Nebraska Staats- Anzetger und J cerold. ««z ««««««««« ff32. M 1912 Zwei »Weil ) « f « Nummer 23 Beim Lampenschein Von Aibert Sergel. Hatt wie heulend die Windsbraut rei tet Und ihre Schneegewiinder breitet Ueber Berg und Stadt und über das Land! Vor dem Hause wimmert die alte La terne; Am Himmel kein Schimmer von ei nem Sterne Da fühlt sich das Mädel, da fühlt sich der Bube So wohlig zu haufe, in heimlicher Stube, Und sieht beim traulichen Lampen lchein Vergessene Lieblingsbücher ein, Und dentt vergnügt in seinem Sinn: Wie gut, daß ich nicht draußen bin! Warum immer gleich so —- ? Eine Ehehumoreste. Von F r e i he r r v. S ch l i ch t. Wenn man den Frauen glauben darf -- und man muß ihnen fa sogar oft glauben. besonders wenn man ver heirathet ist s- wenn man also oen Frauen glauben darf, dann sind die Frauen »nie so«, wir aber, wir bösen Männer. sind «immer gleich so - « Die Frauen »nie«, wir Männer «immer gleich«. - Ich wollte mich an den Schreibtisch sehen, um zu arbeiten· Dtag heißt, von ·einein Wollen meinerseits toniite gar nicht die Rede sein« denn ich war eben von einer langen Sommerreise zurückgekehrt, und nicht nur für Kin der, sondern auch fiir Erwachsene ist der erste Tag nach den Ferien gräß lich, die Arbeit schmeckt nicht und geht nicht von der Hand und bei unsereins nicht aus dem Kopf. Aber ich mußte arbeiten, es galt ein Versprechen ein zu lösen, ich mußte fiir eine Zeitschrift einen längst zugesagten Beitrag ab liefern, ich mußte arbeiten, ob mir et was einfallen würde oder nicht. Jch setzte mich an den Schutt-Asch aber gleich daraus stand ich wieder auf, um nachsuholem was ich ver gessen hattet die strengste Anweisung an Alle im Haus, mich unter keinen Umständen zu stören. Nicht einmal der Geldposiboie sollte vorgelassen werden, ich wollte allein sein. Und als ich die Mädchen instruirt hatte, wandte ich mich an meine Frau »Nicht wahr, Beim. Du thust mir auch den Gefallen, mich heute Morgen nicht zu stören?« Zu den vielen vortrefflichen Eigen schaften meiner Frau gehört ed, daß sie mich nach ihrer gewissenhaften Ue 1herzeugung niemals siöri, wenn ich zu arbeiten habe. Aber wenn sie spazie ren geht« tlopft sie regelmäßig an meine Thür und ruft mir von draußen zu: »Ich gehe jetzt fort, und wenn es Dir recht ist, treffen wir uns dann und dann dort und dort.« Wenn der Himmel tritaetisch aussieht, tlovfi sie an meine Thür und unterhält sich von draußen mit mir eine Viertel stunde und länger darüber, ob sie nicht doch lieber einen Schirm mitnehmen solle. oder ob ich glaube. daß es nicht regnen wurde. Meine Frau llooft je den Tag aus einem anderen Grunde an meine Thür, und wenn sie nicht weiß. warum sie tlovfen soll, dann ilovst sie an und ruft mir zu: »Ich wollte Dir nur saaen, daß ich heute nicht bei Dir antlopfen werde, ich gehe ietzt fort." Es ist die gewissenhafte ueberzeus gung meiner Frau, daß sie mich nie mals stört, und so sah sie mich auch jest ganz verwundert an: »Wie kommst Du nur daraus, mich zu bit ten, Dich in Ruhe arbeiten zu lassen? habe ich Dich in den drei Jahren, die wir nun verheirathet sind, bisher auch nur ein einziges Mal gestört?·« Jeder Ehemann muß an dem Hoch zeitstaqe seiner Frau schwören, ihr stets die Wahrheit zu sagen, sie nie zu belügen und immer gegen sie so ossen und ehrlich zu sein, tvie sie es selbst soetan aeaen ibren über alles geliebten Mann sein will. Ei ist nur ein wahres Glück, dasz die Frauen sehr schnell vergessen, was sie in dieser hinsicht dem Manne ber sprochen haben. Das erleichtert es dem Manne ungemein, auch seinen Schwur nicht zu halten, und der Mann dars ibn auch gar nicht halten, wenn er den Frieden seiner Ehe nicht zerstsren will. So aestand ich denn meiner Frau. sie hätte mich noch nie gestört, noch nicht ein einziges Mal. und wenn ich sie teotidem gebeten hätte, es auch heute nicht zu thun, so wäre das nur deshalb oeschelsem weilei doch im merhin möglich wäre, daß sie mir ausnahmsweise einmal etwas zu sa: - gen hätte, beoor sie spazieren ginge. Meine Frau sah mich völlig ver ständniszlos an: »Ich begreise nicht, wie Du nur aus solche Gedanken kom men kannst. Jst das bis heute, wie Du selbst zugiebsi, noch nie geschehen, dann wird es heute erst recht nicht geschehen-« Da zog ich beruhigt von dannen, sedte mich an den Schreibtisch und wartete ans den Augenblick, in dem meine Frau bei mir anllopfen würde. Aber es geschah ein Wunder, meine Frau klopfte wirklich nicht nn, statt dessen stand sie aber plöhlich ohne an getlopst zu haben, mitten in meinem Zimmer, unmittelbar neben mir. Jn die Arbeit versunken, hatte ich ihren Eintritt über-hört, nun aber sah ich sie ganz erstaunt und mehr als er schrocken an: »Um Gotteswillem was ist denn nur geschehen? Du zitterst ja an allen Gliedern, komm, setze Dich zu mir.'· Aber meine Frau widerspruch: »Du hast zu arbeiten, da will ich Dich nicht stören. aber das muß ich Dir doch sa gen: Linn bat von den wunderschönen aroßeti Meiszner Tellern wieder drei taput griechischen-« »Na. wenn schon", versuchte ich meine Frau zu beruhigen, »hin ist hin. zerschlagen ist zerschlagen. Jch laute Dir drei andere Teller, und damit ist die Sache erledigt. Das ist doch se densalltz iein Grund, Dich gleich so zu s erregen.« Meine Frau glaubte nicht recht ge« hört zu haben: »Ich soll erregt sein? Du weißt doch, im Gegensan Zu Dir, errege ich mich nie. Jch bleibe immer ruhig, während Du bei der geringsten Veranlassung »immer gleich« so hef tig wirst. Jch errege mich nie. am allerwenigsten über das, was die Dienstboten thun, und wenn Du mir drei neue Teller schenten willst, oder noch besser gleich neun, damit ich dann nicht nur ein halbes, sondern ein gan zes Dusend habe, brauche ich mich ja auch nicht zu ärgern, aber daß ich mich im ersten Augenblick geärgert dabe, darf Dich nicht weiter verwun sdern." Der Mann, der sich bei einer Frau überhaupt noch verwundert, verdient gar nicht, dasz es Frauen aus der Welt giebt. Und so verwunderte ich mich denn auch nicht weiter über die unlo gische Logik meiner Frau, sondern wars nur verstohlen einen Blick aus die vor mir stehende Schreibtischubr. Jch hatte zu arbeiten, und die Zeit drängte. Aber so leise und verstoh len auch mein Blick gewesen war, meine Frau hatte ihn doch bemerlt und sagte jetzt: »Du brauchst doch nicht so ostentativ aus die Uhr zu sehen, ich gehe so wie so gleich wieder, denn ich will Dich absolut nicht stören, aber wenn ich so erregt bin, dann muß ich mich Dir gegenüber ausspre chen, ich habe doch sonst Niemanden aus der Welt." Jn stiller Ergebung saltete ich meine Hände vor dem Leib und sagte so liebevoll wie nur möglich: »Du hast recht, mache Deinem kleinen Herzen nur Lust und sprich Dich aus.« Und meine Frau sprach sich aus, und während sie sprach, tauchte ich eine Cigarre nach der andern. Bei der dritten Cigarre war mein Bedarf an morgenlichen Tabal gestillt, aber mei ne Frau sprach immer noch. Jinmer noch. s Und die Uhr, die halb 10 gewesen war, als meine Frau in das Zimmer trat, zeigt ieyt halb 12. Und öde und leer wie die Wüste Sabara lag vor mir das Manuskript papier, das vollgeschrieben werden sollte: die Redaktion und die Drude rei warteten. Und meine Frau sprach sich immer noch aus. Da fing ich plötzlich langsam aber sicher an, nervös zu werden, ich merkte, wie die Nerven im KopseSgucb ten und schmerzten. wie in dem " cha-: del ein Kribbeln und Krabbeln be gann, als wenn dort Ameisen herum liesen. Die Fingerspitzen zitterten und die Füße klopften unruhig aus den Teppich. Aber ich wollte nicht nerviis werden« mit eiserner Energie zwang ich mich zur Ruhe, zwei Stunden hatte ich mich in der Gewalt gehabt. warum sollte ich mich da nicht noch zwei Stunden beherrschen können? Und während meine Frau noch im mer weiter sprach, spielte ich den »Be berrscher«· Sich selbst besiegen, ist der schwerste Sita. Napoleon und Fried rich der Große kamen mir plötzlich wie Waisentnaben vor. Die hatten nur Andere :besiegt,,ich aber —- — -— Bis ich dann doch einsah daß ich die Schlacht mit mir verlieren würde. Aber daran war ich nicht schuld, son dern nur die Uhr, die plötzlich Zwölf schlug. Was half es, daß ich sie in der ingrimmigen Wuth, die über mich lam, mit aller Gewalt gegen die Wand wars « sie hatte doch schon Zwölf geschlagen. Und dann sprach ich mich aus. Al les, was sich in den leyten 274 Stun den in mir angesammelt hatte. mußte herunter von der Seele, wenn ich nicht ersticken wollte. 21,-2 Stunden sind eine lange Zeit. da lann sich viel Explosionsstoss bil den, und die Spannung wird um so größer, je länger man den Augenblick der Entscheidung hinaus-schiebt 21X3 Stunden hatte ich mich be herrscht, das sind 150 Seiunden oder 9000 Selunden. Aber als ich dann endlich mit einem lauten Knall er plodirte, da sah meine Frau mich mit ihren großen blauen Kindernugem in denen Thränen schimmerten, aus den Tod erschrocken an, und mit einer Stimme, der man es deutlich anhörte, das; sie mich wirklich nicht verstanden ries sie mir zu: »Ich begreise Dich nicht, wie lannst Du nur ,,immer gleich so« heftig sein?« -, , ----- Kranichschnabel und Ochsen- l maul. ( — Eine historische Wattderei von Schuh Modcn von Dr. Paul Luni-am ! Kranichschnabel und Ochsenmaull -— mit diesen heidenNamen bezeichnete das 15. Jthrhnndert die größten Ex ttetne der Schuhsorm, die gegen Ende dieses Säkulumg eine kurze Zeit sich den Rang streitig machten, bis das breite ,,Ochsenmaul« den so lange hin durch angebeteten »Kranichschnabel« völlig unter das altmodische Gerümpet verdrängte. Und liegen in diesen bei den Worten nicht auch in der Gegen wart die Gegensätze der Schuh-Moden leschlossen2 Wer tragt heute noch nach der langen scharfen Spitze des Stie sels, mit der vor wenig Jahren das »Gigerl« stand und fiel, nachdem nun das schwere breite Vordertheil des »American Shoe« seinen Siegesqu durch Europa angetreten hat? Und drch droht über kurz oder lang auch diesem ,,Ochsenmaul« aus dem Lande der Yankees das Ende. Schon jetzt wird die Schuhform schlanker und spitzen Wer weiß, ob nicht bald wie der die Zeit des »fchn1alen Schnabels« gekommen ist? Aber die große Mode srage ist ja überhaupt nicht mehr in dem Maße eine Schuhsrage, wie in den Zeiten des Ritterthums und des Rokoto, in den klassischen Epochen de lc-ngen, sich fest anschmiegenden »Dein längs« und des »Steckelschuhs«. Unser Schuh ist ein schlichtes, zweckmäßige-g Kind der Straße und des Sports ge: worden, ist nicht wie einst ein reichge schmiieltegSymboL verklärt von Poesie und Sitte, kein eleganter, vertvohnter Liebling des Solon-Z. Nicht mehr bringt man, toie vor Zeiten der Ger- « inane, den Schuh als treues Unter psand eines innigen Verlöbnisses der Geliebten dar, nicht mehr ziert de: Schuh das Wappenschild eines alten . Rittergeschlechts als Zeichen von Recht ; und Eigenthum, wird der altdiiterische s Bundschuh zum sinnsiilligen Ausdruck » einer gewaltigen sozialen Bewegung tvie während der Bauernkriege der Re sorntationszeit. Der erste Mensch ——— die Dichter meinen, es sei eine Frau gewesen der sich zum Schutze gegen Dornen, Steine und heißen Sand ein Stiia Thierleoer unter die nackten Sohlen band, ist Von der poetischen Legende verherrlicht worden. Die Sandale ent stand jedenfalls aus dieser ilrsorm des Schubs; sie ist in der Gestalt der »ge t«-timmten Sandale«, deren nach außen vorn umgebogene Sohle auch denZeheu Sckug gewährte, bei allen Kulturvol tern es Alterthums vorhanden. Dsk neben erscheinen schon bei den Aegyp« tern Schuhe und Stiefel, grün gefärbt, mit zierlich geschnittenen Schnüren men versehen, aus den Sohlen mit Fi guren bemalt, erlesene Schmuckstiicte, deren Reize die Qrientalen besonders durchgetostet, denn auch im Alten Te stament sinden wir die Freude an den schönen Schuhen deutlich ausgeprägt Das Ansehen, das bei Griechen und Römern dieSchuhmacher besaßen, läßt aus eine gleiche Hochschätzung schließen· Die Hellenen tannten bereits Schuh moden, bei denen luxmiöse Schmuck sormen, Arabesken, Stickereten, Span aen, Kameen u. s. w. »die Fußbetlei-— dung vierzierten. Jm allgemeinen aber blieb dort im Altertum die ein fach natürliche Sandale, die die edle Gestalt des Fußes, das seine Spiel der Muskeln zu bewundern erlaubte, vor hettschend; wie herrlich sich in solch zwangloö steter hier die natürliche Bildung entsaltete, schauen wir noch heute staunend an den antiten Sta tuen. Jni Gegensatz zu solch geläuterien Formen des Kulturmenschen stand der Schuh des Barbaren, der dem Römer fremdartig und sonderbar erschien Der seiilseste germanische Schuh, der uns erhalten ist, stammt aus vorrömi scher Zeit und fand sich an einer Lei che, die aus dem Torsgrund der ostsrie fischen Gemeinde Etzel gehoben wurde. Dieser aus einem einzigen Ledersiiict ueschnittene Schuh hatte ans dem Spnnn einen Ausschnitt, dessen eine Langseite in einige Laschen kniiSchlitz löchern zertheilt war, während die an dere mit Reihen von lkiibschen Stern und sonstigen Muster-n durchbrechen und mit Riemen besetzt war. Es ist der Typus des allen germanischen Stämmen gemeinsamen Bundschuhs, wie er wiederholt in Torsuiooren aus gefunden, bei dem die Riemen durch die gegenüberliegenden Laschen gezogen nnd iiber dem Spann mit Vielsaiiien Verschlingungen zusamnienaetniipst werden. So einfach diese Fußbeileis dung auch war. gestattete sie doch man cherlei Schmuck in bunter Färbung und Vergoldung, in eingepeeszten oder einpesckinittenen Ornameuten. Aus der Allerowingerzeit find uns ein paar sehrv schöne Bundschube erhalten, die in einem Torfnioore leei Friedeburg in Ostsriesland die fyiisze eines StelettH gesrizmiielt haben. »Die Tracht der Franten«, berichtet der »«-JJtiincl7 von St. lsiallen«, »den-sind in Schuhen, die aussen mit Gold gesehniictt und mit drei Ellen langen Schnüren versehen waren«. Allmiiblicit treten nun neben diesen niedrigen, breiten, nitvöterischen Vundsckfuh modernere eleganteFormen tie lsig »zum Knochel herausreichten. sich nich vorn mäßig zuspitzten und ei nen neuen Geschmatt, ein neues-« Gefühl iiir die Schönheit des seufze-:- andeute len. Tie Aera deH Schilabelschnhes be reitete sich langsam vor. . Mit dem Geist des Ritterthums und ; dem der beginnener Gothil drang die ihr zum Schlanlen, zum Spitzis ;en, zur Eleganz und zur star ken-Betonung aller Körperformen in die Tracht ein und gestaltete auch den Schuh von Grund aus um· Wer es war, der die Welt mit den »Schnabei schichen beglückte? Die Legende lündet von dem Grasen Fullo Von Aniou. der ums Jahr1087 lebte und ein wal lerer Held und Ritter war. Seine große Anfechtung aber bestand darin. daß er mißaestaltete Füße hatte, und um nun seine »Frostballen« oder be sonders riesigen Hiihneraugen zu ver bergen, ließ er sich lange, vorn ganz spitze Schuhe machen. Der annzesJJiodk stil drängte freilich auf diese Mode hin. Gegen Ende des«11. Jahrhun derts tauchte sie unter dem üppian iiotriiannisrben Adel auf und wurde von ihnen nach Gnnland gebracht. Ein Dnndy vom Hofe des analonormanni schen Königs Wilhelm des Roten, Rodbertus, kam zuerst auf den inge« niiisen Einfall, die lanan Schnäkel init Werq auszufüllen und wie ein Widderhorn zu krummen, weshalb cr den Beinamen »Der Gehörnte« erhielt. Diese tolle Erfindung verbreitete sich im ganzen westlichen Europa. Die ,,Pi ansehen« .die aleicli Skorpicnienschivän: zen aus den Schuhen heraus-stachen aalteu alsZ besondere-Z Anzeichen Von tfhrenhaftigteit und Elliiinnlichlein In Deutschland fanden sie zuuiirhst nur wenig Aufnalnne; hier erfreute man sich an helfen aekudvften Stiefeln ans rothem od. violettenllorduanleden wie sie auf den Miniatnren dei- »Dann-) deliciarnm« die Gestalt der Putzfucbt trägt, an leichten Sonunerfchuhen aus-« buntem Stoff mit farbigen Spitzen nnd an warmen Winterfchuheu mit Pelzverbrämuna Erst als acan Ende des lka Jahrhunderts die vorher tnrze Zeit ausgegebenen ».5i"rauichschnäbel« wieder, diesmal von Polen aus, ihren Siegeszug durch die Kulturwelt hiel ten, huldigte man auch in Deutschland diesen foaenannten »Krackauern«. Nun gehörte es bald zum guten Ton, die Spitzen der Schuhe oder der ftrnmpsartigen befohlten ,,Beinlingc« um mehrere Zell iiber die Zehen hin aus zu verlängern. Jm 14. Jahrhun dert regelten Verordnungen die Lange des Schuhschnabels bei den einzelnen Siändent Könige und Fürsten durften sich Schnabel von drei bis sechs Fus-, Länge gestatten, der hohe Adel mufttc sich mit zwei Fuß begnügen, die Her ren und Ritter trugen Schnabel von einem Fuß, die Bürger von einem hal ben Fuß Länge. Die Schuhe strahlten "in bunten Farben, und zwar jeder in einer verschiedenen, der eine grün. der andere roth usw. Bald hingen die Schnabel schlaff herunter und schlen lerten beim Gehen arotest umher, bald waren sie durch Fifchbein steif gemacht, mit einer klingenden Schelle bekrönt, gesäbelt oder durch ein zierliches Kettchen am Knie befestigt und so in einer schönen Krümmung festgehalten. Da man mit diesen riesigen Aus-wäch j sen oder Schwänzen nur mühsam ge ! hen konnte, kam man auf den Gedan J ken die Schuhe mit Unterschuhen zu versehen; das waren hohe Hotzsohlcm auf die die eigentlichen Schuhe festge nagelt wurden. Jn dieser Hochblüthe des ,,Kranich schnabels«, im 15. Jahrhundert, tritt nun der Damenschuh selbständiger hervor. Zunächst war die weibliche Fußbetleidnng von der männlichen niebt verschieden gewesen. Die Frauen hatten gar kein Interesse an der Ver schönernng des Schuh-T denn er war unter den weiten Gewändern nicht zu sehen; es galt für einen argen Verstoß gegen die Sitte. den Fuß zu zeigen. Ja der Epoche der Minnesiinger, da man die Schönheit der Frauen mit of-: fenen Sinnen zu schauen und zu prei sen anfing, ward das anders. Die Grazie eines schlanken Schuhes, eine-s seinen Knochels entzückte die Männer, die als ihr Jdeal einen kleinen, aber hoch gebogenen Fuß aufstellten; di-: Höhlung unten in der Fußsohle sollte so hoch sein, daß ein Zeisig darin Platz haben konnte. Die Kunst des Schuh macher-s war daher hoch begehrt. So richteten sich denn in gleicher Weise gegen beide Geschlechter die Verbrne und Strafpredigten geaen die Schuh schnäbeL die im 14. und 15. Jahrhun dert im strengsten und im klagendsten Ton laut wurden. Da die Mode nun einmal das Um ; salrtagen von einem Extrem in das an zdcre liebt, so ließ sie ziemlich plötzlich, laeaen Ende des 15. Jahrhunderts, an Stelle des Kranichschnabels den brei ten »Entenschnabel« treten, dem dann die plumpen ungefügen Vorderkappen an den sogenannten »Kuh- oder Och settmäulern«, auch ,,B·cirenklauen« ge nannt, folgten. KonservatideGemiither weinten den Schnabelschuhen manche Träne nach, und wir begegnen in den Streitschristen der Resormattonszeit wiederholt der sprichwörtlichenRedens den Schuhen trug. Zu der ungebunden freien Epoche der Renaissance paßte nicht mehr diese groteske, den Fuß ein schniirende Kleidung; man wollte sich ungeniert und bequem bewegen können in dieser weit ausschreitenden und grobianisch zügellosen Aera, und dem gibt der Schuh Ausdruck, nrit seiner niedrigen, offenen, schlup penden Form und den breiten Knppen an Zehen und Ferse. Als Schmuck brachte der kecke Landslnechtssinm wie in der ganzen Kleidung, sarbig unter bnusctite Schlitze in Aufnahme, die bunt aus dem Leder hervorquollen. Mit Samt und mit Seide ward der Scbuh abgesteppt, mit Silber gestiftet und beschlagen. Das Symbol der reis terlustigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges wurde dann der Schaststiefel, der zu einer eleganten Manschette um gesclrlngen war, um die wieder bei vor nehmen Herren ein graziöses Gewirr von Spitzen, Tüll und Band sich legte. Auch die Damen garnierten ihre Schu he mit Spitzen und ließen aus dem ge sct·litzten Leder Samet und Seide l)ervorleuchten, aber bald erfunden sie sich einen neuen Triumph der Schuh nsotet den hohen Absatz, den Hacken — deu Steckelschuh! art: ja, damals sei die goldene Zeit aus Erden gewesen, da man Schnabel anl Hohe untersatze aus Holz waren Allskfl bei den Unterschuhen der Kra njclscbnäbeL den sogenannten ,,Trip ibenZ aufgetreten. Die Frauen behiel »ts:n solche dicken Sohlen an den Pun H tosseln bei. Aber der hohe Absatz er j sdxeint in der Mode erst häufiger in der Iztoeiien Hälfte deg M. Jahrhunderte-. ? Der Wunsch, ihrer Länge eine Elle zu zusetzen, ließ die Frauen, nachdem die ihornartigen Riefenfrifuren erschöpft waren, den Versuch »Von unten her« wagen. Die schöne, aber kleine Otnbrielle d’ Estrfses soll die erftenEin lagen in den Schuhen getragen haben. Die Absätze werden im 17. Jahrhun dert immer höher, immer fchmaler, im mer spitzerz sie erheben sieh um 1650 8 bis 4 Zoll über die Erde u. prangen in einem starken ausfallenden Roth Tieser ,,Steckelfchuh« ift ein mysteriö scs Kunstwerk, zu dessen Herstellung der Schuster sich mit dem Absatzmacher vereinigt. Als Schmuck dient zunächst kie breite Bandrofette und dann die erst nur den Abbe-H eingeräumte Lthenallh die immer größer und kost barer wird, je kleiner und niedriger der Schuh ift. Mit einer entzückenden tlnbcholfenheit und loketter Hingebung bewegt sich die Rotokodame im .,Stek telsrlsuh«, doch auf der Straße gleicht sie, mit den breiten Flügelfalten ihres Manteau einem großen, unsicher sschlrantenden Vogel und kommt, auf ! einen zierlichen Stock gestützt, weit nach vorn gebückt, nur langfam Und mit Anstrengung vorwärts. Trotzdem läßt die Frau lange nicht von diesem unbe quemen Martertverlzeug. Aber endlich stirbt auch die in bun ten Stictereien und funkelnden Edel steinen prangende Kaprice cses Sterbl schuhes dahin. An Stelle der heiterm Farbigteit der Schuhe beginnt im 18. Jahrhundert das blanke Schwarz der Wichse zu treten. Schon seit dem 10. Jahrhundert hatte man die Schuhe mit Wachs undFett behandelt, mit schwar zen Farbsteinen gefärbt; jetzt wird die blanke Wichse modern. Ungezwunge ne, zweckmäßige Formen dek- Schuhö treten in der Zeit Rousseaus aus. Um 1790 ist der Modeschuh ein leichter of fcner Pantoffel; die Herzogin von Ycrt, die wegen ihres schönen Fußes berühmt war, soll ihn eingeführt ha ben. Die Revolution nimmt ihn be geistert auf. Der Schulj wird nun ganz flach; er hat keinen Absatz, eine Sohle, »so leicht wie ein Blumen lslatt«, keine Schnalle. Und aus die ser Schlichtheit stürzt er dann im 19. Jahihundert zu neuen Formen hervor, die doch nur wieder die alten sind, sich zwischen den ewigen Gegensätzen der Schuhmode bewegen, zwischen hohen Absätzen und ganz flacher Sohle, zwi schen spitzen und breitem Vorderteil, zwischen Steckelschuh und Pantoffel, zwischen Kranichschnabel und Ochsen maull — Das Hohelted von der Ortsp »arm« Wohl ist schon manchesLied erklungen, Doch wer hat je sich aufgerafft Und ein gebührend Lob gesungen Der orthograph’schen Wissenschaft? · Bedenkt, wie-viel vergnügte Stunden Die Theure uns bereitet hat, Und daß wir ihr zu Dant verbunden, Sei’s jung, sei’g alt, in Dorf unsd Stadt. Sie leitet hin zum Pfad der Tugend Bereits der Kindheit Publikum; Jch übte ssie seit srüh’ster Jugend Und s-» lernte sie schon dreimal um. Einst schrieb der Klügste selbst »all miilig«, Draus schrieb ,,allmälsisch« Jeder mann, . Und ,,seelig« ist man setzt —- nein »selig«! — Daß man »allmählich« schreiben kann. Einst schrieb man mit i—e »studie ren«, Dann ward eine Zeitlang bloß ,,studirt«, Jetzt prangt das e aufs neu’ jm ,,ieren«, Bis ....? Bis sich’s wieder ’mal verliert. Sonst ,,tt)at« mit dem tih man »Thaten«, Doch Duden ,,tut« das h hinaus-; Und »Ton« ist ,,Ton«, ob man So naten, Ob man ’nen Kochtops macht daraus. Die »Waare« schuf man um zur ,,Ware«, Kein E kommt im »Konzert« mehr vor, Den »Czar« vereinfacht man zum »Zare«, Und Niemand weiß recht, was ein »Tor«. Dies und noch and’re Wunderdinge Hat ung- die Rechtschreibung geschenkt, Werth, daß man traftvoll sie besinge, Bis man den Kehlkops sich verrenkt, Nur leider, leider giebt’s noch Fragen, Da packt mich an des Zweifels Weh, Denn ach, tein Lehrbuch kann mir sagen: Trint’ ,,Tl)ee« ich? oder trint’ ich »Tee«? Vergeblich ring« ich auch die Hände, Ob ,,Quai« das richt’ge ist, ob »Kai«, Und warum weiches »Brot« am Ende Mit hartem t zu schreiben sei. Auch sahr’ ich oft mir in die Haare: Schreib’ ich ,,Couvert« mit C, mit K? Jst ,,Sosa« mit dem s das Wahre? Sitzt sich’s bequemer mit ph? Doch mag dem sein auch, wie ihm wolle, Ob noch soviel d’ran nebelhaft, Es lebe hoch die wundervolle, Die orthograph’sche Wissenschaft! Edwin Bormann (in den ,,"«Fliegenden Blättern«.) —-—-- —--. meines Mißverftiiiidniß. Fritz: »Sa«q’ ’mal, Mama, geht un ser Dienstmädchen noch in die-Schule?« Mutter: »Nein. Wie kommst du denn zu dieser Fruge?« Fritz: »Weil Papa gestern, wie er mit ihr allein war, sagte: Aber, Lina, daß Du mir nicht aus der »Schule schwatzen !«« Beweis. Vater: ,,Nee, nee —- schlag’ Dir den Jüngling nur aus dem Kopf; der hat mir für sein befcheidenes Einkommen zu kostspielige Passionen!« Tochter: »Nicht, das ich wüßte! So nenne mir doch eine!« Vater: ,,Seine Passion fin Dich!«