Ellen-r schreib-links m III-Jus Isnksttngki. ""·"f » — No. 595. E altes Prawerb duht sage: «Erschtens kommt es annerscht, zweitens wie mer denkt« Un das is auch·setzt widder emal der Käs. Was den tch mich alles vorgenomme gehabt zu duhn un wie elendig is mich en Strich dorch die Rechnung gemacht worde. Se müsse mich eclsiuth wenn ich e wenig ionsjuhs schreiwe, odder tote mer aus deitsch sage duht, e we ntg ausgernicist sin. das duht alles da von her komme. «So ebaut vier Däg zurick sin ich .nttte in die Nacht aufgeweckt un hen e ganz schreckliche-I Tuhseht gehabt. Jeßt muß ich voraus schicke, daß ich in mei ganzes Lewe nit gewißt hen, was Tudseht is» Mein Zahn das sin Pietsches. Jch hen nie nit den aller geringste Truhel mit gehabt un alte Leit sage: »Mei Guttneß, was vie Lizzie sor schöne Zahn hat un lei Mannen daß die so bissig sein kanni« Well, jegt » n ich also auch emal e Tuhsedl ge bt un was sor eins! Wei, ich sin aus den Bett getschumpt un sin in den Ruhm erum gelauie un den gegreint un gejammert. daß en Stein hätt Sahstening von den Brehn hätt triege lönne. Jch hen mich die Wißliebattel getäcteit un hen e Mail che voll von den Stoff genomme un das bat die Pelsns e wenig reliest. Ich hen noch drei Mailcher voll ge drunie un das hat mich teinder in tacksttehteL Jch sin widder ins Bett un schuhr genug, iin ich eingeschlafe; awwer das hat nit lang genomme. So bald wie der Esseit von den Wigtie avgewohre war, sin ich auch wivder wach gewese un die Pehns ware noch viel schlimmer als wie zuvor. For e lange Storie torz zu mache, will ich Jhne soviel sage« daß ich e Nacht gepäßt ben, die war stets-. den einiges getreit, was ich nui den sinne könne. Ich sm an den Philipp, was mein Hat-band ie. sein Reack gange, wo er sein Schnuss drin hat un hen mich en Schnuss getäckelt. We nigstens siwwezehn Hunnert mal hen ich schniese müsse atvwer mit jeden Schnieser is mei Tuhseht schlimmer geworde. Jch den uss e Pieg Sohp ge disse « sor warum, lann ich oss Rohr-«- nit sage. awwer Sie wisse ja. wer bangt. der verlangt un da is es mich bei meine Pehns auch noch iwwel geworde, ich sm wie mer aus gut deitsch sage duht, siesick aeworde un gut und hart. Ich hen mei ganzes Zehe mit Kimmel eingerobbt un da hen ich geschmellt, wie e Wißlieberrel un mei Fehe is so stielie geworde, daß es alle Fleis im ganze Haus angezoge un attriicktet hat. Mei Fehs is e keh geller Fleiprhver geworde. Well, die Nacht is so bei und bei iwwer gange, waer mei Tuhsehk nit. Am Morgen hat der Philipp gesagt, ich könnt awwer auch gar nicts stende un sor warum ich nit zu den Dentiit gehn deht, awwek da hätt ich tein Nörs dazu. Jch könnt Jedem annere en gute Ettweis gewwe. awwet ich könnt mich selbst nit helse« Die Buwe hen auch e ganze Latt s» Niemarls gemacht un ei tell fuh, wenn ich nit so schrecklich gesessert hätt, dann hätte die Kunne emal ebbes eriewe könne! Un ich sin doch so arig eisreht von den Dentist gewese. Well, ich hen awwet iein annere Ausweg getvisit un da hen ich mich sertig gemacht un sin zu den Dentist. Jch hen den Bennie en Dahler geprammiszt, wenn er mit mich gehn deht un wenn die Feger Geld kriege, dann duhn se einiges. Wie mer zu den Dentisi komme sin hat er gesagt, ich sollt mich emai gleich in den Stuhl sehe un denke Se nur emal an. in dieselwe Minnit hat mei Tuhsehk ge siadpti Jch hen den Dncktet gesagt, ich deht iietver auf e anneres mal widdet komme, awwet der hat gesagt« newwer meint-, bleiwe Se emal schön hier« for daß ich Jhne Zähn einal inwestigehte kann. Er hat es nit annerschier ge dahn un ich hen mich hinaesetei. Es war en tehgeller Bari-ers Tschehr. wo ich drufs aesosse hen: ich hen mei Mailche aufmache müsse, immer weiter un immer weiter bis ich esireht war, ich deht mich die Ohre ahbeisse. Dann hat er gesittet mit en Pinscher in meine s Höhn mim zu bohre, da hen ich nit so viel drum gewwe. answer wie ee mit einem mal den kranie Zahn ge bischt hat, da hen ich en Krisch von uich Imme, ich denke, den hat mer his an die Stritt höre könne. »Aha, hat er gesagt, fest hen mer den Bru dert« Er hat dran etum getloppt un gebohrt, daß ich jede Minnit eckfpeaitet hen. ich deht mein Geist uffgewwr. Jch hen in einem fort gekrifche awwer der Beuhi hat gar niels drum gewwe. Jetzt hat et den Zahn mit feine Pinfchers gepackt un hat gepullt als wenn er en Tellegriif Pohl auspulle wollt. Es hat zu mich geguckt, als wenn er wenigstens e halwe Stand lang pulle deht; ich hen getickt mit Händ un Fieb, et hat awwer nit nachgewwe un hat gefchaffi, als ob er den Effort von fei Lewe mache wollt. Mit einem mal, hat es en Krach gew we der Zahn is erauö gefloge un der Dentift in die annere Korner von die Offis Un dann hen ich meine Senzes verlore. Wie ich widder rielowweet hen, da hen ich fo fchwach gefühlt, als ob meine Moffels all zu Pehft ge iworde un meine Bohns all gelräclt wäre. Jch sin froh gewese, dafz der Bennie bei mich war, wo mich hat heim nemme könne. Dort hen ich mich an mei Bett gelegt un hen en Schlaf genomme, der war e Dehntie. Un wie ich widder aufgeweckt sin. da war ichs mein Tuhfeht los. Denke Se nit, Mifier Edithar, daß fo e Eckspierienz eim in alle feine Jntenfchens tfchehn-« fche kann? . Mit allerhand Achtung Yours Lizzie HanfftengeL — sichattes Mißtrauem Junge Frau (die selbst kochi): » s»Männchen, heute giedt’s mal was l sGuteSB L l Junger Ehemanm »Aber Schüs, J wie kannst Du das vorher wissen?« s summiert Kommis: »Ich bitte. here Chri, könnte ich heute Nachmittag aus dem Geschäft fortbleiben, ich habe solche Kopfschmerzem daß ich kaum stehen kannt« Chef: «Gerade heute, wo soviel auf. zuarbeiten ist?« Kommis: »Dann bitte, vielleicht nächsten Samstag?« Eine Frage der Zeit. »Nami, Sie wollen verreisen?" »Jawohl, ich und meine Frau; wir wollen nach New Yort!" Jahren Sie mit dem Lloyd oder mit der Hapag!« »Was Jhnen einfällt! Wir sahren mit dem Lustschiss.« »Aber der Lastschiff-Betrieb nach Amerika eristirt doch noch gar nicht!« »Biz meine Frru mit der Totlette fertig ist, exisiirt er!« Tensnltation. Fräulein: »Ach, herr Doktor, ich habe immer solche eigenthiimliche Be tlemmungen in der Herzgegend. be sonders in Herrengesellschasi. Macht das etwas?" Doktor: »Ja 5 Mari!« Ein Mit-seist Ernax »Daß dieser schöne und reiche Lieutenant v. Z» der die Wahl unter den reizendsten Mädchen der Stadt gehabt, diese garstige Englän-; derin erkoren hat« die weder Geld noch andere Reize aufzuweisen hat, ist ge radezu unbegreiflich« Olaa: »Ja, es ist im wahren Sinne ein Mißgrist« W Ein Brief von meinem ungetreu-n lIst-nagt Wenn ich icbt nur wüßte, ob« ein Dundertcr darin steckt oder nichts stu ietztekcn Falle würde ich ihn sofort uner » öffnet zutiickfchickettl« Ab li b P »,, er, e er Bett unw- wie könn Ste nur in iolch' baufälligem Hause wogt nen bleibe-IN « »Das verstehen Sie nicht; da brauche ich nienjals eznen Haus Rüssel mitarb men, krieche einfach but ’s pack-wirkl« Nachtgefecht bei Capon Tripolis, 10. Oktober. Jn der vergangenen Nacht fand ein lebhaftes Gefecht zwischen türkischen und italienischen Truppen außerhalb der Oase von Tripolis statt. Jch hatte bis gegen II Uhr friih gearbeitet, und als ich mich niederlegen wollte, hörte ich ein eigentümliches Geräusch; ich dachte an Schrapnellschiissc. Ich sprang auf und eilte in das Freie Ein außerordentlich lebhaftes Ge wehrfeuer war in iüdwestlicher Rich tung hörbar, das aber nur wie ein ge dämp teö Knaclen zum Ohre drang. Nichts von dem sehr lauten Knall der Araberflinten. Bald darauf wurden auch einzelne Schüsse in der Umgebung meines auseö, das in der Oaie eine halbe tunde östlich von der Stadt entfernt liegt, abgegeben. Einige Kugeln hörte ich pfeifen, die aber nicht vomk Kampsselde kommen konnten. Ge-J stern abend war es in meiner Umge bung ziemlich ruhig heraegangen, nur . dann und wann hörte ich Gewehr-» schüsse, mit denen sich die Araber be lustigten. Drei Minuten nach Beginn des Ge wehrfeuers ertönte von einem italie nischen Kriegsschtsfe der erste Kano nenschuß. Zwanzig Minuten nach Beginn trat im Gefecht eine kurze Pause ein, dann wurde das Feuer wieder lebhaft, dann vereinzelt, dann wieder start, und um 1 Uhr 57 Mi nuten hörte ich die letzten schwachen Schüsse. Dann trat Todtenstille ein, aber nur für kurze Zeit, denn gleich daraus fingen alle Hunde an, zu bel len, und arabische Frauen, ihr geilen des Geschrei zu erheben. Das Feuer von den Kriegsschisfem von denen die elettrischen Scheinwer-s fer die Landschaft beleuchteten, dauerte dagegen bis zum Morgengrauen. An fangs fielen drei Schusz in zwei Mi nuten dann jede Minute ein Schuß, dann wurden die Schüsse noch selte ner Jrn ganzen sind etwa 125 ab gegeben worden, etwa 55 seit Beginn des Bombardements. Nicht wenige Geschosse fielen in meiner Umgebung nieder, aber keines in nächster Nähe. Heute schienen mehr zu trepieren, als neulich. Es war hellster Mondschein und ich lonnte im Freien schreiben. Jch beeilte mich. friih aufzustehen. Als es nach zweistündigein Schlafe ge schah, war die Sonne schon aufgegan gen. Bei der Suche nach der Gegend, in der der Kampf stattgefunden hatte, wurde ich zunächst auf eine falsche Fährte geführt, zu weit nach Westen hin. Jch schlug darauf den Weg nach Bir-BuMisiana ein. in deren Richtung ein Araber das Gewehrfeuer gehört haben wollte. Ich fand auch bald, daß ich den richtigen Weg getroffen hatte. Nach einiger Zeit begegnete mir der neue italienische provisorische Gouverneur von Trivolis, Admiral Borea Rieci. der das Kampsseld be sichtigt hatte und stadtwärts fuhr. Bir-Bu-Miliana beißt wörtlich: Brunnen, Vater der Fülle, und ist die Bezeichnung eines Brunnens mit un erschöpflichem Wasser, der etwa z Meile siidwestlich von der Stadt Tripolis, an der Grenze zwischen den Gärten der Oase und der Wüste, liegt. Eine tleine Wasserleitung führt sein Wasser nach der Stadt, genauer nach drei Schisnu oder Quellen vor der Stadt. An diesen Schisma lann je der Wasser schöpfen, der will, in Wirt lichteit wird es durch Wasservertäuser den Kunden in der Stadt und in den Votstädten zugeführt Hier bei BirBuiMiliana waren» einige hundert Mann italienischer» Truppen versammelt, die mit Eifer tm Schatten von Olivenbäumen, Fei genbiiurnen und Dattelpalmen Schutz vor der brennenden Morgensonne suchten. Jin Siidoiten und Südsiid often war scharf das blaue Varhuna ebirge sichtbar, etwa 50 Meilen von Eripolis entfernt. Weiter nach We sten werden andere Gebirge durch eine hohe Sanddiine verdeckt, auf der ein liatieniichet Posten stand. Westlich von dieser hohen Seinddiine waren andere von geringerer Höhe, eine Wüste en miniature in der man bald » nichts mehr sieht als gelblichen Sand um sich herum und den blauen Him- » met über sich. Jn dieser Gegend, rie van den Ara bern einfach ,,Raml«, das isiSand, ak nannt wird, bat das nächtliche Gefecht irdischen tiirlischen Triwpen und ita lienischen Marinesoldaten stattaesuns den. 600 Fuß von Bir-Bu:Miliana entfernt, in der Wüste, war bis vor kurzem eine Zelt- und Hiittenstadt siir bungerleidende, man hat sie aber neuerdings etwas mehr östlich, in die Nähe von Sidi-Masri, dem Grabe ei nes Heiligen, verlegt, wo sie gut sicht bar war. Vereinzelte dieser Araber haben sich aber in den äußersten Gärten in Zelten niedergelassen. Von ihnen erfuhr ich, daß zwei türlische Soldaten getödtet und einer verwundet worden sei. Die Jtaliener hätten keine Verluste gehabt. DieTodten habe ich nicht gesehen, wohl » aber einen verwundeten tiirlischen Sol daten, der im Schatten eines Feigen lsaumes aus dem Bauche lag, mit einem Mantel bedeckt, während etwa ein Dut E zend italienischer Soldaten um ihn herumstanden. Ganz anders hörte tch es bald in Journalistenlreisen. Danach soll es viele Verwundete geben. das lebhaste Feuer bei hellstem Mond schein macht das auch warscheinlich. ) Das der englischen Eastern Tele graph Company gehörige, von den: k Jtnlienern durchschnittene Kabel ist ge stern repariert worden« und von heute an werden wieder Telegramme eure-pa wärts befördert. Die Telegraphens j gesellschaft nimmt aber nur Telegram- ; me an, die vorher die italienische Zen- s sur passiert und den italienischen Post- i stempel erhalten haben. Als Zensor! fungiert ein italienischer Kapitano, der I sich im Gebäude der Gesellschaft auf-l hält. Die Zeitungstorrespondentem : meist italienische, auch einige englische, I bilden begreiflicherweise die Haupt lundschast. ) ! L Die Jtaliener haben einige Maßre geln ergriffen, die bezwecken, die Ein gebarenen mir den neuen Verhältnissen nuszufiihnem Sie lassen die inr Zollhause lagernden Waaren zollsrei hereinimamenx sie haben die soeben erst eingeführte allgemeine Wehrpflicht aufgehoben; sie überlassen den Plün derern die geniiindeeten Sachen straf frei —-- Kriegsmaterial jedoch ausge schlossen, das abgeliefert werden muß -— nnd-sie haben erklärt, daß einSchiff mit Getreide unterwegs fei, und daß diesesGetreide umsonst an alle Hungri gen vertheilt werden sollte Hente ist ein französischer Post-r darnpser von Tunesren hier angetan men. aus dem sich auch der von einem Urlaub zurückkehrende französische Ge neraltonsnl befindet. Ob er auch Tri poliner Flüchtlinge ztiriickqebracht hat, weiß ich noch nicht. Uebermoraem Donnerstag, den12.0ttober, wird von Malta her der reaelrecht fälliae italienische Postdampser erwartet. Dieser wird jedenfalls so viele Frido ltner Flüchtlinge mitbringen, als er aufnehmen kann. Wequ der jiidischen Feiertage ist die Stadt immer noch recht ruhig. Jckd habe die zehn zerbrochenen Fensterscheis lsen in meinem Hause, die ich dem ita lienischen Bombardement verdanke, riochnicht durch neue ersetzen lassen können, weil dieser Zweig der Thätig seit in israelitischen Händen liegt. Heute, das heißt jeden Dienstag, ist in Trivolig der aroße Dienstaasmartt Der von heute ist aber klein. Vor acht Tagen war er noch aroß; als er sast zu Ende war, beaann das Bombardement Als ich ihn früh besuchte, waren etwa 70 Rinder da, und wenig mehr als 20 Kamele. Doch sah ich später, als ich tum Kampsplatze aina, noch manches Stiick zittreiben. Die Schafe waren nicht auf den großen Marlt gebracht worden, sondern wurden unter den Martern der Stadt verkauft, wo jeden Morgen ein tleiner Schasmartt statt findet. Der Gemiisemarlt war nicht stärker vertreten. als jeden Morgen lsier waren viel da. Aber die ganze Mitte des großen freien Platzes-, auf dem der Markt abqelialten wird, war leer. . Unniiiglich zu tontrollierende Ge riichte schwirren in der Stadt herum. Vier Stunden von Tripolis, in westli cher Richtung, entfernt, soll ein Heer von 4000 Mann stehen, und ein ande res, weit zahlreicheres —— ich will die gehörte Zahl gar nicht niederschrei ben —-, soll weiter itn Osten stehen. Wer-. hat sie aeseben. und besonders-, wer hat sie aeziihltZ WE-. · Sommertage in Kitnkoux t IWer in Hanloto — bekanntlich der Hanptschauplntz der gegenwärtigen Revolution in China —-- gewesen ist, sweiß, was ein Sommertag dort bedeu-: . ltet. Noch schlimmer aber ist eine iSomrnernachL Er wird die Nächte verwünschen, wie ich sie jetzt ver »wiinsche, diese endlosen Nächte, in. zdenen die Temperatur kaum ei-» zncn Grad lühler ist, als am Tages s wo man sich schlaslog aus seinem Lager - wälzt und morgens ebenso schweißtrie "send aufwacht, wie man sich abends ! hingelegt hat und wie man den ganzen ITag über umhergelausen ist. Er kennt jdas seine Singen des ewig einzigen »Moslitos, der ins Netz gedrungen ist sund sofort verschwindet, sobald man ibrummend und scheltend das Licht a:: Fgedreht hat, um dann bei der Dunkel-: heit wieder seine blutfaugende Widrig leit aufzunehmen Ganz einsam ist es nun in Hanlow geworden, unsere Da men und wer es sich eben vom männ lichen Geschlecht leisten tann, sind von diesem Platz geflüchtet, den die Clime sen nicht mit Unrecht die Hölle Chinag während der Sommertage nennen. Oben in den Bergen, an der Bahn strecke nach Peting liegen die Sommer häufer und zweimal in der Woche bringt den Sommerfrischler der Ex spreßzug in sechs Stunden bis- zuin Fuß der Berge. Eine herrliche Gebirg-stand schaft dort oben, mit Gipfeln bis zu Zs)(.)0 Fuß Höhe, graue tahle Gebirges ziige und grüneThäler voller tropischer Ueppigleit. Unzählige Bäche sprudeln vns den schroffen Felsstiirzen herab, um sich in denBambushainen der Thä ler zu verlieren. Und was die Schön heit vielleicht noch überwiegt, man kann es trinken, dieses wunderbare Wasser, und das weiß jeder zu schätzen, der das ganze Jahr über nur von Mineralwas ser gelebt hat. Dort in einem hohen Thale haben die meisten hiesigen Fir men ein Bungzilom eine wohlthätige Einrichtung für ihre Angestellten, die so doch wenigstens fiir eine gewisse Zeit der hihe entfliehen können. Hankow selbst ist ja öde in seiner landschaftlichen Umgebung, auf dieser Seite des Yangtse gibt es kaum einen Weg, der ins Freie führt« überall Reis —.—.-..—--—·--.—-- —- « 4-.—--—. — selder, die unter Wasser stehen nnd jeg liche Fußwanderung verbieten, nur aus einem Pony kann man ein wenig in der Umgebung umherstreisen, aber wie sieht man hernach aus, wenn man nicht ge rade bis zum Hals »in irgend einem üblen Sumpsloch stecken blieb. Nur am jenseitigen Ufer, hinter der alten Be amtenstadthnschauer gibt es ein paar höhenziige, die einen schönen klaren See umkränzen, und deren höchster Gipfel von einer prächtigen alten Pa gode gesrönt ist Aber das Hiniiber kommen ist jetzt auch schwer; denn ge waltig wachsen dieFluthen desYangtse im Sommer an, sast 40 Fuß steht das Wasser am Bund höher als im Winter und die Strömung ist iiberaus reißend, sodaß man fast eine Stunde gebraucht, unt im Sampan, dem Ruderboot der Eingebotenen, dem eine Meile breiten HFluß zu treuzen. Und dann ist’s auch nicht ohne Gefahr. Wilde Chauchau wasser, d. h. fressende Wasser, wirbeln an derWuchangseite, und wer dort ver sinkt, kommt erst 15 Meilen weiter stromabwärts zu Tage, so gewaltig sind die Strömungen, die dort zu Tage brausen und wieder in der Tiefe ver schwinden. Hankows bedeutender Handel liegt still. Bis zum Juni hinein hallte der Bund wieder von dem Ho und He der lasttragenden Kulis, denn kein Stück wird von ihnen getragen, ohne daß sie nicht ihr eintöniges Ho und he dazu erschallen ließen. Selbst kleine Jungen, die irgend etwas mit der Troge in zwei zerschlissenen Körben schleppen, mischen s sich mit ihrer hellen Stimme darein end fingen mit ernstem Eifer. Zuwei ler: schwillt der Gesang mächtig sm, wenn esgilt schwere Kisten zu schlep Pen, wie Maschinentheile u. dgl, Jch sah oft ZU und mehr Aulis an einer Kiste und bewunderte immer wieder,l wie geschickt sie ihre Traghölzer an bringen und Lasten beträltigen, die man zu Hause nur mit Krähnen fort bewegt. Unbegreiflich groß ist die Anzahl der Häuteballen, Sesamsaat säcte, Holzölfässer, Talgblöcke u. s. w die während der Saison in den gro szen Schiffsriimpsen verschwinden, denn das Wasser erlaubt den Fracht dampfern mit Beginn des Frühjahrs hier herauf zu kommen, 600 Meilen weit im Jnnern des Landes und so sahen wir denn oft hier die hamburgi sehe Flagge als willkommenen Gruß ans der Heimath Während Hantow früher fast ganz » vom Theemartt beherrscht wurde, sind i ec— jetzt andere neu anfgenommene Ex- s portartilel, die den hiesigen Markt so bedeutend machen ; neben Häuten, die schon seit langen Jahren von hier nach allen Theilen der Welt versandt wer den, sind es besonders Sesamsaat, HolzöL Tala, Eigelb und Albumin die den Theehandel der an sich schon durch die indische Konkurrenz eine Verminderung erfuhr, immer mehr -ocrdrängen. Dennoch waren es noch »große Ladungen, die im Mai und JJnni auf seltsam gebauten Dschunken »in kleinen buntbemalten Kisten hier anlangten und dann neuverpackt weis terversandt wurden. Eine große Ans lzathheehändler aus allen Theilen der Welt guartiert sich um die Zeit hier ein. und für den, der längere Zeit hier torl,nt, ist es eine angenehme Abivechs lung, einmal andere Gesichter zu sehen zumal die herren oft ihre Damen bei sich haben Der Chinese lebt nun ganz auf der Straf-ze, also nicht nur taggiiber, son dern auch des Nachts. Wenn die Sonne sinkt, holt sich der Herr des Hauses seine Bambugbettstelle vor die Thitr nnd schläft auf dem hartenLager ein, unbekümmert um die nächtlichen Geräusche, unbekümmert um die Schwärme von IJtoskitos, die über ihn beifallen, höchstens, dasz er mal mit einer mechanischen Bewegung seinen Blattfächer gegen sie hebt. Seine Söhne theilen sich in den übrigenPlatz, Frauen und Mädchen dagegen halten sich in den Häusern zurück. Jetzt die Clpinesenstadt zu passieren, dazu gehort heroischeSelbstiiberwindung, sind schon die Düfte im Winter von unheimlicher Penetranz, so sind sie im Sommer eins fach unbeschreiblich. Es ist nicht zu fassen, daß die Menschen darin leben können, dicht gedrängt, so das; man glrubt, sie könnten nicht einmal auf athmen. Epidemien wüthen hier aber auch wie nirgends. Vor 8 Jahren trat die Cholera auf und durch ein einziges Thor sollen nicht weniger.alH 30,000 Sätge getragen sein. Aber niemand schafft Wandel. Die neuen Häuser werden genau so zwischen die alten eingezträngt, wie sie vorher standen. und wo sich die Abtoässer stauen, läßt « man sie sich in gistgriine Krankheit Tverbreitende Teiche verwandeln, ja, wenn die Hausfrau weit vom Flusse wohnt, wäscht sie gar ihren Kohl da rin und schöpft das Teewasser daraus-. Ee regt sich so viel in China, und zu hause hört man noch mehr davon als hier« aber es sind doch immer nur einzelne Persönlichkeitem die Masse erstickt in dem Althergebrachten, und wer sie darin sieht, glaubt auch taum, das; so bald eine neue Zeit anbrechen wird. Ein seltsames Land, voller Widersprüche! Hier so schön und dort so häßlich, und ebenso die Menschen. Einzelne, die weit über die anderen hinausragen, sich mit unseren Besten an Intelligenz messen können, und die große Masse so im Schmutz und Aber glauben vertommen, wie kaum ein zweites Boli. Kuri Wiese. Grasliche Verzeihn-wein Brüssel ist die Stadt des JnteMs tionalismus. Dort wird die interna tionale Friedensgesellschast diploma tisch geleitet. Dort hat die interna ticmale Schlaswagen - Gesellschaft ihre Bureans. Dort versammeln sich auch jahraus, jahrein die Spthhubem Gau ner und hochstapler unserer ganzen großen Erde. Männer und Frauen,dte mit Dietrich und salschenWechieln und sogar mit Mordwettzeugen viel ge schickter umgehen als mit der Tugend. Deshalb hat die Brüsselet Kkiminal polizei stets harte Beschäftigung Wird in Deutschland ein mächtiges Gauner tucl geleistet, achtzigmal von hundert versteckt sich der Spitzbube in BriisseL Die gesahrlichsten ZuchthäuslerFranb reichs und Englands versammeln sich auf ihren Fluchtfahrten in kleinen schwierigen Kneipen rings um die Place Fontenas. Die Weltausstellung vom Jahre 1910 hat in Brüssel ein sehr beträchtliches internationales Lumpenvroletariat zurückgelassen: Glücksritter jeder Art, musizierende Neger, die manches Cafe ungemütlich gemacht haben, und sonstige Brüder und Schwestern, die gern der Polizei cus dem Wege gehen. Lange Zeit gehörte zur Crenie die ser Gesellschaft ein stolzes Grafen raar. Sie hatten sich nicht etwa die klingenden Titel beigelegt wider das Gesetz. Sie trugen ihren Adelsbries, der mit vielen Wappen, Adlern und Kronen geschmückt war, zu Recht in der Tasche. Und waren doch am Ende sv verwahrlvst, so verlassen und ver loren, daß sie eben den Reisebries er halten haben, der in der Justizsprache J etwasmnsanst Ausweisungsbesehl ge rauft ru. »Sie war ern Sprokz oon ur alter deutscher Familie. Jhr Ahn be sitzt in Deutschland viele Dentmäler, da er die Welt die Buchdruclertunst gelehrt hat. Deswegen wurden seine Nachkommen hochgeadelt. Die Gtiifin nun siedelte sich eines Tages in der belgischen Hauptstadt an. Sie war schon an die fünfzig Jahre, doch sie hielt sich stattlich, und sie flößte Ver trauen ein, wenn sie in den Wartesiilen des Bahnhofs auf Opfer ihrer Betrü gersehnsucht wartete. Sie bot sich in mehreren Sprachen an, an jungen, unerfahrenen Mädchen Muterstelle zu vertreten, und sie erhat sich die Börse der alleinreisenden Fräuleins. Und oft verschwand sie damit und heckte andere Bauernfängereien aus. Und si tat noch mancherlei, was der Staatsanwalt nicht verteidigen darf. Und im Haus der Vagahundinnen von Forest, das nach neuester Hygiene mit Luftheizung, Romanbibliothel und amerikanischen Eisenbetten ausgestat tet ist, war die Gräfin ein oft gesehe ner Gast. Sie benahm sich im Spinn haus stets wie eine Edeldame. -Sie nahm alle Ehren hin, die ihr als Staatgpensionärin gezollt wurden. Und wenn die belgische Regierung nach der Absicht der Gräfin gehandelt hätte, dann würde sie die Dame mit der neunzackigen Krone nicht ausge wiesen haben. Aber die Regierung war grausam lind zugleich mit der Dame wurde der troatische Graf Dianowitsch an die Grenze til-geschoben Der Graf tvar ein Genie der Gaunerei Als er in Briissel einzog, hatte er den Kopf vol ler Rosinen und Millionen. Er er zählte von allem den Hotelportiers nnd Kellnern Er hatte sich nicht zu beklagen. Denn all diese sleißigen Leute steckten ihm ein Teil ihres Ver dienstes zu. Sie glaubten, dass der fin sie schweres Geld zusammenspekw lieren würde, und alg dann der Graf sich als ein Phantasi, als ein geschei terter anp erwies, der sich im Ge fängnis nur-ruhen mußte, da war viel Schimper gegen den Grafen. Sie steckten ihn ein, nnd er tam erst nach zwei Jahren wieder zum Vorschein, als- die Geschädigten längst nicht mehr in Brüssel wohnten. Da legte sich der Graf aufs Fremdenfijhren. Er steckte die Beine in mächtige, blanke Stal tsenstiefel und setzte sich eine goldene Flolardemniitze aus. Daran stand in leuchtenden Lettern: »Dolmetscher in sieben Sprachen«. Der Gras log wirk lich nicht. Er beherrschte alles Kandel-: chtscy Der Well. Cl cum so Imcl aus den Hund, daß er wegen eines armen, erboraten Franken in sieben Sprachen bettelte, daß er sür einen ihm darge lsotenen Schnapg in sieben Sprachen Dank sagte. Die Stulpenstiesel klass ten aueginander, die Miitze wurde sehr schmutzig. Der Gras zeigte so oft sei nen Adelgbries vor aar nicht ebenbür tiaen, neuaieriqen Reisenden, daß der Brief gran, klebria und zerrissen wurde. Einstmalg war der Mann ein Schissstapittin aelvesen Doch er hatte alle schwimmenden Planken und das Gut, das ihm anvertraut wurde, r«ertrnnlen. Er glitt sehr schnell durch Vlliohol und Abenteuerlust ins Elend. Von der Kommandobriicle ins Kask itiatten,ziichthaxtg, vom Spital aus die Straße. Er wurde den Fremden von Brüssel überlästia. Da schickten sie ihm die Anweisung Da schoben sie ihm aus dem Lande. Wer weiß, wo er jetzt seine schädigen Künste erprobt. Zwei von den trauriasien Origina len der Hauptstadt sind in die Welt hinansgeworfen. Die Polizei ist stolz. und allen den Männern und Frauen, die vorn nnehrlichen Pfennig leben, dic das Gesetzbuch nicht lieben, ist der tüchtige Schrecken über so viel ossizielle Unbarmherzigleit in die Glieder ge fahren.