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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Dec. 8, 1911)
Nebraska Staats« Anzetger und J set-old J llllllllllll her 1911 Zewi r(Theli ) Nummer 17. Von FreiinMarie von Hutten. Du bitt in meinem Alltagsleben Der große, lichte Feiertag, In hehrer Harmonie durchllungen Von tiefem, vollem Glockenschlag Ein helles Sonntagsionnenleuchten Durch jede feiner Stunden geht, Und seine wunderbare Stille Steigt worilog auf wie ein Gebet. Ver kleine Frei-. Stizze aus dem Kinderleben von EllaStiibing-Ernmerich. Der ileine Fred war außer sich vor Freude. Er sollte verreiien mit der richtigen großen Eisenbahn weit, weithin! Tante Lisbeth hatte aller dings geweint wie der freundliche On tel, der zuweilen zu ihnen lam, es ihr sagte, aber die dachte gewiß. er iiinie nicht wieder. Do wollte er doch gleich einmal hinlaufen in vie Küche und es ihr versprechen, daß er ganz, ganz ge wiß wiederkäine, daß er nirgends so gern sein möchte, wie bei Tante Lis detb und Onkel Hans, und daß er sie schrecklich lieb hätte. — «Tanie Lisbeth, toein man nich, ich komme gewiß, ganz gewiß wieder." " Leidenschastlich driiate die Frau das Kind an sich. ein seuchter Schein stand in ihren Augen. »Junge, mein lieber, siiszer Junge!« Und plöhlich neigte sie den Kopf aus das blonde haupt des Kleinen ,ihr ganzer Körper zitterte in halber stiekten Weinen. Mit grossen erstaunten Augen sah das Kind zu ihr aus, um den kleinen Mund ging ein leises Beben, von ei nem neuen Gedanken ersaßt richtete es sich zu ihr aus und streichelte mit sei nem hsndchen ihr Gesicht «Tanie Liibeth Du weinst woll, weil Du nich mitkommst, ja? —- Jchs W des Onkel, wenn er mich holt« stagen, ob Du mit sollst. — nun wein’ aber nich, ich —-— ich habe Dich( « so schrecklich lieb! — Seine Aermchen umklammerten ih ren Oals so seit, daß sich sein Gesicht chen von der Anstrengung röthete« — .so lieb.« —- s »Ja, mein Junge« « die Frau; streichelte zärtlich sein weiches, licht-? blondes haar, dann preßte sie ihn piöilich an sich und küßte ihn wild. »So, nun geh’ und spiele artig. Frei-, ich will Deine Sachen für die; Reise zurechtlegen! ( Bettelnd hängte sich der Kleine an’ ihr Kleid. »Ich kriege doch den neuen Anzug an, den Du genäht hast, und meine Soldaten kommen mit und mein Bilderbuch und die Kegel, Du, vergiß die Kegel nich« »Alles, mein Junge, all' Deine schö nen Sachen kommen mit —- nun geh’ und spiele.« Drinnen in der hellen, sauberen Kammer, wo dicht neben den beiden großen Betten das Bettchen des Klei nen stand, sank die Frau aus einen Stuhl nieder. » - L ------- - Peckgou, ch Illuc b- urssu seu möglich, dafz sie ihn ihr nehmen woll ten« ihr Kind —- ja ihr Kind, wenn sie ihn auch nicht geboren, ihr Kind durch tausend Mühen geworden in all den zwei langen Jahren! —- Waö war das fiir ein armselig, zartes Pflänz chen, als sie ihn ihr brachten, als seine Mutter dem vor weniger als Jahres frist gestorbenen Vater in die Ewig teit gefolgt war. Wie hatte sie, die Kinderlofe. die nie Aussicht aus ein eigenes Kind hatte, ihren Mann mit Bitten und Thriinen bestürmt. »Ja, liebes Kind,« hatte ihr Mann darauf gesagt, »ja, fiir das Kind ift es ein Glück, wenn es in Deine treuen Hände tommt, aber —- Du wirst ver gessen, dafz es nicht Dein eigen ist, dah man es Dir wieder nehmen kann. —- Fred Reimers Vormund ist ein so eigenthiimlicher, jähzorniger Mann.« Schließlich hatte sie alle feine Be denken widerlegt, sie wollte nicht ver gessen, daß Fred nicht ihr eigen Fleisch und Blut, »Tante Lisbeth« nur sollte er sie nennen, wenn sie sich auch noch so brennend sehnte den Mut ternamen von frischen Kinderlippen zu hören Und nun —- nun hatte sie es doch vergessen gehabt, dafz der Junge nicht ihr gehörte, eine geringfügige Mei nungsverfchiedenheit, was die Erzie hung des Meinen betraf, hauschte der Vormund zu einem Grunde aus, ihn ihr zu nehmen. Einfacher sollte er erzogen werdent Sie waren doch auch nur einfache Leute« ihr Mann ein tleiner Beamter, aber dasz sie das Kind sauber hielt, ihm zuweilen einen Extrahappen gab, wenn sie das Essen der Erwachsenen fiir seinen jungen Magen zu schwer hielt, dasz sie ihm Liebe, viel Liebe gab —- das war doch lein Verzörteln, tein Verwöhnem —————— Uebermiidet von all den Anstren gungen des-; Tages und dem Neuen ringsumher hatte sich der kleine Fred in den Schlaf geweint. Gar nicht gefiel es ihm bei dem neuen Onkel, der sah ja kaum nach ihm hin und hatte so ein hleiches, ver sorgtes Gesicht und die Tante hatte mit rauhen, verarbeiteten Fingern seine Hand gefaßt. »Karl, Lenchen, Minchen. hier is de Jung’, nu könnt ihr noch en bilschen spielen. Gleich gin et Essen un denn —- marsch in’t Bett.« — Jn die große, räuchetige Küche, aus deren Winkeln schwarz die Dämme rung kroch, hatten sieh drei rauh töpfige, schwarzäugige Kinder gescho ben, die, nachdem der freundliche Wai senpfleger, der den Kleinen auf der Reise begleitet hatte, gegangen, ihn mit neugierig prüfenden Blicken be trachteten. Und unter dem fremden Anftarren der Kinder, von denen das sileinste den schmuhigen Zeigesinger in den Mund gesteckt hatte, übertam den kleinen Fred das Gefühl einer trostlosen, angstvollen Verlassenheit. Aufweinend drängte er die ihn um ftehenden Kinder zur-Seite und lief k auf die offene hausthur zu. f »Ich will nach Haus —- ich will nach Haus —-— Tante List-ethi« Vom Herde her tam die Frau mit einer dampfenden Schüssel, die sie rasch zur Seite stellte, mit ein paar Schritten holte sie den Meinen ein und strich mit ihrer rauhen hand be gütigend iiber sein dlondes Haar. «Nu tomm man her und iß erst wat un denn geht et schlafen un morgen bring ich Dir nach hause —- tomm." Langsam hatte der Kleine mit ihr kehrtgematht, dicke Thriinen standen noch aus seinen rosigen, runden Bäck schen· —— Morgen ging es heim, mor gens Da konnte er ja heute noch blei ben, er sollte schön artig sein, hatte er Tante Lisbeth versprochen. Und tapser saß er mit am Tisch und biß in sein derbes Schmalzbrod. Morgen. morgen ging es ja heim! — Als der triihe Herbstmorgen däm merte, war der kleine Ired schon wach, aufgerichtet saß er im Bett ne den dem schlafenden, schwarzköpsigen Jungen und miihte sich feine Strümpfe anzuziehem als die Frau mit mürrischem Gesicht in die Kam mer kam, die beiden Schulpslichtigen zu weclen. »Wat willst Du denn nu schon wie der, erst kommen die Großen, die nach der Schule müssen un denn kommen die Kleinen an de Reihe, man wieder mit Dich in’t Bette.« — Zögernd gehorchte der kleine Fred, Zimmer noch sein Strümpichen in den ;Hiinden. s »Heute geht es doch heim — der ’Zug wartet nich, hat Tante Lisbeth »gesagt, — ich muß doch sertig wer ; den.« — T Die Frau lachte kurz aus« »Don JDich man nich so, Du hast noch Zeit. .lange Zeit.« — Endlich waren die beiden Großen sertig und zur Schule. Der kleine sFred zitterte voll Ungeduld dem An ;ziehen entgegen. Wenn der Onkel ;vielleicht schon kam, der ihn wieder iholte, und er wäre noch nicht fertig, s dann reiste er wohl gar ohne ihn sort, und ersmuszte hier bleiben. — Rathlos sah er sich um, da kam die Frau wieder in’s Zimmer. »No, biste schon hoch, komm man her, ich zieh’ Dich Deinen Anzug an. —- Den nich, ja warum denn nich? — Komm man her, in diesem kannste auch nach hause fahren, — »so —- nu hisie fertig, —- so.« — Und dann saß der kleine Fred wie der in der dilsteren Küche am unge deekten Tisch mit dem kleinen Min chen und trank seinen diinnen Kasiee mit dem dicken Schwarzbrod dazu. Es wollte ihm garnicht munden. »Magste noch watW Fred schüttelte den Kopf. »Denn komm man her auf die Straße. nich Mutter'i« Die Frau nickte vom herde her zu ihnen hin. »Ja, geht man spielen.« Draußen vor dem kleinen häuschen blieb Fred stehen und sah die Straße» herunter, daher mußte der Onkel kam-J men, hier konnte er ihn ja gleich se-» hen. ——- Das kleine Minchen zupste ihn am Aermel und sah ihn mit ihren Bitkbeerenaugen in’a Gesicht. ; »Du bist!« — »Krieg mich doch!« Auslreischend lies sie eine Strecke fort, dann als sie merkte, daß Fred unbe weglich stehen blieb, tam sie wieder. »Warum kriegst mich nich, lannste nich schnell lausen2« Der tleine Fred schüttelte den Kons. »Ich will nicht spielen, ich will« heiml« Und er stand und wartete, wartete voll zitternder, siebernden Ungeduld, dann und wann lies er wohl einmal in die Küche und fragte die Frau, wann denn der Onkel läme.· Ein paarmal gab sie tröstend Be scheid, dann aber, als er immer drän gender fragte, sab sie gar nicht von ib rer Arbeit aus, sondern sagte nur är gerlich: »Ach laß mich in Ruhe mit det dumme Gesragr." — Da schob sich der tleine Kerl wiederi aus der Küche beraus, leise vor sich binweinend, eingeschüchtert stand er wieder aus seinem Warteplatz. Mittags-seit war längst vorüber» der trübe, seuchte Tag neigte sich deml Ende zu, von den Wiesen stiegens schwere, weiße Nebel aus, glitten dies Straße entlang und hängten sich in; des Kleinen Kleider, der noch immer? sriistelnd in zitternder, qualvoller Angst wartete. ’ Karl tam eben mit seinem Pack Bücher aus der Nachmittagsschule heim, im Vorbeigehen fuhr er mit ei ner derben Bewegung über den licht btonden Kopf. »Na, wat stehste denn hier un guckst, gleich woll’n wer Soldaten spielen, walk« - Fred sah ihn gedankenlos an, all sein Sinnen hatte sich auf den einen Punkt vereinigt, —- der Onkel mußte kommen und dann-— heim, heim,« heim! — Er schüttelte den Kopf. »Ich muß heiml« — Da lachie der Junge laut aus. »heim? — Ach wat, Du bleibst jetzt bei uns, immer! Heim, nich!" er gab ihm einen derben Puss und lies lachend in’s haus. Erstarrt sah Fred ihm nach-hier bleiben sollte er. hier in dem diisteren« I schwarzen haus, bei der ernsten, wori «kargen Frau? Nicht wieder zu Tanie ; Lisheth, die ihm mit weicher Hand die JWangen streichelte, ihn küßte und so jsiiß sagte: »Mein lieber, kleiner Jun :ge, mein Junge!'« l Sie sollten ihn nicht halten, e: Imußte heim, heim! Tante Ligbeth ? sollte ihn wieder lüssen und liebhaben, Her sehnte sich ja so nach ihrem weichen, i mütterlichen KoseworL ? Blasseö Sonnenlicht-z glitt kosend » iiber die buntgewiirsekten Kissen, in de nen der kleine Ired mit sieberheißen Böckchen ruhte. Ueber eine Woche lag er schon so, seit dem Abend, wo man ihn wieder in’s Haus gebracht, zu Tode erschöpft. mit nehelschtveren Kleidern Und in seinen Fieberträu men durchlebte er noch einmal all die Schrecknisse des Sichheimsuchen in der i steigenden Dämmerung, all die Angst ,vot dem nahenden Dunkel, die zu ei Iner wahnsinnigen, alle anderen Ge idanken überwuchernden Furcht an iwuchs, — ries immer, immer wieder inach Tante Lisbeth und weinte, weinte, weil er nicht heim foute, nicht heim finden konnte. Tagelang hatte der Arzt die Qual des Kindes mit angesehen, fah, daß die Noth der kleinen Seele den Kör per die ftarke Ertältung nicht über winden ließ, dann bat er die Frau über nähere Angaben über das Kind und erfuhr das heimweh leiden fchaftliches Deimweh das Fieber, das die Kräfte des Kleinen zu verzehren drohte. immer wieder anfachte, und da hatte er auch feine Pflicht als Arzt gethan. ———————— -—— Behutfam wurde die Thür geöffnet, der tkeine Fred wandte unruhig den Kopf; da klang eine Stimme an fein Ohr. die Stimme, nach deren Klang er sich fo heiß gefehnt: ,,Junge — Junge —, Du mein kleiner lieber Junge!« Und dann lag er in Tante Libbetkys Armen und ftreichelte mit feinen hei ßen Hündchen ihr Gesicht. Die Frau aber küßte ihn, küßte ihn wieder voll verhaltener, zitternder Zärtlichkeit: »Junge ——, Du mein armer. lieber Junae, faft zu Tode haben sie uns gequält, aber nun gehörft Du mir, nun können sie Dich mir nicht wieder nehmen. » Nun wollen wir bald wie der heim. —« —--—-.-. Zum Hei-eite. Richter: »Sie wollen fich wegen der mangelhaften Kochfertigkeit Jhrer Frau scheiden lassen? Das ift doch kein iGrundt« . Ehemanm »Herr Amtsrichter, darf iich Sie einmal zum Mittagessen ein ’laden?« Grün berger Elfc r. Die Veröffentlichung dieser Zeilen darf erst ersolgen, wenn ich Gründerg verlassen habe. Es liegt mir wahrhaf tig ganz fern, gegen das schlesische Nüdesheim und sein Gewächs etwas zu sagen. Aber die Grünberger sind so sehr kitzlig in allem, was das Erzeug nis ihrer Hügel angeht. Sie verlan gen unbedingte Begeisterung. Der Kri titer, der über ein Theaterstiick schreibt, hat es leicht. Er bekommt es mit dem Dichter und allenfalls mit dem Direk tar zu tun. Der Rezensent sür Grün lerg sieht sich der Kreisstadt und 51 Weindötsern gegenüber. Mit Groß grünberg ist schlecht Kirschen zu essen. Das ist das Charakteristische der Eingeborenen daß sie di-: reine Wahr heit suchen, die bekanntlich in jedem Wein schlummert. Sie begnügen iich nicht init der stillschweigenden Zu stimmung, sondern verlangen eine klipp und klare Zeugenaussage. Der Fremdling musz Farbe bekennen. Als sie nun dahergewippt kam mit dem federnden Gang der Bachstelze, das blonde Grünberger Gretchen, stell te sie zunächst das Tal-lett aus den Tisch. Dann mristerte sie mich von oben bis unten, fragte, woher der Fahrt, und schenkte ein· Während ich trank hielt sie sest das blaue Auge aus mich gerichtet. Das Fragezeichen dieses lan- » gen Blicks sand bei mir kein Ver Jständniß. Jch kann die Aussage ver stveigerm wenn ich mich an den Galgen Ilieserr. Aber sie ließ nicht locker. Als ich undurchdringlich blieb. steinmte sie die Arme in die Seiten und begann lscbniovisch: « I »Der Grüneberger särbt die Nasen l so griin wie die Rasen. Wer ihn trinkt, den durchschauert es, wer ihn trank, der bedauert est . . . Das wollen Sie wohl sagen, Sie schlechter Mensch?« Jch sagte gar nichts-, da suhr sie fort, das hohe Lied der Grü neberger zu singen: »Er ist gräßlich ;13dgreulich, iiber die Maßen abscheu i .«« . . . So viel steht fest, dem Dichter, der diese Reime geschmiedet hat, wird man in Grünberg lein Denkmal setzen. Auch kei Zusicherung freien Geleit-L sollte der große Moseltenner Johan nes Trojan nicht nach Grünlserg rei sen, sondern lieber am sicheren Stran de Warnemiindes verbleiben. Denn der Einheimische liebt seine Berge sowie das mit Schmerzen gezogene Gewächs. Er hat nicht Humor genug, über die lustigen Reime zu lachen. Von Jugend aus ist der Sohn Griinlergs aus den Berichtigungsparagrapben angewiesen. Wenn er sich irgendwo im Deutschen Reiche als Gründerger vorstellt, gleich wird er wegen der Grünberger Schat tenieite gehänselt. Und immer wieder muß er den Nachweis erbringen, daß der Wein besser ist als sein Rus. Gründerg hat Anno 1900 das 75() jährige Jubiliium des Weinbaus ge feiert. Der lehmige, mit Sand bedeck te Boden erwies sich siir die Rebe so günstig, daß dieFlamliinder undFraw ten um 1150 einwanderten und die Kultur des Weinstoets begannen. Die Pest, die die Gegend entvölterte, der Dreißigjiibrige Krieg, die vielen Feh den zwischen dem Herzog Heinrich t. von Glogau und seinem bösen Nach-« bat, Mord, Brand und Verwüstung —- —— der Grünebetger ließ sich nicht Iunterkriegen. Der Alte Friy wandte ihm, nachdem er seine Hand aufSchle sien gelegt hatte, seine landesväterliche Huld zu. Er siedelte einen Württem berger Winzer-, Johann Kauß, mit Weib und Kind als Weinlehrer an. Es hat diesem Mann gar nicht in Grünberg gefallen. »Fußfälligen Her zens,« so bittet er wörtlich nach einigen Jahren die Glogauer Regierung um Lösung des Kontrakt43. Aber der Grü neberger gedieh auch ohne Weinlehrer. Die Brauer wurden so eisersiichtig aus ihn, daß die Braukommune ein Orts statut gegen die weitere Entwicklung des Weinbaus erwirkte. Widerrechtlich angelegte Weinberge sollten sogleich demoliert werden! Dem Grüneberger Wein schlug auch das vortrefflich an, wie iskerhanpt alle Maßregeln zu sei ner· Bekämpfung den gegenseitigen Erfolg hatten. Es steckt eine unvers wlistliche Lebenskraft in ihm. Wenn auchZeiten der schweren Noth lamen, immer war er trieder obenauf. Außerordentliche Fortschritte in der Traubentultur wurden in den legten Jahrzehnten erzielt. Jn dieser Bezie lnmg steht der Kreis ten besten Wein aegenden nicht nach. Ja, er gilt als Muster fiir die entschlossene und schnelle Verwerthung aller technischen Neuheitenl Zunral der Grünederger Schaumwein erobert sich immer weitere Absatzgebietr. Eine hervorragende Sekttellerei wies mir in ihren Büchern bekannte Arlstokraten als regelmäßige Abnehmer. Manche-s Offizierlorps, dein früher nur französischer Sett tisinlbar erschien, bezieht jetzt Grün berger Schaumwein. Er reist nicht etwa inkognito, sondern sein Etikett zeikt frei und frank die schlesische Her lunft. Auch der Gründerger Kognat breitet seinen Geschästökreis immer weiter aus; verschiedene Marien hu ben einen Ruf auf dem Weltmarkt. Augenblicklich existieren dreißig Wein firnten in der KreishauptstadL Das wäre ja gar nicht möglich, wenn der Grüneberger wirklich ein fo schlechtes Erzeugniß wäre, wie er verschrieen ist. Er hat eben mit dem leidigen Vorur theil zu kämpfen, das von alters her ge gen ihn besteht. Die Fachleute sagen er ist nicht nur besser als sein Ruf, sondern überhaupt gut. Sorgfältig geleltert, ist er in guten Jahrgängen den Edelgewächfen beizuziihlen. Auf den diesjährigen Wein, den El fer, werden große Hoffnungen gesetzt. Wie überall in den Weinlanden, war auch hier die Ernte vortrefflich. Der Umfang war nicht sehr erheblich, aber die Qualität ist vorzüglich. Wie mir der Herr Weinbaulebrer erklärte, ist dieTraube so süß gerathen, daß die be rüchtigte Säure, die dem Grüneberger widerrechtlich gegenüber anderen Wei nen zugeschrieben wird, nicht existiert. Ja, es ist eher Aussicht, daß der Wein zu »latschig« wird, da das Rassige ausscheidet. Hierbei wurde versichert, daß die chemischen Untersuchungen den Säuregehalt des Grüneberger Weins nach langen durchschnittlichen Beobach tungen nicht höher erscheinen lassen, als den des Mosellceins. Krätzer gibt es überall. Auch am Rhein wird hier ! und da ein Trank tredenzt, dessean lAusbieter sich der fahrlässigen Körper Lverletzung schuldig machen» . Der Weinbaulehrer ist nicht nur ein Be rather der Winzer in allen technischen Fragen geworden, er ist auch der Staatslontrolleur, der die Weine re vidiert, ob sie nicht etwa verbotene Zu sätze enthalten, die gegen das Wein gesetz verstoßen. Der gesamte Werde gang des Produkts wird auf Grund der Geschäftsbücher und der Kostpro ben gewissenhast nachgepriist. Jst ein-. Beanstandung notwendig, so wird der Wein zur Untersuchung in das Labo ratorium eingeliesert. Alle staatliche Fürsorge lonnte je doch nicht verhindern, daß sich der Weinbau verminderte. Mannigsache Gründe werden geltend gemacht: die Ausdehnung der Stadt, die das Land zu ihrer Erweiterung gebraucht, der Uebergang der Weingarten an wenig leistungsfähige Besiher. Auch die Schädlinge, die sich immer mehr breit machen, die Blattsalltrankheit, der rote Brenner, der Heu- und Sauerwurm haben manchem Winzer das Handwerk bekleidet. Die Reblaus hat sich erfreu licher Weise bisher nicht in die Gemm lung gewagt Es verlautet, der Grü neberger sei ihr noch immer zu sauer. .-.— Dönlemuenschen in ver Schweiz. Die bisher bekannten Stätten des sogenannten Höhlenmenschen in der Schweiz sind nicht alle zahlreich. Immerhin sind sie in den letzten Tagen um eine solche in der Nähe der als Naturwunder bekannt gewordenen Beatushöhlen am Thunersee bei Jn terlaten vermehrt worden. Jhr Ent dccker ist der gründliche Kenner des-« Berner -Oberlandes, gleichzeitig sein Geschichtschreiber, H. Hartmanm Di rektor des oberländischen Verlehrsver einss Die betreffende Höhle, die trotz einer Entfernung von nur 1000 Fuß von den Beatushöhlen mit ihren 30,000 jährlichen Besuchern in welt abgeschiedener Verborgenheit liegt und aus der einzigen zugänglichen Seite noch durch einen Hag von wilden Ro ten gesperrt war, war dem Genannten seit einigen Jahren bekannt. Eine oberslächliche Untersuchung hatte aber früher nichts Besonderes ergeben. Kürzlich machte sich nun Hartmann nkit zuverlässigen Arbeitern und mit den nöthigenWerlzeugen wohl versehen an die Arbeit. Um den hundertjähri ge.. Schlaf an dieser Stätte zu brechen, galt es, zuerst den Dornröschenhag zu durchdringen Axt und Scheere klär ten aber bald die Bahn und öffneten eine Pforte zu der in tiefste Vergessen heit versunkenen, uralten Kulturstätte. Die namenlose Höhle —- nennen n"« sie nach dem himmelhohen Felsen, in welchem sie sich öffnet, Balmsluhs Grotte —- liegt etwa 800 Fuß über dein Thunersee und schaut mit einem großen Fenster voll aus diesen, mit einem seitlichen mehr gegen die Ebene des etwa 4 Meilen entfernten Inter laten. Sie ist 25 Fuß hoch und 20 Fuß tief. Die ursprüngliche Höhe der Grotte mag ehedem vom Felsboden zum Felsendach etwa 12 bis 16 Fuß betragen haben. Jn einer der drei -- , großen Eiszeiten ist jedoch aus diesem Boden, eine starke Glacialschicht von ertschergeröll abgelagett worden. Ueber diesem nun liegt die eigentliche irg. Kulturschicht, bestehend aus start kalthaltiger Erde untermischt mit Ver witterungsptodutten des umgebenden Felsens. Sie ist jedoch gegen den hin teren Grottentheil zu noch durch eine starke Dunglage unterbrochen, die zeigt, daß der einstige Höhlenbewohner Thiere zum Mitbewohner hatte. Es waren Wiedertäuer, also Rutzthiere be ster Art u. die Vermuthung liegt nahe, daß esRennthiere gewesen seien, die ja dem Menschen des Schweizerlandeg ketanntlich hervorragend als solche ge dient haben. Daß man es bei dieser Grotte nicht mit einem Schlupfwinlel für Raub thiere zu thun hat, bewiesen sosort die ersten Ausgrabungen Es kam näm lich mit dem Schutt bald auch Kohle zum Vorschein. Selbst Holzreste mit verkohlten Enden gab es reichlich. Dank der aussallenden Trockenheit dieser Höhle, die von den außerordentlich starken Gewitterregen der den Gra bungen vorausgehender Tage nicht im mindesten beeinflußt worden war, ist überhaupt die Erhaltung aller Fund-· gegenstände ganz ungewöhnlich gut. Die Holzreste legten auch auf den er sten Blick dar, daß die Bewohner der Höhle bereits mit Werkzeugen umzu gehen wußten. Sie zeigten nämlich noch deutlich die Axthiebe. Weitere Beweise fiir diese erste Kulturftufe ga ben aber besonders die gefundenen Knochen. Eine Anzahl von Schenkel tnochen tragen auffallende Zeichen de: Behandlung.' Sie haben augenschein lich »als Griffe oder Hefte von Werk zeugen gedient. Ein großer fchän be arbeiteter Granitschlegel mag ge ; braucht worden sein, um die Pfähle in ’ den Boden einzurammen, deren Enden der : Schutte enthoben werden konnten. Der eine war aus einem außerordent lich starken Haselnußftamm gezim mert, ein in der Nähe liegender Pflock ist aus Eichenholz. Die meisten Kno chc zeigen freilich eine näherliegende Verwendung. Sie dienten Nährzwek len. Viele der größeren Knochen sind mit Instrumenten ausgefpaltet worden, wohl um dem Essenden das Mart leichter zu erbringen. Daß an der Tafel dieser Urmenschen aber nicht nur Fleisch verzehrt t-surde, dafür gab es ein anderes Zeugniß, nämlich Wall nuß- und Haselnußschalen. An einigen Knochen waren noch die Zahnfpuren erkennbar. Sie hatten wohl dem ge treuen Begleiter des Menschen, dem Hund, als Nahrung gedient. Die Balmfluhgrotte war eine na türliche Festung, da ihre Felsen auf allen Seiten steil abfallen. Sie kann nur auf einer Seite durch Aufschüts tung von Steinen zugänglich gemacht worden sein und diefe eine Seite war verhältnismäßig leicht zu vertheidigen. Immerhin hatten fich die Urbewohner auch sonst gegen Einfälle vorgesehen. Der vordere Höhlenrand ist nämlich durch einen Steindamm bedeutend er-— hör-L Auf diesem Damm konnte leicht ein hölzernes Gatterwerl aufgesetzi werden. Immerhin scheinen manche Zeichen darauf hinzudeuten, daß die viel verborgene Balmfluhhöhle von den Bewohnern der Beatushöhlen nur als Zufluchtsort in Zeiten der Kriegs- und Wassernoth benutzt worden ist. Avgktciye Schriftsteller: «Fräulein, darf ich Ihnen meinen Namen siir immer an bieten?« Dame: »Ja, haben Sie denn schon einen?« Vom statemenle Unterossizier: »Sie, Einjähriger, was sind Sie?« ,,Doltor der Philosophie.« »Ach, reden Sie doch nicht solch gimmes Zeug! Nicht rasirt sind ie!« Unmöglich. »Heute träumte mir von Deiner verstorbenen Frau.« »So? Was sagte sie?« »Nein Wort.« »Dann kann es unmöglich meine Frau gewesen sein.« Uns-erfroren Weinreisender lder eben vom Haus herrn herausgeschmissen Ivurde): .,Apropos, Sie können auch Cigarren bei mir iausen — aber das eilt ja nicht« ich komme morgen tvieder!« Jeder bat Etwas. »Ich höre, daß Sie und Emma nun verheirathet und glücklich sind?« »Ja, das stimmt schon, sie ist glück lich, und ich bin verheirathet.«