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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 15, 1911)
Onkel Thadaus , » Weile von sont-J G Hist wohl in jeder Familie ir Witglied, das der jungen Ge Ma beständig als Beispiel in al Tes D« en dorgesührt wird. Sehr oft hell der eigene Vater sür seine Mc diese erhabene Stellung. Es PS mein-itede — Väter waren W die besten Schüler, sie waren auch immer Klassenerste oder minde M doch zweite oder dritte. Außer dem desleiszigten sie sich stets eines mußerhaften Lebenswandels, in dem lindische Streiche und Thorheiten durchaus verpsnt waren. Und »so et was kam bei uns nie dor«, das wird den Kindern immer und immer wieder Du Gemüthe geführt. Sei uns Jungens war es nun nicht unser Vater, der uns als Muster vor rsiihrt wurde. Sei es nun. daß un ete Mama von einer solchen Erhe bung ihres Ehegatten zum Muster deispiel vielleicht verderbliche Folgen fiir ihr eigenes Regiment fürchtete, das sie mit anerkennenswerther Strammheit führte, sei es, daß unser pater nimmer-, der es im übrigen an erkennenswerth weit gebracht hat,wirk lich nicht gerade ein Musterjunge war, —- bekanntlich werden aus Muster jungens gewöhnlich weniger muster hcste Männer. — lurz sür uns spielte ein sagenhafter »Ontel Thaddäus« diese Rolle. Es war Mamas jüngerer Bruder-. nnd wir hatten ihn nie von Angesicht Zu Angesicht ges-heu, da er schon in ziemlich jungen Jahren nach Amerika gegangen war und dort sein Glück ge macht hatte. Das stimmte ja eigent lich nicht ganz zu den Musterjungen, denn Musterjungens pflegen gewöhn lich nicht auszuwandern, sondern sich sauf dem breiten, allgemeinen Lebens wege mit der ihnen angedorenen Mu iflsethtlstigkeit gravitätisch vorwärtszu bewegen. Ader dieser Onkel Thad däus schien wirklich eine Ausnahme esepesen zu sein. Onkel Thaddäus .»Mßte, als er noch erst Thaddäus war M durchaus kein Onkel, sondern ein Schnljunge wie wir, ein geradezu vor jkkdiiches Exemplar gewesen sein· ,«Ihaddäus war llug. bescheiden, folg sam, höflich, wohlerzrgen. pünktlich Wien. Thaddäus hatte immer ta Mlos sank-r aewaschene Hände und niemals Fettslecke in seinen besten, in seinen Kleidungsstüelen. stätseldafte Klumpen von allerhand Darfst-sen Gegenständen in seinenTa f Thaddäus hatte-immer il un " seine-l Aufsätzern machte alle Er kaktealien ohne Fehler, seine häus · - Arbeiten waren ebenso muster - wie er selber, und im Betragen M er natürlich 1 gehabt. MS wie einigermaßen zu Verstand fassen. begannen wir Onkel Thad däus zu hassen. Und wir schworen es Ins zu, wenn er jemals nach Deutsch land kommen sollte, —- wenn dieser für uns geradezu vernichtende Fall eintreten sollte, — dann würden wir, —- ja, was wurden wir eigentlich Bir wußten es nicht recht, ob wir eine Pulverderschwörung veranstalten und in die Luft sprengen wollten, oder : Dir alle aus dem elterlichen cJause Beweis nnd selber nach dem wil den Besten gehen würden. Denn daß elf dann nicht fiir uns aus-zuhalten sein würde, stand bei uns fest. Manchmal malten mir uns aus, wie Thaddäus ausgefehen haben mußte. Wie sein Name! Glatt ge scheitelt mit fettigem Haar, das über seinen NockirageJ herabhing, blaß und blond mit einer runden Brille über der Klumpnase bewaffnet. — Unsere Ferien hatten angefangen, nnd natürlich regnete es alle Tage Ermahnungen wegen Wohlverhaltens in der Freiheit. Besonders reichlich hatte unsere Mama uns eines schönen Morgens damit bedacht, als sie schon ziemlich in der Frühe tveggefahren war zum Besuch einer Freundin in der Nachbarschaft von dem sie erst spät am Abend zurücktomrnen wollte. On Iel Thaddäus hatte dabei wieder eine große Rolle gespielt, und wir ver viinschten ihn gerade sämmtlich aus tiefstem hergen, als wir durch das Geräusch eines vorsahrenoen Wagens ans Fenster gelockt wurden. Da kam nuerwarteter Besuch. Ein here stieg aus, ein wenig fremdartig aussehend, ziemlich sonn "Mktannt. Er tam ohne weiteres die Zinsen herauf, machte die Thiir auf, Herd als wir ihm mit einigem Erstau nen entgegentamem griff er den ersten zm ans auf, hob ihn hoch, schwenkte Du dnrch die Luft und nahm diese immerhin siir einen fremden Gast er .Miche Prozedur mit uns allen » der Reihe nach dor. »Also das seid Jht!" sagte er see lenvergniigt und schaute uns mit ver schmiyi zwinternden Augen an. »Na, so habe ich mir euch eigentlich immer gedacht. Das wird eine famose Zeit werden, Jungens-sk« Wir starrten ihn sprachlos an. »Wi- ifi denn eure Mutters« »Was-Ia ist weggefahren und kommt erst heute abend wiedet,« sagte Vol-, unser Aellester und Sprecher bei sol chen Gelegenheiten » fehl-uns Nein, wie schade! Jammer chadei Und ich wollte sie doch iibereaschenL «Und Pape-F «Papa ist im Bade and kommt erst « W Dieb-P . « here lachte. »Da-T . lfdas komm dem-, wenn ;- .·kseni· Briefchen will. N Dann gelingt es zuweilen vorbei. Aber schadet nichts. Nun kommt mal l her, Jungens, freut euch, daß ich da bin. ruft eure Köchin. daß sie mir et was zu essen bringt, und dann zeigt mir mal das haus und den Garten und mir machen uns einen vergnügten TaH bit Manna wiederkam-ist« . ir waren einigermaßen betroffen. Dieser fremde Mann. der uns iibris genz gut gefiel, that ja, als ob et hier zu hause wäre. Wer mochte er sein. Unsere Verwandten iannten wir alle. Ein Freund also von Papa und Ma ma, augenscheinlich ein intimer, denn er wußte mit allem Bescheid. Aber fragen mochten wir ihn nicht. wenn er von selber nichts sagte. Bob ließ also das Licht seiner guten Erziehung leuchten und sagte höflichst und förmlich: »Bitte, legen Sie ab.« »Nam! — —- Sie, Junge?« sagte der sonderbare Besuch. »Sie? Und so förmlich? Wirst doch wohl Onkel und Du sagen können!« Also Onkel und Du. Damit wa ren wir natürlich auch noch nicht mei ter, denn mir hatten eine ganze Reihe von Onlels in der Familie, die wir tuzten. Aber wir fügten uns seinem Wunsche. Und unsere alte Köchin, die Zuerst gebrummt und gemurrt hatte über die unvermuthete Arbeit, wurde von dem fremden »Ontel« durch ein paar gemiithlicheSpäsze derartig einge nommen, daß sie ein opulentes Früh stiick und einen annehmbaren Trunk austrug. »Na, Jungens, Jhr müßt mir na türlich Gesellschaft leisten,« sagte der Onkel. Das thaten wir denn auch redlich und ehrlich, und langsam thauten wir auf. · Der fremde Herr war übrigens ber vorragend nett, und in den nächsten Stunden gewann er unser volles Ver trauen. Ehe es Mittag wurde. hatten wir ihm alle unsere werthvollsten Be sitzthiimer gesagt. sowie Haus und Garten gezeigt, und waren auf einen sehr vertrauten Fuß mit ihm gekom men. Nach dem Mittagessen machten wir einen Speziergang mit ihm. Wir waren sehr bemüht, uns- als wohlerzoi gene Knaben zu zeigen, aber wir san den merkwürdig wenig Anklang da mit, und es hielt darum nicht lange vor. Der fremde »Onlel" hatte io drollige Einfälle-, verstand so prächtig mit uns umzugehen, daß die künstliche Wohlerzogenheit sehr schnell von uns absiel, wie Blätter vom Herbstbaunu Es dauerte nicht lange, so hatten wir auf der Wiese ein Räuber- und Gendarmspiel begonnen, das nach al len Regeln der Kunst ausgefochten wurde. Und der fremde Onkel rannte am schnellsten, schrie am lautesten, und verstand sich auf alle Kniffe so großartig, daß wir in hellen Enthu siajmus gerieten. Er wußte Bescheid in allem, was uns am brennendsten interessierte. Auf einem kurzen Waldspaziergang, den wir gegen Abend noch machten, fanden wir unter seiner Anleitung ein halbes Dußend Nester, die wir übri gens auf Ehrenwort nicht zu berühren und zu beunruhigen versprechen muß ten, befchlichen ein Wiesel, nahmen ein ausgiebiges Kniebad im Bach, fanden zwei prachtvolle Erdbeerpläße, die so gar unseren spürenden Augen bis jetzt verborgen geblieben waren, veranstal teten ein großartigeö Jagdspiel, und kamen endlich ziemlich erhitzt und ramponiert, aber in glückseligster Stimmung, mit unserm Gast nach Hause. Wir hatten uns Eichenlaub lriinze um die Hüte gemacht. an lan gen Ruthen trugen wir große Wald blumensträuße, und so zogen wir, die »Macht am Rhein« singend, in das Hofthor ein. Der Wagen stand in der Remise, Mama war also zurückgekehrt Und schon erschien sie mit entseßtem Gesicht oben auf der Treppe. Die Köchin hatte ihr natürlich von unserm Besuch be richtet. Unser Gast, der die längste Ruthe und den größten Strauß trug und den wir ganz und gar mit Eichenkriinzen umwunden hatten, ließ mit einem Aufschrei alles fallen, was er in den Händen hatte und stürzte auf sie zu. »Stil«-eth; Lisbeth!« Unsere Mama stieß einen hellen Schrei aus. »Thaddt« rief sie, wahrhaftig, ed ist Tosde si-- « » und herzten und küßten sich und woll ten sich nicht mehr loslassen. Als sie es aber dann thaten, und der Gast sich nach uns umblictte, lachte er hell ans: ,,Jungens, was ist euch denn!« Wir drei standen zu Salzsäulen er starrt. Was hatte Marna gesagt? Thadd? Das war doch nicht? Aber das war ja gar nicht möglich! »Ich müßte böse mit dir sein, Lis beth!« ries er jetzt, »daß du den Jun gen von Onkel Thadd so wenig erzählt J hast, daß sie mich nicht einmal ten-E nen.« . Unsere Mutter wurde plötzlich von einer heftigen Verwirrung ergriffen. »Nie erzählt habe ——«, sagte sie zö gernd, »sehr viel habe ich-ihnen — von dir — erzählt« »Ja, aber was haben die Jungens: denn?« fragte un er Ontel ausmekl- « satn und verwundert. »Komm mal s ber, Jung-ask l Langsam, zweifelnd schaben wir I unt näher and betrachteten Onkel Thaddäus, wie man ein Dundertbier akust. sann Musen wir nicht-. Die beiden lagen sich in den Armen l l l T Our-( Thaddäus samt-m veuz Kspi «Wat haben denn die Jungens nur pl" lich, Lin-etle . niere Mutter wurde immer ver- ; wirtter. « Da brach Bald den Bann. ; »Aber du bist aar nicht Onleb Thaddäus. von dem Mutter uns et-» zählt hat!« rief er vortvursivoll use-I sere Mutter ansehend. j Onlel That-d wurde aufmerksam. ; »Was bat sie euch denn erzählt?«1 fragte er inauisitvriich. ; ,,,Na daß du immer der Erste in( der Klasse warst. und immer Eins As im Betragen gehabt hast und nie einen 1 Fehler im Extemporale — —- ——« i Und Frih fiel emsig ein: Und baß du immer saubere Hände hattest nie Birnen gemaust hast und nie eine Laterne yetfchlagenf Und ich selber konnte mich nun auch n: cht mehr halten. »Daß du nie deine Taschentiicher gebraucht hast zum Stieselabpuhem hat Mutti uns erzählt, und nie ein Loch im Knie und in der hose erst gar nicht gehabt hast. Und daß du dich nie mit den andern Jungens gehauen hättest. Ja, das hat sie uns erzählt!« Onkel Thaddäus sah meine Mutter ar. nnd sie ihn, dann blickte er. wie mir schien, rathlos aus uns drei und traute sich in seinem kurzen. ein wenig lockigen Haar. »Hm eure Mutter das erzählt, dann ist es sicher wahr gewesen« Wißt ihr, man vergißt so etwas, es ist schon so lange her· Aber eure Mutter weiß das ja besser. Na, aber das schadet doch nichts, nicht wahr, Jungens?« Unsere Mutter athmete ties aus. »Und nun springt mal und spielt. Jch habe mir mit eurer Mutter aller lei zu erzählen« Der Bann war von uns gewichen aus irgend eine Weise, wie, das wuß ten wir nicht recht. Aber sicher war, daß dieser Onetl Thadd nun nicht mehr als Schreckbild vor uns erschei rsen würde. Wir drängten uns an ihn: «Spielst du nach dem Abendessen wieder mit uns, Onkel Thadd?« Das Thaddäus wallte uns nicht mehr über tie Lippen. »Ja, sreilich, alles, was ihr wollt.« Bob sah ihn mit vertliirten Augen .Ontel Thadd, ich kann drei Minu ten aus dem Kops stehen. Du auch?" Onkel Thadd lachte. »Das probieren wir einmal nach her, Jungens. Jch glaube, ich bring’s nach länger fertig. Nun aber mal raus mit euch!« Er nadm unsere Mutter in die Arme, sie verschwand ganz darin. »Nett von dir, altes Mädchen, das-, du mich in so guter Erinnerung hast!'« sagte er lachend. F Und als wir noch nicht gehen woll ten, ries er ausmunternd: »hallo. hallo! Uebt euch noch ein bißchen im Kopsstehen, ich komme gleicht« Und wahrhastig eine Stunde spöEer stellte sich heraus, daß unser Onkel Thadd uns bedeutend über war. Er tonnte genau vier und eine halbe Mi nute aus dem Kopse stehen und aus den Händen lausen, so großartig, wie wir es nie fertig gebracht hatten. Da mit verschvand sreilich jener andere Onkel Thaddäus siir immer aus unse rem Leben. Nachgetrauert haben wir ihm nicht. Der andere. unser Onkel Thadd blieb ein paar Wochen bei uns. Wundervolle Wochen! Unsere Mutti war merkwürdig duldsam in dieser Zeit und wenn’s einmal gar wild herging, dann sagte Onkel Thadd tröstend: «Laß uns, Lisbetb, ich muß jetzt alles Versäumie aus meiner Jugend nachholen." Er lachte dabei spittbiibisch und un sere Mutti wurde«ein bißchen roth, aber sie ließ uns denn auch, ließ uns wirtlichl « All Auzeichen met beklaut des Ihm-lacht Die Krankheit beginnt plötzlich mit hohem Fieber (zuweiler: Schüttelfrosts, » Hals-schmerzen Kopfschmerzen undEps brechen. Am zweiten Krankheitstagcl erscheint der charakteristische hautauss schlag, zuerst am halse und auf der4 Brust, dann auf dem Rücken und z schließlich am ganzen Körper. Er be- I steht zuerst aus kleinen roten Punkten, l die durch Schwellung der Haarbälge j entstehen; später entwickelt sich ein sol cher Blutreichtum der haut, daß diese ein gleichmäßig scharlachrotesAussehen bekommt. Das Gesicht, besonders Stirn, Lippen und Kinn bleiben blaß, l nur die Wangen sind start getötet. » Der Schatlachausschlag bleibt 3—4 Tage in voller «Bliite«. Während die ser Zeit dauern das Fieber, der häufige Puls (140 bis 160 Schläge in der Mis nute), die Kopf- und halischmerzen fort. Die Zunge ist ftarl getötet, und infolge der geschwollenen Geschmackss wärzchen sieht sie aus wie mit rothen Knötchen besät («Himbeerzunge«). Nach Z bis 4 Tagen fängt der Aus schlag an abzublassen, das Fieber ver ringert fisch von Tag zu Tag, Kopf fchmerzen, Beschwerden beim Schluetem nehmen allmählich ab, und nach zirla einer Woche beginnt das Stadium der Abschuppung. Die Absehuppung der Haut erfolgt in großeren Stücken; an km Hand-u miv Fuß-n ist-i sie sich; meist in großen Zehen ab iehen. . Der eben geschilderte rlauf heil Schatlachs ändert sieh ins-eilen, in dem Begleit- und Nachtranlbeiten ent stehen. Eine der wichtigsten ist die Nierenentziindung. Sie tritt meist ersl »dann auf wenn der Scharlach schon jgebeilt zu fein scheint, entsteht wahr scheinlich durch den Reiz des Schar jlachgiftes das durch die Nieren aus geschieden wird, und tekgizeichnet sich zuerst durch eine deutliche Schwellung Edes Gesichts, besonders der Augen »lider, und durch den Eiweißgebalt des ; Urins. Deshalb untersucht jeder gewis senhafte Arzt den Urir des vonSchar lach Genesenden täglich auf Eiweiß. « Von weiteren Begleitlranlbeiten sind zu nennen die dipbtheritischehals. entzündung und die Eiterung des Mit telobres —- Eine halsentziindung finden wir ja bei jedem Scharlachfie ber. es ist daher nicht auffällig, daß auf der schon kennten Schleimbout in manchen Fällen brandige Zerstörungen eintreten lDipbtherie) und ebenso na tiirlich erscheint es daß zuweilen der Entzündungsprozeß vom Rachen durch die Eustachische Röhre zum Mittelobr fortschreitet und dort eine Eiterung hervorruft. Unter heftigen siechenden und llopfenden Schmerzen im Obre durchbricht schließlich der Eiter dass Trommelfell und fließt durch den äu ßeren Gehörgana ab. Dieses Ohren lnufen dauert oft monoielnng. Häufig entwickelt sich nach einem solchen Vor lotnmniß Schlverbörigleit auf dem be treffenden Obre. Die Behandlung Scharlachlranler muß natürlich in die Hände eines gu ten Arztes gelegt werden. 44 Die muss-mir cis ver-. Wer es versteht, dem Kinde von seinen ersten Lebenslagen an mit der Pflege des Leibes auch den Geist zu beschäftigen, also seine Sinne aus et was anderes zu lenken weiß, was et wa den Gliedern oder höheren Sin nen Nahrung darbietet, der wird nie zu den verwerslichen oder gemeinen Mitteln seine Zuflucht nhcmen. Er ziehende müssen wissen, was den Kin dern dienlich ist. Wer die unzähligen Mittel und Mittelchen, die zur Be ruhigung eines verwöhnten Kindes angewandt werden, alle tennt. der wird wissen, daß sie den Körper lrant machen, die Seele einschläsern und den Geist tödten, anstatt ihn zu reger Entwicklung zu bringen. Er wird dem Kinde Spielzeug in die Hand geben« das es selbständig sor men und gestalten lann, das imstande ist, den Schafsenstrieb in’s Leben zu rusen und zu sördern, also Lange weile verhütet. Unzählige verderbliche Wünsche werden so serngehalten. Außerdem ist schon frühzeitig die Geduld, die Tugend des Wartens und Entsagens zu pslegen; denn gerade das unzeitige Essen oder das Genie szen unpassender Speisen und Ge tränke bringt so vieles Unglück und Elend in das Leben der Kinder wies der Erwachsenen. Das unstete Umher slattern. das Rippen an allem und zu allen Zeiten, woran sie sich den Magen und den Geschmack verderben, muß im Keime schon erstickt werden. Und dieses ist nicht schwer und tann aus die liebevollste, herzlichste und heiterste, das Kind sofort von dem Gegenstande seines Verlangens ableu tende Art geschehen. Wahren wir aslso die Kinder vor dem Uebel der Naschhastigieitx es mag sein, wo es will, bei arm und reich, überall wird es Verderben bringen. Wohl mag der eine oder der andere sich von seinen schlimmen Gewohnhei ten später sreimachen, bei Unzähligen waren sie schon die Quelle des Un glücks und des großen Elends. Durchwandern wir das Leben der einzelnen Familien, das Unglück und die Armuth betrachtend, und fragen wir nach deren Gründen, so wird uns häusig genug tlar werden« dasz die Naschhastigleit als Genußsucht ver derbenbringend sich fortzieht vom frühesten Kindesleben bis in’s späteste Alter, und was aus der Stuse der Kindheit bei der Pflege der einzelnen versäumt wurde. muß später die Fa milie mit unsäglichen Leiden büßen. Das Hemmt an des Theater direkt-en Hinter den Coulissen des Stadt theaters in Wilna ereignete sich, einer ruisiichen Zeitung zufolge, vor kurzem eine groteeibtomifche Szene. Man spielte Przybyfzewsli’s »Um das Glück«. Am Schlusse der Vorstellung brachten die Theaterdiener einen unge jheuren Blumenloth auf die Bühne, Hder fiir den Theaterdireltor bestimmt zwar. Als sich nun in der Garderobe die Freunde und Kollegen des Direk tors einfanden, um die herrliche Blu mengabe zu bewundern, hörte mJn Ipliihlich aus dem Korb eine weinende Wink-erklimme. Nichts Gutes ahnend lhog der Besehentte die Blumen beiseite und fand darunter, fein in dem Koth einaehettet, ein —-- Bahn, an dessen ihals eine Karte mit der Auflchriit thing: ,.Geschent iitr Herrn Theaterm rettor Oranowili.« Ihren Namen hatte die »freundliche Spenderin« nicht angenehenx sie letzte wohl mit Recht voraus, daß der Empfänger ihn errathen würde. hatt-statt (zur Köchin): »Wie, schon wieder einen neuen Vut?. »Aha jett weiß ich auch, warum diese Woche auf dem Markt alles so theuer wart« Qeksuteer. Du starbst, und ich war nicht zugegen Hab’ nicht die treue hand gedrückt; Du starbst und gabst niik nicht den Segen haft mir zu meinen wirken Wegen Den Scheidegmß nicht zugenicki. Jch bin allein seit vieien Jahren, Und tkag’ es iluglos, wie ich muß; Nur hätt’ ich gerne doch erfahren. Wie lind( auf früh etgkauten Haaren Liegt einer Mutter Abschiedstuß. Still geh« ich weiter, ach, alleine! Und finster ist’s, wohin ich seis Und wenn ich klagt nicht« noch weine-»- ; Mein ganzes Leben scheint mir eine Tiefbange Klage und ein Web! J. J. D a v i d. Die Lettüre unserer Linden » Man hat, und nicht zuleyt in pa-; dagagischen Kreisen, seit einer Reihe von Jahren mit Recht daraus hin gewiesen, daß gerade die Hinderni tiire einer strengen Auswahl be-j dürfe. Bistveilen ging und geht diei wohlgemeinte Theorie gleich ein biß- s chen weit, und die schlichte Praxis tann dann lächelnd ihre natürlichen Einschränkungen machen Es klingt )vorlresflich: Kunst im Leben des Kindes —- und ist jedenfalls auch etwas Ausgezeichnetes Kiinstletischer1 Buchschmuck und modern- künstlerische Bilder zu den Verschen und Geschicht »den. — sehr gut! Aber wenn dabei Häuser, Thiere Bäume, nicht zu ver aessen Menschen mit unterlaufen, die bandwurmartig stilisirt, jene heltis schen. schlanten Linien und Körper zieigem die man nun schon zum Ueber drusse an hundert Sächelchen gesehen jhai, dann soll man nur ruhiq auch ac leaentlich einem altmvdischeren Ge schmacke Rechnung tragen: selbst aus ,die Gefahr hin daß man von einigen sLeuten sluas zu den Banausen ge yworien wird. ; Das Rindervuch steht nicht Jus ver ILinie von Bautasten, Puppe, Trom srnel, Schaulelvferd Es ist nicht nur idazu da, dasz die lleine Gesellschaft ,,n1al auch so« sich beschäftigt. Zwi sichen dem Buche und dem Kinde bildet isich ein geistiger Rat-port, der vielleicht Hmanche Frage an Vater und Mutter .zeitigt. Selbstverständlich ist's schon deswegen gut, wenn die Eltern von vornherein wissen, was in dem Buche steht. Und wenn man teine Zeit hat, alle diese Kinderbiicher vorher selber Izu lesen, dann sollte man sich durch ;solche Kinderfragen anregen lassen Idoch wenigstens die betreffenden Stel slen und Abschnitte in Augenschein zu snehrnen. Jni übrigen ist das Unglück an sich noch nicht so groß. »wenn das Wind nicht alles gleich verlteht". Selbst sder weiseste Unterricht muß mit Stof ssen rechnen, die nach ihrem eigentlichen loder höheren Verständnisz erst einer viel späteren Lebensstuse auszugehen pflegen. Immerhin. es wiire auch wieder ein gewagtes Experiment, ei nem Neunjährigen etwa eine Goethe Biographie oder einen Roman in die sHand zu geben. Abgesehen von al llenr anderen: das würde dem Kinde lsurchtbar langweilig sein. Ein gutes Zeichen aber. wenn hünschen und Lieschen ihre Bücher immer wie sder von vorn bis hinten durchlesen. lohne dazu besonders ausaesordert iu »sein. Vorausgesetzt, dasr es keine sheimliche aus guten Gründen verbo ten-: Lettüre ist· Doch wir reden ja nur vom wirklichen Kinderbuchr. Mag es lustige oder ernste Reime enthalten; mögen es trauliche Märchen und Sa gen oder abenteuerliche Robinsonaden sein; mag eine frei ersundene Erzäh lung sesseln, oder ein Stück wirklichen Lebens aus Natur oder Geschichte mit kindlicher Anschauung seinen ganzen Reiz entfalten, « wenns nur dem Kinde eine dauernde Freude macht! »Die Menge der Bücher thut-Z auch in »der Kinderstube nicht. Und es ist bes Hser," das Kind liest ein Buch ein jDuhend mal durch, als daß es aus seinem Dutzend Büchern nur ab und ou ein vaar Seiten nascht· Wo kind sliche Lesewnib auftritt, da hat die Er sziebung mit liebender Strenge einzu )areisen. Sie wird die Kunst üben, Ldac Kind so zu beschäftioem daß die Lettüre ein zwar wichtioes, aber nicht allbeherrschendes Dina ist. mit einem Worte, dake sie harmonisch in eine ne sunde Gesammtentwicklung des Kin des sich einsligt. I sine ceas« der sen-umbun Die Vetdaulichteit unserer Speisen wird in dem eben erschienenen »Ehe mischen Koch- und Wirthschaftsbuch« von Dr. Klenk in einer übersichilichen Tabelle dargestellt· Danach ist gekoch ter Reis die am leichtesten verdauliche Nahrung, da eine Stunde zum Vet bauen genügt. Es brauchen · IIA Stunden: geschlagene Eier, Getstensuppe, gebratenes Wildbret, weich gekochte Aepfel und Birnen, Obst als Mus gekocht Lachs und Fo relle, gekochi, Spinai, Sellerie, Spat geh Erbsen- und Bohnenbtei Dafer grübe; III-« Stunden: geiochtez hitn und getochtek Sage; Yrauenerlke .2 Stunden: getochte Milch, rohes Er, getochte Gerste, gebratene Ochsen leber, getochte saure Aepfel, getochter Stockstschz - 21J4 Stunden: frische ungetochte Milch, getochter Truthaha; 2ZX2 Stunden: gebratener Trut hshrh gebratene Gans, Lammsletsch, Spanierleb in den Hütten getochte Bohnen, Linsen; 2534 Stunden: Pudding, gekostetes zartes Rindsleisch Hühner-Fritassee, Austern; 3 Stunden: weich gesottene Eier, geschmortes Hammelfleisch roher Schinten, Bettstroh gebratener Barsch Steinbutt und Scholle, Kuchens 3XJ2 Stunden: gebratenes Schwei nesleisch, gesalzene Butter, hartgesot terre Eier, alter Käse, frische Brat wurst, eingesalzenes Rindsletsch, ge lochte Kartoffeln, frisches Wetzenbrot, getochter Weißtohl, artochte Zwiebel; 4 Stunden: getochtes und gebote nes Geflügel, Kalbsbratem Hammel braten. gesalzener Lachs, trockenes Brot mit Kasseez 41,-(z Stunden: gelochtes zartes hammelsleisch frisch gesalzenes Pötel sletsch und Sauertraut; 5 Stunden: sehr hart gesottene Eier, gebratene Rauchtourst. Stein obst. Kirschen. Pflaumen, Rosinem Markt-du« Nüsse, Pilze: 6 Stunden: altes Pölelfleisch ge bratene Neunaugen und setter Aal. Zusatz von viel Oel, Fett und Säu ren erschwert Die Verdauung, dagegen wird sie befördert durch Zusatz von Salz, Gewürz (Psesser. Sens), altem Mise. Nettich. Zucker und Wein. Daß alte Leute schon an Jndigestionen (Verdauunasbeschwerden), so z. V. nach dem Genus-. von Spsckaal gestor ben sind, ist geschichtlich erwiesen. sich-umher Küsse-much S o n ,n t a g. Grüne Erbsenfuppe, Hasenbkaten mit Sahnenfauce, Roth tth Brettern-»Um Aepfel, Eiettuchen. M o n t a g. Klare Suppe mit Nudelty hitfe mit Schweinefleisch, Kartofo puffet, Reisauflauf. D i e n st a g. Gemüsefuppe,. Geschmotte Hammelbkust, But-klat tosselth Weiße Rüben, Einaemachtes Obst. M i t t moch. Tomatofuppe, Rindfleischragout, Kartoffeitlöße, Weißts Bohnengemüse, Kleine Kuchen. Kasse-. D o n n e t ft a g. Einlaussuppe. Kalbfleifchftikasser. Büchscnsparsz Semmeltlöße, Tapiokapuddiug. F t e i t a g· Selletiectemefuppr. hecht in Rothwein, Petersilienkaktois fein, Rosenkth Endiviensaht, E Vanille flammekir. ! S a m st n g. I Brodsuvve mit Knkintbem thikandessen von Fleischkesien Salz » lattoffeln. Ost-rieb Tomatoes, . Obfttuchen. I Gerechte Rezepte. I Schtveinkriieten. Mantöst sdas Fett soviel wie möglich ab und brät, damit das Fleisch nicht trscten wird, den Braten langsam gar unter fleißigem Begiesxen Im betten mit Weicktvein oder Anselm-ein Zuletzt te Istreicht man den Braten mit ,zerauirl tem Eigeib und bestreut ihn mit ge stoßenem Zwiebaet. Gebratene Hühner -Die jungen Hühner werden gut gerichtet, das heißt gerupft und ausgenommen, sehr gut ausgewaschen und mit einer pitanten Farce aus geriebenen Sem mein,- Fleisch, den seingeschabten Le bern und Eiern, Sohne, Satz, Pfei ser, Hüllt Man naht sie zu und beät sie in steigender Butter gar. Die Sauce wird mit saurer Sahne ver bessert Kriiutertlöszchen - Man rührt 2 Unzen guter Butter zu Sahne, gibt IX- Quart saure Sahne und Z bis 4 Eidotter hinzu, quirlt alles gut zusammen. salzt, gibt 2 bis 3 Löffel ieingewiegte Kräuter oder auch nur Petersilie oder Timmian hinzu, und »so viel aeriebene Semmeitrumen ais nöthig sind, um Klösze machen zu tön ren. Zulettt kommt der steiie Schnee der Eier hinzu, und sollte die Masse zu weich sein. noch etwas Samuel trumen. Diese Klöszchen können zur Subpeneintige und auch zur Garnii rung seiner Gemiise und Fritassees dienen. Wa s s e l n, B ganze Eier rührt man mit 1-4 Pfund seinem Zucker-, 2 Unzen geschmotzener Butter und et was getiebener Citronenschate gehörig durch, während man nach und nach l-« Mund Mehl binzusiigt. Das erhitzte Wasseleisen streicht man mit einem letnen Beuteichem in welches man ei tvas ungesatzene Butter legt, gut aus und gibt dann wenia Teig in die Mit te des Eiern, weiches man sullappt nnd die tieltt schön hellt-rann M.