Jst das die Wahr heitt —--— Du wärest »Ehe immerhin voraus, daß Al lei, was ich Dir sa e, die lautete Wahrheit ist. Jch hin nicht so ganzi der arme Teufel, sitt den Jhre Beide« Du und Deine Gattin, mich gehalten u haben scheint. Jch habe meine! erme tüchtig gerührt in diesen vier-l unt-zwanzig Jahren. Schon vor ei nem Jahrzehnt haben mich die Inha ber der Firma Jantsen und Kom pagnie zu ihren Teilhaber gemacht, und ich in heute ein reicher Mann jenes oäterlichen Eil-teils glück- l We Weise nicht mehr bedaes.« ( on neu ern-achtet hoff-rang be lebt, wollte Ewatb die Hand des Brit ders ergreifen. »O wenn ich Dich recht verstehe. Du ed!er, großmütiger " Horst aber zog seine Hand zuriic »Halt da! spare Deine Lobeset hebungen, bis Du Alles gehört hast« denn ich siirchte, Du wirst alsdann nur noch wenig Neigung verspüren mich siii edet und großmütig zu er ttären. Jch habe Dir bei unserer ersten Begegnung gesagt, daß wir nicht von der Vergangenheit reden wollen; heute aber sehe ich mich doch gezwungen, es zu tun. Denn es diirfte zweckmäßig sein, Dein Gedächt nis ein wenig zu schärfen. ehe Dies erfährst, was ich von Dir beriange. Du weißt, daß ich ein wilder, unge stümer und teichtfertiger Bursche war, tein sanfter, geschniegelter unb tau, benreiner Jüngling« wie Du. Aber Du weißt auch, daß ich mich lieber hätte in Stücke schneiden lassen, ehe ich mich dazu hergegeben hoben würde, auch nur die kleinste bewußte Ehrlas sigteit zu begehen. Ober hättst Du es siir unverdientes Lob, das ich mir damit spende?« »Nein, nein«, stöhnte der Andere, »ich weiß es, und »Bitte s- - dieses Nein ifi mir dor liiufig genug! Also obwohl Du das weißt, und obwohl Du schwerlich vers gessen haben lannft, daß die Fäl schung, deren mein Vater mich beschul digte, nicht von mir, sondern von Dir, dem scheinheiligen Verschwender und heimlichen Wüstling begangen wor den war, hast Du es doch geschehen lassen, daß mich die Leute hier bis auf den heutigen Tag fiir einen ehr slosen Wicht und einen gemeinen Be trüger halten. Daß ich zu stolz war. mich auf die unerhörte Beschimpfung die mir der Vater vor Zeugen zuge fiigi, auch nur mit einein einzigen Wort zu verteidigen, das hast Du Dir feige und erbärmlich zu Nutzen gemacht, um Deine Schuld zu oer schleiern. Die geirllschaftliche Stel: lang, die Du vierundzwanzig Jahre lang behauptet, die Achtung, deren Dn Dich bis heute erfreut hast, Du hast sie einzig einer schmachdollen Lüge zu derdanlen!" »Horst ich beschwöre Dich- ! Bedenle doch. in welcher Situation ich mich befand. Jch habe niemals eine Anfchuldigung gegen Dich erhoben, und mein Verbrechen ist nur« daß ich nicht den Mut fand, mich durch ein freiwilliges Belenntnis selbst zu der nichten· Deine heimliche Entfernung sprach fiir Deine Schuld, nicht meine Anllagem und dann, als Jahr aus Jahr verging« ohne daß man etwas von Dir hörte als ich Dich für tot oder oerschollen halten mußte — « »Da wäre es natürlich vollends überflüssig gewesen, mein Andenlen zu rehabilitiren! Nun gut ich will Dir glauben, daß Du nicht selbst der Urheber der hier über mich verbreite ten Meinung bist. Und ich will fiir Dein Schweigen heute ebenso wenig Rechenschaft von Dir fordern, als ich Vergeltung üben will für jenen ande ren Verrat, den Du damals an mir verübt. Du und Leonie, Ihr hattet damals fürwahr ein iauberes Spiel mit mir getrieben. und wenn ich an dem Tage, da ich Euren Liebesboten, meinen Reitlnecht erisch, auf fri icher Tat ertappte und niederschlug, Dich statt seiner in meinen Händen gehabt hätte, so würde das alte Ge schlecht der Bruchhausen wahrschein lich ein recht unriihmlicheo Ende ge nommen haben. Aber was war dask Klang es nicht wie das Ochnans sen eines Menschen? Hast Du etwa zu Deiner größeren persönli chen Sicherheit Jemanden mit Dir gebracht, Ewale« »So war ich lebe, Horst nein! Niemand, nicht einmal mein Weib und meine Kinder, wissen etwas von dieser Unterreduna. Es war das Rauschen des Windes« das Dich ge täuscht hat.« »Vielleicht — obwohl rnich mein gutes Gehör in solchen Dingen nur selten im Stich läßt. Aber am Ende bin ja nicht ich ek, der einen unt-ern senen Lauscher zu fürchten hätte. Also ich wiederhole, daß ich nicht nach Rhinow gekommen bin, um wegen dieser vergangenen Dinge mit Dir zu rechten, oder gar, um mich nach vierundzwanzig Jahren dasiir an Dir und den Deinigen zu rächen. Jsch bin vielmehr getommen, weil ich sah, daß ich ei so nicht mehr weiter gehen las sen darste, weil Du aus dem besten Wege warst, Dich zu ruinieren, weil ich Mitleid hatte mit Deinen Kin defrm die Du zu Bettlern machen woll te .« »Und Du will mir dennoch ver bieten, Dich ede und großmütig zu nennent O, wie war es nur möglich, daß ich nicht gleich in der ersten Stun "de Deine hochherzige Absicht erriet!" .Du schienst davon allerdings sehr weit entfernt zu sein. Aber wenn Du nun etwa glaubst, daß meine Großmut einfach in einem Verzicht aus mein väterlicheö Erbe und aus die ausgelautenen hypothetenzinsen beste hen wird, to hast Du Dich in Deinen Absichten nicht weniger als gründlich getäuscht, als bei jener ersten Beses nung. Jch stelle mir meine Bedingun gen, und sie lauten: Verlauf des Vor wertes an den Fabrikanten Betringer, und Einwilligung in ein Verlöbnis Deiner Tochter Jrene mit dem Sohne dieses ehrenwerten und tüchtigenMans nes.« Wie von einem Peitschenhieb ge troffen, sprang Ewald Bruchhausen empor. » »Niemals! Niemals! Niemals! sllnd wenn sich Alles gegen mich bet »schwört,.dazu lasse ich mich nicht zwin igen.« Jetzt begreife ich ja freilich, wo her der Junge heute Abend den Mut genommen, mir so gegenüber zu ite ten. Du warst es, der aus ihn sprach. Du wolltest rnir beweisen. daß Du Macht genug hast, selbst meine Kinder gegen mich auszuwiegelii und sie mir zu entsremden. Aber ich lasse mir diese Schmach nicht aufzwingen. Eher eine Kugel als dast« »Von Alledein verstehe ich nicht ein Wort«, sagte Herst, dem es jeht erst gelang, den Redestrom des Ausgang ten zu unterbrechen. »Ich sollte Deine Kinder gegen Dich ausgewiegelt ha ben? Was ist denn eigentlich, das Dich ans eine so sonderbare Vermu tung gebracht hat?'« tForisetzuna solgt.) Ltterartfche products-se Deutsch sinds Die Erzeugung an Werten der Lite ratur ist in Deutschland allein so unt fangreich wie in allen übrigen Kultur ländern zusammen. Sie beläuft sich auf etwa dreißigtausend Bücher jähr »lich. Außerdem erscheinen im Reiche ungefähr dreizehntausend Fachschriften und achttausend Tageszeitungem An das Ausland gibt Deutschland jährlich Bücher im Werte von fünfzig bis sech zig Millionen Mart ab. Davon geht ungefähr der dritte Teil nach Bester reich-Ungarn. Jm Jahre 1 10 belief der Wert der nach der habs urgifchen Doppetmonarchje ausgeführten Bücher sich auf nahezu 21 Millionen Mart. Nach der Schweiz gingen für annä hernd stehen Millionen, nach eliuleand sitr nicht ganz fünf Millionen, nach den Ver. Staaten für dreieinhalb Mil lionen, nach Frantreich für zweieinhalb Millionen, nach Großbritannien für anderthalb Millionen nnd nach Jtalien für nicht ganz eine Million deutsche Bücher. Die Schweiz. Schweden, Nor : wegen, Dünemarl und die Niederlande i nahmen, obwohl sie nur insgesamt 18, 375,000 Einwohner zählen, für 12, 1234900 Mart deutsche Bücher auf, i während Frantreich mit einer mehr als »der-Bellen Bevölkerung Ji9,252,000 Einwohnern — deutsche Literatur nur »zum ungefähr sechsten Teile dieser Summe taufte. Sind hiernach die germanischen Länder ohne Enaland mehr als zwölfmal to start am Bezuge des deutschen Buches beteiligt ais Frantreich so nimmt Schweden, dessen Cintoohnerzahl sich zu der von Groß britannien verhält wie eins zu acht, nahezu dieselbe Zahl deutscher Bücher auf wie England, Schottland und Ir land. Spanien bezieht nur für 189, 000 Mart. Japan für 818,000 Mark deutsche Literatur. Llrgentiniem Bra silien und Chile mit einer Bevölkerung von zusammen 25,lj74,l:00, beziehen siinsmal so viel deutsche Bücher als Spanien mit 18«618,000 Einwohnern. Die Schlüsse, die iich hieraus ergeben, liegen aus der Hand-. Wir sehen deut lich, wohin die Ströme deutsch-r Ge danlen gehen, die aus der Buchlitera tut quellen. Wir sehen, in welchen Ländern die Erzeuanisse des deutschen Geistes am meisten begehrt. und in welchen sie wenig gesucht werden. Wir sehen aber vor allem, daß nicht nur die Länder germanischen Ursprungs son dern auch die mit einem ansehnlichen Bruchteil deutscher Bevölkerun : Oeslerreich-Ungarn, die Schweiz. Nu - land und die Ver. Staaten durch das deutsche Buch in engster Gedankeng» meinschast mit deni Mutterlande ste hen« » »Irieda, die »M sdschein onat « kzem säh-Theilska schier-onna klar-IS me u er « nn c wom« s. Haar darin sind-III de sch