Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 10, 1911, Zweiter Theil, Image 9

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    Nebraska
Staats- Anzetger und I set-old.
J aaaaaaaaaa . her k(TheU«)
Ver deutschen Frau. ;
Ich weiß ein Wort und ich weiß einen I
Klang, j
Die greifen ans Herz mir wie har
fengtsang. ;
Ich lenn’ eine leuchtende Halt-gestalt,
Jn den milden Augen Himmelsge
walt —— -
Du Wori, dem ich lausche, Du Bild,
MMWM »
Du bifl·s, die ich grüße, Du deutsche "
Fran! «
Du bist es, die einst in den keimenden
Sproß
Als Erste den giectenden Lenzstrnhl
g» .
Du bistUö die» uns spornend zum
Wchst Flug
Jn keuschen Dänden die Fackel uns
MS
Du Krone uns in des Lebens Bau —
Geiegnei, Du Segen uns, deutsche
Frau!
Du disi'j, die den Mann, dem Du in
nig vermählt,
Zum Wagen, Ringen und Schaffen
gesiiihM
Die das Leid des Liebsten wie eigenes
Mist
Mii iinden hiiknden die Wunden ihm
uhlt,
Ihm wärmende Sonne, erquickendet
W -——
So reich befaiiei, Du deutsche Frau!
Ob Mutter Du uns. ob Gattin, ob
Brand
Wie preisen ais höchste Genossin Dich
traun
Die Peiesierin uns an des hat-fes
beed,
Fünf Reich auch schiieisi Du uns mah
nend das Schwein
Du köstliche Blüthe auf heimischer
« Au
Gott fis-IV Dich, Du deutsche, Du
herrliche Frau!
Zwei Ueugeborene
Ein Geschichte-ca m dem Leb-u Epi
5m's. Von Anna Saß
mannsLudwiH
Wenn-Pari- s— Ein kleines, eu
higeö, wenige Meilen von New York
an der Pennsylvania-Strecke gelege
nez Oektchen, in weichem eins dee
schönen häuset mit ieinet vornedm
mhigen Froni und dem das Gebäude
von drei Seiten umgebenden großen
Garten vollständig den breiten, da
Wieeiiegenden häuferiomplex ver
i.
Ein seltsamer Kontrast anschei
nend, ----- und doch nicht seltsam, nicht
befremdend. Born hehagliche Ruhe,
Komforh Lehensgenuß, dahinter,
unter den niedrigen, tief roth aus
dem grünen Blättergewirr hier und
da hervorlugenden Dächern das
lheim der Arbeit. des Erwerhes, aus
detn ein dielstiminiges Geräusch
chaos, ein Stampfen und ungehör
diges Keuchen, ein betäubendeö Sau
sen, ununterbrochenes Brausen hervor
dringt.
Jn einem einzigen, völlig seit
wärts gelegenen Theile herrschen
Ruhe und friedliche Stille. Die dick
gepolsterten Thüren, die vielen klei
nen, seft verschlossenen Fenster dieser
Zimmerftucht wehren dem rastlosen,
monotonen Auszenliiren den Ein
gang. Jn einem dieser Röume geht
eine ernste, noch ziemlich jugendliche
Gestalt hastig auf und ab, aus den
lebhaften, tlugen Augen schief-i ab
und an ein freudiges, befriedigtes
Leuchten. Mit taum merllichem Lä
cheln auf den erwartungsvoll ge
schärften Mienen bleibt der Wanderer
seht an einem eigenthiimlichen Appa
rat, in der Mitte des Zimmers, stehen.
Seine Rechte tastet nach einer tleinen
KurbeL ein hörharer, scharfer Ruck.
Da pocht es heftig, überlaut an
die Außenthiir, mit Ungestüm wird
Einlaß begehrt .....
Das muß etwas Besonderes, Wich
tiges sein. Um diese Zeit darf ihn
sonst Niemand in- feiner Klause stö
ren. Er öffnet, . . .. ärgerlich sieht er
aus eines der Dienstmädchen aus dem
Borderhause, das athemloz und teu
chend vom heftigen Laufe vor ihm steht
und seine Silbe hervorbringt
..3um Denker! ich will doch nicht
gestört sein. Wohl wieder ’ne nette
Lappalte.«
Kopfschiittelnd, hochroth, will die
Erfchkeckte sprechen· "
»Mit-its halten«, donnert er ihr
entgegen, »so will ich's nicht hören, da,
da hinein tann sie ihre Meldung
sprechen, aber wehe, wenn’s nichts Ge
cheidiei tst.«
So polternd stößt er die Willenlose
vorwärts gegen den Apparat, dreht
schleunigst die vorhin schon einmal be
rührte Knrbel und hält sich donn, als
er sieht, daß sich die zwei Waisen, der
Hauptbeftnndiheil des Apparates, in
rotirende Bewezu ng gefest, beide Oh
ren feft mit en Händen zu. Das
Mädchen, an die bisweilen fonderba
ten Einfälle und Befehle des fonft gu
ten Herrn gewöhnt, gehorcht, wie er
aus den Bewegungen ihres Mundes
tonftatirt, fofort. und entfernt sich·
dann nach wenigen Selunden fo rnfch
als möglich.
Einen Moment später hält Thomas
Alda Edifon die fchnutrende Kurbel
an, setzt eine andere in Bewegung,
und: ,,.Mr Edifon, foeden wurde Ih
nen ein Sohn geboren« , tönt es la
tonifch, in hafttgem etwas gepreßten
.Tönen, jedoch ganz deutlich, unge
fähr wie ein Menfch, der außer Athetn
ift, spricht, aus dem Cylinder her
vor.
»Hallo, facnos, splendid. Ein-Glücks
tag. The phonograph readn and a son
too.« Ein Sohn, ein wirklicher, leben
diger Junge. hallo. »That's enough
indeed. Na, wenns-die sich nicht
gegenseitig ein«-: gute Vorhedeutung
sind", jubelt Edison, dessen geniale
Erfindung ihm als ersten wahrhaft
gelungenen Beweis soeben die Nach
richt des »Baterwerdenö« verkündet
An beiden Thatsachen war kein Zwei
fel möglich, der Junge war da, und
der Apparat hatte sich zum ersten
Male, da ein fremdes. völlig unbe
fangenes Wesen ihm eine Meldung
anvertraut, wundervoll exakt und ta
dellos prompt arbeitend, brillant he
währt
Die Geburtsanzeige des ersten, leih
lichen Edisonsprößlings war von dem
weichen Wachs des jüngsten Geistes
.kindes des Erfinders wohlregisirirt. I
!
i
i
Die »Ztoillinge«. wie Edison deni
Apparat und sein Söhnchen hetitelie,l
gediehen prächtig. Jenes erhielt ini
kürzesier Frist sein Patent, und dieses ?
wurde für den Vater, der» seit seiner
eigenen frühesten Jugend gern Natur
ftudien gemacht, zum interessantesien;
Beobachtungsohjett Eines Tages kam »
er sogar auf den Gedanken, die der-l
ischiedenen Töne und Laute, die Bahn
meist in recht energischer Weise don
sieh gab, dein Apparat zur treuen
Aufhetvahrung zu til-ermitteln Welche s
Freude würde dies in späterer Zeits
gewähren. Wie viel Vergnügen ins
tomrnenden Tagen« wenn die Erin-:
nerung an diese glückliche frohe Zeitj
in so drastisch-realistischer Weise her-—
aufheschworen werden könnte. Ge
dacht. gethan. —
i Der Apparat wird von der Werk
statt hinüber ins Wohnhauo, ins Kin
derzimmer transportirt und dort1
möglichst dicht neben Babh und der;
Amme ausgestellt, die in ihren Lieb- !
kosungen verstummt, weil der neuej
.Zimmerkamerad sie einschiichtert. Esl
wird ihr ganz unheimlich neben dem
merkwürdigen Ding da, das oonf
selbst reden können soll. Ganz ge
heuer ist’ö ja in diesem hause über
haupt nicht» Mit ganz rechten Dingen
-lann’s doch nicht zugehen, wo die
Glocken von selbst gehen, wo in alll
den vielen, sonderbaren Gegenständen !
lein Mensch, nichts Lebendiges n
soll und sie sich doch bewegen, Ge
räusche machen. Nein, nein, wenn ihr
Darling sie nicht so nöthig hätte, wenn
ihr golden Bahn nicht so reizend
wäre, dann wäre sie schon längst da
vongelausen. zuritck in ihr Dors, wo’ö
nicht spukt und keine bösen Geister
giebt. Aber so muß sie in ausharrem
muß auspassem daß der Teufel und
seine Gesellen keine Gewalt über das
Kind erhalten. Auch seht erscheint ihr
Gefahr im Anzuar. Dies scheint jedoch
absolut kein Verständnis siir die Si
tuation zu besitzen, denn es tramvelt
und stramvelt lustia und vergniiat
mit Dändchen und Fäßchen um sich,
dabei laut und lustig lachend und
;kreischend.
’ R—r-—«-rr—-r, schon dreht sich die
Knebel. das gleichmäßige Surren
scheint Jung Edisons Lust noch zu
isteiaern N—«—r———rr—r——-—, die Walze
lstebi.
Das Experiment ist wundervoll ge
gliiekt. -
Und zwar ist alles so slott. so rasch
aeaanaen. daß die Amme nicht ein
mal recht sur Besinnuna, zum Ver
stöndvist des Geschehene-v aekommen
ist. Schon erscheint der Diener und
ver-löst. den aesdenliischen Apparat
vorsichtia —- scheu und ängstlich wie
sie meint s-— in die böbe nehmend.
mit diesem das Dies-mer« Mr. Edison
wiss ihm. dem Wohls-m noch eive Krise
ivmd vortretend soloend. als der
llelne Kerl mit einem Male ganz
plötzlich ein lautes-, jubelndes Jauch
zen anstimmt
Was mag wohl seinen Frohsinn so
erregt haben?
Wie gebannt bleibt der Vater ste
hen, so etwas glaubt er noch nie, auch
nicht bei seinem trog der kurzen Le
benszeit so genau beobachteten Söhn
chen gehört zu haben. Das Lachen
tlingt ordentlich bewußt froh. Glück
lich, herzerfrischend, weil -«- so rüh
rend kindlich.
Das sind Grüße aus einer anderen,
sonnigeren Sphäre, das sind reine,
echte Paradiestöne. Der Vater lauscht
-— lauscht ---— seine Augen strahlen —
sein Mund lächelt —--- glücklich, glückk
selig· Dann schleicht er leise, ganz
leise sort. Kein anderer, häßlicher,
rauher Erdenllang soll dazwischen
llingen, das reine Kinderlachen, das
viel, viel schöner als etwas anderes ist,
soll dein Phonograpbrn übermittelt.
werden.
Wie herrlich, wie wehmuthsvoll froh
wird es dem Jüngling, dem Manne
einst zurückschallen.
Rasch ist der Apparat zurückbeors
dert und gerichtet. Doch- Meister und
Meisterwerk harren vergeblich der
Dinge, die da kommen sollen. Jung
Edisons laute Lust ist ebenso plötzlich
verstummt, als sie gekommen, mit
großen, glänzenden Augen blickt Baby
stillvergnügt um sich. Eine Wieder
holung seiner Vravourarie ist völlig
ausgeschlossen
Doch so leicht läßt Thomas Alba
sich nicht entmuthigen. Was heute nicht
wurde, geschieht vielleicht morgen, ein
andermal.
Jn der nächsten Zeit entwickelt sich
ost ein allerliebstes Kinderstubenidyll
Vater und Sohn liegen aus dem dich
ten, weichen Teppich, vergnügt und
lustig nebeneinander spielend·
Zwei gute, frohe Kameraden.
Wie rasch laufen die kleinen Eisen
·babnen aus den niedlichen Schienen,
wie bellen die Hündchen und wiehern
die Pserdchen, wenn der kleine Schlin
.gel sie mit seinen rosigen Patschhsnds
chen gerade an der Stelle, wo der ge
heimnißvolle Organismus sitzt, bear
beim
Eitel Lust und Freude. Nicht ein
mal durch das Auseinanderaeben,
durch das bisweilen etwas plötzliche
Krachen der Spielzeuge gestört. Nur
schade, daß ein einziges trotz allen
Vergniiaens sich nicht wieder ein-stellen
will« Das anhaltende, harmonische
Jauchzen des lleinen Kerlchens, das
den Vater damals in eine förmliche
Elstase des Entzücken-s versetzte. Und
gerade daraus ist er um so erpicht-er.
Ihm, ihm selbst, der Gattin, dem
Kinde muß dies Lachen erhalten wer
den.
Alle möglichen Anstrengungen zur
Belustigung des Jungen werden er
sonnen. Thomas Alba, der ernste
Erfinder, bellt, miaut, meckert und
lugelt sich mit feinem Einzigen herum.
Alles umsonst. Müde, matt, von der
ungewohnten Anstrengung erhebt sich
der Vater oft, reckt und streckt die
steifen Glieder, ohne seinen Zweck er
reicht zu haben.
Wochen, Monate vergehen·
Baby, das bereits laufen lann,
will dem Vater einen Antrittsbesuch
im Laboratorium machen. Dort geht’s
heute besonders lebhaft zu. Soll doch
die Aufnahmefähigteit und Repro
dultionslraft einer ganzen Reihe so
wohl im Aussehen, als in der Con
strultion verschiedener Phonographen
geprüft werden.
Da wird gleichzeitig gesprochen, ge
blasen, geflötet, gegeigt. Ein wahres
Tohuwabohu von Tönen und Lauten.
Das scheint Jung-Edifon zu behagen
oder seinen Ehrgeiz, die Lust am
Uebertönen, zu werten. Mit einem
Male llingt jenes entzückende, mar
lante Jauchzen, dessen hohe Töne iiber
all dem andern wüsten Lärm zu
schweben scheinen, zu des beglückten
Vaters Ohren. Das sind dieselben
Laute, dieselbe Klangfarbe, die er so
lange vergeblich gesucht
Ein rascher Wint, alles andere ver
stummt —- und die langsam rotirens
den Walzen nehmen den Solovart von
Edtfon iunior als wohlgelungenes
Intermezzo aus«
Neid.
»Die Thiere gehen uns überhaupt
in gar mancher Beziehung mit gutem
Beispiel voran,« erzählte der Lehrer
seinen Schülern. »Das Kameel lann
beispielsweise acht Tage lang ohne
Wasser leben.«
»Ach,« sagt Karl Wildling, »ich
wollt’, ich dürft's auch; aber Mutter
hat ei sieh in den Kopf gefest, daß
»ich mich täglich wasche.«
IT-f ---ff —- , f , I-:
Ver steinerne Strom.
c
T Wühlend über und unter Fluren
nnd Straßen, bald mehr, bald
minder stürmisch hinwegbrausend,
Heils nur vorübergehend Verän
ernngen der Oberfläche belvirlend,
theils aber, sowohl ober- als unterir-.
isch- zu festen Gebilden erstarrend, die »
elbst wieder anderen Strömen und !
Strömungen die Rinne bereiten, so er- ;
ießt sich seit etwa 30 Jahren mit be
sonderer Mächtigkeit über die größeren
Städte ein steinerner Strom.
Steine und Eisen, Zement,Kies und
Sand, Asphalt und Holz sind die Ele
mente, aus denen dieser Strom be-!
eht. Gestein. das in regelmäßiger
neinandersiigung ebene Bahnen er- l
ragt, bald mit glattem Beton oderi
Sphalt, gleichsam eine durch Wind
ille entstandene glatte Fläche-bildend,
fachdern vorher eine, den ebenen
Strand geschaffene Brandungswelle
aus Sand und Erde ihre Arbeit gethan s
hat. Auch wiihlende Unterströmungen
solan sich unablässig in den Straßen
der Städte. Hier einen steinernen
Gang-, da einen eisenumlleideten
Schlauch, dort mächtige und langge
streckte mit Steinen und Eisen um
gürtete Hohlriiume bildend, in denen
der Verkehr unterirdisch fluthen kann,
bahnen sich solche Strömungen den
Weg in den Stadien. !
und ichreauch ist-s, wenn in einer
Stadt nichts gethan wird, ihm denWeg
vorzubereiten, ihm das Bett zu korri
gieren und den einzelnen Strömirngs
armen und Verzweigungen zur rechten i
Zeit, unter Vermeidung von Kollissiw
nen, den richtigen Verlauf zu geben.
Entsetzt wendet sich dann der einsichti- s
ge Bürger ab von solcher Buddelei, die s
er sonst, wenn er sie unter zielbewuß
»ter Leitung weiß- als eine zu seinemi
! Nutz und Frommen dienende Notwen- I
j digteit hinnimtnt. Die Vuddelei stellt »
den Welleuschlag des steinernen Stro
mes dar. Wir sehen ihn in Bewegung -
Die Straße der modernen Stadt, so
u ihre ganze Anlage auch sein mag,
attet mit wohlaepflaiterten
Fahrbahnen, ebenen Trottoirs, durch-·
zogen von Straßenbahnen, und ohne
Unterlaß dem sie überstuthenden Ver
lehr dienend. sie kommt nicht« zur
Ruhe.
Wohl sollen die Straßen dem Ver
tehr dienen. Aber dieser ist ein an
spruchsvoller und ein wetterwendisrher
Herrscher-. Heute noch zufrieden mit
, dem von Pferden gezogenen Straßen
s bahmvageu, verlangt er morgen den
sMaschinenbetrieh den elektrischen Be
trieb, der die Aitswechslung der Schie
nengeleise nöthig macht; gestern noch
die Droschle bentctzend, bevorzugt er
« heute das Auto, das andere Straßen
’sestigungen verlangt. und so bedeutet
jede technische Verbesserung jede neue
Erfindung siir die Straße eine Revo
lution. Für die Gasbeleuchtung mits
sen die Straßen zum Einlegen der
Gasrohre, für die Verscrgung mit
eleltriscbem Strom zur Ausnahme ver
Kabel ausgerissen werden; die unterir
dische Abschwemmuug der Schmutz
stosse und Brauchtvässer aus denHäus
sern verlangt die Einlegung von Ka
nalröhren und die Telephongesellsehast
vettet ihre Kaniile und die Kabeln in
deu Grund der Straße. »
Während derVeriehr sieh seitlich sei
nen Weg bahnen muß, werden Einstei
aesrhächte und gemauerte Gänge unter l
ven Straßenkchnfchienen hergeftelli,»
muß die fefte Asphalts nnd Betondeile ;
mühsam zertrümmert und mühsam :
wieder hergestellt werden, und der »
prächtigfte Schmuckplaß muß in eines
Wüste von Stein nnd Sand- muß zur I
Vaningerftelle, die mit Schuppen, Ge- »
räthen, Kronen und Werkzeugen aller»
Art bedeckt ift. umgewandelt werden, «
um im Untergrund der Straße den »
Bau eines mächtigen Sammellanals’
zur Ableitung der infolge der steiner
nenAbdichtnng der Stndtoberflächc
immer gewaltigcr werdenden Regen
güsse betreiben zu können.
An ihren Schienen entlang fordern
die Straßenbnhnen eine fortgesetzt im
mer wieder nothwendig werdende Er
neuerung des Pflnfter15, dns stets wie-— »
der der besseren Pflafterart weichen »
nian und der Strafie mehr nnd mehr »
auch äußerlich den Anblick eines stein- j
gewordenen Strom-es verleiht. «
Während sich so die Oberfläche der
Straße im Stadtinnern fortwährend
wandelt, strömen dieStrnfzenziiae vom
iRande der Großftadt aus und erobern
sich, wie fchmnle anaftröme von deni
Stadiiern wegfliefzend, neues Gebiet.
DaöGebLiude wird mit Hilfe von Ar
beiter-Kommen nnd Feldbabnen her
gerichtet, das Strombett nusgehoben,
mit Randfteinen besänmt und dazwi
fchen Kieslngen mit Pflafterung oder
eine Betonierung mit Asphalt darüber
hergestellt. Und so werden mit Stein,
Kies, Zement und Asphalt dem immer
zu wachsenden Verkehr von und zu der
Stadt neue Wege geschaffen.
Es genügt aber nicht« daß die Ge
biete, über die sich die starre Steindecke ;
legt, nur oberflächlich hergerichtet unk
das Strombett ausgehoben oder in
manchen Fällen durch Anschiittungen
aufgehöht wird; auch unterirdisch muß
ihre Ausstattung vollendet sein, soll
nicht alsbald wieder die Steindecke in
Bewegung kommen. Die Kaniile, die
Verforgungsleitungen und ihre Ver
bindungen mit der Oberfläche, wie nas
mentltch Kanalschächte und Schieber
fchächte für die Wasserleitungen, Re
visionsschächte für die Kabelleitungen,
sie alle müssen vorher fertig gestellt
sein. Solche Schachtbnuwerke stehen
gleich Vor-Posten des sich immer weiter
hinausschiebendem alles nivellierenden
Strome-s im freien Felde da.
Aber auch im Stadtinnern, in dem
Gebiete des sich konzentrierenden, des
dichter werdenden Verkehrs-, müssen
neue Bahnen erschlossen werden. Die
Oberfläche ist vergeben, neue Linien,
neue Straßen lassen sich in sie kaum
noch einfügen, und so müssen steinerne s
Rinnsale im Untergrund geschaffen
werden. Wir sehen den längs derBau
grube seitlich freizuhaltenden Streifen
für Metall-Lagerung und die Brücken
verbindungen, welche den Verkehr hin
weg gestatten. Wo in den vertehrg
reichsten Hauptstraßen auch während
des Baues der Untergrundbahn der
rberirdifche Verkehrsweg vollständig
frei gehalten werden muß, wird die
Baugrube, nachdem vorher stiiszende
Eisen in den Boden eingeschlagen wor
den sind, ganz überbriickt und unter
diesen, nicht selten meilenlang sich er
streckenden Brückenflächen wird der
Aughub der Erdmaffen und der stei
nerne Ausbau der Baugrube bewert
ftelligt. Und wo das im Untergrund
stehende Wasser dem Bau hinderlich
ist, wird es durchPumpen hochgehoben«
dadurch der Grundwasserspiegel ge
senkt und derBoden so lange als nöthig
trocken gelegt.
Wenige Großstädte der Erde zeigen
die unterirdischen Arbeiten, die vorge
» nommen werden müssen, mit so unan
.genehmer Deutlichkeit über dem Ni- -
deau der Straße, wie unsere amerika- «
nischen. Am deutlichsten wohl die
größte unter ihnen, New York, die
zweitgrößte Stadt der Erde. Der fel- «
siges Untergrung dieser Stadt er
schwert zum Theil diese Arbeiten sehr
bedeutend. Es it nur ein schwacher
Trost, daß andere schnell wachsende
Riefenstädte in ganz ähnlicherWeisegu
leiden haben. Das gilt auch ganz be
sonders von der schnell wachsenden
deutschen Neichshauptstadt, die sich
rasch über die angrenzenden Gebiete
ausdehnt. l
Der Großftädter findet sich mit die- T
sen Verkehrsftörungen, deren Nothwen
digteit er erkennt, charakteristischer
Weise ab, indem er in stoischer Ruhe
über diese Erdwälle, gebrechlichenHolz-« «
stege und andere Hindernisse hinweg
klettert, bis die Arbeiten fertiggestellt
sind und der Verkehr wieder in seinen -
Bahnen sich bewegen kann.
Die Straße ist für den Verkehr da.
Der aber ist ein unerbittlicher Tyrann
und bringt bei den meisten Arbeiten
von weitreichender Bedeutung eine
förmliche Umwälzung im Straßenbild
nlit tausend Unbequemlichkeiten für die »
Fuszgänger.
Bei manchen Untergrundvaynen
wird, wie durch die Metropolitan in!
Paris und die Untergrundbahn in Bd- s
ston, nuf längeren Strecken die ganze «
Straßenbreite unterirdisch inAnspruch
genommen, was wieder schwierigere »
Umlegungsnrbeiten und Neubauten ;
von Entwässerungskanälen und ande- s
ren Röhrleitungen nöthig macht. OftT
müssen die sämmtlichenAdern derGroßsi ?
stndt gänzlich verlegt werden. Knnäle
Gas- und Wasserrohre erfordern neue
Wege, für die Geleise der Straßenbah
nen müssen zeitweise andere Linien ge
sucht werden und die Rohrpoftanlagen
und elektrischen Kabel müssen wenig
stens Provisorisch nbgefangen werden«
Besondere Schwierigkeiten bereiten die
vielfach erforderlichen Kreuzungen der
Untergrundbahnen mit den Entwässe
rungslanälem mit Flüssen undSchiff- s
fuhrtstnnälen und mit anderen Unter-—
grundbuhnen. s
Die Entwässerungskanäle werden «
neuerdings vielfach durch sogenannte
Dütek — unter die Untergrundbahu
fich herabsentende und auf der andern
Seite wieder emporsteigende Rohre,
durch die dasWasser, den hydrnulifchen
Gesetzen gehorchend, durchfließt—, von
einer Seite der Bahn zur andern ge
ssührt Die Flüsse und Schiffahrts
s kaniile müssen selbstverständlich durch
entsprechendeSentung der Untergrund
bnhn getreuzt werden. Eines der ins
teressanteften Beispiele dieser Art wird
gegenwärtig in Berlin ausgeführt wo
sdie Untergrundbahn, von der Jnseli
straße kommend, die Spree unterfährt.
Welch riesige Wühlarbeit bei den
Kreuzungen der unterirdischen Bahnen
in den Großstädten geleistet werden
muß, hat die 6. Avenue in New York
erfahren, in der an einer Stelle fünf
übereinander liegende Verkehrs-wege,
darunter drei unterirdische, sich treu
zen. Wir sehen, daß gleichwie in der
Natur nicht selten unter den offenen
Flüssen noch ein unterirdischer Grund
wasserstrom sich hinzieht, so auch jetzt
in den Großstädten zwei und mehr
Stockwerte von steinernen Strömen
und Rinnsalen anzutreffen sind, und
in diesem Sinne kann auch von den
Steinströmen in denStiidten, wenn sie
anfangen, stille zu werden, wenn also
die Straßen zu ebener Erde und im
ersten Untergeschoß und womöglich
noch tiefer ausgebaut sein werden, ge
sagt werden, ,,Stil1e Ströme gründen
tie «.
Aber die Zeit ringt auch die festeste
Gründung nieder, und so kann auch
hier die Stille nicht von Dauer sein.
AbbröckelndeSteine, schadhast werden
de Fugen, durch den Wasserlauf aus
gehöhltes Mauerwerl, durchAbnutzung
verbrauchtes Material, müssen wieder
ersetzt, durch Erschütterungen entstan
deneRisse und sonstige entstehende Un
vollkommenheiten und Mängel müssen
beseitigt werden; auch entsprechend
anderen Bedingungen und Ansprüchen,
die der Laus der Zeit mit sich bringt.
müssen die steinernen Ströme Korrek
tionen erfahren, und so hört in keiner
Stadt-— die Buddelei gänzlich aus, auch
hier bezeugt nur der ewige Wechsel den
sicheren Bestand der Dinge.
Russifche Geheimpoli:et·
Tas durch das Attentat auf den
russischen Ministerpräsidenten Stdn
pin wieder einmal beleuchtete Doppel
wesen der russischen Geheimpolizei
wird von »Karlchen« in der »Jugend«
in folgender Szene verulttt
Ort: Ein Zimmer im Polizeipräsi
dium. ,
Der Polizeipriisident: »Wenn Sie
in unseren Dienst treten nnd aus ei
nein Revolutioniir ein Geheimpolizist
werden, so sind Sie frei! Andernfalls
werden Sie noch heute gehsingt!«
Der Revolutioniir: »Es sei!«
Der Polizeilentnnnt ldentt sichs:
»Das muß ich gleich dem Revolutions
tomitee melden! Der schändliche Ver
räther!«
Ter Polizeiprcisident: »Wir bieten
Ihnen 1000 Rubri, wenn Sie uns
verrathen, welche Attentate zur Zeit ge
plunt werde-il«
DerPolizeiwacbtmeifter ldenkt sich):
»O Gott, ich werde doch nicht verra
then werden!«
Der Revolutionärt »Es- wird ein
Attentat aus den Popen geplant«
Der Polizeisergeant Idenlt 5ich):
»Gott sei Dant: von meinem Atten
tatgplnn weiß er nichts.«
Der Revolutirmiirr ,·Dimitri Nico
lnjewitsch soll es ausführen«
Der Schutzmann an der Thüre ldenlt
sichs: »Er nennt den richtigen Na
nieii!«
Der Revolutionär: «Meraen abend
K Uhr soll das Attentat stattfinden!«
Der Protokollschreiter idenlt sicht:
»Jn der gestrigenSitzima luden wir es
aus übermorgen verlegi.«
Der Ponzetpranoent num vie-vom
iionär): »Ha, Schändlicheri So ver
räthst Du unsere Berschwörung? Fahre
zur Hölle!« (Er schießt auf ihn, ohne
zu treffen.)
Der Revolutionär: « »Verl")astet ihn!
Jch bin der Polizeiminister!«
Die Aufwaschsrau: »Dann stirb!«
(Sie stiirzi mit einem Dolch ans ii)ii.)
Ter Schutzmann an der Iiire (il)r
in den Arm sallendi: ,,!1tikolauc«, wag
tust Du’« iDns Haus fliegt in die
LUsi, da der eben in das Portai tre
tende Briesiräger über eine Vombe ge
sioipert ist-)
—-s·—..--——
Neugierig-.
»Sechs Monate besucht meine
Schwester jetzt einen Tanz- und An
siandstursus —- aber glauben Sie
daß sie Tanzen kann? Keine Ahnung!«
»Ist sie denn wenigstens anständig
geworden?«
Ueberseschnappte Grammatik
»Giebt es Fremdwörter, die sowohl
mit »F« als auch mit »V« anfangen
können?«
»Jawohl, Herr Lehrer!«
»Zum Beispiels«
Fauteuil —- das fängt mit »F« an
und mit »Fau’«.
; Backsischlateim
Lehrer: Was heißt, »ich bin gekom
men?«
Backsisch: »Venus sum.«