Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 22, 1911, Zweiter Theil, Image 13

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    Yandernacht
Weithin leuchten die Felder,
Gehüllt in weißen Schnee,
Dort drüben Inistern die Wälder,
Dtunten tauschet der See.
Geht nicht ein stilles Scheuern,
Ein Wogen durch die Flur,
Wie Wonne in Wintersttauern,
Wie Jauchzen der Natur?
Was soll der selt’nen Feier
Geheimnißvolle Pracht?
Was birgst du in deinem Schleier,
Du träumende Winternacht?
Und horch: es tönt von ferne
Ein festliches Geläut’;
Und leuchtender strahlen die Sterne-—
Es ist ja Weihnacht heut!
Nun ohne ich dein Schauern
Und deine himmlische Pracht.
Dein Jauchzen in Wintersttauern,
Hochheilige Wundernacht!
Seelen, ihr auserkot’nen!
Nun stimmt in den Jubel mit ein,
Und etlet zum Neugebot’nen,
Zum GottestindeleM you J. so. tm
Ritter dem gliistelzweig.
Weihnachlserzählung von O. E l st e r
( eil einem Jahre befand sich El
(- frleve in England -- nicht zu
ihrem Vergnügen, sondern um den
Eltern daheim in der kleinen Provin
zizlstadt Erleichterung zu verschaffen,
denn außer ihr waren noch fünf Kin
der zu Haus« alle jünger, als sie, die
noch alle die Schule besuchten und viel
hinten.
ujw vek Gehalt Des Vaters-, oer
Kantor und Organist an der alten
Kirche St. Mariae Virginis war
reichte taum hin, um die hungrigen
Mäuler satt zu machen und alle nöthi
gen Ausgaben des haushalts zu be
streiten. Wenn nicht für Elfriede das
Lehrerinnen - Seminar frei gewesen
wäre, dann würde sie auch wohl
kaum ihr Lehrerin-Examen haben ma
chen können, und wenn ihr Vater der
Kantor und Organist Miterwerber.
nicht ein so vorzüglicher Musiter gewe
sen wäre.«der seine Tochter selbst un
terrichtet hätte, würde es Elfriede
wohl niemals zu der Meisterschaft im
Klavierspiel gebracht haben, welche
ietzt Jedermann entzückte und die ihr
hauptsächlich die Stelle als Erziehe
rin in dem reichen Hause des Groß
kaufmanns Mister Edward Gordon
verschafft hatte.
Ein Jahr war verflossen, seit sie in
der großen Villa Mister Gordons
weilte, Einige Tage nach Weihnachten
hatte sie das elterliche Haus verlas
sen, um die Erziehung der drei Töch
ter Mister Gordons, Anny, Nelln und
Kitttm zu übernehmen, die in dem Als
ter von zehn bis fünfzehn Jahren
standen.
Noch war ihr das letzte Weibnachts
sfest im Elternhause in lebhafter Er
innerung. Der strahlende Tannen
bnum mit den einfachen bunten
Schmuetsachen und den Aepfeln und
vergoldeten Nüssen, der jubelnde
Lärm der jungen Geschwister. die
auch über die kleinen, wenig kostbaren
Geschenke sich unbändig freuten, das
lächelnde und doch so ernste Gesicht
des Vaters und das sanfte Antlih der
theueren Mutter, deren heitere Laune
dem Vater über manche Sorge seines
Lebens hinweggeholfen hatte.
Und dann der Abschied vom El
ternhauset Die Thriinen der Mutter
und die sorgenden, so gut gemeinten
Ermahnungen des Vaters!
Sie meinen es Alle so gut mit ihr«
tsie hatten sie alle so lieb, und nun
mußte sie doch — -— zum ersten Mal in
ihrem zwanzigjährigen Leben - das
liebe traute Weihnachtssest fern von
gdem elterlichen Hause verkeben, fern
von den jubelnden Geschwister-m fern
von Vater und Mutter-und sie sollte
zum ersten Mal in ihrem Leben den
strahlenden, duftenden, grünen Weih
nachtsbaum vergessen, denn in dem
kalten, nüchternen England, da gab
es keinen Weihnachtsbaum und der
heilige Abend. der in jedes Deutschen
Herz als schönste berrtichste Kindern
innerung eingegraben ist, verlief hier
so nüchtern und gleichförmig, wie je
der andere Abend im Jahr.
Kein Weihnachtsbaum keine Ge
schenke, tein Kinderjubeh kein Kinder
liirrn, keine Thriinen der Rührung in
den Augen der Alten, die sich der
Weihnachten erinnerten, da sie selbst
roch Kinder gewesen und die jegt
wieder jung wurden, in ihren Kin
dera
Ein gewöhnlicher Asdent-, an oem
höchstens oin dampfender brennender
Plumpudding nach dem Abendessen
anzeigte, daß man morgen das heilige
Weihnachtssest seiern würde.
Doch nein so ganz gewöhnlich,
so ganz tote jeder andere Abend ikn
Jahr sollte der heutige Weihnachw
abend in dee Villa Gordon dieses Mal
nicht verlaufen, und wenn Eifriede
daran dachte« was ihr Frau Etisabeth
Gordon vor einigen Tagen gesagt,
dann glühten ihre Wangen und tlopste
ihr Setz heftiger.
»Meine liebe Eifriede«, sagte Frau
Gott-du« eine hübsche, sanft blickende
Frau von vierzig Jahren, »ich weiß,
daß M in Deutschland Weihnachten
ganz anders feiert, als wir in Eng
land. Jht Herz wird Jhnen gewiß
schwer: wenn Sie an Jhr deutsches
Weihnachten denken. Aber dieses Jahr
wollen auch wir Weihnachten ordent
lich seiern«, setzte sie lächelnd hinzu,
»ein echtez, altes, englisches Weihnach
ten, wie man es aus dem Lande noch
seiert, mit brennendem Plumpudding,
und dampfendem Punsch und grünen
Mistelzweigem Sie tennen doch die
Sitte, die sich mit dem Mistelzweige
verbindet?« fragte sie schelmisch.
»Ich habe davon gehört«, entgegnete
Elsriede, »daß wenn ein junger Mann
ein Mädchen am Weihnachtsabend un
ter dem Misteizweig trisst, er sie tits
sen dars.«
Frau Elisabeth lachte.
»Ja. so ist es, Also nehmen Sie
sich nur in Acht, denn wir werden am
Weihnachtsabend Besuch haben. Jn
-- mein Bruder Fredn .... aber was
haben Sie denn, Etsriede? s- Sie
werden ia ganz roth?«
»Nichts nichts, Frau Gordon
....'« versetzte Elsriede verwirrt und
beugte sich tieser über ihre Handar
beit
Frau Elsriede lachte fröhlich aus,
strich dem jungen Mädchen über das
blonde Haar und sagte: »Es waren
doch schöne Wochen, die wir. in West
gate an der See verlebten nicht
wahr, Elsriede?«
Diese nickte nur stumm mit dem
Köpfchen, sie vermochte nicht zu ant
worten, sonst wären ihr die Thränen
in die blauen Augen getreten.
Frau Elisabeth betrachtete sie eine
Weile schweigend mit einem sinnenden
freundlichen Lächeln aus dem gut
müthigen Gesicht; dann sagte sie: »Sie
müssen uns am Weihnachtsabend aucb
vorsvielen, Elsriede. Die sinnigen
deutschen Weihnachtelieden und die
Kinder sollen dazu singen. Sie
wissen, mein Bruder liebt die deutsche
Musik sehr. er lebt ja in Deutschland,
und kommt nur aus kurze Zeit nach
biet· Also üben Sie nur fleißig mit
Nellv und Kitth Jent muß ich aber
einmal mit der Haushälterin spre
chen...«
Damit entfernte sie sich und ließ
Elsriede mit ihren Gedanken anWeibs
nachten und an das Elternhaus al
lein.
Doch merkwürdig, die Gedanken
Elsrieden’s beschäftigten sich jetzt nicht
mehr mit dem letzten Weihnachten
und dem lieben Elternhausel Sie
sahen vielmehr ein ganz anderes
Bild » sie sahen das weite. wogende
Meer, aus dem dieSommersonne blen
dend ruhte, und über dessen schaum
gekrönten Wellen die weißen Möven
hin und wieder schossen gleich silbernen
Vseilen. Und sieisah den Strand von
Westgate und sah sich selbst an der
Seite eines jungen, schlank und rank
gewachsenen Mannes dahinschreiten,
während Nelly und Kittd und Anny
nach bunten Steinen und Muscheln
am User suchten. Sie blickte mit
scheuem Auge empor zu dem braunen
Gesicht des starken Mannes, der von
sseinen weiten Reisen in Jndien und
sim Orient erzählte und wie er dann
sDireltor einer großen Maschinensabrit
zim Herzen Deutschlands geworden, in
idem tleinen Städtchen ihrer Heimath
sdie von den Wäldern Thüringens
sumrauscht wurde·
Jhre Eltern werde Ich auch aut
tuchem Fräulein Eifriede«, sagte er
dann und sah sie so gut, so freundlich
mit seinen klugen grauen Augen an.
",,Und werde ihnen erzählen, wie es
Jhnen hier ergeht, nnd daß sie keine
Sorge um Sie zu haben brauchen,
denn meine Schwester Elisabeth ist»
eine gute Frau und hat Sie lieb, wie
ihre Schwester. ;
Und Elftiede ertötheke und freute
sich über das legte Wort und wußtej
doch nicht warum. »
Das war erdy Halm, derBrudeki
der Frau Elifaheth Gott-on« der einigej
Wochen mit ihnen in Weftgate an det»
See vertebt hattet i
Und fett wollte Fredh Holm wie
derkommen und ihr Herz klopfte hefti
get in dem Gedanken und ihre Wan
gen gltihten, wenn sie daran dachte,!
das- sie am Weihnachtsabend ihm enH
gegentreten sollte.
Dachte sie an den grünen Mistel
zweig mit den rothen Beerenk Dachte
sie an die altenglische Sitte, die es
dem junges Mann erlaubte, das Mäd
chen zu tüssen, welches er unter dem
Mistelzweig traf?
Ein leises Beben durchrieselte sie!
Nein, sie wollte nicht daran denken!
Wie konnte sie nur solche Gedanlen
hegen - er, der wohlhabende, ja
reiche Fabritherr, und sie, die arme
deutsche Erzieherin,
Dennoch kehrten ihre Gedanken im
mer wieder zu ihm zurück. Er war
so lieb und freundlich zu ihr gewesen,
seine Augen hatten oft mit solch ge
danlenvollem Ausdruck aus ihrem Ge
sicht geruht, und als er zum Abschied
ihr die Hand gereicht, da sagte er:
»Auf Wiedersehen, Elsriede —- zu
Weihnachten . . ."
Und immer hatte sie an ihn denken
müssen seit jener Stunde! Und ihre
Mutter schrieb fast in jedem Briefe
von ihm, wie freundlich und aufmerk
sam er sei; er komme fast jede Woche
einmal und bliebe des Abends bei ih
nen und plaudere mit ihnen oder
lausche dem Spiel des alten Kantor’s
oder tummelte sich mit den Kindern
in dem Garten umher . ..
Da sollte man nicht an ihn denken
müssen!
Nun kam er wirklich! Und Fraus
Elisabeth hatte so schelmisch dabei ge
lacht, als sie Elfriede sagte, daß ihr
Bruder kommen würde, und hatte von
dem Mistelzweig gesprochen, daß El
friede ganz roth vor Verwirrung ge
worden war.
E — .
Der Tag vor dem Weihnachtsfest —
der heilige Abend --— war herangekom
men. Viel Arbeit gab es an diesem
Tage schon seit frühem Morgen. Die
Stuben mußten gesäubert werden, und
es wurde gebraten und gebacken daß
es in dem ganzen Hause herrlich da
nach duftete
Am Abend erst kam Herr Edward l
Gordon aus seinem Geschäft in derj
Stadt und wollte dann Fredh Holm
mitbringen, welcher erst heute von
Deutschland ankam.
Frau Ci.isabeth lachte viel, trotz ih
rer Arbeit und neckte Elfriede und
zeigte ihr die grünen Mistelzweige,
welche sie in dem Salon und dem
Eßzimmer an den Wänden befestigte
,.Merlen Sie sich die Plätze genau,
liebe Elfriede«, scherzte sie, »daß Sie
nicht unversehens unter einen Mistel
zweig gerathen.«
Und Anny, Nellh und Kitth flüster
ten und ticherten heimlich zusammen
und thaten sehr wichtig und liefen
hierhin und dorthin und hatten hun
dert Heimlichleiten zufammen.
Endlich kamen die Herren. Elisa
beth begrüßte ihren Bruder herzlich
und die Kinder rissen sich um Onlel
Fredy und bestürmten ihn mit Fragen,
ob er ihnen auch etwas Schönes von
dem deutschen Weihnachtsbaum mit
gebracht hätte. Er entledigte sich ihrer,
indem er ihnen mehrere Packete über
gab, die sie eifrig auswiclelten. Dann
trat er auf Elfriede zu und streckte
ihr mit herzlicher Gebärde die Hand
entgegen.
s ,,T:tufend Grüße vom deutschen
»Weihnachtstnann, Fräulein Elfriede«,
sagte er und feine Stimme vibrirte
leicht und in feinen Augen leuchtete es
auf. »Auch Jhnen habe ich ein Ge
fchenk vom Weihnachtstnann mitge
bracht, aber Sie erhalten es noch nicht
erst muß ich wissen, ob Sie mich
noch nicht ganz vergessen haben.«
»Ach, Herr hvlm ·..." ftammelte
sie verwirrt und wagte nicht, ihre
Hand zurückzuziehen, welche er feft und
warm in der seinen hielt.
»Sie haben mich nicht vergessen,
Fräulein Elftiede?«
»Meine Mutter hat öfter von Ih
nen geschrieben . . .«
»Ja, die gute liebe Mantat —
Wissen Sie, Fräulein Elfriede, daß
wir fehr gute Freunde geworden sind
« — Jhre Mama und ich —- und der
gute, alte here Kantor und die Bril
der und Schwestern . ja, sehr, fehr
gute Freunde, und wenn es mich nicht
hierher gezogen hätte, dann wiirde ich
das deutsche Weihnachten mit ihnen
gefeiert haben. Aber ich hoffe, daß
—
ich nächstes Jahr Weihnachten in
Deutschland feiern kann. Meinen Sie
nicht auch, Fräulein Elfriede?«
»Ich weifz es nicht . . .«
»Ja. ja, Sie können es«wissen! Nur
auf Sie kommt es an ...«
»Auf mich?t«
»Ja, auf Sie doch ich sehe,
meine Schwester erwartet uns. Jst
das Essen bereit, El«isabeth?«
»Ja, Fred sss wenn Du die Lie
benswiirdigteit haben willst . . .«
»Aber gewiß ....« und er zog die
Hand Elfriedens durch seinen Arm
und führte sie in den festlich geputzten
und erleuchteten Speisesaal.
Ein deutsches Weihnachten mit sei
nen lichtergliinzenden Tannenbiiumen
und der heiligen, halb wehmüthigen,
halb frohen Feststimmung ist gewiß
etwas schönes und liebliches, aber ein
englisches Weihnachtsessen mit feinem
sTrutbahnbratem mit seinem gewalti
gen Rinderbraten, mit dem hunderter
lei Gebiick, dem brennenden Plum
pudding und der dampfenden Wunsch
bowle ist auch nicht zu verachten.
Es bemächtigte sich bald aller eine
behagliche, fröhliche Stimmung, und
nur leriede saß schweigend neben
Fredy Hohn, der ihr von dem Eltern
haufe und der lieben Heimath er
zählte.
»Ich liebe Deutscheano", sagte er
,,in dem ich nun schon fünf Jahre
wohne, und bin fast ein Deutscher ge
worden. Jch liebe diefe deutsche Ge
müthlichteit, diese deutsche Freiheit
die den Menschen nicht mit den Fesseln
einer starren gesellschaftlichen Con
venienz umgiebt. Jch bin zu weit in
der Welt umher gekommen, um alles
in England schön zu finden, wie es
meine guten, aber leider sehr einseiti
tgen Landsleute thun. Und Sie, Fräu
slein Elfriede, müssen mir jetzt die in
nigen, sinnigen deutschen Weihnachts
lieder vorspielen, die ich von Jhtem
xPapa gehört habe und die Sie gewiß
auch spielen lönnen.«
»Natürlich kann Elsriede sie spie
»len«, sagte Frau Elisabeth. »Und die
sKinder sollen dazu singen.«
l Dann wars sie ihren Töchtern einen
;fr«agenden Blick zu und diese erwider
ten unter fchelmischen Lächeln mit eif
stigem Kopfniclen
Alle begaben sich dann in das Mu
silzimmen wo Elsriede an dem Flügel
Platz nahm und die Kinder sich um sie
gruppirten
Dann erklang das fromme einfache
Weihnachtslied:
O du fröhliche, o du selige, gnaden
bringende Weihnachtszeitt
Welt ging verloren, Christ ward ge
boten,
Freuhdich o freue dich, du Christen
it.
und dann das innige Lied:
Stille Nacht — hisilige Nacht
Alles schläft einsam wacht
Nur das traute hochheilige Paar
Holder Knabe im lockigen Haar,
Schlaf in himmlischer Ruh....
Die Stimmen der Kinder verhilltem
Aber Elfriede blieb am Flügel sißen
und ließ die Finger in leisen Varia
tionen der Melodien über die Tasten
gleiten· Es war ihr so selig, so heilig
-zu Muth· Der Weihnachtszauber um
;sing sie mit all seinem stillen Glück,
lmit all seiner Jnnigleit und Seligkeit.
Sie vergaß ihre Umgebung und ver
tsentte sich ganz in den Zauber der
sTönh die sie in die heilige, glück- und
gnadenbringende Weihnachtszeit ihrer
Kindheit zurückbersetzte.
Da beugte sich Jemand über sie und
eine tiefe, bewegte Männerstimme
sprach leise: »Ich danke Ihnen, El
friede ...« und sie fühlte einen Kuß
auf ihrer Stirne.
Erschreckt sprang sie empor. Freer
Halm stand vor ihr und sah sie mit
leuchtendem Auge an. Alle anderen
hatten das Zimmer verlassen.
»Herr Holm --- was thun Sie . . 7 ;
stieß sie hervor. ;
Er lächelte
»Sie haben uns das deutschß Weih- i
nachten mit seinem Märchenzauber!
gebracht«, entgegnete er »Nun müssen
Sie sich auch das- englische Weihnachs«
ten gefallen lassen dieser grünes
Zweig entschuldigt meine Kühnheit . .« »
Und er wies auf einen grünen
IMistelzweig welchen die Kinder heim
lich auf der Lehne des Sessel-Z ange
bracht hatten, auf dein.Elfriede vor
dem Flügel saß.
Eine heiße Glnth überflammte El
friedens Wangen.
»Die dosen Kinder. . ftusterte sie.
Doch Fredy ergriff ihre Hände und
sprach leise und weich: »Meine liebe
Eifriede, der Scherz der Kinder
gab mir ein Augenblicksrecht willst
tdu mir das Recht fiir das ganze Le
lben geben?«
»Oh, Herr Holm . . ."
»Weißt du es denn noch nicht, El
friede«, fuhr er fort, indem er ihr in-;
nig in die Augen blickte, »daß ich dich
schon lange lieb habe? Schon seit die-:
sem Sommer. als wir am Strandej
der rauschenden See uns trafen?
t
Jch wollte damais schon sprechen, aber
meine Schwester Elisabeth meinte, ich
sollte uns erst eine kurze Prüfungszeit
auferlegen -— mir vor allen Dingen
— - und wenn ich Weihnachten noch so
dächte, dann sollte ich kommen und
idich fragen. ob du mich auch ein wenig
klieb haben tönntest... und nun bin
lich gekommen und frage dich: Elfriede,
bast du mich liebt « Willst du mein
Weib werden?«
»Ist es tein Traum, Fredy? —
Jst es Wahrheit ich tann es noch
nicht glauben ——- Sie —- du —- du
hast mich liebs«
»Von ganzem Herzen, meine theure
Elsriede . . .«
Da sank sie an seine Brust und un
ter dem Mistelztoeig, der glückbringen
den Zauberruthe der Alten, fanden
sich ihre LTPPM zum ersten innigen
Kuß. ·
Aus dem Nebenzimmer erscholl
ftöhliches Lachen. Frau Elisabeth er
schien in der Thür.
,,Wo bleibt Jhr denn so langes«
Da ergriff Fredy den Mistelztveig
und mit dem einen Arm Elsriede um
schlingend, hielt er den Zweig über ihr
Haupt.
»Der Mistelzweig hat Wunder ge
than«, sprach er mit glücklichem La
chen. ,,Elsriede ist meine liebe Braut
und unter dem glückbringenden Mi
stelzweig haben wir uns den sBerlo
bungstuß gegeben . . .«
Die Kinder jubelten laut aus und
umringten stürmisch das junge Paar.
Herr Eduard Gordon trat mit einem
Glase dampsenden Punsches heran
und ries: »Es lebe das Brautpaar —
hip, l)ip, hurrah!« —- aber Frau Eli
sabeth zog die erröthende Elsriede in
die Arme, tiißte sie und sliisterte ihr
zu: »Du siehst, meine liebe Elsriede,
daß auch das englische Weihnachten
eine glückliche, eine selige, eine gnaden
dringende Zeit ist Weihnachts
baum oder Mistelzweig » das ist ei
nerlei « wenn nur die Herzen zusam
menstimmen.«
Da stimmten die Kinder jubelnd
das alte Weihnachtslied an, das sie
Elsriede gelehrt:
Vom Himmel hoch da komm’ ich her,
Ich bring Euch gute neue Mähr,
Der neuen Mähr bring ich so viel,
Davon ich singen und sagen will...
Ja fo!
Gast: »Das ist mir eine faubere
Wirthschaft. Der Kaffee ist kalt und
wässrig, das Wasser warm und
trüb’!«
KellnerJ »Ja, das glaub’ ich, mein
fideik, Sie hab-en ja beides verwech
eit!"
«—·
Anerkennung.
Bauer ( der nach der Rauferei von
einer zufällig anwesenden Aerztin re
parirt und verbunden wird): »Sakra,
fein säuberlich haben S’ mich aber
wieder zutechtgeflickt... Sie werd’n
mal a gute Hausfrau werden, Fräu
l’n!«