Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 03, 1911, Zweiter Theil, Image 11

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    Mun- thrkibkbtitkm
Isizztt WL
No. 591. Wenn ein Eckseitement
in unsere Familch iwwer is, dann is
schuhr genug auch schon widder e an
nereö da· Un dabei immer so schreck
liche Geschichte, die mich gleich auf die
Nörss gehn. Jch weiß nit, ob es
iwwerall den Weg is, wo Kinner sin,
odder oh mir nur e Eckzepschen sin,
enniweg macht es mich sicl un teiert
un ich wollt noch gar nicks sage, wenn
ich nur den allergeringste Suppohrt
bei den Philipp, was mein Qosband
is, hätt; awwer, der nimmt alles so
iesig un das is es grad was mich so
eckseitet un mähd mache duht.
Well. e paar Dag zurück hat der
Bennie gesagt, sor warum ich nit als
emal Benehnes laufe deht. Er deht
sie so gleiche un se wäre doch auch nit
o arig eclspensies. »Ach laß mich die
Bemhnes aus den hat-TO hat der
Philipp gesagt, wo osf Kohrs immer
don e annere Opinjen sein muß wie
; der Rest von die Familch; »Habt Jhr
noch nit gehört, das, an die Benehnes
große Speiders sthe wo mer aus
deitsch Tarantulas ruse duht un wen-n
die en Mensche pinsche, dann is seine
Guhs gekocht; dann geht er lrehsig
und muß sierwe.« »Ach du duhst lau
ier Nonsens tahle«, hen ich gesagt, »ich
hen schon e ganze Latt Benehnes ge
gesse un hen noch nie nit lo en Speider
gesehn. Morae taus ich Benehnes, bi
iahs ich sm lei bis’sche esfreht.«
» Damit war die Sach gesettelt. Der
ilipp hat noch ebbes in sein Bart
drummelt. awwer da geb ich nicks
«- rum. Am nächste Morgen is en
Eitellien erum lomme un da hen ich
e ganze Latt Benehnes getauft un wie
mer mit den Sopper fertig ware, da
,- In ich die Benehnes herbei geholt.
ie Buwe hen gesagt. ich wär der
Tschies, was das meine duht, un se
hen in die Benehnes eingehaue, als
wenn se in vier Woche lein warme
Löffel im Leib gehabt hätte. Jch muß
sage, ich gleiche die Benehnes auch recht
gut un ich hen mich also auch e paar
geiöcteli. Der Philipp hat leine ge
totscht. Er Mgesagt, das wär niclz
sor ihn, er deht ebbes saitiges prie
sehre un deht nicks um den trockene
-4-tt,--....-- tin-- .-.- -.«t- t-: h-- J
Statt-gewinn Wie mer noch ver den I
Esse ware hen ich ans einmal gefühlt,
als ob mich ebbes in mein Finger ge
stoche hätt. Jch hen awwer gedenkt,
mehbie es war e Pinn un hen nit viel
drum gewwe. Der Bennie hat awwer
en Droppe Blut an mein Finger ge
nohtiszt un hat gesagt: For Hewwen
Sehts Ma, du bist doch nit von so en
Speider gestoche worde?" Bei Galle,
da sin ich awwer doch geschiehrt ge
wese! Jch sin ganz weiß in mei Fehs
geioorde un hen alliwwer geschiwwert.
Mer hen gleich alliwwer gesucht sor so
en Speider zu sinne, ich hen den ganze
Bunsch Benehnes ausenanner gerisse,
awwer ich hen nicks gesehn. Der Phil
hat gesagt: »O, well, du weißt ia al
les besser; ich wär’n iei disckte sur
preist. wenn so e Ennimel lomme
ioiir. esdescksellie ior dich e Lessen zu
gewwe.« Selle Riemarl hat mich aria
Iniin gemacht. answer ich hen doch
nicks sage wolle, biiahs ich hen sor e
Fäclt en Stich gehabt un hen nit ge
wißt, was es war.
Der Bennie sagt, er wär arig es
sreht, daß mich ebbes häppene deht un
er wollt emal in die Kitschen suche,
wo die annere Benehnes sin, bitahs se
hätte in die Giagrässie gelernt, daß die
Speidersch sobald se Jemand gebisse
hätte, gleich widder fort lause dehte.
Nach e Minnit hat er gehallert: »Ior
Guttnes Grehsches, hier is die Taten
tula!« Wie der Blig tin mer all in
die Kitschen geroscht un schuhr genug,
der Bennie hat da mit zwei Pieses
Holz e Ding gehalte, das war ganz
schrecklich anzusehn. Ei is puttiniehr
o groß gewese, wie en Labster un hat
wenigstens dausend Fieß gehabt. Er
hat es schnell in die Jahrd geschleppt
un hat ihn mit en Dritt die Brehns
taput gehaue. «So, hat der Phil ge
agt, iegt den mer die Bescheerungl«
s Kohrs is der Dackter gleich geholt
worde un der hat gesagt, er wiir sae
tie sor mich, detahs er wiir eisreht, er
könnt mich lein gut duhn. Die Spei
» dersch wäre so gistig, dass mer se noch
nit angucle dertt, mitaus gepeusend zu
werde. Das beste wär, wenn er mich
in die erschte Lein mein Finger ab
schneide deht un wen-n es nöthig wärJ
könnt ee ja dann noch so schlucksesiese
den Arm un mehhie noch e wenig mehr
empjutehte. Well, Mistek Edithoy
meine mentel Kohndischen die war in
en schreckliche Steht. Jeh hätt nicks
drum gewwe, un wenn mich det Pack
tek den Kopp abgeschnitte hätt, wenn
et mich nur die Sicherheit hätt gewwe,
daß ich mit den Lewe davon komme
deht. Wie alles in den große Eckseite
ment gewese is, da hat der Bennie ge
sagt: «Daektee, desoht daß Se anfange
zu iot-,te will ich Jhne erseht noch emal
den Speider zeige, mehdie es war« gar
keiner von die gistige KeindX Er is in
die Jahed getan-se un hat das Viehche
geholt un denke Se nur«emal, ei war
aut-Pehst gemacht un Wien Jch war
starr, stumm un sprachlos. Jch hen
nur den Bennie angegackt, awwet sage
hen ich nicks könne. Der Oosehub sagt
dann, et hätt mich nur e Lessen tiet
sche wolle, daß der Pa auch nit so
sdumm wär wie et ausgucke deht un
daß es verdollt besser wär, wenn ich
ihn ais emal meinde -.deht
So edbes muß sich e Mutter un Ma
,.von ihre Kids gefalle losse. Ei tell
jah, es is weit gekomme.
Mit beste Riegath
Youtö
Lizzie hansstengeb
Ein Unterschied
Patient Gier-einige Flaschen Wein
und ein einfaches Frühstück vor sich
stehen hat, zu dem ihn besuchenden
Hausarzie): »Sie-sehen mich so vor
wurfsvoll an . . . darf ich nicht ’mal
eine? Flasche Wein zum Essen trin
en " — —
Arzt: »Gewiß, aber mir scheint,
umgekehrt lie t der Fall! Sie trinken
nicht zum E en, sondern Sie essen
nur etwas zum Trinken!«
Illlsn schüchtern.
Herr: »Ok- ich wohl heut’ noch ei
nen Kusz bekomme? Werde ’mal die
Knöpse fragen — ja, nein, ja, nein.
ja, nein — dumme Weste!«
Dame (siir sich): »Warum fängt er
nicht einmal mit Nein an!«
Wie er seinen set-s ers-tit.
Professor: »Wie fangen Sie es an«
herr Candidat, die Todesursache fest
zustellen?«
Candidat: «,,Jch sehe nach, weiche
Medizin der Verstorbene eingenommen
hat.«
-.«--«--—.
Schsn gesagt.
»Wie geht’s Jhrem Sohne in seiner
jungen Horaz-ist«
»O er erfreut sich schon einer gan
zen Anzahl schwerer Patien
t e n.«
Einzisel Mittel.
Mann: »Unser Geld ist alle, Alire,«
bis aus den letzten Pfennig ist es ver
braucht!"
Frau: »So? Was nun?«
Mann: »Es gibt nur ein Mittel zur
Rettung: Wir lassen uns scheiden!«
Frau: »So ——?«
Mann: »Ja, dann heirathen wir
wieder, wenn, was ich ganz sicher er
warte, Dein Papa frische Mitgift
giebt.«
» Arzt: »So, Ihr Mann kam Ihnen
schon längere Zeit nicht normal vori«
Frau: »Ja, er lud meine Mutter
wiederholt zum Besuche ein.«
Student As »Nun. wie bist denn du
mit deiner neuen Loqiswirtiu ufricden.«
Student B. tsehr tleiu): » ch. soweit
ganz-gut, weiht du, sie hat nur die An
etvvhmveit. mich immer fo, von oben
gerat- su behendecnk
—- Jmßt Jok- qu Gemahlin oft das
Tiers«
—- « strebt —- ich habe mit glei ·
dacht, däß ihm das schaden with.« ch ge
Aus russischen Finanzkreisen.
Der mitunter nur leise tröpselnd,
zuweilen in wei em Sprühen, gele
gentlich aber au « in hagelgeschossen
niederprasselnde Gold-regem der über
die russischen Börsenspetulanten wäh
rend der beiden letzten reichen Ernte
jahre niederging, hat so manche im tie
sen Dunkel wuchernde Sumpspslanze
buchstiiblich über Nacht zu ungeahnter
Entfaltung gebracht. Aus Regen folgt
Sonnenschein, in der Natur, wie im
Menschenleben; um nach dem Gesetze
der Wandlung alsbald wieder dem
Sturm und Unwetter Pan zu machen.
Ein Sonnenstrahlchen reicht aber schon «
uns, um Tausende kleiner Schling
gewächse zum Eintagsdasein zu wet
ten; aber auch um vom nächsten Win
deshauch — es bedarsnicht einmal de
Sturmes — zerzaust und zertreten am
Boden zu liegen. Nicht geringer an
Ziihl die Existenzen, die — bildlich ge
sprochen —- dauernd mit einem Bein
im Trugglanze tanzen, mit dein an
dern an den Toren des Zuchthausesl
festuennaelt find
Nach Dutzenden zählen in Peters
burg die —- übrigens auch an anderen
Meltbörsenpliitzen nicht ungewöhnli
chen —- Erscheinungen, die man kürz
lich etwa zufällig gewahren konnte, wie
sie noch in unreiner Wäsche und falop
per Kleidung aus einem Wurstladen
oder einer Theebude kommend, in der
Menge verschwanden und sich heute in
der unnummexirten Miethsequipage
oder im Autotaxi in hochmodernem
Futteral mit dem dazu gehörigenGold
und Brillantenanhiingfel fpreizend,
nach der Börse ihr Frühstück bei Cubat
oder Donon einnehmen. Abends in:
Garten von Contant dinieren und den
besten Theil der Nachtstunden im lau
schigen Separfs des Aquariums in sü
fzem Amiifement vertändeln. Wobei
allein an Trinkgeldern den Kellnerm
aus deren Duzfreundfchaft die heuti
gen Talmiiavaliere vordem vielleicht
ihr Leben gefriftet, mit oornehmemGe
tue Summen hingeworfen werden, die
frühere Monatsverdienste der Gebet
überragen. «
Jedermann tennt hier in Petersburg
einen Eisenbahningenieur, der den
glücklichen Einfall hatte, vor zweiJahs
ren einige Wladiiawiasbahnaitien
zum Preise von 1000 Rubel — natür
lich auf Differenz mit gepumpter Ein
lage —- zu taufen, durch mehrfachen
gewinnreichen Verlauf verstärite Rück
taufsmittel zu gewinnen, um heute,
nachdem Wladitawtas glücklich die
3000 überschritten, als vollgeriittelter
Rubelmillionär gefestigt in den Sielen
zu stehen. Das Börsenfieber umlrallt
indes den tleinen Beamten, wie die
hohe Exzellenz, die fchnippischeste Bal
letratte, wie die durchlauchtigfte Für
stin. in deren Salons zuweilen Welt
gefchichte, viel öfter nach Weltilatsch
gemacht wird. Der Tschinownit zwölf
ter Rangllasse, die junge Tiph
mamsell, der eben freigesprocheneKauf
mannslehrling, die üppigen Staats
räthe mit verschwiegenen erworbenen
Rücklagen, der verschmihte lautasischi
Kellner, oder die Rollschuhtünftlerim
sie alle und tausend unbeschriebene
Kreise mehr, wenden sich mit ihren
nach Gold dürstenden Sinnen nicht an
den richtig gehenden Bankier, oder gar
an eine Banl mit den fchreckhaften
Mengen an auspafsenden Dienern,
Wächtern, Beamt:n und hinhorchenden
Neugierigen aus dem Publikum. Diese
Klieniel bedarf eines Vertrauensman
nes, dem man ohne-jede Dazwischeni
runst Dritter im einsamen Kabinett
Herz, Wunsch und eriibrigtes oder er
borgtes Geld ausschiitten kann. Aus
das süns Rubel in 500, 5000 oder in
50,000 Rubel verwandelt werden.
Einer dieser Zauberliinstler, wahr
haster Meister seines Joches-: liihn,
rücksichtslos, brutal, von unbeugsamer
Zähigteit und Energie, von haarschnrs
ser Beobachtungsgabe, aber auch frei
gebig, mit Tausenden um sich wersend,
jederzeit hilfsbereit, großziigig, in ge
wissem Sinne sogar gutmütig, zuvor
toinmend und von unerschöpflicherGa
lanterie, war —- Herr Zachari Betro
witsch Jwanoss, wie aus der großen,
die ganze Wandsront des Hauses am
Newsty Prospekt in goldenen Buchsta
ben mit dem Zuer Bankiergly Dom
uinspanuenden Firmatasel, jeder Bor
übergehende lesen kann. Natürlich
nur« wenn er eben lesen tann. Was
von seinein stattlich und immer mäch
tiger anschtvellenden Kundentreis noch
lange nicht durchwegs zu behaupten ist.
Die Uransiinge seiner der weiterenOef-·
sentlichteit gewidmetenThätigleit spiel
ten sich ieltsamer Weise gleichfalls in
distretem Kabinett ab und bestanden
vorbedeutsam auch im Einseisen —
nicht sinnsällig, sondern in des Wortes
verwegenster Bedeutung. Mit einem
Worte, unser Herr Jwanoss war aus
Neigung, Anlage und Gewerbe das,
was man Badediener nennt. Er hatte
somit ausreichendeGelegenheit, gründ
lichste Studien des Menschen anzu
stellen. Diese siir beide Theile nutz
bringendeThätigteit wurde nicht durch
aus freiwillig von seiten Jwanofs, der
tibrigenö damals ganz anders hieß,
unter Umständen unterbrochen, die sür
ihn ein längeres Verweilen in stiller
Zurückgezogenheit, sowie als erstes
Wechselgeschiist die Auswechslung sei
nes Namens zur Folge hatte.
Die nächste Welle brachte unsern
Jtvanoss bereits recht hoch. Aus das
oberste Stockwerk eines Geschäftspalas
sied, wo selbst unter Jwanosss Ober
leitung eine fener zahlreichen Spiel
hiihlen allnächtlich ihre Pforten einer
unglaublich gemischten Gesellschaft
von Glücköjägern eröffnete, die als
bald nach der Revolutionszeit wie
Giftpilze zu turzlebiger, doch die öf
fentliche Moral tief zerllüftenden Da
seinsfrist entstanden. Mit von Spie
lrrgeld ziemlich straff gefüllten Beutel
und vielfach gewonnenen persönlichen
Beziehungen begann nun Jwanoff ei
nen einirii lichen Handel mit Prä
mienratenlofew llm von diesem
Sprungbett leichtbefchtringt zum
«Banlier« emporzufchnellen. Das ge
schah vor kaum zwei Jahren. Inner
Jhalb dieser Zeit bis heute, hat Iwa
- noff verbürgter Sage nach fiir sich und
seine Gtrenen über fünfzehn Millio
nen Rubel on der Börse gewonnen, et
« liche Millionen verloren nnd wird sich
jegi, nachdem er plötzlich vor wenigen
Tagen die Hauptstadt mit dem Ent
fchlnsse »zu liauidieren« verblüfft hat,
immerhin als mehrfacher thbelmil
lioniir ins Privatleben zurückziehen
Zachari Petrowitfch dankt seine Er
folge zweifellos der fabelhaften Hoch
becvegung in russischen Industrien-Jer
ten, von denen er besonders die Lena-·
goldfeldaltien ineinem Maße begün
stigte, daf; ein Börfenwitz die Papiere
in »Lena ,3acharowna« umbenannte.
Jn dieser verhältnismäßig kurzen-Zeit
fpanne stiegen Lena von 2000 auf na
her 9000; find freilich auch wieder
bei 53000 angelangt. Aber Zachari ge
wann mit seiner Racharomna Millio
nen auf Millionen. Es hieße dem
Glückspilz aber unrecht tun, wollte
man seinen Erfolg lediglich der bei
spiellosen Gliiclstonjunltur zu Gute
schreiben. Er vereinigt auch besondere
Eigenschaften und Begabungen in fich, »
deren sich keineswegs jeder Glücksritter «
rühmen kann. «
Jroanoss ist nach übereinstimmen
dem Urtheil ganz außergewöhntich in
telligent, dabei von schärfstem Spür
sinn fiir die Schwächen seiner Mit- «
menschen, Er bummelte freilich mit «
dem großen Schwarm allnächtlich
durch die Vergnügungslokale der Re
sidenz. Der Champagner floß in
Strömeananoff abertrank nichts als
Thee und Mineralwafser. Der Sekt
war für die Tafelfreunde, die er in
unbegrenzter Gastlichteit bewirthete.
Jwanoff aber beobachtete, seine Augen
waren überall. Der Wein löste die
Zungen. Er erfuhr den Herzenskuw
mer des einsluszreichen Generals, wie
die Beklemmung des machtvollen Mi
nisterialdirektors, die häuslichen Ver
hältnisse der Fürstin und die Namen
der Verehrer der Operndiva. lknd
überall sprang er ein, wo's Noth that.
Mit wirtlichen Summen, nicht mit
Bagatellen — Geld spielte bei ihm kei
ne Rolle,sobald er nur wittern konnte
— und seine Witterung war erstklas
sig -—, daß die Verbindung früheren
oder späteren Nutzen versprach.
Diesen Freundschasten dankt der
ehemalige Badediener die Wiirde des
Kommerzienrathes. Sogar nach einem
exotischen Generalkonsulat hatte er
schon dieHand ausgestreckt Mehr noch!
Der nunmehrige Abgang vom Schau
platz in wahrhaft glänzender materiel
ler Lebensstellung ist ausschließlich
der Erfolg seiner Verbindungen. Denn
einer dieserFreunde in namhafter amt
liclker Stellung nahm ihn untängst
vertraulichst bei Seite:
»Zachnri Petrowitsch: Jn Ihrer
Vergangenheit sind einige dunkle
Punkte. So lange Sie der »Herr
Niemand« waren, fand auch keiner ein
Interesse daran diesen nachzuspüren
Heute sind Sie reich an Gold und Nei
dern. Die Anzeichen und die Vlnzei
gen mehren sich. daß man Jhnen nicht
wohl will. Wie lange danerts: Und
alles möglich traute Zeug lommt ans
Tageslicht, daß Jhnen viel Kummer
viel Geld kosten und Sie zum Rück-—
zug zwingen könnte. Seien Sie klug
ziehen Sie sich bei Zeiten freiwillig zu
rück. Verweilen Sie einige Jahre als
Privatmann im Auslande. Ihrem
Reichtum wird die gebiihrende Ehriing
nirgendwo versagt werden. Dabei
stärken Sie Jhre heute zerrüttete Ge
sundheit. Sie sind noch jung, laum
40 Jahre alt Die ganze Welt steht
Jhnen offen Kommen Sie als neuer
Mann in zwei bis drei Jahren nach
Russland zurück Und Sie können
bei Jhren Eignungen erreichen, was
Sie irgend tvollen!«
Zachari Petrotritsch Jwanosf hat
den· klugen Rath befolgt.
-
Aus dem Wege zur Selbstertenntnis
ist das größte Hindernis das Selbstbe
lvusztsein.
til II- O
Bei einem großen Festessen in Tu
rin hat der italienische Minister Gio
letti erklärt, die Türkei sei schuld an
dem Kriege. Die alte Geschichte vom
Karnicteh
I sit s
Jn New York darf man an Sonn
tagen nicht stiegen, wie eine Flugtiinst
lerin zu ihrem Schaden erfahren hat.
hoffentlich .dars man noch zu Fuße
t
i
gehet-cl«
· M .
Beim Wortgesecht wird der am leich
testen aussällig, dem nichts mehr ein
fällt.
, Ä I F
Das sicherste Mittel um Tummheis s
ten zu begehen, ist sich auf seine Le
bensweisheiten zu verlassen
O II sit
Wer hofft, der siirchtet zugleich, wer
fürchtet, der hofst zugleich.
, Brennende Berge. (
s
Donnernd braust der Brennerexpreß
dasThal de: graugischtigen Eisack hin
unter, die hoch droben auf der Bren
nerhiihe, kaum mehr als ein zorniger
Springbrunnen, zischend aus harter
Fels-klomm niederspriiht, und .rasch,
in der Nähe von Gossensaß schon, ein
wilder, im unaufhaltsamen Rasen zur
Tiefe alle Nachbarschaft bedrohender
Bergstrom wird. Stets schwebender
wird das schnelle Niedergleiten des D
Zugs, stets stürmender jagen die Berg
ivlosse in de Himmel, dieWälder stei
gen mit ihnen empor und schwer streift
der Dust der ungezählten Nadelstäms
me durch die iiihlwehende Luft. Dann
endlich rücken die Berge ganz nahe an
den Bahnsttang; plößlich ein scharfer-.
iohliger Geruch durch die Luft, ein
heißer, sengender Athem, vermischt mit
harzigem Nndelhauch . .. Und der
Himmel verfärbt sich: bleierne Walten
Gigantisch jäh emporgeschleudert,
drängt weiß, schwelend und in unge
heuren, senkrecht aufgetürmten Ballen
»die erste Rauchsäule über alle Gipfel.
iEs ist wie das Schnauben eines zum
Angriff rüstenden Kraters, der noch
idie Lavastrsme unterirdisch sammelt,
es ist das glühende, schaurige Damp
fen eines Geisers. Und schon geht ein
Flackern, ein heißes Glänzen und Zün
geln durch den gewaltigen Qualm
Mit einem Ruck hält der Schnellzug:
Gossensaß Wir sind im Brand- :
revier. I
Und auf schmale-n Wegrain hinauf, ’
hinter das Häuserkaree des Jbsenlur
orts, nach Pflersch und dem Lauf der
Eisark jetzt entgegen. Wild klettern die
Berge zu steilenSpitzen hinan, — halb
verlohlt schon die Rücken, versengt wie
verbranntes Gefieder bie Gipfel. Nuß
geschwärztes Geröll an weiten, kahlen
Stellen, die grüne, tühle Wälder tru
gen. Hier blieb nur da und dort das
Unterholz: das glimmt noch und kni
stert, dünn zieht der Rauch noch jetzt
in blauen welligen Schwaden in den
Wind, bis dann aufs neue von unten
her Flämmchen aus Flämmchen zün
gelt und weiter wandert über den gan- f
zen Berg, an dem das Feuer fast nichts «
niehr zu verrichten hat.
Niemand achtet der züngelnden
Flammen, niemand löscht sie. Jm
Schutt des öde gewordenenAbhangs
müssen sie selbstbsich bekämpfen, tödten,
verzehren: alle helfende, rettende Men
schenkraft ist längst mit dem Feuer,
das unaufhaltsam hier wandern kann
von Stamm zu Stamm, von Wald zu
Wald, über die Gipfel der Berge ge
stiegen. Trotzig steht Berghaupt an
Berghaupt, kühn nebeneinander, über
einander aufgewiirfelt, und alleThäler,
die sie schaffen, tauchen und lohen
dieThäler brennen, dieHänge, die Kup
pen, die Berge brennen. Schräg neigt
die ganze Bergkette sich zur Tiefe, frei
klettern die Blicke wie über eine Rampe
ohne menschlich Maß von Zacke zu
Zacke: endlose Steppen von Rauch,
endlose, wogende Verheerung, in der
starr nnd fest nur die grünen Riesen
stehen, die die Opfer sind. Und der
Himmel, das Licht des Spätnachmits
tags, beginnt sein Spiel mit den wes
henden, rauchenden Wolken. Gelb hül
len sie den Horizont ein, blau inengt
sich der Dampf von unten ein, weiß,
dick, stickig kommt er von der Flanle.
»Aus dem obersten Berggrat Menschen.
Es sind winzige Figürchen, winzig wie
Ameisen und behende wie sie, man sieht
ihre Arme fliegen, sieht ihre Spaten
undErdhacken sausen, und lautlos sin
ken die Baumriefen nieder: vergeblich
-—— mitten im Grün, hoch droben an
unberührterStelle, zischtplötzlich neuer
Dampf auf, schlägt hoch, ballt sich und
breit weht die neue tiianchfahne über
den Berghang, fast wie die schnauben
den Dampfftahlrosse, die den Brenner
hinuntereilen, und nur noch schneller
»Is« sit
Und jetzt liegen alle Gipfel, alle
Bergflanten srei; zahllos die Herde,"
zahllos die stritten die über den Höhen
in der sinkenden Sonne vereinigt in
unabsehbaren rothen Nebeln nach Sit-.
den ziehen. Noch war es, bevor derj
Tag sich neigte, wie ein phantastischer.
glimmender Kantin, wenn an vor-«
springendem Fels ein Fichtenbestands
von unten her von rothem Glast durch-s
lichtert wurde, und dasRoth der fernen ;
Flammen durch den grauen, ringeln-«
den Rauch matt im Taglicht brach.
Aber wie die Sonne versank, wie alle
Berge, die drüben in Sicherheit liegen, «
mit dunklen, schweren Kapuzen stehen, i
wie wolkenverhangen und ehe-chole
schwarz die Nacht herauszieht, wird;
die grauenhaste Vernichtung jäh eins
Märchen voll Däinonie und seuertrun-·
kener, elementarberauschter Schönheit
Hoch droben, vermengt mit Nachtwol
len, daß man sie nicht mehr theilen
kann, ziehen die Rauchschwaden das
von, nur ein leichter, sast rosiger Flor
bleibt sichtbar, und das Feuer. das
blinkende, glttzernde, lodernde Feuer
wird frei. Aus der Thaltiese steigt es
jeht unbezwungen, unbehindert über
die Berge empor, slieszendes, wehendes,
strömendes Gold, baut strahlende
Terrassen steil zu den Gipfeln. Tanne
an Tanne sprüht aus, eine einzige.
tiberirdisch gewaltige Fackel, die den
Brand mit einem Jauchzen weiter-;
reicht, ganze Baumgruppen lodern
und bauen goldene Riesenthore in die (
magisch erhellte Nacht des Gebirges.;
Alle menschliche Phantasie ist durch
die Phantastil des Elements besiegt»
Jn den Bergen gibt es jetzt sestlichei
Allern, lampionbelränzte und mit oft
fen brennenden Flambeaus, in den
Bergen gibt es jetzt Feuertreppem
JFeuerrondels und romantische Paris,
idurch die die Flammen haschen. Ber
;schwenderisch ift das Feuer mit tau
!send Einfällem Schiffe und Kirchen,
Kronen und flammende Schwerter,
Ornamente und Symbole zeichnet es
furchtbar in die stöhnenden Berg
rticken. Gliihend steht ein ungeheu
res W über der einen Wand, von
Belsazars unsichtbarer Richterhand
hingemalt, Feuerregenbogen spannen
sich über die Kuppen, Kometen,
Sternfchnuppen fchießen durch da
Dunlel, feurige Blöcle sausen zur
Tiefe, und alle« Höhen, alle Berge sind
besternt. Von den schweren schwar
»zen Flächen leuchten hundert der
sireute Brände: wie Festfeuer, tänze
risch hingestreut in unfagbarer,
schimmernder Schönheit über totge
weihte Wälder. —
Manchmal nur mehr über dem
göhrenden Chaos, deutlich im schwar
zen Umriß, ein schwerer, verzweifel
ter Flügelfchlag. Prachtvoll, mit
weitausgespannten Schwingen um
kreisen noch einmal die Adler die
brennenden Horste, sehen sie mit den
Jungen aufflammen und zerfpriihen,
gefpenstisch dann ihre Flucht in röt
selhafte, unerhörte Nacht und
Fremde Die Aare fliehen,
längst flohen die Gemsen, floh alle
Kreatur, die nicht das Feuer allzu
jäh zum Sterben hielt. Es ist ein
Tag, an dem Tod und Schönheit, die
Grausamkeit der Elemente und ihr
ewiges Glänzen ein einziges, unwie
derholtes und unbegriffenes Märchen
bleibt. Karl Fr. Nowak.
Ehtnas Clsentnduurte.
Konsul Anderson von Hong Kong
macht über die Eisenindustrie folgende
Mittheiliungem »Das nach dem Aus
land versandte und in China selbst
verwendete Eisenerz sowie Eisen- und
Stahlprodukte kommen aus den Han
yang Stahl- und Eisenwerken in
Hankom Deren Produktion an Eisen
belief sich in 1910 auf 130,000 Ton- ,
nen, wovon 14,034 nach Shanghai
und anderen chinesischen Häfen, 29,
167 nach Japan und 15,100 Tonnen
nach Amerika versandt wurden. An
sEisenbahnschienen etc. wurden 83,248
Tonnen versandt ,etwa 5000 mehr,
als im vorigen Jahre. Jm Mai 1910
ist ein neuer Hochofen aufgestellt wor
den. Die Förderung von Eisenerz in
den Tayeh - Bergwerken belief sich auf
303,076 Tonnen.
Die in genannten Werken produ
zierten Eisenbahn - Materialien sind
direkt an chinesische Eisenbahnen ab
gegangen, und zwar zu einem auf nie
drigen Fabrikationskosten basierten
Preis. Das Produkt der Hanyang
Werke basiert auf einem Kostenpreis
von etwa 87 Gold per Tonne für Ei
sen, gegen 812 in Birmingham, Ala»
und 815 in Pittsburgh, Pa. Weitere
Ausdehnung dieser Werke, welche jetzt
den Gegenstand von Verhandlungen
mit der Regierung in Peking bildet,
» würde bedeuten, daß China seinen Be
darf an gewöhnlichem Eisenbahnmate
Jrial selbst decken kann.«
’ China ist nicht nur im Besitz unge
heurer Lager von Eisenetz, sondern
verfügt auch über den nöthigenBestansd
an Kohle zum Schmelzen und zur Fa
brikation. Seine Kohlenvorräthe sind
vielleicht noch bedeutender, als die der
Ver. Staaten, und es benötigt nur der
Eisenbahn-en, um sie zu verwerthen.
Dabei sollten nun unsere Reserve-Ka
pitalien zur Verwendung kommen und
die chinesischen Eisenbahnen und Wall
Street sollten zu dem Zweck mit ein
ander in Geschäftsvcrbindnng treten.
Nachfragen im chinesischen Konsulat in
New York ergaben die Information,
daß die Hanvang Stahl-· und Eisen
Werke mit Walzwerken wohl ausge
riistet sind; daß die Schienen für meh
rerc chinesische Eisenbahnen dort fa
briziert werden und daß die Anlage
vielleicht in genügender Weise ausge
dehnt werden wird, um allen einhei
mischen Anforderungen für Schienen
zu genügen, wenn nicht der Eisen
bahnbau schneller vor sich geht, als den
ans-gegebenen Konzessivnen nach er
sichtlichsp »
John D. Rockefeller hat eine ganz
neue Art des Händedruck- erfunden,
damit seine Hand für das Golfspiel
geschont werde. Und siir das Geldzäh
len doch wohl auch?
st- It
Jtalien gedenkt die Sklaverei in
Tripolis abzuschaffen. Ein «edler
Vorsatz, aber wie ist’5 mit den Schwe
felgrubeniArbeitern auf Sizilien?
It- Iit II
Um Wunden zu schlagen, braucht
man kein Schwert, die Zunge tut es
auch.
«- « si
Die Spiritiften, die in St. Louis
eine Konvention abhalten, haben an
geblich dazu auch eine Anzahl hervor
ragender Keister eingeladen. Wer wird
diesen aber das Konvention-Abzeichen
anheften?
It- If
Ein Farmer trat in die Ofsire einer
Feuerversicherungs - Gesellschaft nnd
sagte, er wolle sein Anwefen versicheru.
»Was für Voxlehrungen zum Feuer
löschen sind in Jhrer Ortschaft getrof
fen?« fragte ihn der Angestellte. Der
Mann kratzte sich den Kopf und liber
legte sich die Sache eine Weile. End
»lich antwortete er: »Nun, es regnet.
lmanchmall«