Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 27, 1911, Zweiter Theil, Image 10

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Ein Roman mit dem
www-di iikt ftt T Isifos-PS
I I I I I IQZQLQQ LLLQ li! WLULIFF sp! LI IYIZYIJ IIWYZIU
Gib mich frei
mais-Tian inninsnifnnntm drin stinkt-Unsinn
ZLUUIILLLIUUU ,
Von
Hedwig courthssmahler
III-Esaus ist iAiMTjjujnssisfs
- Ivsvvvsfvvvvvssvs s-- · -
G- INMITMSJ
Idau den sahns-darf sah noch tin
M sehr nachdenklich aus. Ein stilles
Leuchten lag in ihrem Blick. Aus
Imids Worten erwachte ihr eine
Msiiung, daß doch noch alles gut
Herden konnte zwischen dem jungen
Ware. Wenn sie dazu helfen tönntek
Denn ei ihr gelang, Lisas Glück, wel
ches schon verloren schien, wieder zu
rück zu erobern. s- « Da saß ein junger
Mensch, der ihr einen Einblick gestat
tet hatte in die Tiefen seiner Seele.
Ssie hatte erkannt, daß darinnen wi
dersprirchswlle Gefühle um die Herr
schaft rangen. Und oben lag sein
junges Weib in tiefster Herzensnoth
reiid rang mit ihrer Liebe und ihremi
Schmerz. Beide waren teine oberiliichs ;
sich angelegten Naturen, beide trotz
allem einander würdig. Lb sich nicht
doch eine Brücke schlagen ließ vonl
einem Herzen zum andern? - -
Sie sah Ronald forschend an.
»Ich danke kaen fiir Jbr Ver-l
trauen, Herr Baron. Wenn Lisa das
alles gehört hätte, vielleicht wäre
sie dann nicht mehr so traurig und
hoffnungslos.« -
«Wolleii Sie nicht Ihre Güte trö
uen unsd Lisa alles sagen, gnädige
Frauk
Sie lächelte.
«Jch glaube nich:, daß das so wirts
saui ist« als wenn Sie es ihr selber
sagen. Allerdings so, schrantenlog
settrauende Naturen sind schwer zu
überzeugen wenn sie einmal ge
täuscht wurden.«
»Und wenn sie sich weigert, mich zu
sehen, wie soll ich ihr das alles sa
geni«
«Bielleicht entschließt sie sich später
Fu einein Wiedersehn wenn sie erst
ruhiger geworden ist« und vor allen
Dingen gesund. Jeyt wollen wir erst
einmal das Zunächstliegende bespre
Heu. Was gedenken Sie zu ils-uns«
Rouald athrnete gepreßt.
»Ich weiß es nicht. Noch nie in
Meinem Leben war ich so unfähig, ei
nen Entschluß zu fassen. Auch bade
ich kein Recht, Lisa vorzugreifen. Sie
muß bestimmen, was geschehen soll.«
«Dazu ist sie seht außer Stande.
Sie hat mir Vollmacht gegeben, alles
niit Jdnen zu ordnen. haben Sie et
was dagegen einzuwenden?«
·Da ich mit Lisa selbst nicht spre
chen Inmi, wüßte ich niemand, dem
sich unser Geschick lieber in die Hände
«Iegie, als Jhrien.·
, »Ihr Vertrauen freut mich; ich
hoffe, es zu rechtfertigen. Vor alleni
möchte ich Sie fragen: Wünschen Sie
wirklich, daß Jhre Ehe rnit Lisa fort
bestthw i
Ronald sah sie ernst und offen an
,,Wenn Lisa einrvilligt ja, ich
wünsche es von herzen.«
»Tros Jhrer Liebe zu jener ande
ren jungen Dame?«
»Die ist überwunden, gnädige Frau.
Sie ist in diesen schreckensvollen Ta
gen wie wesenlos von mir abgefallen.«
Ade-L ist wohl taum nachhaltig.
Vielleicht scheint es Jhnen jetzt nur
so.«
Er schüttelte bestimmt den Kopf.
»Als ich gestern Abend meinen
Freund Moll-mit noch einmal sprach,
der von einem Besuch von meiner
Mutter und Schwester kam, erfuhr
ich von ihm, daß meine Schwester eine
Verlobungsanzeige dieser Dame ers
holten hat. Sie ist mit ihr befreun
det. Jch versichere Sie, gnädige Frau,
daß es mich taurn berührte, daß da
durch nicht einen Moment meine Ge
danken von Lisa abgezogen wurden«
Frau von Rahnsdors stützte den
Kopf in die Hand, ihre Augen glänz
ten, als hätte sie eine seeudige Bot
ichsft erhalten.
»Ah Sie wiinschen keine Schei
dung? Wie aber nun, wenn Lisa die
selbe verlangt « oder wenn sie sich
wenigstens weigert, zu Ihnen zurück
zukehrt-M
«Jlsren Bestimmungen müßte ich
mich siigen, einen Zwang wollte und
Ton-te ich nicht aus sie ausiibein Aber
ich viirde nicht ruhen, vie ich sie ge
sehen und sie von meinen veränderten
seichte-e in Kenntniß geiept habe·
Dann mag sie entscheiden
Sie sah ihn scharf an
«Siud Jltee Gesiihle wirklich so
fees-dest- reden Sie sich das nicht
« meins«
Er hielt ihren Blick aus-, ohne mit
der Wimper zu zucken.
»Ich habe Ihnen vorhin qanz offen (
und« ohne Rückhalt meinen Seelenzu
stand geschildert-«
Anna von Rahnsdoef graubte ihm.
Ei war ihr verständlich, baß Lisas
Flucht ihn plöylich umgewandelt hat
’ie. Vielleicht war fein Herz schon vor
« see gar nicht mehr io nnbetheiligt ge
wesen. Das Verständnis-, welches er
Ria- Wefen teot allem entgegenge
W hatte, bei-rieth alles andere eben
- III Waldes-ei DE Mkkkfchkn
-- sey if want-Mat- Vielleicht hatte
tiefe innige Liebe doch einen
s- III in feine-n Herzen gefunden
M et seheie ßd um dagegen weil
N selbs nicht verstand. Und nnn
I hatte sie sich ihm durch die Flucht ent
-zogen, sie, die sich ihrn bisher so
sschrantenlos untergeordnet hatte. Ihr
stät war ihm fest, da er gefährdet
war, plöklich werthvoll geworden.
Sollte es nicht möglich sein, daß aus
dem allen steh eine echte wahre Liede
,entwiclelte? Was ihm an Lisainisp
sfallen hatte,wi1ren Aeußerlichteitem
Ivie allerdings bei einem Manne viel
gelten. Ader ein geschmaetloser Anzug
läßt sich durch einen geschmackvollen
ersehen. eine unlleidfalne Frisur ist
schnell in eine tleidsarne verwandelt,
wenn man so schönes. reiches Haar
hat wie ihre Nichte. Und ein schlich
ternee, scheues Wesen ist zu vertreiben
wenn der Druck der darauf laftet
aufhört und der Wille gestärkt wird
Lisa war durchaus nicht häßlich, selbst
nicht in dem bejammernswerthen Zu
stand in dem sie sich iest befand. Sie
hatte klare Züge schöne große Auan
einen gut geschnittenen Mund Jhre
Gestalt war freilich ein wenig zu
schlank, zu unentwickelt, der Teint zu
matt und farblos Ader das war
wohl eine Folge falscher Ernährung
und ungesunder Stadtluft. Ei —
wozu gab es in Rahnsdorf die beste
Milch, frische Eier und gute ozonreiche
Waldluftt Nur erst gesund mußte das
Kind werden, dann wollte sie eine Kur
vornehmen mit der kleinen scheuen
Frau. Einen ganz anderen Menschen
wollte fie aus ihr machen nnd dann
atbwartem ob Ronald Hechingen diese
neue Lisa nicht seht begehrenetoerth
fand. Aber dazu brauchte es Zeit
und -- -
Nonald hatte eine Bewegung ac
neacht, und Frau von Rahnsdorf fuhr
aus ihren Gedanken empor.
.Berzeihen Sie, --— aber ich war in
Gedanken damit beschäftigt. wie il,
Ihnen und Lisa helfen tann.«
»Wenn Sie das wollten« verehrte,"
gnädige Frau!«
»Aber gewiß will ich, und zwar
sehr ernsthaft. Zuvor aber muß Lisa
wieder gesund sein. Jseht tönnen wir
nur üußerliche Dinge ordnen und
müssen Zeit zu gewinnen suchen. Da
Jhre Ehe vollzogen ist, und viele
Menschen Zeuge Ihrer Hochzeit wa
ren, kann sie natürlich nicht todtge
schwiegen werden« Vorläufig glaubt
man Sie nun beide aus der hochzeits
reise. Diesen Umstand müssen wir
ausnühem Wie lange haben Sie sür
diese Reise Urlareh genommen?«
«Sechs Wochen-«
»Nun, diese sechs Wochen müssen
Sie wohl oder übel an einem stille
Ort verbringen, wo Sie von Bekann
ten nicht gesehen werden können. Viel
leicht lanriren Sie dann turz vor Ih
rer Rückkehr in Ihre Garnison durch
Ihren Freund die Nachricht in die he
theiligten Kreise, daß Ihre Frau aus
der Rückreise hier bei mir ertrantr ist
und in Rahnsdors zurückbleiben wird
bis sie sich erholt hat. So verwischen
wir Wahrheit und Dichtung, um die
Leute zu täuschen. Inzwischen itst
Lisa hoffentlich wieder gesund; nnd
wenn sie dann ruhiger geworden ist,
und ihr seelisches Gleichgewicht wie
dergefunden hat wird sie sich destim
men lassen. Sie wiederzusehen. Was
dann geschieht, müssen wir abwarten.
Auf alle Fülle ist Zeit gewonnen. Jst
Ihnen das einleuchtend, oder haben
Sie einen besseren Vorschlag zu ma
chen?«
»Nein, gewiß nicht. Ihr Plan ist
vortrefflich, gnädige Frau. Ich hin
Ihnen so sehr dantbar sür ihre hilfs
bereitschast. Rur eine große Bitte habe
ich noch. Gestatten Sie mir, hier in
der Nähe zu bleiben. bis Lisa außer
Gefahr ist. Ich hätte feine Ruhe,
müßte ich jezt fort mit der Angst um
ihr Leben. ielleicht rust sie auch nach
mir, wenn sich ihr Zustand verschlirni
mern sollte. Dann will ich ihr nahe
sein. Ich kann so nicht fort. Ich wer
de ja im Dorf eine Untertunst sin
den.«
Anna von Rahnsdorf lächelte.
«Jrn Nahnsdvrfer Gutghaus ist
fiir viele Gäste Platz.«
Er zog ihre Hand an die Lippen.
«Gniidige Frau, Ihre Güte « s«
«Machen Sie doch kein Aufhebens
davon, here Baron. s- Sie sind Lifas
Gatte, « und als solcher mein Nessr.
Jch hoffe, Sie bleiben eg. — - Lisa darf
natürlich nicht wissen, daß Sie hier
im Hause sind. Es würde sie beitan
higen. Desle werde ich Sie irn
Seitenfliigel einlogiren. Hoffentlich
können wir zuweilen ein Stündchen
plaudern, um uns näher kennen zu
lernen. Da Lisa meine Erbin fein
wird, sehe ich in Ihnen vielleicht den
künftigen lhere-n von Rahnsdorf. Jch
hoffe ein«
Et sah ihr mit einein warmen,
leuchtenden Blick in die Augen. ·
«Deißen Dank, daß Sie diese M
nung aussprechen, theure gnädise
Frei-. Ihre Worte sind mir ein Zei
chen-. des Sie mir vertrauen. Ich
weis nun. das Sie unser Geschick in
en s senden halten und mir
Zifng HM nnn alles wieder gut
« »An meinem guten Willen fes es
nicht fehle-N sagte sie, ihm freundlich
die Hand reichend. »Und noch eins.
Wie ist es mit List-s Reisegepäck. Wo
befindet sieh das? Sie hatte ja nicht
einmal Rsrchizeug bei sich.'
»Es war vorläufig bis nach Mün
chen aufgegeben Der Diener hatte es
bereits besorgt; ich konnte es nicht
mehr zusiickbaiten.«
»Dann bitte ich Sie. wenn Sie sich
nachher gestärkt und erfrischt halten«
zu veranlassen, daß die Sachen hier
her geschickt werden«
»Es soll geschehen.«
»Im Uebrigen müssen »Sie sehen.
lvie Sie sich hier am besten die Zeit
vertreiben. Rnhnsdors hat eine sehr
schöne Umgebung. Wollen Sie einen
Pirschgang machen, wenden Sie sich
an den alten Gustav, der Sie zu mir
führte. Er weiß in meines verstorbe-v
nen Mannes Gewehrfchranl Bescheid
Wir haben hier einen reichen Wild
siand in unserm Forst. Wenn Sie
ausreiten wollen, finden Sie wohl in
meinem Stall ein vassendei Thier.
Sie diirseel aher nicht sehr wählerisch
sein. Volldliitee finden in Wahns-does
wenig Verwendung Und mit Lettiire
kann ich auch auswarten.-Jni Biblio
thetszimmer, das Ihnen Gustav ei
gen wird, finden Sie alle Reuers -
nungen der schöngeistigen Litera ur.
Man muß auf dem Lande daraus l
ieu, damit man nicht versandet und
Fühlung dehiilt mits den grossen Fra
gen des Lebens« Und nun muß ich
Sie verlassen und zu meiner Patien
tin zurückgehen. Jst schicke Ihnen
Mamsell Birnen unsern guten Hans
geist. Sie wird in allen Dingen siir
Sie sorgen. Die gute Alte hat kleine
Eigenschaften Wenn sie lnurrig
scheint, achten Sie nicht daraus. Sie
ist seit sast’vierzig Jahren hier im
Hause unk- hat sich durch treue Dienste
das Recht erworben. sich zuweilen mit
mir gleichberechtigt zu haben. Sie
ist von inir ins Vertrauen gesogen
worden und wird iider Jhr hiersein
schweigen. Auster mir und ihr kommt
niemand zn Lisa als der Arg-U «
Nonald tiijte ihr bewegt die hand.
»Wie Sie mich beschämen durch Ihre
Güte.«
»Ach, das wäre eine zweitelhaste
Güte, die beschämend wirkt. Davon
reden Sie lieber «nicht. Und nun Kopf
hoch! Jeder Mensch begeht einmal eine
Thorheit. die er gut zu machen huth
Und Sie haben ja den Willen dazu.
Iiir fest aher entschuldigen Sie mich;
die Unruhe treibt mich zu Lisa. War
ten Sie hier aus Mamsell. Um acht
Uhr nehme ich nach ländlicher Sitte
mein Abendessem ich hoise dabei aus
Jhre Gesellschaft.«
Mit einem freundlich ermuthigen
den Blick nickte sie ihm zu und ging
in ihrer raschen, elastischen Art hin
aus. Ronald sah ihr bewegt nach.
Welch eine gütige und kluge Frau sie
war, wie er sie voll Dankbarkeit ver
ehrte· Jhr ganzes Wesen hatte ihn
beruhigt und mit Vertrauen und
hosssnung erfüllt.
-.
Mehr als ein Vierteljahr lvar seit
Lisas hochzeit und Flucht vergangen.
Die junge Frau hatte sich schnell in
Rahngdors eingelebt; sie iiihlte sich
ganz wie zu Hause. Tante Anna
Liede und Glite hatte sie bald heimisch
gemacht. Wohl lastete ihr Kummer
noch immer schwer aus ihrem Herzen.
aber sie überließ sich demselben nicht
willenlos, sondern tämdste dagegen
an. Jn Tante Annai Gegenwart
tonnte sie ganz ruhig scheinen; nur
toenn sie allein war, kam die Erinne
rung an verlorene glückliche Tage, an
das grauenoolle Erwachen aus dern
holden Traum ihres Glückes. Dann
ging es noch immer wie ein Erstarren
iiher ihr Gesicht und das herz trarnps
te sich zusammen im aualnollen Weh.
Anna von Rahnsdors wußte ganz
genau, was in Lisa vorging. Mit feis
nern herzenstalt wirkte sie aus ihre
Nichte ein· Fast ohne daß diese es
mertte, wurde sie beeinflußt und zwar
in einer Weise, die nichts rnit der
Willkür der Konsulin gemein hatte
Bor allem suchte Frau don Rahasdors
Lisas Willen start zu machen. Jede
Kleinigkeit mußte sie selbst bedeuten
und bestimmen. Ob es nun die Ein
theilung ihres Tagewerts hetras, die
Wahl ihrer Lettiire, ihrer Kleidung
oder sonst etwas, — -- iiber alles mußte
sie selbstständig entscheiden. Tante
Anna hatte ihr einen Pslichtentreis
zugernessen, der ihre Zeit aussiillte,
ohne sie zu iiheranstrengen. Inner
haih dieses Kreises mußte sie die Ver
anitoprtlichieit iibernehtnen und alles
selbst bestimmen. Die Tante und
Mamsell standen ihr nur mit ihrem
Rath zur Seite,.dis sie sich ein-gewöhnt
hatte.
Dieser neue Wirkungskreis ersiitlte
die junge Frau mit stiller Genugt -
ung und half ihr, iiber ihr herze eid
hin mutet-. Dabei entwickelte
sie sicherlich ganz »Halte-id
Jhte Wt Wie sich, ihre se
Wnseu Irrt-den sicher-, traftvoser
«
und nnrnuthiger. Das lintischng
’schcne Weer verlor sich. Ihre Wein
i
)
i
· vie Augen nicht mehr scheu zu Boden.
gen blähten in zarttosiger Farbe, und -
ver stille Ernst auf ihren jungen sit-!
gen hatte nichts mehr gemein tnit
dem unfreien, schiichternen Ausdruck
von früher. Sie trug den Kopf leicht
nnd frei auf den Schuttern und schlug
wenn man mit ihr sprach.
Mit inniger Freude und Genugthus
ung gewahrte Frau von Rahnzdotf
vie vortheilhnfte Veränderung. vie das
Leben in Wahns-vors auf Lifa hervor
brnchtr. »Birtnern, es ist wie ein
Wunden Sieh nur, wie sich unter
Pflegting herausmncht«. sagte sie oft
Marnsell machte dann ein drum-ni
ges Gesicht.
»M« ja auch noch schönen gnä
dige Frau. Wenn ein Mensch in
Rahncdorf nicht ansieht und gesund
nnd start wird. dann ift hopfen und
Matz an ihm verloren Ich hab« ei
doch gleich gesagt, daß wir sie hoch
vöppeln. Dabei ist gar nichts von ei
nem Wunder.«
«Stelle Dich nur nicht so grandig,
alter Beunimbör. Bitt doch genau so
froh wie ich, daß das Kind so gut ge
neibt." .
; »Ja doch. - aber so viel reden1
mag ich nicht iider ’ne Sache, die
selbstverständlich ist.«
Damit war Manrsell Birtner zur
Jhiir hinaus, und Frau von Rahme
dorf lachte hinter ihr her
Gleich nach Lisas Genesung toar
Karl Limhach einige Tage in Rahnss
dors gewesen. Seine Schwester war
außer sich vor Freud-, als sie ihn wie
versah. Sie lachte und weinte in einem
Atheni, und auch Karl hatte feuchte
Augen.
Auf seiner Schwester besonders
dringenden Wunsch sprach er mit
Lisa nicht iider Ronald. Er war nur
sehr lieh und zärtlich zu der jungen
Frau. Ein paar stillsriedliche Tage
waren re gewesen« in denen die Ge:
schwister alles, was zwischen ihnen
lag. gründlich beiseite räumten.
Al- starl Limbach wieder abreifle,
hielt er Lifas Hand fest in der seinen
nnd sah ernst in ihr Gesicht.
»Ich will Dich nicht zu einer Ents
scheidung in Deiner Angelegenheit
drängen, Lisa. Was Du thun willst,
mußt Du selbst mit Dir ausmachen;
tein Mensch tann Dir dabei rathen
und helfen. Aber wenn Du Dich zu
einem Entschluß durchgerungen hast,
dann denle daran, daß ein anderer in
aualvoller Unsicherheit aus Deine Ent
scheidung wartet. halte ihn nicht län
ger hin, als nöthig ist. Schasfe bald
Klarheit in Dir; nnd wenn Du meine
hilfe brauchst zur Ordnung Deiner
Verhältnisse, dann genügt ein Wort.
hörst Duk«
Sie hatte rrriithend zugehört nnd
ihm schweigend die band gedriielt
An Tante Hermine hatte sie einen
Brief mitgegeben, worin sie die Kon
sulin um Verzeihung bat. Eine Ant
toort hatte sie nicht daraus erhalten.
Tante hermine grollte unversöhulich
« Mit Rouald war Frau von Wahns
dorf in Brieswechsel geblieben. Lisa
wußte nichts davon. In jedem Briefe
Jfragte er unruhig, oh er noch immer
Tnicht mit Lisa sprechen lönnr. Sein
slehteö Schreiben verrieth große Unge
duld. Frau von Rahnedorf erhielt es
.an einem herrlichen Juni-vornen Sie
stonnte es erst nach dem Frühstiich le
;sen, nachdem Lisa ihren häuslichen
TGeschiiften nachgegangen war. In
Fdem Uriefe hieß es unter anderm
s »Die Ungewißheit tann ich nicht
iliinger ertragen, verehrte, gnädige
»Frau· Darf ich wirklich noch nicht
Ilornmen, um mit Lisa selbst zu sure
chtni Dieser unsichere Zustand ist
,haltloö.
Man sieht mich hier bereits mit
seltsam forschenden Blicken an. wenn
man mich nach dem Befinden meiner
jungen Frau fragt. Die Damen von-.
Regiment betrachten mich entschieden
mit leisem Mistrauetn Wenn mein
Freund Mallwis mich nicht wirtsam
untersuchte, wiire es noch viel schlim
mer. . «
Und ich fühle mich in der großen
Wohnung, die ich doch nothgedrungen
beziehen mußte, unsagbar unbehaglich.
IWeisz ich doch nicht« ob mir Lisas
IEntscheidung ein Recht geben wird,
diese Wohnung als meine eigene zu
betrachten. Mir ist zunsuthr. als märe
-. ich ein« unberechtigter Eindrinetling in
7 diesen Räumen. Selbst die Dienstbo
iten betrachten mich mit mißteauischen
ZSeitenblickem obwohl sie ein faul-s,
bebegliches Leben führen.
Alles in allem, liebe verehrte Frau
von Rahnbdoes, -——— es gebt so nicht
weiter. Jch muß unbedingt mit Lisa
sprechen, muß Gewißheit haben. Ihre
Bitten, mich in Geduld zu fassen, da
mit ich nichts verderbe, habe ich be
rWigt, so lange ich tonnte, Jeit
spannen Sie mich bitte nicht länger
aus die Folter. Wollte ich auch alles
andere ertragen, die Sehnsucht
nach Lisa Läßt mir keine Ruhe. Sos
steht ei fest mit mir. Jst liebe meine
Frau und edne mich nach ihrem Be
lis. Wie ich die Wandlung in mei
nein Herzen vollzogen dat, weiß ich
selbst nicht; ich weiß nur, daß mein
herz unruhig danach verlangt, inein
armes jun-ges Weib in meine Arme zu
nehmen, ihr zu zeigen, wie lieb sie inir
geworden ist. Wenn ich daran denke
toie lieb nnd zärtlich sie mir so oft in
die Augen get-liest hat, dann treibt es
mich voll Unrust von einem Ort zum
andern.
Bitte, halten Sie mich-nicht länger
hin, - ich muß Lisa wiedersehen
Meiue Schuld gegen sie drückt mich zu
Boden, ich muß von ihren Lippen hö:
ren, daß sie mir verzeiht. JÖ erwarte
umgebend Ihre Nachricht, daß ich
kommen darf und zahle die Stunden
dig dahin.
Ihr Sie herzlich verehrender
Ronald Hechingen.«
Sinnend hatte Anna oon Wahns
dokf den Brief zu Ende gelesen. Ein
strahlende-z Lächeln lag auf ihrem Ge
sicht. Langlam falteie sie das Schrei
ben zusammen und steckte es zu sich.
Dann ging sie hinaus, um Lila auf
zulachen. Sie fand die junge Frau
init Manisell Birlner zusammen im
Garten bei den Erdbeerrabatten. Die
ersten Früchte waren gereift und wur
den von den beiden gepflückt Lächelnd
trat sie benut.
»Nun, Kindchem wie gefällt Die
die Erdbeeketnie?«
Lisa fah mit vom Eifer getöiheeen
Gesicht zu iht auf.
,Wnnvekvoll. Taufe Anna. Sieh
mer diese hetejichen Ftiichtek Dieses
Mühen und Gebeihen hier ringsum ist
mit wie eine Offenbarung. Wie acht
los bin ich früher in ver Stadt an all
diesen Blumen und Früchten vorbeige
gangen, ohne zu ahnen, wag alles da
zu gehört, sie zur Reife zu bringen.
Nun weiß ich et, und ganz andächiig
kann ich werder wenn ich so ein klei
nes Wundeegebiide in des Hand
dalie.«
Frau von Rahnedori nieste ihr zu.
»Ja, Liielchen, die Natur iir die
herrlichste Kirche nnd predigt uns-s mit
tausend Zungen von der Güte und
Allmacht Gotte-«- Da verlangen nn
gläubige Herzen nach Zeichen und
Wundern nnd denten nicht daran.
daß jedes Samen-very jede-—- Blatt,
jede Blüthe ein großes Wunder ist
leer jeht tonrm ein Weilchen rnit mir
in die Lande: mild verlangt nach ei
nem Plaudeeitiindchen Hatt file heu
te genug gepflückl.«
Lisa sah lächelnd auf.
»Maniiell meint, dies Beet miiiete
heute noch abgeiucht werden. Nicht
wahr-, Mainsetl?«
»Freilich, sonst werden die Früchte
überreii; und wenn ein Regen loinmt,
werden fee zerdrückt und schmutzig.
Ader ich lann tnir die Line zum hel
ien holen. Gehen Sie man ruhig mit
der gnädigen Frau. E- geht auch io«,
sagte Manisell lnurrig, sah aber Lisa
mit entichiedenem Wohlgefallen eine
Weile nach, als diese mit der Tante
Arm in Arm auf dem Haupts-arg nach
der Laube schritt. Der Rahnksdorier
Garten war sehr groß, daß man von:
einem Ende bis zum andern nicht se
hen lonnte Der größte Theil drvon
war mit Obitbiiumen bepflanzt Die .
see Theil wurde begrenzt von mehre ;
ren Reihen Spnlieren, an denen diei
edelsten Obstiorten gezückttet wurden i
Dann tanr eine Ahtheilung von Bee (
reniträucherm neben denen ein ganzes
Feld mit verschiedenen trtdbeersorten
behilanzt loar. Hinter diesem Feld
befand sich rechts vorn Hanvlnann der
Gemütes-new tin-to der Blumenaari
ten, in dem die herrlichsten Rosen ietzt
in voller Bliithe standen
Dort befand sich auch die große,
gerät-neige Laube rnit den hübschen,
bequemen Rohrmiibeln.
Frau von Bahn-dort führte plan
dernd ihre Nichte dorthin. und die bei
den Dornen nahmen Plag.
»Weißt Du, Tante Anna, von
Nahnldorf gehe ich nie wieder fort.
So schön tote hier ist ei doch nirgends
auf der Welt«. sagte Lisa auiathmend.
Frau von Wahns-dort betrachtete sie
lächelnd.
«MI bist Du Nr eine hübsche,
blähe-M Frau geworden, mein Liset
chem Wenn ich an das kleine, elende
blasie Rädean denke, welches mit
ver Heinrich vor einem Vierteljahr auf
dem Milchwagen anbtachte und sehe
Dich fest vor mit, dann kann ich
kaum glauben, daß Du dieselbe List·
Lisa streichelle ihre Hand-.
»Das ist Dein Wett, Leutchen A
und Momer nicht zu vergesse-III
»Als-) fühlst Du Dich glücklich in
Meduse-etc Lisa?"
Die junge Ihm erröthege jäh: ihre
Lippen zuckten und die Auqu umfloes
ten sich.
»Jo. Taufe-dem sehr glücklich«, sagte
sie hastig. «
Frau von Rahnsdori sah ihr ernst
in das erregte Gesicht.
»Im sprichst Du nicht die Wahr
heit, Kind.«
Lisa erröthete noch mehr.
»So glücklich, nls ich sein lann«,
sagte sie leise. ,
»Das llingt schon anders, Kind.
Du sagst, Du möchtest immer hier
bleiben. Das wäre auch mein Wunsch.
iAbey liebes herz, - Du darsst nicht
vergessen, dase noch ein Anderer Rechte
an Dich hat«
, Jetsa erblaßte nnd tvollte aussprirp
»gen.
f »Bitte nicht« sprich nicht davon«.
jbat sie init dem alten itngsttichen Aus-·
Jdrntt
I Frau von Wahne-does hielt sie fest.
’ Bleib’.nur siyem Kind. Ei hilst
nichts, daß Du es machst wie der Bo
gel Strauß. Einmal musz wieder da
von gesprochen werden. Ich hab Dir
immer wieder nachaeaeben und dies
Thema abgebrochen, sobald Du dies
blasse, ängstliche Gesicht zeigtest. Aber
heute mußt Du mir Stand halten.
Hast Du wohl schon einmal bedacht.
in welch’ einer beinvollen Lage Dein
Mann ist«-»
Lisa war aus ihren Plah zuriielaes
stinken und saltete die Hände tmva
hast im Schoosr
»Er ist sa srei", hgte sie tonlos.
»Nein. das ist er nicht. Lisa. Er
ist weder srei noch gebunden, weder
Vogel noch Fisch. lind mit Dir ist exk
dasselbr. Aber du ledst hier in Still-T
nnd Zurückgezogenheit und wirst nicht
mit Fragen gequält. Er ist durch
seinen Berus gezwungen, täglich mir
vielen Menschen zu verteheen und se
der sriigt ihn« ob, seine junge Frau
noch immer nicht gesund ist. Jede sol
che Frage muß er mit einer Auirede
beantworten. Das geht nun nicht län
ger mehr an. Euer Verhältnis muß
tlargestellt tverden.« «
Lisa strich sich das Haar aus dem
blossen Gesicht und sah unruhig zur
Tante hiniiber.
»Ich tann nicht zu ibm zurückkeh
ren, liebe gute Taute. Schreib ian
das: ich bitte Dich-«
»Das mußt Du ihm selbst sagen,
mein liebes Kind. Jn jedem Briese
bittet er mich darum, Dich zu bestim
men, ihm eine Unterredung zu gewöh
ren: nnd länger tann ich ihm nun
nicht mehr abschreiben.«
Fortsetzung folgt)
—-—--—
Gemüte-menschen, diese Japaner.
Die Eingeborenen aus Formosa fühlen
sich zu den Segnungen der imporireri
ten Kultur nicht hingezogen und wol
ten unabhängig in ihren Bergen hau
sen, wie es die Vorfahren auch gethan
haben. Gegen die japanischen Trup
pen seyen sie sich zur Wehre und führen
einen« hartnäckigen Buschtrieg mit gro
ssen Verlusten siir den Gegner. Der
aber fühlt die Ausgabe in sich. sit-ill
siren zu müssen. Was thut er? Er
treist die Eingeborenen mit Zäunen
von Stacheldraht ein, die immer enger
zusammengezogen werden, bis man
einen ganzen hausen zusammenge
psercht hat und dann wird daraus tos
getnallt wie aus eine heerde wilder
Thiere. Ein englisches Magazin ver
diirgt sich siir die Wahrheit dieser Un
gaben und dann wird es wohl auch so
sein. denn mit puren Erfindungen
stritt man doch den Freund und Bun
desbruder nicht bloß.
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