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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 8, 1912)
Jahrg-wes Nebraska Staats- Anzetger uttd J cerold exists-e (Zwei The t.)H » Hittmmer 30 Im Uebel. l Von Heelnann Oeffe. Seltsam, irn Nebel zu wandern! Elnlarn ist jeder Busch nnb Stein, Kein Baum sieht ben andern, « Jeder ist allein Boll von Freuden war mir bie Welt, Alb noch mein Leben licht war; Nun, da der Nebel fällt th keiner mehr sichtbar. Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunlel kennt Das Unenlrinnbae und leise Von allen ihn trennt. Seltsam, im Nebel zu wandern! j Leben ist Einsamlein. » Kein Mensch kennt den Andern, » Jeder ist allein. l —-—— Gettraiid’s Taschchm Eine Wiener Geschichte don Susi W a l l n e r. Es war ein drapfarbiges Täschchen aus gepreßtem Leder mit einem Git termuster auf der einen, mit einem fliegenden Schwalbenpaar aus der anderen Seite. Die letzten Glieder des Tragtetterls umliammerten einen großen Ring von der Weite eines Armbarisdes. Dieses Tälchchen be gleitete Frau Gertraud aus allen Reisen, aus allen Ausfliigem ja schier auf jeden ihrer Gänge. Sie hielt ent schieden große Stücke daraus und be Flrtdelte es mit fast zärtlicher Sorg t. »Mit dem Täschchen hat es wohl eine besondere Bewandtnis, nicht wahr rau Gertraud?« fragte ich, als wir beide einmal nach einem längeren Spaziergang unter der alten Eiche am Wildessaum rafteten. Sie nickte mir zu: »Richtig geraten.« Bitte erzähle-W »O gerne, wenn Sie es hören wollen«, gestand sie zu. »Das Nisch chen da ist nämli auf eine anz wunderliche Weise in meinen itz Vlommern Es war lange vor meiner erheiratung. Jch war damals in meiner ersten selbständigen Stellung als »Stiihe der houssrau«, da hab’ ich mir das Täschchen gelauft...« »hm!« machte ich, »das wäre doch tetn ungewöhnlicher Weg, in den Besih einer Sache zu lommen?« »Ja, warten Sie nur, das kommt schon. Jch sehe ,tch muss der Verständ lichleit halber weit ausholen. Die Dame, die ich »stiihen« mußte, war sehr neroiis. Sie vertrug zwar weil wiirdi erweise drei lreischende Papa geien tn ihrem Zimmer und tagtäg lich ein halbdutzend Freundinnen zum Rassen oblag den ausregenden Mo destudien und ging fast alle Abend in große Gesellschaften, aber zur Er ziehung ihrer beiden Kinder war sie zu leidend und zur Führung des haushaltes zu schwach. Bloß in Lau nen war sie start· Die Bonne, die Köchin, das- Stubenmiidel, ich i und wohl auch ihr Gatte wußten ein Lied davon zu singen. Mein Pflich tentreis war groß, mein Gehalt we niger. Mein Gott« als Anfängerin mußte ich mich eben bescheiden! — Eines Tages fiel mir aus dem Wege um Marlt dieses Tascherl in der uslage des Galanterie - Geschäftes Maler und Sohn- aus« Mein altes handtascherl war schon recht schiibig und das Schloß schnappte schlecht ein. Jch brauchte dringend ein neues, aber der Preis schreckte mich, drei Gulden fiinfzig Kreuzers Jch bitte Sie, das war siir meine damaligen Finanzen eine underantwortliche hohe Ausgabe, Notabene, da ich sie fiir mich machen sollte. Jch war nicht allein die Stütze meiner neroiisen Gnädigen, ich hatte auch alte Eltern und drei jüngere Ge schwister! Nein. daraus wird nichts. Damit lehrte ich der Auslage den Rücken. Am Rückweg tam ich wieder an dem Galanteriegeschiist vorbei, blieb wieder stehen und liebäugelte mit dem Tascherl Jch fand es reizend und --— und sebr praktisch mit dem dersperrbaren Schloß —- — —- »Ab« drei Gulden fünfzig Kreuzer« sagte its- lmtt und sinkt. Atn anderen Morgen riß der Le deeriemen meines alten Tascherlt Na türlich dachte ich an das neue, wäh rend ich fiickie. Aber um ja nicht in Versuchung zu kommen Jugend ist bekanntlich ja nur Mai-Hei an Ver suchung ss nahm ich mir vor, einen anderen Wea zum Markte einzuschm gen. Als ich jusk den but ausse te, rauschte meine Gniidige herein. « e heu Sie einlaufenit Dann machen Sie bei der Gelegenheit einen Sprung zu meiner Modiftin hinein, sie soll mir den grauen Federhui dacht noch einmal zur Ansicht schicken.« D Mo distin war eine Nachbarin von Maier und Sohn. Jch ärgerte mich, daß ich den gan zen Weg bloß an das vertraclte Ta scherl dachte und stritt mich mit einer inneren Stimme herum, die unauf hörlich sprach: »Siehft Du, es ist bei nahe, als sollte es sein, Lauf es doch!'« Der Gegenstand meiner kindischen Be sihsucht war immer noch in der Aus lage und gefiel mir mehr als je. doch ich widerstand trohdem Aber in der Nacht träumte mir davon. Jch befand mich im Laden von Maier und Sohn; ein Vertäufer mit einer großen Glase hielt mir das Tascherl entgegen und sagte: «Gelegenheitstauf, mein Fräu lein, Sie werden es bereuen, wenn Sie ihn versäumen.« Am Morgen zantte ich mich aus. Was war in mich gefahren? Jch war doch sonst nicht eigensinnig in felbstischen Wünschen gewesen? Nachmittags wünschte die Gnädige von der Modistin auch noch den schwarzen und den weißen Hut. »Und weil Sie schon in der Nähe sind«, sprach Sie zu mir, »so bringen Sie von Maier und Sohn ein Badehäus chen siir Lora mit, sie hat das ihrige zerbrochen-« » »Der Mensch ist ein Spielball sei-; ner Bestimmung«, sagte Vater immer, « wenn ihn Mutter wegen zu späteni Heimloinmens ausschalt Und »was sein soll, schickt sich wohl«, hat die arme Seele geseufzt, als sie herr Sa tanas holte. Mit diesen schickst-lage benen Sentenzen begab ich mich zu Maier und Sohn. Das Tascherl war nicht mehr in der Anklage Gottlob, jetzt war Ruh. Jch kaufte das Bade hiiuschen« Als ich zahlte, flötete der Mann, der mich bediente: ,,Sonst kei nen Bedarf, mein Fräulein? Vielleicht ein hübsches handtiischchenZ Gelegen heitstauf Sie werden es bereuen, wenn sie ihn versäumen . . .« Sprach-Z und hielt mir mein Tascherl entgegen s-- und denken Sie nur, da bemerkte ich auch noch plöhlich daß er eine Glase hatte.« Die Erzählerin nickte mir ernsthaft zu. Jch lachte. »Nun und gut«, sagte ich, »Gertraud und dasTascherlkrieg ten sich und lebten mitsammen in Freuden« »Ach so«, machte sie. »Sie meinen, nun ist die Geschichte aus? O, Gott bewahre. Das Wunderliche kommt doch erst. Sehen Sie, als ich das Geld aus den Ladentisch legte, dachte ich, nun werden Dir gewiß Gewis sensbisse über Deine Verschwendung das Behagen am Besitz verderben. Aber ich ging kreuzvergniigt wie ein erfolgreicher Schahheber nach hause. Seit meiner ersten Puppe hat mir nichts mehr solche Freude gemacht. Einige Tage später überraschte mich die von mir gestützte Hausfrau mit der Einladung, mit ihr nach der Van Waldrast zu fahren. Eine aus dem Halbdntzend ihrer Jausenfreundinnen habe dort ein Gartenpicnic veranstal tet. »Er- war sehr nett von meiner YeundinC sagte sie, »daß sie Jhr itkommen eigens gewünscht hat. Sie können dafür Jhrem neuen hausfröulein behilflich sein. Es wird sehr animiert werden« Das wurde es tatsächlich. Jch und meine Berufsiollegin fchwißten in der Küche um die Wette bei dem Bestre ben, den hungrigen Picnicgäften Alles mundgerecht herzurichten. Mitten in voller Tätigkeit erhielt ich den Be fehl zur Absahrt. Ein Wetter war aufgezogen. Gnädiae Frau fpiirten es bereits in allen Nerven und warteten fchon im Wagen. Jch packte mich eil fertig zusammen. Bereits unten, fiel mir plößlich ein, daß ich mein Ta fcherl oben vergessen hatte. Jch ent schuldigte mich und bat um einen klei nen Verzug. »Aber fir!« rief die Gnädiae, »ich bin zu leidend, um das Warten ers tragen zu iönnen.« Jch ftiirmte in’g haus zurück, suchte. suchte — und fand es just in dem Augenblick, in dem meine nervöse Hausfrau ohne ihre Stüße davon fuhr· -- s— Mir blieb nichts übrig, als auf Schufters Rappe-n nachzutrai ben, was den freundlichen Picnic gäften großen Spaß machte. Mir nicht. Jch murrte und knurrte heim lich, fand das Brot der Dienftbarteit hartrindiaer als je und ahnte nicht« welchen Dienst mir mein Oandtascherl erwiesen hatte. Die Pferde waren vor einem Blitz strahl gefcheut und hatten mit einem wilden Seitensprung den Wagen in den Straßengraben gerissen. Der Kutscher trug bloß ein paar Beulen davon, meine Gnödige aber hatte sich beim Sturz den Arm gebrochen. Sie gab meiner ftriiflichen Vergeßlichteit an Allem fchuld, ließ sich von mir ge sund pflegen und setiirte mich dann zum hause hinaus. f Von ihr tam ich zu jener Dame, bei der ich meinen Mann lennen lernte. So hat mich mein Tascherl, das mich so seltsam angezo en, nicht bloß vor einem wahrschein ichen Un snll bewahrt, sondern mir auch ans meinen We« zum Glück verholsen Ich glauge daran. Und --s« Frau Gertraud streichelte das deapsarbige Leder —— und aus meine Meinung kommt es in diesem Falle ganz allein nn." ---.-.--— Ernsies nnd Heiteres ans dem Leben des Grokzen König-. Als Friedrich der Große den Frei herrn v Schrötter zum ersten Male nach dessen Ernennung zum Regie riingspräsidrnten in Preußen (Regie inne hießen damals die Oberlondesges richte) sah, äußerte er sich bei der Un terietnng mit ihm: »Weifz Er, wer ich« bin, und wer Er ist? Jch tvill es Jhm sagen. Jch bin der erste Justiziarius«« iiber mein Land und muß Gott der-; Innleinst Rechenschaft ablegen, daß die Justiz darin gehörig verwaltet wird. J Weil ich nun aber dies nllein nicht be- s iuirlen lnnn, so habe ich Ihn zu mei nenk Justizinrius dieser Provinz er nannt. Er hat nun nicht nur eine gleicke Pflicht gegen Gott zu beobach ten, sondern ist hier nus Erden nuch mir deshalb responsnbel, daß ein Glei ches von jedem Justizbedienten der Provinz beobachtet tverde.'« . . . « Ein Leutnant in Potsdarm namens von Mellentin, ging. ohne sich abzu melden, nach Berlin auf einen Masken bclL Der König, dem er bekannt war, sprach ihn dort an: »Wer ift Er?·9, moran der andere antwortete: »Stat nant von Mellentin. Aber ein Hunds fttt wer es meiterfagt!« Monate wa ren vergangen, da« trat eines Tages der Monarch zum Leutnant und raunte ihm zu: »Er ist Hauptmann. Aber ein Hundsfott, wer es weiterfagt!« Jm Kreise der Kameraden wunderte man sich allgemein, dafi der tapfere, schnei bige und beim Könige beliebte von Metlentin nicht avancierte. Erst nach Jahren wurde diesem das Haupt marsns - Pateni und die Anweisung fiir die Besoldung als Hauptmann zu geftellt, nnd zwar beide bereits von dem Tage dotiert, an dem der Monarch ihm sein Avancement mitgeteilt hatte. Als der preußifche Gefandte am englischen Hofe Friedrich dem Großen chrieb,in London sei alles derart teuer, daß, falls ihm teine höhere Besoldung winde, er genötigt sei. Pferde und Was gen abzuschaffen und zu Fuß an den Hof zu gehen, gab der sijönig ihm die Antwort: »Gehe er immer zu Fuß, das ver-schlägt nichts, und falls jemand dariiber Glossen machen sollte, darf er nur sagen, Er sei mein Gefandter, und hinter ihm gingen dreimalhunderttau send Mann·" s- sh Eines Tages tonrde ein kleiner, aber berühmter vrotestantischer Geistlicher nmrsrns Dieterich,ein pedantischerhern der mehr in Büchern als in der Welt zu hause wur, dem König dargestellt »Halt-er Gott, großer Friedrich!«spracks er den Monat-then an, der, schwnlstiqen ins-reden nbhold, ihm ins Wort siel: »Ganzer Narr, kleiner Dieterich!«, was den Aermsten derart außer Fassung k-r»ckte, daß er sich seines Wortes sei ner vorher mühsam einstudierten Rede mehr entsann. ·- irs i Jn den Konduitelisten eines schlesi schen Regiments« die dem-König wie iiblick alljährlich vorn General-Inwi teur eingesandt wurden, stieß er aus einen Leutnant v. Wideborn, der in ihnen als »ein schlechter Soldat, ein schlechter Dichter« stand. Nach einer Rrvue beschied er den Lentnant zu sich und Verlungte von ihm aus der Stelle einen Vers. Sosort hob der Leutnant an: »Der König dacht in seinem Zorn Vorn Lentenmn von Wideborm Tn sollst ans diese-c Erden Nie mehr nto Leutnant werden« Der König fchiittelte den Kopf und sagte: »Er ist mit seinem schlechten Vers auf dem Holzwegel Zum Beweis dafür ernemie ich Jhn hiermit zum hauptmanm Aber mach’ Er gleich noch einen besseren Vers!« Nicht faul, dichtete Widebom nun: »Das Blatt hat sich gripandt: um Hauptmann bin Ich ernannt; och hats ich Equipage, Hätt ich noch mehr Col-rage.« »Die Equipage (der Offiziet meinte damit die itandesmößige Ausltattunw soll Er auch haben!« fiel ihm der M nig ins Wort. »Aber hör’ Er auch nun auf, weiter schlechte Verse zu ma chen!« ·- e o Bei einem Marsch durch Böhmen hatte sich eisi Gatdedutorps von ver Avantgarde, die der König führte, un terwegs Birnen gekauft. Weil ihm aber die Birnen nicht schmeckten, be glückte er seine Borderleute mit ihnen. Einer wintte ihm, ihm doch auch eine zuzuwersen. Doch der Wurf ging schl, und die Birne trns des Königs rechte Schulter. Der König hielt still und erfuhr bald durch den Flügelnde -tanten, wer ihm den plötzlichenSchnierz Y1Ieeeitet habe. Eine schnell angestellte xUnterfuchung führte zur Entdeckung zsei Täters. Da der Monarch sehr aufgebracht aussah, als er zu ihm her «nt:ritt, machte der Aermste sich schon takes sein Todesurteil gefaßt. Doch Iscakt ihm dieses zu verkünden, belehrte ihn der Monarch: »Er muß sich wohl sehr feind sein« daß Er sich solche harte Bienen tauft7sdenn meine Schulter hat es- gefiihlt, daß sie hart war. Künftia lause Er sich reifes Obst, dann schadet (««r seiner Gesundheit nicht.« Damit ritt der König lächelnd fort. It· Its sa Bei der Jnspizierung eines lKaval leiie Regiments erkundigte sich Friedrich beim Obersten nach seinen Listziekem Der Oberst äußerte sich til-er alle sehr lobend, nur den Ritt-» tncister F. tadelte er und meinte, es. tvlire ihm lieber-, wenn derselbe versetzt » wurde, weil er saufe. Während der Reduk- beobachtete der König den be Esuldigten Rittmeister und seine dkoadron genau und fand zu seiner listirraschung. daß die Schwadron un ter Führung dks Rittmeisters in jeder Beziehung ausgezeichnet exerzierte,wäh read die Leistungen des Obersten mit telmäßige waren. Nach Beendigung der Revue nahm der König den Oberst beiseite und sagte zu ihm: »Weisz Er wa-. sauf Er auch!« . l l Nach der Schlacht bei Leuthen am 5. Dezember 1757 hatte ein Leutnant der aus dem rechten Flügel stehenden Gardes du Corps versprochen, er werde demjenigen seiner Mannschasten einen Gulden zahlen, der schnell Holz zum Erhalten eines aus dem Schlachtfelde: iIhren-runden Feuers herbeischaffe. Als Xdri Reiter sich deshalb aus den Weg gemacht, stieg König Friedrich beim Feuer vom Pferde »Kinder, raucht nur zu und laßt euch nicht stören!« rief » er den Truppen zu die eiligst die Psei sen aus dem Munde nahmen. Jn sei nen Mantel gehüllt, stand er beim Fseuer. Bald danach brachten die bei- i den Reiter irgendwo in der Nahe aus getiiebenes Holz, das sie da, wo der liönia stand, zu Boden zu werfen sich anschickten. »Marsch, sort da!« riefen sie ihm zu, den sie nicht erlannten,weil er ihnen den Rücken zutehrte. »Jeder saule Kerl stellt sich ans Feuer! Und leiner will einen Splitter holen!« Der König trat mit: »Du hast recht, mein Sohn. Komm, ich werde Platz ma chen« zurück. Die Gardes du Corps prallten erschrocken zurück. Doch Fried rich lachte dem einen von ihnen gutmü tig zu: »Du bleibst hier, mein Sohn! Du hast Holz geholt und daher das erste Recht am Feuer.« Und zum an dern wandte er sich: »Laß mich nur ein wenig mich wärmen.« Zu den Pagen des Königs zählte einer namens von Sydoiv, den er we gen seines tadellosen Benehmens lieb gewonnen hatte. Am 28. Juli 1746 « der Page, dessen Angehörige fern non Potsdam lebten, hatte nicht daran gedacht, daß sein Geburtstag auf den Tag fiel — rief ihn Friedrich der Große in sein Kabinett und wies auf eine auf dein Tisch liegende OffizierS nisrrm mit den Worten: »Ich habe mir sie machen lassen. Probier sie einmal an, damit ich sehe, tvie sie sitzt.« Als von Sndow dem Befehl nachgeiommen nnd der Monarch ihn nach seinem Ur teil iiber die Uniform fragte, gab er es dahin ab, sie säße ihm wie angegofsen, doch bezweifle er, daß sie Seiner Majes stiit auch passen werde. ,,Greif in die linke Tasche!« befahl der König; von Shdow zog ein zusammengesaltetes Papier heraus. Und als er auf des Kbrzigs Wunsch sich daran machte, es zu lesen, wurde er gewahr, daß es ein ist halb scherzhaftem Ton gehaltenes Patent war, das ihn zum Leutnant und Flügeladjutanten des Monarchen ernannte. Jm ersten Freudenraufch kamen Daniestvorte für diese große Gnade über des Pagen Lippen. Doch plötzlich stockte er. »Was hast du auf einmal?« fragte König Friedrich. »Ein solches Patent ift doch wohl nur ein Scherz Eurer Majestät?« gestand von Shdow lleinlaut. »Das kann mich doch wohl zu nichts berechtigen?« Friedrich der Große lächelte: ,,Nur ru hig! Daran habe ich selbst schon ge dacht. Greis in die rechte Tasche! Jn ihr steckt Dein Patent als Leutnant und Flügeladjutant ganz in der übli chen Form« Außer der Uniform und dem lPatent erhielt von Shdow von seinem gnädigen König noch eine be deutende Geldsumme zu seiner Carli pierung geschenkt. si- sis si Zwei Gardisten kehrten vom Manti Iver zurück, das Friedrich der Große befehligt hatte »Du, haft du gesehen, was für einen schlechten Hut Fritze heut aufhalte?" fragte der eine. Der andere antwortete: »Ja. Aber hast du auch gesehen, was fiir ein Kon dar unter war?« Feiner ift der große Kö nig gewiß selten gelobt worden. II II si Dem Minister von Münchhausen, der das Justizdepartement unter sich hatte, befahl der König, einen jungen Grafen als Rat beim Kammergericht anzustellen Der alte brave Minister weigerte sich entschieden den Grafen, der- nichtg als seinen Adel für diefe Niclterstelluna mitbrachte, dem höchsten Landgerichteinzureihen Jetzt wurde des König unwillig und schrieb dem Jrkftizrninister einen sehr groben Brief· Darauf erwiderte der Minit ter sehr etcraifch und schloß mit den orien: »Ich iann mir nicht denken, daß Seine Mafeftät einen solchen Brief an einen treuen Diener Höchstderoselben ge scliieben haben. Das wird wohl ein grober Esel von Sekretarius Ew. Ma jcltiit verschuldet haben.« Der Minister setzte feinen Willen durch, der Graf wurde nicht angestellt, aber der Mini ster hörte lange nichts mehr vom Kö nig Da traf ihn dieser bei einer fest lichen Versammlung. Der König ging auf den Minister zu, blickte ihn mit sei nen großen Augen durchdringend an und sprach: »Mein lieber von Münch hausen, er ist ein rechtschaffener Mann, nnd ich habe es meinem Selretario aud) gesagt.« --.-—-.-.—-..— i Heidnische Ethik. Wenn der Unwille über die Ver logenheiten in moderner Moral in uns einmal so groß geworden ist, dann tut es innerlich wohl, einmal wieder aus dem urkräftigen Quell gesunder »heid nischer« Ethik zu schöpfen, in der frei und ehrlich, ohne alle »idealistische«« Verlogenheit, der Mensch zum Men schen spricht. Hier, in der Moral so manches alten Griechen und Römers, schaut der edle Mensch, dem nichts Menschliches fremd ist, uns mit stillem Forscherblict ins Auge und in die Seele, under verhält si dabei wie ein · guter Arzt: er kennt un ere Natur und ihre Schwächen, und die Heilmittel, die er uns gegen unsere Krankheiten reicht, sind den Kräften dieser unserer Natur angepaßt. Manche unter die sen antiten Ethiten sind nun heute be reits der Mehrzahl der Gebildeten be kannt. Die stoische Moral (etwa in den herrlichen Selbstgesprächen des tatserlichen Philosophen Marc Aurel) oder die epitureische Sittenlehre in den verschiedenen modernen Darstellungen werden heute viel gelesen. Dagegen ist einer bisher fast völlig unberiicksichtigt geblieben und, wie uns dünkt, sehr unverdienterweise: der alte Demokrit, der Beariinder dek- antiken Ijiechanis mus. Atomismut und Ilttaterialismus, der ,.tachende« Philos- ph von Addera. Und doch gibt es bis ais den heutigen Tag wohl kaum eine feinsinnigere Art, eine ·ouicr,geis.«igte Lustfehre —- intel teitnclten Hedmismus nennt es des Fachmann — auf sittlichem Gebiete zu predigen, als wie die Art, in der De motritos in den uns von ihm erhalte nen ethischen Fragmenten zu uns redet. Jn unvergleichlich feinsinniger Weise wird hier einer durchgeistigten »Wohl gemutheit«, einem »Wohlsein« und einer ,,Gesasztheit« das Wort geredet. Wir wissen, daß die Echtheit mancher dieser Fragmente von den Philologen noch utnstritten wird. Dennoch können wir unbedenklich behaupten, daß die Gesamtheit der Fragmente uns ein treffendes Bild des Charakters der demotritischen Sitte-richte gibt. Hier einige Proben, nach denen der Leser selbst urteilen mag, ob die von dem antiten Naturphilosophen und Materialisten entwickelten sittlichen Grundsätze nicht besser sind als das meiste, was heute als moderne Ethik verzapft zu werden pflegt. Aeuszerst sein wird zunächst der allgemeine lei tende Grundsatz der demotritischen Moral, die ,,Wohlgemutheit« einge führt und gerechtfertigt: »Wer wohl gemut leben will, soll nicht vielerlei treiben, weder im eigenen noch im Staatswesen und, was immer er treibt, nicht über seine Kraft und Na tur streben, sondern so sehr auf seiner Hut sein, daß, selbst wenn das Glück einschlägt und dem Scheine nach ihn in die Höhe siihren will, er dessen nicht achtet und nichts über die Kraft an faßt. Denn mäßige Fülle ist sicherer als Ueberfiille.« —- Wie durchaus modern muten ferner folgende Apho rismen an: ,,·hohen Sinn bekundet es, — Taltlosigkeit gelassen zu ertragen.« — ,,Vor Gesetz, Obrigkeit und —- dem Klügern sich zu beugen, zeugt von Selbftzucht.« »Wer den, der sich einbildet, Verstand zu haben, zu Ver stande bringen will, vergeudet seine Zeit." —- ,,Viel Denken ist besser als viel Wissen.« ,,Unbegrenzte Wün sche sind Kinder, nicht MannesSache.« — ,,Eine Art Habgier ist's, alles reden und nichts hören zu wollen« — ,,Kleine Wohltaten zur richtigen Zeit sind fiir die Empfänger die wertvoll sten.« —- ,,Kannst du die Lobspriiche nicht selbst anerkennen ldie andere dir spenden), so nimm an, es sei Schmei chelei.« --— »Die Menschen haben sich ein Jdol gebildet: Zufall genannt, zur Beschönigung ihrer eigenen Ratlosig teit. Denn nur in seltenen Fällen wirkt der Zufall der Klugheit ent gegen; das meiste im Leben weiß ein wohlverftändiger Scharfblici ins Ge rade zu richten.« —- Welch aufsallende Vorahnung modernster pädagogischer Einsichten zeigt ferner folgender Grundsatz: »Besfer wird es offenbar bei der Erziehung dem glücken, der Aufmunterung und überredendeWorte, als wer Gesetz und Zwangsmaßregeln zur Anwendung bringt. Denn wer sich nur durch das Gesetz am Uebeltun ge hindert sieht, wird vermutlich im ge heimen sündigen; wer dagegen durch Ueberredung einmal auf den Weg der Pflicht geführt ist, wird voraus-sicht lich weder heimlich noch öffentlich et was Bertehrtes tun.« — »Vaters Selbstbeherrfchung ist für die Kinder die wirksamste Vermahnung.« Wertvoll ist auch der folgende ,,heid nifche« Grundsatz: ,,Klugheit verrät es, sich vor einer drohenden Beleidi gung zu hüten; Stumpfsinn dagegen, eine erlittene zu rächen.« Welch ein seiner Kenner und Verehrer der wah ren Vorziige des weiblichen Geschlechts spricht aus folgenden Worten: »Wenig reden ist ein Schmuck des Weibes; schön ist auch ihre Einfachheit im Schmuck.« — Und endlich, wie fein empfunden sind die Aphorismen: »Ar inut und Reichtum: Worte für Ent behrung und lieberfluß. Also ist, wer noch etwas entbehrt, nicht reich,- und wer nichts entbehrt, nicht arm.« — ,,Armut mit Würde zu tragen, ist ein Zeichen von Selbstzucht.« --(K. Z.) Fremdtåndifche Höflichkeit Paris ist in vielen Beziehungen die hohe Schule der Höflichkeit und des Anstandes. Die gefällige Art des Ver tehrs, in dem Liebenswiirdigkeit vor herrscht ohne daß sie zur Aufdring lichkeit ausartet, ist dem Pariser aller Klassen eigen Auf der Straße hat man freundliche Rücksichtnahme gegen einander, im Theater herrschen feine Formen Niemals wird in den Stra ßen von Paris ein Fremder wegen ei nes ungewohnten Anzuges und Beneh meng angeglotzt oder belästigt; laum daß jemand seinethalben einen Augen blick den Kon umdreht. Besonders im Restanrant kommt man sich helfend entgegen; kein neugieriges Anstarren des Eintretenden, kein Zufliistern über einen fremdartigen Anzug usw. Da gegen ist man gewiß, daß der Gegen iibersitzende freundlich feine Hilfe an bieten wird, läßt man seine Blicke suchend über den Tisch gleiten, um etwa das entfernt stehende Salzfäßchen zu finden. Der Franzofe lacht nicht, wenn ein Ausländer seine Sprache radebrecht, er hilft ihm im Gegenteil freundlich nach. Der Franzofe sucht nicht das Wesen der Höflichkeit in for mellen Anreden, tiefen Verbeugungen, anffälligem Hutabziehen Er lüftet nur den Hut, tnt dies aber, selbst wenn er in einen Eisenbahnwagen steigt, wenn er ein Lokal betritt oder verläßt u. dgl» worauf die Anwesenden eben falls den Hut liisten. Die größte Aus merlsamkeit aber bekundet der Fran zose den Damen gegenüber. ..-——-.--. Seht einfach. A.: »Giebt’5 bei Euch in der Pfalz auch Rebhijhner2« B.: »Sel! will ich meene, alle Beem’ hocke voll.« A.: »Ja, sitzen denn die Rebhiihner bei Euch auf den Bäumen?« B.: »No, wo solle sie denn sitze, weenn hunne schon Alles geradelt voll is? Kollegen unter fich. Schriftsteller: »Mir fällt etwas ein!« Baumeister: »Mir is Vormittags schon was eingefallen.« Auch etwas Heimisvetmittlet (zur Kundin): ,,Eine Schönheit ist der Herr tade nicht, aber prachtvolles Haar vll er gehabt haben!«