Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 08, 1911, Zweiter Theil, Image 13

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    ! Wim- Hchreilubkitk von
Tizzik Zank-nagst
s s-—
No. 596. E paar Das zuriia hen
ich mit den Philipp- was mein has
bano is, emal en ganz gehorige Rum
pns gerehst. Wisse Se, Mister Edi
thor, mir hen in unser Behsment en
Kohieteller, wo grad an den Fuß von
die Stein-S is. Seller Keller hat auch
e Diehr und selle Diehr steht als e
Ruhi aus, so baß, wenn ich in die
Dantelheit schnell emai in das Base
ment lause muß, sor ebbej zu hole,
ich mich immer mein Kopp gege die
Diebe bumpe. Das is osf Kohrs nit
arig egrieebbel un ich wer’n die
Bumps an mein Kopp gar nit los.
Den annere Dag hen ich auch emai
schnell oaunstehrz gemußt un schuhr
genug die Diehr von den Kohleteller
war widoer auf un ich sin mit meine
Nohs so hard dagege gekannt. daß ich
ganz schrecklich geblut ben. Da hen
ich die Lein gezoge. Jch hen zu den
Philipp gesagt, daß mit die Diehr
ebbes gemacht wer’n miißt, sonst deht
ich aus den Haus gehn. Jch hen zu
ihn gesagt, er sollt eschehmt sein, daß
er als Mann wo aus die weite Welt
nicks zu duhn hätt, so ebbez mit an
sebn könnt. En annere Mann wo
ebbeö sor seine Frau kehre deht. der
hiitt schon länast die Sach ge
tschehnscht, awwer, ich wißt ja daß
er nicks um mich gewwe deht
Well, hat er gesagt, er wär ja doch
kein Meckännick, awwer er wollt emal
sehn, was er duhn könnt. Er is in den
Dardwehrstohr gange un hat ebhes
mit heim gebracht, wo er an die Diehr
geschkruht hat un wo er sagt, das deht
’ die Diehr von selbst schließe, wie mer
aus deitsch sage duht: ahtomiittiekele.
Well, es hat auch ganz schön geschafft
un ich sin froh gewese« daß ich mich
ieht wenigstens nit mehr zu inscherre
hen brauche un daß ich lein Risk mehr
gerannt hen, wenn ich in den Keller
gemußt hen. Wie die Buwe heim sen
komme, hen se oss kohrs das Lock in
speckte gemiszt. Wenigstens zehn Dau
send mai hen se die Diehr aus un zu
gemacht un ich sin schuhr, se hätte das
Lack gen-int, wenn ich se nit hätt aus
sden Behsment gehn mache. Der Ben
nte hat gesagt: »Er wär schuhr, die
Geschicht deht auch keine Ewigkeit
halte. in Föckt deht es zu ihn gucke,
als wenn die Spring schon gewietent
hött.« Nach den Sopper hen ich die
Kids ins Bett gehn mache un ich hen
mich hingesetzt un hen e wenig in den
Pehper. gelese. Dabei is es mich aus
einmal so talt geworde, dass ich ge
denkt hen.ich besser gehn in den Kel
ler un duhn noch e paar Schossels
voll Kohle an die Firnisz un gewwe
se noch en gute Schhek. Jch tin auch
daunstehrs un hen mich die Schossel
kriegt. Dann sin ich in den Kohle
kellee, sor die Schossel zu stille un wie
ich drin war. hen ich genohtiszh wie
dir Diehr widder von selbst zu gange
is. Well hen ich gedenkt. das Ding
duht ja ganz schön schaffe. Wer tann
awwer mein-Schatte immiitschinne,
lvie ich ausgesunne hen, oag ich oie
Diehr hen nit mehr aufmache iönnei Se
war zu un is zu gebliwwe. BeisGalle,
ich hen an den Lade erum gesoßt, ich
hen die Diehr gerittelt un geschüttelt,
awwer se hat nit gemuhft. Jch muß
sage, ich hen gar nii gut gefühlt. Jn
den Kohleteller is es trotz den große
Peil Kohle so kalt wie in e Eisbacks
gewese un ich hen geschiwwert von
owwe bis unne. Jch hen mich mit
meine zwei hunnert Paunds gege die
Diehr falle losse, awwer das hat auch
nicks geholfe. Ich hen große Lumps
Kohle gege die Diehr geworfe, awwer,
die war so selt, als ob se von Eise ge
macht wär. Jch hen dann for e paar
Minniis in meine Eiiorts gestappi,
un wie es so ganz still war, daß ich
nit emal mei Denke hen höre könne.
da hen ich aus einmal so e sonniges
Neus gehört uns es hat mich auch gar
nit lang genomme, for auszusinne
was es war: es ware Meis, wo da
eruin gelause sin! Well, Se wisse
mehbie, was e Lehdie verschrecke duht
un geschiehrt werd, wenn se weiß, se
is in Kompenie mit e Maus! Ich Iin
so schnell wie ich gelonnt hen, owwe
aus den Beil Kohle gelrappelt un hen
meine Schiörts mit e Nohp wo ich in ·
die Dunkelheit ausgepielt gehabt hen,
su gebunne. Awwer der Peil Kohle
is auf einmal ins Nutsche komme un
die nächste Minnit hen ich an den
Flohr gelege un wenigstens drei hun
nett Paunds Kohle an Topp von
mich. D, ei tell sich es war fiers! Jch
war’n zu Doht ge chtehttt Da is mich
en Eidie tomme. ch hen gedenkt, das
beste werd sein, wenn ich doch das
Fenster trawwele so daß ich wenig
stens zu Wedesweilersch gehn un den
Philipp tahle kann. Jch sin auch an
das Fenster tomme, ich hen es auch
aufgebracht, answer was dente Se
was das sor en Schapp war, das
Fenster mit mein Baddie zu rietsche!
Jedesmah wenn ich mein Kopp dotch
gehabt hen,,d.1nn is der Peil Kohle
getutscht un ich sin widder ernnner
geschliprft. Schließlich hen ich awwer
doch mein Kopp dorch triegt un ich
hen so ganz langsam nachgeschowe.
sbis ich auch mit meine Wehst dorch
war. Da is das verdollte Fenster
erunnee gefalle un ich hen da gehängt
swie in e Träpp, biiahs der Kohlpeil
sbat auch widder geinuhft. Schost din
tosittl Jch hen nit vorwärts un nit
rückwärts gekannt, weil ich in den
Fenster getetscht war un da hen ich
gestart zu hallern. Jch hen: Mörder.
un Feier un Bolies un einiges ge
shallert, was mich nur in den Kopp
iomme is un schließlich hat es Je
mand neckst Dohr bei Wedesweiletsch
gehört. Jch hen genohtißt, wie die
Saluhndiehr aus is gange un e paar
Fellersch sin erans gesterzt komme un
hen Knippel in die händs gehabt. Se
hen iwwerall erum geguclt. bis se mich
gesehn hen un dann hen ich meine
Konichinsneszessitheesverlorr. Jn mein
nächste Brief will ich Jhne vekzählr.
was es noch gewwe hat. Denke Se
nit, daß ich jetzt gesebst gewese wär,
biiahs das is nit der Käs.
diiahs das is nit der Käs.
Mit allerhand Achtung
Yaurs
Lizzie DansstengeL
» ,
Radettchen kam Seht-link Ein Billet
nach Bahrnsteml«
Beamten «Militärs oder Kinder
billet?« «
WIT
«.Kurt, wie oft hats ich dir geftxh du
sollst mit den Kindern auf der tkaße
nicht spielen.«
»Aber Matti, —- sie haben ja mit
mir gespielt.«« ·
—-—
I- W
— «Du liebst mich nicht mehr, sll red,
das Zehe ich klar und deutlich seit an
m.
— »Wenn du das so deutlich nnd klar
siehst, liebst du mich schon gar nicht mehr
denn die wahre Liebe ist blindi«
Was Du dem Leben verdankeii, das
darfst Du Dir selber auch buntemdenu
nur der tätigen Kraft gönnen die
Stunden ihr Gold. .
Neues von der drahtlosen
Telearaphie
Von VII-trinkt
Die drahtlose Telegraphie kann heu
se auf eine Geschichte von fünfzehn
Jahren zurückblicken. Die jüngste
Tochter der Elektrotechnib ist sie doch
ein wenig älter als der Atttomobilis
mus. mehrere Jahre älter als dieFluq
technis. Und diese jüngeren Gebiete
der Technik haben das allgemeine Jn
teresse vorübergehend Von ihr abges
lenkL "
Aber im stillen hat sie desto größere
Fortschritte gemacht und Ziele erreicht,
die noch vor wenigen Jahren iiie völ
lig unerreichbar galten. Besser als
Worte geben Zahlen den Beweis fiir
diese Behauptung Noch vor vier
Jahren galt eine Nachrichteniiksermittei
lung der gewöhnlichen Schisssstationen
nach dem Lande zu über 175 Meilen
als eine recht ansehnliche und kaum
nennenswerth zu iiberbietendeLeistung.
lind nun miigen daneben beispielsweise
die letzten Leistungen des Lloyddanip
sers ,,Kaiser Wilhelm ll.« betrachtet
werden, welche die Telesunken-Gesell-s
schaft soeben bekannt macht. In der
Nacht vom s. auf den 9. September
hatte der Dampfer zunächst eine Ver
dindung mit der funkentelegraphischeu
Station zu Quefsant auf eine Entfer
nung von 1200 Meilen. WenigeStun-—
den danach trat er mit der deutschen
Station zu Norddeich sogar über eine
Entfernung von 1700 Meilen in Ver
bindung. Dann sprach er mit Bolt
Head iiber 1200 Meilen, und schliefe
lich mit Crook Haben über 960 Mei
len. Besonders sei bemerkt, dafi das
Schiff nicht etwa nur Deoesehen aus
nahm, die von den riesigen Landstatioi
nen in den Raum gebliht wurden, son
dern, daß es mit der eigenen kleinen
Schifssstatien iiber die gewaltigen
Entfernungen von 300 bis 400 geo
graphischen Meilen Depeschen absand
te, die am Lande gut aufgenommen
und per Draht weitergegeben wurden.
Diese rund verzehnscichte Leistung in
der Reichweite verdankt man einem
neuen System. das nach den Entdek
kunqen des Professor-Z Wien von der
deutschen Telesunkengesellschaft ausge
bildet wurde und unter dem Namen
der »tönenden Löschfunken« bekanntge
worden ist. Das Wesen dieser neuen
und hochwichtiaen Erfindung läßt sich
am besten erklären, wenn man die
Funkenstation mit einem Musikinstru
iiient vergleicht, niit dein sie in physika
lischer Beziehung ja so manche Aehn
lichteit besitzt.
Die Funkenstation des Jahres 1908
itiszt sich wohl mit einem Klavier ver
gleichen. Der Schlag auf die Klavier
taste. durch den der Hammer gegen die
Saiten geschleudert und die Saite ins
Schwingen gebracht wird, war der ein
zelne kräftige Funken. Der ging wi
schen zwei Pole iiber iind brachte einen
elektrischen Kreis ins Schwingen, der
wohl der Klaviersaite vergleichbar ist.
Die Station des Jahres 1911 mit
tönenden Löschsunken kann man dage
gen wrhl mit einer Geige vergleichen.
Da wird der Ton nicht durch einen
einzelnen Schlag erzeugt. Vielmehr
aleitet der kolophonierte Bogen über
die Geigenseite und reißt sie permanent
au. Winzige Bruchtheile einer Sekunde
hindurch nimmt der streichende Boden
die Saite mit, läßt sie dann frei weg
schivingen, faßt sie von neuem, gibt ihr
wieder einen Anstoß und so weiter.
Während also der Klavierhammer die
Energie, die wir als Ton empfinden,
mit einem einzigen kurzen Schlage iii
die Saite packt und diese dann längere
Zeit sich selber überläßt, führt der Gei
genbogen der Geigensaite die Energie
beinahe kontinuierlich zu.
Und in derselben Art geht es beim
System der tönenden Löschsunken
Bei der aetrählten Anordnung gibt der I
einzelne Funke seine elektrische Energie T
rapid schnell an das schwingende Sn i
stem ab und verlöscht dann,so das-· man
tausend, ja sogar zweitausend Funten !
in der Sekuude durch den Apparat ge »
hrn lassen kann. Dadurch aber hat die !
Energiemenge, die nun aus dein t
schwingenden System in denRaum ges- i
strahlt wird, gegen früher eine Ver- !
hnndertsachung ersahren,und daher er
klären sich die erstaunlichen Leistungen
der neuen Stationen. i
Und noch eine weitere Aehnlichkeit
zeigt sich zwischen der modernen Sta
tion und einem Musikinstrument. Jm
Telephon der Empsangsstation wird
die schnelle Funkensolge der gehenden
Station als ein klarer, musikalisch rei
ner und durchdringender Ton gehört,
als ein Ton,der direkt an denFtlana ei
ner Geige erinnert. Daher die Vezciai
nuug »tönende Lösehsunken", denn die
früheren Apparate riefen im Telephon
nur ein Knaeken und Knarren hervor.
Mit den neuen Stationen bleiben die
Schisse zwischen Hamburg und New
ork heute während der ganzen Fahrt
n Verbindung mit dem Lande. Fu oer
Mitte des Ozeans, wo die Schiffe-sta
tionen nicht selber bis ans Land rei
chen. geht der Verkehr vom ersten
Schiss zum zweiten und von diesem
dann sicher an Land. Dagegen behal
ten die großen Landstationen immer
Verbindung mit den Schisseu, so daß
man jedem Amerika-Dampser Tele
gramine direkt nachsenden kann. Nur
ans der langen Südainerika-Fahrt ist
während dreier Tage der ganzen,
zwanzig Tage wöhrenden Fahrt auch
die Verbindung vom Lande her indi
reist, das heißt, sie geht erst über ein
anderes Schiff. Aber auch hier ist der
Dienst durch die deutsche Betriebska
sellschast siir drahtlose Telegraphie
derart organisiert, daß derVertehe von
Cuxhaven bis nach Monteoideo und
Bueuos Aires ohne Unterbrechungen
durchgeführt werden lann.
Dabei sind die Preise siir Radioteles
gramrne nicht hoch, in jedemFalle nicht
höher als Kabeltelegramnie liber den
Ozean. Betrachten wir ein solche-Z
Funkentelearamkn von zehn Worten,
das einem Passagier auf einem New
York-Dampfe: nachgesandt wird. Da
kommt zunächst die Landgebiihr von
ssiinszig Pfennig siir das Telegraphie
ren der Depeschen aus den Leitungen
L der Post bis zur drahtlosen Küstensta
! tion. Es solgt die soqenannte Küsten
biihr von 1.50 M. siit das sunleutelc
araphiscke Heraussenden der Depcsche
Und endlich die Bordgebiihr siir die
Annahme der Depeiche aus dem Schif
se und ihr Aitshändigen an den Emp
fänger in Höhe von 3.50 M. Unter
Benutzung einer deutschen Küstensta
ticn kostet das ganze Telearamm also
nur 5.50 M., und der Preis erhöht sich
bei der Benutzung holländischer, stan
zösischer oder englischer Stationen
nicht allzu sehr.
Die drahtlose Teleqraphie, lange
Jahre hindurch ein physikalischeg Pro
blem und dann ein Verständigungs
ntittel der Krieasslottem ist also heute
ein allgemeines Verlehrsmittet gewor
·:-en. dessen sieh jeder, der Interesse dar-«
an hat, siir billiges Geld bedienen
kunn. Jmmer mehr wird sie bei fort
schreitender Verbesserung und Entwick
lung dem überseeischeu Kabel Konkur
renz machen.
Ullerlei vom Bleistift.
Von Hans Dominik.
Es ift mit der Benennung unserer
Schreibwaaren ein eigenthiirnliches
Ding. Schon seit vielen hundertJahren
schreiben wir nicht mehr auf den brei
ten Schilfbliittern der iighptischen
Papyruspflanze. Aber trotzdem nen
nen wir unseren modernen Schreibstoff
immer noch Papier.
Wohl zwei Menschenalter sind ver
flossen, seitdem die lunftvoll geschnit
tene Gänseseder den neuen ftählernen
Sclsreibspitzen weichen mußte· Aber
nach wie vor sprechen wir von
Schreibfedern. Und dann endlich der
Bleistift.
Es ist ja richtig. Man tann mit
einem Stift aus metallifchem Blei
einigermaßen schreiben Und wenn auch
nicht schwarze, so doch wenigstens
graue Linien hervorbringen. Aber
es ist lange her, daß man es that. Die
alten Römer benutzten zum Vorziehen
der Linien auf ihren Schriftrollen in
der That eine flache Bleischeibe, die sie
klitzlveg «ptamtinm" das heißt Blei
nannten. Und im Mittelalter können
wir bis in das 15. Jahrhundert wirt
liche Bleistifte, das heißt Stifte aus
metallischem Blei verfolgen. Aber
dann verfiel man auf ein neues Ma
terial, welches die Schriftsteller des
16. Jahrhunderts als Reißblei be
schreiben und welches zweifellos nichts
anderes ist, als unser wohlbelannter
Graphit, aus dem auch heute noch un
sere Bleistifte bestehen.
Jrn Jahre 1564 wurde in England
im Cumberlandgebirge zu Borrow
dale eine Graphitgrube entdeckt, welche
das Reißblei in einer ganz hervor
ragend vorzüglichen Qualität enthielt.
Der Graphit von Borrowdale zeigt
sich durchaus frei von allen störenden
Bekmengnngen und besaß durch seine
ganze Masse eine gleiche Härte und
Sclreibfähigleit. Man konnte das
gewonnene Material sofort mit feinen
l Sagen in Stifte zerschneiden und in
IHolz fassen. Diese ersten auf so ein
ssarhe Art unter der Regierung der
zFidnigin Elisabeth hergestellten Gra
;pi)itstifte zeigten vorzügliche Eigen
schasten, wie die wenigen auf uns ge
lcnrmenen Reste beweisen. Sie er
langten denn auch in lürzester Zeit
Weltruf. Die englische Regierung
nahm die Grube von Borrowdale un
ter ihre Bewachung und ließ nur sechs
Wochen in jedem Jahre Graphit bre
chen, um der schnellen Erschöpfung der
Grube vorzubeugen Die Ausbeute
wußte in England selbst verarbeitet
werten und nur die Aussuhr von
Vleististen war gestattet.
Trotz dieser Vorsichlsirterßregeln war
» die Grube in der ersten Hälfte des 18.
» Jahrhunderts völlig erschöpft· Man
fand nur noch Absallstosfe, mit denen
man nichts anzufangen vermochte.
Man versuchte sie mit Schwefel und
anderen Sachen zusammenzuschmel
gen, aber das Ergebniß war nicht
brauchbar. Und so schien es, als
sollte der Bleistist in der Kulturge
schichte eine vorübergehende Erschei
nung werden, eine Erscheinung, die
plötzlich in großer Vollkommenheit
aufgetaucht war und nun wiederum
ebenso plötzlich verschwinden sollte.
Jn jener Zeit hatte sich auch in
Deutschland und besonders in
Bayern eine Bleististfabritation auf
getan. Bereits im Jahre 1726 er
wähnen die Nürnberger Kirchenbiicher
Bleistiftmacher und im Jahre 1761,
vor 150 Jahren, begann in dem Dorfe
Stein bei Nürnberg ein Mann die
Bleiftistfabrilation, dessen Namen
heut-. Weltruf in der Brauche hat. Es
war Caspar Faber, der damals in
bescheidenem Hausbetrieb die Herstel
lung von Bleististen aufnahm und
; jede Woche einmal mit seinen Erzeug
nissen auf den Markt von Nürnberg
ging.
l Die Zeitläufte waren solcher Grün
dung nicht eben günstig. Der engli-l
sche Bleiitift genoß immer noch Welt
ruf und in Deutschland fand sich nur
sehr viel minderwerthigeter Graphit.
Der Gränder der Firma starb im
Jahre 1784 und sein Sohn Anton
Wilhelm, nach dem sie heut A. W. Fa
bet firmiett, übernahm den Betrieb.
Aber auch ek konnte unter den dama
ligen Verhältnissen teinc Seide spin
nen und noch im Jahre 1786 wird in
einem gerichtlichen Schriftstück das
Baroermögen der Firma mit 59 Gul
den angegeben.
Ader inzwischen bereiteten sich wich-« -
tige Aenderungen und Fortschritte in
der Bleistiftfabrikation vor. Beinahe
gleichzeitig entdeckten 1795 Contes in
Paris und Hardtmut in Wien ein Ber
fahren, nach welchem sich auch aus we
niger gutem Graphit recht gute Stifte
herstellen lassen und bis zum heutigen
Tage hergestellt werden.
Nach dem Contöschen Verfahren
wird der Graphit in Kugelmühlen zu
einem haarfeinen Pulver gemahlen
und dann durch Schlämmen mit Was
ser von allen Berunreinigungen be
freit. Ebenso wird weißer Pfeifenton
auf das sorgfältigste geschlämmt und
gereinigt. Die so vorbereiteten Stoffe
werden nun wiederum getrocknet und
je nachdem man mehr oder weniger
harte oder schwarze Bleistifte erhalten
will, in verschiedenen Mengen ge
mischt. Wiederum wird das so weit
vorbereitete und gemischte Material in
Kugelmiihlen viele Stunden hindurch
bearbeitet, um zunächst eine vollkom
mene Mischung zu erzielen, und dann
unter langsamem Wasserzusatz zu ei
ner steifen Pasta getnetet. Jetzt end
lich ist das Material fertig, aus wel
chem die Seelen unserer modernen
Bleistifte bestehen.
Jene Pasta kommt in eine Presse
die nach dem bekannten Prinzip der
Nudelspritze arbeitet und den Stoff in
Form feiner, runder oder sechslaritiger
Drähte ausprefzi. Die so gewonnenen
Graphitdrähte werden in eiserne Mus
feln gepackt nnd in Oesen längere Zeit
bis zur hellen Rothgluth erhitzt. Nach
der Abkiihlung sind die Bleistiftseelenz
fertig, sie können nun in Holzfassuugen
eingeleimt werden und dann haben wir
nach der letzten Politur und dem letzten
Schliff den modernen Bleistift.
Während die Contasche Erfindung
in Paris schnell Eingang fand und die
französischen Bleistiite den englischen
aus dem Weltmarkte große Konkur
renz machten, bleiben die Verhältnisse
in Deutschland klein und rückständig.
Anton Wilhelm Faber starb im Jahre
1810 und auch sein Sohn Georg Leon
hard, der die Fabrik bis 1839 leitete,
tonute sie nicht hochbringen. Alle
groß war das Vorurtheil gegen die
deutschen Erzeugnisse, allzu schwer der
Absatz bei mißtrauischen Konsumen
ten. Der große Umschwung kam erst,
als derUrenkel des Begründers Lothar
Faber im Jahre 1889 die Fabrik über
nahm. Gewiß war in den letzten 50
Jahren ein gewisser geringer Fort
schritt zu verzeichnen gewesen. Man
hatte einen jährlichen Umsatz von 12,
000 Gulden und beschäftigte etwa 20
Arbeiter. Lothar Faber wurde fiir die
Firma etwa das-, was Alfred Krupp
fiir die Firma Krupp war. Er leitete
das Wert beinahe 60 Jahre von 1889
bis 1896 Er verschafste dem deut
schen Bleistift einen Weltrus und ver
hundertfachte die Arbeiter-zahl. Von
Anfang an fiihrte Lethar Faber, der
tm Laufe seiner erfolgreicheuThäiigkeit
zum Freiherrn ernannt wurde, die
besten Arbeitsmethoden ein. Das
Gouv-Verfahren wurde von ihm wei
ter zur hohen Vollkommenheit ausge
bildet. Ferner aber achtete er von An
fang an darauf, daß seine Fabrikate
nicht unter irgendwelchen englischen
oder französischen Phantasiebezeich
nungen, sondern unter dem richtigen
Firmennamen auf den Markt lamen.
Der praktische Erfolg dieser Maßnah
men bestand darin, daß die deutschen
Bleistifte heute einen ebenso guten Ruf
wie die englischen und französischen
Stifte auf dem Weltmarkt besitzen und
daß die Bleiitifkindustrie einen beach
tenswerthen Posten in der deutschen
Handelgbilanz bildet.
Und zum Schluß mag noch auf eine
weitere merkwürdige Uebereinstini
mung der beiden deutschen Firmen
Faber und Krupp hingewiesen werden.
Das Haus Krupp ist bekanntlich mit
Friedrich Alfred Firan im Mannes
stamme erloschen. Dessen älteste Toch
ter Berta heiratete den Herrn von Boh
len und Halbach, der mit königlicher
Genehmigung den Namen Krupp von
Bohlen-Halbach annahm.
Ganz ähnlich ging eLL dem Hause
Faberx Der alte Freiherr Lothar
überlebte noch seinen Sohn Wilhelm
Dann erlosch der Manuesstamim und
die Enkelin Lothars heiratete den Gras
sen Alexander von Castell und dieser
nahm den Namen Graf von Fabers
Eastell an. So lebt hier wie dort der
alte Name des bürgerlichen Begrün
ders in Verbindung mit einem Adels
tiiel weiter. Wir finden den neuen
Namen auch auf den sogenannten Ca
stellstisten, deren Bezeichnung gewiß
manchen gewundert hat.
Nach den Ansichten von Orville
Wright hat jeder Mensch den Instinkt
eines Vogels. Das geht an, und so
lange er nicht einen Vogel hat, wird
man ihn ungehindert frei umherflat
tern lassen. —
sit I
Aus einer Unze Enttönschung wird
oft eine Tonne Pessimismuö.
Der IMI
ist mit dem Derbst ins Land W
und breitet nun wieder waltende
Schleier, sobald sich die Dämmerun
kerniedersenkt und der Sonnenballii
am westlichen Horizont hinabgesunleu
ift, iiber Wiese und Wald, über Æß
nnd See, über Stadt und Dorf.
ist Nebel? Kurz gesagt: Wassert
Kleine Wasserbläschen oder -kiigelchen
erfüllen rings die Lust und rusen da
durch Trübungen hervor. Damit alfo
Nebel überhaupt entstehen kann, muß
die Luft mit Feuchtigkeit gesättigt sein;
damit er sich aber auch wirklich Tbilde
dazu ist weiter nöthig daß ein kalter
Lustfirom in die feuchte Luft eindrin t,
cder dafz diese Luft ihrer ganzen Ma e
nach von außen abgetiihlt wird. Daß
auf letztere Art Nebelbildung vor sich
geht« erhellt aus einem sehr einfachen,
von jedermann leicht auszusii renden
Versucle Man braucht nur be kaltem
Wetter feinen Hauch aus dem Munde
mit einer gewissen Schnelligkeit auszu
stoßen. Alsbald sieht man einen Kegel,
dessen Spitze im Munde ruht und der
jich in der Lust ziemlich weithin er
ftreclt und durch seine trübe, weißliehe
Färbung deutlich von der ihn umge
lenden klaren Lust abscheidet. Aus
dem Gesagten geht mitDeutlirhleit her
vor, daß der Herbst der Nebelbildung
besonders günstig ist. Man hat festge
stellt, daß mit dem Wart-sen der Städte
der Nebel zugenommen hat — man
denke nur an den beriichtigten, sast
greistaren Nebel in London! Das ist
ganz natürlich. Denn mit der ZU
nahme der Städte sind auch die Bedin
gungen siir die Entstehung Von Staub
und Nuß vermehrt. Diese seinen, in
der Lust schwebenden Partikelchen bil
den einen Kern, an dem sieh mit Vor
liebeTheilchen verdichteter Lustseuchtig
teit festsetzen. An dieseThatsache knüp
fen die Maßnahmen zur Bekämpfung
les sltebels an. Um seine Bildung zu
unterdrücken, muss man die Staub
und Rußplaqe bekämpfen. Gegen den
Stan wird wenig zu machen sein. Um
so mehr verspricht man sich oon den
Versuchen zur Unterdrückung des
Nußeg Dieser entsteht infolge unge
nügender Verbrennung Naclk Werner
von Siemens sind die Schornsteine -—·
die uns den Nuß bescheeren — die
Schandfäulen der Industrie. Man
muß also für vollständigere Verbren
Inung sorgen. Die Möglichkeit ist durch
einschlägige Versuche bewiesen. Der
Engliinder Thomas Parier, der Er
bauer der elektrischen Untergrundbahn
Hin London, hat durch Destillation der
iliohle bei niedriger Temperatur ein
merkwürdige-Z Erzeugniß hervorge
bracht. Coalit nennt er es. Dieses
färbt nicht ab und verbrennt rauch
und rnßfrei, sogar bei unvollkomme
ner Lisftzufiibzr. Liefert uns Parker
damit ein vorbeugendes Mittel, so hat
ein anderer Engländer, der Chemiler
Sir Olivier Lodge, Maßnahmen er
dacht, urn den entstandenen Nuß, die
unverbranntenKohlentheilchen, aus der
Oltmrsplzare zu entfernen. Große elek
triicke Kondensatoren werden bei Nebel
entladen nnd bewirken dadurch, daß
sich die Rusipartitelchen zur Erde sen
len und der Nebel sich lichtet. Lodge
still seine Erfindung zur Sicherung
von Eisenbahn-rügen verwerthen. Er
denkt sich die Sache so: Längs der
Schieiienziige sollen derartige Kondem
satoren aufgestellt und bei dichtem Ne
bel entladen werden. Dadurch wird
die Luft wieder klar, und der Lokomo
tivfiilprer ist imstande, Strecke und
Signale zu erlennen.
—-—-..
Die Lebenskraft der Hatsique
scheint geradezu ans Wunderbare zu
grenzen. Jn einem in einer englischen
Zeitung veröffentlichten Artikel erzählt
William Allingham, daß der grönlän
dische Haifisrh auch dann nor-b weiter
frißt, wenn ihm eine Harpune oder ein
Messer den Kopf durchbohrt hat; Vor
aussetzung ist jedoch, daß das Nerven
zentrum unverletzt bleibt. Einmal
wurde einem Haifisch das Rückgrat
herausgenommen und der Kopf abge
schnitten; derRumpf zappelte aber noch
lange hin und her, und dasHerz schlug
noch zwanzig Minuten nachdem es aus
dem Leibe entfernt worden war. Von
den isländisehen Fischern werden die
Haifische. nachdem man ihnen die Le
berzurThrangewinnung herausgenom
men hat, oft wieder ins Meer gesetzt.
. iro sie lustig ireiterfrhioimmen Einmal
wurden einem Haisisch Leber, Herz
nnd Eingctoeide herausgenommen;
dann brachte man den Fisch wieder ins
Meer zurück. Er versuchte erst mit dem
Schwanz zu schlagen, konnte sich aber
bald wieder rasch entfernen. Nicht sel
ten fiingt man Haisische. die im Kör
per ein Stück von der furchtbaren-kno
chentlinge des Schwertfisches, ihres
größten und gefährlichsten Feindes
tragen. «
---.I-—
Wegen ungünstiger Witterung wird
die Fortsetzung des perfischrn Fell-zu
ges bis auf weiteres eingestellt- Jn
Tripolis ist jedoch das Wetter -— gün
stig!
Jn der Nähe von Menrphis, Tenn»
wurde ein Bahnzug von maskierten
Räubern überfallen und geplündert.
Jetzt kann man auch vom wilden Sü
den sprechen.
Jn California habenckzich « Auf
fragetten die neue Bezei m« «
ticianetten" zugelegt. Sie
klinge netter. Ob sie ni
tverben, ist eine andere «