Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 02, 1912, Zweiter Theil, Image 14
Die fünf Freier ? MIIIWIIIMMIIUI UIUUUIUIIN fffffffffvvvvavv vvvvvvvvv I. Kapitel. Schleitvig-Holstein lag in der Ro Mlitihr. Rosen rantten an den Anker-n empor, Rosen nickten aus den Ist-ten den Vorbeiwandernden zu, Nu blähten in den dichten Knicks End ließen im warmen Sommetwinde die langen «griirren Ranken auf und nieder schwanken. als wollten sie so recht zeigen, welch holdes, duftendes Wunder sie tragen durften. Der ganze Zauber eines klaren, tvonnigen Juni tages breitete sich über dem gesegneten Lande aus, das feine Schönheiten nur zu oft in graue Nebel hüllt. oder din ter der itrömenden Wand eines aus dcurernden Landregens verbirgt. heute aber lachte über Schleswig goldener Sonnenschein er funkelte fo. übermüthig auf die Schlei hernieder, daß sie fröhlich zu glitzern begann und« dem strahlenden Gestirn nectisch dikj Funken zurückwarf, die es versehn-exkl derifch über das breite Wasser ausgoß. In breitem Gürtel rauscht das Rohr rnit geheimnisvollem Flüstern am na hen Ufer und daran grenzt die fette Graönnrbe einer Wiese so üppig im Kraut. so kräftig im Halm, daß der darunter lauernde Sumpf dem Auge verborgen bleibt. Drüben, weit über die Schlei bin, liegt haddeby mit sei ner Kirche und den ichniucten Hänfern der frische Wind träntt fein Ufer mit dein weiß perlenden Schaum der hers snrosenden Wellen Jtn Vor-der grund drehen sich munter die Flügel einer Windmühle und werfen schon lange Schatten: der Tag neigt sich dem Ende zu. aber noch fluthet strahlendes Licht iiber Wiesen und Wasser. Es verweilt noch mit rechtem Bedaaen aujr den glitzernden Fenstern der Villen die in einer Reihe in einem großen Garten liegen, der rinter Rohr und Wiese sich am Ufer der Schlei hinziebt. Das ist der Herrenstall und die Be wohner der Villen zu denen von der Straße her nur ein Zugang besteht. wohnen, so sagt man. im Herrenstall. Die eigenartige Bezeichnung soll aus der Zeit stammen, in der das in der Nähe liegende Gottorter Schloß, das später durch den Fistus in eine Ka serne verwandelt wurde, noch die Iaae seines Glanzes-, von denen es jetzt wohl nur in heimlichen Stunden träumt, sah. Das letzte der freundlichen Häuser tin Herrenstall war ganz in Rosen ge leitet. bis zum Giebel hin kletterten He dirstenden Gen-inde· Und hätte man sich zum Willkommen einer jun sn Frau etwas hübscheres denken Gan-en als diesen Regen dustender stätdem die eine frische Magd jetzt eik Es aus dem Korbe schüttete· als ihre Herrin schon die unterste Stufe der Treppe betrat. »Rosen, Erich!« jubelte Frau Zier-her aus, einige der Blumen er Insel-end und richtet sie als dustendes Wß aus ihren Mann, der im Be griss war, den Wagen zu verlassen. der das junge Paar eben am Schlusse seiner hochzeitsreise der neuen Hei Instit antreten Lachend schleuderte Etsch einiae Rosen aus seine junge Frau zurück; dabei merkten die beiden nicht, daß in dem Nebendause sich ei Ijg Herren an die Wer drängte-n III spöttisch aus die übermäthigen se ligen Menschenkinder sahen. die mit Wen um sich warfen, als sei das das Mtärlichste von der Welt. »Diese Kinderei!« — »Die scheinen Ich weiß Gott nicht zu aenieren!« — »Und dastvill ein Assessor sein!« — ,Wie reizend die kleine Frau ist!« so erklang das Durcheinander der heim lichen Zuschauer Doch die letzte Be merkung weilte energischen Wider-4 svrtnh des den andern, die vernichtende ; sltcke aus den ehrlichen Bett-anderer Wer-. .,Berlieben Sie sich nur nicht gleich in die junge Frau, Dassel,« sagte der Senior des »Quinte«-T Regierungs-roth Genet, zu dem jüngsten in ihrem Kreise, dem Leutnant von Dassel, dem Ver zierliche, schwarze Schnurrbnri erst wie ein zarter Flaum die Lippe beschattetr. Jch bitte mir aus, das-, W keiner aus der Rolle fällt. Ein """ Mann ein Wort Dassel. Was haben . Dir geschworen?« Hofe junge Frau hinaus zu grau ,; PMB fiel hauptmann von «Mmewth ein, »wir können hier "« W Weibliches brauchen, vor dem Ist gleichsam in Gala defiliren müs .:1U.« THE-sic im Herrenstall waren wir eilen bisher unter uns, so »j h Schlafrock nnd Pantoffeln, M f- st es bleiben, oder vielmehr M Herden, so wahr ich der Forst » · cseit Fall bin, dem sein Hund, - und fein Boot lieber sind « Jst Mste Weib der Erde.« Es, nicht« renomitem Fama be zsns behauptet Fern-W Aus « ( scharf-u Jägeraugen funkelte es Etwas Pausen, der die unvor Ieußerunq ererben hatte, der ,.cs, daß er lachend All-bitte that. "" nd also in nächster Mine vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv schaft der Angriffsplan auf den häuslichen Frieden des jungen Ehe paaees entworfen wurde, führte Eises sor Kreutzer sein schönes, junges Weib in das freundliche Häuschen ein, das seine Liebe geschmückt hatte, so gut er es verstand. Und Maria roar entzückt. sie riibmte alles und überschüttete ib ren Liebsten stets von neuem mit Zärtlichkeiten« wenn ihr Auge etwas besonders Reizdolles entdeckte. Ver wöbnt mußte sie nicht sein, denn die Einrichtung tvar einfach und altmo l»discii. stammte sie doch zum größten dTheil aus dem Erbe des Vaters, das Kreutzer als einziges Kind vor Jah resfrist eingetreten hatte. Selbst das Zimmer seiner Frau, über dessen Schwelle sie jetzt schritten. barg den« Hausrath, der seine geliebte, verstor bene Mutter umgeben hatte. Mit welch liebevoller Hand strich die junge Frau über den alten Lehnstuhl, in dem die Verstorbene zu ruhen pflegte! Sie schlug den Deckel des Ar beitstischchens zuriick und betrachtete webmiithig die vielen Kleinigkeitem die ihn stillten, und drückte sich inni ger an den Gatten, der feuchten Au ges das Bild der Guten suchte, die ihm viel zu friib entrissen worden war. Ueber dem Sopba hing das Porträt und schaute mit gütigem Blick zu dem jungen Paar herab, das jetzt Hand in Hand herantrat. »Du bist ibr sicher ein guter Sohn gewesen« sagte Maria leises »Ich babe sie sehr lieb gehabt. Ma ria. Wie hätte sie sich unseres Glückes gefreut. Doch nun komm, ich muß dir noch von meinem Lieblingspliitz chen aus den Sonnenuntergang zeisj aen, sonst wird es zu spat. Gib dem" Mädchen die KosserschlüsseL Zisla kann unterdessen ausdacken und nach her essen wir aus der Veranda zu Abend.« - »Mir ist’s recht, heute tümmere ich mich noch um nichts-. aber morgen fängt das Wirtbschasten an.« Zärtlich umschlungen traten sie zur Hausthin des Hauses hinaus und schritten durch das hohe Gras, das den Gartenstein deckte. Sie drangen in das dichte Schilf ein und suchten die schmalen Brettersteiar. die über die tiefen Wassergriiben führten. bis sie bei einer Ban unter einer alten Weide landeten. vor der sich der Was sersviegel der Schlei ausbreitete. »Wie schön ist es hier, so traulich und einsam.« sliisierte Maria und iegte ihr Köpfchen innig an die Schulter ihres Mannes-. Jm Westen brannte der Himmel in rothen Gluthen, rasige Wölkchen zo gen schimmernd ihre Bahn zu Haup ten der beiden Menschenkinder, die über ihrem jungen Glück die ganze Welt dergaßen. Leise rauschte es im Rohr, und in der alten Weide flötete die Drossel ihr Abendlied. Das Was ser hob und senkte sich in alitzernden Wellen und sang seine urewige Melo die. Es wallte Abend werden und ein stiller Zauber spann die beiden ein. daß sie schweigend saßen und san nen. Da kanns plötzlich wie die wilde Jagd, zwei Hunde stürzten durch das Rohr und besten laut, als sie das Paar erblickten, dann liefen sie weiter dem Wasser zu. Erschrocken war Maria ausgesahren, doch Erich meinte lachend: »Gut, daß die wilden Ge sellen uns ausstörtem ich glaube, wir müssen heim-« »denn! Jn unser heimU Wie hübsch das klingt,« ries Maria und wollte ausspringen. »Erst Zoll bezahlen,« wehrte heitr rich und hielt die sich Sträubende fest, urn einen Kuß aus ihre Lippen zu drücken. »Erich, mein Gou, mqu nu sterte die junge Frau und sprang tief erröthend auf. Der Gatte sah noch« feinen Nachbar, Forftassessor von Falt, höflich grüßend im Rohr ver schwinden Und über die Laufbrücke ei nern kleinen Segelboot zufchreiten, das lustig auf dem Wasser schauteltr. »Närrchen, warum so verlegen. Es ist doch kein Verbrechen, wenn ich znreine junge Frau küsse.« ; »Aber vor einem fremden Herrn . .« L »Ja, Kindchem an Herren mußt du dich schon gewöhnen, deren gibt es Thier im herrensiall eine ganze Reihe, die mich sicherlich um mein Weibchen beneiden, ich will sie dir mal in aller Geschwindigkeit hersagen. Aber mei nen Lohn zuvor.« Schon griff der junge Mann nach den hönden Marias, um sie wieder neben sich auf die Bani zu ziehen, ais es hinter ihnen im Rohr rauschte, und Regierungsrath Geyer in seiner gan zen Größe auf der Bildfliiche erschien, was den Assessor zu einem raschen Anfspringen veranlaßte, um den Gruß des herrn respettvoll zu erwi dern, der jeyt auch die Laufbriicke be trat. Vergeblich versuchte Kreuher seine junge Frau noch zum Bleiben zu be sperren, sie trieb zum Aufl-ruch -,Bean wir hier stets so gestört wer den, Erich, wird dies nun und nim . vvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvvv Irnermehr mein Lieblingsplas wer den.« « »Ja, Schan, was ist dagegen zu machen,« sagte Erich gelassen, »der Garten. die Wiese, das Röhricht sind das Gemeingut aller, die im herren stall wohnen.« «Dann sind wir also nur in un Iserm Häuschen ganz siir unsi« s »Ja, und ich bin dafür, daß wir ? uns in unsere Veranda zum töstlichen Mahle zurückziehen« , Fröhlich machten sie sich aus den Rückweg und sahen nicht, wie die herren ihnen grinsend nachschautm Die Bootsahrt war eitel Vorwanb ge wesen, um das Pärchen auszuschrecken Nun zogen die beiden Junggesellen. befriedigt über ihren Ersolg, Arm in Arm ihrer der Kreutzerschen zunächst gelegenen Villa zu. die sie gemein-! schasilicb bewohnten. Zista, das rheiniscbe Dienstmäd chen, das sich Maria aus ihrem Ba ierhause mitgebracht hatte, hatte ihre Sache gut gemacht. Der Tisch in der Veranda war sestlich gedeckt. Ein großer Strauß Rosen prangte in der Mitte und eine hängelampe ergoß ihr freundliches Licht über das anhei melnde Plättchen »Zum erstenmal am eigenen Tisch,« bestätigte der Assessor voller Behagen und griff zur Schüssel mit dem von röthlichen Krabbenschwiinzen gefranz ten Riihrei, indessen Maria den Salat kostete. Vergnügt und mit gutem Appetit taselten die beiden. «ZiBIa scheint ihre Sache zu verste hen, sie ist nicht umsonst von dir ge schult worden,« meinte Erich. »Sie hat es mir stets Ieicht gemacht, aber wir können es Vater nicht genug danken. daß er mir die treue Seele mitgab, hierher ins sremde Land.« »Fremdeö Land ist gut. Jch glau be, die geographischen Grenzen sind in deinem Kopf ein unbestimmter Be griff. Jch werde dich mal gelegent lich über dein Vaterland eraminiren.« »Oho. am Rhein bin ich gut zu hause.« »Am Rhein! Da hört man wieder den Deutschen, den echten Kleinstaats ler. Das ganze Deutschland soll es sein, Kind« »Gewiß, Erich, und ich will mich bemühen, dein Schleswig auch lieb zu gewinnen Es soll mir ja zur neuen Heimath werden. Glaubst du mir, Liebster?« Maria sprang aus und legte den Arm zärtlich um seinen Nacken, ihm ties in die Augen sehend. »Mein liebes, siiszeö Kindl« Eine inhaltsschtvere Pause entstand, da brauste mit lautem Schnauben es über das versunkene Paar hinweg und ein Pserdelops tauchte vor der Ve randa aus« um wieder ebenso rasch im Dunkel zu verschwinden, während der schlanke Reiter laum Zeit hatte. höf lich grüßend an die Mütze zu greisen. Ganz verblüfft starrten die Ausge störten der Erscheinung nach, nur Erich ries mechanisch hinterdrein: »Guten Abend, Herr hauptmann!« Doch nun tarn die junge Frau wie der zu sich. stampste mit dem Fuß aus« zornig llagendt »Wenn und too sind wir denn hier in diesem Herrenstall einmal allein?« Sie blickte so unglücklich drein und die slammende Röthe der Empörung stand ihr so reizend, daß Erich aus sprang, um sie gleich von neuem in seine Arme zu nehmen, Maria jedoch zog es vor, sich im Hause gegen Spä herhlicke zu schützen. Arn andern Morgen strahlte die Sonne von einem Himmel, der auch nicht das kleinste Wölkchen aus seinem blihblauen Festkleide duldete. Asses sors waren frühzeitig ausgestanden« denn der junge Ehemann wollte mit Maria noch einen turzen Morgenspa ziergang machen, ehe ihn seine Bu reaustnnden riesen. Maria stand schon, ihren Mann erwartend, im hel len Morgenlleid am Fuße der Treppe, die zur Veranda führte, und übersah kritischen Blickes das Terrain. Da lagen die drei anderen Willen, die nach der Aussage ihres Mannes nur Her ren beherbergten und die zunächst ar legene sogar einen Vorgesetzten Mit welcher Wichtigkeit Erich das leßtere betont hatte. Was wußte Maria, die junge Prosessorgtochter aus Bonn von Vorgesetzten. Sie hatte bisher nur unter dem Reginrent ihres guten alten zerstreuten Vaters gestanden, sie und ihre lustige Schwester Johanne, die sie. E ietzt nach besten Kräften ersehen würde. i Iliichtia Zog es durch Marias Sinn, iwai « ie Schwester, der übermüthiae than-s, wie sie aerusen wurde, wohl alles anstellen würde, bis sie die nöthi aen Ersahtungen gemacht hatte; doch, Erichs Kommen entriß sie ihren Träumereien Beraniigt hina sie sich an seinen Arm und nun ionnte es losaehem Man sah die Erwartung des Neuen aus ihrem reisenden Gesicht widerstrahlen - Doch schon nach einigen Schritten össnet sich die hausthiir der Nachbar-« van und Regierungsrath Seher trat mit raschen Schritten ans das Paar zu. Er bat Krensey ihn vorzustellen, send erging sich dann des längeren ..« ---------------------------- über die Freude, die junge Frau be grüßen zu dürfen, bis es den beiden endlich glückte, dern beredten Herrn zu entfliehen. Doch schon tarn Form-s sessor von Falt ihnen auf dern breiten» Wege entgegen, der von der Straße in den gemeinsamen Garten führte» und an all den Billen entlang lief. i Wieder folgte Vorstellung, Redei und Gegenrede« dann erschien Haupt-l mann von Willrneroth hoch zu Roß aus dem Schauplas und hielt an, um ssich bekannt zu machen, ihm folgten Obetleutnant Palfen und der Hufwl renoffizier von Dassel. Marias Art-: gen sahen noch im Hintergrunde die« Burschen auftauchen. einen Diener. Alle schienen sie neugierig zu betrach ten· alle schienen mit ihr reden, sie aufhalten zu wollen, und sie blickte sos verzweifelt zu ihrem Manne auf, dale er sich jetzt endlich frei machte. Aber die schönste Zeit war verflossen und Maria lonnte nur einen kurzen Blick auf die landschaftlichen Schönheiten des nahen Thiergartens werfen, um dann Erich bald im Regierungsge bäude verschwinden zu sehen Jhrr Mißstimmung war noch nicht verflogen, als sie wieder vor ihrem Häuschen landete. Selbst die Ge wißheit, daß die Bewohner des Her renstallö seht fämmtlich irn Dienst ab wesend waren. ionnte sie nicht besserer Laune machen, denn in den schönen Stunden, wo sie ihren Mann daheim wußte. würden die Herren sicher auch Zur Stelle sein. Doch bald war bei der fröhlichen Thötigteit in ihrer ei genen Wirthfchaft alles vergessen. Mit Hilfe des tüchtigen Mädchens wurde ausgebaut· geordnet, geputzt und ge kocht, daß es eine Lust war. Maria flog die Treppen aus und ab und itimmte wohl auch ein Liedchen an, so daß ihr kleines Hans von frischem, jungen Leben widerhallte. »Jhre Gnädige ist wohl sehr lu stig.'· erklana es zu Ziska vorn be nachbarten Gemiisegarten ber, wäh rend sie aus dem Zaun einen Teppich auåilopstr. »Wat dat anieht, ist lustig besser wie sauer!« antwortete Ziska dem Diener Görz und hieb drauf los, daß der Staub ihm um die Ohren iloa. »Wir kommen Sie denn her, schönes Kind?« «Jösses noch mal, wie sind wir ga lant!« Das Mädchen wars einen spöt tischen Blick ans den Schmeichler, lies; den Teppich mit einem kräftigen Schwung der starken Arme aus die Schulter sallen und verschwand im Hause. »Da läßt man sich zu so etwas herab und wird so bedient. Na, die kann lang warten, bis ich sie wieder anrede. Ueberhaupt diese ganze Wei berwirthschait im herrensiall paßt mir nicht. Jch bin nur neugierig, wie sich mein Herr dazu stellen wird und da nach werden wir uns richten.« Der Diener sprach's und verschwand seinerseits mit gemessenen Schritten in der Hausthür. Friede breitete sich über der kleinen Welt aus. Die win zigen Gemiisegiirten, die hinter den Villen lagen, waren menschenleer und einsam blieben auch die vier Rasen pläce, die sich bemühten, vor den höusern die Vorstellung englischer Gartenanlagen zu weiten. Sie wa ren von den jeweiligen Herren mit Beeten der verschiedensten Art geziert. Kein bund und keine Hase ließ sich sehen, die Sonne fiiea immer höher, die Hihe wuchs und Maria ließ sorg lich alle Vorbiinge an der Sonnenseite herunter, damit der geplagte Gotte ein kühles Plötzchen fände, wo er ruhen konnte. , Der Tag verging, der Abend brachi an und mit ihm das traute Zusam mensein. Doch laum saß das. junge Paar in der Veranda, da wurde es im Herrenstall lebendig. Das Ehepaar sah staunend zu, wie stürmisch sich das Leben regte. Wo die vielen Hunde herkamen, diesda bellten. umhertabten, sich bissen oder nach irgend einem Ge thier jagten, war ihnen ein RäthseL denn bisher hatten sie nicht viel von diesen Vierfiileern gemerkt. Jhre un schuldigen Seelen ahnten nicht, daß ein jeder der freundlichen Nachbarn sich noch einige hunde mehr zugelegt hatte, fa, daß der höfliche Forst assessvr sich ein paar Mäuse verschafft hatte, die er jeht einzeln frei ließ. Er brauchte sich nicht fonderlieh zu mü hen, die Meute dahinter her zu sehen. Dann begann er einen jungen Jagd hund zu dressiren und das Karo Thier mußte sich wohl fehr ungelehrig zeigen, denn die Peitsche trat so ener gisch in Thiitigkeit, daß Maria das Gewinsel nicht mehr anhören konnte und ihrem Manne den Vorschlag machte, noch ein wenig spazieren zu gehen. Um diesem Tumult zu entge hen, ergriff man also regelrecht dte sIlucht, und die Verschworenen bann :ten den Erfolg ihrer That bejubeln. « Fall sank erfchöpst in einen beque Imeu npkbskssei und ries: »Hei dek Teufel die- ganze Geschichte, wann werden wir wieder behaglich und in Friede- hier unsere Abende derleben tsnnenp Mut nicht nachlassen, Falk siel -------------------------- «Regietungstatd Gever ein »die wer den bald miiede sein und dann macht ed sich ganz von selbst, daß sich Erfas miinnee, Junggesellen natürlich, fin den und Kreutzet auszieht. Ader stets höflich, der Mann darf nichts ahnen. Und nun heran· meine herren. Sie sind alle meine Gäste. Götz. die Bowlet Falt, Jdre Kehle musz ja trocken fein wie die Wüste Sahara.« Und Götz tam mit der Bowle. er feste die Windlichter auf den Tisch. brachte Zigarren, fieate sich heimlich auch eine an und goß sich dazu mit Behagen aus einer Flasche von dem selben töftlichen Getränl ein, das draußen die fröhliche Gesellschaft ge noß. Behutsam öffnete er das Fen ftet einer Kammer. die im Souterrain laa nnd lauschte dort aufmerksam den bis zu idm herunterllingenden Wor ten der Herren. Die Lampe hatte er ausgelöscht, damit ihr Licht nicht zu seinem Verräther wiirdr. So dauerte es denn nicht lanae. und er war in alle Möne des Kleinlriegeä eingeweiht der lich in der nächsten Zulunft biet abi lvielen sollte. Seine boshafte Seele freute sich dessen. mit tückischem Lächeln erbob er sein Glas seinen Lippen entschliintte im Selbftaesptiich eint »Wer-it Zisla man sich liebt. das neckt sich!" dann fckiliirfte er den Jn bClt andächiia aus bis auf den Grund. Fortsetzung folgt.) — Beim ersten Bürger PortugalSJ Aus Lissabon wird aeschrietsem Der Präsident der Portugiesiscben Iliepublit gab jüngst sein erstes Fest. Kein Staatssest, —- siir das ihm die prunlvoklen Mit-me des früheren Mi niglichen Schlosses Belekn eine fürst liche Stätte geboten hätten, sondern das erste der ossiziellen Feste. mit dem er, als erster Bürger der Republtk,die Lissaboner Saison erössnetr. Es war ein sympathisches Fest, dem Herr Ma nuel d’Arriaga, wie auch allen seinen inoeren Amtsltandlungen ein ange nehm berührendeo, persönliches und seines Motiv zugrunde gelegt hat. Es waren Lehrer. und zwar die Vrllserzieber. 200 Volleschullehrer der LissabonerSchulen, denen sich dieTlsore der priisrdentlichen Residenz in der Rue da Horta Seera austaten, Gäste, denen bei aller demokratisch ebnenden Leut seligteit des Gastgebersz das Partett der früheren iast königlichen Residenz ein ungewohnte-L Pslaster gewesen sein wird. cis ist ein denlwiirdiger Bau, eine Stätte voll historischer Erinnert-sagen die Arriaga sich zur Wohnstätte als Präsident der Repudlil gewählt hat. Ein steinreich aus Braftlien beim gelehrter Kolonialwaarenhändler, dei sen Spißnarnh der Butterrnann, ilm selbst in den Zeiten seines höchsten Glanzes nicht verlies-» baute einen Pa last mit einem selbst siir Ende des achtzehnten Jahrhunderts besonderen Grund Gegen hohe Summen, die ie ner Butterrnann dem Röniae opserte, erhielt er das Recht, den König von Portugal Vetter zu nennen, und für «seinen Vetter« würdige Empfangs rjunte zu schaffen, war fürder sein Streben und Ziel. Berühmte Maler scbiniirlten die Decken der Säle mit Rototoszenen kostbare Teppiche und Gobelins sckmückten die Wände, und Säcke von Goldsitchsen wurden eingeschmolzen,, um die Zier-rathe der Irumeaus undt die Befchlöge der Möbel zu dergl-then Faft genau an dem Tage, fjan dem der tltanteigueiro zum erftenmale die gepuderte und gefehminlte Schaar der Gäste n tu Louis XVI. in feine wie ein Islksnnder beftaunten Säle einlief-« führte man in Paris Marie Antoinette zur Gnillotinr. Sehen damals warf die Nepublil ihre Schatten voraus in den Kerzenglanz der künftigen Resi denz des Präsidenten der Portugiesis fchen Repuhlil, Arriaga. Die Arriagas waren damals noch treue Vafallen und eine Borsahrin des jetzigen Präsidenten war Hofxneifterin ver Königin Maria l. Dann lani nach dem Tode deH Ve sitzers die Zeit, während der die drunt neslle Residenz in ein Hofpital für die englifchen Soldaten Wellingtons um gewandelt wurde nnd in den seiden xapezierten Sälen auf Stroh die in den Kämpfen gegen Junot, Masse-ina, Ney und Qudinot verwundeten künfti gen Sieger von Wattrldo lagen. Die Stürme der Bärgerlriege in den deeißiger Jahren des 19. Jahrhun derts ritttelten mit Macht an den Tho ren des damals von einem der ener atfchften Partetgiin er der ahfolutifti fehen Partei, Dom tguels, bewohnten Palast, dessen hand mit jedem neuen Jahre ndfplutisitfchen Regimes ein neuer mit einem riesigen Brillanten ge fehenttelter Ring ziertr. Ehe er aber den fünften Ring sich anlegen konnte, fegte der Sturm der lonftitutionellen hattet und der Sieg Dorn dros den Besitzer hinweg, nnd an fe ner Stelle bezog der Klu der Liffaboner Dandvj im Jahre 1835 die hellen Räume, in denen fürderhtn alle Musen, insbeson dere in Gestalt der Minftlerinnen der damaligen Lisiahoner Oder heimisch wurden. . krantreichi Gesandten derE durch sei-Z glänzenden Feste, besonders durch sein Liebhabertheoter berühmte Mar quis de Lille, bewohnte seit 18355 daö Haus, dessen Säle in jenen Zeiten un Ziitnmern der Kerzen und Kristalle die önigin Maria l. und den ganzen Hei in kostbaren Mastentostiitnen, zu Bal len nnd musilalischen Veranstaltungen beherbergten « Dann lcnn der Tag, an dem eine vieltausendlöpsige Menge am Morgen des S. Oktober 1910 vor den Fenstern des Palais in der Rue da Horta Secca mit nicht endenivollenden «Viva la Ne vubliro" «- Rusen in der Person des brasilianischen Gesandten die Schwe sterrepublil des eben im Morgengrauen unter dem Donner der Kanonen be gründeten net-en Staatswesens grüß ten. Von dem Ballen von dem herab die Könige aus ihr Voll und ihre Sol daten sahen. grüßte jeyt als erste eines fremden Staates die brosilianiiche Fahne die rot-grünen Farben der neuen Republit So mannigiach und wechselt-soll sind die Gestalten. die Mannel llrriaga, der Präsident der Portugiesischen Republit vo: seinem Auge wird oorbeizieden las sen, wenn er die Stufen der prachtvol len Freitreppe seines Elniees im Klei nen emporsteigen wird. Und wechsel voll sind siittoahr die Schicksale und die Geschichte dieses jetzigen Wehnsitzes den ersten Bürgers Portugals. Lustsei «resfuttg-rtechentanb. Viele atthellenische Scherze sind in weiteren Kreisen schon bekannt gewor den. wie die Antwort des Zyniterz Diogenes, der dem großen Alexander aus seine Frage, was er sich wünsche. zur Antwort gab: »Daß du mir aus der Sonne gehst«, oder das von jenem Herrn, der feinen geschwähtgen Bar bier aus die Antrage, toie er ihm den Bart stuyen solle mit der Entgegnung verblüffte: «Schweigend".« Wir brin gen hier einige weniger bekannte, dar um aber nicht weniger erheiternde Ver len griechischenhumors, dem zumTheil die Würze des attischen Satzes nicht fehlt: Den «g«ottlichen Sänger« Homer machte die Legendenbildung zum Hel ten einer Tragitomödiex Als alterherr tras er aus einem Spaziergang einige Fischer und fragte ste. was sie gesungen häztem Statt einer Antwort gaben sie ihm ein Räthset aus, das der Dichter trotz allen Kopszerbrechens nicht lösen konnte. Aus Aerger darüber, so will-'s diev Sage, starb Homer. Das Rätsel aber hatte gelautet: »Was wir gesungen, haben wir liegen gelassen: was wir nicht gefangen, nahmen wir mit heim.« Sie waren nämlich nicht aus den Fischsang, sondern aus die Un gezieseriagd ausgezogen. Demosthenes, der große atheniiche Redner, pflegte seine Reden sorgsam vorzubereiten. Daraus spielte ein übtibeteumdeterMensch an mit der Be merkung, die Reden des Demostheth rächen nachderThranlampr. Schlagser tig wies der Angegriisene den Gauner zurück »Ach, meine brennende Nacht lampe stört dich- toohl in deinem licht scheuen Thun?« Besonders von dem schon erwähnten Diogenes erzählte man sich manche boöhaste Rede. lieber einer Haustüre las er, daß Hertules das haus schätze und allem Bösen Zu- uno Ausgang verwahrt sei. Da spottete er: »Ja, wo ist aber die Tiir des hausherrn?" — Ein andermal meinte er zu einem un geschickt-In Menschen, der ihn angesto szen und dann erst »Achtung gesagt hatte: »Willst du mich noch einmal sto s·,en«-."«———- Den ältesten Münzen war ein Rind ausgeprägt. Wenn nun einer seinStillschweigen über etwas oerlaust hatte, sagte man von ihm: .Er tann nicht sprechen, ’s ist ihm ein Rind aus die Zunge getreten." W site Steinhsersspouoeac August Strindbera hat laut Rach richten aus Stockholm mit seinem Bei-legen dem bekannten schwedischen Hause Bonier, türzlich einen Vertrag über die Veranstaltung einer Ge sammtausgabe seiner Werte abge schlossen, wodurch das Recht zur Ver anstaltung dieser Ausgabe, sowie über haupt Strindberg’s gesammte litera rische Hervorbringung ausschließlich an diesen Verlag übergeben. Das Hok norar, das Strindberg hierfür erhält« wird aus 850.000 angegeben, wovon 812,000 bereits zur Augzablung ge-« langt sind. Das ist immerhinn ein recht stattliches honorar; Strindberg tann es steilich auch brauchen, da er in den leßten Jahren besonders bei ei ner verunglückten Theatermuside Eoiel Geld eingebüßt bat· I sedisunsoseisr. Junge Frau: Nonnen Sie auch ordentlich lachen, Marie?« · »Wenn gnädige Frau nicht helfen, 1a.« par-steh »Sie werden doch wissen, wann Sie geboren sind?« «herr Richter, ich war damals noch so ileene." »Aber imsliergeiien scheinen Sie mir «- gross zu seini« » i