Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 02, 1912, Zweiter Theil, Image 11

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    A
Ocktmt schreibst-ritt non
Ist-zip Fausstmgth
No. 604. Jch will Jhne heut ver
ziihh wie unsere Bohling neit ausge
tiirnt is. Se brauche teine Brill, wenn
Se denke, daß ich en Batsch draus
gemacht den. Wie kann met awwer
auch eelspeckte, daß e Wummen un e
Leddie wie mich an so e tosses Gehm
periissipehte kann un en Suazeß
draus mache dicht Wenn ich den
hilivp, was mein Hast-and is, emal
rage. den Schnee von den Seitwaht
zu schwiepe odder mich en Pehl voll
Kohle zu hole dann hat er immer e
Casjuhs un wenn er es werllich dubn
dicht, dann is er den ganze Dag in
un«lomplehnt, daß ihn alle Glidder
sodr sin un daß so ebbes lein Schapv
sor en Mann mit seine schwache Kate
siituhichen wör. Well, Se hätte nur
emal sehn solle, wie er die schwere
Vohling Bahls getiickelt hat! Eck
siickilie ais wenn es Pienots wäre.
Da den ihn seine Ticheunts un seine
Mossels nit weh gedahm o Kontro
leuk, da hat er e immer größere
Fodrsch diewellopd un schließlich hat
et die Kugel mit so en Spied nach
die Pins geschmieisr. daß der Pinnben
gedauert hat: «Sehi die Pieseö!«
Well, ich hen so verschiedene Sache
in die Lein genohiiszi. wo ich mich all
in mei Brehnbaels e Memmorandum
von gemacht ben. Was mich selbst
lonzerni hat« ich hen kei bische mit
den Bohle impruhii, awwer e ganze«
Latt Eckzidents den ich verursacht
Einmal hin ich mein Ball geschosse
da is der Pinnben noch nit aus den
Weg gewese un wag war das Nie
solt? mein Buhl is ihn geae die
Schinns gefler un mer hen so lang
fix-pp- miine, bis ve: Pia-ihm wivdeki
aufaedocteri war nn en Kwarter von
mich lriezat hat, wo ich ihn ganz an:
den Schlei zu geschlipvt hen. Nachdem »
ich so ebaut drei mal mein Törn ge
habt den. miiaus daß ich e sinaele
Pin gehiit gehabt höti, da hen ich doch ;
mein Meind ausgemacht, emal e we-!
nia mehr iebriull zu sein. Jch hen
mich in Polisilchen gestellt, hen fo
edaut fiwwe mal mein Arm hin un
ber gefchlenlert for e wenig Spied zu
kriege un dann den ich ganz in die
Mittel von die Aellie mein Bahl laufe
lasse. So for ebaut fechs Fuß is er
ganz fchiin in die Mittel gebliwtve un
ich den schon die angenehmfte Hoff
nung gehabt: da geht das verhallte
Ding nach die rechte Seit un ich hen
jede Seckend eckfneettet, daß die Kugel
ihren gewohnte Gang in die Gutter
antrete deht. awwer da lann mer wid
der emal sehn, daf; mer nie das Bad
ausfchiitte foll, iolang das Behbie
noch drin is: fa ebaut vier Fuß in
Frant von die Pinns, macht mein
Buhl noch emal e Schiventung nach
die Mittel un trifft die Frontpin
eckfiiettlie in die Nos. Was war das
Riefolt? die ganze Schuhtingmiitfch
is umgefalle un die Mennfohts hen
geballertx »Streil« un fedes hat mich
Iohngröttuledtet. for den feine Schatt.
Der Wedesweiler bat gefagt: »Li«ie,
du halt da e Ker an dich, das is e
Debatte: wenn ich da e Häbbit draus
mache könnt. dann lönnt er kein Rie
fen febn for warum ich nit der
Schebminian Rphler. fo was mer auf
deitich en Kräcker Tfchäck rufe dicht,
tvern' follt.« »
Sell is ja gut genug, blos hen ichi
nit fehn lönne, wie ich aus die Körfi
e "dbit mache lallt. Jch hen auch den ’
P ilipp gefragt un der hat gesagt«
das delft all in den Twift liege wo«
mer mit die band mache deht un der
Twift deht in die-Mit liege tin das
wär wo es drin liege seye. Ich tin
froh. daß ich ihn gefragt hen jetzt
hen ich es doch wenigstens gewißt.
Wie mein Tönt widdek is komme, hen
ich mich widdee in den Spieb enei ge
wottt un was wek’n Se denke, ich.
den widder en Streit gemacht! Von
fest an sin ich tehkleß geworde. ei
Galle den ich gedenkt, wann s
Sohle io iesig is, dann wolle met es
itbon tödtete Jch hen ein Streit nach
den anneee gemacht un ee hat nit lang
enoinme, da ben ich all die Wenn
ths geboie. Die sin vuttienier steh
sig setporve un der Wedesweilee hat
sagt, ei wär e Scheinen daß io e
tummbeinioe Wunnnen wie mich sie
alle biete sollt.
Ei tell jub, ich hen das Bohie ge
gliche, das is en Sinich un ich sin io
entbufsinsiisch geworde, daß ich auch
gedauert den un grad so viel Neue
gemacht den« wie die Mem-fehlt
·
Wenn einer en Pudel gemacht hat
odder hat die zwei Nachtwächter, stehn
hat lossc, wie met die zwei Pinne an
die Kornersch rufe dicht, dann hen ich
gelacht tu biet die Band un hen saht
liistiel Nieinarls gemchat, wenn ich
awwer mit ein Bahl die ganzeSchinier
umgeschosse hen, dann hen ich »Streil«
ehalleet. daß mer es bis an die Stritt
t höre könne. Der Wedezweiler hat
mich gefragt, ab ich lrehsig wiir un ob
ich Preiwetlessens in den Buhle ge
nomme hätt. Jch hen awwer gesagt,
das deht nöhtscherell bei mich komme.
Weil wie die lehie Feehm gestart hat.
da hat einer nach den annere schlecht
»gebohli. Jn die erschte Lein die We
desweilem die hat zwei Pudels ge
schmisse, der Wedesweiler hat so ebaut
drei Pinne gemacht im die annere sin
auch in die nämliche Lein gebüwa
un da sin ich dran komme. Jch hen
mein Streit gemacht un hen dann
noch zwei mal Sohle derse. Jch hen
noch zwei Streits gemacht un hen so
laut gehallert. dasz ich vor mich selbst
verschrocle sin. Jch mache meine Auge
aus s---— un da nohtiß ich erschi. daß
ich in mei Bett liege. Jch hen riet-tem
dert, daß mer lceim sin gange wie ich
»den Buhl aus mein Fuhs hen falle
slosse un daß ich die ganze iwwekige
; Geschicht nur gedriemt gehabt ben
; Mit beste Riegards
Yours
Lizzie HanfstengeL
I I '
»Ter Referendac ist in dich verliebt?«
JBM über die chren.«
»Das will allerdings viel sagen!««
Gast: »Was gibt-'s denn n essen?«
Wirt: »Mir mehr an S meinst-rotem
un der is recht fett. aber an ausgezeichne
ten Hafknbmten ham mekl« ·
Gast: »Na, na. i bin selber Gafnvtrtt'·
.Du« Untat War iö’n det for for’n
Ding?«
»Die Windmühlel«
»Es-Mit denn der Wind ooch jetitahlen?'
—-.-—.—-----.-s
»Wie der Bankiet mager geworden
ist« - - »Er hat mich eine achtmosmtliche
Kur wegen Bauten-u durchgemacht.«
Eine ists-Herein Frau vse Gericht
Richteu Wie war es Ihnen nur
möglich, den baumstokken Einbtecher
niederzuschlagen und festzuhalten?
Zeugin: Jch glaubte in der Dunkel
heit, es wäre mein Mann, der wieder
mal heimlich aus der Kneipe zu spät
Hmch hause kommt. ,
Aus dem Leben der Teriniten
Zu den größten Plagen heißer Län
der gehören die Termitem Mit Aus
nahme von Stein und Eisen ist nichts
vo: ihnen sicher, ja selbst Glas zerstö
ren sie mit Hilse ihres Speichelö. Das
Schloß des Gouverneurs in Cnlcutta
haben sie vollständig vernichtet, und
ebenso ein englisches Schiff- das
in Bombah lag. Durch ein Stlai
venschiss wurden sie wahrscheinlich
in St. helena eingeschleppt und
hier vermehrten sie sich in so ungeheu
rer Weise, daß sie bald Jamestown
vollständig in Trümmer legten. Mö
bel, Kleidungöstiicke, Bücher, Mehl,
Getreide werden von ihnen aufgezehrt,
Einem schlafenden Araber sollen sie die
Kleider gänzlich vom Leibe gefressen
haben, so dnßier naclt weiterziehen
mußte.
Man verkennt sehr oft die Natur der
Iermiten und die Stellung, die sie in
der Zoologie einnehmen. Man nennt
sic häufig weiße Ameisen, sie sind aber
von den Ameisen sast ebenso sehr ver
schieden wie das Känguruh vom Men
schen, denn sie nehmen die niedrigste
Stufe der Jnsetten ein, während die
Ameisen aus deren höchster stehen.
Jn ihrer Lebensweise und in ihren
Gewohnheiten jedoch ähneln sie ausfal
lend den Ameisen. Beide sind geselli
ge Wesen, und die soziale Organisa
tion der Termiten ist sogar noch viel
ausgebildeter als die der Ameisen, ja,
sie zeigt uns sogar das höchst entwic
icltste System sozialen Lebens, das.
vorn Menschen abgesehen, im ganzen
Thierreich zu finden ist. Das beweist,
wie eine engische Zeitung beniertt, daß
zwischen der Vollkommenheit der so
zialen Organisation und der Stellung
im zoologische-i System teine nothwen
dige und direkte Beziehung vorhanden
ist.
Gegen 350 Arten von Termiten hat
man unterschieden und beschrieben.
Sie alle leben in Gesellschaften oder
Staaten, aber diese Staaten weisen.
wag Bevöllerung und Verfassung an
betrisft, sehr bedeutende Unterschiede
aus. Bei jeder Art indessen lann man
zwei scharf von einander getrennte
Klassen von Individuen unterscheiden.
Einmal solche. die für die Fortpflans
zung der Art sorgen, und dann Arbei
ter. Erstere haben nichts weiter zu
thun, als die Art nicht angsterben zu
lassen, während die Arbeiter, die zur
Fortpflanzung unsähig sind, alle Ar
beit, die die Gemeinschaft erforderl,
verrichten. Die arbeitende Klasse zer
fällt in noch weitere Abtheilungen. So
gibt es bei ihnen Soldaten, die man
leicht an ihrem großen, anders-gestalte
ten Kopfe erkennen kann, und denen
die Vertheidigung des Staates obliegt
Die größeren unter ihnen bilden das
Heer, das das Gemeinwesen gegen
l
Feinde von außen zu verteidigen hat,
während vie kleineren als Polizei ins
Innern siir Aufrechterhaltung der
Ordnung sorgen.
Aber auch die, denen das Fortpslan
zungsgeschiist obliegt, gleichen sich nicht
alle. Da gibt es einmal junge Indi:
viduen mit großen Flügeln, die bald
das Nest verlassen, um sich zu einander
zu gesellen und neuestolonien zu grün
den, und dann zweitens ein älteres
Paar, den König und die Königin, die
ihre Flügel verloren haben und ihre
Lebensausgabe darin finden, die Be
tsölkerung des Staates zu vermehren.
Sollten sie durch irgend einen Zufall
umkommen, so geht deswegen der
Staat noch nicht zugrunde, denn in«
diesem Falle würden die Bürger zwei
Spröszlinge der jungen Brut mit der
königlichen Würde bekleiden, und das
Fortpflanzungsgeschöft würde lustig
weiter gehen.
Je älter die Königin wird, desto
mehr unterscheidet sie sich von ihren
Unterthanen und auch von ihrem Ge
n:ahl. Jhre Fruchtbarkeit wächst im
mer mehr und ihr Unterleib wird
zwei-, drei-, sogar acht-- oder neunmal
sc lang und dick wie die ganze Gestalt
des Körpers. Aber noch größer ist der
Unterschied zwischen ihr und den Ar
heitern. Eine alte Königin mag allein
vielleicht ebenso groß sein wie zwanzig
tausend Arbeiter zusammen genom
men! Die Elastizität der diinnen Haut
zwischen den harten Segmenten macht
diese ungeheure Ausdehnung möglich
Diese Haut ist farblos und durchsich
tig und die weißen Muskeln scheinen
durch sie hindurch, so daß die Königin
wie eine weiße Wurst aussieht, die ein
paar braune Streifen hat, die den
Segmenten entsprechen. Königinnen
in der Länge von zehn Zentimetern,
deren Unterleib neun Zehntel ihrer
ganzen Länge betrug, sind schon gefun»
den worden.
Wie bereits erwähnt, unterscheiden
sich die Soldaten von den Arbeitern
druch die größere Gestalt ihres Kopfes.
Man erkennt auch sofort, welche Funk
tionen diese großtöpfigen Soldaten zu
erfüllen haben, denn in ihren großen
Kinnbacken besitzen sie gar furchtbare
Waffen. Wird ein Nest angegriffen,
so rufen die Soldaten ihre Kameraden
herbei, indem sie mit ihrem Kopfe ge,
’ gen den Boden schlagen; dadurch wird
J ein so starkes Rasseln hervorgebracht,
’ daß davon sogar schon die Eingebow
nen in die Flucht gejagt worden sind.
Einmal kommt der Tag, an dem die
» jungen langfliigeligen, ausgewachsenen
i
Thierchen durch eine oder mehrereOeff
nungen, die man für diesen Zweck vor
gesehen hat, aus dem Neste ausschwär
men. sich hoch in die Lüste erheben und
sich nach allen Richtungen der Wind
ro e zerstreuen. Bald aber lassen sie
sich zur Erde nieder, und indem dabei
ihre Flügel abbrechen, verurtheilen sie
sich selber dazu, zeitlebens in dieser
Gegend zu bleiben.
Dann machen sie sich eiskigst aus die
Suche nach einem passenden Platz siir
ein neues Nest. Gewöhnlich gehen sie
dabei paarioeise vor, das Weibchen
voran. Jst der Platz gesunden, so
wird mit dem Graben begonnen, ent
weder gräbt das Weibchen allein oder
Männchen und Weibchen arbeiten so
lange zusammen, bis sie sich siir ihr
ganzes Leben eingegraben haben.
Rücken gegen Rücken stehend, bauen sie
sich so ihr Hochzeitsgemach — denn
nicht wie die Ameisen gesellen sie sich
einander in der Lust zu und auch nicht
während des sogenannten ,,Liebes
ganges«, der sie in ihr Heim führt.
Crit dann, wenn sie sich vollständig in
die Erde eingegraben haben, sind sie
reif dazu, sich zu einander zu gesellen.
Ein solches Beispiel von so großer Be
hurlichleit und gemeinschaftlicher Ar
beit vor der Ehe findet sich im ganzen
Thierreich nicht zum zweitenmal.
Professor K. Escherich gelang es,
auf die Königslammer eines Neste-z
der asrilanischen lriegerischen Termi
ten in stoßen nnd es durch einen Ein
schniii zu beobachten, der soviel Licht
’ai-rct:ließ, das-, es das Innere wohl
sictvtbar machte, dabei aber die Jnsassen
nicht störte. Ein sehr belebtes und in-« ·
teressantes Bild bot sich seinen Augen.
Im Hintergrunde lag die lolossal gro
ße, weiße, Königin, sosdieh daß sie
zwischen Decke und Boden festgepreßt
lau. Von einigen Zuckungen abge
sehen, vie von rückwärts über ihren ge
sclnnolleneu Unterleib liefen, lag sie
vollkommen regungslos da. Neben ihr
stand der König, ein Zwerg im Ver
gleich zu seiner Gemahlin.
Tag königliche Paar war von Hun
derten kleiner Arbeiter umgeben; die
einen liefen ringsum im Kreise, ach
wenn sie in einem Zirtug wären, und
anderee streichelten und beleckten von
Flur nnd Decke aus den König und die
Königin Kopf, Brust und Beine der
Königin waren mit Arbeitern bedeckt,
die sie eifrig bürsteten, lieblosten und
fiitterten Aber noch lebhafter ging es
am anderen Ende ihres Körpers zu.
Jn Rtoisclienräumen von 1 bis 3 Se
lundeu stieß sie aus ihrem Bauche ein
zierliches-, länglich ovales Ei aus, das
von einem Arbeiter sofort ergriffen,
gesäubert und in eine der benachbarten
Vorrathgtammerngebrachttourde. Alle
diese Arbeiten vollzogen sich so regel
mäßig, daß der Forscher unwillkürlich
an die Arbeit in einer Fabrik erinnert
thrdk.
Bedenken wir, daß eine Termiten
tönigin wahrscheinlich zehn Jahr und
noch läinaer lebt und mindestens die
Hälfte ihrer Lebenszeit damit ver
tsringt, lssier zu legen, so können wir
une- wohl einigermaßen eine Vorstel
lseng ron ilirer ungeheuren Fruchtbar
heit und der Menge ihrer Unterthanen
machen.
Ebenso wie die Diener gehörten auch
Polizei und Wachen zum königlichen
bofstani. lluter den Arbeitern beweg
ten sich geschäftig kleine Soldaten, und
einen Trägen spornien sie wohl auch
ifureh ein paar Schläge mit ihrem
Kopfe tu größerem Fleiße an. Einige
große Soldaten standen ringsum im
Itrene rure großen Kopfe uno furcht
sxren Freinvertzeuge hatten sie nach
außen gerichtet, als mollten sie unbe
sufene ttinoringlinne fernlialten Der
liintritt zur Königelammer war so
klein« dafz das töntgliche Paar nicht
mehr hindurch tonnte; und es war so
mit lebenslänglich gefangen.
Die Bauten, die die Termiten er
richten, bilden dag Höchste. was thieri
fche Architektur zu leisten vermag. Und
oft geben sie auch der ganzen Land
schaft ein anderes Gepräge Die au
ftralifchen Terniiten bauen Gruppen
aroßer Hügel, die Eingeborenen Dör
fern ähneln Die Neunten-Architek
tur beschränkt sich aber nicht auf ein
Inftem Je nach der Art sind Stil,
Stoffe, Bau und Lage des Restes ver
schieden, und besondere Umstände füh
ren auch oft Aenderunaen herbei. Die
Wände sind manchmal Von erftaunlicher
Stätte und Widerstandsskraft gegen
das Wetter. Manche Bauten sind so
stark, daß man bei ihrer Oeffnung
Pulver oder Dynamit zu Hilfe nehmen
muß.
—-—s.s.
Indiens neue Hauptstadt
Von Professor E. Lbertmmmer.
Wer nie jüngsten englischen Zeitun
gen zur Hand nimmt, findet als über
ragende Neuigkeit die Nachricht von der
Erhebung Delhis zur Hauptstadt des
indischen Reiches. Der ganze Glanz
des jüngst abgehaltenen Durbars,
dessen märchenhafte Prachtentfal
tung nach dem Ausspruch deg- »Dann
Telegraph« von keiner ähnlichen Ver
onstaltuug, die jemals in Indien abges
halten wurde, erreicht wird, erblaßt
hinter dem Eindruck der Anliindigung
des großen Ereignisses. Wie eine
Bombe hat diese im ganzen britischen
Reich eingeschlagen, und das Aufsehen
Jst unt so größer, als, wie es scheint,
das Geheimniß strengt gewahrt worden
war.
Natürlich hat der König als Kaiser
von Jndien eine so emfchneidende
Maßregel nicht bloß aus eigener Ent
l ließung, sondern, wie er selbst in
.ener Ansprache erklärte· nach sorg
—
sältiger Berathnng mit den Ministeen
unter Zuziehung des Vizetönigs der
iiigt und, wie verlautet, sollen auch die
angesehensten einheimisehen Fürsten
davon unterrichtet worden sein und
ihre Zustimmung gegeben haben.
Wäre Indien. wie die meisten anderen
britischen Koloniem ein parlamenta
riseh regiertes Land, so hätte eine sol
che Verfügung natürlich nicht ohne
Verhandlung in der Volksvertretung
erfolgen können. Aber das gewaltige
Reich, dessen Einwohnerzahl sieh nach
der in diesem Jahre vorgenommenen
Vollszähluna aus 316 Millionen, das
ist dreiViertel derGesammtbedölterung
Europas, bezisfert, nimmt hinsichtlich
seiner Verwaltung eine ganz eigenar
tige Stellung ein. TDer vom König
ernannte Generalgouverneur oder
Vizekönig hat in die Indien die Stel
lung eines fast unumschränlten Herr
schers, der Krieg erklären und Frieden
schließen lann und alle Beamten er
n,ennt mit Ausnahme derGourerneure
von Bombar) und Madras, die vorn
Kaiser dirett ihre Bestallung empfan
gen. Bis 1905 auch Höchsttommaw
dierender der indischen Armee. ist er
durch die Loslösung des Oberkom
znandos in seiner Machtstellung aller
dings beschränkt worden, was Lord
Curzon, einen der bedeutendsten Bise
lönige, die Jndien gehabt hat, zur Nie
derlegung seines Amtes veranlaßte
Außerdem findet seine Gewalt ihre
Schranken theils in den Vorrechten der
einheimisehen Vasallensürsten, theils in
der Regierung in London, wo der
Staatsselretär siir Jndien die Ber
waltuug des ungeheuren Reiches über
wacht. Mehr als durch geschriebene
Satzungen ist dass Verhältniss zwischen
Staatssckretär und Bizetiinig durch
die Gewohnheit geregelt, und oft ent
scheidet die persönliche Bedeutung der
leitenden Männer, ob der Schwerpunkt
der Regierung mehr in London oder in
Kalkutia, in Zukunft also in Delhi,
liegt. Aber jedenfalls laufen in der
Hand des Vizetönigs und des Ihm zur
Seite stehenden Rathes alle Fäden der
Verwaltung zusammen, und essist des
balb nicht gleichgiltig, wo der Sitz der
Regierung in einem Lande sich befin
det, dessen dreihundert Millionen Be
wohner von lauui tausend weißen Zi
vilbeamten und einer englischen Armee
Don 7ls,l)00 bis 80,()00 Mann be
herrscht wird. lDie Eingeborenen
trupve ziihlt allerdinasp doppelt so viel, »
doch ist aus sie in kritischen Verhältnis- i
sen natürlich lein unbedingt sicherer i
Verlas-,·) ;
Man tann nicht sagen, daß die bis
herige Hauptstadt Kaltutta besonders
glücklich gewählt gewesen sei. Jn eis
uer heißen. snmpsigen und ungesunden
Niederung, zurHalbinsel Vorderindien
erzentrisrli gelegen, ohne historische
Vergangenheit, aus einer Ansiedlnng
englischer Kaufleute gegen Ende des
siebzebnten Jahrhunderts hervorge
nangen, wurde sie 1772 zum Sitz der
Verwaltuna der Ostindifcksen Com
mgnie bestimmt, deren Machtbereichs
damali- teinthvegs noch die imposante l
Ausdehnung des heutigen indischen i
Reiches-, hatte. Mit dem Uebergangs
der Staatshoheit an die englische
Krone nach dein großen Ausstand vorn
Jahre 1857 wurde sie Sitz des Vizetö:
nigä, und die Zentratisiernng der Ver- s
roaltung daselbst, soweit man bei dem !
äußerst komplizierten Regierunasine- l
chanisjsinurs Indiens- von einer solcheni
sprechen kann, hat neben dern Handel, :
Kalluttas wirthschaftlicher Grundlage,
gewiss dazu beigetragen, die Stadt zur »
vollreichsten Indien-H zu machen: sie
Siihlt mit den Vororten iiber eine Mil-· !
lion Einwohner. l
Delhi ist, rein aeographisch betrach-- s
set, siir die Verwaltung des großen
Reiches ungleich günstiger gelegen. i
An der Jamna, einem mächtigen und
schifsdaren Nebenflusz des Ganges in
250 Metern Meeres-hohe und in einem
wesentlich gesunderen Klima gelegen,»
nimmt sie wenigstens fiir Hindostan s
eine zentrale Stellung ein. Von Süd-· ’
indien liegt es allerdings noch weiter
entfernt als Kaltntta, ist aber durch
ein vorzügliches Eisenbahnnetz mit al- ;
len Theilen des Reiches verbunden. »
Ausschlaggebend fiir die Wahl von
Delhi waren aber gewifz weniger die
Vorzüge der geographischen Lage als
seine historische Bedeutung, deren An
erkennung dem indischen Nation-alm
siihl schmeichelt Kiebei kommt nicht
so sehr die Bedeutung der Stadt in
grauer Vorzeit in Betracht, wo sie uns
in dem indischen Heldenepos Mahab
harate unter dem Namen Jndra
prastha, der bei Ptolemaeus als Volk
der Jndraprathje und als Ort Juda
bara wiederkehrt, in glühenden Farben -
geschildert wird. Auch nachdem sie im
ersten Jahrhundert nach Christus nach
einem einheimischen Fürsten ihren jetzi
gen Namen erhalten, spielt sie mehr
als tausend Jahre lang eine ziemlich
untergeeordnete Rolle. Jhre Bedeu
tung hebt an, als einer der erfolgreich
sten mohammedanischenEroberer, Sul
tan Mahmud von Gbasra, der Firdusi
zu seinem Heldenbuch begeisterte und
von ils-n später in einer ebenso kühnen
als scharfen Satire angegriffen wurde,
um 1011 in Jndien eindrang und
Jahre später der dortige tiirkische
Delhi eroberte. Als dann hundert
Statthalter sich zum selbständigen
Herrscher von Hindostan aufschwang,
wurde es die Hauptstadt eines großen
nationalen Reiches.
Sultan Baber, einer der Nachfolger
des gewaltigen Timur, ein literarisch
bochgebildetek Mann, der uns seine hi- ,
ltorisch rote geographisch gleich interes
santen Denlwiirdigleiten, das Babers
nameh, in dschagataischser fosttiirlis
scher) Sprache hinterließ, hat sie 1526
neuerdings erobert und dort ienes
mächtigeReich begründet,das irr-Abend
land alsReich desGroßmoguls bekannt
wurde. Nun brach die wahre Glanz
zeit fiir Delhi an. Die schon damals
nicht mehr allzu seltenen abendländi
schenBesucher malen den Reichthum der
Stadt an edlen Metallen nnd Steinen.
ihre prächtigen Bauten und ihre ge
waltige Größe in den überschirenglichs
sten Farben; sie soll damals zwei
Millionen Einwohner gezählt haben
gegen 208,000 im Jahre 1901.!
Unter dem Großmogul Anrenazeb
l1658 bis 1707l war der Höhepunkt
der Macht und des Glanzes- erreicht.
Ganz Vordertndien gehorchte damals
dem- Zepter des mohammedanischen
Herrschers in Telbi. und der Begriff
des-Zwischen Kaisertums« wurzelt in
iener Periode. Jm achtzehnten Jahr
hundert lam dann der Niedergang.
Nadir Schuh, Persiens arößter Herr
scher in neuerer Zeit, eroberte und ver
miistete die Stadt l1789), dann folgte
1756 eine Verwüstung durch die As
ahanen und 1771 durch die Mahnu
ten, denen sie 1803 Von den Englän
dern abgenommen wurde. Stets ein
Sitz des tnohammedanischen Fanatis
mus, wurde Delhi auch im Ausstand
der Sepoys 1857 ein vielumstrittener
Platz, den die englischen Trupven nach
heldenmüthiger Belagerung Schritt für
Schritt und Straße um Straße er
tämpsen mußten. Der letzte Groß
mogul, welcher seit 1803 unter engli
scher Herrschaft noch einSchattendasein
geführt hatte, wurde in die Verban
nung geschickt und Delhi die Haupt
itadt einerDivision der Provinz Band
schab. Aber die historische und reli
giöseBedeutung fiir Jndien hat es seit
her nicht verloren. Was Rom fiir
Italien, ist Delhi siir Indien, und
jetzi, wo die englische Verwaltung in
einer nur oberflachlich verdeckten Krise -
mehr als je das Bedurfnis fühlt, sich »
das Wohlwollen der einheimischen Be
völkerung zu sichern, soll es zu neuem
Glanze erweckt werden Es ist ein
geschickter Schachzug Englands, das
seine Meisterschaft in der Kolonisation
nirgend-J glänzender bewährt bat, als
in mdien nnd die Lehren aus den Er
fabrungen von 185 zu ziehen ver
steht Soeben ist in der Zeitschrift
der Gesellschaft siir Eidtunde in Ber
lin ein lesenswerther Aufsatz von
Georg Wegener, dem Begleiter des
deutschen Kronprinzen auf seiner Jn
dienfahri, erschienen, der die Vorzüge
und Geschicklichkeit der englischen Ver
waltung treffend beleuchtet. Die Er
hebung Delhis zur Hauptstadt ist ein
neuer Beweis dafür.
Vom Worte Alle-hoc
,n alten Zeiten bezeichnete man mit
dem Worte Altohol ein äußerst feines
Pulver. Noch jetzt pflegen die arabi
schen Frauen ihre Augenbrauen mit ei
nem sehr seinen, schwarzen, aus Anti
mon bestehenden Pulver, das sie Kohol
nennen, nachznziehen Das Al vor
Fiohol ist nichts weiter als der Artikel,
unser deutsches Das-. Bis im 17.
Jahrhundert wandte man das Wort
Altohol fiir dieses Verschönernngsmit
tel in England an. So nennt es auch
der berühmte englische Naturforscher
Robert Bohle, geb. 1627, der Hinwei
ter des später auch von Illiariotte auf
gefundenen Gesetzes, wonach das Vo
lunien eines Gase-s im umgekehrten
Verhältniß zu dem auf ihm tastenden
Drude steht, oder die Soaitntraft eines
OUIICSZ Vcl Achwck Lempcktlllik IN ol
reltem Verhältniß zu einer Dichtig
leit.
Später iibertrua man das Wort Al
lohol auf das dünne und feine Gas.
das bei Gärung des-Z Zuckers entsteht
Der erste, der es so annsandtr. war der
Begründer der neueren Chemie, der
französische Chemiter Antoine Lanrent
Lavoisier, der am R. Mai 1794311 Pa
risJ als ein Opfer der Guillotine ende
te. Genau betrachtet, ist es einSpracb
fehler, von dem Allohol zu reden,weil
al vor Kohol bereits der Artikel ist.
Der qleiche Fehler wurde früher
häufig mit dem Worte tfl Torado ge
macht, das »der goldene« bedeutet.
Sein Gebrauch ist auf Berichte des
Spaniers Franeisro de Orellana zu
rückzuführen, der Pizarro nach Pern
begleitete und im Jahre 1541 als der
erste Europäer den Amazonenstrom
hinabfuhr. Orellana fabelt nämlich
von einem Häuptlina in Cundinna
marm, den er »e! dar-ide- 1mn1i2m«,
das ist »der goldene Mann«, nennt,
der, nachdem er von seinem Stamme
als Häuptling gewählt, dick mit Gold
stan bedeckt und darauf unter Fest-·
»Ein-ten in einein See gebadet werden
sei.
Pierpont Morgan hat einem Bar
bier, der ihn von aufdringlichen
Bartsprossen befreite. zwanzig Dollar
gegeben. Jedenfalls hat er ,schreibt die
Cincinnatier Freie Presse, dadurch
das Handwerk ehren wollen, in dem
er sich selbst mit Erfolg versucht hat.
Denn gar manchen hat er im Laufe
feines langen Lebens über den Löffel
- barbiert.
i II I II
i Ein Zeichen der konservativen Ge
s sinnung der Chinesen ist es,daß sie ihr
permanentes Schlachtfeld bei Hankuu
etablierten.