Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 02, 1912, Zweiter Theil, Image 14

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    Die fünf Freier ?
MIIIWIIIMMIIUI UIUUUIUIIN
fffffffffvvvvavv vvvvvvvvv
I. Kapitel.
Schleitvig-Holstein lag in der Ro
Mlitihr. Rosen rantten an den
Anker-n empor, Rosen nickten aus den
Ist-ten den Vorbeiwandernden zu,
Nu blähten in den dichten Knicks
End ließen im warmen Sommetwinde
die langen «griirren Ranken auf und
nieder schwanken. als wollten sie so
recht zeigen, welch holdes, duftendes
Wunder sie tragen durften. Der ganze
Zauber eines klaren, tvonnigen Juni
tages breitete sich über dem gesegneten
Lande aus, das feine Schönheiten nur
zu oft in graue Nebel hüllt. oder din
ter der itrömenden Wand eines aus
dcurernden Landregens verbirgt.
heute aber lachte über Schleswig
goldener Sonnenschein er funkelte fo.
übermüthig auf die Schlei hernieder,
daß sie fröhlich zu glitzern begann und«
dem strahlenden Gestirn nectisch dikj
Funken zurückwarf, die es versehn-exkl
derifch über das breite Wasser ausgoß.
In breitem Gürtel rauscht das Rohr
rnit geheimnisvollem Flüstern am na
hen Ufer und daran grenzt die fette
Graönnrbe einer Wiese so üppig im
Kraut. so kräftig im Halm, daß der
darunter lauernde Sumpf dem Auge
verborgen bleibt. Drüben, weit über
die Schlei bin, liegt haddeby mit sei
ner Kirche und den ichniucten Hänfern
der frische Wind träntt fein Ufer mit
dein weiß perlenden Schaum der hers
snrosenden Wellen Jtn Vor-der
grund drehen sich munter die Flügel
einer Windmühle und werfen schon
lange Schatten: der Tag neigt sich dem
Ende zu. aber noch fluthet strahlendes
Licht iiber Wiesen und Wasser. Es
verweilt noch mit rechtem Bedaaen aujr
den glitzernden Fenstern der Villen
die in einer Reihe in einem großen
Garten liegen, der rinter Rohr und
Wiese sich am Ufer der Schlei hinziebt.
Das ist der Herrenstall und die Be
wohner der Villen zu denen von der
Straße her nur ein Zugang besteht.
wohnen, so sagt man. im Herrenstall.
Die eigenartige Bezeichnung soll aus
der Zeit stammen, in der das in der
Nähe liegende Gottorter Schloß, das
später durch den Fistus in eine Ka
serne verwandelt wurde, noch die Iaae
seines Glanzes-, von denen es jetzt
wohl nur in heimlichen Stunden
träumt, sah.
Das letzte der freundlichen Häuser
tin Herrenstall war ganz in Rosen ge
leitet. bis zum Giebel hin kletterten
He dirstenden Gen-inde· Und hätte
man sich zum Willkommen einer jun
sn Frau etwas hübscheres denken
Gan-en als diesen Regen dustender
stätdem die eine frische Magd jetzt eik
Es aus dem Korbe schüttete· als ihre
Herrin schon die unterste Stufe der
Treppe betrat.
»Rosen, Erich!« jubelte Frau
Zier-her aus, einige der Blumen er
Insel-end und richtet sie als dustendes
Wß aus ihren Mann, der im Be
griss war, den Wagen zu verlassen.
der das junge Paar eben am Schlusse
seiner hochzeitsreise der neuen Hei
Instit antreten Lachend schleuderte
Etsch einiae Rosen aus seine junge
Frau zurück; dabei merkten die beiden
nicht, daß in dem Nebendause sich ei
Ijg Herren an die Wer drängte-n
III spöttisch aus die übermäthigen se
ligen Menschenkinder sahen. die mit
Wen um sich warfen, als sei das das
Mtärlichste von der Welt.
»Diese Kinderei!« — »Die scheinen
Ich weiß Gott nicht zu aenieren!« —
»Und dastvill ein Assessor sein!« —
,Wie reizend die kleine Frau ist!« so
erklang das Durcheinander der heim
lichen Zuschauer Doch die letzte Be
merkung weilte energischen Wider-4
svrtnh des den andern, die vernichtende ;
sltcke aus den ehrlichen Bett-anderer
Wer-.
.,Berlieben Sie sich nur nicht gleich
in die junge Frau, Dassel,« sagte der
Senior des »Quinte«-T Regierungs-roth
Genet, zu dem jüngsten in ihrem
Kreise, dem Leutnant von Dassel, dem
Ver zierliche, schwarze Schnurrbnri
erst wie ein zarter Flaum die Lippe
beschattetr. Jch bitte mir aus, das-,
W keiner aus der Rolle fällt. Ein
""" Mann ein Wort Dassel. Was haben
. Dir geschworen?«
Hofe junge Frau hinaus zu grau
,; PMB fiel hauptmann von
«Mmewth ein, »wir können hier
"« W Weibliches brauchen, vor dem
Ist gleichsam in Gala defiliren müs
.:1U.«
THE-sic
im Herrenstall waren wir
eilen bisher unter uns, so
»j h Schlafrock nnd Pantoffeln,
M f- st es bleiben, oder vielmehr
M Herden, so wahr ich der Forst
» · cseit Fall bin, dem sein Hund,
- und fein Boot lieber sind
« Jst Mste Weib der Erde.«
Es, nicht« renomitem Fama be
zsns behauptet Fern-W Aus
« ( scharf-u Jägeraugen funkelte es
Etwas Pausen, der die unvor
Ieußerunq ererben hatte, der
,.cs, daß er lachend All-bitte that.
"" nd also in nächster Mine
vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv
schaft der Angriffsplan auf den
häuslichen Frieden des jungen Ehe
paaees entworfen wurde, führte Eises
sor Kreutzer sein schönes, junges Weib
in das freundliche Häuschen ein, das
seine Liebe geschmückt hatte, so gut er
es verstand. Und Maria roar entzückt.
sie riibmte alles und überschüttete ib
ren Liebsten stets von neuem mit
Zärtlichkeiten« wenn ihr Auge etwas
besonders Reizdolles entdeckte. Ver
wöbnt mußte sie nicht sein, denn die
Einrichtung tvar einfach und altmo
l»discii. stammte sie doch zum größten
dTheil aus dem Erbe des Vaters, das
Kreutzer als einziges Kind vor Jah
resfrist eingetreten hatte. Selbst das
Zimmer seiner Frau, über dessen
Schwelle sie jetzt schritten. barg den«
Hausrath, der seine geliebte, verstor
bene Mutter umgeben hatte. Mit
welch liebevoller Hand strich die junge
Frau über den alten Lehnstuhl, in
dem die Verstorbene zu ruhen
pflegte! Sie schlug den Deckel des Ar
beitstischchens zuriick und betrachtete
webmiithig die vielen Kleinigkeitem
die ihn stillten, und drückte sich inni
ger an den Gatten, der feuchten Au
ges das Bild der Guten suchte, die
ihm viel zu friib entrissen worden war.
Ueber dem Sopba hing das Porträt
und schaute mit gütigem Blick zu dem
jungen Paar herab, das jetzt Hand in
Hand herantrat.
»Du bist ibr sicher ein guter Sohn
gewesen« sagte Maria leises
»Ich babe sie sehr lieb gehabt. Ma
ria. Wie hätte sie sich unseres Glückes
gefreut. Doch nun komm, ich muß
dir noch von meinem Lieblingspliitz
chen aus den Sonnenuntergang zeisj
aen, sonst wird es zu spat. Gib dem"
Mädchen die KosserschlüsseL Zisla
kann unterdessen ausdacken und nach
her essen wir aus der Veranda zu
Abend.« -
»Mir ist’s recht, heute tümmere ich
mich noch um nichts-. aber morgen
fängt das Wirtbschasten an.«
Zärtlich umschlungen traten sie zur
Hausthin des Hauses hinaus und
schritten durch das hohe Gras, das
den Gartenstein deckte. Sie drangen
in das dichte Schilf ein und suchten
die schmalen Brettersteiar. die über die
tiefen Wassergriiben führten. bis sie
bei einer Ban unter einer alten
Weide landeten. vor der sich der Was
sersviegel der Schlei ausbreitete.
»Wie schön ist es hier, so traulich
und einsam.« sliisierte Maria und
iegte ihr Köpfchen innig an die
Schulter ihres Mannes-.
Jm Westen brannte der Himmel in
rothen Gluthen, rasige Wölkchen zo
gen schimmernd ihre Bahn zu Haup
ten der beiden Menschenkinder, die
über ihrem jungen Glück die ganze
Welt dergaßen. Leise rauschte es im
Rohr, und in der alten Weide flötete
die Drossel ihr Abendlied. Das Was
ser hob und senkte sich in alitzernden
Wellen und sang seine urewige Melo
die. Es wallte Abend werden und
ein stiller Zauber spann die beiden
ein. daß sie schweigend saßen und san
nen.
Da kanns plötzlich wie die wilde
Jagd, zwei Hunde stürzten durch das
Rohr und besten laut, als sie das
Paar erblickten, dann liefen sie weiter
dem Wasser zu. Erschrocken war
Maria ausgesahren, doch Erich meinte
lachend: »Gut, daß die wilden Ge
sellen uns ausstörtem ich glaube, wir
müssen heim-«
»denn! Jn unser heimU Wie
hübsch das klingt,« ries Maria und
wollte ausspringen.
»Erst Zoll bezahlen,« wehrte heitr
rich und hielt die sich Sträubende fest,
urn einen Kuß aus ihre Lippen zu
drücken.
»Erich, mein Gou, mqu nu
sterte die junge Frau und sprang tief
erröthend auf. Der Gatte sah noch«
feinen Nachbar, Forftassessor von
Falt, höflich grüßend im Rohr ver
schwinden Und über die Laufbrücke ei
nern kleinen Segelboot zufchreiten,
das lustig auf dem Wasser schauteltr.
»Närrchen, warum so verlegen. Es
ist doch kein Verbrechen, wenn ich
znreine junge Frau küsse.«
; »Aber vor einem fremden Herrn . .«
L »Ja, Kindchem an Herren mußt du
dich schon gewöhnen, deren gibt es
Thier im herrensiall eine ganze Reihe,
die mich sicherlich um mein Weibchen
beneiden, ich will sie dir mal in aller
Geschwindigkeit hersagen. Aber mei
nen Lohn zuvor.«
Schon griff der junge Mann nach
den hönden Marias, um sie wieder
neben sich auf die Bani zu ziehen, ais
es hinter ihnen im Rohr rauschte, und
Regierungsrath Geyer in seiner gan
zen Größe auf der Bildfliiche erschien,
was den Assessor zu einem raschen
Anfspringen veranlaßte, um den
Gruß des herrn respettvoll zu erwi
dern, der jeyt auch die Laufbriicke be
trat.
Vergeblich versuchte Kreuher seine
junge Frau noch zum Bleiben zu be
sperren, sie trieb zum Aufl-ruch
-,Bean wir hier stets so gestört wer
den, Erich, wird dies nun und nim
.
vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv
Irnermehr mein Lieblingsplas wer
den.« «
»Ja, Schan, was ist dagegen zu
machen,« sagte Erich gelassen, »der
Garten. die Wiese, das Röhricht sind
das Gemeingut aller, die im herren
stall wohnen.«
«Dann sind wir also nur in un
Iserm Häuschen ganz siir unsi«
s »Ja, und ich bin dafür, daß wir
? uns in unsere Veranda zum töstlichen
Mahle zurückziehen« ,
Fröhlich machten sie sich aus den
Rückweg und sahen nicht, wie die
herren ihnen grinsend nachschautm
Die Bootsahrt war eitel Vorwanb ge
wesen, um das Pärchen auszuschrecken
Nun zogen die beiden Junggesellen.
befriedigt über ihren Ersolg, Arm in
Arm ihrer der Kreutzerschen zunächst
gelegenen Villa zu. die sie gemein-!
schasilicb bewohnten.
Zista, das rheiniscbe Dienstmäd
chen, das sich Maria aus ihrem Ba
ierhause mitgebracht hatte, hatte ihre
Sache gut gemacht. Der Tisch in der
Veranda war sestlich gedeckt. Ein
großer Strauß Rosen prangte in der
Mitte und eine hängelampe ergoß ihr
freundliches Licht über das anhei
melnde Plättchen
»Zum erstenmal am eigenen Tisch,«
bestätigte der Assessor voller Behagen
und griff zur Schüssel mit dem von
röthlichen Krabbenschwiinzen gefranz
ten Riihrei, indessen Maria den Salat
kostete. Vergnügt und mit gutem
Appetit taselten die beiden.
«ZiBIa scheint ihre Sache zu verste
hen, sie ist nicht umsonst von dir ge
schult worden,« meinte Erich.
»Sie hat es mir stets Ieicht gemacht,
aber wir können es Vater nicht genug
danken. daß er mir die treue Seele
mitgab, hierher ins sremde Land.«
»Fremdeö Land ist gut. Jch glau
be, die geographischen Grenzen sind in
deinem Kopf ein unbestimmter Be
griff. Jch werde dich mal gelegent
lich über dein Vaterland eraminiren.«
»Oho. am Rhein bin ich gut zu
hause.«
»Am Rhein! Da hört man wieder
den Deutschen, den echten Kleinstaats
ler. Das ganze Deutschland soll es
sein, Kind«
»Gewiß, Erich, und ich will mich
bemühen, dein Schleswig auch lieb zu
gewinnen Es soll mir ja zur neuen
Heimath werden. Glaubst du mir,
Liebster?« Maria sprang aus und
legte den Arm zärtlich um seinen
Nacken, ihm ties in die Augen sehend.
»Mein liebes, siiszeö Kindl«
Eine inhaltsschtvere Pause entstand,
da brauste mit lautem Schnauben es
über das versunkene Paar hinweg und
ein Pserdelops tauchte vor der Ve
randa aus« um wieder ebenso rasch im
Dunkel zu verschwinden, während der
schlanke Reiter laum Zeit hatte. höf
lich grüßend an die Mütze zu greisen.
Ganz verblüfft starrten die Ausge
störten der Erscheinung nach, nur
Erich ries mechanisch hinterdrein:
»Guten Abend, Herr hauptmann!«
Doch nun tarn die junge Frau wie
der zu sich. stampste mit dem Fuß aus«
zornig llagendt »Wenn und too sind
wir denn hier in diesem Herrenstall
einmal allein?«
Sie blickte so unglücklich drein und
die slammende Röthe der Empörung
stand ihr so reizend, daß Erich aus
sprang, um sie gleich von neuem in
seine Arme zu nehmen, Maria jedoch
zog es vor, sich im Hause gegen Spä
herhlicke zu schützen.
Arn andern Morgen strahlte die
Sonne von einem Himmel, der auch
nicht das kleinste Wölkchen aus seinem
blihblauen Festkleide duldete. Asses
sors waren frühzeitig ausgestanden«
denn der junge Ehemann wollte mit
Maria noch einen turzen Morgenspa
ziergang machen, ehe ihn seine Bu
reaustnnden riesen. Maria stand
schon, ihren Mann erwartend, im hel
len Morgenlleid am Fuße der Treppe,
die zur Veranda führte, und übersah
kritischen Blickes das Terrain. Da
lagen die drei anderen Willen, die nach
der Aussage ihres Mannes nur Her
ren beherbergten und die zunächst ar
legene sogar einen Vorgesetzten Mit
welcher Wichtigkeit Erich das leßtere
betont hatte. Was wußte Maria, die
junge Prosessorgtochter aus Bonn von
Vorgesetzten. Sie hatte bisher nur
unter dem Reginrent ihres guten alten
zerstreuten Vaters gestanden, sie und
ihre lustige Schwester Johanne, die sie.
E ietzt nach besten Kräften ersehen würde.
i Iliichtia Zog es durch Marias Sinn,
iwai « ie Schwester, der übermüthiae
than-s, wie sie aerusen wurde, wohl
alles anstellen würde, bis sie die nöthi
aen Ersahtungen gemacht hatte; doch,
Erichs Kommen entriß sie ihren
Träumereien Beraniigt hina sie sich
an seinen Arm und nun ionnte es
losaehem Man sah die Erwartung
des Neuen aus ihrem reisenden Gesicht
widerstrahlen -
Doch schon nach einigen Schritten
össnet sich die hausthiir der Nachbar-«
van und Regierungsrath Seher trat
mit raschen Schritten ans das Paar
zu. Er bat Krensey ihn vorzustellen,
send erging sich dann des längeren
..«
----------------------------
über die Freude, die junge Frau be
grüßen zu dürfen, bis es den beiden
endlich glückte, dern beredten Herrn zu
entfliehen. Doch schon tarn Form-s
sessor von Falt ihnen auf dern breiten»
Wege entgegen, der von der Straße
in den gemeinsamen Garten führte»
und an all den Billen entlang lief. i
Wieder folgte Vorstellung, Redei
und Gegenrede« dann erschien Haupt-l
mann von Willrneroth hoch zu Roß
aus dem Schauplas und hielt an, um
ssich bekannt zu machen, ihm folgten
Obetleutnant Palfen und der Hufwl
renoffizier von Dassel. Marias Art-:
gen sahen noch im Hintergrunde die«
Burschen auftauchen. einen Diener.
Alle schienen sie neugierig zu betrach
ten· alle schienen mit ihr reden, sie
aufhalten zu wollen, und sie blickte sos
verzweifelt zu ihrem Manne auf, dale
er sich jetzt endlich frei machte. Aber
die schönste Zeit war verflossen und
Maria lonnte nur einen kurzen Blick
auf die landschaftlichen Schönheiten
des nahen Thiergartens werfen, um
dann Erich bald im Regierungsge
bäude verschwinden zu sehen
Jhrr Mißstimmung war noch nicht
verflogen, als sie wieder vor ihrem
Häuschen landete. Selbst die Ge
wißheit, daß die Bewohner des Her
renstallö seht fämmtlich irn Dienst ab
wesend waren. ionnte sie nicht besserer
Laune machen, denn in den schönen
Stunden, wo sie ihren Mann daheim
wußte. würden die Herren sicher auch
Zur Stelle sein. Doch bald war bei
der fröhlichen Thötigteit in ihrer ei
genen Wirthfchaft alles vergessen. Mit
Hilfe des tüchtigen Mädchens wurde
ausgebaut· geordnet, geputzt und ge
kocht, daß es eine Lust war. Maria
flog die Treppen aus und ab und
itimmte wohl auch ein Liedchen an, so
daß ihr kleines Hans von frischem,
jungen Leben widerhallte.
»Jhre Gnädige ist wohl sehr lu
stig.'· erklana es zu Ziska vorn be
nachbarten Gemiisegarten ber, wäh
rend sie aus dem Zaun einen Teppich
auåilopstr.
»Wat dat anieht, ist lustig besser
wie sauer!« antwortete Ziska dem
Diener Görz und hieb drauf los, daß
der Staub ihm um die Ohren iloa.
»Wir kommen Sie denn her, schönes
Kind?«
«Jösses noch mal, wie sind wir ga
lant!« Das Mädchen wars einen spöt
tischen Blick ans den Schmeichler, lies;
den Teppich mit einem kräftigen
Schwung der starken Arme aus die
Schulter sallen und verschwand im
Hause.
»Da läßt man sich zu so etwas
herab und wird so bedient. Na, die
kann lang warten, bis ich sie wieder
anrede. Ueberhaupt diese ganze Wei
berwirthschait im herrensiall paßt mir
nicht. Jch bin nur neugierig, wie sich
mein Herr dazu stellen wird und da
nach werden wir uns richten.«
Der Diener sprach's und verschwand
seinerseits mit gemessenen Schritten in
der Hausthür. Friede breitete sich
über der kleinen Welt aus. Die win
zigen Gemiisegiirten, die hinter den
Villen lagen, waren menschenleer und
einsam blieben auch die vier Rasen
pläce, die sich bemühten, vor den
höusern die Vorstellung englischer
Gartenanlagen zu weiten. Sie wa
ren von den jeweiligen Herren mit
Beeten der verschiedensten Art geziert.
Kein bund und keine Hase ließ sich
sehen, die Sonne fiiea immer höher,
die Hihe wuchs und Maria ließ sorg
lich alle Vorbiinge an der Sonnenseite
herunter, damit der geplagte Gotte ein
kühles Plötzchen fände, wo er ruhen
konnte. ,
Der Tag verging, der Abend brachi
an und mit ihm das traute Zusam
mensein. Doch laum saß das. junge
Paar in der Veranda, da wurde es im
Herrenstall lebendig. Das Ehepaar
sah staunend zu, wie stürmisch sich das
Leben regte. Wo die vielen Hunde
herkamen, diesda bellten. umhertabten,
sich bissen oder nach irgend einem Ge
thier jagten, war ihnen ein RäthseL
denn bisher hatten sie nicht viel von
diesen Vierfiileern gemerkt. Jhre un
schuldigen Seelen ahnten nicht, daß
ein jeder der freundlichen Nachbarn
sich noch einige hunde mehr zugelegt
hatte, fa, daß der höfliche Forst
assessvr sich ein paar Mäuse verschafft
hatte, die er jeht einzeln frei ließ. Er
brauchte sich nicht fonderlieh zu mü
hen, die Meute dahinter her zu sehen.
Dann begann er einen jungen Jagd
hund zu dressiren und das Karo
Thier mußte sich wohl fehr ungelehrig
zeigen, denn die Peitsche trat so ener
gisch in Thiitigkeit, daß Maria das
Gewinsel nicht mehr anhören konnte
und ihrem Manne den Vorschlag
machte, noch ein wenig spazieren zu
gehen. Um diesem Tumult zu entge
hen, ergriff man also regelrecht dte
sIlucht, und die Verschworenen bann
:ten den Erfolg ihrer That bejubeln.
« Fall sank erfchöpst in einen beque
Imeu npkbskssei und ries: »Hei dek
Teufel die- ganze Geschichte, wann
werden wir wieder behaglich und in
Friede- hier unsere Abende derleben
tsnnenp
Mut nicht nachlassen, Falk siel
--------------------------
«Regietungstatd Gever ein »die wer
den bald miiede sein und dann macht
ed sich ganz von selbst, daß sich Erfas
miinnee, Junggesellen natürlich, fin
den und Kreutzet auszieht. Ader stets
höflich, der Mann darf nichts ahnen.
Und nun heran· meine herren. Sie
sind alle meine Gäste. Götz. die
Bowlet Falt, Jdre Kehle musz ja
trocken fein wie die Wüste Sahara.«
Und Götz tam mit der Bowle. er
feste die Windlichter auf den Tisch.
brachte Zigarren, fieate sich heimlich
auch eine an und goß sich dazu mit
Behagen aus einer Flasche von dem
selben töftlichen Getränl ein, das
draußen die fröhliche Gesellschaft ge
noß. Behutsam öffnete er das Fen
ftet einer Kammer. die im Souterrain
laa nnd lauschte dort aufmerksam den
bis zu idm herunterllingenden Wor
ten der Herren. Die Lampe hatte er
ausgelöscht, damit ihr Licht nicht zu
seinem Verräther wiirdr. So dauerte
es denn nicht lanae. und er war in alle
Möne des Kleinlriegeä eingeweiht der
lich in der nächsten Zulunft biet abi
lvielen sollte. Seine boshafte Seele
freute sich dessen. mit tückischem
Lächeln erbob er sein Glas seinen
Lippen entschliintte im Selbftaesptiich
eint »Wer-it Zisla man sich liebt. das
neckt sich!" dann fckiliirfte er den Jn
bClt andächiia aus bis auf den Grund.
Fortsetzung folgt.)
—
Beim ersten Bürger PortugalSJ
Aus Lissabon wird aeschrietsem
Der Präsident der Portugiesiscben
Iliepublit gab jüngst sein erstes Fest.
Kein Staatssest, —- siir das ihm die
prunlvoklen Mit-me des früheren Mi
niglichen Schlosses Belekn eine fürst
liche Stätte geboten hätten, sondern
das erste der ossiziellen Feste. mit dem
er, als erster Bürger der Republtk,die
Lissaboner Saison erössnetr. Es war
ein sympathisches Fest, dem Herr Ma
nuel d’Arriaga, wie auch allen seinen
inoeren Amtsltandlungen ein ange
nehm berührendeo, persönliches und
seines Motiv zugrunde gelegt hat.
Es waren Lehrer. und zwar die
Vrllserzieber. 200 Volleschullehrer der
LissabonerSchulen, denen sich dieTlsore
der priisrdentlichen Residenz in der Rue
da Horta Seera austaten, Gäste, denen
bei aller demokratisch ebnenden Leut
seligteit des Gastgebersz das Partett der
früheren iast königlichen Residenz ein
ungewohnte-L Pslaster gewesen sein
wird.
cis ist ein denlwiirdiger Bau, eine
Stätte voll historischer Erinnert-sagen
die Arriaga sich zur Wohnstätte als
Präsident der Repudlil gewählt hat.
Ein steinreich aus Braftlien beim
gelehrter Kolonialwaarenhändler, dei
sen Spißnarnh der Butterrnann, ilm
selbst in den Zeiten seines höchsten
Glanzes nicht verlies-» baute einen Pa
last mit einem selbst siir Ende des
achtzehnten Jahrhunderts besonderen
Grund Gegen hohe Summen, die ie
ner Butterrnann dem Röniae opserte,
erhielt er das Recht, den König von
Portugal Vetter zu nennen, und für
«seinen Vetter« würdige Empfangs
rjunte zu schaffen, war fürder sein
Streben und Ziel.
Berühmte Maler scbiniirlten die
Decken der Säle mit Rototoszenen
kostbare Teppiche und Gobelins
sckmückten die Wände, und Säcke von
Goldsitchsen wurden eingeschmolzen,,
um die Zier-rathe der Irumeaus undt
die Befchlöge der Möbel zu dergl-then
Faft genau an dem Tage, fjan dem
der tltanteigueiro zum erftenmale die
gepuderte und gefehminlte Schaar der
Gäste n tu Louis XVI. in feine wie
ein Islksnnder beftaunten Säle einlief-«
führte man in Paris Marie Antoinette
zur Gnillotinr. Sehen damals warf
die Nepublil ihre Schatten voraus in
den Kerzenglanz der künftigen Resi
denz des Präsidenten der Portugiesis
fchen Repuhlil, Arriaga.
Die Arriagas waren damals noch
treue Vafallen und eine Borsahrin des
jetzigen Präsidenten war Hofxneifterin
ver Königin Maria l.
Dann lani nach dem Tode deH Ve
sitzers die Zeit, während der die drunt
neslle Residenz in ein Hofpital für die
englifchen Soldaten Wellingtons um
gewandelt wurde nnd in den seiden
xapezierten Sälen auf Stroh die in
den Kämpfen gegen Junot, Masse-ina,
Ney und Qudinot verwundeten künfti
gen Sieger von Wattrldo lagen.
Die Stürme der Bärgerlriege in
den deeißiger Jahren des 19. Jahrhun
derts ritttelten mit Macht an den Tho
ren des damals von einem der ener
atfchften Partetgiin er der ahfolutifti
fehen Partei, Dom tguels, bewohnten
Palast, dessen hand mit jedem neuen
Jahre ndfplutisitfchen Regimes ein
neuer mit einem riesigen Brillanten ge
fehenttelter Ring ziertr. Ehe er aber
den fünften Ring sich anlegen konnte,
fegte der Sturm der lonftitutionellen
hattet und der Sieg Dorn dros den
Besitzer hinweg, nnd an fe ner Stelle
bezog der Klu der Liffaboner Dandvj
im Jahre 1835 die hellen Räume, in
denen fürderhtn alle Musen, insbeson
dere in Gestalt der Minftlerinnen der
damaligen Lisiahoner Oder heimisch
wurden. .
krantreichi Gesandten derE durch
sei-Z glänzenden Feste, besonders durch
sein Liebhabertheoter berühmte Mar
quis de Lille, bewohnte seit 18355 daö
Haus, dessen Säle in jenen Zeiten un
Ziitnmern der Kerzen und Kristalle die
önigin Maria l. und den ganzen Hei
in kostbaren Mastentostiitnen, zu Bal
len nnd musilalischen Veranstaltungen
beherbergten «
Dann lcnn der Tag, an dem eine
vieltausendlöpsige Menge am Morgen
des S. Oktober 1910 vor den Fenstern
des Palais in der Rue da Horta Secca
mit nicht endenivollenden «Viva la Ne
vubliro" «- Rusen in der Person des
brasilianischen Gesandten die Schwe
sterrepublil des eben im Morgengrauen
unter dem Donner der Kanonen be
gründeten net-en Staatswesens grüß
ten. Von dem Ballen von dem herab
die Könige aus ihr Voll und ihre Sol
daten sahen. grüßte jeyt als erste eines
fremden Staates die brosilianiiche
Fahne die rot-grünen Farben der
neuen Republit
So mannigiach und wechselt-soll sind
die Gestalten. die Mannel llrriaga, der
Präsident der Portugiesischen Republit
vo: seinem Auge wird oorbeizieden las
sen, wenn er die Stufen der prachtvol
len Freitreppe seines Elniees im Klei
nen emporsteigen wird. Und wechsel
voll sind siittoahr die Schicksale und die
Geschichte dieses jetzigen Wehnsitzes den
ersten Bürgers Portugals.
Lustsei «resfuttg-rtechentanb.
Viele atthellenische Scherze sind in
weiteren Kreisen schon bekannt gewor
den. wie die Antwort des Zyniterz
Diogenes, der dem großen Alexander
aus seine Frage, was er sich wünsche.
zur Antwort gab: »Daß du mir aus
der Sonne gehst«, oder das von jenem
Herrn, der feinen geschwähtgen Bar
bier aus die Antrage, toie er ihm den
Bart stuyen solle mit der Entgegnung
verblüffte: «Schweigend".« Wir brin
gen hier einige weniger bekannte, dar
um aber nicht weniger erheiternde Ver
len griechischenhumors, dem zumTheil
die Würze des attischen Satzes nicht
fehlt: Den «g«ottlichen Sänger« Homer
machte die Legendenbildung zum Hel
ten einer Tragitomödiex Als alterherr
tras er aus einem Spaziergang einige
Fischer und fragte ste. was sie gesungen
häztem Statt einer Antwort gaben sie
ihm ein Räthset aus, das der Dichter
trotz allen Kopszerbrechens nicht lösen
konnte. Aus Aerger darüber, so
will-'s diev Sage, starb Homer. Das
Rätsel aber hatte gelautet: »Was wir
gesungen, haben wir liegen gelassen:
was wir nicht gefangen, nahmen wir
mit heim.« Sie waren nämlich nicht
aus den Fischsang, sondern aus die Un
gezieseriagd ausgezogen.
Demosthenes, der große atheniiche
Redner, pflegte seine Reden sorgsam
vorzubereiten. Daraus spielte ein
übtibeteumdeterMensch an mit der Be
merkung, die Reden des Demostheth
rächen nachderThranlampr. Schlagser
tig wies der Angegriisene den Gauner
zurück »Ach, meine brennende Nacht
lampe stört dich- toohl in deinem licht
scheuen Thun?«
Besonders von dem schon erwähnten
Diogenes erzählte man sich manche
boöhaste Rede. lieber einer Haustüre
las er, daß Hertules das haus schätze
und allem Bösen Zu- uno Ausgang
verwahrt sei. Da spottete er: »Ja, wo
ist aber die Tiir des hausherrn?" —
Ein andermal meinte er zu einem un
geschickt-In Menschen, der ihn angesto
szen und dann erst »Achtung gesagt
hatte: »Willst du mich noch einmal sto
s·,en«-."«———- Den ältesten Münzen war ein
Rind ausgeprägt. Wenn nun einer
seinStillschweigen über etwas oerlaust
hatte, sagte man von ihm: .Er tann
nicht sprechen, ’s ist ihm ein Rind aus
die Zunge getreten."
W
site Steinhsersspouoeac
August Strindbera hat laut Rach
richten aus Stockholm mit seinem
Bei-legen dem bekannten schwedischen
Hause Bonier, türzlich einen Vertrag
über die Veranstaltung einer Ge
sammtausgabe seiner Werte abge
schlossen, wodurch das Recht zur Ver
anstaltung dieser Ausgabe, sowie über
haupt Strindberg’s gesammte litera
rische Hervorbringung ausschließlich
an diesen Verlag übergeben. Das Hok
norar, das Strindberg hierfür erhält«
wird aus 850.000 angegeben, wovon
812,000 bereits zur Augzablung ge-«
langt sind. Das ist immerhinn ein
recht stattliches honorar; Strindberg
tann es steilich auch brauchen, da er
in den leßten Jahren besonders bei ei
ner verunglückten Theatermuside
Eoiel Geld eingebüßt bat·
I
sedisunsoseisr.
Junge Frau: Nonnen Sie auch
ordentlich lachen, Marie?«
· »Wenn gnädige Frau nicht helfen,
1a.«
par-steh
»Sie werden doch wissen, wann Sie
geboren sind?«
«herr Richter, ich war damals noch
so ileene."
»Aber imsliergeiien scheinen Sie
mir «- gross zu seini« »
i