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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 5, 1912)
Der Kunstreiter Erzählung von Friedrich Gerstäcker l— FortsesungJ schon vorher dein Kut - geld gegeben, sprang - n und stand wenige piiter im Stalle neben sei s-:-.l — den Zauml" war er fa te, als Einer der dienft rtig herbeisprang - .». Er nahm das Geschirr aw feiner hand und legte es tferde an —- Er selber den Gurt und befahl tllles in Ordnung wußte das Pferd vor das hanc -« n herr Baron ausreitenk - einer der geschäftig herbeieilen - sellner. »Ja. bitte lassen Sie mir aus mei Iem Zimmer die Reitpeitsche und den Plaid herunterholen die zusammen tief dem Fauteuil liegen.« » »Seht wohl; Charles Reit peitsche nnd Vlaid fiir den herrn Baron — auf dem Fauteuil Ro. 21.«' Der junge Bursche flog-die Treppe hinan und war wenige Minuten spä ter mit den verlangten Sachen wieder Inten. Georg befestigte den zufammen geschmsten Plaid an seinem Sattel, nahm die Reitpeitfche mit ibrem schwe ren, bleigefiillten Griff. faßte den Zligel und sng im nächsten cAugen-L dlick die Straße hinunter. Sein wacke ses Thier brauchte er auch nicht anzu tråbem denn durch den vollen Tag, den es im Stalle gestanden, war es schon ungeduldig und rastlos gewor den. Aber er wollte es auch nicht vor derseit anstrengen, unt seine Kräfte ge schonen Ueberdies durste er, so ld er in die engen Straßen einbog, nicht so rasch reiten und sein Thier deshalb einzügelnd, trabte er, so schnell et hier noch vorwärts rücken konnte. seinem Ziel entgegen. «- - Bald hatte er Altona erreicht, und um ja den günstigsten Moment nicht zu versäumen, ritt er augenblicklich dein Circus zu, dem Zuge dort, wenn er etwa schon aus dem Rückwege wäre, zsu begegnen —-— aber noch war Alles still. Ein Briefträger, den er anredete und nach der Cavalcade fragte, sagte ihm, daß er die Kunstreiter vor tauni zehn Minuten dort irgendwo rechts hinunter gehört hätte. Wo sie jeßt wären, wiißte er nicht. aber jedenfalls müßten sie hier wieder vorbei. Georg wartete nicht darauf; er hielt der be eichneten Richtung zu und hestete feine ganze Aufmerksamkeit dabei nur aus die absteigen-den Straßen, um nicht in diesen irre zu werden und sei nen Weg im entscheidenden Augenblick zu verfehlen. Sein Plan war gefaßt; ernst und ruhig ritt er im Schritt die Straße nieder, dann und wann hal tend, ob er die laute Blechmusit durch das Gerassel der Wagen und das Ge liirm der lebendigen Stadt nicht hören könne. Noch ließ sich tein derartiger Laut unterscheiden; als er aber wie der eine Straße entlang geritten war, kalt und umsichtig dabei jedes mitg liche hinderniß.erspähend, und eben wieder um eine Ecke bog, schlugen die fernen Klänge der Trompeten deutlich « an sein Ohr. Fast unwillkürlich zit gelte er sein Thier ein, den willkom menen Tönen zu tauschen deutlich unterschied er die Richtung, näher und lauter wurde der Lärm -— es war kein Zweifel mehr, sie kamen gerade auf ihn zu. Das aber lag nicht in seinem Plane, mit dem er fest mit sich im Reinen war; aber er dachte auch nicht daran, sich zu übereilen. Nubig erwartete er das Näherlonimen des Zuges, sein Herz klopfte dabei fast hörbar in der Brust. sein Gesicht war aschenfahl geworden, aber teine Mus lel regte sich, und erst als er die vor anreitenden Trompeter nach sich ein biegen sash, lenkte er fein Pferd in eine kleine Gasse hinein, die hier schräg abbog und ihn vollständig oerdeckt hielt. Dort iieß er den Zug, der wie der dem Circusplatze zubielt und je denfalls seinen Rundritt vollendet hatte, vorüber, und schon klangen die Trompeten, da der Schall durch eine neue Biegung der Straße gebrochen wurde, wie aus weiter Ferne, als- das Pferd den leichten Schenkeldruckdes Reiters fühlte. Der Zeitpunkt war gekommen, in dem er handeln mußte, und ein trotzi geiLächein zuckte zum ersten Mal K wieder seit langer Zeit unt die fest zu sammengepreßten Lippen des Man nes· Das Pferd bog in einem leichten Stab in die Danptstrahe ein« und eben konnte er noch die Lesten des Zuges, ! die Gomit erinnern die mit dem! solle i Stöße triebe-u. Mühlert - Bat der e des Allen Aber nicht ,. diesen fürchtete er seht, denn wenn er ihn auch erkannte was thotw Ehe - et M wen im Heide-den warnen " baute, var sein a schon gelungen —- oder m M, nnd mit der Ge tw« usw-, Miit-M tät EIN tie? Zeche aalf di; ca u, a i o ewigen-it hand Iskvtjeu w scheut Vlies sich dabei Jene eer amb sicher, seines M seine sahn zu· vergehn-. s saß var raerade m eer der hauptstraßen der Stadt ein-gebogen die direlt aus den breit und hoch aus geführten Cireus des Monsieur Roya fet zusührtez oon Weitem ließ sich chon das aus neuen Brettern ausge siellte Gebäude mit seinem schräg zu lausenden spigen Dache erkennen. Georg übersah das Alles; er hatte sein Terrain an diesem Morgen genau recognoscirt. Fest hielt er sein Thier im Zügel und lentte jeht um den Menschenschwarm herum, der die Hanswurste lachend und jauchzend umtobte. Allerdings hatten sich schon einige Reiter dem Zuge heute Morgen angeschlossen —- meist Reugietige, die ihn eine kurze Strecke begleiteten und dann wieder, durch das Schauspiel er müdet, davon til-bogen Die zu den Kunsireitern gehörenden Personen in teressiren sich aber natürlich sitt-jedes Pferd, das sie sehen. besonders wenn es von edler Rate ist, und der alte Mühler machte keine Ausnahme da von. Mitten in seinen Spritngen und Neckereien, bei denen er rechts und links mit seiner llappernden hats pritsche Schläge austheilte, haftete sein Auge an dem Pferde und fuhr er schreckt von ihm empor zum Reiter. Den Rappen lonnte er nicht verken nen, und der leise Schreckensru; ent suhr seinen Lippen: «Beim Ton el — Georg!« So geschickt Mithin auch bisher ge wußt hatte, trog allen ausgetheilten Hiebem tllngrifsen auf ihn selber zu entgehen unddie Lacher auf feiner Seite zu behalten, so ganz aus aller ssung brachte ihn die plohliche Er cheinung des Mannes, den er von allen auf Erden in diesem Augenblick am meisten fürchtete. Er hatte in der That alles Andere um sich her in dem einen Angstgedanten vergessen, was der Mann jetzt mit Georginen begin nen würde. Die mußte er warnen, und er sprang nach seinem Ponh, fühlte sich aber auch in demselben Augenblick wieder zurückgerisfen, denn drei oder vier Jungen hingen an sei nen Schößen und hielten ihn jauch zend fest. Wie der Blitz fuhr er frei lich mit feiner Pritfche herum, aber die Jungen waren durch die früher erhaltenen Diebe schon gewitzigt wor den, und sich fest an ihn drängen-d und ihn mit ihren Armen umfassend, ga ben sie ihm keinen Raum, sie ordentlich zu treffen. Das half ihnen indesz nicht « viel denn die anderen Clowns ließen ihren Kameraden nicht im Stiche. ’ Von beiden Seiten sprangen sie zu s und so derb hagelten diesmal die Prä gel auf die ihnen verlockend genug zu- ( gedrehten Rücktheile, daß die Bande sehr zum Ergöten des übrigen Publi kums, heulend und schreiend ausein anderstob. Mühler war aber dadurch in seinen Bewegungen gehemmt wor den. und Minuten vergingen, ehe er seinen Ponh wieder erreichte. Jn zit ternder haft warf er sich auf dessens Rücken, und feine Flanlen mit den hacken bearbeitend. iprengte er den Zug entlang, Ronazet die gefährliche Nähe seines Nebenbuhlers zu melden und Georginen zu warnen Lange vorher hatte Georg’s wacke rer Rappe seinen herrn am Zuge hin aufgetragen Die Blicke des Vaters suchten dabei und fanden das Kind und wenige Selunden fpäter war er an dessen Seite, L w,,«, Zllfcpymt quku un Um Yrurgcsi vergebens ihre Mutter gebeten, sie nicht rnit auf die Straße zu nehmen. Bitten wie Thränen blieben gleich er folglos: sie mußte, denn sie sollte sich wieder an das lustige Reiterleben ge wöhnen und nicht allein daheimsitzen, zu denken und zu grübeln und zu weinen. Natürlich gehorchie sie, ( wie sie ihr kleines munteres- Thier aber be stieg-n hatte, so faß sie noch, die Blicke an der Mähne desselben haftend, das Antlitz bleich, der ganze kleine Körper zitternd, und die Gedanken waren weit don da. Nicht an den glänzen den Umzug dachte sie, an die schmet ternde Musik und das gaffende Volk, sondern an die freundliche Heimath im Walde dort weit von hier »— - an den Vater, dem sie entrissen wor den und an dein ihre ganze Seele hing, an ihre liebe, freundliche Er zieherin. die sich jetzt ihretwegen-sor gen und um sie weinen würde. Und konnten sie je erfahren, wo sie fei? — und wenn das, würde die Mutter sie je wieder freilassen aus diefem Leben, dessen ganze Qual sie erft am gestri gen Abend durchgekoftet? Rasche Huf fchläge neben ihr weckten sie aus ihren Träumen, und eine hohe- dunkle Ge stalt warf ihren Schatten über sie hin. »Josephinel« flüsterte eine fo, wohl belannte Stimme an ihrer Seite. Staunend erschreckt fah sie aus. und wie ihre hsnd fast unwillkiirlich, und mehr im sieh zu halten, als aus einem andern Grunde, den Zügel faßte, rief sie: »Bei-r —- Du — Du hierf« »Willst Du mit mit sehens« .Vthin Da mich fährst!« »So komm —- rafch —- sprlng her ilbeek eief der Mann, vor innerer Bewegung kam-i WH, die Worte Käse die Lippen zu dein-gern »He-b .- äensild M T get-· thsek , VII E c p gthine im Stande vg, ihre Sinne - fa weit zu sammeln, daß fie begriff, was ihr Vater von ihr wollte« wie sieh einer der Reiter durch die Uebrigen drängte. —- Es war Karl, der in die fem Augenblick frei aus dein Zuge mit verhängten Zügeln nach vorn sprengte. »Spring!« bat der Vater in Todes angst- denn keine Sekunde spat u verlieren -— JPring zu mir; ich faife Dich!« - »Halt! was geht da vorf« riefen Andere der Schnar. die Georg nicht kann-ten; Jofephine faß noch immer regungslos. nicht fähig. sich zu bewe gen; aber Georg war nicht der Mann, den einmal gefaßten Sieg ans den hönden zu geden. Sich im rechten Steigbiigel niederbiegend, faßte er fein Kind mit dein rechten Arm um den Leid, und noch während er fie empor hab, fühlte der Rappe den eingeftoße nen Sporn, der ihn nach vorn trieb« Frei an feinem Arm hing bei dem er sten Sake des Pferdes das Kind in der Luft. aber fchon faß der Reiters wieder eifenfeft im Sattel, und wish rend er die willenlafe Kleine in feinen i linken Arm warf, und der Rappe, das i Feuer aus dem Straßenpflafter schla- I gend, den Zug entlangflog, faßte feine ? Rechte die bleibeschwerte Peitsche feft and sicher, sich feine Bahn frei zu hauen, wenn ihm tein anderer Aus weg blieb. Links hinuder konnte er nicht; keine i Straße bog hier ab, und hinter dem Zuge wälzte sich der dichte Menschen schwarm —«— also voraus, und mit Gedantenschnelle flog er hin. Da schoß Karl an Rohazet’s Seite. E Disefer, durch das Getöse betäubt, das die dicht vor ihm reiten-den Trompeter machten, hatte von dem, was hinter ihm im Zuge vorging. noch keine Ahnung —- als plöhlich des erschreck ten Burschen Stimme in sein Ohr dröhnte: »Dort ist Georg Bevtrandl er entführt das Kind!« »Georg? um Gott!« schrie Geor gine, erschreckt emporfahrend, und die herandonnernden hufe bestätigten schon die taum gasprochenen Worte. Jm Nu aber hatte Royazet seinen Zügel aufgegriffen, und dem eigenen Thiere beide hacken in die Flanten bohrend, flog er mit ihm wie ein von der Sehne geschnellter Pfeil dem Feinde entgegen. , Jn dem Moment brauste Georg heran, und aus dem Wege ftob Alles vor dem Rasenden. «halt!« donnerte ihm Royazet zu, und wie er, fast durch die Luft flie gend, an Septas Seite war, griff feine Faust nach Josephineni Kleid. Da traf die schwere, bleigesiillte Peit sche den auyestreckten Arm, daß er gelähmt zur Seite sank, und der Rappe schnob mit einem Satze vorbei. Den Verfolger war er deshalb freilich noch nicht los, denn Royazet brauchte die andere Band nicht fiir die Zitgelx sein Thier, von fast so edlem Blute als das, welches feinen Gegner trug flog, nur von den Schenkeln geführt, herum, den Rappen einzuholen. aber der hatte schon eine Pserdeliinge Vor sprung, und« wie ein Wetter sauste er dahin. L »Halt da —-« halt!« schrie Polizei, die dort im Wege stand, und sprang vor, dern Pferde nach dem Zügel zu greifen »s— wieder sant die Petsche, und mit einem Schmerzensschrei fuhr der Dienstbeflissene zurück. EinSchieb: larren fuhr quer über die Straße - - der Mann ließ ihn fallen und floh zur Seite; einem Vogel gleich schnellte der Rappe darüber hin, der graue Araber, den Rohazet ritt, blieb dicht an seinen Fersen. Wagen treuzten ihren Weg, aber die beiden, der leise sten Führung gehorchenden Pferde fanden lein hinderniß, das sie nicht überwunden hätten. Wie ein Blin strahl schoß der Rappe über den Bo den, wie der Schein, der dem Blitze folgt, folgte ihtn der Graue, und beide Pferde schienen den Boden, aus dem sie die hellen Funken schlugen, kaum zu berühren. ——- Aber der Araber war dem Rappen nicht gewachsen, und selbst wenn er ihn eingeholt, fühlte Rohazet recht gut, dasz er allein dem Vater das Kind nicht würde entreißen Könnens Doch seine Ehre als Reiter stand hier auf dem Spiele, und weiter und weiter jagte er sein schnaubendes Roß. Der seidene Mantel, den er trug, schlug ihm Wind —- wild weh ten seine haare hinterdrein, denn das ederbarett hatte ihm der tolle Ritt chon lange entführt. Aber seine hacken trafen des arabischen Hengstes Flanlen; mit Stimme und Schlag seuerte er ihn an —- zu mehr, als er zu leisten vermochte —- den Rappen einzuholen. Wie in Erz ges en saß dagegen Geotg irn Sattel. in dicht an seine Brust geschmiestes K nd im Arn-, das dunlle sage in Siegesjubel blisenb, die Rechte mit der Peitsche bewehrt, so flog er dahin, sein Thier sich selber überlaserM wie eine Erscheinung an den entseht zur Seite Prallenden vor bei, bis Deutschlands Grenze, , die Linie, die Altona von harnburg schei det, zwischen i nnd seinem Feinde » Noch l« er feinem wackern V edensiisebbiierdienächpe Werteiihe sasi erreicht. Jest wußte er. das er aus deutschern Grund und Boden war, und nicht länger mehr brauchte er zu sliehen. »s« Wollte ihn sein Beriolger erreichen, hier hielt er · ihm Stand, und mit dein Willen sast parirle er sein Pferd, das so, in vol ler Flucht. sich aus den Hinterbeinens hob. herumslog und wie angegossens stand. -— Aber Rohazet war klug ge nug, dem um Aeußersten Getriebe-sen nicht aus fein eigenes Terrain zu sol gen. Die Grenze bildete siir ihn das letzte Ziel der Verfolgung, und dort sein Pferd so rasch und sicher pari rend wie Georg. lenkte er es zurück. und war wenige Minuten später, be schämt, besiegt, zwischen den Häuser reihen Altonai verschwunden. Ein Mumphikmdes Lächeln zuckte um Georg’s Lippen aber es war nur ein Moment. Die Gegenwart nahm ihn genug in Anspruch -— das Andere lag dahinten Rasch schnallte er den Plaid von seinem Sattel, denn sein wilder Ritt sowohl, wie die wun derliche Tr cht des Kindes, das er vor sich tru . erregten die Ausmerl samleit der ruhigen, an so etwas nicht gewöhnten Bürger hamhurgs — Neugierige begannen schon sich um ihn zu sammeln. Ohne Zögern hüllte er die Kleine in den weichen Plaid, nahm ihr das Barett vorn Haupte das er darunter barg, verdeckte ihr geschminttes Antlitz, und irahte dabei schon wieder schars dern nächsten Thore zu. Aus Sieht den Leuten, und er war vergessen. Jn der Stadt selber lonnte der aus schweißdedecktem Thier Vorübertrabende nur sliichtigk UUIWUICMIUI ckccgclls Mk Beute dort hatten auch zu oiel mit sich selber zu thun, sich noch um Andere, Fremde zu belümmern. So gewann er ohne weiteres hinderniß sein hoteh sprang vorn Pferde, das er dem haustnecht übergab, um es rasch in den Stall zu führen und abzureiben, und trug sein Kind, noch eingehüllt in den Plaid, die breite Treppe selbst hinauf. Das Stubenmädchen erstaunte al lerdings, als ihr der Auftrag wurde. so rasch als möglich Kinderlleider für die Kleine herbeizuschaffen; dort aber war das leicht. Jn einer halben Stunde hing Josephine, Freudenthrü nen weinend, in einem dunkeln, war men Kleide an ihres Vaters Halse, und schon der Abendzug, der Ham burg verließ, führte sie mit dem Va ter und dem alten erstaunten Barthold der heimath wieder zu. l 29. -- Wolf o. Geyerstein saß allein in seiner Stube, den Kopf in die Hand gestützt, und vor ihm lag ein offener Brief Georg’s: Tausend und tausend Dank für Deine brüderliche Liebe, mein Wolf! -—— Du hast Recht —- meine Stellung hier« nach dem Vorgefallenen, ift, wen-n auch nicht unhaltbar. doch höchst drückend. Durch jenen herrn d. Süh big, wie Du aus meinen früheren Brieer weißt, und durch des alten Mühler trunlene oder seines Neffen boshafte Schwatzhaftigleit ist mehr unter die Leute gekommen, als ich im Anfange selbst vermuthete. Das Ge rücht, was ich früher gewesen bin, hat Boden gefaßt, und die Gutsnachbarn ziehen sich von mir zurück, vermeiden mich wenigstens-, so viel es geht, und ich werde sie nicht aufsuchen. Meine ganze Seligkeit ist jetzt mein Kind, das ich glücklich dem ihm selber furchtbaren Leben entrissen habe. Daß Georgine durch einen Sturz vom Pferde das Leben verlor, weißt du. Frei oon allen Banden, die mich bis W dahin an das alte Leben leiteten. will ich von nun an meine Bahn beginnen. Fiir Dein Anerbieten, mich nach Ungarn auf das dort fiir mich ange laufte Gut zu sehen, nimm meinen heißen Dant. Du haft schon mehr fiir mich gethan, als felbft ein Bruder fiir den andern thun lann, aber ichs will Dich aller weitern Sorge fiir mich entheben. Jch habe einen andern Plan fiir mich. der mich mir selber wiedergeben foll. Will es Gott, foj fehen wir uns dereinft noch froh nndi fröhlich wieder, und dann lann ich derj Mutter auch getrost in’s Auge schauen. Ich will nach Amerika. Es wird mir von meinem tleinen Kapital etwa fv viel übrig bleiben. mit meinen Be gleiter-n hiniiber zu lommen. Jch habe ein Kind angenommen - - eine Waife —- als Jofephinens Gespielin, die mit unendlicher Liebe an der neuenSchwe fter hängt. Von allen meinen Sachen nehme ich nur den Rappen mit, der mir mein Kind befreit ——— aber nur bis zu Dir. Mag er Dir von ith an fv treu dienen, als er mir gedient. Alles Weitere mündlich. Jch komme auf der Durchreife nach »Is. um Dich, Du treues Herz, noch einmal zu fehen und Dir felber fiir Alles, was Du an uns gethan. zuf danlen. Wahrschein lich folge ich diesem Briefe unmittel bar; denn wie Du mir schreibst, wird der neue Pachter fchvn in acht Tagen eintreffen. und es ist Alles hier fo ge regelt und in Ordnung, daß dem al ten Verwalter das Gut auf die lurze Zeit ohne dae geringste Sorge anver traut werden lann. Jch bin gerade gebei, ihm das Inventar zu iibergei n. Es grüßt und liißt Dich bis dahin Dein G e o r g. P. S. ——- Da Du mich nach dem Namen des traurigen Jndividuumz fragst das meine Frau zu ihrer lucht benutzte, so schreibe ich ihn ir. — Er nennt sich Baron hugo v. Silberglanz. Wolf hatte den Brief wieder und wieder gelesen. Er war ausgestanden undsskzing mit raschen Schritten in sei nem Zimmer aus und ab »Er darf nicht sort!« slüsterte er dabei, »nicht nach Amerika! Es ist das letzte Herz das hier noch mir ge hört s— wir gehen zusammen fort von hier — nach Ungarn Brennt doch der Boden auch mir unter den Füßen. Gott sei Dant, daß er tomrnt —- be sprochen ist so etwas besser, als ge schrieben, und er wird er tiinnte nicht von mir gehen —- wiiszte er nur den tausendsten Theil von dem, was ich um ihn hier leide«, sehte er mit leiser, kaum hörbarer Stimme hinzu. Mit dem Entschlusse« feine Stel lung hier aufzugeben und die Stadt selber, die so viele trübe Erinnerun gen fiir ihn barg, zu verlassen, tam auch plöhlich Ruhe iiber ihn. Er ord nete seine Papiere und ließ sich dann bei dem Fürsten melden. Der Fürst war aber aus die Jagd gefahren und wurde erst am nächsten Abend zurück erwartet. Die Lataien schlenderten miiszig im Schlosse herum und zählten vor lauter Langerweilkdie Fenster scheiden. Karl. der Bursche des Nittmeisters, hatte indessen mehr Beschäftigung, denn ihm war der Austrag geworden, zwei Zimmer stir Gäste herzurichten, mit allem Nöthigen zu versehen und ordentlich durchwärmen zu lassen, da der Besuch jeden Augenblick eintreffen konnte An dem Abend war Soiree bei herrn v. Zithbig und Gras Generstein ebenfalls eingeladen worden — der sich aber entschuldigen ließ Gegen ,Ahend. als er durch die Stadt ging ftrcrf er den Baron zufällig aus der Straße. ) (Fortsehung salgt.) W « see urtuuvllfetenltche schwel Der Kanton Graubiinden, der in nerhalb seiner Grenzen namentlich das Juwel des Ober-Engadin mit sei ner herrlichen Umgebung anGletschern und Hochgipfeln umfaßt, hat den Mut gehabt, die Automobile aus seinemGe biet zu verbannen. Hier herrschen also nur Eisenbahnen, gewöhnliche Wagen und die zuverlässigste Maschine de: menschlichen Gehwertzeuge als Ver lehrsmitteL Man ist gespannt darauf gewesen« wie das Automobilverbot auf den Fremdenbesuch in Graubiinden wirken würde, und auch die Behörden des Kantons haben sich guten Erfolges wohl kaum ganz sicher gefühlt. Den noch läßt sich schon jetzt sagen. daß ein solcher eingetreten ist, denn in diesem Jahre sind die Hauptanziehungspnnkte Graubiindeng stärker besucht gewesen als je. Jnsolge dessen erscheint die Feindschaft gegen die Automobile in der Schweiz weiter um sich zu greifen, und mehrere andere Kantone erwägen ob sie dem Beispiel Graubiindens sol-« gen sollen. Vorläufig werden die Leu te, die sich einer solchen Maßregel freuen würden, wohl noch in derMehri zahl sein« namentlich alte, die denTom risten zu Fuß noch als den eigentlich vornehmsten Reisenden in der Schweiz betrachten. Wer in den letzten Jahren beispielsweise am Vierwaldstätter See gewesen ist, wird den Autamobilder lehr aus der jchrnalem gewundenen Uns-nahe umsilulet ochts trennqu Alpengewiissers als höchst unange nehm und auch als schlechthin gefähr lich empfunden haben. Vielleicht wird es sogar einmal zu einem Bundesgesek gegen die Automobile in der Schweiz kommen. Der Kanton Ziirich but die Absicht, vorläusia siir die Sonntag nachmittage den Automobilverlehr auf sämtlichen Aantonalstrasken zu verbie ten. Ausgenommen sollen nur die Stadtbezirke von Ziirich und Winter thur sein. Außerdem soll für dieNachts stunden eine Beschränkung eintreten Selbstverständlich haben sich die Auto mobilisten zu einemProtesi zusammen getan, aber es hat den Anschein, als ob sie dabei den Mir-Irren ziehen werden· Auch in unserm YellomstonesPart ist der Gebrauch vonAutomobilen nicht gestattet. Ein Professor hat ausgerechnet. dass die Lebensdauer der Erde noch 15, 000,000 Jahre sein wird. Na, da kann man sich ja ieden«-,slbend ruhig ins Bett legen. Nachdem der Bitndes:3ensus erge ben bat, daß die Bevölkerung New Yorls zu vierzig Prozent aus Perso nen besteht, die im Auslande geboren sind, rühmt sich Chicago, die größte nmerilanische Stadt zu sein. Aber mit Recht? Der Oasen-Krieg in Tripolitanien nimmt einen mehr oder weniger ski schen. fröhlichen Fortgang Die Ita liener werden sikh bald ebenso »oeroast« vorkommen, wie sich s. Z. ein bekann ter Witzbold in der Menschenwiiste Sbicago fühlte. Zlvingen wir, so nennen mir es Macht, werden wir gezwungen, so nennen trir es Gewalt. n Ei giebt keine langen Winterabcnde mehr! l Der Graf non . Dante Christo ·« ceicn Sie dein interessantesteu Roman aller Zeiten, das an Abenteueru reiche Leben de Gtafkn von cMontk Christo von Alex-andre Dumad sieben diesem unvergleichlich ipanuenven sei-um enthaiien die beiden Bäuve noch zwei weitere sit-imme Ein Grab an der Kirchhofmauer von Julie Butoiv Vaniinknyof m u. muss Ju der Qiiiee dieser Zeitung zu haben