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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Jan. 5, 1912)
Wi- Hkhwibehmk non sitz-zip sank-ungel. A W " No. 600. E paar Dag zurück hen mer e wenig srieher Dinner gehabt wie juhschiel; die Mennsohks ware all in seit heim un ich hen auch nit viel Jos- mit den Koche gemacht. E paar Sennwitsches sin schnell gekocht un mer braucht sich dann auch nit viel mit den Discheswasche zu battere. Wie es awwer als e Ruhl is: wenn der Mensch nit viel zu duhn hat, dann gleicht er immer noch weniger zu duhn, mer werd wie mer aus gut deitsch sage duhi lehsig. So hen ich auch selle mais gedentt: »O well, hen ich ge denkt, der Philipp, was mein has dand is, der liegt an seine Kautsch un duht en Niipp nunme; die Kids sm all sort un watts de Juhs, daß ich da seht starte wege die paar Disches hei sses Wasser zu mache un noch e halwe Stund in die Kitschen erum sosse. Du besser stellst die paar Kopvs un Sahsersch in die Sink un läßt se stehn« bis nach den Sapper; dann geht das Disches wasche in einer Schmier hin.« — So hen ich es auch gemacht. Ich den die Kitschen e wenig ausgesuch tentJm dann sin ich in fmei Sitten ruhm’ un hen mich hingesetzt un hen gestart die Storie in den Pehver zu lese. Jch ben arig mollig gefühlt, in Fäat den ich gesählt wie en Milljio nehr, wo grad en arme Feller en Niael geschenkt hat. Mit annere Worte, ich hen sättisfeit und häppie un tn Pies mit die ganze Welt ge siihlt un das war arig schön· Jn die Stohrie hen ich grad en arig interest ing Perregrehs gelese. Es war drin heschriwwe, wie e Kandel, wo sor die längste Zeit an die Auts war, am Krtßmeszdag widder ausgemacht hat; se sin sich in die Arme gesalle un hen hoch un dheier geprammißt, dass in ihr ganzes Lewe nias mehr zwische se komme sollt un daß alle Fette un Kwarrels, wo se jemals gehabt hatte, vergesse un vergewwes sein solle. Jch kann Jhne sage, das hat mich arig getotscht un ich hätt gar zu gern auch noch gelernt» ob se zu ihre Prammis ses gestocke sin, awwer wie es grad am allerschönste geworde is, da hat es gesagt: «Fortsehung folgt« un da hen ich osf Kohrs warte müsse bis zum nächste Dag. Seh, Mister Edithor, könne Se es denn nit den Weg siase in Jhr Pehper, daß es nit immer an die schönste Stelle mit die Storie stappe duht? Es is arig disepeunting wenn mer in seine heiligste Gefühle diftörbt werd. Ich kenne wenigstens noch drei Lehdies, wo ganz den näm liche Weg fühle un wenn Se da en Jmpruhsement mache könnte, dann dehte Se sich e Fedder in Jhne Jhre Kavv verdiene. Awwer ich sin do ganz von meine Storie abiomme; ich den, wie mer aus deitsch sage dicht, mein Drett ver lore. Also wo sm ich denn gleich stehn gebtiwwe? O ichs, an meine seieriiche Stimmung. Well, wie ich so da sitze un so häppig fühle, da deni ich aus einmal, wei Lizzie den ich ge denkt« es is schon die längste Zeit her« daß du nicks poetisches mehr von dich gewwe hast« Einiger Dichter werd mit mich egrie, daß mer in den rechte Juhmer sein mus-» wenn mer ebbes diesentes in die Lein produhse will. Jn bessere Juhmer, ais wie grad jetzt, hen ich mich nit winsche könne un so schnell wie der Blitz hen ich e Lettpen zel in mei Händ gehabt un hen in Feent von den Reiting Degi gesosse un ben gedicht. Wisse Se, der Statt is bei mich immer die Hauptsach; wenn ich erscht mal en Statt ben, nachher dann is gar iein Stappe mehr bei mich. For den Riesen hen ich mich auch e wenig lang besinne miisse, bis mich meine voetische Ader ge piahi is. Jch sin schnell noch emal in die Kitschen gelause un hen e Rim meiche genosse un dann war ich in Schein-. Jch ben geschriwa Ei is im Lewe häßlich eingerichtet«. o, das war es nit, was ich hen schreiwe wolle. Das is mich zu be kannt vorgekomme un wenn ich recht sin, ben ich das schon emal sritber ge bicht gehabt. Da hen ich den zweite Itempt gemacht un hen geschriwa Sommer, wenn es beuling hatt nun denkt kein Mensch in Dorf un Stadt daß et so en Ding wie Winter gibt, Mal-i der Sommer is beliebt , Mer freut fich innerlich ganz stiii Jm Sommer gibts iei Kohle-Bill. So lebt mer giieilich, fingt tralah! Auf einmal is der Winter da. Weiß meU noch nit, dann merkt mers bald Bietahs im Winter is es ialt. Mer mißt fehr fchnell dir Wärm der Sonne Un muß full Biehft die Förniß konne. Mer trägt fei hewwie Unnerwehr Un dabei friert mer doch noch fehr. Mister Edithor, es is tein Juhs, daß ich Jhne mei ganzes Poehm schicke, biiahö Sie fin im Stand un werfe es in das Wehftbiiscket Wenn Sie e wenig Verstehftemich von echte Poesie hätte, dann dehte fe einem in iorretfche, awwer das Wort fteht nit in Jhne Jhren deitfche Dickfchenerrie. Wenn Se wolle, dann fchick ich Jhne auch n·och den Biillenz von mei Ge dicht, wenn nit, dann kann ich iesig e annered Pehper finne, wo es gern poblifche duht. Mit allerhand Achtung Yours Lizzie Hanfftenget Iatalef Erfolg. Wirth Czum Meierologen): »Bor zwei Stunden prophezeiten Sie, es würde heute noch Regen gebe-ji« Professor (triumphirend): »Nun. habe ich recht gehabt?« Wirth: »Nein « aber die anderen Gäste müssen Jhte Prophezeiung wohl gehört haben denn es hat einer ihren Schirm mitgenommen!« »Der-drehte« Worte. Auch zur Zeit der »Biedermeier« war nicht jeder »Mein bieder«. ·- - s Zu einer- Reife an’s »Mittelmeer« gehören oft »mehr Mittel«, als man i. hu r- o- i Gerade die »Scheinheiligen« umge ben sich gern mit einem »Heiligeni fchein«. Abersliuiifch. Junger Ehemann: »Das Ragout ift Dir nicht recht gerathen, Liebchen!« Frau (resignirt): »Ich hab’s gleich ge-fagt, das stand auf Seite 13 im Kochbuch das ift eine Unglückszahl!« Wie kieil Jn Swinemiinde treffe ich meinen Freund und seine furchtbar verliebte junge Frau. Wir nehmen unfere bei derfeitigen Verwandten durch. und ich erzähle, dafz mein Onkel Goldtniiller gestorben ift und alle feine Millionen feiner Frau oererbt hat. »Na, Kind«, fagt Hans zu feinem Weibchen, »möchteft du nicht Herrn Goldmüllers Wittwe fein?« »Nein, Schah«, entgegnet sie mit einem schönen Augenauffchlag, -—— »ich möchte keines anderen Mannes Witt we fein als deine!« Minftifle Gelegenheit Wirthim »Dieer Mittag können wir den Fifch vorn vorigen Sonntag noch einmal feroiren, es sitzen nämlich zwei Chauffeure am Tifch ...., da riecht man nichts!« Gast cdec ein flicht mehr gan isches Fleisch bekommen hat): »Sie, HsrxftWirh das Narbenadl ist nicht ftifchl" Wirt (erstaunt): »So —- da müssen wahtfcheinlich die Speistaktcn von »vor gefteru« erwiicht haml« —- «Hllfo wieder eingebrochenl?« —- »Mir wär's ja auch lieben wenn mir die Leute das Geld ins Haus brin gen würden.« PM-» Gast Wen Wirt erantvinkend): »Da istgxi ne Fliege im las, Herr Witt!" ikt: » Die paar Tropfen Birk, die die wegtrinkt, sind doch nicht der Rede wert-" - Die deutsche Gefahr in Frank reich. Brüderlich vereint ziehen seit kur zem radikale und reaktionäre Chauvi nisten-wieder einmal mit verdoppel tem Eifer gegen die deutsche Gefahr in Frankreich zu Felde. Während der eine dabei die in Paris und dem übri gen Frankreich weilenden Deutschen selbst in Person nach Zahl und Beruf vornimmt, um mit phantasievoller Statistik den Beweis zu führen, dafi sie ganz Frankreich zu überwuchern auf dein Wege sind, veranstaltet der andere eine Untersuchung iiber die Ueberschwenimung des französischen Waarenmarktes durch die Erzeugnisse der deutschen Industrie, um den fran zösischen Patriotismus gegen dies Jnvasion in die Schanzen zu rufen. Indes, beide Lieder sind schon so alt und abgedroschen, daß sie nicht viel mehr zu verfangen scheinen, so sehr man sich auch bemüht, sie in der Ton art auszunutzen Dazu kommt, daß der Erfolg oft ganz anders ist, als man erwartete. So ist es jetzt insbe sondere dem chaiivinistischen Ober hiiuptling Gustav Tåry mit der Un tersuchung ergangen, die er in seiner Wochenzeitschrist L’Oeuvre über die deutsche Waareneinfuhr in Frankreich veranstaltet hat. Auf den Alarniruf feiner Zeitschrift hingean erhielt er eine Zufchrift, die er der klassischen Deutlichkeit wegen, womit sie die Lage der Dinge beleuchtet, in ihrem ganzen Wortlaut abdruclt, und es wäre aus eben demselben Grunde schade, wenn iiian deutscherseits nicht diesem Bei spiel folgte. Die Zuschrift L’Oeuvre vom 2. November lautet: uiaris, 26. Oiiover mu. Meine Herren! Gestatten Sie mir, zu Jhrer Unter suchung über den deutschen Handel in Frankreich meinen Beitrag beizu steuern. Jch bin selbst Kaufmann und durch meine eigene Stellung wohl in der Lage, die Frage zu beurtheilen. Zunächst muß ich Jhnen aber sagen, daß ich Franzose aus Frankreich bin, Von biiuerlicher Hertunst, infolge des sen kein Eingewanderter, was mein Urtheil beeinflussen könnte. Sie schei-· nen mir in Ihrem Preßseldzug aus falschem Wege zu sein. Es sind nicht die Deutschen, die den französischen Handel ruiniereii, sondern dieser rui niert sich selbst. Um mich zu erklären, s will ich Beispiele anführen. Sie füh- T ren den Fall der Knorrschen Nah rnngsmittel «- Erzeugnisse an. Leider» bin ich mit einein schlechten Mögen be haftet und gezwungen, genaue Regeln zu befolgen. Da habe ich bemerkt, daß dishafergriitzh in Wasser gekocht und mit Zusatz von etwas Milch mir vor trefflich bekommt. Jch habe sie gesucht« aber nirgendwo anders als bei Knorr gefunden. Seien Sie sicher, daß, wenn es in Frankreich ein ähnliches Produtt gäbe, ich meine von Franzosen herge stelltes Produkt, ich nicht zögern wür de, es zu kaufen. Jst es nun aber der Fehler von Knorr, wenn ein französi scher Jndustrieller nicht aus den Ge danken gekommen ist, dasselbe Erzeug niß herzustellenf Worin sehen Sie hier, nach Jhren eigenen Ausdruck, deutsche Nachahmung oder Betriigerei? Meine Frau liebt die mit Likör ge füllten Chokoladen. Jch habe bei al len französischen Zuckerbäckern danach gefragt, bei Marquis, bei Masson ! Ueberall antwortete man mir, dasz s iiian sie nicht hätte. Schließlich fand sie in der Nur de la Chasfee d’Antin: es waren aber Mienen folglich deut sche Bonbons· Jch habe sie ohne Ge wissensbifse getauft und daraus ge folgert, daß die französischen Zucker bäcter zwar nicht Lumpen seien, aber Dummköpfe. Gehen wir zu den Kin derspielzeugen über. Ich werde wü wend, wenn ich zayr sur Jahr ausrrn: laß des von Lepine geschaffenen Wett bewerbs den Ersindungsgeist unserer tleinen Pariser Fabrikanten rühmen horc. Was für ein dummes Zeugs Es ist nicht« ein einziges Pariser Spielzeug da, verstehen Sie mich wohl, nicht ein einziges, das den Kin dern wirklich gefällt. Das Kind lieht nicht, was von selbst geht, es will selbst schafsen helfen, es will seine Spielzeuge beleben. Was ich deshalb auch vorziehe, das sind die entzücken den deutschen Bergeries lArchen Noahs). die Baukästen, die wirkliche Münchener Künstler zu zeichnen nicht verschmähen, alle diese reisenden Spielsachen von Nürnberg, aus Thiii ringen und dem Schwarzwalde. Jst der deutsche Kaufmann, der sie nach Frankreich vertreibt, deshalb ein Frei beuter? Sehen Sie- sich jetzt die Wurstwaren an. Treten Sie bei ei irren französischen Charcutier ein und tosten Sie diesen mit Gelatine über gossenen Schinten, diese unnennbareu Sätzen, diese Knoblauchwurst, alle diese Scheußlichkeitem die einem den Magen verderben, ohne den Gaumen Zu befriedigen. Nun gehen Sie statt essen zu einem Deutschen oder Italie rär und kosten hier Westphälischen chinken oder solchen aus .Parma, Braunschweiger Servelat-, geräucherte Lebertvurst, geräucherten Speck, Franksurter Wär-stehen Bei wem teht der Verhraucher sich besser? Ha ben wir denn nicht auch Schweine in Frankreich? Weshalb findet sich denn aber nicht ein einziger Franzose, der auf den Gedanken tornrnt, das Schweinesleisch unter anziehender orrn darzubieteni Es ist ohne wei el abermals die Schuld der s ut schen. Prüfen wir die Buchdruckerei. Ver-gleichen Sie ein gewöhnliches französisches Buch mit einem deutschen Buch gleichen Preises. Ich will Ih nen nicht wehe thun, aber wir sind das Gelächter der Welt. Jch bin Patriot, versichere Jhnen jedoch, daß, wenn ein deutscher Verleger mir eine Auswahl von Schulbiichern gäbe, wie man sie in Deutschland herstellt, ich kein Be denlen trüge, ihm mein Geld zuzutra gen und als Malulatur meine Gar-— nier, asquelle, Charpentier und an dere chundausgaben zu verlaufen, die mit Stiefelwichse aus schlechtem Papier mit zerbrochenen Typen ge druckt sind und von Fehlern wimmeln. Ja, meine Herren, nichts fiir ungut, ick, sehne mit ganzem Herzen den Ver leger von jenseit des Rheins herbei, der in dies Chaos ein wenig Ordnung bringt. Jst es die Schuld ckon Peters oder Breitiopf, kenn ihre Musilaus gaben allein brauchbar sind? Fragen Sie doch einmal irgendeinen Kapell meister, ob man in französischer Aus gabe Symphonien finden kann, die so lesbar, so llar und zugleich so billig sind, wie die von Miets. Wie steht esz mit der Messersabritation? Seit zehn Jahren besitze ich ein Solinger Messer, und es schneidet heute noch wie arn ersten Tage. Jn Frankreich stellt man Messer zu 50 Centimes mit Klingen aus Blech ber. Und dann druclt man in den Zeitungen, daß die deutsche Waare Schund, Camelote, sei! Gehen Sie zu einem Eisenwaarenhänd ler. Wahlen Sie einen Hammer mit festem Stiel, eine kräftige Zange, eine gute Scheere: ich wette hundert gegen eins-, das; es deutsche Fadrilate sind. Fordern Sie von dem Händler franzö sische Fabrikate, so wird et verstohlen lächeln nnd, wenn Sie darauf bestehen, Jhnen einen Hammer aus Gußeisens weiche Scheeren und Zangen zeigen,die nicht lneisen. Sehen Sie sich das Schuhwert an. Alle Häuser in Paris. wo Sie zu einem vernünftigen Preise gute Schuhe finden, sind fremde Häu ser. Jn den französischen Häusern » bietet man Ihnen zu 8,50 Frankeni Schuhe mit Pappsohlen an. Kenneu Sie eine einzige franziisiiche Schreib :naschinenmarle? Man bedarf der Schreibmaschinen aber doch in denBu-« reau»r. Steigen wir höher hinauf. Sie fagen, das-z die Deutschen unsere Schiffahrtsgesellschaften ruinieren. Jch hatte jüngst Gelegenheit, eine in Amerika angestellte französische Lehre rin zu sprechen. Jedes-mal, wenn iie nach Frankreich kommt, nimmt sie ei nen deutschen Dampser. Aus meine Fragen antwortete sie wörtlich: »Ja) habe die Empfindung, auf einem fran zösischen Schiffe nicht in Sicherheit zu sein, und dann ist es schmutzig dort! Man sollte glauben, das-, die französi schen Ofsiziere nur daran denken, sich zu amiisieren.« Auf einem deutschen Dampser geht alles am Schnürchen. Anstatt die Deutschen siir den Ruin unserer großen Schiffahrtsgeselschak ten verantwortlich zu machen, wäre es richtiger, diese zu ersuchen, daß sie von ihren Offizieren ein«-ag- niehr Ernst und etwas mehr Sauberleit an Bord fordern. lind aprcpos Saiiberleit, ist Ihnen niemals der Wunsch zukommen wenn Sie den lloaleualeichen Schmutz in unsern Straßen sehen, die Stadt verwaltung möae einer deutschen Ge sellschaft die Unterhaltung der Stra ßen anvertrauen? Halten Sie sich also für den Niederqana an sitt-, selbst und versuchen Sie, anstatt unte: unwiirdi gem Stöhnen den Nachbar anzullaaen, dem Fremden zuerst bei sich erfolgrei: chen Wettbewerb zu machen, durch ein Angebot vonlkrzeuanissem das den sei nigen die aWage hält, und dann mit demselben Verfahren bei ihm stell-sinnig eH z. B. daH Haus llliichelin in Deutschland macht. Tie bittern Worte feine-s Lands manng haben aus den Herattgaeber des Oeuvrc solchen Eindruck gemacht, daß er sie sich zu Herzen aenommes hat« Tern bemerlt dazu solaendeg: Das Schreiben ist es werth, daß man dariiber nachdenlt nnd darauf ant wortet. Es scheint uns zum Theil Wahres zu enthalten, und so bitter dies auch ist, wir mtissen es ehrlicher weise anertennen Einer von uns » wollte neulich im Printenspg ein Kai ieaeschirr laufen. Er mahlte eine-:- in Kupfer, einfach, dandlicb, gefällig und nicht theuer. Erstaunt, daß man eine Waare von dieser Beschaffenheit zu so mäßigen Preisen verlaufen könne, » staat unser Freund: »Bit- stellt ntan » dies hers« « »Ja Deutschland, mein ’ Herr.« Zum benachbarten Stand ge hend, prüft er einen ReaensckkirmsSpa Hierin-C der ihm lriistia und praktisch erscheint. »Das ist wohl in Frankreich gemacht?« —- »Nein, mein Herr, in Deutschland.« Der Angestellte antwor tete ohne Zögern. Es laa in seiner Antwort sogar ein Ton von Achtung, der sich als Empfehlung siir das deut sche Fabrilat anhört. Der Ton sagt Unterweist-»Es ist in Deutschland ges macht, folglich ist es eine ausgezeichnete Waare, die Sie mit vollem Vertrauen nehmen tönnen.« Erinnert man sich noch der Zeit, wo die Pariser Patria ten gegen gewisse Vonlevard-Cafes Kundgebungen veranstalteten, weil sie deutschesBier verschentten? Ging nicht ebenso einst ein lauter Schrei der Ent riistnng durch das Volk, als man er fuhr, dasz der Basar de l'Hr-tel de Ville beschuldigt wurde, deutsche Bijouteriei und Spielzeugtvaren zu vertausen? Diese Zeiten sind dahin. Jch weiß nicht« ob in England dieMarte »Made in Ger any« noch immer vorgeschrie beni . Es ist aber sicher, daß sie nicht t mehr wie ehemals ,,Camelote« besagen will. Das deutsche Ursprungserzeugs niß wird auch in unsern französischen Läden meistens eine Bürgschast siir Eleganz, Originalität und ernsthaste Herstellung Wenn wir die Thatsache bedauern, so ist es doch unmöglich und wäre es lächerlich, sie zu leugnen. » Die Erlenntniß und insbesonderei das Gesiiindniß aus so waschecht chau vinistischem Munde ist viel werth Wenn man in Frankreich, wie der obi ge stanzösische Briesschreiber es anriith, die deutschenWaaren durch einen ehrli chen Wettbewerb bekämpfen will, so würde man in Deutschland dies nur achten und aus der Einsicht heraus be grüßen, daß der industrielle Wettbe werb das Gesetz, die nothwendige Vor bedingung des industriellen Fort schritts ist. Sich durch chinesische Mauern nun in übertriebenen Hoch schutzzöllen oder in patriotischer Stint inungs mache gegen sie bestehen, heißt dagegen nur« sich in das iigenc Fleisch schneiden, heißt einen Weg beschreiten, über dessen Ende, wie der französische Briesschreiber es darlegt, kein Zweifel bestehen kann, wenn er erklärt: »Nicht die Deutschen sind es, die den französi schen Handel ruinieren, sondern dieser ruiniert sich selbst« Polarsorschung. Wollte man erforschen, wie sich ein Fluß, von den Mooren hoch drohen im Gebirge an bildet, so müßte man einer Mannigfaltigkeit an winzigen Quell bächen folgen, die einer nach dem an dern hinzuströmen, immer neue, von allen Seiten her; sie fließen zu Bä chen zusammen, die Bäche wachsen und wachsen und vereinigen sich zu klei nen Flüssen; dann hört das Waldes dirlicht aus: auf einmal steht man vor dem großen Fluß im Thale. Derartig gestaltet sich auch die Aus gabe desjenigen, der es versucht, die er sten hervorquellenden Anzeichen des menschlichen Wissens zu erforschen; al len den winzigen, unsicheten, oft bei nahe unmerklichen Anfängen muß er nachspiiren, ihrem Vorhandensein von Land zu Land in der Runde folgen, tlarlegen, wie die Keniitnismasse wächst Iund wächst oon einer Zeit zur andern manchmal in langen, stillen Gewässern, halb von Tors und Moordinsen über imachseih ruhend, manchmal in Strom . schnellen und schäumenden Wassersällen vorwärts eilend. Dann findet auch er seinen Lohns das Fluszbett wird immer weiter, und schließlich steht er an dem schissbaren Flus-» Doch Bilder sind niemals ganz zu treffend. Was hier die Aufgabe sowohl nmfangreicher wie auch so ungleich viel sckwieriger macht, das ist der Umstand, daß die Bachliiuse und Rinnsale, denen er zu folgen hat, noch viel verwickelter sind und beinahe niemals mit offener Strömung dahinsließen. Das wirkliche Wissen ist sehr selten unvermischt, mei stens ist es mit Sagen verschmolzen, ja oft ist es dies in solchem Grade, daß es völlig darunter verschwindet, und es hat dann den Anschein, als ob etwas ganz Neues entstanden sei. Einerseits ist die Befähigung der Menschen zur Jluffassung der Wirklichkeit sehr ver schieden; Hei dein vrirnitiven Menschen ist sie getrübt bis zu einem Grade, den in verstehen uns modernen Menschen »sehr schwer wird. Der primitiveMensch » Ist noch nicht dahin gelangt, zwischen Vorstellung und Wirklichkeit, zwischen tem, wag er gesehen und erlebt hat, und hie Erklärung, die er dem lkrlebten gab, eine littenzscheide zu errichten. Aber auch isei denjenigen. die dem vrimitiven Standvuntt länait entwachsen sind. H tritt iiberäCL wo unsere Fienntnisse auf-« bäten und unser Wissen uns im Stiche läßt, aiiefijllend nnd ertlärend die Phantasie hinzu; sie legt ibren bläuli chen Dunst iiber die ersten ungewissen Erkenntnis-stumme die fernen Kontus ren verschwinden manchmal gänzlich in dem Nebel der Saae. Dies ist eine diirrbaiingige Erfahrung in der Ge schichte des geistigen Lebens. Immer und iiberall sahen wir die bekannte Welt sich irr-den Dünsten des liebelhcims verlieren· Allerdings nie mals in gleicher Weise, in beständigem Wechsel. Oft kleine Nisse hier und dort, bisweilen sichtbar iiber größere Streiten; dann verschwinimen die trei benden Massen wieder ineinander. Da ber ist alles-, was Manne-sinnt und Wis iensdurst während langer Zeiträume diesem Nebelheim abgerungen haben, nnbeftimmi, unsicher und rätselhaft Fiir die älteste Kultnrwelt der Ge schichte und durch das ganze Alterthum lag der Norden größtenteils in dem Dämmerlickzs der Sage und des Mär-— ehms versteckt; dann und wann findet wohl wirkliche Kenntnis ihren Weg in die Literatur-, sie wird aber wieder ver wischt. Während des sriihen Mittel alters nimmt der dunkle Nebel zu. Es dämmert aufs neue, zuerst durch das Wogengemisch der Völkerwanderung, dann durch neue Handels-reisen und Verbindungen, bis der Durchbruch durch die Standinavier herbeigeführt wird, die mit ihrer merkwürdigen Ex vansionskrast den Westen und Süden Europas überströmten und nordwärts in die großen unbekannten Regionen eindrängen, den Weg nach dem Weißen Meer fanden, das ausgedehnte Eismeer mit seinen Ländern entdeckten, die schottischen Inseln, die Färöer, Jsland und Grönland besiedelten und die er sten Entdecker des Atlantifchen Ozeans Und Nordameritas waren. Der Nebel verdichtet sich freilich wie der, viele der gewonnenen Kenntnisse wurden sogar von den Skandinaviern selbst wieder vegessem und in dem spö teren Teil des - ittelalters sind es mei stens sagenhaste Nachtlange jenes Wis sens, die man in der Literatur Europas vernimmt und die in den Karten ihre Spuren gelassen haben. Nichtsdesto weniger bleiben die Entdeckungen der alten Standinaoier die große Grenz scheidr. Zum ersten Male begaben sich Entdecku, die sich-ihres Ziels bewußt waren, von der bekannten Welt auf die umliegenden Meere hinaus-, durchsuisi ren sie nnd fanden jenseits Land. Durch ihreOzeanschissahrt lehrten sie die See oöller Europas die Möglichleit, das große Meer zu durchgueren. Wenn das erst geschehen ist, geht die weitere Ent wicklung ganz von selbst. In der Schule der Siandinavier er hielten Englands Seeleute ihre erste Ausbildung, nicht zum wenigsten durch die Jälandsahrtenz und selbst den ser nen Portugiesen,dem großen Entdecku- , oolt der Uebergangszeit, haben sie An reiz gegeben. Durch all das Unsichere und osLscheinbar Zusällige und Bunte hindurch gewahren wir eine Linie; es geht der neuen Zeit, der Zeit der großen Entdeckungen entgegen, wenn wir aus der Dämmerung des Mittelalters her aus und in helleres Tageslicht hinein gleiten. Ueber die neuen Reisen finden wir meistens Berichte aus erster Hund« die immer weniger in Nebeldunst ge hüllt sind. Von da an beginnt die Ge schichte der eigentlichen Polarsorschung. Da hat Cabot das Festland Nord ameritas wieder entdeckt, da hat Garte Real Newfoundland gefunden, da drin-— gen Portugiesen und Engländer nord wärts- nach Grönland und in das Eis r,inein. Damit tritt auch in den An schauungen über den Norden eine neue große Epoche ein. Noch ist man freilich nicht über die nördlichen Grenzen der Reisen unserer Vorfahren hinausgelangt; noch ist die Auffassung der Polargebiete unklar und unbestimmt; während einige sich arnPol ein Festland denken, behaupten andere. daß ihn ein Kranz von Jnseln mit ge tiihrlickten Meeresströmungen dazwi schen umgeben müsse, und wieder an dere rechnen mit einem offenen Pollu meer. Unllarheit genug. Aber neue Aufgaben beginnen sich zu gestalten. Als den Seeleuten Europas ein Licht darüber aufging,daß die neuen Länder im Westen nicht Asien, sondern Teile eines neuen Kontinents waren, lag es nahe: einen Weg nördlich —- wie auch südlich —- um dieses Festland her um zu suchen, um so nach den ersehnten Reichtums-quellen Jndien und China gelassen zu können: das Problem der «kkordwestpassage war aufgestellt —- eine großartige Fortsetzung der Wege, die die Standinaoier einst nach Westen hin erschlossen hatten. Ebenso nahe aber Lag der Gedanke. daß es vielleicht einen andern, kürzeren Weg nördlich um die alte Welt herum gebe: das Problem der Istordostpassage tauchte auf. Das Ars !)eiten an diesem Problem war eine di rekte Fortsetzung der Reisen der Norwe aer nordostwiirtg nach dem Weißen Meer. So erwachten sie zum Leben, die bei den großen Illusion-en die jahrhunder telang den Sinn der Entdecker im Zau berbanne hielten. Werth als Handels straszen konnten sie nie erhalte, diese schwierigen Durchsabrten durch das Eis. Mebr als Traumbilder wurden sie nicht, aber Traurnbilder oon größe rem Wert als wirkliche Kenntnis; sie lnciten die Eutdecler immer weiter in die unbekannte Eisivelt hinein; Schritt siir Schritt. sufibreit fiir fußlxreit wur de sie erforscht; des Menschen Verständ nig Von der Erde erweiterte sich und veränderte sich, und Englands See :uackt und Weltberrschafr haben ihre straft aus diesen Träumen gest-gen. Usclmc gcmlilllgc Uchll llcgl lll Dck menschlichen Kenntnis der Erde nieder gelegt, nicht zum wenigsten in jenen entichrvundenen Zeiten, als die Hilfs mittel fo oiel armfeliger waren, als die Entwicklung fo ungleich langsamer ging! Auf den mannigfaltigsten und orrschiedenartigften Wegen gelangen Mannesmuth und männliche-J Denken ans Ziel. Was zu den langen Reisen oerlockte, das irar freilich wohl oft ge nuna die Hoffnung, Reichtum und das Glück-Island zu finden, aber noch tiefer lag der Drang, unsere eigene Erde len nen zu lernen. Zu den Reichtümern fanden die Menschen sich selten hin, stack den Gliiikliclien Jnseln niemals: aber Kenntnis gewannen wir stets. Der große Illerandey der Eroberer -önig, umspannte den größten Teil der Welt seiner Zeit, der junge glänzende Weltberrscher blieb tausend Jahre lang das Ideal, der Held aller Helden. Doch selbst seines Reiches Grenzen waren dein rastlosen, grenzenlosen menschlichen Gedanken noch zu eng. Er wuchs und much-Es zu iibermenfchlichen Dimensionen heran, er war der Göttersöhn, das Glücks-lind das dem Volksglauben nach alles, von den Säulen des Herkicleg, dem Mestende der Erde, bis zu den Bäumen der Sonne und des Mondes am Ende der Welt im Osten, unifaßte —- dem nichts unmöglich erschien —- der in einer Glasglocte auf den Meeres grund hinabftieg, um die Gebeimnisse des Ozeans zu erforschen — der es ver suchte, von geiiiliniten Adlern getragen den Himmel zu erreichen. Die Sage von ihm ist ein Bild deö Menschengeistes selbst, der, unablässig suchend, nie durch irgendeine Grenze zurückgehalten, m ewiger Hast Höhe um höhe, Tiefe um Tiefe durcheili — immer weiter-, wei ter, weiter . . . . Die Welt des Geistes kennt nicht Raum Und kennt nicht Zeit! FeidtjofNanfen.