Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 10, 1911, Zweiter Theil, Image 11
A « Etat-r Okhrkibtisrikk von kkzztt Funkme J Ro. 592. Wenn ich so den Philipp, was mein Holiband is, mit annere Männer tompehre duhn, dann muß ich mich immer ärgern. Der Philipp duht nit e dissche drum gewinn wie er auigucke dicht. Den ganze Dag laust er in e Saht erum, ioo mehbie dreißig Jahr zurück emal e Steht gewese is. Jch sehn ja immer dazu. daß alles gemendet is. answer dieseltve Zeit is sein Kost un sei Pelsnts so scheinie, daß mer den-te könnt. er deht se sich jeden Dag mit Behten einrobbe. Er hat noch e gute Saht, wo amwer auch schon in Steiltoar toie der Ehb Lin ioln sor Pressendent gelause is. Jch den schon dausentmal zu ihn gesagt, er sollt doch e wenig mehr aus sich mache un sollt nit immer so röcked eruinlausr. Jch hen gesagt: »En Mann wie du, wo es erfordern kann. der sollt immer tipptapp ausgucke un nit wie en Ttämp aussehn. Warum läßt du dich nit e paar Suhtcher mache un iaufst dich en diesente Hut un Necktei un e paar diesente Schuhe Die Schuh too du wehte duhst, die sen fieler un wenn du emal ein von den Seit-an den Seitwaht stehn dehst lasse deht jedes wo passe duht, den Hals breche un du dehst wene Obstrockschen don den Seitwahk errestet werde. Wei, wenn du in den Ruhm bist, lnnn ja kein Mensch an dich vorseiiommr. mit aus iwwer deine Fieß zu stolpere. Sei - doch emal en Spori.« . - Wie ich den schöne Spietsch zu ihn gehalte den, da hat er gesagt: »Nau,« Lizzir. luckhiek, es is tschost den Weg. Jn Fäckt duhn ich den Stoff gar nit brauche. Wo gehn ich denn hin? Jch gehn dann un wann emal zu den We desweiler un das is all. Wenn ich emai mit dich aus-gehn will, dann hen ich ja immer noch die gute Saht un das is doch e seines Stück Möbel.« »Jsch dat so?" hen ich gesagt, »sechs seine Stück Möbel hen ich den annere Dag den Peliperteckgmann osserirt un treiszt du was der mich hat sor gewioe wolle? zwa n z i g CentsL Un so ebbes russt du e seines Stück Möbel? Wei, ich sage dich reit hier, dasi wenn du dich nit e paar diesente Suhts tause duhst, daß ich nie nit mehr en Stepp mit dich an die Stritt gehn; noch nit in e Assetheater gehn ich mit dich. Jch gleiche, wenn en Mann e wenig mäss tie ausgucke duht un in die erschte seh-» wenn en Mann so gtitguckig ijs wie aus« . l - Da hen ich das rechte Wort ge juhsi. Wie der Philipp das gehöri hat. daß er gniguckig is, hat er ge lchmeili un gelagi: ,,Well, Lizzie, wenn du denle duhsi, daß ich'e Suhi brauche, dann will ich gehn un will mich en neue Anifiii hause-« Das is der Stofo hen ich gesagt, ,,iciuf dich ehhes schönes un sieilifches, bii.ihs du duhsi es schuhr genug niede un ich will dich auch for den Riesen gleich hier sage, daß ich dei Jchönes Stück Mö hel« dem Pehperrecksmann for zwan zig Cenis ver-lauft hen.« »Wummen«, hat er qehallert, un is ganz weiß in sei Fehs geworde; »das hast du fchuhe gedeith Well, das dnhi annver doch einiges hieiel'« Dann is er fort un e paar Stunde später is er ioidder kom me un ich lann Jhne sage, ich hen ihn vuiiienier nii mehr gelennt. Er hat feine neue Suht un en neue Hut un neue Sehnf un in Fiickt nlles neu von tiwa vis unne angehahi. Er hai schwell gegucki. Seine Suhi war ganz in den neue Sieil: die Pehnis ieii un die Kohi iorz un unne an die Pehnis hat er Kosss gehabt. Dazu hat er Tiihn Acksfords angehaht un hellt-laue openwori Sons. Sein Hut war en « sahfie Felihul wo niee einiger Schehp gewtve iann nn wo immer in Steil is. Jch hen mich gar nii satt an den Zeller sehn könne. »Je» gleich ich dich; wenn die Kollet von dein Suht e wenig dunllee wär insieti von leit steh un deine Salls auch e wenig untler wäre, dann hätt ich gar nickt anszulehr. Bei Galle, der Weide-wei lee un dein Bausch die wem awwer die Auge aufreißel Ei heiifchussh die sin loi lchellus, daß se holte awwee du lanstsi se ja sage, du hiiiili endlich emal deine Frau aeplsiefi un dann lin se schnhr genug läiiiifeii.« Well, der Philipp hat die Tichehtdich auch ganz ni gegliche un weil ei doch puiiinier ii for ihn war, for zu den Wedel miler In gehn, da is er lsiewee gleich -.- —tm—-» —- — —- - --—.-«— »m sange. Ich hen mein Meind ausge macht, den Abend aus zu stehn bis er heimkomme deht un wenn ich bis zum nächste Morgen hätte warte müsse. Jch hen doch unner alle Ziriumstenzes höre müsse, was se zu den Philipp sage dehte. Well, da kann mer widder emal sehn, was es doch for ungebildete Mensche gewwe duhtl Jch hen nach keine halwe Stund zu warte brauche. da hen ich mit einmal nächst Dohr bei denWedeSweiler e Kommohschen ge höri. Jch hen den Fenster enaus ge guckt un da hen ich gesehn, wie den Wedesweiler seine Diehr ausgerisse is worde un gleich draussis en Feller eraus gesloge komme bis an die Mit tel von die Stritt un dort is er hin gesalle. Da hen ich erscht gesehn, daß es mein Philipp war! Er is dann heim komme un hat geguckt, als wenn er dorch e Dresching Maschin komme wär Seine ganz Suht war verrisse un er hat gesagt, die Fellersch hatte ihn ganz schrecklich verhammatscht. Der Wedesweiler hätt gesagt, er wollt lein Duhd un kein Malliiattel in sein-· Platz hen, espeschellie, wenn teinei Mädlerehd wär-. Wenn er nit als en; sdiesenter Mann lomme lönni, danni Isollt er sort hleiwe un dann hätte se ihn enausgeschimssr. Well, Misterz Edithor, was sage Se zu so Raudiess Mit allerhand Achtung ( Yoan Lizzie Hansstengeh Bctgfülicer: »Und da erzählen cchsie; drunten im Hotel, das wäre eine le« te· Perionl« s« Vermitterim Ein rechter Lump, mein Zimmerherrl Zerreißt die Stiefel-F be vor sie bezahlt findt Streich: »Es ist wirklich it, daß meiäi lHut mal eine Entiettnngs ur durch ma t « Enta- nej Besinne-. Et: »Kannft Du Dir, liebe Fran, etwas Schönetes denken, als so hand in Hand durch’s Leben zu gehen?« Sie: »O ja, zu fahren!« Unsemsnbtes Spricht-nd »Wie! Sie tanchen«nicht, spielen nicht, trinke: nicht — womit bringen Sie denn den Tag herumf« »Ich dichte nnd musizite!« »Ja ja, Müßiggang ist aller Laster Anfangt« « makerrsiischemißwikthschafe (Dr. Rene Privat in »Münch. N. Nachr.) -Der.erfte bestimmte, ftabile Ein s druck, den ein tieferer Blick in die ma I roikanifchen Kultffen hinterliißt, ift ) diefer: So kann es nicht ewig"weiter . gehen! Fürs erfte freilich glaubte fman fich der Freiheit nutfreue zu dürfen, die da dem Handel und n I del der beeren Europäer keine Schran f ken fest. Man fühlte sich nicht ohne Stolz keinem fchroarzen, rothröckigen Schuhmann unterthan u. nur feinem Konful verantwortlich. Jede Natio nalität bildet fo gewissermaßen einen Staat im Staate, und darüber gibt’s außer der guten europäifchen Cour toisie, die fo weit don der Quelle keine » absolute Wirkfamkeit mehr besitzen f durfte, keine unbedingte Zentralge f walt. ; Der gute Marokkaner ift hier voll s ftändig ausgeschaltet Und das ift ge j wtß sehr löblich. Er ift Mittel und fWerizeug allenfalls als Körper be » fcheideneö wirthfchaftliches Subjekt. fEr hat auch, wenigstens in den f großen andelözentrem reftlos in f diefe Rolle eingelebt und wird dort J keinem Europäer mehr gefährlich. ! Von der Jnternationalifierung Ma J roktos durch die Algecirasakte kommt "manches Uebel her. Sie war wohl auch für alle Weitfichtigen nie mehr als ein Provisorium, der Nothausweg aus einem fchweren europäifchen Kon flikt. Aber der Zukunft Marokkos kann jenes Abtommen in feiner der zettlgen Form fchwerlich dauerhafte Wege bauen. Gefchadet hat es bis her wohl auch nicht viel. Denn da gab es nichts mehr zu verderben! Aber die maroilanische Mißwirthschast ward dadurch nicht gebrochen, sondern viel mehr unter den trefflichen Schutz in ternationaler Eifersucht gestellt. Damit hängt meines Erachtens auch all das eng zusammen, was ich auf-Schritt und Tritt hier höre: all die berechtigten Klagen deutscher Kaufleute, ihr Nothschrei nach Ord nung, nach Gewährleistung ihrer be nachtheiligten Interesse i, kurz all das, worum heute in Berlin gekämpft und . geseilscht wird. Diese marollanische Mißwirthschaft ist im altehrwürdigen Scherisenreich organisch sestgewurzelt. Marotko ist überhaupt kein Staat und der hochlöb liche Maghzen, mit Respekt gesagt, überhaupt keine Regierung. Man braucht einige Zeit und reichliche Be lehrung, um dieser einzigartigen staatsrechtlichen Begrifssverwirrung, dieser systematischen Systemlosigleit ins Herz zu schauen. Aber wenn man erst das ganze grosze und kleine Leben hierzulande überschaut, dann fühlt man umso ilarer: das ist marollani ; sche Logik! Jch will versuchen, eine kleine Vor stellung davon zu geben Der sog. Maghzen, der bis ins neunte Jahrhundert, auf Muley Js ris, den Erbauer der Hauptstadt Fez, zurückreicht, ist selbst nichts sest De finiertes, sondern das Sammelsurium all der Gewalten und UntergewaL ten, die sich um die letzten Endes bloß religiöse, hohepriesterliche Zentralge s:alt des Sultans gruppieren. Er fiihrt eine höchst veränderliche, prekäre, relative Existenz. Und doch ist er schier das einzig Greisbare und Wäg bare im marokkanischen Staatslebent Ei lebt gewissermaßen von der Hand in den Mund, nach Maßgabe seiner jeweiligen Machtmittel zur Eintret bung mehr oder minder reichlicher Steuern in einem Land, dem jedes bindende Nationalgesiihl abgeht und dem selbst des Jslams beste Kraft, der heilige, sanatische Glaube, mehr und mehr verloren ging. Und wie setzt sich die Bevölkerung ethnisch zusammen? Da kämpft die kaum noch erhaltene Rassereinheit mit der rassefeindlichen Vorliebe sür Negertveiber, der mobi ’ sche Kommunismus mit dem Partitu larismus der Becher, und längs der Küste wandeln sich die alten Brauche «troh aller satalistischen Apathie mehr und mehr unter enropiiischen, zumal spanischen oder algerisch-französischen Einflüssen. Jn diesem Staate aber, dessen Geschichte sich als ununterbro chene Fehde zwischen den einzelnen Stämmen, ja sogar zwischen den kleinsten, dorfartigen Vollseinheiten, den »Duars", darstellt, und wo eg an jedem vollstreckenden Rechtsmittel zur Eintreibung der siir einen geordneten Staatsbetrieb unerläßlichen Steuern sehlt, wird die Staatsgewalt selber schließlich zum obersten Räuber! Jede Steuereinireibung wird zur Erpressnng, zur bewassneten Razzim TWer sich zum Ausruhr zu schwach fühlt, wird ausgepreßtl Das geht so: Wenn derSultan und sein Hof Geld - brauchen —- und das ist bei so vielbe weibten herren stets der Fall! — dann » wendet er sich an die Stamme-Wächst » linae, die Kaido· Es wird gleich eine bestimmte, möglichst hochgegrissene s Summe festgesetzt. Erscheint dem Kaid der bewaffnete Widerstand — den er sonst regelmäßig verziehen wür de! — aussichtslos, dann wendet er sich an die Begtiterten seineöStammes und fordert von ihnen das Doppelte von dem, was er einzuliesern hat. Den Ueberschusz schiebt er in die eigene Tasche. Kommt er aber einmal in den Verdacht, irgendwo Reichthümer ver graben zu halten, dann läßt ihn der Sultan einsperren, bis er das heim liche Versteck seiner Goldlammer ver rät, Und genau wie der Sultan dem Kaid, so macht es der Kaid den ver meintlich Begiiterten seines Stammes. lind deshalb ist es in Marolto höchst gefährlich, den Verdacht der Wohlha benhcit zu erwecken. Und deshalb soll es da millionenreiche Juden geben, die wie Bettler durch die Straßen schleichen· Diese Verhältnisse haben sich in den europäisch beherrschten Städten gewiß wesentlich gebessert. Eine durchgrei sende Reform hat aber das internatio nale Eisersuchtsregime bisher nicht durchzusetzen vermocht. Ein Korrek tivum ist ihm allerdings in dem sog· Protettionswesen der Sensare und Mochalaten erwachsen, mit dem die fremde Einmischung praktisch eingesetzt hat. Doch läßt sich diese Frage nur in anderm Zusammenhang eingehender untersuchen. Es ist dies bis heute das einzige Mittel siir die Europäer, ihren marottanischen Geschäftssreun den und Angestellten die unerläßliche ökonomische und persönliche Sicherstel lung zu erwirten. Und das ist eine der wesentlichsten Grundlagen europäi schen Geschäft-Ziehens im Scherisen reich. Daß nun aber um diese Frage allerlei politische Streitereien entbren nen mußten, liegt nttr zu nahe. Denn hier« in diesem taum erschlossenen Neu land, sind politischer und wirthschastli cher Einfluß nothwendig auss engste verknüpft. Und so zieht das mitth schastliche Problem überall das politi sche noch sich. Die Frage wurde deshalb brennend, weil eine einzelne Nation im Begriff stand, das politische Problem Mard tns in seiner Hand zu monopolisieren. Keine zweite Nation ist mit einer so weitgreifenden, vollbewußten, ausge sprochen politischen Absicht an Moral lo herangetreten wie Frankreich Jhm schwebt seit langem bis — fük die spe zieller Jnteressierten höchst realistisebe, fiir die öffentliche Meinung aber vor wiegend sentimentale, von der Sehn I"ucht nach neuem Waffenruhm getra Aene —- Jdee eines großen nordasrila nischen Kolonialreiches vor und lang sam, unter der Hand ging es an die Durchführung Die einzelnen Etap pen hier aufzuzählen, würde zu weit Führeri. Den Franzosen stand dabei die sehr ausgiebige algerische Erfah rung zur Seite und die Algecirasalte blieb ein illusorischez Hinderniß. Sie gehört in die Kategorie jener Verträge, die geschlossen zu sein scheinen, um iibertreten zu werden« Algeciras gab den Franzosen —- zusammen mit den Spaniern —- politische Vorrechte, de nen die Auslage der offenen Thiir und wirthschastlichen Gleichberechtigung nicht viel Abbruch thun konnte. Denn was ist die schönsteVerpflichtung werth, wenn es an jeder greifbaren Verant wortlichkeit fehlt? Verantwortlich blieb nach wie vor höchstens der gute Sul tan! Den ihnen zugebilligten politischen Einfluß benutzten die Franzosen in naheliegender Weise, um ihrem Handel tenter die Arme zu greifen. Das ge fchah freilich weit mehr inoffiziell als offiziell. Sie durchsetzten die Staats monopole und öffentlichenArbeiten mit französischen Beamten, die freilich in mancher Hinsicht auch zum Heile des nichtfranzösischen Handels Ordnung lebusen, anderseits aber auch eine Be vorzugung der französischen Interessen für selbstverständlich hielten. ZumaL da eine wirksame internationale Kon trolle schwer durchsührbar ist und die französische- Regierung ofsiziell unver antwortlieh bleibt. Der Maghzen aber versteht sich jeder Beschwerde ge geniiber wunderbar auf die erprobte Taltit der endlosen Verschleppungen. Vielleicht bietet sich mir Gelegenheit, an einzelnen dem Leben abgelauschten praktischen Fällen das geheime Räder lverl dieser Mißwirthfchaft näher zu beleuchten. Hier sollte nur das Pro blem großziigig umrissen und auf sei nen Kern hin Präzisiert werden. Und der heißt nicht in erster LinieTheilung des Landes in wirthschastlich-politische Einflußsphiiren. Das ist ein Weg zum Ziel, und gewiß lein schlechter. Aber es gibt deren wohl noch andere, die man wohl zur Zeit in Berlin er wägt. Das Wesentliche aber ist die Schaffung wirksamer moderner Ver antwortlichkeiten und greifbarer wirths schriftlicher Garantien. -—-— Schon wandelt durch viele Gemm iungen im Rh.«ingau der Gemeindedie ner mit der Schelle und verliest die Belanntmachung, daß von jetzt ab das Betreten der Weinberge durch Kinder, Handwerksburschen undTouristen ver boten ist. Noch eine Woche oder zwei, und dann tritt die große Sperre ein, deren Zeitpunkt vom Herbstausschuß beschlossen wird. Das ist ein Ausschuß, der stch in jeder Gemeinde aus den be deutendsten Weinbergbesitzern bildet und dessen Vorsitz der Bürgermeiter hat.Dann werden bis zurLese die ege und Zugiinge zu den Weinbergen durch Bretter, Leitem Stangen, Dornen sträucher und Warnungstaseln ver sperrt. und nun darf sogar der Eigen tümer, wenn er keinen Erlaubnisschein oomBiirgermeisteramt hat, seineWein slur nicht mehr betreten. Die Traube ist jetzt, bis derHerbstausschuß die Lese festsetzt, sakrosankt. Nur der Bürger meister selbst, der Herr Pfarrer und die Polizei- und Forstbeamten dürfen ohne solchen Ausweis in das Gebiet eindringen. Die Wacht darüber halten die iiber die einzelnen Bezirke eingesetz- ( ten Schützen, die mit der Flinte im Arm hoch oben auf einem Aussichts- » punkte stehen, wo zum Schuß gegen schlechtes Wetter eine kleine Hütte fiir sie errichtet ist, oder die Wege adpa trouillieren.’ So gefährlich auch die Flinte aussieht, so ist sie doch nur siir I dieDrosseln und Spatzen berechnet, die hier ihre ungebetenenBesuche abstatten. Ein blinder Schuß, der durch die blaue Stille über die sonnendurchgoldeten grünen Hänge donnert, und erschreckt schwirrt und flattert es nach allenRich tungen auf. Früher als seit vielen Jahren wer den diesmal im Rheingau die Wein berge geschlossen. Der Schluß findet statt, wenn die Trauben in die Reife übergehen, was sich durch die ausge wachsene Form und bei den weißen Trauben durch die hellere Farbe, die sie dabei annehmen, andeutet. Mag der heiße Sommer von 1911 sonst auch großen Schaden angerichtet haben — für den Winzer ist er zum Segen ge worden. Wie in der Elbe, so sind auch im Rhein und in der Mosel die »reden den« Steine gesehen worden, so zwi schen Bacharach und Caub die soge nannten ,,sieben Jungfrauen«, spitze » Felsen, die nur bei außergewöhnlichem Tiefstanb desStromes sichtbar werden, und zwischen Rüdesheim und Bingen der»Weinstein«, in den die großeWein- - jahrzahl »1811« gemei elt ist. . Das Jahr 1911 ver pricht also ein E würdiges Jubeljahr zu werden. Als der ,,Weinstein« im Jahre 1811 er schien, wurde zu seinen Ehren ein gan zer Ochse gebraten. Wie die Bachara cher ihn in diesem Jahre feiern werden, steht noch dahin. Von Lißig an der Mosel kommt die Kunde, daß dort eine gewisse tiefe Felsplatte zum Vorschein gekommen ist, von der es heißt: »Der Litziger Stein bringt guten Wein«. Das letzte Mal lam dieser Stein in den 1840er Jahren in Sicht, und die Chronik des Trarbacher Kasinos er zählt, daß damals die Kasinogesell schaft mit geschmückten Kähnen und Musik zu bemStein gezogen lam, wor auf die Felsplatte geöffnet wurde und eine dort von früher her eingemauertc Flasche, eine Achtzehnhundertelferin, herausgeholt wurde. Es wurden zwei Stühle auf den kleinen Felsen über der warte gesteun oaraus nahmen oer ra- ; tholische und protestantische Pfarrer Platz, und nach einer feierlichen An sprache wurde die Flasche ebenso feier lich von den beiden Herren ihrer Be stimmung zugeführt. Es gibt an der Mosel einen alten Winzerspruch: »Wenn der Fisch schwitzt und runzelt —- der Weinbauer schmunzelt. Wenn die Schiffer machen lange Schnuten, dann gibt’s Guten.« Nun, die Schif fer auf dem Rhein haben sehr lange Schnuten in diesem Sommer gemacht. Fast ist sogar fiir den Winzer die Hitze in diesem Jahre zu groß gewesen. Siebenundsechzig Tage lang hinterein ander ist ini Rheingau kaum ein Trop fen Regen gefallen. Mehr als 45 bis 50 Grad Celsius verträgt auch der deutsche Weinstock nicht auf die Dauer. Schon drohten die Trauben zu verwei len, die Blätter zu verdorren, dass »li’ochwetter« kam eben zu früh. Viele Weinbergsbesitzer ließen schon Fässer mit Wasser auf dieFluren fahren, was sich aber der lleine Winzer wegen der damit verbundenen Kosten nicht leisten tonnte Da endlich lam der erlösende Witterungswechsel, und wenn es zur Bewässerung derFluren auch noch weit reichlicher hätte regnen können, so nimmt das Auge doch überall den vor züglichen Stand der Fluren wahr. Das die Trauben beschützende Laub ist üppig, die Beeren sind zwar nicht sehr groß —- eine Folge der Trockenheit —, aber, soweit man schon zur Probe da von tosten kann, sehr süsz und auch ganz voll von der Glut, die sie eingeso gen haben. Jnfolge des vielen Regens, der in die letzte Zeit der Bliite fiel, drohte der verheerende Wurm nach so viel vorangegangenen Mißjahren auch in diesemJahre wieder und brachte den Winzer schon zur Verzweiflung That sächlich hat der Wurm während de: Blüthe auch gerade Schaden genug an gerichtet und die Ernte unt keinen ge ringen Theil vermindert. Immerhin sind ihm die Becken durch die schnelle Reise »aus dem Maule gewachscn«, wie der Winzer sagt, denn wenn die Becken genügend groß sind, iunn der Wurm ihnen keinen Schaden mehr tun. Was der Juni der Rebe gescha det hat, das haben Juli und August in dieser Hinsicht wieder reichlich gut ge macht. Besonders erfreulich ist, daß die un gewöhnliche Hitze auch die Puppen des Wurms vernichtet zu haben scheint, was dem Winzer auch siir die nächsten Jahre zugute zu kommen verspricht, vorausgesetzt, daß er in der Bekämp fung des Wurmes durch Anwendung der vielen ihm dafür an die Hand gege benen Mittel nicht nachläßt. Auch die verschiedenen Neblranlheiten, wie Pe ronospora, Oidium, Gelbsucht sind durch die Hitze zum Berschwinden ge bracht worden. Allerdings soll man den Tag nicht vor dem Abend loben. Auch im Jahre 1901 lagen die Aus sichten für die Lese zu Ende August so günstig wie heuer, dann aber larn lan ger Regen und verdarb wieder alles. Die außerordentliche Wärmeaufspeis cherung jedoch, mit der der Boden ge sättigt ist, rückt diese Befürchtung we nigstens in eine tröstliche Ferne. Was die Menge betrifft, so rechnet man nach dem jetzigen Stand auf einen halben Herbst, das ist fiir denMorgen ein hal bes »Stück«, also fiinf bis sechs seitab liter (einHettoliter etwa 26 Gallonen). Wie eifrig auf den ,,"Neuen schon ge wartet wird—— denn« imHandel herrscht infolge der vielen vorangegangenen Mißernten Weinnot — ergibt sich aus den vielen Angeboten, die der Handel jetzt schon vor der Ernte macht. Hoffen wir, nicht nur zum Besten der Winzer, für die ein gutes Weinjahr dieRettung aus großen Nöten wäre, sondern auch im Namen aller frohen Zecher, daß wir auch in diesem Jahrhundert einen Eifer bekommen, so ruhmreich wie der leer im vergangenen· H e i n r i ch L e e. I Zur veeamptuna ver Scheut-pfla reit. Das beste Mittel gegen Schlaflosig teit war bisher das, das jener Jrlän lDer einem Freunde, der durchaus nicht schlafen konnte, empfahl: ,,Leg Dich schlafen und denk’ nicht ans Schlafen!« Wie schlafen wir? Wie schläfert die Natur unser Bewußtsein ein? Zu allererst schlägt sie die Zentren unseres Körpers, von denen aus unser Muskel systein regiert wird, in ihren Bann und zwar so, daß eine Mustelgruppe nach der anderen allmählich ihre Thä tigkeit einstellt. Jn regelmäßiger Folge reihen sich dann die verschiedenen Geistesträfte ihnen an. Die Aufmerk samkeit und dieUrtheilsfähigteit verlie ren wir zunächst, dann schwindet das Gedächtniß und die sich selbst überlas sene Einbildungstraft wandert ins Weite. Je näher der süße, lebenfpen dende Schlaf rückt, desto weniger be herrschen Zeit und Raum die Gedan ken. Dann kommen die Sinne an die Reihe, das Gesicht macht den Anfang, —- die Augenlider schließen sich und der Augapfel dreht sich nach oben und nach innen, als wolle er vor dem Lichte flüchten. Sodann folgen die Ohren — das Gehör schwindet. Das Herz schlägt langsamer und der Athem geht ruhiger. Jn der Nacht macht das Herz in der Minute weniger Schläge als am Tage, und das Athmen ist nicht nur langsa mer, sondern auch weniger tief, als wenn wir wachen. Allmählich hat der Schlaf iiber die Natur gesiegt und alle Sorgen sind vergessen. Der erste Schlaf ist der gesündeste; nach der er sten Stunde läßt der Schlaf allmählich nach, daher auch das angenehme und lräftigende des beliebten ,,Viertel sftiindcbeM nach Tisch. Ueber die Dauer des Schlafes kann man keine bestimmten Regeln aufstellen. Män ner brauchen indessen weniger Schlaf Ials Frauen. Der Schlaf sollte gerade so lange dauern, daß wenn man sieh morgens nach dem Erwachen gedehnt nnd gestreckt hat, man sich dann frisch genug fiihlt, an das Tagewerk zu ge then· s Wie wichtig ein gesunder Schlaf ist« lmag man aus der zuverlässigen An gabe entnehmen, daß fiinf Nächte, die ohne jeden Schlaf verbracht werden« den Tod herbeiführen können, und zwei solcher Nächte bereits genügen, um Halluzinationen, Gedächtnis schwäche und allerlei andere Beschwer den hervorzurnfen. Die Schlaflosig leit gibt zu erkennen, daß im menschli chen Körper etwas nicht ganz in Ord nung ist — was aber, pflegt nicht im mer ganz klar zu sein. Wer einen ge sunden Schlaf haben will, der thut gut, dem Vorgehen der Natur bei der Be täubung des Bewußtseins zu folgen, und Mittel hierzu gibt Dr. Bryce in einer englischen wissenschaftlichen Zeit schrift an. Nach ilnn ist vollkommene Ruhe aller Mliskeln«lvesentli«:lk, wenn Schlaf kommen soll. Nicht denken wollen, heißt gerade, den Geist zum Denken anregen. Die Zentren der Bewegung und seine Aufmerksamkeit suche man außer Thätigkeit zu setzen, dann wird der Schlaf schon von selbst sich einstellen. Folgendes soll man nach dem Rathe des englischen Arztes tunt Jm Bette nehme man die möglichst bequeme Lage ein, das ist gewöhnlich die auf der rech ten Seite; die Knie halte man ein klein wenig gebeugt; dann schließe man die Angen. Dann suche man nocb andere Mus keln einzuschliisern nnd zwar die der Fäße, Beine, Schenkel und Arme; man stelle sieh vor, das-, diese Gliedma szen schwere Gewichte sind, die auf dem Bette lasten, und ferner bilde man sich ein das-, die Auaen ins Weite nach dem fernen Horizont starren. Bald wird die Aufmerksamkeit ermatten. das Dunkel aufhören und statt, daß die Einbildunacstrast ungezügelt sich selbst iiberlassen bleibt, wird sie sich auf et was beruhigendes richten, Und der Schlaf mird bald kommen. Einem vom »Kriegsschauplatz« ab gesandten Telegramrn zufolge haben die Türken ein italienisches Schlacht schisf, das noch gar nicht gebaut ist, in den Grund gebohrt. Solch bedauerliche Versehen sind eben nur »in der Hitze des Gesechts« denkbar. les-« Die italienische und die türkisclsseArs mee stehen sich lampsgeriistet gegen iiber. Sie kdnnen aber zusammen nicht kommen, die Wasser sind viel zu tief. Ilk VI I ManchemMenschen ist es beschieden· sich an tauben Müssen die bestensähne auszubrechen.